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Veröffentlicht am 07.04.2019

Lebensgeschichten mit unterschiedlichen Sehnsüchten

Der Muschelsammler
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Anthony Doerr gibt uns mit „Der Muschelsammler“ acht unterschiedlich lange Erzählungen in die Hand. Wir bewegen uns auf verschiedenen Kontinenten, in unterschiedlichen Kulturen. Die Protagonisten müssen ...

Anthony Doerr gibt uns mit „Der Muschelsammler“ acht unterschiedlich lange Erzählungen in die Hand. Wir bewegen uns auf verschiedenen Kontinenten, in unterschiedlichen Kulturen. Die Protagonisten müssen meist mit größeren Veränderungen in ihrem Leben klarkommen. Funktioniert das ohne Probleme? Zerbrechen sie daran? Doch bei einigen scheint das Ende mehr als offen - zumindest für mich.

Mein Favorit der Erzählungen ist „Mkondo“. Zitat: „Mkondo ist das Strömen, Fließen, Laufen ……… zB. Strom, Zug; das Kielwasser eines Schiffes; eine Spur; das Laufen eines Tieres.“ Hier sehr passend für die Protagonistin Naima. Sie läuft und läuft. Wohin? Vor etwas davon? Etwas nach? Ist sie auf der Suche nach dem Sinn im Leben? Kann Ward ihr Leben bereichern, oder engt er sie ein? Lauter Fragen die im Zuge der Erzählung aufgegriffen und meiner Meinung nach gut beleuchtet werden. Auch hier bewegen wir uns auf zwei Kontinenten und sehen die Kulturunterschiede und die Schwierigkeiten der Menschen mit einer Umstellung.

Der Schreibstil hat für mich ab und zu etwas zu lange Schachtelsätze. Doch grundsätzlich gefallen mir die Beschreibungen der Personen und Lebensumstände. Gewöhnungsbedürftig war am Beginn des Buches auch die hohe Zeilenanzahl pro Seite. Nach den ersten Erzählungen wurde dies zwar nicht mehr so störend empfunden.

Zum Cover ist zu sagen, dass es wirklich treffend gewählt ist. In jeder der Erzählungen schwingt Sehnsucht als ein Thema mit. Genau das vermittelt mir dieses einsame Boot auf dem Meer. Sehnsucht – wonach auch immer.

Veröffentlicht am 18.03.2019

Als humorvoller Roman eine zu düstere Grundstimmung

Bestimmt schön im Sommer
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In „Bestimmt schön im Sommer“ zeigt uns die Autorin Marlene Fleißig eine junge Frau, die den Tod ihrer Schwester Adela nicht verarbeitet hat. Sie flieht von Galizien nach Deutschland. Wie von selbst versucht ...

In „Bestimmt schön im Sommer“ zeigt uns die Autorin Marlene Fleißig eine junge Frau, die den Tod ihrer Schwester Adela nicht verarbeitet hat. Sie flieht von Galizien nach Deutschland. Wie von selbst versucht sie hier das Leben ihrer Schwester zu leben. Nicht als bewusste Entscheidung, sondern sie rutscht täglich etwas tiefer hinein.

Erst nach Jahren findet sie den Mut in ihre Heimat zurückzukehren. Was wird sie vorfinden? Dort muss sie sich ihren Eltern und deren Trauerverarbeitung ebenso stellen, wie Mateu, den Freund Adelas und auch ihren eigenen Gedanken und Gefühlen. Mateu war ihr schon früher näher als Maria sich erlaubte. Doch wie reagiert er heute auf sie, wie reagiert Maria auf Mateu? Können die beiden über die Vergangenheit sprechen, oder wird der Mantel des Schweigens weiter verhindern, dass Bewegung in starre Gefühle kommt?

Mein Gefühl zu diesem Buch ist gespalten. Der Tod ist mit Sicherheit kein leichtes Thema. Umso schwerer scheint es hier auch Humor und Leichtigkeit mit einzuarbeiten. Stellenweise ist dies der Autorin ansatzweise gelungen, doch um als humorvoller Roman zu gelten, zu wenig, auch ist die Grundstimmung zu dunkel. Der Schreibstil ist interessant, ungewöhnlich, bildhaft. Er hat etwas an sich, dass an Poesie erinnert und gleichzeitig werden Ereignisse und Geschehen beinahe willkürlich von Gegenwart und Vergangenheit aneinander gereiht, sodass der Leser manchmal überlegen muss, in welcher Zeit er sich gerade befindet.

„Bestimmt schön im Sommer“ mag für jene Leser das richtige Buch sein, die an untypischen Erzählweisen, an Metaphern und dem Lesen zwischen den Zeilen Gefallen finden. Mir persönlich blieben einfach zu viele Fragen offen und die Protagonisten glichen Figuren eines Schattenspiels, mehr als Umrisse waren nicht zu finden. Ich konnte auch leider keine Entwicklung der Figuren, oder eine Botschaft erkennen. Im Hinblick darauf, dass es sich hier um ein Debüt handelt, gebe ich 3 Sterne.

Zum Cover möchte ich nur sagen, dass es mir sehr gefällt, in meinen Augen zur Vorankündigung des humorvollen Romans passt, nicht wirklich aber zum tatsächlichen Inhalt.

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Veröffentlicht am 19.12.2018

Kalter verschneiter Winter – heiße enge Hütte

Die Hütte im Schnee | Erotischer Roman
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Svenja Mund gönnt in „Die Hütte im Schnee“ ihren beiden Protagonisten Wanda und Max ein paar Tage ungestörten, hemmungslosen Sex in einer eingeschneiten Hütte.

Wanda bleibt mit ihrem Wagen liegen, als ...

Svenja Mund gönnt in „Die Hütte im Schnee“ ihren beiden Protagonisten Wanda und Max ein paar Tage ungestörten, hemmungslosen Sex in einer eingeschneiten Hütte.

Wanda bleibt mit ihrem Wagen liegen, als sie von Max gefunden wird, der sich ein paar Wochen Ruhe und Abgeschiedenheit in der Hütte vorgenommen hat. Die Wetterverhältnisse zwingen Wanda bei Max zu bleiben. Schon nach kurzer Zeit entwickelt sich zwischen den beiden eine ungewöhnliche sexuelle Beziehung.

Max erzählt ein paar seiner Sexgeschichten, wobei Wanda ihre nur erzählen kann, wenn sie Max tief in sich spürt. Im Laufe der Geschichte erfahren wir nicht sehr viel über die Protagonisten selbst, ihr Charakter ist für mich nur schemenhaft dargestellt, doch dafür einiges über ihre sexuellen Vorlieben.

Wandas Fantasie ist hierbei die, die die meiste Beachtung findet. Auch entwickelt sie sich zum aktiven, fordernden Part, die ihre narzisstische Veranlagung ungeniert hervorkehrt.

Für die Erzählungen wird immer wieder der Dirty Talk verwendet, den ich hier passend finde. Von den sexuellen Praktiken her bewegen wir uns sehr oft in Wiederholungen, da ist eher Wandas Fantasie für Neuerungen gut. Auch darf dem Leser die Erwähnung und detaillierte Beschreibung von Austausch und Spielen mit Körperflüssigkeiten nicht unangenehm sein.

Der Schreibstil ist leicht lesbar, flüssig, bildhaft und verrucht erotisch gehalten. Das Cover ist ansprechend gestaltet und lässt einen kleinen Einblick in die Geschichte zu.

Als Fazit möchte ich anmerken, dass ich zwar persönlich mit dem Schluss nichts anfangen konnte, mir die Charaktere etwas zu schemenhaft waren und die Handlungen zu viele Wiederholungen aufwiesen, ich aber dennoch auch Spaß beim Lesen hatte. Leser, die sich nach einer romantisch-erotischen Geschichte sehnen, oder jene, die eine harte BDSM-Story erwarten, werden mit „Die Hütte im Schnee“ nicht glücklich werden. Doch allen dazwischen kann ich nur raten selbst reinzulesen und sich ein Bild zu machen.

Veröffentlicht am 26.11.2018

Tolle Idee, Entwicklungsspielraum gegeben

Kurswechsel: Anker der Freundschaft
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Der Auftakt zur Merit-Reihe von Theda Gold macht die Kurzgeschichte „Kurswechsel: Anker der Freundschaft“. Hier übernimmt Merit aufgrund von Geldmangel einen Kurzzeitjob als Office-Girl an Bord der „Wind ...

Der Auftakt zur Merit-Reihe von Theda Gold macht die Kurzgeschichte „Kurswechsel: Anker der Freundschaft“. Hier übernimmt Merit aufgrund von Geldmangel einen Kurzzeitjob als Office-Girl an Bord der „Wind of Dreams“.

Merit rutscht nicht nur beruflich in eine Katastrophe, auch privat entwickelt sich etwas, oder vielleicht auch doch nicht?

Die Geschichte hat durchaus ihren Reiz. Es gibt einen Haupt und zwei bis drei Nebenstränge. Der Schreibstil von Theda Gold ist lesefreundlich und flüssig zu nennen.

Meine Interpretation von Merit ist, dass sie eine auf Äußerlichkeiten fokussierte junge Frau ohne viel Selbstbewusstsein ist. Sie beginnt zwar eine Entwicklung, doch aufgrund der doch recht wenigen Seiten kann sie damit nicht wirklich punkten. Eine Kurzgeschichte ist mit Sicherheit nicht einfach auf den Punkt zu bringen, und ja, es soll eine Reihe werden, doch für meinen Geschmack war hier leider am Ende etwas zu viel offen. Dass einer oder zwei Stränge in die nächste Kurzgeschichte führen ist keine Seltenheit, aber ich hatte das Gefühl, dass keiner wirklich abgerundet worden ist. Das finde ich schade.

Vielleicht würde Merit in einem längeren Roman eine bessere Figur abgeben, bzw. wenn man mehrere Kurzgeschichten hintereinander liest.

Veröffentlicht am 04.11.2018

Leicht und ohne Tiefgang

Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam
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Der Roman handelt von Lyn. Mit fast 40 Jahren trennt sie sich von ihrem Mann. Aus heiterem Himmel und ohne Vorwahrung stellt sie ihr Mann vor Tatsachen. Lyn nimmt ihre Koffer und geht. Hier wird die Zeit ...

Der Roman handelt von Lyn. Mit fast 40 Jahren trennt sie sich von ihrem Mann. Aus heiterem Himmel und ohne Vorwahrung stellt sie ihr Mann vor Tatsachen. Lyn nimmt ihre Koffer und geht. Hier wird die Zeit nach der Trennung beschrieben. Nelly Arnold hat versucht die Gefühlswelt und die Fragen in Bezug auf Neuanfang, Verlassen werden und die Vergangenheit in Frage stellen, einzufangen.

Ich habe das Buch innerhalb kurzer Zeit gelesen. Vom Lesefluss ein gutes Buch. Vom Inhalt war ich leider nicht so überzeugt.

An manchen Stellen kommt ansatzweise Humor durch, der sich aber nicht durchsetzen kann. Die Protagonistin selbst ist eine durchschnittliche Frau in einer durchschnittlichen Familie. Sicher kein leichtes Umfeld um eine Geschichte spannend, interessant oder witzig zu gestalten. Insoferne hat mir auch der Zug gefehlt. Es plätschert einfach so vor sich hin. Als Roman für zwischendurch, als Urlaubslektüre allemal gut geeignet.

Dazu kommt, dass ich mir unter dem Titel etwas anderes vorgestellt habe. Ok, Lyn ist nach der Trennung nicht einsam, aber ist sie auch ohne Mann? Mir ist die Grundaussage dahinter völlig klar, doch diesen einen Satz kann man eben auch anders auslegen.

Im Großen und Ganzen bin ich mit „Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam“ nicht ganz glücklich. Wie gesagt als Urlaubslektüre, oder wenn ich einfach ein leichtes Buch zwischendurch brauche; dafür ist dieses Buch wie gemacht.