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Veröffentlicht am 07.11.2018

Eine atmosphärische Zeitreise an den Prager Hof anno 1599

Alchimie einer Mordnacht
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Prag, Dezember 1599:


Christian Stern , studierter Mediziner und Alchimist, der Hauptprotagonist dieses Romans, bricht von Regensburg, wo er aufwuchs, auf - um einen Monat später sein Ziel zu erreichen: ...

Prag, Dezember 1599:


Christian Stern , studierter Mediziner und Alchimist, der Hauptprotagonist dieses Romans, bricht von Regensburg, wo er aufwuchs, auf - um einen Monat später sein Ziel zu erreichen: Prag.

Kurz nach seiner Ankunft entdeckt er ein lebloses Mädchen im Schnee unterhalb der Prager Burg - im "Goldenen Gässchen" - entsetzt, da das Mädchen allem Anschein nach ermordet wurde, meldet er dies bei der Wache - und gerät selbst in Verdacht, wird eingekerkert, bis Philipp Lang, engster Vertrauter des Kaisers Rudolf II., ihn befreit, um ein Gespräch mit ihm zu führen, das der Kaiser - unsichtbar - mitanhört. Letzterer lernt nun den jungen Stern selbst kennen und hält es für ein gutes Omen, dass er an den Hof kam, da ihm träumte, dass ein Stern von Westen kommen würde: Rudolf II. beauftragt Stern, den Mörder des Mädchens, das Magdalene Kroll hieß und die Tochter des angesehenen und ebenfalls sehr mächtigen Dr. Kroll war, ausfindig zu machen. Wird dies dem jungen Christian Stern gelingen?

John Banville alias Benjamin Black gelingt es durch seine sprachliche Virtuosität sehr gut, das Unbehagen Sterns, der sehr schnell die von Intrigen und Verstellungen der Höflingen geprägte Stimmung am Hof wahrnimmt, darzustellen: Diese etwas unheimliche und auch unberechenbare Atmosphäre überträgt sich alsbald auf den Leser, da diese den gesamten Roman durchdringt; mir fehlte allerdings über weite Strecken der ersten zwei Romandrittel etwas die Spannung; auch wenn die dunklen Enthüllungen und zwielichtigen Mächtigen sowie Verschwörungstheorien sehr gut historisch in den Roman eingebettet sind: Erst mit der Reise nach Most, als Stern den Assistenten des berühmten Dr. Dee, Kelley, zurück nach Prag bringen soll, kommt in Sachen Spannung Fahrt auf. Dennoch ist "Die Alchimie einer Mordnacht" sehr unterhaltsam, atmosphärisch und von einer gewissen Dunkelheit durchdrungen, die der Zeit der Intrigen und Spionage sicher sehr gut angepasst - und angemessen ist. Es wird dem Leser auch klar, wie sehr die Mächtigen dieser Zeit auf ihre Spione angewiesen waren (z.B. Elizabeth I., Philipp von Spanien und auch Rudolf II.), um ihre Position zu behalten; so mancher geriet - zuweilen grundlos - in Ingtrigenfallen und zahlte so mit seinem Leben.

Nach einem spannenden Plot endet dieser fiktive historische Kriminalroman damit, dass Christian, dessen "Stern" längst zu sinken begann, die Flucht nach Norden antritt....
Die Nachbemerkung des Autors gibt Einblicke in die fiktiven Personen und denjenigen, die historisch belegt sind bzw. deren Persönlichkeit im Roman entfremdet wurden (Bsp. die Mätresse und Geliebte des Kaisers, Frau Sardo).

Fazit:

Ein brillant, gut recherchierter und sehr detailreicher, düsterer historischer Kriminalroman, der den Leser mitnimmt ins Prag des beginnenden 17. Jahrhunderts; der jedoch etwas detailverliebt, langatmig und ohne rechte Spannung auskommen muss, bis er im letzten Drittel an Fahrt aufnimmt: Ein farbenprächtiger Einblick in intrigante und düstere Machenschaften am Hofe Rudolfs II. und ein historisches Prag-Portrait, das sich dennoch sehr zu lesen lohnt. Von mir gibt es 4* und eine Leseempfehlung sowie 88° auf der "Krimi-Couch".

Veröffentlicht am 23.07.2018

Ein gelungenes Début

Der Kreidemann
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"Der Kreidemann" ist das Début der englischen Autorin C.J. Tudor und erschien (HC, gebunden) im Goldmann-Verlag, 2018.


Inhalt:

"Niemals konnte Eddie den Tag des schrecklichen Unfalls vergessen. Damals ...

"Der Kreidemann" ist das Début der englischen Autorin C.J. Tudor und erschien (HC, gebunden) im Goldmann-Verlag, 2018.


Inhalt:

"Niemals konnte Eddie den Tag des schrecklichen Unfalls vergessen. Damals begegnete der 12Jährige dem Kreidemann zum ersten Mal. Und der erzählte Eddie von den Zeichnungen - geheimen Botschaften, die außer Eddie und seinen Freunden niemand verstand. Erst hat es Spaß gemacht, aber dann führten die Kreidefiguren sie zu der ersten Toten. Dreißig Jahre später erhält Ed einen Brief, der die alten Wunden brutal aufreißt: Die Vergangenheit kehrt zurück, und der Kreidemann geht wieder um - rätselhaft, bedrohlich, unberechenbar."
(Quelle: Buchrückentext)

Das vorliegende Erstlingswerk ist zwar mit dem Genre "Thriller" untertitelt, ich finde jedoch, dass es sich eher um einen Kriminalroman handelt, der durchaus Thrillerelemente beinhaltet, jedoch durch subtilen Spannungsaufbau überzeugen kann und einen außergewöhnlichen Schreibstil aufweist, der sehr echt, ehrlich und authentisch zu lesen ist, was durchaus mit dem Alter des Protagonisten Eddie Adams, von seinen Freunden "Eddie Munster" genannt, zu tun hat: Er ist 12 Jahre alt und versucht, den Anfang der Geschichte mit dem Kreidemann zu beschreiben, die 1986 auf dem Jahrmarkt einer fiktiven Kleinstadt namens Anderbury im Süden Englands ihren Anfang nahm:

Hier wird das "Waltzer-Mädchen" durch einen tragischen Unfall eines schlecht gewarteten Fahrgeräts schwer verletzt - und Eddie begegnet erstmals seinem späteren Lehrer Mr. Halloran, der ihn in Englisch unterrichten wird: Beide retten vermutlich dem hübschen Mädchen das Leben - und ahnen noch nichts von den Folgen ihrer Hilfeleistungen.... Mr. Halloran ist kein gewöhnlicher Mann, sondern ein Albino, was ihn de facto bereits zum Außenseiter deklariert; er besucht das Mädchen im Krankenhaus und gerät in Verdacht, ihren Tod verursacht zu haben. Was hatte Mr. Halloran tatsächlich vor? Hatte er etwas mit dem Mord zu tun?

C.J. Tudor versteht es in sehr großer Klarheit, die durch das Alter von Eddie - besonders 1986 - geprägt ist, die Geschichte um den Kreidemann aufzurollen; in der Ich-Perspektive geschrieben, springt die Handlung immer zwischen 1986 und 2016 hin und her, was die Spannung stetig steigert. Auch ein wenig typisch britischen und durchaus schrägen Humor konnte ich finden, wenn Ed etwa den Kater der Mutter betreuen soll, den "Hannibal Lector" unter den Katern....

Man lernt die Freunde Eddies kennen und die Familien, in denen sie aufwachsen: Fat Gav, Metal Mickey, Hoppo und Nicky, das einzige Mädchen der Gang. Was als Spiel begann, in dem man sich (jeder in der ihm eigenen Farbe) mit Kreidezeichen Nachrichten schreibt, sich trifft - wird zu einem Mordfall, als Kreidezeichen zu einem ermordeten Mädchen führen...

Nach dem ersten Drittel nimmt die Geschichte immer mehr Fahrt an Spannung auf und es geht nicht nur um die Aufklärung des Mordes, sondern auch um persönliche Veränderungen, das Älterwerden, Demenz und Tod. Hier gefielen mir viele lebenskluge und teils philosophische Sätze, die die Autorin zuweilen in die Geschichte einbaut; zu Herzen geht die beginnende und stetig voranschreitende Demenz des Vaters von Ed - und sehr authentisch wird beschrieben, wie jener Vater immer mehr in die Welt des Vergessens abdriftet.... Thema ist aber auch das Kind in uns, das uns auch als Erwachsene auszeichnet: Ed war eher der Außenseiter der Gang, mochte keine Abenteuer und sammelte Schätze (Briefmarken, Modellautos, die er akribisch hortet, um "Herr über diese Sachen zu sein" - besonders nach dem Unfall auf dem Jahrmarkt. Ich fand den Protagonisten sowohl als 12Jährigen als auch als Erwachsener sympathisch - und den unvorhersehbaren Plot sehr gelungen; auch der klare und schnörkellose Schreibstil konnte mich durchaus begeistern.

Fazit:

Ein wirklich lesenswertes Début, das ich besonders Fans von subtiler Spannung empfehlen kann. Mich konnten Stil, Charaktere und die Tiefgründigkeit überzeugen und ich vergebe 4* und 90° auf der "Krimi-Couch" für das Début von C.J. Tudor - Ich hoffe, es wird noch mehr von ihr zu lesen sein!

Veröffentlicht am 16.06.2018

Das Glück wohnt im Kopf

Das Glück wohnt im Kopf
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Das gut gegliederte Sachbuch "Das Glück wohnt im Kopf" von Christine Wunsch erschien 2018 im Verlag Athesia; das leuchtend orangenfarbene Cover deutet bereits hin, worum es geht: Um menschliches Glück ...

Das gut gegliederte Sachbuch "Das Glück wohnt im Kopf" von Christine Wunsch erschien 2018 im Verlag Athesia; das leuchtend orangenfarbene Cover deutet bereits hin, worum es geht: Um menschliches Glück - und wieweit er selbst dafür verantwortlich ist, sein eigenes Leben glücklich zu gestalten.


Insofern ist es auch eine literarische Form von "Gestaltarbeit" der menschlichen Psyche, die in mehreren Trainingseinheiten für mehr Glücksmomente im Alltag sorgen kann. Die Umsetzung in 16 Kapiteln auf insgesamt 173 Seiten finde ich sehr gelungen und empfehle, sich etwas Zeit für das Buch (und die Übungen) zu nehmen...

Die Sprache der Autorin, die auch Seminare über diese Thematik gibt, ist sehr klar und verständlich. In den einzelnen Abschnitten gibt sie viele Beispiele und erklärt die Dinge, auf die es beim glücklich(er) sein ankommt:

So werden z.B. die folgenden Inhalte angesprochen, die auch sehr affin mit der Achtsamkeitsforschung und der Psychologie sind z.B.
- Verantwortung für das eigene Leben übernehmen
- im 'flow' sein, Hobbys nachgehen, die Freude geben und glücklich machen
- Neues ausprobieren, lernen
- dankbar sein
- Freundschaften pflegen
- sich von Negativem trennen (positiv Denken als Grundhaltung)
- Verzeihen (können)
- den Fokus auf sich selbst richten (Selbstannahme, Eigenliebe)
sich selbst ein Freund sein (innere Ressourcen)
- sich ZEIT für sich selbst und die eigenen Bedürfnisse nehmen
- nach den eigenen Werten leben (und Reflexion darüber).

Als Quintessenz der Übungen lässt sich feststellen, dass der Schlüssel zum nachhaltigen Glücklichsein im Positiven Denken liegt: Hier ist ein Training möglich, negative Gedanken zu verabschieden - und es langfristig durch positives Denken zu ersetzen! Hier gefiel mir besonders die Visualisierung - da man auch gedanklich viel mit Bildern arbeiten kann und diese uns helfen können, erlittene Verletzungen, Enttäuschungen weniger Raum zu geben, bis sie ganz verschwinden. Viele schöne Farbfotos und Zitate lockern die einzelnen Kapitel auf. Ein Dank und Literaturhinweise sowie einige Seiten eines "Dankbarkeitstagebuchs" runden das Sachbuch positiv ab.

Fazit:

Ein lesenswertes Sachbuch, das den aufmerksamen Leser anleiten kann, Denkstrukturen zu verändern und glücklicher zu leben. Das anregt, ein Bewusstsein zu schaffen, um negative Gedanken abzulegen und durch positive Gedanken zu ersetzen, zu sich und seinen Entscheidungen zu stehen - und vor allem, sich selbst ein Freund zu sein. Denn eines steht fest: "Wer sich selbst nicht geholfen hat, kann auch anderen nicht helfen" (die inzwischen verstorbene sehr kluge Mutter einer Freundin).
Von mir erhält das Sachbuch mit einer Leseempfehlung 4*.

Veröffentlicht am 16.06.2018

Bezaubernder Sommer- und Liebesroman um alte Rosensorten...

Ein Sommer im Rosenhaus
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Sandra Bellmann, ihres Zeichens Botanikerin, wird früh Witwe, da die Hamburgerin ihren Mann verliert, der gerade mal 47 Jahre alt wurde und mit dem sie zwei Kinder, Tom und Tine, hat....

Zwei Jahre später: ...

Sandra Bellmann, ihres Zeichens Botanikerin, wird früh Witwe, da die Hamburgerin ihren Mann verliert, der gerade mal 47 Jahre alt wurde und mit dem sie zwei Kinder, Tom und Tine, hat....

Zwei Jahre später: Die Jüngste geht aus dem Haus, um in Harvard zu studieren und Sandra überlegt, wie ihr mit ihrem Leben - sie ist Ende 40 - ein Neustart glücken könnte, als sie eine Annonce im Internet entdeckt: Ein altes Gärtnerhaus, einstmals zu dem Gut von Bantekow gehörend, steht samt Rosengarten zum Verkauf. Könnte dies eine neue Lebensaufgabe sein, die sie sich dringend wünscht?

Kurzentschlossen bietet sie - und bekommt den Zuschlag. Die Immobilie besichtigend, stellt sie fest, dass vieles renoviert werden muss und der alte Rosengarten, einst von Theodor von Bantekow angelegt, in einem bedauernswerten Zustand ist. Ob ihre Pflanzenkenntnisse da ausreichen? Immer wieder wird sie von Zweifeln geplagt, ob sie es schafft, die kostbaren alten Rosensorten zu retten und beschließt, einen Experten anzuheuern. Der "Fachmann" in persona von Julian Baker, seines Zeichens Experte bei der Kultivierung von Rosen in einem Londoner Park, nimmt sich der Aufgabe der neuen Stelle und mit derselben Leidenschaft für die wunderschönen Rosen wie Sandra sie besitzt, an. Doch was hat es mit ihm und dem alten Gutshof auf sich? Gibt es da Verbindungen? Und weshalb ist er zunächst sehr spröde, fast unfreundlich Sandra gegenüber - ebenso wie sie ihre "Stacheln ausfährt"?

Spannend ist dieser wirklich bezaubernde Rosen- und Sommerroman zu lesen, der in Usedom an der Ostsee verortet ist und in dem sich die beiden Hauptprotagonisten nach und nach ineinander verlieben. Der Schreibstil der Autorin ist sehr gut zu lesen, die Charaktere authentisch, auch die Nebenfiguren gut portraitiert und man erhascht als LeserIn auch Zusammenhänge, wie wertvoll sehr alte Rosensorten sind, die auf Züchtungen aus dem 19. Jahrhundert zurückgehen und es mehr als wert sind, erhalten zu werden; wie man sie kultiviert, okkuliert und kreuzt. Diese Details und die Beschreibung dieser "Königinnen der Blumen" fand ich sehr gelungen; ebenso die Atmosphäre und die verständliche Unsicherheit, ob Sandra dieser nicht einfachen Aufgabe wirklich gewachsen ist. Ein glücklicher Zufall (?) beschert ihr jedoch Julian, den Experten aus England, und jeder hält etwas in Händen, was die geplante Rosenschule in greifbare Nähe rücken lässt ;)

Fazit:

Ein lesenswerter, bezaubernder Frauenroman, der in die Gattung "Sommer-Wohlfühlroman" gehört und trotz einiger Stereotypen dennoch nie ins Seichte oder Triviale abgleitet, jedoch auch eine Prise Romantik beinhaltet. Ein Roman, der besonders Frauen aufzeigt, dass es sich in jedem Alter lohnt, seine Träume Wirklichkeit werden zu lassen, wenn frau nur an sich glaubt! Von mir (als Gärtnerstochter) gibt es für diese schöne und stimmige Romanidee und dem Einblick in die große Kunst, Rosen zu kultivieren, 4 Sterne und eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 05.06.2018

Madame le Commissaire und die 'unfreiwillige Absenz'

Madame le Commissaire und die tote Nonne
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Bei "Madame le Commissaire und die tote Nonne" von Pierre Martin handelt es sich um den 5. Band der Reihe um die toughe Kommissarin Isabelle Bonnet, die hier nicht mehr in Paris, wo sie durch einen Bombenanschlag ...

Bei "Madame le Commissaire und die tote Nonne" von Pierre Martin handelt es sich um den 5. Band der Reihe um die toughe Kommissarin Isabelle Bonnet, die hier nicht mehr in Paris, wo sie durch einen Bombenanschlag verletzt wurde ermittelt, sondern in ihrem Geburtsort Fragolin - mitten in der schönen Provence.


"Vom Rand einer steil abfallenden Klippe, wo man eigentlich unter hohen Aleppo-Kiefern wunderbar den Sonnenuntergang genießen könnte, bietet sich Isabelle Bonnet ein alles andere als idyllischer Anblick: Unten auf dem Felsen liegt eine Leiche, unverkennbar in Ordenstracht gewandet. Mme. le Commissaire misstraut der ersten Schlussfolgerung ihrer Kollegen, die Nonne sei abgestürzt - und sie behält recht. Sie nimmt ihre Ermittlungen auf, die sie zu einem einsam, aber malerisch gelegenen Kloster im Massif des Maures führen. Bald hat sie mehr als einen Verdächtigen. Doch wer würde so weit gehen, eine Nonne zu ermorden? (Quelle: Buchrückentext)

Meine Meinung:

Ein sehr unterhaltsamer, auch etwas beschaulicher Regionalkrimi à la Provence, in dem eine scharfsinnige junge Kommissarin einen verzwickten Fall vor der Nase hat, der ihre ermittlerischen Fähigkeiten fordert: Wer könnte ein Interesse daran haben, dem zuerst angenommenen Sturz von der Klippe einer Nonne "nachzuhelfen", die gerade Wildkräuter sammelte? Hier muss erstmal die Identität geklärt werden, da sich herausstellt, dass die Nonne einem Kloster zugeordnet werden muss - und in der "Welt draußen" einen anderen Namen besaß als im Kloster "Monastère des bonnes soeurs", das einsam und abgeschieden, aber malerisch mitten im Wald liegt. Es gab Drohbriefe, die nicht ernst genommen wurden und ein zweites Opfer. Wer könnte ein Interesse daran haben, dass die Nonnen das von einer Stiftung der wohlhabenden Familie Falcon-Fontalliers finanzierte (und das bis in alle Ewigkeit) Kloster verlassen sollen?

Hier ist kriminalistischer Spürsinn wie auch gute Kontakte zur Welt der Reichen und Schönen gefragt: Über beides verfügt Mdme. le Commissaire, die nicht davor zurückschreckt, auch mal kleine Lügen aufzutischen, wenn es um ermittlungstechnische Fragen geht. Durch ihren Freund Rouven lernt sie die reiche Familie der Falcon-Fontalliers kennen, die entsetzt auf die Ereignisse reagiert. Im Zuge der Ermittlungen machen sich die Nachwirkungen des Pariser Attentats bemerkbar, die Isabelle nicht länger übersehen kann...

Erheiternd fand ich (ohne die Vorgänger der Reihe zu kennen) den Sergeanten Apollinaire, der es liebt, verschiedenfarbige Strümpfe zu tragen, gerne Isabelles Anweisungen résümiert und sehr konzentriert Auto fährt; sich auch über jedes Lob freut und ganz und gar nicht auf den Kopf gefallen ist, hier punktet der Krimi mit recht witzigen Dialogen, die ihm die bekannte südfranzösische "Leichtigkeit" geben. Auch atmosphärisch kann man das Kloster im tiefen Massif des Maures vor sich sehen sowie sich die Gerichte vorstellen, die verspeist werden - und sehr provencealisch sind.

Das Privatleben der Kommissarin ist ebenfalls Teil des Unterhaltsamen: So ist sie sowohl mit dem Bürgermeister von Fragolin, Thierry liiert als auch (ab und zu) mit Rouven, der scheinbar in einer anderen Welt lebt und für den Geld keine Rolle spielt, der jedoch ebenfalls ein großes Interesse an der Liaison zu Isabelle hat, dem sie zuweilen gerne nachgibt.

Fazit:

Ein unterhaltsamer cosy-crime à la Provence, der mit mäßiger Spannung aufwartet, die jedoch am Ende doch noch in Fahrt kommt und mit einem stimmigen, unvorhersehbaren Plot endet. Ein durchaus lesenswerter Ferienkrimi, der den Leser zum Schmunzeln bringt und die "mediterrane Leitigkeit des Seins" sehr gut widerspiegelt. Auch eine Hommage an die Provence. Ich habe ihn gerne gelesen und vergebe 4* und 87° auf der "Krimi-Couch".