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Veröffentlicht am 11.11.2019

Ein ruhiger Cold Case Fall

Verborgen im Gletscher
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Im Zuge der Schmelze der Geltscher in Island wird eine Leiche freigelegt, die einen 30 Jahre alten Vermisstenfall wieder ins polizeiliche Interesse rückt.

Konrad ist ein pensionierter Polizist, der damals ...

Im Zuge der Schmelze der Geltscher in Island wird eine Leiche freigelegt, die einen 30 Jahre alten Vermisstenfall wieder ins polizeiliche Interesse rückt.

Konrad ist ein pensionierter Polizist, der damals in dem Fall ermittelt hat. Da ihn der Fall nie ganz losgelassen hat mischt er sich in die Ermittlungsarbeit ein und sucht nach neuen Informationen.
Die Person Konrad wird dabei gut dargestellt mit seinen verschiedenen Facetten und einer gewissen inneren Zerissenheit. Wer die Reihe um Erlendur des selben Autors kennt, wird aber merken, dass Konrad eine nicht ganz so düstere Sicht auf die Dinge hat, was sich auch in der Beschreibungen wieder spiegelt. Die meisten anderen Personen bleiben eher oberflächlich.

Der Schreibstil ist angenehm und lässt sich gut lesen.
Arnaldur Indriðason schreibt ruhig und realistischer im Bezug auf die Dauer polizeilicher Ermittlungen als manch anderer Autor - insbesondere in diesem Cold Case, in dem Kornad nicht offiziell ermittelt. Dies hat jedoch zur Folge, dass der Krimi am Anfang zwar Spannung aufbaut, dieser aber wieder relativ rasch abfällt und erst im letzten Drittel des Buches wieder anzieht. Es gibt nicht wirklich einen kontinuierlichen Spannungsbogen.
Es gibt viele Personen, die nur einmal auftauchen, Sackgassen, die nicht weiter führen und Dinge, die einfach Zeit brauchen. Wirklich miträtseln, wer möglichweise der Täter war, ist hier nicht möglich.

Wem der Schreibstil von Indriðason gefällt und wem eine kontinuierliche Spannung nicht wichtig ist, der bekommt ein nettes Buch, das sich gut lesen lässt und auch für ein "mal kurz ein paar Kapitel lesen" geeignet ist. Es fällt einem doch relativ leicht das Buch aus der Hand zu legen.

Wer hingehen einen Krimi mit Spannung und Action sucht und einer eher klaren Linie ohne viele Abzweigungen, die nirgendwo hin führen, für den ist dieses Buch nicht das richtige!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Geschichte
  • Stimmung
  • Figuren
Veröffentlicht am 12.12.2018

Eine interessante Liebesgeschichte mit Luft nach Oben

Zwei wie du und ich
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Das Buch ist eine Liebesgeschichte zweier Frauen, die sich in ihren Chef verlieben. Das war es fast schon an Gemeinsamkeiten, welche die beiden haben. Ihre Charaktere sind völlig unterschiedlich. Kate ...

Das Buch ist eine Liebesgeschichte zweier Frauen, die sich in ihren Chef verlieben. Das war es fast schon an Gemeinsamkeiten, welche die beiden haben. Ihre Charaktere sind völlig unterschiedlich. Kate ist lebhaft und offen, hat aber guten Grund Hals über Kopf auf einen Pferdehof eines berühmten Springreiters zu flüchten. Annie ist eher schüchtern und zurückhaltend und von Selbstzweifeln und Ängsten geplagt.

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht der beiden Frauen geschrieben. Bei Annie und ihrem Chef Stephen entwickelt sich alles super schnell und plätschert dann erstmal vor sich hin. Mark hat eine deutlich härtere Schale gegenüber Kate, was die Geschichte interessanter macht. Zudem gibt es deutlich mehr Witz in Kates Abschnitten.

Kate fand ich sehr sympathisch, Anni jedoch leider deutlich weniger. Teilweise hatte ich das Bedürfnis in der Mitte des Buches Kapitel zu überfliegen, weil die Geschichte eher zu gut um wahr zu sein ist und länger vor sich hin plätschert.

Im letzten Drittel kommt dann jedoch nochmal Spannung auf, insbesondere in der Geschichte von Annie und die Fäden werden zusammengeführt, sodass man als Leser auf vieles plötzlich versteht, was vorher nicht offensichtlich war.
Die Wende ist tatsächlich eine der überraschendsten, die ich je in einem Buch gelesen habe.

Allerdings bin ich auch fast etwas enttäuscht von der Wende, weil ich sie, aus verschiedenen Gründen (u.a. den Charaktereigenschaften und Problemen) für eher unrealistisch halt.
Auch manche Erklärungen fand ich nicht schlüssig, weil sie einfach nicht ganz passten für mich und ein wenig zu konstruiert wirkten.

Das Ende wiederum ist mir dann zu wenig tatsächlicher Abschluss eines wesentlichen Punktes und gleichzeitig etwas zu übertrieben glücklich. Ich finde ein schönes Ende auch toll, aber mir gefallen dezente, realistische Ende besser, als solche Übertriebenen.

Das Buch gefällt mir nicht schlecht, ich würde es aber glaube ich nur bedingt empfehlen - Anni ist mir einfach zu unsympatisch bzw. ihre Geschichte über weite Teile des Buches einfach zu nervig .
Vielleicht hätte man das Ganze ein bisschen weniger dramatisch im Hinblick auf die Psyche gestalten sollen, dann wäre es vielleicht glaubhafter geworden und Anni nicht so fürchterlich naiv.

Da ich das Buch in Abschnitten gelesen habe, kann es aber auch möglich sein, dass jemand, der das Buch in einem Rutsch liest, das anders empfindet, da man dann schneller eine Entwicklung sieht bzw. kleine Andeutungen vielleicht nicht in der nächsten Woche wieder vergessen hat

Veröffentlicht am 13.11.2018

Ein netter Einblick für "Fachfremde"

Gangsterblues
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Das Buch Gangsterblues handelt von Geschichten, die dem Autor und Gefängnisarzt von (meist) Häftlingen erzählt wurde. Allerdings stellt er dabei am Anfang klar, dass die Geschichten mit anonymisiert wurden ...

Das Buch Gangsterblues handelt von Geschichten, die dem Autor und Gefängnisarzt von (meist) Häftlingen erzählt wurde. Allerdings stellt er dabei am Anfang klar, dass die Geschichten mit anonymisiert wurden (soweit klar - alles andere wäre auch sehr unethisch) und fiktional weitergsponnen und verändert wurden.

Die verschiedenen Kapitel handeln nicht von der Straftat an sich, sondern von den subjektiven Auswirkungen auf die Täter und deren Leben; also dem Schicksal der Täter (und manchmal Opfer).
Dabei sind die Erzählungen recht sachlich geschrieben und aus einer professionellen Distanz heraus. Wer fesselnde Kurzgeschichten erwartet wird daher enttäuscht werden. Der Schreibstil gefällt mir für diese Art Buch gut, schildert der Autor doch seine Sichtweise als die eines Beobachters / Zuhörers. Sie geben einen Einblick in die Strafanstalten und die Geschichten der Straftäter, die schon mehr auf dem Kerbholz haben, als ein kleiner Ladendiebstahl.
Dabei findet der Autos in fast allen Charakteren etwas sympatisches bzw. einen Grund für das Handeln.

Was mich an den Geschichten stört, ist, dass man nicht weiß, was nun tatsächlich Realität ist und was Fiktion - ist der Hauptteil der Geschichte tatsächlich so passiert oder hat ist die Hälfte eh dazu erfunden?
Das nimmt für mich einen Teil des Reizes.

Für jemanden, der sich noch nie mit dem Bereich Haft oder Straftäter beschäftigt hat, für den mag das Buch ein guter Einblick sein, zu erfahren, wie es so abläuft und wie sich das Leben dieser Menschen gestaltet. Auch, um zu erkennen, das es nicht "den Straftäter" als Klischee gibt, sondern viele verschiedene Facetten dessen, von mutmaßlich unschuldig, über skupellose "Gangster" auf Lebenszeit.
Für diejenigen, die in dem Bereich arbeiten - wie ich - ist das Buch allerdings keine große Überraschung. Ich habe in meinem Bereich schon viele derartige Geschichten gehört - persönlich oder aus Erzählungen von Kollegen, dass mir aus dem Buch keine wirklich nachhaltig in Erinnerung geblieben ist.

Ich fand daher das Buch recht nett und unterhaltend, aber wirklich mitgerissen und gefesselt hat es mich nicht.
Wer einen Einblick bekommen möchte in die Welt der Haftanstalt und die Geschichten von Häftlingen, für den ist das Buch sicherlich einen Blick wert.
Wer wirklich spannende Geschichten sucht oder tatsächliches "true crime", der wird von diesem Buch eher enttäuscht sein.

Veröffentlicht am 29.10.2018

Eine nicht ganz so rasante Jagd

Hasenjagd
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Hasenjagd ist der 6. Band der skandinavischen Reihe um Joona Linna von Lars Keplar. Ich habe nicht alle vorangegangenen Bücher gelesen, aber zwei. Der Stil des Autorenduos war mir daher bekannt.
Es ist ...

Hasenjagd ist der 6. Band der skandinavischen Reihe um Joona Linna von Lars Keplar. Ich habe nicht alle vorangegangenen Bücher gelesen, aber zwei. Der Stil des Autorenduos war mir daher bekannt.
Es ist aber nicht unbedingt notwendig die Bücher der Reihe zu kennen.

Die Geschichte startet sehr rasant mit einer Prostituierten, die von ihrem Kunden in dessen Haus misshandelt wird und plötzlich den Mord an eben jenem miterlebt. Der Mord ruft den Staatsschutz auf den Plan, denn das Opfer ist der Außenminister und es wird Terrorismus vermutet. Die Tat wird daher verschiegen.
Dass tatsächlich Terrorismus die Ursache ist oder doch ein persönliches Motiv vorliegt, darüber beginnt der Leser schnell zu grübeln.

Auch Joona Linna, der nach dem vorangegangenen Buch der Reihe in der JVA einsitzt, wird in den Fall mit einbezogen, da die Ermittlungen nicht recht voran kommen. Um zu ermitteln bekommt er einige Tage Freigang.
Ihm steht seine Kollegin Saga Bauer zur Seite.

Nachdem das Buch sehr rasant beginnt, tauchen sehr viele Personen auf, die scheinbar nicht mit der Tat in Zusammenhang stehen. Daraus ergeben sich diverse Handlungsstränge, die den Leser zwar erfolgreich verwirren, mir aber gleichzeitig in dem Mittelteil des Buch auch die Spannung genommen haben.
Man hat zwar die Vermutung, dass alles schon irgendwie zusammen passen wird, aber die Ermittlungen an sich und die Morde rücken zu den Nebencharakteren fast in den Hintergrund. Teilweise musste ich mich fast dazu motivieren am Ball zu bleiben und die Seiten nicht nur zu überfliegen. Hier hätte man kürzen können!

Das letzte Drittel nimmt dann plötzlich Fahrt auf und es wird tatsächlich spannend. Da bin ich nur so durch die Seiten geflogen.
Am Ende fügt sich das meiste zusammen und die Auflösung ist gut gemacht, im Rückblick versteht man auch die Zusammenhänge und Hinweise.


Die Geschichte ist dabei in der Gegenwartsform geschrieben und die Darstellungen sind durchaus explizit und ungeschönt im Hinblick auf die Gewaltszenen. Das wusste ich aber bereits. Manche mögen das als zu blutig oder brutal ansehen, mich stört das nicht, zumal das Genre ein skandinavischer Krimi ist. Für meinen Geschmackt sind es aber doch ein paar viele Kollateralschäden, die halt so passieren.
Der Schreibstil ist ansonsten angenehm und gut. Die Atmosphären ist nicht so düster wie von skandinavischen Krimis gewohnt.

Die vermeintlichen Protagonischen Saga und Joona haben mich nicht so gepackt, wobei ich sie aus den vorherigen Büchern kenne. Sie werden fast etwas blass gezeichnet. Rex dagegen, einer der Nebencharaktere, wird fast zum Hauptcharakter und ist sehr gut und lebendig beschrieben.

Ein Kritikpunkt ist für mich die Übersetzung - der Titel verwirrt, da im Buch fast ausschließlich von Kaninchen gesprochen wird, nicht von Hasen. Auch sind manche Übersetzungen nicht ganz glücklich gewählt.

Fazit:
Das Buch hat mich nicht so sehr gepackt, dazu waren im Mittelteil zu viele Längen. Das Buch ist mit 650 Seiten auch sehr lang, 200 Seiten weniger hätten dem Buch nicht geschadet. Dann wäre ich wahrscheinlich durch das Buch geflogen wie am Ende. Für mich schwächelt dieser Teil der Reihe im Vergleich zu den beiden anderen, die ich bereits gelesen habe.
Wenn das Buch Spannung aufgebaut hat, dann ist es aber sehr gut beschrieben und mitreißend. Allerdings sollte man nicht zu zart besaitet sein. Dieser Krimi gehört im Bezug auf die Gewaltdarstellungen zu den härteren Skandinavienkrimis - mich hat es nicht gestört.

Ich kann das Buch daher nur bedingt weiter empfehlen. Das Buch ist ein guter Krimi mit einigen Längen, aber kein rasanter Thriller, bei dem man das Buch nicht aus der Hand legen kann.
Wer Längen im Kauf nimmt, bekommt dafür aber ein Buch, das Hacken schlägt und diverse echte und falsche Hinweise an den Leser gibt und ihn zum Nachdenken anregt.
Und am Ende fügt sich auch fast alles zusammen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Atmosphäre
  • Geschichte
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.07.2018

Man muss nicht perfekt sein

Verrücktes Herz
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Das Buch Verrücktes Herz handelt von Ava, einer Frau, der Mann, zwei erwachsene Kinder und der Haushalt über den Kopf wachsen und sie schlussendlich krank machen. Ava wird in eine psychiatrische ...

Das Buch Verrücktes Herz handelt von Ava, einer Frau, der Mann, zwei erwachsene Kinder und der Haushalt über den Kopf wachsen und sie schlussendlich krank machen. Ava wird in eine psychiatrische Klinik eingewiesen.
Dort lernt sie neue Menschen kennen und lernt viel über das Leben, die Liebe und die Freundschaft.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Zum einen finde ich den Aspekt "man muss nicht perfekt sein und es allen recht machen", der sich durch das ganze Buch zieht, unheimlich wichtig und richtig. Das geht tatsächlich einfach nicht und macht auf dauert krank - wie es auch Ava erfährt.
Zudem sind die Charaktere einfach unheimlich sympatisch, einfach weil sie alle Schrullen und Macken haben. Und sie alle machen eine Veränderung durch.
Allerdings (und dies muss, wenn man sich mit psychischen Erkrankungen auskennt gesagt werden), sind die Charaktere überzogen, ebenso, wie die Krankheiten verharmlos bzw. vereinfacht werden. Jemand, der ernsthaft psychisch erkrankt ist, wie nicht durch die Absolvierung von einer Aufgabe und dem Kennelernen neuer Freunde plötzlich geheilt.
Da dies aber keine staatsliche, geschlossene Psychiatrie ist, sondern als private, offene Klinik dargestellt wird (aus der man also einfach gehen kann und sich selber entlassen kann), stört mich das nicht so sehr. Dort könnten sich durchaus Menschen einfinden, die nur eine leichte psychiatrische Erkrankung haben (wie Avas Erschöpfung, die auch keine tiefgehede Depression ist/sein kann), bei der sie Hilfe benötigen.

Das Buch lässt sich flüssig lesen, der Schreibstil ist leicht und locker. Die Geschichte ist gut zu lesen ohne richtigen Tiefgang und ohne komplizierte Sachverhalte und Beschreibungen, die man mehrmals lesen müsste.
Ein bisschen mehr Tiefgang und Ernst wäre mir aber noch lieber gewesen - und wäre auch möglich gewesen. Eine Psychiatrie ist immerhin kein Urlaubsort und die diversen Charaktere habe genug, das eine etwas tiefgründigere Story hergegeben hätte.
Das Buch ist in aus der Ich-Erzähler Perspektive geschrieben und lässt einen so wunderbar Ava Sicht und Innenleben erfahren.

Verrücktes Herz ist eine schöne Urlaubs- / Entspannungslektüre, die man gut lesen kann und die einem gute Laune macht.
Tiefgang darf man hier nicht erwarten, auch keine ernsthafte Auseinandersetzung mit psychiatrischen Erkrankungen oder dem tatsächlichen Aufenthalt in einer Psychiatrie. Gemütlich im Liegestuhl mit einem Glas Wein will ich aber genau das auch nur manchmal.
Und manchmal eben einen seichten, netten, schnell zu lesendem Roman, der einen zum lächeln bringt wie diesem Buch.