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Veröffentlicht am 28.06.2020

Eine Erzählung wie ein Rohdiamant

flüchtig
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Was mir letztlich von der „flüchtig“-Lektüre bleiben wird, wird vermutlich auch nicht mehr als ein flüchtiger Eindruck sein: Der Anfang begeisterte mich, reizte mich, ließ mich unbedingt weiterlesen wollen ...

Was mir letztlich von der „flüchtig“-Lektüre bleiben wird, wird vermutlich auch nicht mehr als ein flüchtiger Eindruck sein: Der Anfang begeisterte mich, reizte mich, ließ mich unbedingt weiterlesen wollen – aber was mir zunächst mystisch und geheimnisvoll schien, blieb in meinen Augen schließlich doch sehr oberflächlich. Dabei würde ich definitiv nicht behaupten, dass dies eine schlechte oder einfach nur belanglose Erzählung ist, das definitiv nicht!, aber mir wurden hier zu viele, auch vorherbestimmte, schicksalsträchtige, Aspekte eingebaut, dass „flüchtig“ nur stellenweise tiefer reichen konnte.
Alles wirkt so sehnsuchtsvoll, aber zugleich auch völlig ziellos und die Beziehung zwischen Herwig und Maria mutete für mich seit ihrem Beginn bereits irgendwie altertümlich an; mir war nun keine der Figuren grundsätzlich unsympathisch, aber grundsätzlich schrie ihre Ehe für mich ständig vor Bequemlichkeit und weniger vor Liebe. Das alles klang mir zu sehr wie eine Wohngemeinschaft von Freunden mit (zumindest anno dazumal) gewissen Vorzügen und von daher habe ich als Leser die (räumliche) „Trennung“ der beiden auch eher als beiläufig empfunden; wie ein Auseinanderleben ohne je wirklich miteinander gelebt zu haben.
Irritierend empfand ich auch, dass, wie es schien, Figuren hier entweder tragisch versterben oder zumindest verschollen gehen mussten, wenn sie nicht völlig überraschend zu überleben hatten.

Ich genoss die Beschreibungen der Szenen, in denen sich die Hauptfiguren selbst zu finden versuchten, hatte zugleich aber den Eindruck, dass sie ihr bisheriges Ich dabei selbst nie reflektierten, sondern es als absolut gegeben hinnahmen.
Generell empfand ich diesen Roman als auffällig frei von Emotionen.

Auch die im Klappentext beschriebene „abenteuerliche Reise von Österreich quer durch Europa nach Griechenland“ wird kaum beschrieben: Herwig verbringt den größten Teil des Buches in Österreich und Maria hält sich weitgehend in Griechenland auf; alles, was dazwischenliegt ist im Buch eher irrelevant. Da hatte ich aufgrund der Beschreibung eher erwartet, dass „flüchtig“ deutlich mehr in Richtung road novel abzielen würde.

Jetzt habe ich so viel gelästert und dabei doch gesagt, dass ich „flüchtig“ im Grunde genommen als eine gute Erzählung ansehe: Das stimmt auch, mir hat einfach die Konzentration, ein klarer Fokus, gefehlt. Der Schreibstil war sehr gelassen und ich mochte diese zauberhafte Aura, welche das Buch für mich umhüllte, aber dafür die Geschichte insgesamt dann einfach zu wenig fesselnd. Ich hatte eben auch nicht das Gefühl, einen Einblick in irgendwessen „tiefstes Inneres“ zu erhalten und grade das hat mir an diesem Buch am Meisten gefehlt: Letztlich gab Herwigs langjährige Geliebte eine Äußerung bezüglich Herwigs und Marias Ehe von sich, was für mich die einzige Stelle des ganzen Buchs war, in der das tatsächliche Verhältnis zwischen den Eheleuten widergespiegelt wurde. Da hätte ich doch gerne überhaupt einmal von Herwig und Maria erfahren, was sie wirklich selbst fühlten.

Für Fans von Hubert von Goisern stellt „flüchtig“ bestimmt ohnehin ein Muss dar; ansonsten würde ich den Roman eher den LeserInnen ans Herz legen, die eine eher unaufgeregte, gemächliche Lektüre wünschen.
Ich wäre durchaus auch an einem weiteren literarischen Werk Achleitners interessiert, hoffe aber, dass ein solches dann einen deutlicheren Mittelpunkt rundum beleuchten würde!



[Ein Rezensionsexemplar war mir, via Vorablesen, unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden.]

Veröffentlicht am 17.11.2018

Eine ordentliche Portion Unterhaltung, garniert mit etwas Ernst

Sowas kann auch nur mir passieren
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Wer hat denn diese Buchbeschreibung fabriziert, die so klingt als würde Robin ganz plötzlich und unerwartet dank Georginas alten Tagebüchern Karriere machen?! Nicht nur, dass Robin sich als Komiker zu ...

Wer hat denn diese Buchbeschreibung fabriziert, die so klingt als würde Robin ganz plötzlich und unerwartet dank Georginas alten Tagebüchern Karriere machen?! Nicht nur, dass Robin sich als Komiker zu diesem Zeitpunkt durchaus schon einen Namen gemacht hatte: Dieser Teil der Geschichte spielt sich erst im letzten Romanviertel ab und ist auch recht schnell aberzählt – angesichts des Kurzbeschriebs hatte ich ja erwartet, dass dieser Strang schon frühzeitig beginnen und sich quer durch den ganzen Roman ziehen würde. So habe ich nun aber sehr viel Lesezeit damit verbracht darauf zu warten, dass diese Robin-story endlich mal zur Sprache käme, bis ich letztlich gar dachte: „Hm, sollte er nicht noch…? Oder doch nicht; geht die Beschreibung da nu völlig am Inhalt vorbei?“ Für mich wäre es eindeutig besser gewesen, wenn man davon in der Beschreibung noch gar nichts erwähnt haben würde, zumal diese Erwähnung letztlich nur ein Spoiler zum Ende des Romans hin war; ich habe echt auf einen „Tagebuch-Kleinkrieg“ gelauert und lag da schließlich recht ungeduldig auf der Lauer und fühlte mich irgendwann eher für blöd verkauft, dass das immer noch kein Thema war als dass ich noch gespannt darauf gewesen wäre, wie sich das nun entwickelte.

Ansonsten ist „Sowas kann auch nur mir passieren“ in schöner, aber nicht schönster, Bridget-Jones-Manier gehalten, dabei aber eher holprig übersetzt: Native Speaker, billingual aufgewachsene Menschen und auch Leute, die Englisch absolut flüssig sprechen, werden hier wiederholt über Sätze und Ausdrücke stammen, die viel zu gewollt ins Deutsche übersetzt worden sind; da sind manchmal Redewendungen äußerst genau übertragen worden, obschon es bekannte deutsche Entsprechungen gibt… irgendwie wirkten die Sätze teils auf mich viel zu bemüht und es gab kein einziges Kapitel ohne mindestens einen Satz, bei dem mir die höchstwahrscheinliche englischsprachige Originalaussage prompt durch den Kopf schoss. Letztlich war die Übersetzung gut, aber nicht vollkommen rund(um gelungen).
Von Mhairi McFarlane habe ich bisher ansonsten nur „Vielleicht mag ich dich morgen“ gelesen, das ich vom Inhalt her sehr viel öder und auch dröger als jetzt „Sowas kann auch nur mir passieren“ fand, aber: Die Übersetzung war in meinen Augen da klar besser gelungen.
Hier würde ich nun eher dazu raten, bei vorhandenen Sprachkenntnissen lieber die englischsprachige Ausgabe zu lesen.

Wie gesagt: Hier ist alles klar in Richtung Bridget Jones‘ gehend; die Figuren bleiben eher an der Oberfläche und sind zumeist überzogen gezeichnet; Georgina fand ich persönlich zwar eine recht amüsante Figur, aber zum Einen blieb um sie herum doch alles ein wenig blass und zum Anderen hatte ich nach der letzten Seite auch genug von ihr gelesen; es war zwar nicht so, dass sie mich als Protagonistin während des Lesens nervte, aber halt auch nicht so, dass ich nach dem Beenden des Buchs dachte: „Oh, schade, du hättest nun doch noch zu gerne Georginas Leben ein wenig weiterverfolgt.“
Als es vorbei war, war es halt auch gut. ;)

Das ist jetzt kein Buch, das ich unter „must read“ einstufen würde; ich würde da auch nicht gaaaaaanz unbedingt eine Kauf- und Leseempfehlung abgeben wollen, „Sowas kann auch nur mir passieren“ versetzte mich nun weder in Verzückung noch ins Schwärmen; es ist halt ein solider „heiterer Frauenroman“, und da ist auch das Ende ganz typisch, an dem hier aber zumindest doch noch tiefschürfendere (Selbst)Reflektion zum Vorschein kommt, der sich doch eben leicht mal weglesen lässt.

Veröffentlicht am 29.10.2023

Drei Teile, die zusammengehörten, aber nicht so recht zusammenpassten

Das Nachthaus
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Aufgrund der Kurzbeschreibung dachte ich, "Das Nachthaus" wäre ein toller Roman, um sich auf die Halloween-Zeit einzustimmen: ich erwartete nach einem ersten Blick ins Buch eine Mischung aus Fantasy, wie ...

Aufgrund der Kurzbeschreibung dachte ich, "Das Nachthaus" wäre ein toller Roman, um sich auf die Halloween-Zeit einzustimmen: ich erwartete nach einem ersten Blick ins Buch eine Mischung aus Fantasy, wie von Ransom Riggs verfasst, und solchem Grusel, wie er sich in Oliver Susamis "Vierter Stock Herbsthaus" abspielte oder schlimmer: in Adam Nevills "Apartment 16" - und so wie sich "Das Nachthaus" mit seinen jugendlichen Hauptfiguren anlies, rechnete ich damit, dass der Roman auch eine eher jüngere Leserschaft zur Zielgruppe hätte.

Tatsächlich ist "Das Nachthaus" aber in drei Teile gegliedert und während Teil 1 definitiv einem Jugendbuch entsprach, was ich locker schon einem 12jährigen und sogar einem nervenstärkeren 10jährigen Kind, welches "auch mal was richtig Gruseliges" lesen wollte, überlassen haben würde, war Teil 2 definitiv eher Horrorroman für Erwachsene. Ich habe nun häufiger Stephen-King-Vergleiche vernommen, aber der einzige von dessen Romanen, dem ich in Gänze eine ähnliche Atmosphäre wie "Das Nachthaus" (im eben zweiten Teil) zusprechen würde, ist "Desperation". Der dritte, und letzte, Teil vom "Nachthaus" stellte sich als Psychodrama heraus, wobei ich ab der Mitte des zweiten Teils schon genau mit diesem Twist rechnete: zu auffällig waren da kleinere Unstimmigkeiten und unpassende Details, die eigentlich nur noch diese eine Auflösung zuließen.
Meiner Meinung nach hätte man nach dem Jugendbuch hier einfach einen Cut machen und "Das Nachthaus" ausschließlich als solches veröffentlichen sollen; ich hatte letztlich den Eindruck als habe man zwanghaft eine komplexere, düstere Story mit jugendlichen Protagonisten (á la "Stranger Things") erzählen wollen, während man dann daran scheiterte, die Geschichte fließend sein zu lassen. Mir was "Das Nachthaus" da viel zu sehr in diese drei Teile zerhackt und ich möchte das nichtmal nur "unterteilt" nennen, denn für mich waren das einfach drei wie völlig überhastet von einem absoluten Amateur zusammengezimmerten Teile.

Den ersten Teil fand ich noch spannend; das war an sich eine tolle Gruselgeschichte für eine jüngere Zielgruppe; aber danach hat mich "Das Nachthaus" mit seinen Genre- und sogar Zielgruppenwechseln eher irritiert und der Roman wird mir zwar bestimmt im Gedächtnis bleiben, allerdings wohl nur, weil er in meinen Augen halt das Kunststück hinbekommen hat, aus drei Teilen zu bestehen, die alle so völlig anders sind, obschon es dabei um eine einzige Erzählung geht. Da hat mich "Das Nachthaus" nun leider weitaus mehr in Verwunderung als in Halloween-Laune versetzt.

Veröffentlicht am 16.06.2023

Überraschend untypisch

Der Herzgräber
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Angesichts des Klappentextes hatte ich sehr viel mehr Hier & Jetzt erwartet; gefühlt fasst die Buchbeschreibung auch kaum mehr als das erste Kapitel zusammen. Da hatte ich definitiv damit gerechnet, dass ...

Angesichts des Klappentextes hatte ich sehr viel mehr Hier & Jetzt erwartet; gefühlt fasst die Buchbeschreibung auch kaum mehr als das erste Kapitel zusammen. Da hatte ich definitiv damit gerechnet, dass es sehr viel mehr Vorlauf geben würde, bis es zu Heathers Gesprächen mit Reave kommt, aber das passiert eigentlich schon, kaum dass sie herausgefunden hat, wer der ominöse Briefkontakt ihrer Mutter war und basiert eher darauf, dass sie um diese Gesprächstermine gebeten hat, in der Hoffnung, mehr über ihre Mutter zu erfahren als darauf, dass die Polizei selbst ihr diese Gelegenheit zunächst angetragen hätte. Jene sieht letztlich nur eine Chance, dass der im Allgemeinen wortkarge Reave in den Unterhaltungen mit Heather Bemerkungen fallen lässt, die hilfreich für die gegenwärtigen Ermittlungen sein werden.
Ich war da wirklich auf einen ziemlich anderen Roman eingestellt gewesen, nämlich einen Thriller, in dem es klar um aktuelle Mordermittlungen gehen würde und in dem Heather mit dem im Klappentext erwähnten Ben eine Art Ermittlerduo bilden würde. Tatsächlich erfährt man aber nur wenig von dem, was in Polizeikreisen grad vor sich geht: "Der Herzgräber" bleibt da doch sehr auf Heather fokussiert, die das Verhältnis ihrer Mutter zum Serienkiller ergründen will und dafür in deren Vergangenheit einzutauchen versucht. Parallel wird in einem anderen Zeitstrang von einem Jungen erzählt, der quasi zum Mörder erzogen wird; eingangs wird einmal ganz direkt angedeutet, dass es sich hierbei um Michael Reaves handelt, der aber zum Einen darauf beharrt, unschuldig zu sein und sich nie zu auch nur einem Mord bekannt hat und zum Anderen bleibt nach dieser einen Namensnennung aber zunächst sehr lange offen, ob nun zu einer anderen Person gesprungen wurde, womöglich zum jetzigen Täter, oder weiterhin da Reaves' Aufwachsen geschildert wird.
In weiteren kurzen Sequenzen wird das Verschleppen neuer Opfer geschildert, aber generell werden die Morde an sich eher beiläufig dargestellt und hauptsächlich im Rahmen der Inszenierung der Opfer überhaupt aufs Tapet gebracht. Da finde ich den deutschen Titel "Der Herzgräber" schon eher suboptimal gewählt, denn er klingt zu sehr nach einem Namen, dem die Presse Reaves gegeben hat, wobei Heather, nachdem sie sich längst sehr mit dessen mutmaßlichen Taten befasst hat, erst später von Ben Parker erfährt, dass allen Opfern das Herz entfernt worden war. Der Originaltitel "A Dark and Secret Place" ist hingegen sehr viel passender, weil der Roman bereits sehr frühzeitig einen obskuren Ort mit ins Zentrum stellt, an dem die Fäden hier zusammenlaufen zu scheinen, während "Der Herzgräber" als Titel Reaves dort so dermaßen viel Platz einräumt, den er in der Geschichte prinzipiell gar nicht einnimmt. Die Evans-Reaves-Gespräche sind da definitiv auch keine Starling-Lecter-Gespräche, obschon es gewisse Parallelen gibt.

An sich hat mir der Roman, auch wenn ich ihn eben sehr genreuntypisch empfand und eher als Drama gelesen habe, indem sich die Protagonistin unerwartet wiederfand, ganz gut gefallen; mir blieb zum Schluss lediglich Einiges zu wenig ausgeführt, mitunter erinnerte er mich an einen Lückentext, dem die wesentlichen Infos zwar zu entnehmen waren, bei dem man sich die tieferen Zusammenhänge aber selbst zusammenfantasieren musste, z.B. warum ausgerechnet jetzt eine Reaves' Schema entsprechende neue Mordserie begann. Angesichts der Auflösung ergab diese riesige zeitliche Lücke für mich gar keinen Sinn und da hätte ich mir generell auch mehr Ermittlungsergebnisse gewünscht; mir blieben die Bösen in diesem Werk zu sehr "haben halt einfach dies und das getan" und auch die Opfer zu sehr "wurden halt einfach um die Ecke gebracht", und selbst Heather fand ich da vergleichsweise farblos - und das, obwohl die Geschichte grundsätzlich eine krasse Intensität hatte.
Zumindest der Spannungsfaktor; wer hat was getan?; blieb für mich konstant bestehen und ich würde den Roman durchaus weiterempfehlen (wenn auch weniger als Thriller), aber die ganz große Begeisterung blieb doch aus.

Veröffentlicht am 24.04.2023

Für Sommer, Sonne, Strand

Du bist mein Lieblingsgefühl
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Leider hat auch dieser Roman für mich das „Mittleres-Drittel-Problem“, das ich persönlich seit wenigen Jahren beim Gros der romantischen Erzählungen wahrnehme und mit dem ich einen entsprechend platzierten ...

Leider hat auch dieser Roman für mich das „Mittleres-Drittel-Problem“, das ich persönlich seit wenigen Jahren beim Gros der romantischen Erzählungen wahrnehme und mit dem ich einen entsprechend platzierten Teil der Geschichte meine, in dem nicht wirklich groß etwas passiert, und bei dessen Anfang man bereits das Gefühl hat, die Geschichte wäre im Grunde genommen längst auserzählt.
In diesem Falle fasst die Buchbeschreibung das erste Drittel bereits weitgehend zusammen: Nela und Max lernen sich in einem Brautmodengeschäft kennen; bei keinem von beiden steht eine eigene Hochzeit an, aber nun denken sie das vom jeweils Anderen, den sich beide nicht aus dem Kopf schlagen können und bis dann Max‘ Firma kurz darauf zufällig neue Räumlichkeiten genau über Nelas Geschäft bezieht, haben beide ihrem engsten Umfeld schon genug was vorgeschmachtet, dass es für ihre Freundinnen schon ein running gag ist, wie voll verknallt sie jeweilig sind… tja, Max‘ Geschäftspartner Chris nahm nun nie ein Blatt vor den Mund, wollte immer alles ganz genau wissen, wurde von Anfang an als eher extrovertierter Mensch dargestellt, dem eher nichts peinlich ist und der sich nicht scheute, in jedes Fettnäpfchen auf seinem Weg voller Elan hineinzuspringen – aber als er Nela kennenlernte, sprach er sie nicht auf ihre vermeintliche Hochzeit an? Auch dass sonst niemand der Freundinnen, die wussten, wo Nela und Max sich zum ersten Mal begegnet waren, nachhakte, „wann ist es eigentlich bei dir soweit?“, fand ich extrem unglaubwürdig, zumal diese Ignoranz auch einfach zu keiner der Figuren zu passen schien. Und nach dem ersten Drittel dachte ich wirklich, es solle einfach mal jemand bloß ganz kurz die Hochzeitsplanung ansprechen, dann könnten sich Nela und Max in die Arme fallen und sich fortan ganz direkt gegenseitig anschmachten; Roman vorbei.
Da war ich wirklich drauf und dran, dieses Buch für mich einfach für beendet zu erklären, weil ich keine Lust hatte, nu womöglich mehr als ein halbes Buch zu lesen, in dem die Hauptfiguren einander heimlich anhimmeln würden, während sie sich verfluchten, sich in wen Verlobtes verkuckt zu haben, bis endlich mal aufgeklärt werden würde, dass keiner von ihnen bzgl. seiner eigenen baldigen Hochzeit im Laden gewesen war. Dabei fand ich den Einstieg bis dahin tatsächlich sehr unterhaltsam und kurzweilig, aber die Geschichte gelangte da eben an diesem Punkt an, bei dem ich nicht erwartete, dass nun noch irgendetwas passieren würde. Bis zur Auflösung des Missverständnisses war mir „Du bist mein Lieblingsgefühl“ im Mittelteil einfach zu zäh und langatmig, ehe die Geschichte dann doch wieder etwas an Fahrt aufnahm, denn auch wenn Nela (Musik) und Max (IT) in ihren Bereichen beide als ziemliche Nerds durchgehen können, sind sie ansonsten eben doch grundverschieden; Pragmatikerin vs. Romantiker; und diese Diskrepanz zwischen oberflächlicher Anziehungskraft und „wie gut können wir wirklich miteinander klarkommen?“ hätte man meines Erachtens schon deutlich früher fokussieren können anstatt erst noch ewig dieses Missverständnis weiter totzureiten versuchen, als es im Prinzip eh schon leblos dalag.

Letztlich stellte sich dieser Roman für mich nun als eine der leichten Lektüren heraus, die ich im Sommer gerne mal am Strand lese, aber deren gedruckte Ausgabe ich nach dem Auslesen dann auch dort im Offenen Bücherschrank zurücklassen und nicht wieder mitheimnehmen würde.