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Veröffentlicht am 28.12.2018

Düster, tragisch, geheimnisvoll - einfach faszinierend!

Der Spielmann (Faustus-Serie 1)
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Johann Georg Faust hat es wirklich gegeben. Der vermutlich in Knittlingen geborene Mann war ein wandernder Wunderheiler, Alchimist, Magier und Astrologe. Seine Biografie nahm Johann Wolfgang von Goethe ...

Johann Georg Faust hat es wirklich gegeben. Der vermutlich in Knittlingen geborene Mann war ein wandernder Wunderheiler, Alchimist, Magier und Astrologe. Seine Biografie nahm Johann Wolfgang von Goethe als Grundlage für seine Tragödie „Faust“.
Oliver Pötzsch hat Fakten gesammelt und neu aufbereitet. In einer sehr gelungenen Melange aus historisch bekannten Tatsachen, Goethes Zitaten und eigener Fiktion hat er einen großartigen, außergewöhnlichen Roman geschaffen.
Alles beginnt in Knittlingen, wo Johann Georg als junger Mann lebt. Er ist hin und her gerissen zwischen Pflichtgefühl und seinem Wissensdurst. Einerseits sollte er auf dem väterlichen Hof mitarbeiten, auf seinen kleinen, geistig zurückgebliebenen Bruder achten und seine kranke Mutter pflegen, aber es drängt ihn, seine Zeit lieber in der Bibliothek des Klosters Maulbronn zu verbringen. Außerdem ist er verliebt in Margarethe, die Tochter des Knittlinger Pflegverwalters.
Als der Magier Tonio del Moravia in Johanns Leben tritt, ist dem Jungen nicht bewusst, worauf er sich einlässt. Vieles ändert sich plötzlich, und es treten einige unvorhergesehene, unheimliche Ereignisse ein. Zu diesem Zeitpunkt ist Johann gar nicht recht bewusst, dass er es hier mit einer bösen Macht zu tun hat. Johanns Entwicklung, seine Erlebnisse und Begegnungen werden in diesem Buch auf eine sehr mitreißende Art geschildert. Die Charaktere sind ausgefeilt und toll beschrieben, und die vielschichtige Handlung lässt einen kaum zu Atem kommen. Es ist ein Roman mit großen Emotionen, mit Höhen und Tiefen. Hier geht es um Zusammenhalt, Freundschaft und Liebe aber auch um Hass, Machtgier und Verrat und nicht zuletzt um die Wirkung dunkler Mächte.
Johanns Kontakt mit dem Bösen, das immer wieder seinen Weg kreuzt und ihn verfolgt, lässt so manchen Blick in die Abgründe der menschlichen Seele zu.
Daneben gewährt der historische Roman gute Einsichten in den damaligen Alltag der einfachen Menschen, vor allem der Spielleute. Und immer ist da auch etwas Unfassbares, Unheimliches, das die ganze Geschichte begleitet.
Ich habe den Roman zum Teil gelesen, bin dazwischen aber auch zum Hörbuch gewechselt und habe diese Entscheidung nicht bereut.
Das ungekürzte Hörbuch wird von Tobias Kluckert unfassbar gut gesprochen! Mit seiner markanten Stimme verleiht er der Handlung Tiefe und Gefühl, und es gelingt ihm ganz hervorragend, das Düstere, Mystische der Geschichte perfekt in Szene zu setzen.
Mich haben beide Ausführungen fasziniert und begeistert. Im Herbst 2019 wird es einen Fortsetzungsband geben, denn der erste Band hat zwar ein stimmiges Ende, aber es gibt doch auch noch viel Ungeklärtes, Unausgesprochenes. Ich kann es kaum erwarten, zu erfahren, wie es mit Dr. Faust und seinen Begleitern weitergeht.

Veröffentlicht am 21.11.2018

Wunderschöner weihnachtlicher Liebesroman mit einer bezaubernden vierbeinigen Heldin

Vier Pfoten für ein Weihnachtswunder
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Der süße Hund auf dem Cover ist ein West Highland White Terrier, und eine kleine Hundedame dieser Rasse ist auch die vierbeinige Protagonistin des Romans. Lizzy, wie die Kleine heißt, gehört den Sternbachs, ...

Der süße Hund auf dem Cover ist ein West Highland White Terrier, und eine kleine Hundedame dieser Rasse ist auch die vierbeinige Protagonistin des Romans. Lizzy, wie die Kleine heißt, gehört den Sternbachs, einer großen, ein wenig chaotischen und sehr herzlichen Familie. Laura, eine zurückhaltende junge Frau, hat schon viel Schlimmes in ihrem Leben erfahren müssen. Nach dem Ende einer negativen Beziehung braucht sie eine Veränderung, und gerade jetzt in der Weihnachtszeit möchte sie sich aus allem Trubel zurückziehen, denn sie hasst Weihnachten. Im Familienunternehmen der Sternbachs tritt sie eine neue Stelle als PR-Chefin an und zieht in ein einsames Blockhaus. Aber Laura findet nicht die erhoffte Ruhe, sondern muss sich sehr bald neuen Herausforderungen stellen, denn zum einen hat sie nicht damit gerechnet, dass die Sternbachs sie so herzlich aufnehmen, und dem Weihnachtstrubel kann sie auch nicht entfliehen, wie sie sich das wünschen würde, denn die Hotels der Sternbachs glänzen im vollen Weihnachtschmuck.
Ehe sich Laura versieht, hat sie sich in die bezaubernde kleine Westie-Hündin verliebt … und nicht nur in die, denn auch Justus, der Sohn ihres Chefs, geht ihr nicht mehr aus dem Kopf. Dabei hat sie sich fest vorgenommen, nicht noch einmal den Fehler zu begehen, Privates und Berufliches zu verbinden. Sie ist sich ganz sicher, so etwas kann nicht gut gehen!

Schon seit Jahren freue ich mich regelmäßig auf die romantischen Weihnachtsromane mit vierbeinigen Helden, die Petra Schier alljährlich veröffentlicht. Die Autorin ist eine Meisterin darin, kleinen Hunden eine Stimme zu verleihen, so auch diesmal wieder. Mit der bezaubernden Lizzy hat dieser Roman eine vierbeinige Heldin, die sich gleich in mein Herz geschlichen hat. Sie bewährt sich als eifrige Helferin, wenn es um die Belange ihrer Lieblingsmenschen geht. Wie man das schon von den vorherigen Hunde-Weihnachtsromanen der Autorin kennt, gibt es immer wieder kleine Abschnitte im Roman, die einen direkten Blick in die Himmelswerkstatt gewähren, wo Santa Claus mit seiner Frau, vielen fleißigen Elfen, den Rentieren, mit Petrus und nicht zuletzt mit dem Christkind eifrig dabei ist, Wünsche zu erfüllen und Weihnachtshasser zu überzeugen. Ich für meinen Teil mag diese amüsanten Zwischenspiele sehr, denn sie geben dem Roman zusätzlich etwas Märchenhaftes. Mit Laura hat das vorweihnachtliche Himmelsteam heuer einen harten Brocken, wenn es darum geht, Weihnachtshasser vom Gegenteil zu überzeugen. Laura will es nicht wahr haben, dass ihr Herz Justus gehört, und so ignoriert sie lange Zeit die Annäherungsversuche des Mannes, dem sehr schnell bewusst war, dass er in Laura seine Traumfrau gefunden hat. Aber wie sollen zwei Menschen zusammen kommen, wenn sie einen so verschiedenen persönlichen Hintergrund haben. Während Weihnachtshasserin Laura ihre Familie schon in jungen Jahren verloren hat, geht es in Justus‘ Familie stets rund, und bei den Sternbachs wird Weihnachten regelrecht zelebriert. Hier kommt die kleine Lizzy ins Spiel, und sie tut alles was in ihrer Macht steht, die Liebenden zusammen zu führen – eine große Aufgabe für einen kleinen Hund!

Für mich war das ein wunderbarer Wohlfühl-Roman, in den man sich regelrecht fallen lassen konnte. Die liebenswerten Protagonisten haben mir vom ersten Moment an gefallen, und die schönen Kulissen sowie die mitreißende, anrührende Handlung sind bestens dazu angetan, Weihnachtsstimmung aufkommen zu lassen. Das ist ein Buch, mit dem man es sich am besten in der Vorweihnachtszeit in der Lieblings-Leseecke gemütlich macht und möglichst viel Zeit mitbringt, denn einmal angefangen, möchte man gar nicht mehr aufhören zu lesen, zumindest mir ging das so.
Als besondere Goodies sind noch zwei Rezepte im Buch abgedruckt, die in der Handlung mehrfach erwähnt werden und die ich demnächst unbedingt mal ausprobieren möchte, denn schon beim Lesen lief mir das Wasser im Mund zusammen.

Veröffentlicht am 18.11.2018

Kurzweiliger und informativer Roman über den Begründer der weltbekannten Firma Schweppes

Der Limonadenmann oder Die wundersame Geschichte eines Goldschmieds, der der Frau, die er liebte, das Leben retten wollte und dabei die Limonade erfand
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Protagonist des Romans, im Titel schlicht als „Der Limonadenmann“ bezeichnet, ist der vielseitig begabte Jacob Schweppe. In Witzenhausen geboren, als Sohn eines einfachen Bauern aufgewachsen, zieht es ...

Protagonist des Romans, im Titel schlicht als „Der Limonadenmann“ bezeichnet, ist der vielseitig begabte Jacob Schweppe. In Witzenhausen geboren, als Sohn eines einfachen Bauern aufgewachsen, zieht es ihn bald in die weite Welt, um Neues zu lernen. Seine Interessen sind vielseitig, und so macht er nicht nur Ausbildungen zum Kesselflicker, Goldschmied und Juwelier, sondern übt sich nebenbei in allen möglichen Experimenten, beispielsweise in der künstlichen Herstellung eines Mineralwassers mit Kohlensäure. Obwohl der Autor schreibt, dass sich sein Roman nur sehr lose an das wahre Leben des Jacob Schweppe anlehnt, so findet man doch jede Menge Eckdaten in Schweppes Biografie, die im Roman ebenfalls so dargestellt werden. Darum würde ich das Buch ohne weiteres als biografischen Roman bezeichnen. Über Schweppes Privatleben gibt es vermutlich nicht allzu viele Informationen. Jacobs große Liebe und seine Tochter sind wohl reine Fiktion, und die Freiin von Poppy hat es vermutlich nicht gegeben. Die Beschreibung dieses ungleichen Liebespaars und die Begründung, wieso diese Liebe keine Zukunft hat, sind sehr glaubwürdig dargestellt. Jacobs Ideenreichtum und was er am Ende anstellt, um seiner Angebeteten das Leben zu retten, ist fesselnd und mit einer guten Portion Humor dargestellt. Günther Thömmes hat seinem Limonadenmann, dem Begründer der heute weltbekannten Firma Schweppes, mit diesem Roman einen spannenden Lebenslauf verpasst. Der Schreibstil des Autors fügt sich sehr schön in die beschriebene Zeit. Im Roman findet man aber nicht nur eine kurzweilige, romantische Liebesgeschichte, sondern auch sehr viel Interessantes zur damaligen Entwicklung der Limonadenherstellung. Jacobs Versuche, Mineralwasser mit Kohlensäure zu versetzen, so dass sich diese auch dort hält, sind faszinierend beschrieben. Man merkt, dass der Autor und gelernte Braumeister ausführlich recherchiert hat und sich nicht nur mit Bier auskennt. Ich mag derartige Romane sehr gerne, bei denen man nicht nur gut unterhalten wird, sondern daneben noch einiges an Neuem lernen kann.

In der Rahmenhandlung des Romans begegnen wir den englischen König Wilhelm IV. und seiner Nichte und Thronfolgerin Victoria. Der Anlass für die Zusammenkunft ist die Verleihung des „Royal Warrant“ an die Firma Schweppes. Die junge Victoria erscheint in Begleitung einer alten Dame, und es ergibt sich, dass die alte Gräfin dem König und seiner Nichte an mehreren Abenden die Geschichte ihrer Vorfahren erzählt. Diese schöne Umrahmung verleiht dem Roman einen zusätzlichen Reiz und lässt ihn noch authentischer erscheinen.
Mir hat das Buch ausgesprochen gut gefallen. Es ist der erste Roman von Günther Thömmes, den ich gelesen habe, aber ich werde es ganz sicher nicht dabei belassen, denn die gewonnenen Eindrücke haben mich überzeugt.

Veröffentlicht am 10.11.2018

Lebendige Geschichte - fesselnd erzählt

Das Blut des Löwen
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Die Handlung dieses dritten Robin-Hood-Romans umfasst die Zeitspanne von 1203 bis 1217. Die Geschichte spielt also während der Regierungszeit von König Johann Plantagenet, auch als „Johann ohne Land“ oder ...

Die Handlung dieses dritten Robin-Hood-Romans umfasst die Zeitspanne von 1203 bis 1217. Die Geschichte spielt also während der Regierungszeit von König Johann Plantagenet, auch als „Johann ohne Land“ oder „König Weichschwert“ bekannt. Robin Hood und seine Frau Marian führen ein beschauliches Leben in der Gascogne. Das Paar soll den illegitimen Sohn von Richard Löwenherz schützen, und sie haben Fulke wie ihr eigenes Kind aufgezogen. Erst auf einen Hilferuf William Marshals hin betreten Robin, Marian und Fulke wieder englischen Boden. Während Robin sich sofort wieder zuhause fühlt, wird Marian in ihrem Vaterland nicht mehr recht heimisch, und es zieht sie bald zurück zu ihrem lieblichen Gut in der Gascogne. Aber bevor Robin seiner geliebten Marian nach eilen kann, muss er erst verhindern, dass König John das Reich völlig ruiniert.

Wie auch schon die vorherigen Bände, so hat mich auch dieses Buch wieder völlig gefesselt und begeistert. Was mich an Mac P. Lornes Romanen so fasziniert, ist die Lebendigkeit, mit der er historische Ereignisse schildert. Die Szenen sind so plastisch dargestellt, dass man sich als Leser mittendrin wähnt. Ausgesprochen gut gefällt mir auch, dass es zwar in der Geschichte viele Schlachten gibt, die auch ausführlich beschrieben werden, aber es gibt keine blutrünstigen Schilderungen, sondern der Schwerpunkt liegt hier mehr auf Taktik, Strategie und Raffinesse.

Die Hauptperson ist, wie schon am Untertitel zu erkennen, auch hier wieder Robin Hood. Er ist ein richtiger Held, und auch wenn er ab und zu über die Stränge schlägt, so kann man ihm das verzeihen, denn echte Helden dürfen das! Wenn es etwas zu klären gibt, kämpft Robin an vorderster Front, manchmal mit Waffen, aber oft auch verbal und mit Verstand. So manches Mal kostet ihm seine Waghalsigkeit fast den Kopf, und gerade diese zeitweilige Unvernunft macht ihn so menschlich und wirklichkeitsgetreu. Mein insgeheimer Lieblingscharakter ist Marian. Sie ist eine liebenswerte, schöne und starke Frau, und wen wundert‘s, dass Robin sie nach wie vor von ganzem Herzen liebt! Diesmal muss das Paar so manche Bewährungsprobe für seine Beziehung bestehen.

Es gibt viele interessante Charaktere im Buch, sympathische aber auch unsympathische. Bei manchen handelt es sich um historische Persönlichkeiten, beispielsweise König John, William Marshal oder auch Nicola de la Haye.

Interessant ist, wie Mac P. Lorne hier die bekannte Historie mit seiner Fiktion genial verbindet.

Mit 685 Seiten ist dieses Buch wieder ein stattlicher Wälzer, aber für mich war er keine Sekunde langweilig. Die Robin-Hood-Bände haben für mich schon „Suchtfaktor“ und zählen bisher alle zu meinen Jahres-Highlights; da macht auch „Das Blut des Löwen“ keine Ausnahme.

Veröffentlicht am 30.10.2018

Berührende Geschichte um einen schwierigen Neuanfang

Der Blaubeergarten
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Greer, die allein erziehende Mutter, hat gewaltige Probleme damit, Job, Privatleben und Kind zu organisieren und unter einen Hut zu bringen. Daneben muss sie erleben, dass sie sich auch auf „gute Freunde“ ...

Greer, die allein erziehende Mutter, hat gewaltige Probleme damit, Job, Privatleben und Kind zu organisieren und unter einen Hut zu bringen. Daneben muss sie erleben, dass sie sich auch auf „gute Freunde“ nicht verlassen kann, wenn es darum geht, ihre kleine Tochter versorgt zu wissen, während sie ihrem Job gerecht zu werden versucht. Auch die eigenwilligen Kunden, die auf Biegen und Brechen ihre Wünsche durchsetzen wollen, sind nicht dazu angetan, Greer das Leben zu erleichtern, im Gegenteil. Diese Wünsche gehen teilweise bis in Greers Privatsphäre, und ich habe mich anfangs wirklich gewundert, wieso die junge Frau alles so mit sich machen ließ. Aber sie war zu diesem Zeitpunkt auf ihr Gehalt angewiesen, da der Vater ihres Kindes sie verlassen hat, um sich selbst zu verwirklichen. Greer ist sich dessen bewusst und geht so manchen (faulen) Kompromiss ein. Als sie dann die Anzeige für ein altes Haus und eine Blaubeerplantage entdeckt und sich gleich darauf stürzt, wurde mir schon angst und bange, wie sie das denn überhaupt bewerkstelligen will, denn vom Blaubeeren-Anbau hatte sie bis dahin keinen blassen Schimmer. Dass sie den Mut aufbringt, sich in dieses Abenteuer zu stürzen, fand ich bewundernswert. Anfangs habe ich mir mit Greer ein wenig hart getan, denn mir fiel es schwer, sie einzuschätzen. Sie wirkte ein wenig emotionslos auf mich. Inzwischen bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass ihr Verhalten die direkte Antwort auf ihre damalige Lebenssituation war. Als sie dann mit Sophie in das alte Haus zieht und Charlie kennen lernt, wird Greer endlich sie selbst. Wie sich das Verhältnis zwischen ihr und dem früheren Besitzer entwickelt, hat mir sehr gut gefallen. Obwohl sie viel Neues lernen muss und obwohl sich rund um die Plantage und das Haus viele Probleme ergeben, wächst Greer über sich hinaus und kümmert sich liebevoll um den alten, kauzigen und schwer kranken Charlie. Greers Neuanfang, ihre finanziellen Sorgen und ihre Probleme, die der völlig fremde Alltag mit sich bringt, das alles schildert die Autorin sehr lebendig und realistisch. Die Art und Weise, wie die junge Frau mit Charlie umgeht und sich dabei auch nicht von seiner oft etwas ruppigen Art abschrecken lässt, hat mir die Protagonistin sehr sympathisch gemacht. Auch alle anderen Charaktere sind in ihrer Wesensart fein ausgearbeitet und so detailliert beschrieben, dass ich sie bildlich vor mir sehen konnte. Die Art, wie Glenna Thomson ihrer Geschichte Atmosphäre verleiht, wie sie die Schauplätze so farbenfroh und authentisch beschreibt, gefällt mir außerordentlich gut. Spätestens ab dem Umzug zur Plantage waren meine anfänglichen Vorbehalte ihr gegenüber völlig vergessen, und ich habe regelrecht mitgefiebert, ob alles nach Plan laufen wird. Der Roman hat mich nicht einfach nur unterhalten, sondern er hat mich emotional mitgenommen und mir bis zur letzten Seite keine Ruhe gelassen. Einerseits ist es ein kurzweiliger Wohlfühl-Roman, aber er hat auch ernste Seiten. Hier geht es nicht nur um einen Neuanfang, der alles andere als ein Honigschlecken ist, sondern daneben auch um eine verlorene Liebe, um Enttäuschungen, Existenzängste und darum, alten, kranken Menschen ihre Würde zu bewahren. Die Autorin bringt die ernsten und die leichten Themen ihres Romans gekonnt unter einen Hut und hat am Ende auch noch ein paar Überraschungen bereit. Die ausgiebigen Erklärungen zum Anbau und zur Ernte der Blaubeeren lassen ein großes Fachwissen bei der Autorin erahnen, was sich auch bestätigt, wenn man ihren Lebenslauf betrachtet, denn sie weiß genau, wovon sie schreibt. Alles in allem ist ihr hier ein außerordentlich schöner Debütroman gelungen, mit Protagonisten, die sich langsam aber sicher in mein Herz geschlichen haben.