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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.12.2018

Wer war es?

Stieg Larssons Erbe
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Dieses Buch dreht sich um einen der wenigen großen unaufgeklärten Kriminalfälle unserer Zeit: Den Mord am schwedischen Ministerpräsident Olof Palme. Es liest sich daher auch nicht wie ein Sachbuch, was ...

Dieses Buch dreht sich um einen der wenigen großen unaufgeklärten Kriminalfälle unserer Zeit: Den Mord am schwedischen Ministerpräsident Olof Palme. Es liest sich daher auch nicht wie ein Sachbuch, was es offiziell ist.

Vom Gefühl her ist das Buch von Jan Stocklassa eine Mischung aus Biografie und True-Crime-Krimi. Möglicherweise ist es nicht ganz so fesselnd zu lesen, wenn man damals alles mitbekam und den Fall etwas genauer kennt. Dennoch rollt der Autor den Status quo wunderbar auf, lässt zudem den schon verstorbenen Stieg Larsson ausführlich zu Wort kommen und geht dann nahtlos in seine eigenen Nachforschungen über.

Larsson, der als Autor weltbekannt wurde und eigentlich als Journalist begann, bekam berufsbedingt die Ereignisse um den Tag des Mordes fast hautnah mit. Die Umstände und die Probleme, die die Behörden immer schon mit dem “Fall Palme” hatten, ließen ihn nicht los und so forschte er nebenbei über viele Jahre auf eigene Faust und legte ein umfassendes Archiv aller seiner Theorien und recherchierten Fakten an.

Fast ebenso lang nun und ganz durch Zufall beschäftigt sich Stocklassa mit einer möglichen Klärung des Mordes. Beziehungsweise hofft er, durch seine zusätzlichen Recherchen neues Material und neue Ansätze aufgetan zu haben. Vielleicht kann mit ihm erneut ein Journalist dabei helfen, etwas Licht in das langjährige Dunkel zu bringen.

Stocklassa geht sehr detailliert an die Schilderung seiner Theorie heran und erklärt auch genau, wie es dazu kam. Der Leser kann seine Gedankengänge, seine Erlebnisse gut nachvollziehen. Manches Mal scheint es unglaublich, dass all das wirklich passierte und es fühlt sich eher so an, als hätte man ein Kino-Drehbuch in der Hand. Genau dann sollte man sich wieder in Erinnerung rufen, dass die Namen im Buch echt sind, keine erfundenen Protagonisten. Faszinierend.

Veröffentlicht am 21.12.2018

Gelungener Krimi mit tollem Hintergrundwissen

Bittere Schokolade
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Xavier Kieffer ist wieder da - der luxemburgische Koch mit eigenem Restaurant begibt sich in “Bittere Schokolade” wieder in sehr spezielle Ermittlungen im Bereich der Lebensmittel.

Bekannt hartnäckig ...

Xavier Kieffer ist wieder da - der luxemburgische Koch mit eigenem Restaurant begibt sich in “Bittere Schokolade” wieder in sehr spezielle Ermittlungen im Bereich der Lebensmittel.

Bekannt hartnäckig kann Kieffer sein, wenn er etwas auftut, das ihm nicht behagt. Dieses Mal verbeißt er sich mehrfach in Schokolade und lässt nicht eher los bis er den Mord an einer alten Freundin und so einiges mehr aufgeklärt hat.

Dieser Band ist stark auf Luxemburg-Stadt fokussiert, vieles passiert hier oder im nahen Umkreis. Neben Kieffers Nachforschungen bekommt der Leser einen sehr schönen Eindruck von der Stadt, auch wenn hier doch mindestens ein Killer herumläuft. Aber nur im Buch natürlich!

Wie man es von Tom Hillenbrand gewohnt ist, bettet er seine fiktive Krimihandlung wunderbar ein und fusioniert seinen Plot mit detaillierten Hintergrundinfos, in diesem Fall alles über Schokoladeherstellung, Kakaoanbau und Handel mit den Bohnen und der Schokolade. Zwischendrin blitzt durchaus auch Gesellschaftskritik durch und auch wirtschaftliche Aspekte werden angesprochen.

“Bittere Schokolade” ist ein gelungener Krimi und hinterlässt trotz des Titels immer noch Lust auf die braunen Tafeln. Auch wenn der eine oder andere nach der Lektüre hier mal genauer hinsieht.

Veröffentlicht am 17.12.2018

Reitmeyer gerät zwischen politische Fronten

Herbststurm
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Teil drei der Reihe um Kommissär Reitmeyer im zwischenkriegszeitlichen München. Angelika Felenda ist wieder eine wunderbare Mischung aus historischen Tatsachen und spannendem Krimi gelungen. Wie schon ...

Teil drei der Reihe um Kommissär Reitmeyer im zwischenkriegszeitlichen München. Angelika Felenda ist wieder eine wunderbare Mischung aus historischen Tatsachen und spannendem Krimi gelungen. Wie schon “Der eiserne Sommer” und “Wintergewitter” punktet auch “Herbststurm” mit Authentizität, der richtige Portion Gefühl und einer Prise Humor.

Und natürlich Toten. Ein Unfall, der doch ein Mord war, steht am Beginn von Reitmeyers Ermittlungen. Er und sein Team nehmen ihre Arbeit auf, fragen sich durch und radeln viel durch die herbstlich kalte Stadt. Es ist nur eine Frage der Zeit bis sie - auch aufgrund der politischen Entwicklungen und Verwicklungen - “anstehen”, bis es innerhalb der Polizeibehörde hinter den Kulissen zu brodeln beginnt. Hängen da etwa Beamte mit drinnen?

Es ist trotz der mörderischen Ereignisse ein sehr schönes Wiedersehen mit den geliebten Charakteren rund um Reitmeyer: Anwalt und Freund Sepp, Caroline, eine gemeinsame Freundin, die Kollegen Steiger und Rattler und diverse andere Figuren wie Vorgesetzte und Verwandte spielen erneut eine Rolle.

Doch auch für jene die die bisherigen Bände nicht kennen ist “Herbststurm” gut verständlich und die Geschichte auch nachvollziehbar. Sehr interessant auch die Anmerkungen der Autorin zum historischen Kontext.

Veröffentlicht am 04.12.2018

Einer, der aufstand, als es sonst niemand tat

Black Hand
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Wer mit den USA des frühen 20. Jahrhunderts etwas anzufangen weiß und gerne Krimis mit wahrer Hintergrundstory liest, wird sich über “Black Hand” freuen. Autor Stephan Talty präsentiert dem Leser ein düsteres ...

Wer mit den USA des frühen 20. Jahrhunderts etwas anzufangen weiß und gerne Krimis mit wahrer Hintergrundstory liest, wird sich über “Black Hand” freuen. Autor Stephan Talty präsentiert dem Leser ein düsteres Bild der Staaten, vor allem New Yorks, der Stadt, in der Joseph “Joe” Petrosino aufwächst.

Er, eigentlich nur einer von hunderttausenden Kindern italienischer, gerade mal geduldeter Einwanderer, setzt alles daran etwas aus sich zu machen. Und er schafft es. Er wird Polizist und da sich sonst niemand für seine Landsleute einsetzt, als die “Black Hand” ihre Anfänge startet, ist er es, der sich dieser Fälle von Erpressung, Morden, Anschlägen und Entführungen annimmt.

Dieses Buch erzählt die wahre Geschichte von Petrosinos Leben, Schwierigkeiten und Erfolgen. Talty recherchierte aufwändig, sprach mit Nachfahren Petrosinos und suchte alles an schriftlichen und wohl auch bildlichen Zeugnissen von damals zusammen. Die Kapitel strotzen nur so vor Zitaten aus diesen Texten und Zeitungsartikeln.

Das ist anfangs etwas ungewohnt zu lesen, da man eine direkte Rede erwartet, aber nicht immer gleich dabeisteht, wer das nun gesagt hat. Wundervoll verbindet Talty Fakten mit seinem Erzählstil und füllt eventuelle Lücken so, dass man nichts davon mitbekommt.

Doch dieser Krimi ist nicht nur eine großartige Biografie, zugleich ist er eine Milieustudie, ein Lehrbuch über die Strukturen und Arbeit der damaligen Polizei, dem NYPD und den Fängen der Politik, die überall zu finden waren.

Und weil dieses Buch ein so gutes “True-Story”-Werk ist, ist eine Verfilmung geplant. Das an sich finde ich wirklich gut, nur leider soll laut Buchumschlag Leonardo DiCaprio die Hauptrolle spielen. Er ist ein toller Schauspieler, ich kenne viele seiner Filme und er hat sich mittlerweile auf besondere Charaktere spezialisiert. Und er hat noch den italienisch klingenden Namen. Alles gut, leider passt er nur optisch überhaupt nicht auf die doch sehr genaue Beschreibung des echten Petrosino. Da bin ich gespannt, wie sie das hinbekommen werden.

Veröffentlicht am 19.11.2018

Kino im Kopf und auch in der Wanne

Ketchup, Kult und Kino-Küsse
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Das schon kultige “Wannenbuch” bekommt Zuwachs. Neu: ein 15-Minuten-Kino-Quiz, das bequem beim Baden gelöst werden kann - inklusive Auflösungen und Einordnung des eigenen Abschneidens. Also: Smartphone ...

Das schon kultige “Wannenbuch” bekommt Zuwachs. Neu: ein 15-Minuten-Kino-Quiz, das bequem beim Baden gelöst werden kann - inklusive Auflösungen und Einordnung des eigenen Abschneidens. Also: Smartphone weit weg (es soll ja sowieso nicht unbedingt nass werden), Wannenbuch schnappen, rein ins warme Wasser und quizzen - aber nicht schummeln! Von einfachen Fragen, die auch Wenig-Kino-Geher sicher beantworten können über noch gut zu erratenden Antworten bis hin zu Detailfragen witzigen Fakten rund um Filme und ihre Macher ist alles dabei. Viel zu schnell ist die Zeit rum und man hätte gerne noch mehr Fragen gehabt.