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Veröffentlicht am 15.09.2016

Die Anfänge vom Sonderdezernat Q

Erbarmen
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Dänemark, 2002: die junge Politikerin Merete Lynggaard verschwindet spurlos von einer Fähre. Die Ermittler folgen einigen Spuren, doch sie bleibt unauffindbar.
2007: nach einem fatalen Einsatz hat sich ...

Dänemark, 2002: die junge Politikerin Merete Lynggaard verschwindet spurlos von einer Fähre. Die Ermittler folgen einigen Spuren, doch sie bleibt unauffindbar.
2007: nach einem fatalen Einsatz hat sich Vizepolizeikommissar Carl Mørck einige Monate lang erholt um bei der Rückkehr an seinen Arbeitsplatz festzustellen, dass er aufs tote Gleis geschoben werden soll. Sein zukünftiger Wirkkreis sind die Cold Cases von ganz Dänemark, die er nur mithilfe einer ungelernten Hilfskraft Hafez el-Assad lösen soll. Carls minimale Motivation sinkt schon beim Anblick seines verstaubten Kellerbüros.

Dieser Auftakt zur Reihe hat mir sehr gut gefallen. In zwei Handlungssträngen rollt Adler-Olsen die Geschichte um Merete auf und der Leser fiebert die ganze Zeit mit. Carl und Assad als Ermittlerpaar sind klasse gemacht; auf der einen Seite der muffelige Carl, der eigentlich auch damit zufrieden wäre seine Tage im Büro zu verschlafen. Der sich dann aber natürlich doch in den Fall verbeißt und seine ermittlerische Klasse zeigt. Auf der anderen Seite Assad, der ursprünglich nur als Telefonist und Putzhilfe gedacht war, der dann aber durch seinen Grips und seine Neugier Carls wertvollste Stütze wird. Zudem scheint er eine interessante Vergangenheit zu haben, die nur sehr langsam ans Tageslicht kommt. Auch Merete ist dem Autor hervorragend gelungen, er beschreibt ihre Gefühle und Gedanken unglaublich realistisch. Überhaupt ist der Stil von Adler-Olsen zwar oft nordisch gemütlich, aber immer mitreißend. Schnell ist man mittendrin und mag nicht mehr aufhören zu lesen. Kleine Abstriche gibt es für den nicht ganz so gut gelungenen Familienclinch von Carl (nein ich brauche keinen 354ten Ermittler, der sich gerade von seiner Frau getrennt hat) und für etwas konstruiert wirkende Ereignisse wie den Hackerangriff.

Fazit: ein toller Reihenauftakt. Weiter geht es mit Teil 2 „Schändung“

Veröffentlicht am 15.09.2016

Amüsanter Blick auf die Menschheit

Ich und die Menschen
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„Das Leben der Menschen, begriff ich, verschlechterte sich zusehends, je älter man wurde. Man kam auf die Welt mit Babyhänden und Babyfüßchen und kannte nichts als unendliches Glück, und dann ließ das ...

„Das Leben der Menschen, begriff ich, verschlechterte sich zusehends, je älter man wurde. Man kam auf die Welt mit Babyhänden und Babyfüßchen und kannte nichts als unendliches Glück, und dann ließ das Glück allmählich nach, im gleichen Maß, in dem Hände und Füße wuchsen.“ (S. 146)
Ein namenloser Vonnadorianer wird zigtausend Lichtjahre zur Erde geschickt. Seine Mission: verhindern, dass der Mathematiker Andrew Martin seine neueste Entdeckung publik macht. Dabei geht man als Vonnadorianer schon mal über Leichen, schließlich sind Menschen egoistisch und primitiv und überhaupt. Der Extraterrestrische nimmt Andrews Gestalt an und merkt bald, dass das Leben auf der Erde doch irgendwie… lebenswert ist. Und die Menschen gar nicht sooo schlimm wie gedacht.
Matt Haig beschreibt in seinem Nachwort wie es zu dieser Buchidee kam, aus einer ausgewachsenen Panikattacke heraus nämlich. Ihm seien die Menschen damals ähnlich fremd gewesen wie wenn er von einem anderen Stern käme. Nach der Lektüre dieses Buches neigt man dazu ihm zuzustimmen, menschliches Verhalten ist schon manchmal wirklich komisch und absurd. Die Geschichte regt also auf jeden Fall schon mal zum Nachdenken an. Der Autor schlägt dabei aber einen amüsanten, leicht ironischen Ton an, der mir wahnsinnig gut gefallen hat, sodass die Story nie zu ernst wird. Trotzdem findet er auch immer wieder die Überleitung zu sehr weisen Betrachtungen und Zitaten. Leider nehmen die zwischenzeitlich Überhand, sodass ich mich mit Abreißkalendersprüchlein überhäuft sah. Doch das legt sich erfreulicherweise wieder, sodass man dem Autor diesen Ausrutscher schnell verzeiht. An sich entwickelt sich die Handlung etwas vorhersehbar, doch auch das tut der Lesefreude keinen Abbruch.
Fazit: Wer gerne mal einen schrägen Blick auf den menschlichen Alltag werfen möchte, sollte sich dieses Buch nicht entgehen lassen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

The world according to Billy

Billy
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Billy ist ein Serienmörder. Ein Serienmörder mit Anstand, mit Moral. Er gönnt seinen Opfern ein letztes Schwelgen in Erinnerungen, einen letzten Lieblingssong. Ein Serienmörder mit philosophischen Anwandlungen, ...

Billy ist ein Serienmörder. Ein Serienmörder mit Anstand, mit Moral. Er gönnt seinen Opfern ein letztes Schwelgen in Erinnerungen, einen letzten Lieblingssong. Ein Serienmörder mit philosophischen Anwandlungen, ein Denker. Einer, der die Menschheit gerne beobachtet, betrachtet, abwägt. Und dann seine ganz eigenen Schlüsse zieht. Gerade zieht es ihn nach Las Vegas, um einen alten Mitstreiter zu treffen.

Zuallererst: nein, es ist kein Thriller. Wer das trotz des Klappentextes glaubt, sollte das Buch wieder zurücklegen. Ja, es geht um einen Serienmörder, aber NEIN, es ist wirklich kein Thriller. Eher eine philosophische Betrachtung der Menschen und ihrer Eigenheiten.
Ich mochte Billy mit jeder Seite mehr, er ist trotz seines Berufs – oder sollte ich sagen seiner Berufung? – ein sympathischer Kerl. Teilweise schelmisch-bitterböse Betrachtungen seinerseits haben mich oft zum Schmunzeln gebracht, seine Gedanken über Gott und die Welt hallen lange nach. Wo, wenn nicht in Vegas lässt sich so vorzüglich über die Menschheit sinnieren?
Der Schreibstil mag tatsächlich nicht jedermanns Sache sein. Einzlkind nutzt kurze Sätze, unterbricht den Lesefluss oft künstlich. Mir hat das gefallen, ergibt sich doch so oft eine besondere Betonung des Inhaltes. Trotz dieses Kunstgriffes liest sich die Geschichte flüssig und man ist schneller am Ende angelangt als einem lieb ist.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Fall zwei für Macy Greeley

Brennender Fluss
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Brütende Hitze in Flathead Valley. Als wären die bedrohlichen Waldbrände nicht schlimm genug, wird ein junger Ex-Soldat tot aufgefunden. Ermordet. Die Stimmung ist aufgeheizt, mittendrin soll Macy ermitteln. ...

Brütende Hitze in Flathead Valley. Als wären die bedrohlichen Waldbrände nicht schlimm genug, wird ein junger Ex-Soldat tot aufgefunden. Ermordet. Die Stimmung ist aufgeheizt, mittendrin soll Macy ermitteln. Doch so wirklich ergiebig gestaltet sich ihre Arbeit nicht.

Nach „Eisiges Geheimnis“ ist dies der zweite Band mit der sympathischen Macy Greeley, die Ereignisse spielen etwa 2 Jahre nach dem Vorgänger. Wieder hat sich die Autorin eine spannende Geschichte ausgedacht, auch wenn der Spannungsbogen zwischenzeitlich doch etwas schwächelt. Das Buch war wieder sehr flüssig zu lesen, die eine oder andere Wendung sorgte für Überraschungen, die Protagonisten wirkten zumeist authentisch. Mich hat dieser Fokus auf Macys Privatleben etwas gestört, die Problematik verheirateter Freund – Kind – Karriere wurde doch zu oft thematisiert. Das Ende fand ich doch sehr übertrieben und es passte für mich auch nicht so recht zur Geschichte, wirkte künstlich aufgebauscht. Alles in allem ein unterhaltsamer Thriller, der jedoch in keiner Weise aus der breiten Masse heraussticht.

Fazit: nicht ganz so gut wie der Vorgänger, aber durchaus unterhaltsam. (3,5 Sterne)

Veröffentlicht am 15.09.2016

Wenn der Schein trügt

Die Frau an der Schreibmaschine
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New York, in den goldenen Zwanzigern: Rose Baker ist Schreibkraft in einem Polizeirevier. Effizient und korrekt geht sie ihrer Arbeit nach, schwärmt heimlich für ihren Kollegen, lebt das zurückgezogene ...

New York, in den goldenen Zwanzigern: Rose Baker ist Schreibkraft in einem Polizeirevier. Effizient und korrekt geht sie ihrer Arbeit nach, schwärmt heimlich für ihren Kollegen, lebt das zurückgezogene Leben eines grauen Mäuschens. Das soll sich ändern als eine neue Kollegin die Bühne betritt. Odalie ist ein Paradiesvogel und nimmt Rose bald immer mehr für sich ein. Mit schwerwiegenden Folgen…
Suzanne Rindell wurde für ihr Debut bereits hochgelobt und im Großen und Ganzen möchte ich mich da auch anschließen. Die Autorin versteht sich sehr gut auf eine scharfe Charakterzeichnung, ob man die Protagonisten mag, steht dann auf einem anderen Blatt. Rose ist eine Person, deren Entwicklung man z.T. nur kopfschüttelnd mitverfolgen kann, mit der Zeit konnte ich sie immer weniger leiden. Odalie als Gegenstück ist ebenfalls sehr gut herausgearbeitet und gerade ihre Vergangenheit, die immer mehr ans Licht gezerrt wird, ist sehr spannend. Sprachlich ist der Roman ebenfalls sehr ansprechend, Rose erzählt die Geschichte rückblickend. Leider gibt sie zwischenzeitlich einige Andeutungen von sich, die das Ende des Buches vorwegnehmen.
Das Flair der 20er Jahre ist für den Leser sehr plastisch wiedergegeben, egal ob es sich um das „einfache“ Leben auf der Straße oder das glamouröse der Oberschicht handelt. Gerade die Auswirkungen der Prohibition fand ich sehr realistisch dargestellt. Ich hatte mir einen größeren Einblick in die Polizeiarbeit erhofft, unterm Strich hätten Rose und Odalie mehr oder weniger überall arbeiten können. Schade, dass diesem Aspekt nicht etwas mehr Leben eingehaucht worden ist.

Fazit: ausgezeichnet erzählt, nur einfach inhaltlich nicht ganz meins.