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Veröffentlicht am 18.05.2018

Eine Lady zwischen Büchern

Das Versprechen der Jahre
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Lady Celia Lytton ist zwar von edler Geburt, heiratet jedoch ihrem Herzen folgend einen Londoner Verleger. Mit ihm stürzt sie sich nicht nur ins eigene Familienleben, sondern auch in das Verlagsgeschäft. ...

Lady Celia Lytton ist zwar von edler Geburt, heiratet jedoch ihrem Herzen folgend einen Londoner Verleger. Mit ihm stürzt sie sich nicht nur ins eigene Familienleben, sondern auch in das Verlagsgeschäft. Mit ihren guten Ideen macht sie sich bald einen eigenen Namen, ahnt aber noch nicht, dass sie in der Zeit des ersten Weltkriegs auf einmal das ganze Unternehmen lenken muss...
"Das Versprechen der Jahre" ist der Auftakt einer neuen Reihe, die dieses Jahr im Goldmann-Verlag erscheint und spielt im wunderbaren London. Um die Jahrhundertwende ist die Welt dort noch in Ordnung und der Buchhandel läuft gut. Mir hat gefallen, wie man als Leser trotz der vielen Jahre, die dieser erste Teil umspannt, immer gut folgen konnte und nie das Gefühl hatte, etwas zu verpassen. Große Zeitsprünge sind oft etwas, was mich an Romanen dieser Art stört, hier ist es aber ideal gelöst. Die Geschichte ist bevölkert von spannenden und durchweg sehr authentischen Figuren. Es gibt die, die man einfach mögen muss und jene, die einem das Leben wirklich schwer machen ;) Gerade Protagonistin Celia schwankte für mich zwischen beiden Kategorien, da sie auf der einen Seite eine bewundernswert starke und kluge Frau ist, aber an manchen Stellen auch schrecklich unvernünftig und emotional. Und gerade das macht sie für mich so lebensecht - sie ist einfach wie jede von uns, die um ihre Ziele kämpft, aber öfter auch von ihren Emotionen übermannt wird. Eine weitere starke Frau ist ihre Schwägerin LM, die für viele emanzipierte Frauen ihrer Zeit steht und deren Leben nicht immer einfach verläuft. Die Männer in der Geschichte haben auch ihre Reize, stehen aber klar im Hintergrund. Der heimliche Star ist für mich Celias Mutter, Lady Beckenham, die kein Blatt vor den Mund nimmt und sich nicht scheut, Leute vor den Kopf zu stoßen. Dennoch hat sie eigentlich ein großes Herz.
Ein großer Aufhänger der Geschichte sind die Kinder von Celia - diese sind für mich auch einer der Gründe, warum ich den zweiten Band ebenfalls gerne lesen möchte. Die Geschichte ist sehr spannend, kann aber für mich auch als abgeschlossener Roman einzeln gelesen werden. Gerade weil man aber merkt, dass die Familie noch lange nicht zur Ruhe kommt, freue ich mich auf den nächsten Teil.
Insgesamt ist "Das Versprechen der Jahre" ein gut geschriebener und interessanter Roman. Es wird nicht mein Lieblingsbuch werden, auch das sage ich ehrlich, weil mir dafür einige der Figuren doch zu anstrengend waren. Dennoch habe ich es durchweg gerne gelesen und gebe 3,5-4 Sterne!

Veröffentlicht am 15.10.2017

Tolle Charaktere, aber kein Knüller

Die Schlange von Essex
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Ich liebe Romane, die im 19. Jahrhundert spielen und finde dabei besonders die Rolle der Frau sehr interessant. Daher hat mich die Handlung von "Die Schlange von Essex" sofort angesprochen. Es geht um ...

Ich liebe Romane, die im 19. Jahrhundert spielen und finde dabei besonders die Rolle der Frau sehr interessant. Daher hat mich die Handlung von "Die Schlange von Essex" sofort angesprochen. Es geht um eine recht junge Frau, die in einer lieblosen Ehe gefangen war und sich nun nach dem Tod ihres Mannes auf einmal in einer autonomen Rolle wiederfindet, in der sie ihren Interessen nachgehen kann. Diese bewegen sich im Bereich der Naturwissenschaften und gemeinsam mit dem Pfarrer einer kleinen Gemeinde versucht Cora, dem Rätsel der "Schlange von Essex" auf den Grund zu gehen.
Das Buch hat einen recht eigenwilligen Stil, der mich insgesamt nicht wirklich begeistern konnte. Sehr gut fand ich die Briefe, die am Anfang eines Abschnitts standen und oft einen herrlichen Humor hatten. Die tollen Charaktere sind es, die für mich dieses Buch auszeichnen. Cora ist mir sehr sympathisch, ebenso einige männliche Charaktere. Coras Sohn Francis ist sehr speziell und seine Rolle scheint mal an Bedeutung zu gewinnen, dann aber auch zu verlieren, gerade, wie es der Autorin aktuell passt. Das hat mich ein wenig gestört, denn an sich ist Francis ein sehr raumfordernder Charakter. Einige Figuren haben einen tollen Humor, insgesamt musste ich bei diesem Buch oft schmunzeln, es hat mich aber auch berührt.
Problematisch fand ich, dass mich der Erzählstil und auch die Handlung um die "Schlange" nie ganz abholen konnten und ich zwar Interesse, aber keinen richtigen Lesespaß empfunden habe. Es hat mich einfach nicht richtig gepackt.
Ein schöner Roman, gesellschaftskritisch, originell, aber für mich kein Highlight, da er mich nicht komplett erreichen konnte. 3,5 Sterne von mir!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Handlung
  • Figuren
  • Originalität
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 26.08.2017

Netter Sommerroman

Meeresblau & Mandelblüte
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Meeresblau - so ist nicht nur das Cover bei diesem sommerlichen Roman, sondern das blaue Meer vor der Küste Mallorcas erscheint beim Lesen quasi vor dem inneren Auge. Wer auf der Suche nach einer lebensfrohen ...

Meeresblau - so ist nicht nur das Cover bei diesem sommerlichen Roman, sondern das blaue Meer vor der Küste Mallorcas erscheint beim Lesen quasi vor dem inneren Auge. Wer auf der Suche nach einer lebensfrohen Lektüre für den Urlaub ist, wird hier fündig werden.
Begleitet Leonie bei ihren ersten Schritten als unverhoffte Hotelbesitzerin und den Begegnungen mit dem einen oder anderen charmanten Herren ;) Die Handlung ist dabei zugegebenermaßen nicht unbedingt unvorhersehbar und auch das plötzliche Ende hat mich etwas gestört - die tollen Schilderungen der Autorin und der humorvolle Stil machen es aber wieder wett und ich denke, das Buch ist genau richtig für zwischendurch.
Es lohnt sich, mit der anfangs etwas spröden Protagonistin warm zu werden und sich in die Sonne Mallorcas zu träumen - mehr als ein einmaliges Lesevergnügen ist es für mich aber nicht. Solide 3 Sterne!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Handlung
Veröffentlicht am 07.08.2017

Weniger wären manchmal mehr Sterne

Der Club der Traumtänzer
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Nachdem mir "Das Glücksbüro" von Andreas Izquierdo bereits gut gefallen hatte, aber nicht perfekt war, fiel mir nach vielen positiven Empfehlungen "Der Club der Traumtänzer" in die Hände und ich war sehr ...

Nachdem mir "Das Glücksbüro" von Andreas Izquierdo bereits gut gefallen hatte, aber nicht perfekt war, fiel mir nach vielen positiven Empfehlungen "Der Club der Traumtänzer" in die Hände und ich war sehr gespannt.
Das Thema finde ich erstmal sehr gut, denn ich arbeite selbst mit Kindern mit Behinderung und bin dementsprechend interessiert, aber auch anspruchsvoll. Zunächst gefiel mir die Darstellung der Kinder und auch der Förderschule sehr gut, später fand ich die Abgrenzung zwischen geistiger und Lernbehinderung dann nicht trennscharf genug und es fiel auch das eine oder andere Mal das Wort "Sonderschule"...nun ja, das missfällt mir.
Die Geschichte selbst fand ich schwungvoll, gut geschrieben, aber eben auch voll von vielen Zufällen. Der Protagonist ist prinzipiell sehr authentisch & auch sympathisch, aber um diese kleine Truppe von Kindern und die eigentliche Arbeit von Gabor ranken sich so viele Handlungsstränge und Intrigen, dass es mir zunehmend etwas viel wurde. Es ist klar, dass jedes der Kinder ein Schicksal hat und diese auch gezeigt werden sollten, aber es war mir einfach etwas zu dick aufgetragen. Vielleicht hätte nicht jedes Kind diverse Probleme haben müssen, denn so ist es in der Realität nun mal auch nicht. Eine Einschränkung in der Kognition bedeutet nicht, dass sofort auch das gesamte Umfeld und das Elternhaus problematisch sein müssen und ich hätte mir gewünscht, dass dieser Gegensatz abgebildet wird. Das Ende kam für mich ebenfalls etwas zu abrupt, daher habe ich Sterne abgezogen.
Auf der anderen Seite ist es aber auch eine wichtige Geschichte, die sicherlich Toleranz schult und auch ans Herz gehen kann, daher durchaus eine Leseempfehlung von mir, aber es war einfach kein Knüller. 3,5 Sterne!

Veröffentlicht am 03.12.2018

Eindrücklich

Deutsches Haus
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Das "Deutsche Haus" in diesem Roman ist die Gaststätte, in der Evas Eltern die Frankfurter bewirten. Eva selbst möchte nicht in das Gastgewerbe einsteigen, sondern arbeitet als Übersetzerin und wird aufgrund ...

Das "Deutsche Haus" in diesem Roman ist die Gaststätte, in der Evas Eltern die Frankfurter bewirten. Eva selbst möchte nicht in das Gastgewerbe einsteigen, sondern arbeitet als Übersetzerin und wird aufgrund eines Personalmangels plötzlich mit hoher Verantwortung versehen: sie soll im anstehenden Auschwitz-Prozess die Zeugenaussagen übersetzen und kommt so hautnah in Kontakt mit der schrecklichen deutschen Vergangenheit.
Annette Hess beleuchtet in diesem Roman eindringlich die deutsche Schuldfrage und regt wirklich zum Nachdenken an. Ich benötigte einige Zeit, um mich an den doch sehr nüchternen Schreibstil zu gewöhnen, mit dem ich mich etwas schwer getan habe. Die Handlung um Eva fand ich dann wirklich interessant, einige andere Nebenhandlungen (z.B. um Jürgens Vater) erschlossen sich mir nicht richtig bzw. trugen meiner Meinung nach nicht wirklich zur Geschichte bei. Ich hätte mir etwas mehr Fokus auf die hauptsächliche Handlung gewünscht, würde das Buch aber für geschichtsinteressierte Leser durchaus weiterempfehlen.