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Veröffentlicht am 21.12.2017

Der Wortschatz - literarisches Meisterwerk der Metaphern

Der Wortschatz
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Titel: "Der Wortschatz"
Da der Titel einen relativ großen Interpretationsspielraum zulässt, kann ich nicht genau sagen, was mich in der Leseprobe erwartet. Geht es um einen wirklichen Schatz, der sich ...

Titel: "Der Wortschatz"
Da der Titel einen relativ großen Interpretationsspielraum zulässt, kann ich nicht genau sagen, was mich in der Leseprobe erwartet. Geht es um einen wirklichen Schatz, der sich zwischen den Zeilen versteckt, oder handelt das Buch vom (deutschen) Wortschatz?
In jeden Fall erwarte ich sehr viel.

Cover:
Selten habe ich so ein wundervolles Cover gesehen, wie bei diesem Buch. Die Mischung aus Blau und Gelb ist eine zauberhafte Kombination. Dazu lässt die Rätselhafte Figur, die im Zentrum abgebildet ist, viele Interpretationen zu.
Könnte es sich dabei um den Autor handeln, oder doch eher um den Protagonisten?

Plot: Bereits nach den ersten Seiten wird klar, dass es sich hier um keine gewöhnliche Lektüre handelt. In einer gewissen Parallelwelt wird das Leben des Protagonisten Wort beschrieben und seine Geschichte erzählt.

Autor: Elias Vorpahl ist ein mir unbekannter Autor. Mit seinem Debütroman hat mich der Schriftsteller auf jeden fall gepackt und ich auf neue Werke sehr gespannt.

Anmerkungen: Allein die Widmung am Anfang des Buches hat mich bereits schmunzeln lassen. Man sieht, dass hier mit so viel Hingabe geschrieben wird, dass ich auch die Möglichkeit sehe, dass mich dieses Buch sehr bewegen wird.

Fazit zur Leseprobe: Die sehr interessante Leseprobe hat bereits einen kleinen Einblick in die Welt des Wortes gegeben und ich kann nur sagen, dass ich davon mehr will.

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Fazit nach dem Lesen:
Tatsächlich durfte ich in den Genuss dieses großartigen Buches kommen. Für diese Rezension habe ich mir mehr Zeit genommen, als ich das sonst mache, aber für dieses Buch mache ich das gerne. Wirklich.
Nachdem ich in die Welt des Wortes eingetaucht bin, musste ich mich erst an die neuen Eindrücke gewöhnen. Die präsenten Metaphern und Wortspiele sind nicht nur auf einer kreativen Ebene beeindruckend, sie schickten mich auch auf die Reise des kleinen Wortes, das so verzweifelt nach seiner Bestimmung sucht.
Jedes Kapitel zeigt einen neuen, unglaublich wundervoll geschilderten Abschnitt der Geschichte rund um Bedeutung des Seins und Selbstverwirklichung.
Mit eindrucksvollen Darstellungen, einem lebhaften Schreibstil und herausragenden Metaphern war dieses Buch eines der Lese-Highlights meines Jahres.
Selten habe ich das Lesen so genossen wie mit diesem Buch, weswegen ich auch zu dem Schluss komme, dass sich hieraus nicht nur meine ersten 5-Sterne-Bewertung wird, sondern auch eine eindeutige Kaufempfehlung und Dank an den Autor für dieses literarische Meisterwerk.


Verschnaufpause

(Über eine Rückmeldung zu diesem Leseeindruck oder Hinweise auf Rechtschreibfehler o.Ä. freue ich mich sehr!)

Veröffentlicht am 01.11.2019

Mittwoch also - Das Leben schreibt keine perfekten Geschichten

Mittwoch also
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Mit vielen Gedanken, wenig Geld auf dem Konto und etwas zu viel Irrationalität macht sich die Protagonistin mit einem Flug nach Athen auf den Weg von alten Problemen hin zu neuen. Während der ungeplanten ...

Mit vielen Gedanken, wenig Geld auf dem Konto und etwas zu viel Irrationalität macht sich die Protagonistin mit einem Flug nach Athen auf den Weg von alten Problemen hin zu neuen. Während der ungeplanten Umleitung nach Berlin und zurück in Heddas Heimat wird der Lesende nicht über den aktuellen Kontostand informiert, sondern erlebt auch den innerlichen Kampf der Hauptfigur. Während die freie Texterin noch an ihrem Ex-Freund hängt, lässt sie sich in Berlin auf den Aussteiger Milo ein und steht damit vor neuen Herausforderungen: Sie ist schwanger.

Das Hauptthema des Buches, die Entscheidung, ob sie das ungeborene Kind behält, wird durch die gesamte Geschichte neutral und wertfrei behandelt. Die unverwurzelte Protagonistin stellt dabei eine moderne Figur der heutigen Gesellschaft dar und repräsentiert einen wichtigen Charakter der aktuellen Generation. Die Lektüre ist durch die unkonventionelle Idee klar am Kern der Zeit.

Der Versuch von Leichtmütigkeit mit einem starken Beigeschmack von Irrationalität stört den Lesefluss leider des öfteren. Oftmals ändert sich der Erzählstil innerhalb des Kapitels und die stringenten Erzählung wird etwas eingefärbt. Auch die Plot-Entwicklung ist vermehrt fragwürdig und unterstreicht die unlogischen Züge der Protagonistin. Ebenso ist das Update des Lesenden über den schwächelden Kontostand im Laufe der Geschichte nicht konsistent und wird nur sporadisch von Kapitel zu Kapitel erwähnt, um dann innerhalb einer Seite zu oft aufzutauchen.

Dennoch hat man das Gefühl, hier ein Unikat in der Hand zu halten. Dies liegt nicht nur an des - meiner Meinung nach - extrem ansprechenden Covers, sondern auch an der Eigenheit des Storytellings. Das Leben schreibt keine perfekten Geschichten und auch wenn die Irrationalität beim Lesen manchmal unwirklich scheint, vermittelt das Werk wichtige Eindrücke und Denkmuster und Weltansichten. Dementsprechend ist die oben genannte Kritik auch nur hinsichtlich des Leseeindrucks negativ zu bewerten, die Geschichte und Besonderheit der Message sprechen für sich.

Veröffentlicht am 05.12.2018

Lange Beine, kurze Lügen - Wie viel Wahrheit steckt in diesem Buch?

Lange Beine, kurze Lügen
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Schon nach dem ersten Werk "Der letzte macht den Mund zu" von Buchinger habe ich mich mit der leicht zynischen, aber vor allem sympathisch-pessimistischen Schreibweise des Autors angefreundet. Die stilistische ...

Schon nach dem ersten Werk "Der letzte macht den Mund zu" von Buchinger habe ich mich mit der leicht zynischen, aber vor allem sympathisch-pessimistischen Schreibweise des Autors angefreundet. Die stilistische Gestaltung durch urige Vergleiche und extravagante Ausschmückungen zaubern stets ein Lächeln ins Gesicht.

Gerade aber auch meine eigene Position zur Halbwahrheit und der Hang zur Übertreibung verwandeln das Thema in einen Spießrutenlauf der Selbstfindung. ("Ja, genau, genau das hätte ich auch so gemacht!")
Das Gefühl, dass sich einzelne Passagen wiederholen oder immer wieder mal hervorgekramt werden - wie auch beim ersten Buch -, ist dabei eher zweitrangig. Dennoch ist es auch dieses Mal wieder auffällig, dass stilistische Mittel oder bestimmte Argumente mehrfach angeführt werden und sich der Leser wundert, warum solche Wiederholungen öfter vorkommen.

Nichtsdestotrotz handelt sich hier vordergründig um ein Unterhaltungsmedium und als solches sollte es auch bewertet werden: Ich konnte mich nicht nur in der einen oder anderen Passage wiederfinden, Michaels Schreibstil und extravagante Vergleiche ließen mich dauerhaft schmunzeln. Besonders hervorzuheben ist die Art, schwierige Themen aufzugreifen und neben des Unterhaltungsstils auch eine tiefgründigere Message zu vermitteln.

Von Anfang bis Ende des Buches stellte sich mir jedoch eine spezielle Frage: Hat sich das Lügen.doc beim Schreiben des Werkes noch erweitert? Wie viele der beschriebenen Situationen sind wirklich passiert und wie viele entstanden Michaels Fantasie? Als großen Plottwist erwartete ich am Ende ein großes Banner mit "Haha, das war alles nur erfunden und erlogen, euer Michi!" und war froh, als dies nicht der Fall war. Dennoch würde ich gerne erfahren, an welcher Stelle ein bisschen geflunkert wurde.
Also: Michi, hit me up!

Veröffentlicht am 01.08.2018

Der Sprengmeister - herrlich grotesk

Der Sprengmeister
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Nach einen Sprengunfall verändert sich Oskar Johanssons Leben für immer. Es folgen Krankenhausaufhalte und bleibende Schäden, dennoch schafft es der ehemalige Sprengmeister zurück ins Leben.

Geprägt durch ...

Nach einen Sprengunfall verändert sich Oskar Johanssons Leben für immer. Es folgen Krankenhausaufhalte und bleibende Schäden, dennoch schafft es der ehemalige Sprengmeister zurück ins Leben.

Geprägt durch die wirtschaftliche Lage Schwedens, sowie durch sein privates Umfeld und seine politischen Ansichten beschreibt Mankell die Situation des Sprengmeisters grotesk nüchtern und lässt mich durch die Darstellung des Lebens des naiven Charakters schmunzeln. Der Protagonist als dramaturgische Figur fasziniert den Leser und lässt ihn, wenn auch auf Distanz, in das Buch eintauchen.

Mit "Der Sprengmeister" habe ich nun meinen und gleichzeitig den ersten mankell'schen Roman gelesen und bin begeistert. Augrund der facettenreichen Themen-, Stil-, sowie Charakterwechsel wirkt das Gesamtgebilde des Buches gerade zu grotesk und damit unglaublich unterhaltend.

Der Schreibstil des Autors ist gewöhnungsbedürftig, jedoch auch so speziell, dass ich es als das Highlight des Buches bezeichnen würde. Mankell schafft es gewöhnlichen Situationen einen gewissen Glanz zu verleihen. Aus alltäglichen Situationen werden auffällige Konstrukte. Die Erzählweise wirkt absolut diffus, verstärkt jedoch die Message des Autors.

Für alle, die die Meta-Ebene eines Buches bevorzugen und dafür wenig Handlung in Kauf nehmen, ist dies hier eine absolute Leseempfehlung!

Verschnaufpause

Veröffentlicht am 10.02.2018

Hologrammatica - Eine nicht-holographische Rezension

Hologrammatica
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"Passt alles zusammen wie Hamlet und Omelett." (Seite 62) - Mit diesem futuristischen Thriller arbeitet Tom Hillenbrand alle gesellschaftlichen Top-Themen der heutigen Zeit ab: Homosexualität, Depressionen, ...

"Passt alles zusammen wie Hamlet und Omelett." (Seite 62) - Mit diesem futuristischen Thriller arbeitet Tom Hillenbrand alle gesellschaftlichen Top-Themen der heutigen Zeit ab: Homosexualität, Depressionen, Abgrenzung der Oberschicht und so weiter.

Alle diese Bereiche erhalten natürlich durch die Zukunftsvisionen des Autors ihren eigenen Charme. Durch Holomasquen und Gefäßwechsel ist es eine Leichtigkeit, sexuelle Gelüste zu erfüllen. Erkrankungen lassen sich durch einen sogenannten, eingepflanzten Dosier mit einem einfachen Kommando behandeln. Mithilfe von Updates lässt sich die eigene Gehirnkapazität speichern und kann in andere menschenähnliche Gefäße übermittelt werden. Somit hat jeder die Möglichkeit, für einen bestimmten Zeitraum den eigenen Körper zu verlassen. Die Crème de la Crème der gesellschaftlichen Oberschicht hat genug monetäre Mittel, sich eine Handvoll Gefäße anzuschaffen und folglich eine Auswahl an unterschiedlichen Wirten. Diese neuen Technologien verleihen dem Thriller eine gewisse Dynamik, die nicht wie sonst, durch die Ungewissheit in der Handlung, sondern vor allem durch das Unwissen und die Möglichkeiten dieser Technologien hervorgerufen wird.

Angesichts des möglichen Körpertauschs verfolgt der Protagonist Galahad Singh, ein Privatdetektiv (oder auch "Quästor", sollte man den neu-alt-modernen Slang annehmen) mehrere Theorien. Der Freiberufler wurde beauftragt, eine gewisse Juliette Perrotte aufzuspüren. Bei der Vermissten handelt es sich um eine professionelle Programmiererin, die sich auf die Arbeit mit Gefäßen spezialisierte. Als einziges Kind einer reichen Witwe, aber vor allem auch durch ihr technologisches Wissen wird der Fall um Juliette immer seltsamer.

Der extrem unkonventionelle Thriller von Hillenbrand hat mir schon das ein oder andere Lächeln entlockt. Auf unverblümter Weise wird die Geschichte des Quästors in einer Welt im Jahre 2088 erzählt, die unserer heutigen fast nicht mehr gleicht. Auf den insgesamt 558 Seiten ist es dem Autor gelungen (mit augenscheinlich viel Hingabe), eine einzigartige Welt zu kreieren.