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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.12.2018

Interessante Zusammenstellung

Kurze Antworten auf große Fragen
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In seinem (leider unwiderruflich) letzten Buch gibt Stephen Hawking Antworten auf zehn bedeutende Fragen.
Er überlegt beispielsweise, ob es einen Gott gibt, was sich im Inneren eines Schwarzen Lochs befindet ...

In seinem (leider unwiderruflich) letzten Buch gibt Stephen Hawking Antworten auf zehn bedeutende Fragen.
Er überlegt beispielsweise, ob es einen Gott gibt, was sich im Inneren eines Schwarzen Lochs befindet oder wie die Entwicklung künstlicher Intelligenz voranschreiten wird und entwirft diverse spannende Zukunftsvisionen.
Wie der Titel schon vermuten lässt, sind die Aussagen wirklich knapp gehalten. Der eigentliche Text ohne diverse Vor- bzw Nachworte hat lediglich eine Länge von weniger als 200 Seiten. Nichtsdestotrotz wirkt der Inhalt absolut fundiert. Zwar wurden die meisten Aussagen in zumindest sehr ähnlicher Form bereits an anderer Stelle veröffentlicht, die Zusammenstellung ist aber doch gut gelungen und zeigt mit welch breitem und über das Gebiet der Astrophysik weit hinausgehenden Spektrum an Themen sich dieser Ausnahme-Denker befasst hat.

Ich konnte mich allerdings des Eindrucks nicht erwehren, dass dieses Werk – oder zumindest die deutschsprachige Fassung – nach Hawkings Tod in zu großer Eile fertig gestellt werden musste, wohl um den auf die Todesnachricht folgenden Medienhype richtig ausnutzen zu können. Ein paar Fehler sind enthalten und manche Sätze klingen etwas holprig, was man von dem Autor ansonsten nicht gewöhnt ist.

Obwohl dieses Buch als Zusammenfassung wichtiger Ideen sicher lesenswert ist, würde ich allen, die sich wirklich für Hawkings Lebenswerk interessieren, außerdem empfehlen, auch seine übrigen, deutlich ausführlicheren Bestseller zu lesen.

Veröffentlicht am 16.12.2018

Schnitzeljagd im viktorianischen Zeitalter

Die Reise der Amy Snow
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Als ich gesehen habe, dass dieser Roman 1848 spielt, dachte ich natürlich sofort an Aufstände und Auseinandersetzungen. Erst nach einiger Zeit fiel mir ein, dass es in diesem Jahr in England keine wirkliche ...

Als ich gesehen habe, dass dieser Roman 1848 spielt, dachte ich natürlich sofort an Aufstände und Auseinandersetzungen. Erst nach einiger Zeit fiel mir ein, dass es in diesem Jahr in England keine wirkliche Revolution gab.
Der historische Hintergrund dieser Geschichte ist also ziemlich friedlich. Dafür hat das Leben der Hauptdarstellerin umso dramatischer begonnen. Als Baby wurde sie 1831 im Schnee ausgesetzt und konnte dem Tod nur deshalb knapp entkommen, weil sie von der damals achtjährigen Aurelia Vennaway, Tochter einer wohlhabenden Familie, gefunden wurde. Die Vennaways nahmen sie nur widerwillig auf und nun ist Aurelia tot und Amy muss das einzige Zuhause verlassen, das sie jemals kannte.
Doch Aurelia hat Vorsorge für ihre beste Freundin betroffen und so findet sich Amy mitten in einer Art Schnitzeljagd wieder, die ihr helfen soll, für sich einen Platz in der Welt zu finden und ihr schließlich auch Aurelias größtes Geheimnis offenbart.

Von all dem erzählt Amy in Ich-Form, sodass man sich gut in sie hineinversetzen kann. Obwohl ich nicht alle ihre Gedankengänge nachvollziehen konnte, war es doch schön, sie auf ihrer Reise zu begleiten und zu beobachten, wie ihre Persönlichkeit sich entwickelt.
Die Handlung als solches ist jedoch eher banal. Nicht nur, dass die ganze „Schatzsuche“ etwas unrealistisch wirkt, es kommt auch selten echte Spannung auf. Das meiste war im Wesentlichen vorhersehbar. Von wenigen Ausnahmen abgesehen sind auch die Protagonisten eher eindimensional gezeichnet, es gibt hinsichtlich ihrer Charaktere kaum Überraschungen.

Für Fans gefühlsbetonter Romane und als Porträt einer interessanten Epoche ist dieses Buch aber dennoch lesenswert.

Veröffentlicht am 16.12.2018

Das Geheimnis des Tagebuchs

Die Ludwig-Verschwörung
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Das Leben und vor allem die Umstände des Todes des bayrischen „Märchenkönigs“ Ludwig II sorgen immer wieder für allerlei Spekulationen und Verschwörungstheorien. So ist es eigentlich erstaunlich, dass ...

Das Leben und vor allem die Umstände des Todes des bayrischen „Märchenkönigs“ Ludwig II sorgen immer wieder für allerlei Spekulationen und Verschwörungstheorien. So ist es eigentlich erstaunlich, dass dies der erste Roman zu dieser Materie ist, den ich gelesen habe.
Oliver Pötzsch hat seine Geschichte auf zwei verschiedenen Zeitebenen angesiedelt. Der Großteil spiel im Jahr 2010, wo das bisher beschauliche Leben des Münchner Antiquars Steven Lukas plötzlich aus den Fugen gerät, als er ein geheimnisvolles Kästchen mit einem verschlüsselten Tagebuch erhält. Dieses wurde 1886 von Theodor Marot, dem Assistenten von Ludwigs Leibarzt, verfasst und verspricht daher sensationelle Enthüllungen.
Gemeinsam mit der Kunstdetektivin Sara Lengfeld geht Lukas auf Spurensuche an bedeutenden Stationen von Ludwigs Leben. Dabei werden sie von gefährlichen Gegnern verfolgt, denen jedes Mittel recht zu sein scheint, um in den Besitz des Buches zu gelangen.
Dazwischen werden immer wieder die von Lukas entschlüsselten Passagen aus Marots Erinnerungen wiedergegeben. Dieser gehört zu den letzten Getreuen des Königs und ist verzweifelt darum bemüht, dessen Entmachtung zu verhindern.

Wie das Nachwort zeigt, dürften die historischen Hintergründe gründlich recherchiert sein, wobei es aber dennoch schwierig ist, Wahrheit und Fiktion zu unterscheiden.
Die Abschnitte aus der Vergangenheit bieten interessante Einblicke in die damalige Zeit. Man kann nachvollziehen, wie die Situation sich immer mehr zuspitzt, und auch Ludwigs Persönlichkeit wird gut ausgeleuchtet.

Die Grundidee der übrigen Handlung wirkt dagegen eher wie ein Abklatsch der Dan-Brown-Romane, einschließlich des Entschlüsselns diverser Codes. Die Umsetzung ist jedoch ganz gelungen. Zwar wirken manche Action-Szenen für meinen Geschmack etwas übertrieben, es wird aber jedenfalls einige Spannung erzeugt und es gibt ein paar überraschende Wendungen.
Die Protagonisten sind allerdings eher eindimensional gezeichnet, weshalb ich keine richtige Beziehung zu ihnen aufbauen konnte. Dies ist schade, da vor allem Sara viel Potential hätte.

Auf Grund des faszinierenden Themas ist die Lektüre dennoch unterhaltsam und ein Glossar im Anhang liefert nützliche Ausgangspunkte, um zu den Fragen rund um Ludwigs Tod weiter nachzuforschen.

Veröffentlicht am 16.12.2018

Wie können wir die Zukunft meistern?

21 Lektionen für das 21. Jahrhundert
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Bereits in seinen vorherigen Büchern („Eine kurze Geschichte der Menschheit“ und „Homo Deus“) hat Yuval Noah Harari viele interessante Informationen und Gedanken zu Vergangenheit und Zukunft der Menschheit ...

Bereits in seinen vorherigen Büchern („Eine kurze Geschichte der Menschheit“ und „Homo Deus“) hat Yuval Noah Harari viele interessante Informationen und Gedanken zu Vergangenheit und Zukunft der Menschheit zusammengetragen. Rein inhaltlich bietet dieses Werk diesbezüglich wenig Neues.
Der Autor hat vielmehr Bekanntes neu arrangiert und mit seinen eigenen Meinungen angereichert.

Er hat seine Ausführungen in 21 Kapitel unterteilt, welche Begriffen wie „Freiheit“, „Terrorismus“, „Gott“ oder „Gerechtigkeit“ gewidmet sind.
Ein wesentlicher Teil des Textes besteht in eher düsteren Zukunftsprognosen. Was bleibt von unserer Freiheit übrig, wenn Algorithmen uns bald besser kennen als wir uns selbst? Kann noch die Rede von Gleichheit sein, wenn manche Menschen die Möglichkeit haben, sich mittels Biotechnologie überragende Fähigkeiten anzueignen? Wird es der Menschheit gelingen, gemeinsam mit Herausforderungen wie dem Klimawandel fertig zu werden? In den nächsten Jahren und Jahrzehnten werden wir gezwungen sein, uns mit diesen und vielen weiten Fragen auseinander zu setzen. Bisher gern verwendete Konzepte wie Nationalismus, Religion aber auch Humanismus sind für Harari nicht dazu geeignet, passende Antworten zu finden.
Echte Lösungsansätze hat aber auch er nicht anzubieten. Dies gesteht er jedoch ein und betont beispielsweise, dass seine bevorzugten Methoden, das Leben zu bewältigen, (insbesondere Meditation) nicht für jeden funktionieren müssen.
Weiters ist ihm zugute zu halten, dass er sich zumindest um eine gewisse Objektivität bemüht und die Problemstellungen aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet. Seine Gedankengänge sind dabei oftmals durchaus ungewöhnlich und heben sich von dem ab, was man in Medienberichten in der Regel zu hören bzw lesen bekommt.

Obwohl oder gerade weil man nicht allen Aussagen zustimmen muss, kann die Lektüre zum Nachdenken anregen und bietet spannenden Stoff für Diskussionen.

Veröffentlicht am 16.12.2018

Die Folgen des Ersten Weltkriegs

Das Jahrhundertversprechen (Jahrhundertsturm-Serie 3)
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Dieser dritte Teil der Jahrhundertsturm-Serie von Richard Dübell spielt im Berlin der 1920er-Jahre.
Ganz Deutschland leidet unter den Folgen des Ersten Weltkriegs und die Familie von Briest bildet da ...

Dieser dritte Teil der Jahrhundertsturm-Serie von Richard Dübell spielt im Berlin der 1920er-Jahre.
Ganz Deutschland leidet unter den Folgen des Ersten Weltkriegs und die Familie von Briest bildet da keine Ausnahme. Zwar erhalten Otto und Hermine in ihrer Detektiv-Agentur einige interessante Fälle, die sie unter anderem in die Welt des Films führen oder auf die Spur einer Organisation bringen, welche es sich zum Ziel gesetzt hat, die Republik zu stürzen. Dennoch lebt Otto in ständiger Angst davor, das von seinen Vorfahren geerbte Gut verkaufen zu müssen.
Neben Tochter Luisa gehört inzwischen auch der ehemalige Straßenjunge Max Brandow zur Familie. Max ist ein begeisterter und engagierter Autorennfahrer. Einer seiner Konkurrenten dabei ist Sigurd von Cramm, der sich nicht nur für ihn als gefährlicher Feind erweist.

Dieser Roman ist vor einem spannenden historischen Hintergrund angesiedelt, der gründlich recherchiert sein dürfte. Die Zwischenkriegszeit mit all ihren Schwierigkeiten und gelegentlichen Hoffnungsschimmern wird anschaulich beschrieben. Auch die Informationen zu den Pionieren der Automobilindustrie und den Helden aus der Frühzeit des Rennsports sind interessant.
Der Film spielt dagegen eine weitaus geringere Rolle als vom Klappentext angedeutet.
Die Handlung als solche konnte mich allerdings nicht restlos überzeugen. Die Grundkonstruktion ist zwar durchaus gelungen. Vieles ist jedoch ziemlich vorhersehbar und einige vielversprechende Ansätze verlaufen im Sande.
Teilweise wird dies aber durch den fesselnden Erzählstil ausgeglichen. Die relativ kurzen Kapitel und die häufigen Perspektivenwechsel animieren immer wieder zum Weiterlesen.
Weiters sind die Protagonisten nachvollziehbar und teilweise mit psychologischem Feingefühl gezeichnet. Wirklich überraschende Aktionen oder Gedanken darf man von ihnen allerdings nicht erwarten.

Nichtsdestotrotz ist dies ein lesenswerter historischer Roman, der das Leben in den 1920er-Jahren porträtiert und auch schon eine düstere Zukunft erahnen lässt.