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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.12.2018

Teilweise erschütternd, aber ehrlich und dennoch schön

Die Ballade von Max und Amelie
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Das Buch ist aus der Sicht von Narbe geschrieben, einer einäugigen Hündin, die auf einer Mülldeponie lebt. Sie wird Zeugin des Angriffs auf den Hund Max, bei dem Kinder ihn verfolgen und auf ihn einschlagen. ...

Das Buch ist aus der Sicht von Narbe geschrieben, einer einäugigen Hündin, die auf einer Mülldeponie lebt. Sie wird Zeugin des Angriffs auf den Hund Max, bei dem Kinder ihn verfolgen und auf ihn einschlagen. Narbe hat mich mit ihrer Erzählung direkt in ihren Bann gezogen. Max hat sich verlaufen und sucht sein zuhause und so beschließt Narbe ihm zu helfen. Nicht nur die künftigen Ereignisse schweißen das ungleiche Paar zusammen, Max hat außerdem Träume, in denen die beiden ein Liebespaar sind. Doch handelt es sich wirklich nur um eine Phantasie oder vielleicht viel mehr um Erinnerungen?

Ich konnte mich in beide Charaktere hineinversetzen, finde es toll, dass sie aus zwei völlig unterschiedlichen Welten kommen, unterschiedliche Denkweisen und Auffassungen haben. Auf der einen Seite Max, der treue Menschenfreund, fühlt sich als gleichwertiges Mitglied der Familie, liebt vor allem das Mädchen Lilly. Auf der anderen Seite die Kämpferin Narbe, deren Leben bisher hart war, die niemandem vertrauen konnte, ständig ausgegrenzt gelebt hat. Sie kann nicht verstehen, dass Max sich von den Menschen bevormunden lässt und deren Sklave ist, schließlich hat sie bisher nur negatives durch sie erfahren. Narbe kennt viele Dinge, Orte und Verhaltensweisen der Menschen (auch im Zusammenleben mit Hunden) nicht. Ich fand es amüsant, wie entsetzt sie reagiert hat als sie gehört hat, dass Max bei den Menschen in ihren Häusern lebt, sich von ihnen durchfüttern lässt, mit ihnen Gassi gehen muss und sogar bei ihnen im Bett schläft. Auf der anderen Seite ist Max nicht vertraut mit der rauen Art eines Streunerlebens und wurde offensichtlich noch nie mit Gewalt konfrontiert.

In der Leserunde zum Buch wurde mehrfach das vermehrte Leid, dem die Tiere ausgesetzt werden, kritisiert. Ich finde das Buch auch oft brutal und grausam. Gegen die Tiere richtet sich einiges an Gewalt ob untereinander oder eben durch die Menschen. Aber so ist das Leben. Oft ist es nicht gerecht. Es handelt sich hier um Tiere, die zwar vermenschlicht dargestellt werden, die aber dennoch nach Instinkt handeln, die in freier Wildbahn unterwegs sind und nun mal fressen müssen. Es gibt Hierarchien in Rudeln, Narbe hat gegen ihren Bruder aufbegehrt, er musste seine Stellung deutlich machen. Es kommt zum verheerenden Kampf. Menschen sind ebenfalls oft grausam, tun sich nicht nur gegenseitig, sondern auch leider hilflosen und unschuldigen Tieren schlimme Dinge an. Das entspricht eben der Realität. Und das stellt der Autor gut und plastisch dar, macht es zum Thema, knallt einen mit der Nase drauf. Der Unterschied ist, dass Menschen es besser wissen müssten. Sie handeln eben nicht nur nach Instinkt. Sie müssten Verantwortung für ihre Taten tragen und mit ihren Mitmenschen, Tieren und der Welt achtsam umgehen. Vielleicht ist genau das die Message? Achtsamkeit und Respekt gegenüber jedem Leben? Den Umgang mit Tieren zu überdenken?

Wie in jedem David Safier Buch, in dem Tiere eine Rolle spielen, werden sie auch hier stark vermenschlicht. Kein Tier wird so überlegt und durchdacht handeln. Aber grade das mag ich an den Geschichten. Sie zeigen eine andere Sichtweise auf, wenn vielleicht auch überspitzt.

Das Buch war allerdings anders als erwartet. Ich hatte mir eine süße und nette Liebesgeschichte zwischen Narbe und Max erhofft, die zusammen Abenteuer erleben. Im Großen und Ganzen wurde dies erfüllt. Aber es war eben auch oft erschreckend, aufrüttelnd, brutal. Außerdem war es auch ein wenig übernatürlich, geheimnisvoll und spirituell angehaucht. Denn ähnlich wie in "Mieses Karma" wird auch hier Reinkarnation thematisiert. Es gibt noch einen zweiten Handelsstrang, bei dem man lange nicht weiß, was es damit auf sich hat und was er eigentlich genau mit den beiden Hunden zu tun haben soll. Nach und nach schlüsselt sich dies natürlich auf und eröffnet eine ganz neue und spannende Perspektive.

Insgesamt hat mich die Geschichte gut unterhalten. Es war einfach alles dabei. Jede Menge Spannung, ein Kaleidoskop an Gefühlen: Trauer, Leid, Angst, aber auch Hoffnung, Freundschaft, Familie, Liebe und sogar Wunder. Mir hat auch das Ende sehr gut gefallen, es war herzerwärmend, emotional und hat mich letztendlich mit einem guten Gefühl und einer kleinen Rührungsträne im Auge zurück gelassen.

Veröffentlicht am 17.12.2018

Lass dein Wunder wahr werden

Das Weihnachtswunder
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Kathi arbeitet in einer Werbeagentur als Sekretärin. Ihr größter Traum ist es selber Werbung zu machen. Sie hat auch super Ideen und arbeitet in ihrer Freizeit für ihre Chefin Vorschläge aus. Doch immer ...

Kathi arbeitet in einer Werbeagentur als Sekretärin. Ihr größter Traum ist es selber Werbung zu machen. Sie hat auch super Ideen und arbeitet in ihrer Freizeit für ihre Chefin Vorschläge aus. Doch immer kassieren andere Lob dafür. Als sie den Photographen Jonas kennen lernt, ist ihr sofort klar, dass jemand wie er sich niemals für jemanden wie sie interessieren könnte. Ihr Selbstwertgefühl lässt nämlich ganz schön zu wünschen übrig, unter anderem auch deshalb, weil sie ein paar Pfunde zu viel auf den Hüften hat. Auf der Weihnachtsfeier überschlagen sich die Ereignisse, sie flieht und stürzt im Schnee. Als sie wieder zu sich kommt ist dort ein Fremder, der sich als ihr Schutzengel ausgibt.

Ich muss zugeben, dass diese Geschichte nicht die leichte Kost ist, die ich erwartet habe. Es geschehen nämlich einige nervenaufreibende Dinge, die entweder traurig und emotional waren oder auch gemein und ungerecht.

Kathi ist auf jeden Fall zu gut für diese Welt, sie tut alles für andere und lässt sie dabei schön auf ihren eigenen Gefühlen rumtrampeln. Selten denkt sie an sich selber und das was gut für sie wäre. Ihren Vater hat sie niemals kennengelernt, er hat ihre Mutter vor ihrer Geburt verlassen. Auch deshalb fühlt sie sich unvollständig, kompensiert vieles mit essen, um die Leere zu füllen.

Die Handlung wechselt zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Nach und nach erfährt man, wie ihre Eltern sich kennengelernt haben, was damals wirklich passierte und was mit ihrem Vater geschah. Dies ist hoch emotional, herzerwärmend und sehr ergreifend.

Die Geschichte erzählt von Familie, Liebe, verpassten Chancen, darüber seine Träume wahr werden zu lassen, sich selber zu finden und zu akzeptieren.. Ich mochte auch die Sache mit dem Schutzengel gerne. Antonio ist ein so liebenswerter Charakter. Natürlich passt sie damit perfekt in die Weihnachtszeit, ist aber das ganze Jahr über sehr lesenswert.

Veröffentlicht am 17.12.2018

Für Walter Moers Fans ein Muss

Weihnachten auf der Lindwurmfeste
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Es handelt sich bei diesem Buch nicht um einen herkömmlichen Roman, sondern um einen Brief, den Hildegunst von Mythenmetz seinem langjährigen Hachmed Ben Kibitzer schreibt. Darin lässt er sich detailliert ...

Es handelt sich bei diesem Buch nicht um einen herkömmlichen Roman, sondern um einen Brief, den Hildegunst von Mythenmetz seinem langjährigen Hachmed Ben Kibitzer schreibt. Darin lässt er sich detailliert über das Fest Hamoulimepp aus. Dieses ist vergleichbar mit unserem Weihnachtsfest. Er legt dar, woher diese Tradition kommt und welche Bräuche damit in Verbindung stehen. Diese sind teilweise ganz ähnlich wie unsere, aber auf der anderen Seite völlig unterschiedlich.

Hildegunst verabscheut Hamoulimepp, weil es für ihn völlig absurd ist an so etwas zu glauben und auch noch derart zu zelebrieren. Wie für den Protagonisten typisch (man kennt ihn ja vielleicht schon aus "Die Stadt der träumenden Bücher" und "Das Labyrinth der träumenden Bücher") schweift gerne auch mal ab und kommt somit vom sogenannten Hölzchen auf's Stöckchen. Aber das macht eben den besonderen Charme der Walter Moers Bücher aus. Seine Geschichten sind einfach immer komplett anders, verdreht, verrückt, kurios, dabei immer auch humorvoll. Er erschafft neue Welten, Wesen, Wörter. Einfach toll und unterhaltsam.

Ebenso wie seinen speziellen Schreibstil, konnte ich auch hier wieder zahlreiche Illustrationen von Lydia Rode bewundern. Einziger Kritikpunkt hier: Ungefähr ein Drittel des Buches umfasst eine Sammlung von taxonomischen Tafeln, die Themen behandeln, welche Mythenmetz in seinem Brief erwähnt hat. Einerseits sieht man auch hier wieder die Liebe zum Detail, sie sind wirklich schön anzusehen, ABER wirklich zum Verständnis oder Fortlauf der Handlung tragen sie leider nicht bei. Es kam mir so vor als würde das Buch einfach nur künstlich gestreckt werden. Schade.

Für Walter Moers Fans ein Muss. Als Erstlektüre des Autoren würde ich es aber eher nicht empfehlen, dann lieber (erstmal) zu einem der Romane greifen.

Veröffentlicht am 17.12.2018

Innovativ, bietet eine ganz neue Leseerfahrung und großen Spaß

Alice im Düsterland - Ein Fantasy-Spielbuch
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Was wäre, wenn Alice dem weißen Kaninchen nicht gefolgt wäre oder nicht mit dem Hutmacher Tee getrunken hätte? All diese Fragen kann dieses besondere Buch beantworten. Es handelt sich um ein sogenanntes ...

Was wäre, wenn Alice dem weißen Kaninchen nicht gefolgt wäre oder nicht mit dem Hutmacher Tee getrunken hätte? All diese Fragen kann dieses besondere Buch beantworten. Es handelt sich um ein sogenanntes Spielbuch, also einen interaktiven Roman. Die Geschichte startet als Alice oben besagtes Kaninchen trifft und dieses sie auffordert es ins Düsterland zu begleiten und die böse Herzkönigin zu töten. Das Buch stellt einen vor die Wahl: dem sprechenden Tier folgen oder halt eben nicht? Alice Schicksal nimmt seinen Lauf und wir dürfen entscheiden wie sie handeln soll! Diese Entscheidungen tragen maßgeblich zum Verlauf und Ende der Geschichte bei. Stürzen wir sie und das Düsterland ins Verderben oder führen wir sie auf den Weg des Triumphs?

Das Mädchen muss Prüfungen bestehen und Kämpfe bestreiten. Hierbei greift ein relativ komplexes Regelwerk. Zu Beginn werden Fähigkeitspunkte für Gewandtheit, Logik, Wahnsinn, Kampf und Ausdauer vergeben. Diese wirken sich auf den Ausgang von Proben oder Kämpfen aus. Gespielt wird entweder mit Karten oder Würfeln. Natürlich können uns unsere Entscheidungen auch in die Irre führen, hier sei besonders das Labyrinth erwähnt. Alice kann im Verlauf der Handlung außerdem auch scheitern und sterben, dann muss das Abenteuer von neuem begonnen werden.

Nach einigen Startschwierigkeiten habe ich doch recht schnell in das Regelwerk des Buches herein gefunden und muss sagen, dass ich wirklich begeistert von der Idee und Umsetzung bin. Das Kampfsystem empfand ich am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig. Anfangs habe ich sogar überlegt komplett ohne Regeln zu spielen und einfach nach Bauchgefühl meine Entscheidung zu treffen, weil mir die Regeln doch recht komplex und schwierig erschienen. Letztendlich bin ich aber froh mich dagegen entschieden zu haben. Nachdem ich den ein oder anderen Kampf erfolgreich bestritten hatte und wenn man einmal weiß wie das Kaninchen läuft, ist es nicht schwer zu verstehen. Es macht Spaß mit Alice in Kämpfe zu ziehen oder auch die ein oder andere Probe zu meistern.

Offenkundig handelt es ich bei dem Buch um eine Adaption von Alice im Wunderland, die meiner Meinung nach aber stellenweise deutlich düsterer, brutaler und noch verrückter daher kommt als Lewis Carrolls Original. Das gefällt mir sehr, bin ich doch eigentlich kein großer Fan der ursprünglichen Geschichte.

Da man im Buch zig Entscheidungen treffen muss, blättert man ständig im Buch hin und her, vor und zurück. Dies unterbricht den Lesefluss schon ein wenig, der relativ einfache Schreibstil kommt deshalb grade recht.

Ein weiterer Pluspunkt sind die zahlreichen detaillierte Illustrationen, die das Lesevergnügen noch bereichern.

Das Spielbuch "Alice im Düsterland" ist innovativ, bietet eine ganz neue Leseerfahrung und großen Spaß. Gerne mehr davon!

Veröffentlicht am 05.12.2018

„Musik ist Magie, Magie ist Leben, Leben ist Musik.“

Seelenstern
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Anysa befindet sich zusammen mit Iskander auf der Flucht vor den Elben. Er hat ihr zwar versprochen sie nach Hause zu bringen, doch er hat eigene Pläne mit ihr. Es entwickelt sich eine rasante Flucht. ...

Anysa befindet sich zusammen mit Iskander auf der Flucht vor den Elben. Er hat ihr zwar versprochen sie nach Hause zu bringen, doch er hat eigene Pläne mit ihr. Es entwickelt sich eine rasante Flucht. Nach und nach werden die Handlungsstränge der einzelnen Charaktere zusammen geführt.

Das gesamte Buch ist sehr detailreich geschrieben, die Welt überaus komplex. Während der erste Band "Das Kind der Welten" noch teilweise in Berlin gespielt hat, entfaltet sich die Geschichte jetzt komplett in Landory. Außerdem gibt es auch weiterhin eine Art Rahmenhandlung. Am Anfang jeden Kapitels findet man zunächst ein prägnantes Zitat, welches wichtig für die Handlung ist. Dann folgt eine Episode im Kosmos wo der Weltenschmied, die Schreiberin der Weltenbücher, der Abend- und Morgenstern, das Schicksal, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in personifizierter Form auftreten und das Geschehen auf der Erde und in Landory beobachten beziehungsweise darauf einwirken.

Es gibt im Buch sehr viele Charaktere und dementsprechend einige Handlungsstränge. Das kann manchmal ein wenig zu Verwirrung führen, weil manche Namen ähnlich sind. Abhilfe schafft ein Glossar am Ende des Buches. Hier werden nochmal alle Personen und wichtige Orte aufgelistet und teilweise erklärt.

Durch die Vielzahl an Charakteren kommt es auch zu mehreren Perspektiven, es werden verschiedene Sichtweisen und Wahrnehmungen dargestellt. Daher gibt es aber auch ein paar Wiederholungen der Handlungen, nur eben anders erlebt von der jeweiligen Person.

Wie auch in den vorherigen Bänden bin ich der Protagonistin Anysa gegenüber zwiespältig eingestellt. Oft handelt sie egoistisch und unüberlegt. Musik geht für sie über alles, ist wichtig für ihr Seelenheil. Sie verliert sich in ihrer Musik und der Magie. Dadurch bringt sie nicht nur sich selber, sondern auch andere in Gefahr. Sie verhält sich anderen gegenüber oft respektlos. Im Verlauf erfolgen zwar ein paar Einsichten, aber erst nachdem andere sie mit der Nase darauf stoßen. Doch dann kommt es leider immer wieder zu impulsiven Gefühlsausbrüchen. Sie will nicht die Retterin sein, sagt immer wieder, dass sie sich das nicht gewünscht oder darum gebeten hat. Dabei hätten sich die Elben bestimmt auch eher jemanden gewünscht, der mehr kooperieren würde. Anysa sieht einfach nicht, dass andere so große Hoffnungen in sie setzen. Sie vertraut niemandem außer Iskander, sieht sich als Gefangene und nicht als Beschützte. Angesichts dessen, dass die Elben sie entführt haben, sie überhaupt nicht wirklich aufklären, was sie eigentlich von ihr wollen und warum und sie außerdem immer wieder verletzt wird, kann man diese Reaktion dennoch verstehen.

Wie auch bei "Fremde Heimat" gibt es auch zu diesem Band eine passende Playlist auf Spotify. Das finde ich grade deshalb so toll, weil diese Songs in der jeweiligen Szene in einer Fußnote erwähnt werden und dann zusätzlich dazu beitragen die richtige Stimmung und Atmosphäre zur Handlung zu erschaffen.

In der gesamten Reihe spielen Musik, Magie, Freundschaft, Familie, Macht, Intrigen und Verrat eine große Rolle. Grade in diesem Band kommt es wieder zu brutalen Kämpfen, großen Schlachten und beeindruckenden Entladungen der Magie. Für mich ist dieses Buch bisher das spannendste, die Ereignisse spitzen sich zu. Ich bin sehr gespannt wie es weiter geht, denn ich mag die Welt, das Szenario, das Zusammenspiel von Musik und Magie und habe sämtliche Charaktere in mein Herz geschlossen.