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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.03.2019

Auf der Suche nach Verbindung

Auf dem Wasser treiben
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Theresa Prammer beschreibt in ihrem im Ullstein Verlag erschienenen Roman "Auf dem Wasser treiben" eine Familie, die aus dem Lot geraten ist. Alle Familienmitglieder leiden auch Jahre später noch darunter, ...

Theresa Prammer beschreibt in ihrem im Ullstein Verlag erschienenen Roman "Auf dem Wasser treiben" eine Familie, die aus dem Lot geraten ist. Alle Familienmitglieder leiden auch Jahre später noch darunter, dass der Vater eines Tages die Familie verlässt und für immer verschwindet.

Dabei schien das Familienglück perfekt zu sein. Das Ehepaar liebte sich aufrichtig. John war seine Kindern immer ein guter Vater. Doch dann an einem schönen Sommertag rutscht der jüngste Sohn bei einem Ausflug an den Fluss unglücklich aus und wäre fast ertrunken. In der Nacht darauf verschwindet der Vater.

Die Geschichte springt ins Erwachsenenleben der Familie. Es gibt einen neuen Mann im Leben der Mutter Hannah. Die Kinder haben alle einen Beruf ergriffen. Alles scheint sich eingespielt zu haben. John ist verstorben,und die Familienmitgliedet haben sich mit seiner Abwesenheit abgefunden. Bei der Geburtstagsfeier zu Hannah's 55zigsten Geburtstag brechen plötzlich alte Wunden wieder auf. Jedes Familienmitglied fühlt sich noch immer verletzt und hat den Weggang von John vielleicht verdrängt aber nicht verarbeitet. Das zeigt sich in Schuldgefühlen, dem Unvermögen eine glückliche Beziehung zu führen, der Flucht in andere Welten, Ängsten und der Sprachlosigkeit gegenüber anderen Menschen.

Als Leser fühlt man mit den Protagonisten mit, begreift aber nicht, warum sie nicht miteinander sprechen. Die Geheimnisse werden erst nach und nach aufgelöst und diese Last, die von der Seele genommen wird, bewirkt auch wieder ein besseres Verständnis untereinander. Das hat Frau Prammer wirklich großartig beschrieben.

Veröffentlicht am 26.02.2019

Brillianter Frauenroman

Die Liebe im Ernstfall
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Mit ihrem Buch "Die Liebe im Ernstfall", erschienen im Diogenes Verlag, verbindet die Autorin Daniela Krien die Lebensgeschichten von 5 Frauen miteinander, deren Lebenswege sich auf unterschiedlichste ...

Mit ihrem Buch "Die Liebe im Ernstfall", erschienen im Diogenes Verlag, verbindet die Autorin Daniela Krien die Lebensgeschichten von 5 Frauen miteinander, deren Lebenswege sich auf unterschiedlichste Arten gekreuzt haben. Wie eigenständige Kurzgeschichten kommen die Kapitel daher, die jeweils mit den Namen einer jeden Frau überschrieben sind, und mit jeder einzelnen Geschichte vervollständigt sich das Bild auch von den anderen Frauen.

Der Roman hat mich von Anfang an begeistert. Wie der Titel schon vermuten lässt, ist das Buch kein locker leichter Roman zum Thema Liebe. Im Ernstfall, das wird schnell klar, bleibt man am Ende alleine. Im Klappentext heißt es: "Als Kinder und Jugendliche erlebten sie den Fall der Mauer, und wo vorher Grenzen und Beschränkungen waren, ist nun die Freiheit. Doch Freiheit müssen sie erkennen, ist nur eine andere Form von Zwang, der Zwang zu wählen." Das mag so sein, ich fand aber, dass die beschriebenen Biografien auch durchaus zu Frauen aus dem Westen passen könnten, die ohne Prägung der DDR aufgewachsen sind.

Der Schreibstil der Autorin ist brilliant, analytisch auf den Punkt gebracht, oft mit trockenem Humor versehen. Die Charktere sehr authentisch.

Paula , der Buchhändlerin ist schnell klar, dass ihr Mann Ludger, der stets bemüht ist seinen ökologischen Fußabdruck möglichst klein zu halten und seine Mitmenschen diesbezüglich auch ständig missionieren muss, vielleicht doch nicht ganz ihrem Bild vom perfekten Mann entspricht.Trotzdem redet sie sich ihn schön. " Kein Mensch war, wie man ihn haben wollte. Paula hoffte, dass die Zeit die Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit schließen würde."

Judith, die Ärtztin versucht immer wieder über Datingportale den Richtigen zu finden. Sie kommunziert mit diesen fremden Männern, muss ihr Leben immer wieder von vorn erzählen und wartet auf ihre Antwort. "Das Warten ist schlimm. Selbst einen Mann, den sie nicht will, will sie spätestens dann, wenn er sie warten lässt."

Auch das Cover finde ich sehr gut gewählt. Eine Frau auf einem Sprungbrett, kurz davor ins kühle Nass zu springen. Sie scheint zu zögern, Die Liebe ist ein Sprung ins kalte Wasser? Kann man es wagen? Ist sie es wert?

Ich habe die Lektüre sehr genossen und kann das Buch nur unbedingt empfehlen.

Veröffentlicht am 15.02.2019

Toller schwedischer Politthriller, erschreckend real

Der Patriot
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Dunkle Wolken ziehen auf über Stockholm. Das Cover dieses Thrillers könnte passender nicht sein. Pascal Engman ist mit seinem Debüt ein wahnsinnig spannender und erschreckend realer Thriller geglückt. ...

Dunkle Wolken ziehen auf über Stockholm. Das Cover dieses Thrillers könnte passender nicht sein. Pascal Engman ist mit seinem Debüt ein wahnsinnig spannender und erschreckend realer Thriller geglückt. Man merkt der Story an, dass er sich in dem Metier über das er schreibt sehr gut auskennt. Der 1986 in Schweden geborene Autor war selbst Journalist und hat sich nach massiven Morddrohungen aus dem Buisiness zurückgezogen.

Auch in Engman's Thriller müssenStockholms Zeitungsredakteure zunehmend mit Morddrohungen leben,nachdem Schweden für immer mehr Flüchtlinge eine Zuflucht bietet. Eine rechtsradikale Gruppe hat sich auf die Fahnen geschrieben die sogenannte "Lügenpresse" mundtot zu machen und beginnt Journalisten zu ermorden. Die Täter fühlen sich als Patrioten und Helden, weil sie das edle Ziel haben mit ihrer selbsternannten Stadtguerilla Schweden an die schwedischen Bürger zurückzugeben. Die Rechtfertigungen für das sinnlose Morden sind nur schwer zu ertragen und selbst gut integrierte Ausländer werden nur aufgrund ihrer Herkunft dazu missbraucht den Hass in weiten Teilen der Bevölkerung zu schüren.

Ein 2. Handlungsstrang führt nach Südamerika, nach Chile, wo der Schwede August Novak nach einiger Zeit in der Fremdenlegion nun als Leibwächter für einen russischen Waffenhändler arbeitet. Dieser hat auch Kontakte zur Drogenmaffia. Das Leben in dem kleinen Dorf Vallenar wird zunehmend gefährlicher. Um sein Leben zu schützen ist August schließlich gezwungen nach Schweden zurückzukehren.

Der Handlungsteil, der in Chile spielt ist für die Gesamtgeschichte nicht wirklich relevant, bringt dem Leser aber die Person August Novak näher.

Ich fand das Buch sehr angenehm zu lesen, äußerst fesselnd aber auch brutal. Von Pascal Engman wird man sicher noch hören. Dieses Erstlingswerk hat mir jedenfalls richtig gut gefallen.

Veröffentlicht am 11.01.2019

Ein berührender Roman über die Liebe des Lebens

Das geheime Glück
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Die amerikanische Autorin Julie Cohen, die heute in Großbritannien lebt, hat mit Ihrem Roman "das geheime Glück", erschienen im Diana Verlag einen wirklich berührenden Liebesroman mit Tiefgang geschrieben.

Das ...

Die amerikanische Autorin Julie Cohen, die heute in Großbritannien lebt, hat mit Ihrem Roman "das geheime Glück", erschienen im Diana Verlag einen wirklich berührenden Liebesroman mit Tiefgang geschrieben.

Das Ungewöhnliche an dem Roman ist, dass er rückwärts erzählt wird. 2016 lebt das glückliche Paar Emily und Robbie in Maine in den USA. Sie sind zusammen alt geworden und so liebevoll sie miteinander umgehen, könnte man meinen sie könnten glücklicher nicht sein. Doch Robbie ist vergesslich geworden und was Emily schon ahnte und Robbie wohl auch, es wird Alzheimer diagnostiziert.Und es gibt ein dunkles Familiengeheimnis, dass es zu schützen gilt, selbst wenn er dadurch Emily das Herz brechen muss.

Nachdem das Ende dieser Liebesgeschichte an den Anfang dieses Buches gesetzt wurde, springen wir immer weiter über 50 Jahre in der Zeit zurück.In jedem Kapitel erfährt man wieder neue Puzzleteilchen aus dem Leben der Beiden, es bleiben aber immer Fragen offen, die dazu führen, dass die Spannung stetig aufrechterhalten bleibt. Noch im letzten Kapitel sorgt die Autorin für eine überraschende Wendung. Ich habe das Buch nur ungern aus der Hand gelegt, so wunderbar war es geschrieben.

Nicht nur die Geschichte hat sich rückwärts entwickelt auch die Charaktere. Am Anfang hat man ein Paar, das in sich ruht, gelassen und ausgeglichen wirkt. Jeder hat seine Angewohnheiten und Marotten. Man merkt sie leben schon sehr lange miteinander und sie lieben sich noch genauso wie am Anfang. Geht man zurück bis zu ihrem Kennenlernen, merkt man beiden ihre Jugend an, Emily's Zielstrebigkeit bezüglich ihrere beruflichen Ziele, ihre Zögerlichkeit vielleicht gegen Regeln zu verstossen und Robbie's Spontanität, seine gewisse Planlosigkeit. Das ist Alles sehr stimmig wie ich finde. Das Leben und all das, was ihnen im Leben passiert verändert beide Protagonisten, das ist von der Autorin sehr schön herausgearbeitet worden.

Emily und Robbie waren mir beide sehr sympathisch, wobei ich gestehen muss, dass es bei Robbie etwas gedauert hat. Wenn ein Mädchen aus gutem Hause einen jungen Seemann mit viel Frauenerfahrung, einem Hang zum Alkohol der quasi mittellos ist in ihr Herz schließt, ist man halt erst einmal skeptisch. Schnell ist man aber auch als Leser überzeugt davon, dass diese Beiden einfach füreinander bestimmt sind.

Der schönste Satz in diesem Buch: "Ich liebe Dich. Du bist mein Anfang und mein Ende, Emily und jeder Tag dazwischen.

Von mir bekommt das Buch eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 20.12.2018

Wirklich witzig und klasse geschrieben

Es ist nur eine Phase, Hase
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Komisches aus dem Alltagswahnsinn der Alterspubertiere von dem preisgekrönten Bestsellerduo Maxim Leo & Jochen Gutsch.
Pubertät ist schlimm. Klar. Aber nicht so schlimm wie Alterspubertät! Das Alterspubertier ...

Komisches aus dem Alltagswahnsinn der Alterspubertiere von dem preisgekrönten Bestsellerduo Maxim Leo & Jochen Gutsch.
Pubertät ist schlimm. Klar. Aber nicht so schlimm wie Alterspubertät! Das Alterspubertier ist ein angegrautes, bequemes, oft kurzsichtiges Wesen, das die Ruhe liebt, das Wandern, das Wort “früher” und bestuhlte Popkonzerte.

Besonders genüsslich widmen sich die beiden Autoren dem Thema “Körperlicher Verfall”.
Von der Prostata bis zum Kopfhaar, die ganzen Problemzonen des reiferen Mannes werden sehr humorvoll besprochen. Der Protagonist kann den Moment, an dem er zum Alterspubertier wurde auch ziemlich genau beschreiben, es war der Tag an dem er nicht mehr länger ignorieren konnte, dass er eine Lesebrille brauchte, irgendwann zwischen 40 und 50. Natürlich sind nicht nur Männer betroffen und so erfährt der interessierte Leser vom Protagonisten dessen Studien zur eigenen Ehefrau.

Besonders gelacht habe ich bei den köstlichen Beschreibungen älterer Herren, die noch keine Lust haben auf altersgerechte Sportarten wie z. B Nordic Walking oder Wandern. Man sieht sie direkt vor sich, wie sie sich mit den teuren hochmodernen Sportoutfits (denn Geld haben sie ja),in coolen Trendsportarten üben und natürlich scheitern.

Zugegeben in dem Buch “ Es ist nur eine Phase, Hase”, ein toller Titel übrigens, wird maßlos übertrieben. Aber dieses Buch macht Spaß und ist mit seinen 143 Seiten schnell gelesen. Für mich war es eine wunderbare Lektüre auf einer langweiligen Zugfahrt.
Und wer mal wieder herzhaft lachen möchte, dem sei dieses Buch von Herzen empfohlen.