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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.12.2018

Liebe, Hockey & Drama, gewürzt mit einer Prise Weihnachtsstimmung

Heartbeat. Truly yours
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Worum geht's?

Harley (17) ist ganz anders als ihre shoppingverrückte, männerverschlingende Cousine und beste Freundin Cassidy. Ihre Welt dreht sich nicht um Jungs, Schminke und Klamotten - viel lieber ...

Worum geht's?

Harley (17) ist ganz anders als ihre shoppingverrückte, männerverschlingende Cousine und beste Freundin Cassidy. Ihre Welt dreht sich nicht um Jungs, Schminke und Klamotten - viel lieber ist sie mit ihrer Kamera unterwegs, nicht selten als Sportfotografin für die Schülerzeitung ihrer High School.
An Weihnachten stolpert sie am Bahnhof über Sam, und über sich selbst überrascht muss sie feststellen, dass sie ihn nach dieser ersten Begegnung nicht mehr aus dem Kopf bekommt.
Nach den Ferien sieht sie ihn wieder - ausgerechnet er ist der Neue an ihrer Schule und im Hockey Team, das in diesem Jahr den Penguins Cup gewinnen will.
Doch warum verhält er sich so kühl und abweisend? Und warum muss es ausgerechnet Cassidy auf ihn abgesehen haben?

Was mich neugierig gemacht hat:

Ich lese eigentlich nicht so häufig Bücher dieses Genres, aber auf die „Heartbeat"-Reihe, bei der jede Geschichte in sich geschlossen ist und verschiedene deutsche Autorinnen unter Pseudonym schreiben, war ich doch sehr gespannt.
Nachdem ich mir alle bisher angekündigten Teile der Reihe angesehen hatte, habe ich mich dafür entschieden, dass "Truly Yours" von Julie Chapel mich am neugierigsten macht.
Zu meinem Glück durfte ich bei einer Leserunde mit der Autorin teilnehmen.

Wie es mir gefallen hat:

Schon der Prolog zieht einen direkt ins Buch hinein - man hofft unwillkürlich, dass diese Szene nicht das Ende der Geschichte sein wird.
Die ersten Kapitel versprühen Weihnachtsatmosphäre, und man lernt vor allem Harley, ihre Familie und Cassidy näher kennen. Die Protagonistin ist sehr sympathisch und nicht das übliche graue Mäuschen, das erst noch herausfinden muss, wie unfassbar hübsch es doch ist. Sie ist nicht die Art Mädchen-Mädchen wie Cassidy, hat eine echte Leidenschaft für etwas (die Fotografie) und ist eine sehr loyale Person. Sam bleibt zunächst durch seine verschlossene Art ein Rätsel, und man möchte hinter seine Fassade schauen können.
Auch die Nebencharaktere bringen Leben in die Geschichte, so z.B. Harleys harleyverrückte Eltern oder Resa, die ebenfalls bei der Schülerzeitung dabei ist.

Die Liebesgeschichte ist sehr gut umgesetzt, hat viele besondere Szenen und Momente, die nicht aufgesetzt oder unnötig aufgebauscht, sondern einfach echt wirken, und schlägt dem einen oder anderen Klischee ein Schnippchen. Daneben sorgen besonders die Hockeyspiele und der Kampf um den Penguins Cup für spannende Abwechslung.
Insgesamt gibt es im Verlauf einige Dinge, die sich mit etwas mehr rationalem Nachdenken bzw. rechtzeitigem Klartext-Reden bei Weitem nicht so dramatisch hätten entwickeln müssen, doch solche Situationen kennt man ja aus dem echten Leben auch.
Was ich mir noch gewünscht hätte, wäre, etwas tiefer in Harleys Gedankenwelt einzutauchen. Durch kleinere Sprünge zwischen Szenen oder Kapiteln und relativ knappe Reaktionen auf bestimmte Handlungen und Enthüllungen konnte ich nicht immer ganz greifen, was in ihr vorgeht und wie sie in Bezug darauf empfindet.

Das Lesen macht einfach Spaß, der Humor kommt auch nicht zu kurz, und schließlich gibt es ein rundum gelungenes Ende, nach dem man das Buch gleichzeitig mit einem guten Gefühl und ein wenig traurig, dass es schon vorbei ist, zuschlägt.

(Für wen) Lohnt es sich?

Wer schöne, prickelnde, aber nicht zu kitschige Liebesromane mit jugendlichen Protagonisten mag, die in den USA spielen und auch noch einen Hauch Weihnachtsstimmung aufkommen lassen, sollte sich dieses Buch nicht entgehen lassen. Es ist ein absolutes Positivbeispiel seines Genres und beweist einmal mehr, wie gut es Geschichten tut, wenn sie nicht jedes Trend-Muster bedienen wollen.

In einem Satz:

„Heartbeat - Truly Yours" ist eine unterhaltsame, herzerwärmende Liebesgeschichte, die mit spannenden Hockeyspielen sowie vielen schönen Momenten zwischen den Protagonisten aufwartet und dabei so gut wie ohne Klischees auskommt.

Veröffentlicht am 19.12.2018

Gut strukturiert & motivierend, aber auch etwas unpraktisch & pathetisch

Fit & stark mit Sophia
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Worum geht's?

„Fit & Stark mit Sophia - Erfolgreich trainieren ohne Geräte" gibt eine Einführung in das Bodyweight- bzw. Eigengewichtstraining.
Reich bebildert und mit vielen verschiedenen Übungen mit ...

Worum geht's?

„Fit & Stark mit Sophia - Erfolgreich trainieren ohne Geräte" gibt eine Einführung in das Bodyweight- bzw. Eigengewichtstraining.
Reich bebildert und mit vielen verschiedenen Übungen mit möglicher Variation der Schwierigkeitsstufen richtet es sich sowohl an Anfänger als auch an Fortgeschrittene.

Was mich neugierig gemacht hat:

Ich bin eher durch Zufall auf Sophia Thiels YouTube-Kanal gestoßen und hatte gar nicht richtig mitbekommen, wie bekannt sie in Deutschland ist. Ich mochte einfach ihre Workout-Videos, die mich zum Training zu Hause motiviert haben.
Auf dieses Buch war ich deshalb sehr neugierig, weil ich damit gern meine Übungen variieren und ergänzen wollte.

Wie es mir gefällt:

Ungefähr ein Fünftel des Buches bildet den Einleitungsteil. Es gibt ein Vorwort, je eine Doppelseite zu Sophia Thiels eigener Erfolgsgeschichte und eine zu denen anderer Frauen, die mit ihren Trainingstipps ihre Wunschfigur erreichen konnten, und dann einige Basics. Zu Letzteren zählen z.B. Gründe für das Bodyweight-Training, das erforderliche Equipment (ausschließlich Gegenstände, die man zu Hause hat oder leicht und günstig besorgen kann), Motivationsregeln etc.
Zu Beginn des zweiten Kapitels kommen noch einige leicht verständliche Informationen zu den verschiedenen Muskeln und Gelenken sowie Hinweise für das Traning hinzu.

Dieser erste Teil ist gut zu lesen und durch die vielen qualitativ hochwertigen Bilder und das Layout macht es Spaß, sich durch die Hinführungen zu blättern.
Allerdings wird ein wenig das Bild vermittelt, als ob Sport alles wäre und man trainieren soll, damit man sich später dann mit seinem Körper ins Fitnessstudio traut. Ich habe das Ganze als etwas zu pathetisch empfunden. Die Erfolgsgeschichten und die Aufnahmen von Sophias durchtrainiertem Körper können sicher auch einschüchternd statt ermutigend wirken.

Der Hauptteil des Buches bietet 100 Übungen, die sinnvoll nach Trainingsphasen (Warm-up, Krafttraining, Finisher Moves, Cool-down-Übungen und als Extra Animal Moves) sowie Muskelgruppen (Bauch, Beine & Po, Rücken, Arme, Schultern & Brust) untergliedert sind.
Die Übungen sind ansprechend mit Bildern und präzisen Beschreibungen präsentiert. Es wird jeweils angegeben, welche Muskeln und Gelenke dabei beansprucht werden, und es gibt verschiedene Schwierigkeitsgrade, zwischen denen man wählen kann.

Zum Abschluss gibt es einen auf vier Wochen angelegten Trainingsplan, in dem für jedes Workout Übungen mit Bildern und den entsprechenden Seitenverweisen zusammengestellt sind. Dahinter folgt noch ein Index aller vorgestellten Übungen.

Der praktische Teil des Buches gefällt mir sehr gut und ich habe mir vorgenommen, zum Jahresbeginn den Trainingsplan auszuprobieren und durchzuziehen.
Wie ich beim ersten Workout-Versuch mit dem Buch festgestellt habe, ist es leider in seiner Unhandlichkeit ziemlich unpraktisch. Man kann es nicht aufgeschlagen bei sich liegen haben, um immer wieder nachzusehen, was als Nächstes zu tun ist. Hier hätte man vielleicht sogar über eine Spiralbindung nachdenken sollen.
Auch zum Mitnehmen eignet sich das Buch nicht wirklich, obwohl es ja extra zum Überall-Trainieren gedacht ist, z.B. wird auf Hotelzimmer verwiesen. Ob man so einen schweren Bildband mit in den Urlaub nimmt, überlegt man sich eher zweimal.

Gegenüber den Trainingsvideos auf YouTube hat das Buch natürlich den Nachteil, dass nur bestimmte Posen und nicht die gesamten Bewegungsabläufe gezeigt werden können. Mir persönlich fällt es dadurch bei manchen Übungen etwas schwer, mich reinzufinden.
Dennoch möchte ich das Buch auch weiterhin begleitend verwenden und denke, wenn man einmal alles durchgegangen ist, braucht man es schließlich nur noch als Gedankenstütze, und die Workouts werden flüssiger.

(Für wen) Lohnt es sich?

Das Buch ist hochwertig, ansprechend und sowohl für einen Einstieg ins Training als auch als Impulsgeber für Fortgeschrittene empfehlenswert.
Man muss sich jedoch darauf einstellen, dass man sich zuerst ein bisschen theoretisch reinfuchsen muss, und dass man die Darstellung von Sport und Traumkörper nicht zu ernst nehmen sollte.

In einem Satz:

„Fit & Stark" ist ein schöner, gut konzipierter Begleiter für Workouts im Bereich Bodyweight-Training mit 100 gut erklärten und sortierten Übungen und einem tollen Trainingsplan; nur die Handhabung des Buches könnte praktischer und der Einleitungsteil etwas weniger pathetisch geschrieben sein.

Veröffentlicht am 25.11.2018

Gute Gedanken für jeden Wochenstart

Montagsgedanken
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Worum geht's?

Für jeden Montag des Jahres findet sich in diesem Buch ein kurzer Impuls für neue Energie im Alltag. Autorinnen wie Valerie Lill, Saskia Barthelmeß, Elisabeth Büchle, Nelli Bangert, Sarah ...

Worum geht's?

Für jeden Montag des Jahres findet sich in diesem Buch ein kurzer Impuls für neue Energie im Alltag. Autorinnen wie Valerie Lill, Saskia Barthelmeß, Elisabeth Büchle, Nelli Bangert, Sarah Keshtkaran und Ellen Nieswiodek-Martin berichten von hoffnungsspendenden Begebenheiten, teilen ihre Gedanken über Gott und die Welt und laden zum Innehalten im allzu oft hektischen Montagstreiben ein.

Was mich neugierig gemacht hat:

Bücher mit täglichen oder wöchentlichen Anregungen zum Nachdenken und im-Kopf-Behalten, deren Einheiten kurz und knackig dazu ermutigen, sich Zeit zu nehmen, um durchzuatmen und sich innerlich neu auf das Wesentliche auszurichten, entdecke ich immer wieder gern. Selbst in stressigen Zeiten sind die ein oder zwei Seiten schnell gelesen, können Wertvolles mit auf den Weg geben und die Herausforderungen des Lebens meistern helfen.

Wie es mir gefallen hat:

Mit der modernen Schriftgestaltung, dem Motiv der gemütlichen Kissenschaukel und dem edlen silbernen Rücken sind die „Neuen Montagsgedanken" schon von außen betrachtet eine pure Einladung zum Lesen und Berührenlassen.
Im Inhaltsverzeichnis erhält man einen ersten Überblick über die Titel der Impulse und über die Autorinnen. Am Ende befindet sich zudem eine Liste mit kurzen Informationen zu jeder Verfasserin. Das Buch hat also den positiven Nebeneffekt, dass man viele Stimmen kennenlernen und vielleicht die eine oder andere Autorin für sich entdecken kann.

Für die Montagsimpulse selbst gilt: In der Kürze liegt die Würze. Sie holen einen direkt ab und sind nicht abgehoben, sondern ganz praktisch und alltagsnah. Es geht um die kleinen und großen Freuden und Sorgen des Lebens, um Familie, Freundschaft, Veränderungen, Gefühle, Verhaltensweisen, Selbstzweifel, Unsicherheiten in Bezug auf die Zukunft und vieles mehr.
Die Texte sind sehr abwechslungsreich, und auch wenn nicht jeder Stil und/oder Gedanke einem zusagt, bewegt ein anderer das Herz dann umso mehr.
Einzig die „Mütter-Themen" habe ich als etwas zu häufig und dicht aufeinander folgend empfunden. Hier hätte noch ein wenig variiert werden können.

(Für wen) Lohnt es sich?

Dieses Buch ist ein tolles Geschenk für sich selbst oder jemand anderen, das nicht nur außen, sondern auch innen viel Schönes bereithält.
Obwohl es in erster Linie von Frauen für Frauen geschrieben ist, schließen die meisten Impulse keine Zielgruppe aus, zumal die Grundgedanken auch dann nichts von ihrem Kern verlieren, wenn die eigene Lebenssituation oder Einstellung anders aussieht als die der jeweiligen Verfasserin.

In einem Satz:

„Neue Montagsgedanken" ist ein empfehlenswerter Wochenbegleiter durch das Jahr, bei dem durch die Vielzahl der Autorinnen und Themen für jeden und jede gute Gedanken dabei sein dürften.

Veröffentlicht am 29.10.2018

Künstlerisch, anspruchsvoll und alles andere als durchschnittlich

Meine beste Bitch
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Worum geht's?

Alle suchten nach Antworten, nach einer Richtung im Leben, um nicht zwischen durchsichtigen, aber undurchdringlichen Wänden, die sich aufeinander zubewegten, zerquetscht zu werden. Viele ...

Worum geht's?

Alle suchten nach Antworten, nach einer Richtung im Leben, um nicht zwischen durchsichtigen, aber undurchdringlichen Wänden, die sich aufeinander zubewegten, zerquetscht zu werden. Viele richtige Fragen blieben dabei auf der Strecke. (S. 353)

Durch ihre Freundschaft zu Nike verändert Fainas Leben sich durch und durch. Umso schwerer fällt es ihr zurückzubleiben und das letzte Schuljahr zu überstehen, als Nike ohne sie in die Welt hinauszieht, um zu studieren und ihr Glück zu finden.
Kaum hat sie das Abi endlich in der Tasche, bricht auch Faina auf: um dem jungen Künstler Julian nach Berlin zu folgen. Um frei, geliebt und alles andere als normal zu sein. Um das Leben zu feiern.
Doch dann ist es ausgerechnet Nike, die Fainas Welt ein weiteres Mal völlig auf den Kopf stellt - und diesmal nicht zum Guten.
Was mich neugierig gemacht hat:

Ich habe das Buch bereits in der Verlagsvorschau entdeckt und freue mich sehr, es hier auf dem Blog vorstellen zu dürfen!
Nach „Love Alice", das ich vor fünf Jahren (!) gelesen habe, war ich sehr gespannt auf das neue Werk der Autorin und wusste, es würde alles andere als ein Mainstream-Buch.
Wie es mir gefallen hat:

Ein Buch mit Anspruch, mit einem Erzählstil, der wie ein fruchtig-schweres Aroma die Seiten durchwirkt, mit künstlerischer Echtheit, einem hohen Maß an geradezu poetischer Skurrilität und den Irrungen und Wirrungen, wie das Leben sie schreibt.
„Meine beste Bitch" zu lesen, ist in jedem Fall ein besonderes Leseerlebnis, und meine Erwartung, etwas in jedem Sinne Außergewöhnliches präsentiert zu bekommen, hat sich absolut erfüllt. Obwohl es eine in manchen Zügen typische Geschichte unserer Zeit ist, bekommt sie ihre unverwechselbare Note.

Man muss sich auf Fainas Welt einlassen - oder besser gesagt: auf ihren Blick auf unsere Welt, ihr Suchen und Finden. Sie ist nicht unbedingt eine Person, in die man sich als Leser vollkommen einfühlen kann. Ein Stück weit bleibt ihre Gefühlswelt ein Rätsel, die meiste Zeit über wahrscheinlich sogar für sie selbst. Auch wenn ich mir manchmal verzweifelt einen direkteren Zugang zu ihr gewünscht habe, hat sie meine Neugier bis zum Schluss aufrechterhalten.
Auch Nike, Julian, seine Schwester, Fainas Freund Achim und interessante Nebencharaktere wie ihr Nachbar aus der Pizzeria sind vielschichtig und haben in der Gesamtkonstellation eine überzeugende Dynamik.

Die Geschichte bietet einen großen Facettenreichtum. Die Themen Identität, Freundschaft, Geltungsdrang, Lebenspläne, Sehnsucht nach Liebe und das Sich-Treiben-Lassen vieler junger Menschen werden genauso ausgelotet wie Fragen philosophischer Natur, vor allem rund um die Begriffe von Kunst und Normalität.

Das Lesegefühl lässt sich kaum beschreiben, es pendelt zwischen einer melancholischen Grundstimmung, Nachdenklichkeit, Fragezeichen und Hoffnungen. Man muss aushalten können, dass sich nicht alles klärt und man manchmal den Eindruck hat, einem könnte etwas Wesentliches entgehen.
Das Buch verlangt einem einiges an Eigenleistung ab - und das macht es auf einzigartige Weise faszinierend. Ich kann nicht behaupten, dass ich alles, was in dieser Geschichte mitschwang, in seiner Gänze erfasst habe; da waren immer diese Zwischentöne, die sich mehr erfühlen als benennen lassen. Vielleicht sind es gerade solche Zwischentöne, die Literatur über das Leben ausmachen.
(Für wen) Lohnt es sich?

Wer auf der Suche nach einem niveauvollen, besonderen Jugendbuch ist, sollte sich „Meine beste Bitch" näher ansehen. Obwohl sich schnell ein Lesefluss einstellt, ist es keine leichte Kost und bietet viel Raum zwischen den Zeilen. Für Leser, die gern alle Details in Beschreibungen und Erklärungen bekommen, eignet es sich daher eher nicht.
Ich würde es ab 16 Jahren empfehlen - für alle, die sich über die Unterhaltung hinaus noch eine tiefere Ebene erhoffen.
In einem Satz:

„Meine beste Bitch" ist anspruchsvolle Coming-of-Age-Literatur, die durch die Art, sich vom Gewohnten abzuheben, ihren ganz eigenen Reiz entwickelt.

Veröffentlicht am 25.07.2018

Von der Schwierigkeit, man selbst zu sein

Over the Moon
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Worum geht's?

Veronica arbeitet als Auftragsschauspielerin: Je nach Problem ihrer Kunden schlüpft sie in jede Rolle, macht Ex-Freundinnen eifersüchtig oder Geschäftsvorhaben erfolgreich. Aus dem erstem ...

Worum geht's?

Veronica arbeitet als Auftragsschauspielerin: Je nach Problem ihrer Kunden schlüpft sie in jede Rolle, macht Ex-Freundinnen eifersüchtig oder Geschäftsvorhaben erfolgreich. Aus dem erstem Grund wird sie von Baxter Lintons Freund Scott engagiert, aus dem zweiten empfiehlt der sie an Bax weiter.
Von seiner Verlobten kurz vor der Hochzeit sitzengelassen, dreht sich Bax Leben nur noch um seinen Hund Ari und das Obdachlosenheim, in dem er ehrenamtlich arbeitet. Um das Leben derjenigen, die ihm dort täglich begegnen, zu erleichtern, hat er eine Decke entwickelt, die Menschen auf der Straße selbst im Winter warmhalten kann. Nur will niemand in seine Erfindung investieren. Ob er diese unerträglich arrogante Veronica beauftragen sollte, ihm zu helfen?

Was mich neugierig gemacht hat:

Veronica war praktisch die „Böse" im ersten Teil der Reihe, und schon da habe ich mich gefragt, wie ihre Vergangenheit aussehen mag und was in ihr vorgeht. So habe ich mich sehr gefreut, dass auch ihre Geschichte den Weg auf den deutschen Buchmarkt gefunden hat.
Samantha Joyce ist eine großartige Liebesromanautorin, die Leichtigkeit und Witz sehr gut mit ernsten Themen verweben kann.

Schade ist mal wieder, dass weder Titel noch Cover viel Bezug zum Buch haben und die dargestellen Personen nicht auf die Beschreibungen von Veronica und Bax passen.

Wie es mir gefallen hat:

Der Einstieg ins Buch hat mich sofort überzeugt - Veronica und Baxter erzählen im Wechsel aus der Ich-Perspektive und geben eine spannende Kombi ab.
Veronica ist mal etwas anderes als die Graue-Maus-Protagonistinnen, die plötzlich das große Los ziehen. Sie ist tough, weiß, was sie will, und verdrängt sehr entschlossen, dass sie im tiefsten Innern einsam ist. Sie versteckt sich hinter immer wieder neuen Namen, lässt sich von reichen Männern abschleppen und lässt sich für ihre Aufträge gut bezahlen.
Baxter würde am liebsten die Welt retten und lässt sich von einer hübschen Fassade nicht so schnell beeindrucken.
Knistern, Schlagabtäusche und viele Situationen zum Schmunzeln sind bei diesen beiden gegensätzlichen Persönlichkeiten vorprogrammiert.
Auch mit Elise aus „Among the Stars" gibt es das eine oder andere Wiedersehen, was ich bei solchen Buchreihen immer schön finde.

Wie der Auftrag, einen Investor für Baxter an Land zu ziehen, Veronicas Leben durcheinanderwirbelt, und Baxter an seine Grenzen gehen muss, um sein Ziel zu erreichen, ist sehr gut umgesetzt. Die Liebesgeschichte entwickelt sich nicht zu schnell und ist wundervoll romantisch.

Gegen Ende hat die Geschichte für mich leider etwas an Zugkraft verloren.
Ähnlich wie bei Elises Geschichte liegt die größte Schwäche des Buches in dem Geheimnis um die Vergangenheit der Protagonistin. Es dauert lange, bis der Leser erfährt, woher sie kommt und was sie erleben musste - das Ganze wird durch ein leider extrem unglaubwürdiges Ereignis aufgerollt.
Zu einem Punkt, an dem der Ausgang bereits klar vorhersehbar ist, gibt es darüber hinaus noch einige unnötige Schleifen in der Handlung, die zudem auf ebenfalls sehr unwahrscheinlichen Zufällen aufbauen. In einer Stadt wie Washington D.C. kann man unmöglich immer zum richtigen Zeitpunkt den passenden Personen über den Weg laufen.
Die dramatischen Elemente sind - selbst für das Genre, bei dem das ja zu einem gewissen Grad einfach dazugehört - einfach etwas zu sehr aufgebauscht worden.
Trotz dieses Minuspunkts ist das Buch eine tolle Wohlfühllektüre mit vielen mitreißenden Szenen, die ich sehr gern gelesen habe.

(Für wen) Lohnt es sich?

Ich gebe eine klare Empfehlung für alle Fans von „Among the Stars", aber auch Neueinsteiger, die humorvolle und romantische Geschichten mit viel Drama mögen, werden hier auf ihre Kosten kommen. Vorkenntnisse sind nicht zwingend notwendig. Da Charaktere aus dem ersten Teil aber am Rande wieder in Erscheinung treten und man erfährt, wie es für sie weitergeht, sollte man, wenn man das „Komplettpaket" lesen möchte, die richtige Reihenfolge einhalten.

In einem Satz:

„Over the Moon" punktet mit einer spannenden Charakterkonstellation, Romantik, Humor und dem richtigen Maß an Tiefgründigkeit; bis auf einzelne zu sehr an den Haaren herbeigezogene Nebenstränge der Handlung ist Samantha Joyce wieder eine schöne Geschichte gelungen.