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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.12.2018

Umfangreich und informativ

Queen Victoria
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Kaum eine Monarchin prägte ihr Land, gar einen ganzen Kontinent so sehr wie Victoria. Die meisten werden von ihr die Fotografien einer alten, matronenhaften Frau kennen, die bieder und verbittert erscheint. ...

Kaum eine Monarchin prägte ihr Land, gar einen ganzen Kontinent so sehr wie Victoria. Die meisten werden von ihr die Fotografien einer alten, matronenhaften Frau kennen, die bieder und verbittert erscheint. Doch nur dieses Bild würde dieser außergewöhnlichen Frau und Herrscherin nicht gerecht werden.
Mit 18 wurde sie Königin, unverheiratet. Erst später arrangierte man eine Ehe mit dem Deutschen Albert. Was niemand ahnen konnte, war, dass daraus eine große Liebe werden sollte, die mit 9 Kindern gekrönt wurde. Kurioserweise trugen alle die Vornamen ihrer Eltern.
Deutlich früher als Victoria starb Albert. Die Queen sollte nie darüber hinwegkommen. Ihre letzten Lebensjahre waren geprägt von Fettlaibigkeit, Krankheit und Verlustängsten. Victoria war eine starke und schwierige Frau, aber eine Königin, die ihre Zeit prägte, wie keine andere.

All das und so viel mehr gibt Biografin Julia Baird auf über 600 Seiten in 5 Abschnitten wieder. Dabei schafft sie es mit ihrem lebendigen Schreibstil ein kurzweiliges und informatives Leseerlebnis zu gestalten. Eigentlich lese ich keine Biografin, doch diese hat mir Spaß bereitet und eine interessante Ära näher gebracht.
Aufgelockert werden die Texte dank Fotos und Illustrationen. Hilfreich war auch der Stammbaum auf den ersten Seiten.
Julia Bairds Biografie zu Queen Victoria ist fundiert, informativ und unterhaltsam. Mehr kann man sich nicht wünschen

Veröffentlicht am 28.10.2018

Innovativ und fantasievoll

Der Welten-Express (Der Welten-Express 1)
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Flinn sitzt jeden Abend auf dem verlassenen Bahnhof ihrer kleinen Heimatstadt. Flinn sucht ihren Bruder, der vor zwei Jahren in den Welten Express einstieg und nie wiederkehrte. Als besagtes Internat für ...

Flinn sitzt jeden Abend auf dem verlassenen Bahnhof ihrer kleinen Heimatstadt. Flinn sucht ihren Bruder, der vor zwei Jahren in den Welten Express einstieg und nie wiederkehrte. Als besagtes Internat für besondere Kinder plötzlich am Bahnsteig hält, denn nichts anderes ist der Welten Express, steigt Flinn ein und begibt sich in ein ganz besonderes Abenteuer.

Die Covergestaltung ist wirklich liebevoll. Es ist farbenprächtig und genau auf die Handlung des Buches hin illustriert wurden. Das gefällt mir besonders gut, denn so hat man direkt ein Abbild der Charaktere vor Augen.

Auf den ersten Seiten des Buches geht es direkt spektakulär weiter. Schon im Prolog zeigt uns die Autorin Anca Sturm, dass sie ein erzählerisches Talent besitzt. Der Prolog ist auf den Punkt gebracht und führt uns in die fantastische Welt ein. In ihr ist Magie möglich und besondere Jugendliche sollen daraufhin geschult werden. Dafür fährt der Welten Express durch alle Länder und gabelt diese potenziellen Schüler auf. Blöderweise hat Flinn nie ein Ticket bekommen. Sie dürfte den Express also gar nicht sehen, geschweige denn, in ihm sein.

Dabei wünscht sich Flinn nichts sehnlicher. Das Internat könnte das Zuhause sein, das sie niemals wirklich hatte. Die 13-Jährige haute aus ihrem ärmlichen Elternhaus mit einer überforderten Mutter und 3 Brüdern ab, um endlich Jonte, ihren großen Bruder, wiederzusehen. Doch schnell muss Flinn feststellen, dass ihr Bruder nicht an Bord des magischen Zugs ist.

Dabei lernt sie neue Freunde und neue Feinde kennen, denn die wenigsten wollen sie im Welten Express dabei haben. Mir gefielen die Figuren des Jugendbuches sehr gut. Die Protagonistin ist trotz ihres jungen Alters sehr selbstreflektiert und mutig. Das macht eine sehr gute Kombination aus.
Die Nebenfiguren konnten mich auch überzeugen und könnten wohl nicht unterschiedlicher sein.

Das Konzept des Welten Express ist innovativ und interessant. Jeder Wagon hat eine Funktion und die Unterrichtsfächer sind nicht so, wie sie im normalen Schulsystem gelehrt werden würden.

Ein wenig mehr der magischen Aspekte hätte ich mir allerdings noch gewünscht, auch Erklärungen dazu, wie sich die Magie weiterhin auswirken kann, woher sie kommt und wie sie die Menschheit beeinflusst.
Berühmte Menschen der Weltgeschichte sind Absolventen des Welten Express, aber was nahmen sie aus ihrer magischen Schulzeit mit, um die Welt besser zu machen, bzw. so eine herausragende Bedeutung zu erhalten?

Natürlich gibt es auch eine Gegenspielerin, die jedoch noch nicht im ersten Band ihr volles Potenzial, in meinen Augen, entwickelt hat.

Der Welten Express von Anca Sturm ist ein fantasievolles und innovatives Debüt, dass mich vor allem dank eines tollen Erzählstils und liebenswerten Protagonisten begeistern konnte. Dennoch bleibt Luft nach oben für die Folgebände.

Veröffentlicht am 11.10.2018

Wirklich toll

Wie die Stille unter Wasser
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Maggie liebt Brooks und ist fest entschlossen ihn zu heiraten. Und das mit 10! Der große Tag ist gekommen, als Maggie etwas grausames erleben muss. Danach ist das fröhliche Mädchen nicht mehr die selbe. ...

Maggie liebt Brooks und ist fest entschlossen ihn zu heiraten. Und das mit 10! Der große Tag ist gekommen, als Maggie etwas grausames erleben muss. Danach ist das fröhliche Mädchen nicht mehr die selbe. Maggie spricht nicht mehr und verlässt niemals das Haus. Dennoch ist Brooks immer an ihrer Seite. Die Jahre vergehen und Brooks Band geht durch die Decke und Maggie will seiner Karriere als Musiker nicht im Weg stehen. So trennen sich ihre Wege...

Ich liebe an Brittainy C. Cherrys Erzählungen, dass sie so nah und lebendig sind. Schon die ersten Sätze leiten eine emotionale Reise ein, die sich immer weiter steigert.

Hier gefiel mir besonders gut, dass wir in der Kindheit der beiden Protagonisten starten. Es war einfach niedlich mitzuerleben, wie Brooks, der Mädchen total doof findet, erkennt, dass Maggie doch keine riesige Nervensäge ist.

Dann passiert das traumatische Ereignis und wir erleben mit, wie Maggies Umfeld auf ihre plötzliche Stummheit und Panikattacken reagiert. Die Autorin erzählte dies sehr einfühlsam und vielschichtig, denn nicht jeder reagiert gleich.

Die Nebenfiguren waren ebenso toll, wie unsere Protagonisten. Maggies Eltern aus der großen Patchworkfamilie versuchen ihr ihr neues Leben recht zu machen. Während Maggies Stiefschwester zu einem pubertären Monster mutiert, um später umso einfühlsamer daraus hervorzugehen.

Die Romane der Autorin haben großes Tränenpotenzial. Für mich konnte sie dieses hier nur ganz kurz ausschöpfen. Auch ist die Geschichte nicht so erotisch, wie ihre Vorgänger, dabei vergehen fast 20 Jahre innerhalb der Handlung.

Dennoch hat mich das Buch wirklich sehr gut unterhalten bis auf zwei Punkte, die etwas schwach daherkamen. Minispoiler im Anmarsch!
Die Auflösung, wer hinter dem traumatischen Ereignis steckt, war so vorhersehbar und einfach gestrickt, dass ich es einfach zu platt fand.
Auch der Auslöser für das Wiederkehren von Maggies Worten war mir zu einfach! Das war nicht der emotional-dramatische Paukenschlag, den ich erwartet hatte! Es erschien mir zu beliebig. Da hätte ich in Maggies Vergangenheit einige gravierendere Erlebnisse ausmachen können, die sie wieder zum sprechen bewegt hätten.

Ich finde es ein wenig schade, dass "Wie die Stille unter Wasser" von Brittainy C. Cherry nicht ganz das erwartete Highlight geworden ist. Dennoch war die Geschichte wirklich schön und einfühlsam erzählt.

Veröffentlicht am 07.10.2018

Märchenhaft düster

Hazel Wood
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Alice lebte schon immer zusammen mit ihrer Mutter nie sehr lange an einem Ort. Immer passierten eigenartige Dinge und die beiden zogen weiter. In New York sollte endlich alles anders werden. Doch eines ...

Alice lebte schon immer zusammen mit ihrer Mutter nie sehr lange an einem Ort. Immer passierten eigenartige Dinge und die beiden zogen weiter. In New York sollte endlich alles anders werden. Doch eines Tages verschwindet Alice Mutter. Das Hinterland soll sie entführt haben, doch wer sind diese Leute und was haben sie mit Alice Großmutter, einer berühmten Märchenerzählerin zu tun, die im geheimnisvollen Hazel Wood residiert.

Das Cover ist wirklich traumhaft schön und lässt erahnen, dass wir es hier mit einer märchenhaften, geheimnisvollen und düsteren Geschichte zutun haben könnten.
Dies bestätigt sich schon auf den ersten Seiten. Wir lernen Alice kennen, die eine Wut und Düsternis in sich trägt. Wir erfahren mehr von ihrem Leben aus dem Koffer mit ihrer Mutter Ella. Außerdem knabbert Alice daran, dass sie ihre Großmutter, die berühmte Schriftstellerin niemals kennenlernen durfte. Dabei sehnt sie sich nach ihr und Hazel Wood.
Ella ist sehr fürsorglich und versucht Alice zu schützen, allerdings ist uns noch nicht klar, wovor.

Die Autorin schaffte es ziemlich gut, die innere Zerrissenheit der Protagonisten darzustellen. Für mich waren die Charaktere und ihr unvorhersehbares Handeln ein großes Plus der Geschichte.
Melissa Albert hat einen außergewöhnlichen Schreibstil voller Metaphern, die eine tolle Atmosphäre schaffen. Das hat mir wirklich gut gefallen.

Auch die Handlung konnte mich bis zu dem Punkt mitreißen, an dem es endlich ans Eingemachte ging und wir anfingen, in den mysteriösen Märchenwald einzudringen. An dieser Stelle fing die Autorin an, mich zu verlieren. Die Erzählungen wurden zu wirr und abgedreht, erinnerten mich teilweise an Texte von Kafka. So richtig mitreißen konnte sie mich an der Stelle nicht mehr.

Das fand ich sehr schade, denn das Ende wollte der restlichen Geschichte und deren Idee nicht ganz würdig werden. Was ich aber unbedingt noch positiv erwähnen muss, sind die Märchenerzählungen innerhalb des Buches. Die Autorin zeigte auch hier noch einmal, wie gut sie Geschichten schreiben kann.

Melissa Alberts "Hazel Wood" ist ein düsteres Jugendbuch, welches stark begann und leider seinen Erwartungen nicht gerecht werden wollte. Für Fans von düsteren Märchen kann "Hazel Wood" dennoch ein Versuch wert sein.

Veröffentlicht am 16.09.2018

Ungewöhnlich

Die Wahrheit über Dinge, die einfach passieren
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Es ist ein Sommer, der Suzys Leben komplett aus den Angeln hebt, denn es ist der Sommer, in dem Suzys beste Freundin niemals älter als 12 werden wird. Die 12-Jährige will das Geschehene nicht annehmen, ...

Es ist ein Sommer, der Suzys Leben komplett aus den Angeln hebt, denn es ist der Sommer, in dem Suzys beste Freundin niemals älter als 12 werden wird. Die 12-Jährige will das Geschehene nicht annehmen, und versucht auf ihre ganz eigene Art zu ergründen, was passierte.

Die Autorin Ali Benjamin hat ein unglaubliches Talent mit ihren Worten intensive und wichtige Botschaften und Bilder zu vermitteln. Schon der Prolog verschaffte mir eine Gänsehaut. Ihr Schreibstil ist einzigartig und trägt die Geschichte. Dabei regte sie mich sehr zum Nachdenken an und streute Fakten ein, die zeigen, dass wir uns an einem Scheideweg befinden.

Das Buch ist schwer in ein Genre zu drücken. Unsere Protagonistin ist gerade 12 Jahre alt und kommt in die Middle School, doch wirklich ein reines Jugendbuch ist diese Geschichte nicht. Sie enthält so viele reife Gedanken und Botschaften, die auch bei älteren LeserInnen ankommen.

Suzy ist ein außergewöhnlicher Mensch. Dabei geht die Schülerin gerade durch eine sehr schwere Zeit. Ihre einzige Freundin wandte sich von ihr ab, war gemein zu ihr und Suzy revanchierte sich auf ihre eigene Art. Beide gingen nicht im Guten auseinander, doch Suzy kann dies nie wieder gut machen. Nun kämpft sie mit ihrem Umfeld.
Die Autorin konnte die Gefühlswelt ihrer Protagonistin sehr gut wiedergeben. Ich litt ein wenig mit ihr mit und begleitete fasziniert ihre Gedankenwelt.

Das Buch ist mit seinen 236 Seiten sehr kurz und kurzweilig, was ich zur Abwechselung sehr erfrischend fand. Ich hätte mir nur noch gewünscht, dass handlungstechnisch ein bisschen mehr passieren würde.

Dennoch ist "Die Wahrheit über Dinge, die einfach passieren" von Ali Benjamin ein sehr intensives und bewegendes Debüt, das mit seinem poetischen Schreibstil bei mir punkten konnte.