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Veröffentlicht am 01.01.2019

Mehr Schein als Sein

Nebenan funkeln die Sterne
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Nach ihrer gescheiterten Beziehung kehrt Emma ihrer Heimat Regensburg den Rücken. Um möglichst viel Raum zwischen sich und Simon zu bringen, zieht sie nach London in die 1-Zimmer-Dachgeschosswohnung ihrer ...

Nach ihrer gescheiterten Beziehung kehrt Emma ihrer Heimat Regensburg den Rücken. Um möglichst viel Raum zwischen sich und Simon zu bringen, zieht sie nach London in die 1-Zimmer-Dachgeschosswohnung ihrer Tante. Aufgrund eines Vorfalles, der letztendlich auch zur Trennung von Simon geführt hat, leidet Emma unter einer Art Agoraphobie, sie hat Angst vor die Türe und unter Menschen zu gehen. Heutzutage – im Zeitalter der weltweiten Vernetzung via Internet – ist es tatsächlich kein großes Problem, tage-/wochen-/monatelang seine Wohnung nicht verlassen zu müssen. Einkäufe erledigt Emma online, gebracht wird die Ware per Lieferservice bis zur Wohnungstüre und ihr Geld verdient sie damit, Web-Siten für Firmen zu erstellen. Emma arbeitet nachts und schläft tagsüber und ihre Sozialkontakte pflegt sie über Instagram, wo sie mehrere tausend Follower hat. Ein paar Bilder, ein wenig Photoshop – das Profil von „Em_dreams“ quillt über von tollen Fotos und zeigt ein perfektes Leben, das es jedoch in Wirklichkeit so gar nicht gibt. Als in der Nachbarwohnung ein neuer Mieter einzieht und Emma sich fortan die Dachterrasse mit Nathan Burberry teilen muss, kommt sie ganz langsam aus ihrem Schneckenhaus wieder heraus. Noch weiß sie nicht, dass auch Nathan seiner Umwelt stellenweise ein Fake-Profil präsentiert.

Ich habe mich für dieses Buch entschieden, weil ich (Jahrgang 1965) eine sehr kritische Einstellung zum Umgang mit den „Social Media“ habe. Natürlich nutze auch ich ein Smartphone, habe Accounts bei Instagram und Facebook, aber ich glaube, dass ich ein gesundes Nutzerverhalten an den Tag lege. Wenn ich mir die Jugendlichen aus meinem direkten Umfeld so anschaue, dann irritiert es mich immer wieder, wie wenig reale Kontakte sie haben – ihr Leben findet online statt und sie finden das toll. Statt einem Telefonat schreibt man sich lieber WhatsApp-Nachrichten und private Informationen teilt man auf Instagram, Facebook & Co. mit seinen „Followern“, wer auch immer sich dahinter verbergen mag. Man liegt stundenlang im Bett, mit dem Handy in der Hand und in der Anonymität des Netzes kann man sich durchaus ein Leben aufbauen, das man gerne hätte – aber nicht haben wird – und niemandem fällt es auf, dass man seit Tagen seine Wohnung nicht verlassen hat.

Emma hat sich genau so ein Leben aufgebaut. Sie lebt alleine in ihrer 1-Zimmer-Wohnung und man könnte das Gefühl haben, dass sie sich dabei eigentlich – bis auf einige wenige Ausnahmen - ganz wohl fühlt. Sie plant ihren Tag per Bullet-Journal und wenn ihr die Decke auf den Kopf fällt, loggt sie sich bei Instagram ein, verteilt ein paar Herzchen und Kommentare auf den Seiten der Menschen, denen sie folgt. Für ihre eigene Seite retouchiert sie alte Fotos, pimpt sie mittels Photoshop auf und suggeriert ihren Followern, dass sie unterwegs gewesen wäre. Zum Beispiel postet sie ein Foto vom Strand/Meer mit dem Hinweis „Herrliches Wochenende an der Küste verbracht“; in Wirklichkeit ist das Foto 1,5 Jahre alt und Emma hat am Wochenende natürlich keinen Schritt vor die Türe gemacht.

Durch ihre große Zahl an Followern dauert es immer nur kurze Zeit bis einer ihrer Beiträge kommentiert wird und dadurch fühlt Emma sich lebendig und „von Freunden umgeben“. Mit einer Hand voll Followern hat Emma sogar eine etwas engere Beziehung; man schreibt sich private Nachrichten aber sobald es auf ein Treffen hinausläuft, fällt Emma immer irgend etwas ein, warum sie zu diesem Treffen nicht kommen kann. Selbst ihrer Familie kann sie seit fast 2 Jahren erfolgreich etwas vorspielen und ihre Schwester Jana immer wieder von einem Besuch bei ihr abhalten.

Dem Leser wird zwar klar, dass Emma ein Problem damit hat unter Menschen zu gehen und am Leben teilzunehmen, das direkt vor der Haustüre stattfindet, es wird jedoch erst im Laufe der Geschichte offenbart, warum das so ist. Für mich steht das Verhalten von Emma in keinem Verhältnis zu dem Vorfall, der sie dazu veranlasst hat, sich in ihr Schneckenhaus zurückzuziehen. Emma zeigt für mich auch nicht die typischen Anzeichen eines Menschen der unter Panikattacken leidet, wenn er seine sichere Wohnung verlässt, sie fühlt sich unwohl, hat ein wenig Herzklopfen, mehr aber auch nicht. Sie ist durchaus in der Lage einkaufen zu gehen, wenn alle anderen Optionen versagen.

Zudem frage ich mich permanent, warum man seiner Umwelt solche Fake-Nachrichten zukommen lassen muss. Klar, man fühlt sich gut, wenn man positive Bewertungen/Kommentare bekommt, aber fällt man nicht anschließend automatisch wieder in ein Loch, wenn einem bewusst wird, dass das Leben gar nicht so rosarot ist, wie man es nach außen darstellt? Macht man sich so seine eigene Depression nicht selbst?

Als Nathan neben Emma einzieht, weiß dieser natürlich nichts von ihren Ängsten und ihrem „Doppelleben“ und er lädt sie öfter mal ein; zum Grillen, zum gemeinsamen Sitzen auf der Dachterrasse, zum Kaffee trinken …. Da Emma nicht immer „Nein“ sagen kann, schafft sie es nach und nach sich wieder dem richtigen Leben zu öffnen und in die Normalität zurückzufinden.

Ein Roman ist natürlich nicht vollständig, wenn nicht auch ein Quentchen Liebe darin vorkommt aber die Romanze zwischen Emma und Nathan braucht viel Zeit und Raum um sich zu entwickeln und wird dann von einem Ereignis überschattet, das Nathan schon lange bevor er Emma kennenlernte geplant hat. Auch Nathan hat eine Vergangenheit, mit der er abschließen muss.

Der Charakter von Emma hat sich mir leider nicht erschlossen, ich konnte mich eher mit Nathan identifizieren, ihn fand ich richtig sympathisch. Auch Nilla, die Inhaberin eines Schreibwarenladens, kam beim Lesen sehr sympathisch rüber und Emma schlägt sich ihretwegen stellenweise mit Eifersucht herum. Und dann ist da noch Britney, die als „BritMom“ in Instagram unterwegs ist und mit der sich Emma dann doch irgendwann im Laufe der Geschichte noch trifft. Auch sie wird sehr authentisch dargestellt.

Im ersten Drittel des Buches gibt es nur Emma und ihre Befindlichkeiten, im zweiten Drittel kommt Nathan dazu und meiner Meinung nach kommt das Buch erst im letzten Drittel so richtig in Fahrt, als Emma sich wieder dem wirklichen Leben widmet und offen ist für ihre Umwelt. Die Geschichte ist komplett aus der Sicht von Emma erzählt, der Schreibstil der Autorin ist gut zu lesen, mir fehlt aber irgendwie etwas, was mich mitreißt. Ich habe auch eine ganze Weile gebraucht, um das Buch zu Ende zu lesen.

Alles in allem eine nette und vorhersehbare Geschichte, die mich aber leider nicht nachhaltig begeistern konnte.

Veröffentlicht am 27.08.2018

Wenn die große Liebe sich einfach nicht mehr meldet

Ohne ein einziges Wort
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Sarah Mackey (36), die seit vielen Jahren in Kalifornien lebt, ist zu Besuch bei ihren Eltern in Gloucestershire/England. Anlass dazu ist der Todestag eines ihr sehr nahestehenden Menschen, der sich zum ...

Sarah Mackey (36), die seit vielen Jahren in Kalifornien lebt, ist zu Besuch bei ihren Eltern in Gloucestershire/England. Anlass dazu ist der Todestag eines ihr sehr nahestehenden Menschen, der sich zum 19. Mal jährt. Genau an diesem Tag lernt sie Eddie David kennen. Ist es Liebe auf den 1. Blick, was zwischen den Beiden passiert? Sie verbringen wundervolle 7 Tage miteinander und dann verabschiedet sich Eddie in seinen schon lange vorher geplanten Urlaub – nicht ohne das Versprechen abzugeben, sich vom Flughafen aus bei Sarah zu melden. Er meldet sich jedoch nicht und auch 15 Tage später hat Sarah noch immer kein Lebenszeichen von ihm erhalten. Er war auf Facebook noch nicht online, an sein Handy geht er nicht ran, weswegen Sarah glaubt, dass ihm etwas schreckliches zugestoßen sein muss. Nun versucht sie alles in ihrer Macht stehende um herauszufinden, was mit Eddie passiert ist. Ihre Freunde raten ihr, ihn zu vergessen – aber Gefühle lassen sich nicht einfach so abstellen. Sarah sucht und sie findet …… der Grund, warum Eddie sich nicht mehr bei ihr meldet, liegt in ihrer Person begründet.

„Ohne ein einziges Wort“ ist der Debütroman der britischen Autorin Rosie Walsh und ist mit 528 Seiten (in der Print-Ausgabe) ein ziemlich umfangreiches Werk. Das Buch ist in 3 große Abschnitte eingeteilt.

Als ich mich auf dieses Buch beworben habe (Buch gegen Rezension bei Literaturschock.de) wusste ich noch nicht, dass es mir in Kürze auf allen möglichen Medienkanälen begegnen wird. Meine Erfahrung aus den letzten Jahren zeigt, dass ich mit Büchern, die besonders beworben und gehyped werden, in der Mehrzahl der Fälle nicht glücklich werde. So war es leider auch hier.

1. Abschnitt
Der Leser wird abwechselnd sowohl in der Gegenwart als auch in der Vergangenheit darüber in Kenntnis gesetzt, was passiert ist. Wie sich Sarah und Eddie kennenlernen, die kurze Zeit, die sie miteinander verbringen und letztendlich der Abschied, als Eddie sich schweren Herzens in seinen schon lange geplanten Urlaub verabschiedet. Dann steigt das Buch am 15. Tag nach Eddies Verabschiedung ein und der Leser wird Zeuge, auf welche Art und Weise und in welcher Intensität Sarah versucht, zu Eddie Kontakt aufzunehmen. Sie schreibt ihm an seinen Facebook-Account und per SMS (oder WhatsApp??) auf sein Handy, er reagiert nicht. Kurz darauf checkt sie, ob er seine Nachrichten gelesen/abgerufen hat, keine Reaktion, dann redet sie mit ihren Freunden, mit denen sie unterwegs ist, über Eddies Verschwinden, dann checkt sie wieder ob Eddie reagiert hat und so weiter und so fort. Da sie gerade mit ihren langjährigen (Schul-)Freunden Jo, deren Sohn Rudi und Tommy unterwegs ist, erfährt man auch ein wenig aus ihrer gemeinsamen Vergangenheit.

Für mich hätte der 1. Abschnitt deutlich kürzer ausfallen dürfen, denn es passiert nicht wirklich etwas, was der Sache Drive gegeben hätte. Sarah wendet ihre komplette Energie dafür auf, nach Eddie zu suchen (das hat schon was von Stalking). Interessant fand ich jedoch die Beschreibungen zu ihrem Beruf. Da ich wissen wollte, warum Eddie sich abgesetzt hat, habe ich weitergelesen.

2. Abschnitt
Sarah hat wirklich alles mögliche versucht, um Eddie zu finden. Von einem öffentlichen Aufruf auf seiner Facebook-Seite, bis zu einem persönlichen Besuch seines Fußball-Vereins hat sie alles unternommen um ihn zu finden und dann passiert es: Eddie kommt aus seiner Versenkung heraus und wir – sowohl Sarah als auch der Leser – erfahren, was ihn dazu getrieben hat, sich von Sarah zu distanzieren. Der Grund dafür ist schon harter Tobak, das muss ich sagen, und ich kann Eddie auf eine gewisse Art und Weise verstehen. Und das was da zwischen ihnen steht, das hat nicht nur Einfluss auf Eddie und Sarah, sondern auch auf ihr direktes Umfeld. Es geht einfach nicht, dass sie sich lieben können. Der Abschnitt endet dann mit einem ziemlich heftigen Cliffhanger ….. und insgesamt hat mir dieser Teil des Buches ganz gut gefallen weil einiges an Bewegung in der Geschichte ist.

3. Abschnitt
Durch den Cliffhanger des letzten Abschnittes in der Luft hängend, wollte ich natürlich wissen, ob das, was das Kopfkino produziert hat, auch zutreffend ist. Das hat mich wieder bei der Stange gehalten, denn der 3. Abschnitt ist - für meine Begriffe - extrem in die Länge gezogen. Die ersten Kapitel hätte man deutlich raffen können, da habe ich teilweise komplett die Lust verloren weiter zu lesen. Zum Ende hin wird es dann doch noch spannend und emotional und ich musste 1 – 2 Tränchen verdrücken, aber der wirklich schöne Schluss konnte das Buch insgesamt für mich nicht retten.

Fazit:
Mit 528 Seiten ist das Buch in meinen Augen deutlich zu lang. Ein paar Seiten gerafft und etwas weniger Füllstoff hätte dem Buch gut getan, meiner Meinung nach. Der Plot ist richtig gut – warum Eddie sich von seiner großen Liebe distanziert, das habe ich so noch in keinem anderen Buch gelesen. Es gibt einige Charaktere um Sarah und Eddie herum, die alle gut ausgearbeitet sind, aber so wirklich einfangen konnte mich niemand - selbst nicht ihre Freundin, die alles versucht um schwanger zu werden. Eddies Mutter hat mich gelegentlich auch schon mal genervt. Alles in allem entwickelt sich die Geschichte vorwärts und findet auch ein gutes Ende, aber teilweise habe ich mich echt schwer getan weiter zu lesen. Für ein „Buch gegen Rezension“ habe ich 4 Wochen Zeit zum Lesen und Rezensieren und die habe ich – leider – auch komplett ausgenutzt. Bei einem Buch ohne „Rezensionszwang“ hätte ich wahrscheinlich irgendwann abgebrochen.

Veröffentlicht am 14.06.2018

Wenn die große Liebe sich einfach nicht mehr meldet

Ohne ein einziges Wort
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Sarah Mackey (36), die seit vielen Jahren in Kalifornien lebt, ist zu Besuch bei ihren Eltern in Gloucestershire/England. Anlass dazu ist der Todestag eines ihr sehr nahestehenden Menschen, der sich zum ...

Sarah Mackey (36), die seit vielen Jahren in Kalifornien lebt, ist zu Besuch bei ihren Eltern in Gloucestershire/England. Anlass dazu ist der Todestag eines ihr sehr nahestehenden Menschen, der sich zum 19. Mal jährt. Genau an diesem Tag lernt sie Eddie David kennen. Ist es Liebe auf den 1. Blick, was zwischen den Beiden passiert? Sie verbringen wundervolle 7 Tage miteinander und dann verabschiedet sich Eddie in seinen schon lange vorher geplanten Urlaub – nicht ohne das Versprechen abzugeben, sich vom Flughafen aus bei Sarah zu melden. Er meldet sich jedoch nicht und auch 15 Tage später hat Sarah noch immer kein Lebenszeichen von ihm erhalten. Er war auf Facebook noch nicht online, an sein Handy geht er nicht ran, weswegen Sarah glaubt, dass ihm etwas schreckliches zugestoßen sein muss. Nun versucht sie alles in ihrer Macht stehende um herauszufinden, was mit Eddie passiert ist. Ihre Freunde raten ihr, ihn zu vergessen – aber Gefühle lassen sich nicht einfach so abstellen. Sarah sucht und sie findet …… der Grund, warum Eddie sich nicht mehr bei ihr meldet, liegt in ihrer Person begründet.

„Ohne ein einziges Wort“ ist der Debütroman der britischen Autorin Rosie Walsh und ist mit 528 Seiten (in der Print-Ausgabe) ein ziemlich umfangreiches Werk. Das Buch ist in 3 große Abschnitte eingeteilt.

Als ich mich auf dieses Buch beworben habe (Buch gegen Rezension bei Literaturschock.de) wusste ich noch nicht, dass es mir in Kürze auf allen möglichen Medienkanälen begegnen wird. Meine Erfahrung aus den letzten Jahren zeigt, dass ich mit Büchern, die besonders beworben und gehyped werden, in der Mehrzahl der Fälle nicht glücklich werde. So war es leider auch hier.

1. Abschnitt
Der Leser wird abwechselnd sowohl in der Gegenwart als auch in der Vergangenheit darüber in Kenntnis gesetzt, was passiert ist. Wie sich Sarah und Eddie kennenlernen, die kurze Zeit, die sie miteinander verbringen und letztendlich der Abschied, als Eddie sich schweren Herzens in seinen schon lange geplanten Urlaub verabschiedet. Dann steigt das Buch am 15. Tag nach Eddies Verabschiedung ein und der Leser wird Zeuge, auf welche Art und Weise und in welcher Intensität Sarah versucht, zu Eddie Kontakt aufzunehmen. Sie schreibt ihm an seinen Facebook-Account und per SMS (oder WhatsApp??) auf sein Handy, er reagiert nicht. Kurz darauf checkt sie, ob er seine Nachrichten gelesen/abgerufen hat, keine Reaktion, dann redet sie mit ihren Freunden, mit denen sie unterwegs ist, über Eddies Verschwinden, dann checkt sie wieder ob Eddie reagiert hat und so weiter und so fort. Da sie gerade mit ihren langjährigen (Schul-)Freunden Jo, deren Sohn Rudi und Tommy unterwegs ist, erfährt man auch ein wenig aus ihrer gemeinsamen Vergangenheit.

Für mich hätte der 1. Abschnitt deutlich kürzer ausfallen dürfen, denn es passiert nicht wirklich etwas, was der Sache Drive gegeben hätte. Sarah wendet ihre komplette Energie dafür auf, nach Eddie zu suchen (das hat schon was von Stalking). Interessant fand ich jedoch die Beschreibungen zu ihrem Beruf. Da ich wissen wollte, warum Eddie sich abgesetzt hat, habe ich weitergelesen.

2. Abschnitt
Sarah hat wirklich alles mögliche versucht, um Eddie zu finden. Von einem öffentlichen Aufruf auf seiner Facebook-Seite, bis zu einem persönlichen Besuch seines Fußball-Vereins hat sie alles unternommen um ihn zu finden und dann passiert es: Eddie kommt aus seiner Versenkung heraus und wir – sowohl Sarah als auch der Leser – erfahren, was ihn dazu getrieben hat, sich von Sarah zu distanzieren. Der Grund dafür ist schon harter Tobak, das muss ich sagen, und ich kann Eddie auf eine gewisse Art und Weise verstehen. Und das was da zwischen ihnen steht, das hat nicht nur Einfluss auf Eddie und Sarah, sondern auch auf ihr direktes Umfeld. Es geht einfach nicht, dass sie sich lieben können. Der Abschnitt endet dann mit einem ziemlich heftigen Cliffhanger ….. und insgesamt hat mir dieser Teil des Buches ganz gut gefallen weil einiges an Bewegung in der Geschichte ist.

3. Abschnitt
Durch den Cliffhanger des letzten Abschnittes in der Luft hängend, wollte ich natürlich wissen, ob das, was das Kopfkino produziert hat, auch zutreffend ist. Das hat mich wieder bei der Stange gehalten, denn der 3. Abschnitt ist - für meine Begriffe - extrem in die Länge gezogen. Die ersten Kapitel hätte man deutlich raffen können, da habe ich teilweise komplett die Lust verloren weiter zu lesen. Zum Ende hin wird es dann doch noch spannend und emotional und ich musste 1 – 2 Tränchen verdrücken, aber der wirklich schöne Schluss konnte das Buch insgesamt für mich nicht retten.

Fazit:
Mit 528 Seiten ist das Buch in meinen Augen deutlich zu lang. Ein paar Seiten gerafft und etwas weniger Füllstoff hätte dem Buch gut getan, meiner Meinung nach. Der Plot ist richtig gut – warum Eddie sich von seiner großen Liebe distanziert, das habe ich so noch in keinem anderen Buch gelesen. Es gibt einige Charaktere um Sarah und Eddie herum, die alle gut ausgearbeitet sind, aber so wirklich einfangen konnte mich niemand - selbst nicht ihre Freundin, die alles versucht um schwanger zu werden. Eddies Mutter hat mich gelegentlich auch schon mal genervt. Alles in allem entwickelt sich die Geschichte vorwärts und findet auch ein gutes Ende, aber teilweise habe ich mich echt schwer getan weiter zu lesen. Für ein „Buch gegen Rezension“ habe ich 4 Wochen Zeit zum Lesen und Rezensieren und die habe ich – leider – auch komplett ausgenutzt. Bei einem Buch ohne „Rezensionszwang“ hätte ich wahrscheinlich irgendwann abgebrochen.

Veröffentlicht am 21.03.2018

2 Frauen auf einem Roadtrip durch Kuba

Mit Hanna nach Havanna
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Als Katrin Fabers Chef sie zu einem privaten Abendessen einlädt, gibt es für sie nur 3 angemessene Anlässe: Er möchte ihr seine Liebe gestehen, er wird sie über ihre Beförderung unterrichten oder es geht ...

Als Katrin Fabers Chef sie zu einem privaten Abendessen einlädt, gibt es für sie nur 3 angemessene Anlässe: Er möchte ihr seine Liebe gestehen, er wird sie über ihre Beförderung unterrichten oder es geht um ihre Nominierung für den begehrten und renommierten Journalistenpreis „Goldener Griffel“. Nicht im Traum hätte Katrin sich ausmalen können, dass sie nicht befördert sondern degradiert wird – sie soll in Zukunft das Seniorenmagazin des Senders moderieren. Nachdem ihre 1. Sendung ausgestrahlt wurde, erreichte Katrin ein Leserbrief von Johanna Maria Henriette Wagner von Trottau zu Dannenberg.

Johanna, genannt Hanna, möchte 2 Dinge von Katrin:
1. Sie soll ihre Memoiren schreiben
2. Sie soll sie auf ihre Reise nach Kuba begleiten, um große Liebe Julius zu finden

Nach anfänglichem Zögern willigt Kathrin ein, die alte Dame zu begleiten. Nicht, weil sie so gerne bei der Suche nach Hannas großer Liebe helfen möchte, sondern weil sie in dieser Reise eine Chance sieht, doch noch die Nominierung für den „Goldenen Griffel“ zu bekommen. Und so sitzen Katrin und Hanna kurze Zeit später im Flieger nach Havanna.


Ich lese nicht gerne Bücher, in denen es um sogenannte Road-Trips geht. Üblicherweise treffen diese Geschichten nicht meinen Humor. Bei diesem Buch habe ich eine Ausnahme gemacht, da mir das vorhergehende Buch der Autorin „Wenn das Leben Loopings dreht“ richtig gut gefallen hat. Ich habe „Mit Hanna nach Havanna“ also eher wegen der Autorin als wegen des Inhalts ausgewählt. Leider konnte mich aber auch diese Geschichte nicht überzeugen.

Katrin und Johanna, die beiden wichtigsten Figuren in der Geschichte, regen mich schon direkt am Anfang ihrer gemeinsamen Reise auf und das ändert sich auch nicht sehr viel im weiteren Verlauf der Reise.

Katrin ist total auf ihr Ansinnen fixiert Julius zu finden, ihn zu seiner Auswanderer-Geschichte in Bezug auf die kubanische Revolution zu interviewen, nach Hause zu fliegen und mit ihrem Artikel die Nominierung für den „Goldenen Griffel“ zu erhalten. Sie ist die totale Spaßbremse und für ihre 33 Jahre ist sie ziemlich spießig. Sie möchte weder tanzen noch etwas trinken (außer Mineralwasser) und irgendwie fehlt ihr jedweder Humor. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit treibt sie Hanna an.

Hanna ist 78 Jahre alt und möchte auf dieser Reise ihre erste große Liebe Julius suchen, der sie vor vielen Jahren verlassen hat um nach Kuba zu gehen. Im Gegenteil zu Katrin möchte Hanna all die schönen Dinge erleben, die Kuba zu bieten hat – am meisten spricht sie hier den überaus hochprozentigen Cocktails zu, gerne schon am Morgen. Hanna hinterlässt bei mir den Eindruck einer gealterten Dame, die gerne ein paar verpasste Gelegenheiten nachholen möchte.

Was mir an Hanna jedoch gefällt ist die Tatsache, dass sie sich noch an den kleinen Schönheiten des Lebens erfreuen kann.
Eine Terrasse mit Ausblick aufs Meer – Hanna kann es genießen, Katrin ist genervt.
Die Gastfreundschaft der Kubaner – Hanna kann es genießen, Katrin ist genervt.
Ein Tag auf der Zigarrenplantage – Hanna kann es genießen, Katrin … na, was wohl....

Natürlich werden sie von den Einheimischen auch über's Ohr gehauen, landen in einer privaten Unterkunft statt dem gebuchten Hotel, setzen ihre Reise mit einem Mietwagen fort, der unterwegs ganz gepflegt die Grätsche macht, und sie fahren stundenlang in die falsche Richtung – also alles, was so einen Road-Trip eigentlich interessant macht.

In einer Bar bekommt Katrin per Zufall mit, dass noch jemand auf der Suche nach Julius ist. Ein junger Mann namens Max, der seinen Reisefortschritt auf seinem Blog „Reisemax“ veröffentlicht. Sofern Katrin über einen Internetzugang verfügt (den es nur an einigen wenigen Stellen gibt, zudem kostenpflichtig) kann sie den Fortschritt von Max' Suche nach Julius im Auge behalten. Ein weiterer Grund, schnellstmöglichst die Reise fortzusetzen um Julius vor Max zu finden.

Im Laufe der Reise taut Katrin ein wenig auf und zum Schluss hin wird sie manchmal sogar richtig zugänglich. Natürlich gibt es für Hanna ein Happy End, aber auch für Max, der mir als Figur sogar ganz sympathisch war. Nur der Grund, warum er zeitgleich mit Hanna/Katrin nach Julius suchte, war mir dann doch ein wenig zu viel Zufall.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm zu lesen und wenn die Charaktere Hanna und Katrin nicht so sperrig gewesen wären, hätte mir die Gesichte auch etwas Spaß gemacht. Aber wahrscheinlich ist genau das der Clou hinter einem Road-Trip – nicht alltägliche Personen, die sich gemeinsam auf eine Reise machen.

Für mich war dieses Buch leider nichts, für eine/n andere/n LeserIn kann es durchaus das witzigste Buch des Jahres werden. Ich habe mal wieder gemerkt, dass ich Road-Trip-Bücher einfach im Regal stehen lassen sollte. Auch, wenn sie von einer/einem mir bekannten AutorIn geschrieben wurden.

Veröffentlicht am 13.03.2018

Wenn Künstliche Intelligenz sich zu weit entwickelt ….

God's Kitchen
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Die 19jährige Celine studiert Psychologie an der Universität in München. Zur Zeit sind Semesterferien und außer einer langweiligen Hausarbeit steht nix an. Da Celine ihre Familie vor langer Zeit bei einem ...

Die 19jährige Celine studiert Psychologie an der Universität in München. Zur Zeit sind Semesterferien und außer einer langweiligen Hausarbeit steht nix an. Da Celine ihre Familie vor langer Zeit bei einem Zugunglück verloren hat, bleibt ihr nichts anderes übrig, als die Semesterferien in ihrem 12qm-Studenten-Bungalow im Olympischen Dorf zu verbringen, während ihre Kommilitonen nach Hause zu ihren Familien fahren.

Die Tage plätschern so vor sich hin und sind ausgefüllt mit dem Schreiben der Hausarbeit oder mit „vor Langeweile aus dem Fenster schauen“ und dem Beobachten ihres Nachbarn Robert, der Celine seit einem Zwischenfall vor wenigen Tagen aus dem Weg geht. Da kommt ihr der Anruf ihrer neuen Freundin Pandora gerade recht.

Pandora scheint irgendwie anders zu sein als alle anderen Menschen, die Celine bisher kennengelernt hat. Sie fühlt sich in Pandoras Nähe ausnahmsweise nicht „andersartig“ und so wundert es nicht, dass die Beiden sehr viel Zeit miteinander verbringen. Pandora arbeitet als wissenschaftliche Assistentin am Institut für neuronale Informatik und für die Arbeit mit Chi, einem Roboter mit Künstlicher Intelligenz, wird gerade eine Praktikantin aus dem Bereich der Psychologie gesucht. Celine sagt zu und so darf sie - in einem speziellen Raum im Institut, der God's Kitchen genannt wird – verschiedene Tests durchführen, mit deren Hilfe Chi lernen und sich weiterentwickeln soll.

Die Tests werden immer merkwürdiger und je mehr Chi lernt, desto mehr entwickelt sie ein Eigenleben. Celine gerät mehr und mehr in Gefahr … und irgendwann gibt es nur noch eine Option: Das Selbstzerstörungsprogramm von Chi muss eingeleitet werden. Aber lässt sich eine Künstliche Intelligenz an einem bestimmten Punkt noch abschalten oder hat sie den Menschen die Kontrolle über sich selbst schon lange aus der Hand genommen?

Ich denke ich spoilere nicht zu viel wenn ich erwähne, dass Celine eine außergewöhnliche Gabe hat (das Thema wird gleich auf den ersten 3 Seiten im Buch angesprochen). Sie kann in die Zukunft sehen – nicht Wochen vorher sondern ganz kurze Zeit, bevor etwas passiert. Aufgrund dieser Einzigartigkeit ist Celine ein Einzelgänger.

„Ich hatte noch niemanden getroffen, der so war wie ich, und daher fühlte ich mich auf eine seltsame Art heimatlos …..."

Durch den frühen Tod ihrer Eltern hat sie einen großen Teil ihres Lebens in Kinderheimen und/oder Pflegefamilien verbracht, aber niemand hat es geschafft, ihr die Familie zu ersetzen oder ihr ein wirkliches Zuhause zu geben. Celine ist recht einfach gestrickt, zumindest was das Alltägliche betrifft, denn sie hat viele Dinge nach ihrer eigenen Aussage nicht gelernt.

„Ich habe jedenfalls nie gelernt, mich einzurichten und aus einem Platz ein Zuhause zu machen, indem ich Wände strich, Bilder aufhängte, Vorhänge aussuchte, all die Dinge, die meine Nachbarn wunderbarerweise beherrschten und die aus ihren Bungalows kleine heimelige Hütten machten. ….. ich hatte nicht gelernt mich zu beklagen. Beklagen können sich nur die, die von jemandem gehört werden.

Celine erzählt ihre Geschichte in der Ich-Form und das rückwirkend über 1 Jahr. Im Vordergrund steht natürlich das Thema der „Künstlichen Intelligenz (KI)“. Chi ist ein Roboter in Kindergestalt, was auf der einen Seite durch das „Kindchenschema“ sicherlich die Akzeptanz der Menschen gegenüber einem Roboter erhöhen könnte, andererseits könnte ich persönlich mir einen Kinder-Roboter weder als Haushaltshilfe noch als Pflegekraft vorstellen. Generell ist es für mich schwer vorstellbar, dass Roboter in Zukunft mehr und mehr in unser Leben vordringen, aber vor 20 Jahren war der Gedanke an ein Handy/Smartphone auch noch ziemlich utopisch. Heute sind sogar die „sprachgesteuerten internetbasierten persönlichen Assistenten“ aus vielen Haushalten nicht mehr wegzudenken, und auch diese entwickeln manchmal ein unerwünschtes Eigenleben.

Das Thema KI ist ziemlich faszinierend und wird von der Autorin hier auch sehr gut umgesetzt. Chi ist für einen ganz besonderen Einsatz vorgesehen und so analysiert diese auch immer die Körperhaltung sowie Mimik und Gestik der Menschen die mit ihr arbeiten, um diese bei sich selbst aufzunehmen und anzuwenden. Ebenso wird sie mit Emotionen „gefüttert“ und kann sogar echte Tränen weinen – bis sie dann anfängt Dinge zu tun, die nicht ihrer Programmierung entsprechen und jemand die Reißleine ziehen muss. Ein durchaus gruseliger Gedanke ….

Die Charaktere Celine, Kim und Pandora sowie im späteren Verlauf auch Kairos, bleiben für mein Befinden jedoch alle eher blass und unscheinbar. Ich schaffe es nicht, mich mit einem von ihnen wirklich zu identifizieren, was ich sehr schade finde. Auch untereinander ist die Beziehung der Protagonisten eher kühl – weswegen es mich erstaunt hat, dass da bei einer Person scheinbar doch mehr Gefühle im Spiel sind, als nach außen sichtbar wurde.

Die Autorin hat einen ruhigen Schreibstil und die Beschreibungen sind teilweise sehr bildhaft:

„Pandora neben mir schwimmt durch die Gänge wie ein Fisch im Wasser. Ich bin die zappelnde Kaulquappe daneben“.

Das Buch selbst lebt nicht von großartiger Spannung; trotzdem konnte ich nicht aufhören zu lesen, bis ich wusste wie die Geschichte endet. Das Ende war für mich dann aber anders als erwartet, überraschend, trotzdem blieben noch Fragen offen bzw. hatte ich das Gefühl, dass ich zu der ein oder anderen Sache die Vorgeschichte verpasst hatte.

Was die Entwicklung von Chi betrifft, so hätte das alles für mich gerne noch viel mehr Drama haben können. Ein Roboter der sich verselbständigt, das Thema birgt unglaublich viel Potential.

„God's Kitchen“ ist ein Buch, das sich flüssig lesen lässt. Für meine Begriffe hätte es aber sowohl in Punkto Charaktere als auch was die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz betrifft, gerne mehr in die Tiefe gehen können.