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Veröffentlicht am 13.01.2019

Friedas Lebensträume

Die Villa an der Elbchaussee
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1919 Hamburg. Die 17-jährige Frieda Hannemann lebt mit ihrer wohlbetuchten Familie in der Hansestadt, wo diese das Handelskontor Hannemann & Tietz für Kakao führt. Der Erste Weltkrieg ist gerade erst beendet, ...

1919 Hamburg. Die 17-jährige Frieda Hannemann lebt mit ihrer wohlbetuchten Familie in der Hansestadt, wo diese das Handelskontor Hannemann & Tietz für Kakao führt. Der Erste Weltkrieg ist gerade erst beendet, und Deutschland leidet noch immer unter den Folgen, es gibt kaum etwas zu kaufen und die politische Lage ist noch immer nicht stabil, das bekommt auch das Kontor Hannemann zu spüren. Friedas Bruder Hans hat den Krieg zwar überlebt, ist aber nicht mehr er selbst, so dass es fraglich ist, ob er jemals das Kontor übernehmen kann. Frieda dagegen würde liebend gern das elterliche Unternehmen übernehmen und hat schon einige Ideen, den Betrieb voran zu bringen und auszubauen. Allerdings denken ihre Eltern eher daran, sie reich zu verheiraten, damit die finanzielle Lage des Kontors gesichert ist. Doch Frieda steht nicht der Sinn nach Ehe und Kindern mit einem Mann, den sie nicht liebt, sondern eher nach Unternehmergeist und Erfüllung ihrer Träume…
Lena Johannson hat mit ihrem Buch „Die Villa an der Elbchaussee“ einen wunderbaren und gefühlvollen historischen Grundstein für eine Buchreihe um eine Schokoladen-Dynastie vorgelegt, der den Leser neugierig zurück und auf die weiteren Bände hoffen lässt. Der Schreibstil ist flüssig, bildreich und gefühlvoll, der Leser wird regelrecht in die Seiten hineingesaugt und kann sich von dem Buch nur sehr schwer lösen. Sehr gekonnt werden die einzelnen Charaktere von der Autorin vorgestellt und in Beziehung miteinander gesetzt, was dem Leser erst einmal einiges an Aufmerksamkeit abverlangt, aber lohnenswert ist. Die Beschreibungen der Örtlichkeiten um die historische Hamburger Speicherstadt sind sehr detailliert, so dass sich der Leser während der Lektüre alles wunderbar vorstellen kann, sofern er Hamburg noch nicht kennt, andernfalls fühlt er sich wie auf einem Stadtrundgang um ein Jahrhundert zurückversetzt. Auch die damaligen gesellschaftlichen Strukturen sowie die Rolle der Frau werden thematisiert und geben dem Leser einen Einblick, wie sehr das Leben der Frauen von jeher durch die Eltern vorbestimmt war und sie meist keine Möglichkeit hatten, deren Wünschen zu entkommen.
Die Charaktere sind liebevoll ausgearbeitet, ihnen wurde regelrecht Leben eingehaucht. Sie alle besitzen Ecken und Kanten und wirken aufgrund deren Individualität sehr authentisch und lebendig. Der Leser kann seine Sympathien gleichmäßig verteilen und mit ihnen fiebern, denn die Emotionen kommen hier ebenfalls nicht zu kurz. Frieda jedoch überstrahlt alle, sie ist zwar noch eine sehr junge Frau, doch sie besticht durch ihre Liebe zum Familienbetrieb und ihren Ideenreichtum. Sie wirkt ausgesprochen kraftvoll und strahlt eine Stärke aus, die man bei einer so jungen Frau nicht vermutet. Frieda möchte sich ihre Träume erfüllen und scheut nicht davor zurück, sich nicht nur dem elterlichen Willen zu widersetzen, sondern auch der Gesellschaft den Spiegel vorzuhalten. Sie ist willensstark und eine Kämpferin, was bei ihrem Vorhaben unbedingt erforderlich ist. Aber auch sie muss einiges an Schicksalsschlägen ertragen, wobei man als Leser hofft, dass ihr Optimismus dabei nicht auf der Strecke bleibt.
„Die Villa an der Elbchaussee“ ist ein wirklich gelungener Auftaktroman, der sowohl eine interessante Familiengeschichte in sich birgt als auch den Kampf einer jungen Frau für die Erfüllung ihrer Träume. Eine wunderbare Lektüre, dessen Fortsetzung hoffentlich nicht so lange auf sich warten lässt. Absolut verdiente Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 12.01.2019

Farbenprächtige Venedigreise mit allerlei Hindernissen

Das Gold der Lagune
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1399 Hamburg. Cristin hat sich mit Ehemann Baldo und Tochter Elisabeth in Hamburg niedergelassen, wo sie eine kleine Goldspinnerei betreiben. Eine königliche Empfehlung mit der Aussicht auf gute Geschäftsbeziehungen ...

1399 Hamburg. Cristin hat sich mit Ehemann Baldo und Tochter Elisabeth in Hamburg niedergelassen, wo sie eine kleine Goldspinnerei betreiben. Eine königliche Empfehlung mit der Aussicht auf gute Geschäftsbeziehungen lässt Cristin und Baldo die weite und beschwerliche Reise nach Venedig antreten, während Elisabeth in Hamburg bei Minna zurück bleibt. Cristin und Balda haben eine lange Strecke vor sich, die ihnen so einige Abenteuer bescheren, aber ihre Abwesenheit nutzt jemand aus Cristins Lübecker Vergangenheit, um Rache an ihr zu üben, koste es, was es wolle…
Das Autorenduo Gerit Bertram hat mit dem Buch „Das Gold der Lagune“ den Nachfolgeband zu „Die Goldspinnerin“ vorgelegt, der dem ersten Teil an Spannung und guter Unterhaltung in nichts nachsteht. Der Schreibstil ist flüssig und bildgewaltig, der Leser wird regelrecht in das Buch gesogen, um dort an der Seite von Cristin und Baldo auf eine abenteuerliche Reise von Hamburg quer durch Europa nach Italien zu gehen und erkennen zu müssen, wie hart und lang so eine Reise damals gewesen sein muss. Sehr elegant verknüpfen die Autoren Dinge aus dem Vorgängerband, so dass der Leser jederzeit gut informiert ist. Auch der historische Hintergrund ist gut recherchiert und mit der Handlung verwoben. Die Geschichte wird aus mehreren Perspektiven erzählt, was zum einen die Spannung immer weiter in die Höhe schraubt, zum anderen erhält der Leser die Möglichkeit, Beobachter an mehreren Schauplätzen zu sein und so die Entwicklung der einzelnen mitzuerleben. Ausgesprochen farbenfroh und bildgewaltig sind die Landschaftsbeschreibungen auf der Reise, vor allem das traumhaft schöne Venedig mit seinen Kanälen entsteht regelrecht vor dem inneren Auge des Lesers.
Die Charaktere sind lebhaft ausgestaltet und in Szene gesetzt worden. Sie besitzen durchweg Ecken und Kanten, was sie lebendig und realitätstreu wirken lässt. Der Leser kann sich gut in sie hineinversetzen, mit ihnen fiebern, hoffen, bangen und sich freuen. Es ist fast so, als wenn man liebe Freunde auf einem Stück ihres Lebens begleitet. Cristin ist eine sympathische Frau, die endlich angekommen zu sein scheint. Sie hat eine liebevolle Familie und einen Beruf, der sie ausfüllt. Die Schrecken der Vergangenheit scheinen endlich weg zu sein. Baldo ist eher ein zurückhaltender Mann, was wohl auch darauf zurückzuführen ist, dass er aus einer Henkersfamilie kommt und dies besser im Verborgenen bleibt. Minna ist eine gute Seele, die die ihr anvertraute Elisabeth mit allen Mitteln beschützen will. Auch Cristinas Bruder Piet und Ehefrau Marianka tragen zur Spannung der Handlung bei und machen sie rund.
„Das Gold der Lagune“ ist ein wunderbarer historischer Roman, der sowohl Spannung als auch Liebe, Intrige und Abenteuer in sich vereint. Suchtfaktor, der eine absolute Leseempfehlung verdient!

Veröffentlicht am 06.01.2019

Das Ende der Kindheit

Ein Sommer in Brandham Hall
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1900. Der 12-jährige schüchterne Leo Colston stammt aus eher ärmlichen Verhältnissen und wird von seinem Schulfreund Marcus Maudsley eingeladen, die Sommerferien bei ihm und seiner aristokratischen Familie ...

1900. Der 12-jährige schüchterne Leo Colston stammt aus eher ärmlichen Verhältnissen und wird von seinem Schulfreund Marcus Maudsley eingeladen, die Sommerferien bei ihm und seiner aristokratischen Familie in einem großen Herrenhaus auf einem Landsitz im englischen Norfolk zu verbringen. Leo möchte von der Familie akzeptiert werden und verliebt sich schon bald in Marcus ältere Schwester Marian, die mit Lord Trimingham verlobt werden soll, allerdings heimlich ein nicht standesgemäßes Techtelmechtel mit dem bäuerlichen Pächter Ted Burgess hat. Als Marcus erkrankt, ist Leo sich selbst überlassen und lässt sich aufgrund seiner Faszination für Marian von ihr dazu missbrauchen, als Botenjunge für kleine Botschaften und Liebesbriefe an Ted zu fungieren. Leo fühlt sich wichtig und ernstgenommen und führt diese Botengänge gewissenhaft aus, wohl auch, um sich damit die Anerkennung seiner Gastgeber und vor allem die von Marian zu sichern. Doch gleichzeitig behagt ihm die Situation nicht und er zieht sich immer mehr in sich zurück. Das Treiben von Marian bleibt indes nicht lange verborgen und das Unglück nimmt seinen Lauf…
L. P. Harley hat mit seinem Buch „Ein Sommer in Brandham Hall“ einen wunderbaren Klassiker geschrieben, der nun in neuem Gewand wieder aufgelegt wird und auch heute noch verzaubern kann. Der Schreibstil ist flüssig, bildgewaltig und gleichzeitig poetisch. Mit wunderschönen Bildern zaubert Harley den Leser in die adlige Welt der Familie Maudsley und in ein Herrenhaus, das man als einfacher Bürger sonst nicht einfach so betritt. Ob die Schilderung eines Cricketspiels oder die eiens Balles, alles ist sehr plastisch und fast greifbar. Die Geschichte erinnert an Ian McEwans Roman „Abbitte“, auch dort kam es zur Katastrophe aufgrund von Missverständnissen, mangelndem Vertrauen, Verlangen und Verrat. Gekonnt lässt Harley seinen Helden Leo als knapp 60-jährigen eine Zeitreise in die Vergangenheit antreten, als dieser sein altes Tagebuch von besagtem Sommer 1900 auf dem Dachboden wiederfindet und in Erinnerungen an damals schwelgt. Die aristokratische und etwas versnobte Welt war ihm völlig neu, es gab niemanden, der ihm Hilfe anbot, sich darin zurechtzufinden. Leo, der mit knapp 13 Jahren an der Schwelle zum Erwachenwerden steht, hat mit vielen Dingen zu kämpfen. Noch ist er ein Kind, das Verhalten der Erwachsenen ist ihm noch fremd, gerade das wird ihm zum Verhängnis, denn er kann die Intrigen und Machtkämpfe, die Täuschungen und die von der Gesellschaft vorgegebenen Verhaltensmuster nicht verstehen, dazu ist er zu naiv und unschuldig.
Die Charaktere hat Hartley sehr differenziert und mit vielen Ecken und Kanten erschaffen, so dass sich dem Leser mehrere Welten auftun. Alle Protagonisten wirken sehr lebendig und authentisch und gerade das macht ihren Reiz aus. Leo ist ein schüchterner und zurückhaltender Junge aus armen Verhältnissen. Er wirkt oftmals viel zu ernsthaft, ihm fehlt eine gewisse Leichtigkeit. Aber gerade das macht sein Wesen aus, denn er befindet sich in einer ihm völlig unbekannten Welt, die ihn überfordert, wobei er nicht weiß, wie er sich verhalten soll. Für ihn ist nur wichtig, dass man ihn akzeptiert und er sich korrekt benimmt. Intrigen und Machtspielchen sind ihm fremd, dazu ist er einfach noch zu jung und unbedarft. Marcus ist ein Snob und man wundert sich, wie er mit Leo eigentlich befreundet sein kann. Als Freund ist er Leo keine große Hilfe. Marian ist eine Frau, die mit Leo und seiner verdeckten Zuneigung zu ihr spielt, indem sie ihn für ihre Zwecke einspannt. Aber sie ist auch diejenige, die sich um ihn kümmert, ihm neue Erfahrungen machen und neue Dinge sehen lässt.
„Ein Sommer in Brandham Hall“ ist ein Stück Weltliteratur, dass den Leser mitnimmt in die zerrissene Gefühlswelt eines Jungen vor viktorianischem Hintergrund. Eine Gesellschaftsstudie, die sich kennenzulernen lohnt. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 05.01.2019

Frankas Entscheidung

Die Klosterbraut
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13. Jh. Franka von Marienfeld wird bald in ein Kloster eintreten, wie es ihre Bestimmung verlangt. Um sich davon abzulenken, macht sie kurz vor der Hochzeit ihrer älteren Schwester einen Ausritt in den ...

13. Jh. Franka von Marienfeld wird bald in ein Kloster eintreten, wie es ihre Bestimmung verlangt. Um sich davon abzulenken, macht sie kurz vor der Hochzeit ihrer älteren Schwester einen Ausritt in den Wald, um sich noch einmal in Freiheit zu wähnen und unbeschwert den Tag zu genießen. Dort trifft sie auf einen jungen Ritter, der sie aufgrund seines Auftretens völlig durcheinanderbringt und ihre Entscheidung bezüglich des Klosters ins Wanken bringt. Aber auch der Ritter, Wulf vom Röllberg, fühlt sich zu der jungen Frau hingezogen. Als Franka feststellen muss, dass der Ritter ausgerechnet der zukünftige Ehemann ihrer Schwester ist, bleibt ihr gar nichts anderes übrig, als sich dem Klosterorden anzuschließen, wenn es ihr dabei auch das Herz schwer ist und Wulf ständig ihre Gedanken durchstreift. Doch auch das Klosterleben ist recht aufregend, denn dort geschehen unerklärliche Dinge, die bald auch Franka in eine gefährliche Lage bringen…
Manuela Schörghofer hat mit ihrem Buch „Die Klosterbraut“ einen sehr unterhaltsamen und packenden historischen Roman vorgelegt, der den Leser von der ersten Seite an zu fesseln weiß. Der Schreibstil ist flüssig, gefühlvoll und wunderbar bildhaft. Schnell taucht der Leser in ein vergangenes Jahrhundert ein, um mal an der Seite von Franka, mal an der von Wulf deren Gedanken und Gefühlslage kennenzulernen und sie bei ihren jeweiligen Leben zu beobachten. Dadurch kommt der Leser ihnen sehr nah. Der Autorin ist es sehr gut gelungen, den historischen Hintergrund mit ihrer Handlung zu verweben. So erhält der Leser einen Blick auf das Leben hinter den Klostermauern, in die gesellschaftliche Struktur und in die Verhaltensweisen der damaligen Bevölkerung. Ebenso spiegelt sie die Zerrissenheit wieder, mit der die Charaktere zu kämpfen haben. Während Franka sich an das Gelübde des Klosters halten muss, ist Wulf Frankas Schwester versprochen und kann das Versprechen der Ehe nicht lösen.
Die Charaktere sind liebevoll und detailliert ausgearbeitet, sie besitzen Ecken und Kanten, was sie individuell und authentisch wirken lässt. Der Leser kann seine Sympathien gut verteilen und fühlt sich einigen von ihnen sehr verbunden, kann mit ihnen leiden, hoffen und mitfiebern. Franka ist eine junge Frau, die die Freiheit über alles liebt und sich der Natur nahe fühlt. Sie ist liebenswert, hat aber auch den Schalk im Nacken. Wulf ist ein freundlicher Mann, der Ehrgefühl besitzt, aber unter dem ihm vorgezeichneten Weg leidet wie ein Hund, seit er auf Franka getroffen ist. Anselm ist Wulfs bester Freund, der ihm immer eine Stütze ist und auf den er sich verlassen kann. Klostermutter Isburga ist Franka eine gute Vertraute und Freundin, die sie im Auge behält und sie nicht im Stich lässt. Auch die übrigen Protagonisten wissen mit ihrem Auftreten die Spannung der Handlung hoch zu halten und das Lesen zu einem Genuss zu machen.
„Die Klosterbraut“ ist ein rundum spannender historischer Roman, der neben Liebe auch Intrigen und Mord zu bieten hat vor einer Kulisse, in die sich der Leser bei der Lektüre hineinträumen kann und das Gefühl hat, Teil der Handlung zu sein. Absolute Leseempfehlung für eine Entdeckung!

Veröffentlicht am 05.01.2019

Wenn Menschen Gift und Galle versprühen...

Die Essenz des Bösen
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Weil seine 7-jährige Tochter Scout einen neuen Rucksack braucht, fährt Detective Max Wolfe mit ihr ins Einkaufszentrum „Lake Meadows“ im Londoner Westen. Doch die Einkaufstour entwickelt sich zu einem ...

Weil seine 7-jährige Tochter Scout einen neuen Rucksack braucht, fährt Detective Max Wolfe mit ihr ins Einkaufszentrum „Lake Meadows“ im Londoner Westen. Doch die Einkaufstour entwickelt sich zu einem Alptraum, denn ein Hubschrauber stürzt mitten auf das Einkaufszentrum und tötet dabei 45 Menschen. Max und Scout haben Glück und überleben die Katastrophe, aber Max ist sofort als Polizist im Einsatz und versucht, mit seinem Team herauszufinden, wie das passieren konnte. Schnell finden sie heraus, dass es sich um einen Terroranschlag handelt, der von zwei Brüdern, die aus Syrien zurückgekehrt sind, per Drohne ausgelöst wurde. Als sie die Täter Asad und Adnan Khane stellen wollen, geht der Zugriff schief und nicht nur die beiden Drahtzieher des Anschlags werden getötet. Die Bevölkerung will Rache für die vielen Toten, und schon bald steht die Familie der beiden Terroristen im Fadenkreuz. Max muss für ihre Sicherheit sorgen, während es weitere Tote gibt und gerät dabei selbst ins Visier…
Tony Parsons hat mit seinem Buch „Die Essenz des Bösen“ seinen fünften Fall um Detective Max Wolfe vorgelegt, der den Vorgängern in Aktualität, Spannung und Action nichts nachsteht. Der Schreibstil ist flüssig, fesselnd und spannend, der Leser schaut Ich-Erzähler Max Wolfe bei seiner Arbeit und dem täglichen Leben über die Schulter, darf ihm aber auch ins Herz schauen bzw. seine Gedanken kennenlernen. Der Autor behandelt in seinen Romanen immer wieder brandaktuelle Themen, so geht er in diesem Buch auf die Flüchtlingsproblematik, die steigende Aggressivität innerhalb der Bevölkerung, auch unter Zuhilfenahme sozialer Medien, und auf Radikalität der Menschen ein, was momentan auch überall auf der Welt erschreckend zu beobachten ist. Mit viel Emotionalität lässt der Autor den Leser an Max Wolfes Gefühlslage teilhaben, hat er doch gerade mit seiner Tochter einen Anschlag überlebt. Aber auch die Ermittlungen und die Rachegelüste der Bevölkerung schlagen Wolfe auf den Magen, und er muss sich mit ihnen auseinandersetzen, dabei setzt ihm auch noch sein Privatleben zu, denn die Mutter der gemeinsamen Tochter verlangt auf einmal das Sorgerecht für Scout, nachdem sie sich ewig nicht gekümmert hat. Die Handlung umschreibt nicht nur eine öffentliche Katastrophe, sondern spiegelt die Wut der Bevölkerung, die Angst der Angehörigen sowie auch die private Situation wunderbar wieder.
Die Charaktere sind dreidimensional und sehr realistisch angelegt. Schon durch die vier Vorgänger ist Max Wolfe dem Leser ans Herz gewachsen. Er ist ein durch und durch bodenständiger Mann, der oftmals unbequem erscheint. Gleichzeitig ist er ein liebevoller und fürsorglicher Vater. Er kann aber auch knallhart sein, wenn es um die Ermittlungen geht. Max sieht niemals nur eine Seite, sondern schaut auch hinter die Kulissen, gerade das macht ihn so sympathisch, menschlich, nahbar und authentisch, er kann Gefühle zeigen und der Leser kann mit ihm leiden, da er ihm so nah kommt.
Mit „Die Essenz des Bösen“ ist Tony Parsons wieder einmal ein rasanter Ausnahmethriller gelungen, der aktuelle und brisante Themen beinhaltet und seinen Hauptprotagonisten sowohl beruflich als auch menschlich eine weitere Entwicklung durchleben lässt. Absolute Leseempfehlung für ein Spannungsbuch der Extraklasse!