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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.04.2019

Ruhiger und besser als die Vorgänger

Das Banner des Löwen
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Buchmeinung zu Mac P. Lorne – Das Banner des Löwen

„Das Banner des Löwen“ ist ein historischer Roman von Mac P. Lorne, der 2019 bei Knaur TB erschienen ist. Dies ist der vierte Band der Robin-Hood-Reihe.

Zum ...

Buchmeinung zu Mac P. Lorne – Das Banner des Löwen

„Das Banner des Löwen“ ist ein historischer Roman von Mac P. Lorne, der 2019 bei Knaur TB erschienen ist. Dies ist der vierte Band der Robin-Hood-Reihe.

Zum Autor:
Mac P. Lorne ist Jahrgang 1957.
Aufgewachsen in der ehemaligen DDR studierte er aus politischen Gründen statt Geschichte und Literatur Veterinärmedizin.
Im Frühjahr 1988 gelang ihm die Flucht in die Bundesrepublik.
Gemeinsam mit seiner Familie baute er einen Reit-und Zuchtbetrieb in Bayern auf, aus dem sich auch Olympiareiter ihren Nachwuchs sicherten.
Heute lebt er zu Füßen einer mittelalterlichen Burg in einem der größten Waldgebiete Europas.
Er ist Co-Autor mehrerer Fach- und Sachbücher aus den Gebieten Veterinärmedizin und Pferdezucht.
Englische Geschichte ist die große Leidenschaft des Autors und seine Romanreihe rund um Robin Hood begeistert zahlreiche Leserinnen und Leser.

Klappentext:
Dem ehemaligen König der Diebe ist auch im Jahre 1218 kein beschauliches Leben vergönnt: Kaum aus England zurückgekehrt auf sein Landgut in der Gascogne, wird Robin Hood Zeuge, wie die Schergen Simon de Montforts ein Dorf niederbrennen. Im Auftrag des Papstes befehligt de Montfort den Kreuzzug gegen die Katharer, der mit äußerster Brutalität geführt wird – und mehr als ein politisches Ziel verfolgt. Gemeinsam mit seiner Frau Marian, seinem Freund Charles d’Artagnan und den alten Gefährten aus dem Sherwood Forest stellt Robin Hood sich erneut auf die Seite der Verfolgten

Meine Meinung:
In diesem Buch wird der Kreuzzug gegen die Katharer thematisiert. Da Marian ihr Landgut in der Gascogne nicht mehr missen mag, bleibt auch Robin dort und plant ein ruhiges Leben. Robin muss miterleben, wie Kreuzfahrer in einem Dorf, in dem auch Katharer gewohnt haben, gehaust haben. Robin greift ein und bestraft einige der Übeltäter und schon ist es mit dem ruhigen Leben vorbei. Zeitweilig wird sogar sein Landgut besetzt. Diesmal nimmt auch Marian an den Kampfhandlungen teil.
Wie gewohnt geht es sehr spannend zu und Robin muss mit seinen Getreuen etliche Gefahren überstehen. Unterstützt wird er diesmal wieder von einigen alten Bekannten aus dem Sherwood Forest und von seinem Ziehsohn Falke. Auch wenn Robin etwas ruhiger agiert als in den Vorgängerbänden, so bleibt doch Raum für die ein oder andere Tat, die seine Fähigkeiten erstrahlen lassen. Mit einer gehörigen Portion Humor mildert der Autor die Grausamkeiten der Geschichte nachhaltig. Er bleibt der, zwar in die Jahre gekommene, sympathische Held, der unerschrocken für die Unterdrückten eintritt. Fast im Vorübergehen wird geschichtliches Wissen vermittelt. Man lernt einige Zeitgenossen, teils auch in Nebenrollen agierend, kennen. So zum Beispiel den Gründer des Dominikanerordens, der recht positiv geschildert wird, auch wenn der Orden später maßgeblich an der Inquisition beteiligt war. Die meisten Figuren sind vielschichtig gestaltet und leider gibt es auch Verluste im direkten Umfeld Robins. Es gibt mehr ruhige Momente als in den Vorgängern, und das tut dem Roman gut. Wie gewohnt gibt es als Beiwerk Karten, Zeittafeln, ein Personenverzeichnis und aufklärende Worte des Autors zur Geschichte. Er erläutert, was historisch belegt und was fiktiv ist, und auch, wann er korrigierend eingegriffen hat. Mich hat dieses Werk noch mehr als die Vorgänger überzeugt.

Fazit:
Wieder eine aufregend gestaltete Abenteuergeschichte mit sympathischen Helden und unglücklich agierenden Bösen. Die Mischung aus Historie und Fiktion ist erneut gelungen. Der etwas ruhigere Grundton hat mich vollends überzeugt. Deshalb vergebe ich fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung aus.

Veröffentlicht am 12.01.2019

Gereon Rath, ein Kämpfer mit Licht und Schatten

Der stumme Tod
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Buchmeinung zu Volker Kutscher – Der stumme Tod

„Der stumme Tod“ ist ein Kriminalroman von Volker Kutscher, der 2010 bei KiWi-Taschenbuch erschienen ist. Dies ist der zweite Band um den Kommissar Gereon ...

Buchmeinung zu Volker Kutscher – Der stumme Tod

„Der stumme Tod“ ist ein Kriminalroman von Volker Kutscher, der 2010 bei KiWi-Taschenbuch erschienen ist. Dies ist der zweite Band um den Kommissar Gereon Rath.

Zum Autor:
Volker Kutscher wurde 1962 in Lindlar geboren und ist in Wipperfürth aufgewachsen. Er studierte Germanistik, Geschichte und Philosophie in Wuppertal und Köln. Er arbeitete als Lokalredakteur in Wipperfürth. Seit 2004 lebt er als freier Autor und Journalist in Köln.

Klappentext:
März 1930: Der Tod einer Schauspielerin führt Gereon Rath in die Studios der Filmmetropole Berlin. Der junge Kommissar lernt die Schattenseiten des Glamours kennen und erlebt eine Branche im Umbruch. Der Tonfilm erobert die Leinwände, und dabei bleiben viele auf der Strecke: Produzenten, Kinobesitzer – und Stummfilmstars.

Meine Meinung:
Gereon Rath ist ein Protagonist mit Ecken und Kanten. Er ist jemand, mit dem man nicht unbedingt zusammen arbeiten möchte, aber auch jemand, dem man anmerkt, dass er die Mörder überführen will. Er ist immer noch mehr Einzelkämpfer als Teamplayer und sein Assistent muss das mehrfach ausbaden. Aus dem ersten Band hat er ein paar Schulden mitgebracht, die ihn wieder einmal einholen. Ein Höhepunkt ist seine Beziehung zu Marlow, dem Berliner Unterweltboss. Wieder steht er in dessen Schuld und es wird ihn irgendwann einholen. Natürlich hat er noch einen Nebenjob, den er für seinen Vater und den Kölner Bürgermeister Adenauer erledigen muss. Dazu ist sein Privatleben wieder in Unordnung und er kämpft mit einer ungewollt anhänglichen Freundin. Die politischen Ereignissen spielen diesmal eher eine untergeordnete Rolle und Gereon möchte davon nichts wissen. Er bleibt seinem Wesen treu und handelt manchmal nicht gesetzeskonform. Diesmal muss er sich vom Polizeichef persönlich die Ohren langziehen lassen. Gereon Rath suhlt sich manchmal in dem Schlamassel, das er selbst verursacht hat. Er verfolgt seine Ideen konsequent und vertraut auf sein Näschen. Dabei kommt er dem Täter näher als er selber ahnt. Aber noch hat er Freunde, die zu ihm stehen und ihn unterstützen. Beeindruckend ist wieder die Darstellung der historischen Fakten und des Lebens zu dieser Zeit. Der Aufstieg des Tonfilms wird thematisiert und damit die Auswirkungen auf Schauspieler und Produzenten.
Der Plot ist gelungen und die Spannung ist jederzeit gegeben, auch wenn sie von vielen Faktoren lebt. Manchmal fragt man sich, ob Gereon Rath mit seinen Tricksereien durchkommt oder ob es ihn in den Abgrund stürzt. Das Szenario mit vielen Nebenhandlungen ist äußerst komplex und fordert die volle Aufmerksamkeit des Lesers. Überrascht war ich über die sehr kurze Betrachtung der Ereignisse um Horst Wessel, der einerseits zum Märtyrer und andererseits zum Kriminellen gemacht werden soll. Vielleicht ist es aber die angemessene Behandlung dieser Geschehnisse, gerade aus der Sicht der unpolitischen Hauptfigur.
Es gibt Figuren, die uneingeschränkt sympathisch sind, Gereons Assistenten und Charlotte Ritter, die wieder einmal zeigt, was in ihr steckt. Selbst Gereon sammelt Sympathien, die er aber auch immer wieder wegwirft. Er ist kein strahlender Held aber doch jemand, der sein Leben leben will und dem es egal ist, was andere über ihn denken, von wenigen Ausnahmen abgesehen. Es ist ein Ritt auf der Rasierkante und Gereon muss seinen Preis zahlen.

Fazit:
Gereon Rath ist ein vielschichtiger Charakter mit Ecken und Kanten, der mir trotz oder gerade wegen diverser negativen Attribute sehr gut gefällt. Plot und Spannung sind überdurchschnittlich und deshalb vergebe ich fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung aus.

Veröffentlicht am 12.12.2018

Die Geschichte der Rike Thalheim in den ersten Nachkriegsjahren

Die Schwestern vom Ku'damm: Jahre des Aufbaus
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Buchmeinung zu Brigitte Riebe – Jahre des Aufbaus

„Jahre des Aufbaus“ ist ein Roman von Brigitte Riebe, der 2018 bei Wunderlich erschienen ist. Dies ist der Auftakt der Trilogie „Die Schwestern vom Ku‘damm“.

Zum ...

Buchmeinung zu Brigitte Riebe – Jahre des Aufbaus

„Jahre des Aufbaus“ ist ein Roman von Brigitte Riebe, der 2018 bei Wunderlich erschienen ist. Dies ist der Auftakt der Trilogie „Die Schwestern vom Ku‘damm“.

Zum Autor:
Brigitte Riebe ist promovierte Historikerin und arbeitete zunächst als Verlagslektorin. Sie hat mit großem Erfolg zahlreiche Romane veröffentlicht, in denen sie die Geschichte der vergangenen Jahrhunderte lebendig werden lässt. Ihre Bücher wurden in diverse Sprachen übersetzt. "Jahre des Aufbaus" ist der Auftakt ihrer großen 50er-Jahre-Trilogie über drei Schwestern und ihr Kaufhaus am Ku'damm. Band 2, "Wunderbare Zeiten", erzählt die Geschichte der mittleren Schwester Silvie, der dritte Teil, "Tage der Hoffnung", widmet sich Nesthäkchen Florentine. Die Autorin lebt mit ihrem Mann in München.

Klappentext:
Berlin im Mai 1945: Es ist die Stunde Null, die Stadt liegt ebenso in Trümmern wie die Seelen der Menschen. Auch das Kaufhaus Thalheim am Ku'damm ist zerstört. Fassungslos stehen die drei Schwestern Rike, Silvie und Florentine vor der Ruine des einst so stolzen Familienunternehmens. Doch Rike, die Älteste, hat einen Traum: Sie will das Kaufhaus wieder aufbauen und mit raffinierten Stoffen und neuesten Modekreationen Farbe in das triste Nachkriegsberlin bringen. Nach der Währungsreform scheint es tatsächlich aufwärts zu gehen, die Menschen hungern nach Konsum und schönen Dingen. Doch die neuen Zeiten bringen neue Probleme. Als ein dunkles Geheimnis zutage tritt, das ein unrühmliches Licht auf das Kaufhaus und seine Geschichte wirft, müssen die Schwestern erkennen, dass die Vergangenheit noch immer lebendig ist…

Meine Meinung:
Dieses Buch hat mich ins Berlin der frühen Nachkriegszeit geführt. Mit viel Sachverstand und historischen Wissen ist diese Geschichte gespickt, ohne aber dabei langweilig zu werden. Der Leser begleitet Ulrike Thalheim, genannt Rike, die mit ihren Schwestern Silvie und Florentine versucht, im Nachkriegsberlin Fuß zu fassen. Sie erweist sich als starke und durchsetzungsfähige junge Frau, der aber auch nicht alles gelingt. Sie muss auch den ein oder anderen Rückschlag verkraften, bleibt aber die Chefin unter den Geschwistern. Die zurückkehrenden Männer wollen später die Führungsrolle übernehmen, was zu einigen Komplikationen führt. Eingefügt in das Schicksal der Thalheim-Schwestern sind eine Vielfalt von Themen und Ereignissen, teils real und teils fiktiv. Ein wichtiges Thema des Buches ist die Frage der Schuld und der Mittäterschaft der deutschen Bevölkerung, welche die Autorin gerade an der Gründergeneration des Kaufhauses festmacht. Erfreulich ist, dass einige Figuren sind deutlich weiterentwickeln und teils einen überraschenden Weg einschlagen. Natürlich spielen auch Zufälle eine Rolle und Rike erfährt Unterstützung von vielen Seiten. Sehr gelungen sind die Beschreibungen der Lebenssituation der Menschen, die deutlich machen, wie schwer es die Menschen damals hatten. An manchen Stellen hat mich das Buch angeregt, mir weitere Informationen im Internet zu suchen, so z. B. zum ersten russischen Stadtkommandanten, der mir völlig unbekannt war, aber für die Stadt Berlin ein unglaublicher Glücksfall gewesen ist. Der Fokus liegt schon auf Rike, aber man erfährt auch viel von Personen aus ihrem Umfeld. Ein weiteres Highlight des Buches sind die Zeittafel und die Anmerkungen der Autorin.
Auch der Schreibstil ist gelungen und ermöglicht eine flüssige Lektüre. Auch ein wenig Herzschmerz ist in die Geschichte eingearbeitet, auch weil sich nicht alle Wünsche und Hoffnungen der einzelnen Menschen erfüllen.

Fazit:
Mir hat die Lektüre des Buches viel Vergnügen bereitet. Gerade die vielen historischen Informationen sind das Salz in der Suppe. Gerne vergebe ich fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.

Veröffentlicht am 11.12.2018

Kommt leise aber gewaltig

Tod eines Weinbauern
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Buchmeinung zu Evelyne Weissenbach – Tod eines Weinbauern

„Tod eines Weinbauern“ ist ein Kriminalroman von Evelyne Weissenbach, der 2018 im Prolibris Verlag erschienen ist. Dies ist der zweite Band um ...

Buchmeinung zu Evelyne Weissenbach – Tod eines Weinbauern

„Tod eines Weinbauern“ ist ein Kriminalroman von Evelyne Weissenbach, der 2018 im Prolibris Verlag erschienen ist. Dies ist der zweite Band um die kauzige Ermittlerin Luise Pimpernell.

Zum Autor:
Evelyne Weissenbach, geboren in Wien, lebt mit ihrem Ehemann, dem Maler Heinz Spicka, seit 2006 im österreichischen Burgenland. Seit Jahrzehnten schreibt und veröffentlicht sie Texte und Bücher zu Themen, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Vom Sachbuch bis zur Lyrik. Je nachdem, was sie gerade beschäftigt und wie es sie emotional berührt. Und deshalb eben manchmal sachlich, manchmal poetisch, auch satirisch, experimentell und erotisch. Ihre neueste Schreiblust gilt dem Regionalkrimi. Land und Leute ihrer neuen Heimat geben ihrem Leben besondere Qualität, und sie möchte etwas davon zurückgeben, indem sie ihren liebevollen Blick darauf in authentische, aber vor allem auch humorvolle Krimis packt.

Klappentext:
"Einen Toten haben wir schon länger keinen mehr gehabt. Vielleicht wird's spannend", freut sich die Büroassistentin, als Oberst Doktor Luise Pimpernell zu Ermittlungen in ihren Heimatort am Neusiedlersee aufbricht. Beim Anblick des Opfers erschrickt die liebenswert-schrullige Ermittlerin: Es ist der alte Emser! Sein Weinkeller in den Rieden ist ihr oft Zufluchtsort an anstrengenden Tagen gewesen. Zwei Wochen lag der erschlagene Weinbauer unter den Schneemassen, erst das Tauwetter hat die Leiche freigegeben. Die Pimpernell schaut dem alten Mann noch einmal zärtlich ins Gesicht und verspricht ihm, seinen Mörder zu finden. Sie beginnt die Suche in der Familie, die den Vater und Großvater nicht einmal vermisst hat. Aber nun ist bei allen das Interesse an dem Erbe groß: neben einer großen Summe Bargeld vor allem der Hof und die Weinberge, die der Emser verpachtet hatte. Alle haben schon Pläne für den Nachlass und Luise reiht sie unter die Verdächtigen ein. Dazu gesellen sich der Pächter, dem der Emser sein Land nicht mehr geben wollte. Und die Honoratioren des Ortes, die aus dem Hof gern eine Touristenattraktion machen wollen. Die Pimpernell deckt mit ihrem Scharfsinn die möglichen Motive für einen Mord auf und auch ihre Intuition führt sie schließlich zum Mörder

Meine Meinung:
Dieses Buch ist anders als viele moderne Krimis und das ist gut so. Wer lärmende Handlungen, blutige Gewaltbeschreibungen und atemberaubende Verfolgungsjagden mag, sollte sich ein anderes Buch suchen. Dieser Krimi ist ein ganz leiser, der durch Atmosphäre und Milieubeschreibung besticht. Oberst Doktor Luise Pimpernell, die Hauptfigur, ermittelt am Neusiedlersee. Sie ist ein Kind dieser Region, kennt Opfer und Verdächtige und sorgt sich um ihre Region und die dort wohnenden Menschen. Sie ist eine engagierte und fähige Polizistin, die nicht so sehr auf Technik, dafür aber auf Empfindungen, Beobachtung und ihr berühmtes Bauchgefühl vertraut. Sie ist keine Wunderfrau, manchmal etwas grantig und ganz sicher nicht vollkommen, aber sie ist sehr sympathisch. Sie agiert mit der Kraft einer in sich ruhenden Persönlichkeit, befragt die Verdächtigen und die Verwandten des Opfers. Dies wird in einigen Szenen recht persönlich und fällt der Luise nicht leicht. Im Vergleich zur Ermittlerin sind die übrigen Figuren weniger ausführlich beschrieben und doch sind es komplexe Charaktere. Sie wirken durch die Bank glaubwürdig und manch einer von ihnen wird auf den ersten Blick unterschätzt. Allen voran trifft dies auf das Opfer zu, den Luise Pimpernell schon Jahre kennt, und doch neue Aspekte an ihm während ihrer Ermittlungen bemerkt. Thema ist auch das Aufeinandertreffen gewachsener Strukturen auf moderne Entwicklungen. Das Beziehungsgeflecht ist nicht leicht zu durchschauen, aber Luise Pimpernell ist hartnäckig. Der hintergründige Humor kommt nicht zu kurz und die Liebe zu den alten Traditionen und einer gewachsenen Dorfgemeinschaft wird von der Autorin deutlich gemacht. Dabei werden auch Probleme ländlicher Gebiete aufgezeigt und keine Schönfärberei betrieben. Auch der Plot ist durchaus anspruchsvoll. Der Schreibstil der Autorin hat mich von Anfang an gefangen genommen und die Thematik hat mich angesprochen. Auch ist die Geschichte auf ihre Art spannend. Nicht allein die Mördersuche, sondern auch die vom Opfer eingeleiteten Prozesse sorgen dafür.

Fazit:
Dieser Kriminalroman besticht durch Atmosphäre, eine bodenständige und sympathische Ermittlerin und der Liebe der Autorin zu dieser Region am Neusiedlersee. Es ist ein Krimi der leisen Töne, der mich jederzeit gefangen genommen hat. Er ist auf das Opfer und die Ermittlerin fokussiert und entwickelt einen ungewöhnlichen Reiz auf den Leser. Gerne vergebe ich fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung für die Freunde leiser Kriminalromane aus.

Veröffentlicht am 21.10.2018

Ein Meisterwerk

Gefährliche Saat
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Buchmeinung zu Jens Kubo – Gefährliche Saat

„Gefährliche Saat“ ist ein Thriller von Jens Kubo, der 2017 bei Knaur TB erschienen ist.

Klappentext:
Ein schwerer Anschlag auf die Zentrale eines Energie-Versorgungsunternehmens ...

Buchmeinung zu Jens Kubo – Gefährliche Saat

„Gefährliche Saat“ ist ein Thriller von Jens Kubo, der 2017 bei Knaur TB erschienen ist.

Klappentext:
Ein schwerer Anschlag auf die Zentrale eines Energie-Versorgungsunternehmens in Frankreich, bei dem mehrere Menschen sterben, erschüttert Europa. Die Angst vor Terroranschlägen und weiteren Attentaten ist groß, als sich herausstellt, dass es für die Tat einen islamistischen Hintergrund gibt.
In Berlin verfolgt der zweiundzwanzigjährige Djamal mit wachsender Spannung die Geschehnisse rund um das Attentat, Diskussionen um Anti-Terroreinsätze, den IS, Salafisten und Flüchtlinge. Djamal ist Sohn irakischer Einwanderer in der dritten Generation und studiert Maschinenbau. In Deutschland geboren und aufgewachsen, besitzt Djamal die deutsche Staatsangehörigkeit und fühlt sich auch als Bürger dieses Staates, doch im Alltag erfährt er ebenso wie seine Familienangehörigen, seit dem vermehrten Zustrom von Flüchtlingen nach Deutschland, immer häufiger Diskriminierung und Ausgrenzung. Als seine Mutter auf der Straße in seinem Beisein von deutschen Jugendlichen angerempelt wird, verliert er die Kontrolle. Er verprügelt einen der Jugendlichen und wird daraufhin von der Polizei abgeführt. Djamal erhält eine Jugendstrafe auf Bewährung wegen Körperverletzung. Die Diskriminierung und das provokative Verhalten der Jugendlichen spielt hingegen vor Gericht keine Rolle.
Seiner Familie entgeht seine Veränderung anfangs. Nicht jedoch seiner deutschen Freundin, der Abiturientin Nina Mainhardt. Nina spürt, wie Djamal sich innerlich von ihr entfernt und sich immer öfter mit streng gläubigen jungen Männern trifft. Als sie ihrer Mutter ihre Befürchtungen beichtet, setzt die Anwältin alle Hebel in Bewegung und lässt ihre Beziehungen in Berlin spielen und wendet sich schließlich an BND-Abteilungsleiter Marc Bauer. Doch möglicherweise ist es bereits zu spät: Die Zelle plant einen Terroranschlag, bei dem Djamal eine Schlüsselrolle zukommt...

Meine Meinung:
Mich hat das Buch von Anfang an gefesselt. Djamal ist ein junger Mann, der die Welt nach einem Besuch in der Heimat seiner Eltern mit anderen Augen sieht. Er merkt, dass ihn viele Deutsche nicht als vollwertiges Mitglied unserer Gesellschaft betrachten und dafür hat er kein Verständnis. So gerät er in die Nähe radikaler Kräfte und sein Schicksal nimmt seinen unbarmherzigen Lauf.
Das Thema Terrorismusbekämpfung wird aus vielen Perspektiven betrachtet und auch die Ermittler sind nicht die strahlenden Helden, die man vielleicht erwartet. Die Truppe um den BKA-Abteilungsleiter Marc Bauer ist nicht unbedingt sympathisch, doch kann man ihnen den guten Willen nicht absprechen. Sie bewegen sich in einem Bereich, in dem vieles von Vermutungen und Mutmaßungen abhängt. Wirklich sichere Tatbestände gibt es kaum. Marc Bauer hat bei seinen Methoden durchaus Skrupel, aber er wird von vielen Seiten massiv unter Druck gesetzt. Gerade Politiker erwarten vollen Erfolg und das auch noch, ohne Aufsehen zu erregen. Auf die politische Seite werfen die Überlegungen der Mutter von Djamals deutscher Freundin ein ungeschminkte Sicht. Frau Mainhardt ist bestens vernetzt und so werden politische Entscheidungen beleuchtet. Man wird sicherlich nicht immer mit diesen übereinstimmen, aber es gibt einen Eindruck von der Komplexität der Situation. Bei all diesen Punkten ist es umso erstaunlicher, welche Spannung von diesem Werk ausgeht. Keiner der Beteiligten spielt mit offenen Karten und man lernt eine Reihe von Figuren kennen, denen man nicht begegnen möchte. Besonders gelungen ist die Figur des Yusuf, der sich der potentiellen Attentäter annimmt und sie führt. Er widerspricht all meinen Vorstellungen eines Attentäters, weil er nicht fanatisch ist, sehr überlegt vorgeht und die Führung der eigentlichen Attentäter als professionelle Aufgabe sieht. Die Attentäter selber wirken wie Opfer, während der charismatische Yusuf Angst und Schrecken in meinem Kopf erzeugt.
Die Geschichte ist faszinierend aufgebaut, die Figuren sind durchweg tief und glaubwürdig gezeichnet, die Spannung bleibt jederzeit auf hohem Niveau und der Erzählstil ist fesselnd. Auch das Ende passt einfach bei diesem Werk. Dazu hat mich das Buch zum intensiven Nachdenken über den Themenkomplex angeregt. Positiv ist auch noch der Verzicht auf blutrünstige Darstellungen.

Fazit:
An diesem Buch hatte ich überhaupt nichts zu bemängeln. Es beleuchtet ein komplexes Thema aus vielen Blickwinkeln, ohne dabei die Spannung zu vernachlässigen. Dieser Politthriller ist ein Meisterwerk und erhält von mir die Höchstbewertung von fünf Sternen bzw. 100 Punkten. Wer politische Thriller mag ist hier goldrichtig.