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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.02.2019

Beeindruckend

The Belles 1: Schönheit regiert
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Wow, mich hat schon lange nicht mehr ein Buch so begeistert wie The Belles - Schönheit regiert. Die Idee finde ich beeindruckend und glücklicherweise ist auch die Umsetzung gut gelungen.
Dhonielle Clayton ...

Wow, mich hat schon lange nicht mehr ein Buch so begeistert wie The Belles - Schönheit regiert. Die Idee finde ich beeindruckend und glücklicherweise ist auch die Umsetzung gut gelungen.
Dhonielle Clayton hat eine beeindruckende Welt erschaffen, die den Leser nicht mehr loslässt. Aufgrund der anschaulichen Beschreibungen kann man sich alles in Orléans gut vorstellen. Die Charaktere werden mit genauso viel Liebe beschrieben und man kann sich jeden dieser gut vorstellen. Camelia durchläuft als Hauptperson eine starke Entwicklung. Ich muss zugeben, dass ich anfangs leichte Probleme mit ihr hatte, weil sie nur ein Ziel im Kopf hatte und zwar die Favoritin zu werden und in Bezug darauf manchmal etwas überheblich wirkt. Das ändert sich jedoch im Verlauf der Geschichte, sodass man sie später ins Herz schließt und für ihre Entwicklung und ihre Stärke bewundert.
Die Geschichte wird spannend und ohne lange Pausen erzählt, sodass man immer nur weiterlesen möchte. Als Leser wird man in den Bann gezogen und der Abschluss ist nervenaufreibend gestaltet und bietet ein würdiges Finale.
Auf den ersten Blick erinnert The Belles an Selection, allerdings steckt viel mehr Ernsthaftigkeit dahinter. Hinter den märchenhaften Beschreibungen liegt bitterer Ernst und die Autorin scheut nicht davor zurück, das Thema Schönheit und den verbundenen Wahn ungefiltert zu behandeln. Obwohl die Geschichte an einem fiktiven Ort spielt, lassen sich viele Aspekte auf unsere Gesellschaft übertragen. Dadurch liefert The Belles nicht nur eine spannende Geschichte, sondern regt den Leser auch zum Nachdenken an.

Fazit: Eine beeindruckende Geschichte, die nicht nur spannend ist, sondern auch zum Nachdenken anregt.

Veröffentlicht am 19.02.2019

Ein hilfreicher Ratgeber

Hochsensibel - Was tun?
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Ich bin vor zwei Jahren zum ersten Mal auf das Thema Hochsensibilität gestoßen, als ich den Artikel einer Betroffenen dazu gelesen habe. Ich habe mich in vielen Punkten wiedergefunden, weshalb ich nach ...

Ich bin vor zwei Jahren zum ersten Mal auf das Thema Hochsensibilität gestoßen, als ich den Artikel einer Betroffenen dazu gelesen habe. Ich habe mich in vielen Punkten wiedergefunden, weshalb ich nach weiteren Informationen gesucht habe und habe damit endlich Erklärungen für bestimmte Eigenschaften von mir gefunden, weil die meisten Merkmale auf mich zutreffen. Die Erkenntnis darüber, dass es einen Grund für meine starke Sinneswahrnehmung gibt, ist sehr befreiend für mich gewesen. Seitdem suche ich immer wieder nach Informationen zu dem Thema, das mich sehr interessiert.
Sylvia Harke hat mit Hochsensibel - Was tun? ein umfassendes Werk geschaffen, das sich dem Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln nähert. Sie geht zunächst auf Merkmale ein, an denen man Hochsensibilität erkennt und nennt danach Tipps, die Hochsensiblen den Umgang mit ihrer Charaktereigenschaft erleichtern. So spricht sie zum Beispiel über Beziehungen, das Lebensumfeld, Traumatische Erfahrungen oder auch über den Umgang mit hochsensiblen Kindern. Dadurch, dass so viele Themen behandelt werden, findet man auf fast jede Frage eine hilfreiche Antwort.
Ich finde, dass das Buch sehr gut gelungen ist, weil es ein umfassendes Bild zum Thema präsentiert und Hochsensibilität aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet. Sehr detailliert geht die Autorin auf die Themen ein und dabei lernt man nicht nur mehr über Hochsensibilität, sondern auch weitere psychologische Themen, was ich sehr interessant finde. Somit habe ich durch das Buch viel Neues erfahren, auf das ich in Artikeln und Videos bisher nicht gestoßen bin, da in solchen das Thema meist nur oberflächlich angeschnitten wird.
Das Buch hilft Betroffenen somit die Charaktereigenschaft besser zu verstehen, zu akzeptieren und vor allem auch dabei sich selbst zu akzeptieren. Ich finde es besonders gut, dass die Autorin Hochsensibilität nicht als Schwäche bezeichnet, sondern als Gabe ansieht und vor allem auch die Vorteile in den Fokus stellt.
Die Übungen helfen dabei in sich zu gehen und sich über bestimme Dinge klarer zu werden, die bei der Selbstakzeptanz hilfreich sind. Die Interviews haben mir auch gut gefallen, weil sie eine Abwechslung zum theoretischen Wissen darstellen und zeigen, dass man nicht allein ist und vor allem, wie unterschiedlich sich Hochsensibilität im Alltag bei verschiedenen Personen zeigt.

Fazit: Ein umfassender Ratgeber, der Betroffenen zeigt, wie sie mit ihrer Hochsensibilität umgehen können und vor allem auch sie als Gabe zu erkennen.

Veröffentlicht am 19.02.2019

Sehr berührend

Traumsammler
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Khaled Hosseini hat bereits in Tausend Strahlende Sonnen und Drachenläufer gezeigt, dass er Geschichten wie kein anderer erzählt. Traumsammler kann mit seinen ersten beiden Werken mithalten, denn auch ...

Khaled Hosseini hat bereits in Tausend Strahlende Sonnen und Drachenläufer gezeigt, dass er Geschichten wie kein anderer erzählt. Traumsammler kann mit seinen ersten beiden Werken mithalten, denn auch die Geschichte steckt voller Tiefe, Gefühl und Nachdenklichkeit.
Durch Khaled Hosseinis unverwechselbaren Schreibstil kommt man gut in die Geschichte rein und kann sich alles bildlich vorstellen. Man taucht ganz in die Atmosphäre der Geschichte ein. Die Charaktere werden mit genauso viel Gefühl beschrieben, sodass man ein rundes Bild aller erhält und jeden ins Herz schließt.
Traumsammler ist ein sehr vielschichtiges Buch und wird aus unterschiedlichen Sichten über mehrere Jahre hinweg erzählt. Ich muss zugeben, dass es für mich manchmal etwas verwirrend mit den Sichtwechseln gewesen ist, aber man schafft es dennoch immer sich im Geschehen zurechtzufinden.
Die Idee wirkt simpel, wird aber mitreißend umgesetzt, sodass man immer wieder gerne in die Welt zurückgekehrt und das Ende eigentlich gar nicht erreichen möchte, weil man sich den Charakteren so verbunden fühlt.
Aufgrund der überraschenden Komplexität der Handlung kann man auch nicht vorhersehen, was passiert und das Ende trifft den Leser überraschend. Dennoch ist es das Richtige, weil es alles Geschehene abschließt und stellt den Höhepunkt der emotionalen Reise dar.

Fazit: Vielschichtig und voller Gefühl. Traumsammler nimmt den Leser auf eine Reise mit, die man so schnell nicht wieder vergisst.

Veröffentlicht am 12.02.2019

Ein wichtiges Buch

Someone New
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Aufgrund des großen Hypes und meiner Begeisterung für Laura Kneidls ersten beiden New Adult-Romane, hatte ich hohe Erwartungen an Someone New.
Zunächst einmal kann ich positiv anmerken, dass sich das Buch ...

Aufgrund des großen Hypes und meiner Begeisterung für Laura Kneidls ersten beiden New Adult-Romane, hatte ich hohe Erwartungen an Someone New.
Zunächst einmal kann ich positiv anmerken, dass sich das Buch dank Laura Kneidls flüssigem Schreibstil gut liest. Die Seiten verfliegen beim Lesen nur und sie hat eine einmalige Atmosphäre geschaffen, in der man sich wohl fühlt und als Leser gerne zurückkehrt. Das Buch besteht aus vielen lebendigen Szenen, die dafür sorgen, dass man sich gut unterhalten fühlt.
Die Charaktere werden alle gut vorstellbar beschrieben und sind mir sympatisch. Micah ist sehr selbstbewusst und nicht auf den Mund gefallen, wodurch sie etwas ganz eigenes erhält. Manchmal wirkt sie in Bezug auf Julian etwas zu ungeduldig, aber aufgrund ihrer erfrischenden Art, habe ich gerne aus ihrer Sicht gelesen. Etwas, das mir an ihr besonders gut gefällt, ist, dass ihre Familie ihr so wichtig ist und sie zu Beginn der Geschichte das Ziel verfolgt, ihre Eltern und ihren Bruder wieder zusammenzubringen. Das ist neu für mich gewesen, da die meisten reichen Mädchen aus New Adult-Geschichten sich zu Beginn des Studiums für den endgültigen Bruch entscheiden und nicht so hoffnungsvoll wie Micah gestimmt sind. In dieser Denkweise zeigt sie viel Reife für mich und sie macht das Buch auch realistischer, weil man trotz solcher Probleme nicht einfach damit aufhört, seine Eltern zu lieben. Als Hauptperson empfinde ich sie somit als sehr gut ausgearbeitet, da man ein rundes Bild von ihr erhält. Außerdem gefällt mir die Idee, dass sie ein so großer Comic-Fan ist und man ihr das auch immer wieder anmerkt. Die Bezüge zu anderen Comics, Serien und Filmen empfand ich zwar als zu viel, weil das das Lesen irgendwann anstrengend macht, wenn man die erwähnten Dinge nicht kennt, aber rundet Micah als Charakter dennoch gut ab.
Julian habe ich schnell ins Herz geschlossen. Man erfährt zu Beginn der Geschichte zwar nicht viel über ihn, aber merkt dennoch, dass er ein gutes Herz besitzt. Er wirkt sehr sensibel und ich finde es authentisch geschildert, wie er langsam immer offener wird. Auch muss ich positiv anmerken, dass er trotz seiner schwierigen Vergangenheit sich nicht zu einem Bad Boy entwickelt, obwohl seine anfangs undurchdringliche Art darauf hindeuten hätte können.
Etwas, das mir besonders gut gefällt ist, dass sich die Liebesgeschichte zwischen ihm und Micah langsam entwickelt. Erst entsteht eine Freundschaft und erst nach einiger Zeit wird daraus mehr, wodurch die Entwicklung glaubwürdig dargestellt wird. Manchmal hätte ich mir mehr Funken zwischen ihnen gewünscht, so wie sie bei ihrer ersten Begegnung zu spüren waren, aber bis zum Ende hin stimmt die Chemie zwischen ihnen und sie präsentieren eine Beziehung, bei der vor allem zum Schluss die Gefühle stimmen.
In den ersten 400 Seiten findet sich nicht viel Spannung, weil hauptsächlich nur Micahs Alltag beschrieben wird, wodurch sich die Handlung sehr zieht. Als Leser habe ich das jedoch nicht als Problem empfunden, weil durch Laura Kneidls lockeren Schreibstil und die lebhaften Charaktere dennoch Dynamik herrscht. Somit langweilt man sich hier trotz des kaum vorhandenen Spannungsaufbaus nicht. Die letzten 100 Seiten stecken dafür voller Spannung und großer Gefühle, so, dass man während dem Lesen dieser das Buch kaum aus der Hand legen kann.
Die Nebencharaktere sind mir auch sympatisch und ich finde es toll, dass Laura Kneidl deren Hobbys mit aktuellen Themen verknüpft. Auri und Cassie sind zum Beispiel in der Cosplay-Szene unterwegs und Aliza führt einen erfolgreichen Koch- und Backblog. Das macht die Geschichte und die Charaktere nahbarer.
Man merkt beim Lesen schnell, dass Laura Kneidl ein diverses Buch schreiben wollte. Das finde ich in erster Linie gut, weil es meiner Meinung nach mehr Diversität in Büchern geben sollte.
Allerdings muss ich zugeben, dass es auf mich in Verbindung mit den "Problemen" und der präsentierten Intoleranz anderer zu aufgezwungen wirkt und die Nebencharaktere - mit Ausnahme von Aliza, zu sehr durch ihren Hintergrund definiert werden. In anderen diversen Büchern, die ich gelesen habe, wirkt die Atmosphäre natürlicher und die Diversität "normaler", weshalb mir das bei Someone New im Vergleich zu diesen aufgefallen ist. Auch in Bezug auf persönliche Erfahrungen, weil ich selbst ein buntes Umfeld habe, aber das ist eine subjektive Wahrnehmung und empfindet jeder Leser anders.
Micahs beste Freundin Lilly wird zum Beispiel die ganze Zeit als Teen-Mom dargestellt, aber ich habe nicht das Gefühl etwas über richtige Charaktereigenschaften von ihr zu erfahren. Bei Micahs Bruder Adrian geht es, bis darauf, dass er Architektur studieren möchte, immer nur um seine Sexualität. In Bezug auf Cassie und Auri habe ich die Szene, in der Cassie Auris Hautfarbe als Grund dafür nennt, dass sie noch keine Beziehung führen, als überspitzt dargestellt empfunden. Ich bin der Ansicht, dass es ihr egal sein könnte, was andere davon denken, wenn sie ihn wirklich liebt, womit ihre Argumentation nicht ganz Sinn für mich ergibt und mich mit einem mulmigen Gefühl zurück gelassen hat. Die Szene wirkt auf mich aufgezwungen und ich denke, dass sie Personen in Auris Situation nicht das richtige Gefühl vermittelt und sich etwas mit der eigentlichen Botschaft der Geschichte widerspricht.
Wie gesagt finde ich es zwar gut, dass viele wichtige Themen angesprochen werden, aber aufgrund der Menge erhalten die einzelnen meiner Meinung nach leider nicht die Tiefgründigkeit, die sie verdient hätten. Hier wäre es meiner Meinung nach sinnvoller gewesen, diese auf mehrere Bücher zu verteilen, um ihnen gerecht zu werden oder sie nicht mit angeblichen Problemen zu verknüpfen. Beispielsweise wird in Bezug darauf auch die Situation mit Micahs Bruder Adrian zu einfach gelöst, obwohl man viel daraus hätte machen können. Dadurch hatte ich den Eindruck, dass es der Autorin nur darum ging möglichst viele Gruppen zu vertreten. Das allein reicht für mich jedoch nicht aus, weil ich der Meinung bin, dass man diesen Gruppen auch gerecht werden muss, wenn man sie einbringt.
Auch finde ich es schade, dass die ganze Elterngeneration als intolerant beschrieben wird und es so wirkt, als ob nur Micah und ihre Freunde tolerant wären und das restliche Umfeld nicht. Natürlich ist mir bewusst, dass es leider nach wie vor viele intolerante Menschen gibt und ich finde es gut, dass Laura Kneidl mit Someone New dagegen spricht und zeigt, dass wir mehr Akzeptanz und Toleranz brauchen. Allerdings darf man nicht vergessen, dass sich die Gesellschaft in einem Wandel befindet und viele Eltern ihre Kinder unterstützen. Genauso wie die meisten jungen Menschen offen sind. Hier hätte ich es als glaubwürdiger und realistischer empfunden, wenn man ein Elternpaar als unterstützend dargestellt hätte und ein paar Freunde aus Julians Vergangenheit erhalten geblieben wären.
Julians Geheimnis erfährt man erst gegen Ende des Buchs und es wird sicher viele überraschen, weil das Thema in der Literatur bisher kaum behandelt wurde. Ich finde es unglaublich toll, dass sich Laura Kneidl dafür entschieden hat über sein Thema zu schreiben und dadurch Menschen in seiner Situation eine Stimme gibt. Seine Ängste und Gefühle werden authentisch geschildert und ich habe mit ihm mitgefühlt, weil Laura Kneidl sein Geständnis so emotional und nachvollziehbar schildert. Man merkt in Bezug darauf auch, dass sich die Autorin mit dem Thema auseinandergesetzt und viel recherchiert hat. Das Buch wird sicher vielen Menschen in Bezug darauf die Augen öffnen. Es zeigt nämlich, dass wir alle nur Menschen sind und das ist eine wichtige Botschaft, die von mehr Personen gehört werden sollte.
Für mich kam die Hauptthematik dann aber leider etwas zu kurz. Nachdem Micah von Julians Geheimnis erfährt, wird das relativ schnell abgehandelt und auch Micah verarbeitet das zu schnell. Hier hätte ich es besser gefunden, wenn Julians Thema mehr im Fokus gestanden hätte und man sich mehr Zeit dafür genommen hätte. Ich persönlich hätte es einfach interessant gefunden, mehr darüber zu erfahren, weil das Thema sehr weit geht. Dennoch finde ich es schön, dass Micah so offen reagiert, weil das die Botschaft der Geschichte verdeutlicht.
Alles in allem, hat mir Someone New somit gut gefallen und ich finde, dass es ein wichtiges Buch ist, das von vielen gelesen werden sollte. Ich finde es toll, dass sich Laura Kneidl dafür entschieden hat über das Thema zu schreiben. Ihr Schreibstil ist wie bereits erwähnt super und die Charaktere sind mir sympatisch und halten die Geschichte lebendig. Außerdem trägt das Buch eine wichtige Botschaft und zeigt, wie wichtig Akzeptanz und Toleranz in der Gesellschaft sind. Someone New hebt sich auf jeden Fall von anderen Büchern des Genres ab. Es gibt für mich nur kleinere Schwächen bei der Umsetzung und ich hätte mir vor allem gewünscht, dass das Hauptthema mehr im Fokus steht. Aus diesem Grund kommt Someone New für mich trotz der wichtigen Themen leider nicht an Berühre mich. Nicht heran.

Fazit: Ein wichtiges Buch, das von vielen gelesen werden sollte und sich aufgrund der Thematik auch von anderen Büchern des Genres abhebt. Nur in der Umsetzung gibt es meiner Meinung nach kleinere Schwächen.

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  • Charaktere
  • Gefühl
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Veröffentlicht am 14.01.2019

Gelungen

Spinster Girls – Was ist schon normal?
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Ich habe ehrlich gesagt eine etwas andere Geschichte erwartet, weil es im Klappentext keinen Hinweis darauf gibt, dass das Thema Zwangsstörung im Mittelpunkt steht, aber wurde dennoch nicht enttäuscht. ...

Ich habe ehrlich gesagt eine etwas andere Geschichte erwartet, weil es im Klappentext keinen Hinweis darauf gibt, dass das Thema Zwangsstörung im Mittelpunkt steht, aber wurde dennoch nicht enttäuscht. Holly Bourne schafft es nämlich den Leser in den Bann zu ziehen und besitzt einen lockeren Schreibstil, wodurch sich die Geschichte trotz teilweise erdrückender Szenen, schnell liest.
Das Themen psychische Gesundheit und Zwangsstörungen werden sehr nachvollziehbar dargestellt. Beim Lesen merkt man, dass die Autorin viel zu dem Thema recherchiert hat, wodurch ihr eine realistische Schilderung von Evies Krankheit und ihrem Leben damit, gelingt.
Evie selbst besitzt ein kompliziertes Innenleben, das die Autorin mit viel Einfühlvermögen beschreibt, wodurch man sich als Leser gut in sie hineinversetzen kann - selbst, wenn man keine Erfahrungen mit ähnlichen Problemen gemacht hat.
Ich bin wirklich beeindruckt davon, wie gut es Holly Bourne gelungen ist, in "Was ist schon normal?" das Thema zu behandeln.
Die Entwicklung, die Evie, in dem Buch durchläuft wird nachvollziehbar geschildert und ist nicht vorhersehbar, wodurch man beim Lesen auch überraschende Momente erlebt. Sie wirkt manchmal etwas naiv und anstrengend, aber man kann ihr nicht wirklich böse sein, da man sie aufgrund ihrer schwierigen Krankheit verstehen kann.
Die weiteren Charaktere werden alle lebensnah beschrieben. Man merkt, dass sich Evies Mitschüler in der Zeit des Erwachsenwerdens befinden und sie wirken echt.
Die Idee für den Spinster-Club finde ich super, vor allem, weil man dadurch jungen Lesern Feminismus näher bringen kann. Die Themen, die die Mädchen dazu besprechen finde ich spannend und eindrucksvoll geschildert. Zwar muss ich zugeben, dass manche Diskussionen zu aufgesetzt und unnatürlich wirken, aber aufgrund des guten Inhalts kann man darüber hinwegsehen.
Eine Sache, die mir sehr gut gefällt, ist, dass das Ende sehr realistisch ist. Es ist kein typisches Happy-End, in dem das Mädchen mit ihrem Traumprinzen gesund und glücklich zusammenlebt, aber zeigt dafür, dass man mit solch einer Krankheit immer kämpfen muss und, dass die Menschen, die einen wirklich lieben, trotzdem zu einem halten. Genauso wie die Bedeutung von Selbstliebe. Man erkennt, dass Evie bis zum Ende hin reifer wird.
Somit bin ich von dem Buch positiv überrascht und kann es jungen Lesern auch nur empfehlen, sofern sie nicht selbst an einer Zwangsstörung leiden, weil das Buch meiner Meinung nach, sonst triggernd wirken kann.
Trotz meiner ersten Begeisterung für das Buch, gibt es auch ein paar Dinge, die ich etwas schade finde und Grund dafür sind, dass ich dem Buch keine fünf Sterne geben kann.
Zunächst einmal finde ich es schade, dass trotz des vielversprechendes Titels und der untypischen Themen ein klischeehafter Teenager-Alltag gezeigt wird. In dem Buch gehen Evie und ihre Mitschüler ständig auf Partys, trinken Alkohol und reden mehr als genug über Jungs. Es wird vermittelt, dass das normal sei und ich hätte es besser gefunden, wenn stattdessen gezeigt worden wäre, dass man auch als normal gilt, wenn man sich nicht betrinkt und lieber einen gemütlichen Abend verbringt, als ständig auf zu laute Partys zu gehen.
Eine weitere Sache, die mich stört, ist, dass Evie in kürzester Zeit drei Jungsgeschichten am Laufen hat, was nicht realistisch auf mich wirkt. Zwar wird im Buch selbst immer wieder kritisch angemerkt, dass man als Mädchen so versessen auf Jungs ist, aber das ändert trotzdem nichts daran, dass das unrealistisch ist und das Bild vermittelt, es sei normal mit sechzehn mit mehreren Jungs gleichzeitig etwas zu haben. Vor allem, weil das von der Hauptthematik ablenkt.
Das sind jedoch nur kleine Punkte, die nicht schwerwiegend sind, weil das Buch insgesamt gut gelungen ist, vor allem, was die Darstellung von psychischer Gesundheit angeht.

Fazit: Ein wichtiges Buch, das das Thema Zwangsstörungen nachvollziehbar darstellt und nebenbei Feminismus behandelt.