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Veröffentlicht am 02.02.2019

Dein Kind?

Dunkelmädchen
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Wer einen typischen Thriller mit einem Serienkiller, vielen Mordopfern und einem Ermittlerteam erwartet, der wird von "Dunkelmädchen" enttäuscht sein. Der Thrill ist hier nämlich viel subtiler und zwischen ...

Wer einen typischen Thriller mit einem Serienkiller, vielen Mordopfern und einem Ermittlerteam erwartet, der wird von "Dunkelmädchen" enttäuscht sein. Der Thrill ist hier nämlich viel subtiler und zwischen den Zeilen versteckt.

Dafür sorgt allein schon das Setting, das am Anfang des Buches gewählt wird. Die Familie macht nämlich sechs Wochen auf einer Burg, die gerade renoviert und ausgebaut wird. Die Autorin schafft es trotzdem - oder gerade deswegen - eine unheimliche Atmosphäre zu erzeugen, die die ganze Zeit anhält: Sei es die Kälte, die durch die Ritzen zieht, der pfeifende Wind, der halbverfallene Turm oder die kläffenden Hunde der Vermieter. Ich habe mich beim Lesen die ganze Zeit von der weg gewünscht und mich gefragt, warum man sich dort freiwillig aufhalten möchte.

Im Mittelpunkt des Buches steht Elena. Die junge Mutter hat das Gefühl, dass ihre Tochter nicht ihr eigenes Fleisch und Blut ist, kann sich die Gefühle aber nicht erklären. Keiner glaubt ihr, im Gegenteil - sie wird für verrückt erklärt und sucht sich professionelle Hilfe. Durch ihre Gedankengänge und die Albträume, die sehr plastisch beschrieben werden, steigt der Spannungsfaktor noch weiter - zusammen mit dem Setting war ich wirklich gefesselt.

Der nächste Punkt, der mir wirklich gut gefallen hat, war, dass alles so realistisch herübergekommen ist. Ich hatte kein einziges Mal das Gefühl, dass die Story zu aufgesetzt oder übertrieben ist. Alles war in sich schlüssig und glaubhaft. Obwohl ich noch keine Mutter bin, kann ich mir vorstellen, dass es mit einem Kleinkind nicht immer leicht ist und man auch Gefühle hat, die man in der Öffentlichkeit besser nicht äußert, um nicht als Rabenmutter zu gelten. Es ist sicher auch ein Tabu-Thema, das von der Autorin hier angesprochen und aufgegriffen wird.

Die ganze Zeit über rätselt man natürlich, was hinter Elenas Verhalten und ihren Gedanken stecken könnte. Man ist hin- und hergerissen, ob man sie - wie ihr Ehemann - abstempeln soll, oder ob doch mehr dahinter steckt. Ich hatte mir ziemlich früh eine Theorie zurechtgelegt und diese wurde auch bestätigt. Zwar kamen die Hintergründe erst nach und nach ans Licht, aber den Grundgedanken hatte ich schon nach der Hälfte des Buches richtig. Das fand ich an sich ein bisschen schade, denn ich wurde nicht mehr überrascht, als es auf das Ende zu ging. Es wurden nur lose Ende noch miteinander verknüpft.

Damit will ich nicht sagen, dass die Story vorhersehbar ist. Ich denke, dass der Schluss und die Auflösung für viele Leser eine Überraschung sein wird. Mir hat es aber ein bisschen die Spannung genommen. Deswegen vergebe ich 4 Sterne und freue mich schon auf das nächste Buch von Heike Fröhling bzw. Leonie Haubrich.

Veröffentlicht am 15.01.2019

Reingehört ins Weiße Haus

BECOMING
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Am neugierigsten war ich natürlich - wie wahrscheinlich alle Leser bzw. Hörer - auf Michelle Obamas Zeit im Weißen Haus und ihr Leben als First Lady, auch wenn sie während dieser Zeit doch schon sehr im ...

Am neugierigsten war ich natürlich - wie wahrscheinlich alle Leser bzw. Hörer - auf Michelle Obamas Zeit im Weißen Haus und ihr Leben als First Lady, auch wenn sie während dieser Zeit doch schon sehr im Rampenlicht stand.

Nichtsdestotrotz muss man sich aber erstmal gedulden, denn nach dem Vorwort, das mir schon sehr gut gefallen hat, geht es erstmal mit Michelles Vergangenheit und Kindheit los. Das war sehr interessant und lässt sie so normal wirken, was sie wahrscheinlich auch ist. Man erfährt sehr viel Privates, nicht nur über sie selbst, sondern auch über ihre Familie. Dass ihr Vater an MS erkrankt war, wusste ich beispielsweise noch gar nicht. Einen kleinen Kritikpunkt gibt es hier für mich aber trotzdem: Ich fand es sehr lang und teilweise hat sich einiges wiederholt.

Richtig gut gefallen haben mir dafür dann die späteren Parts, als es auch um ihre Beziehung zu Barack und natürlich die Zeit im Weißen Haus geht. Dabei mischt sie persönliche Erlebnisse mit Politik, und irgendwie passt auch alles gut zusammen. Einiges war mir schon bekannt, denn ich habe die Klatschblätter gern verfolgt. Trotzdem wurde mir nicht langweilig, vor allem weil es im Hörbuch und direkt von Michelle einfach noch authentischer war.

Klar ist natürlich, dass es aus ihrer Sicht erzählt ist. Selbstkritik gibt es jetzt nicht wirklich, was aber auch verständlich ist. Gestört hat mich das aber nicht. Mir war die Botschaft wichtiger, die die ehemalige First Lady durch ihre Worte vermitteln möchte.

Gelesen wird das Hörbuch von Katrin Fröhlich. Die Stimme ist sehr angenehm, sodass man ihr auch über eine längere Zeit folgen kann.

Ich habe mir das Hörbuch als mp3-CD geholt, was schon fast altmodisch ist. Das lag aber daran, dass ich Hörbücher vor allem im Auto höre und ich zwar einen CD-Spieler, aber keinen Anschluss an das Handy habe. Das Hören hat sich dann allerdings doch als etwas problematisch herausgestellt, denn wenn man nur kurze Strecken fährt, lohnt es sich nicht. Noch ärgerlicher ist es, wenn man das Auto mal verleiht, die CD aber weiter läuft und man sich dann mühsam durch die Tracks klicken muss, um die richtige Stelle zu finden. Hierfür kann aber natürlich das Buch nichts.

Insgesamt war mein Ausflug in die Hörbuch-Welt eine schöne Abwechslung. Von mir gibt es 4 Sterne.

Veröffentlicht am 15.01.2019

Wer ist der Mörder?

ONE OF US IS LYING
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So richtig etwas vorstellen konnte ich mir unter dem Buch erstmal nicht, weil ich auch darauf verzichtet habe, den Klappentext vorher zu lesen. Ich habe mich allein von der guten Meinung von anderen überzeugen ...

So richtig etwas vorstellen konnte ich mir unter dem Buch erstmal nicht, weil ich auch darauf verzichtet habe, den Klappentext vorher zu lesen. Ich habe mich allein von der guten Meinung von anderen überzeugen lassen. Trotzdem wurde mir schnell klar, um was es geht und es konnte mich schnell einnehmen.

Sehr gut gefallen hat mir, dass man die unterschiedlichen Perspektiven der vermeintlichen Mörder kennenlernt. Denn die vier Protagonisten sind sehr unterschiedlich und haben auf den ersten Blick kaum Gemeinsamkeiten. Trotzdem schweißt sie das gemeinsame Erlebnis im Laufe des Buches zusammen.

Im Mittelpunkt an sich steht aber nicht der unbedingt der Tod des Mitschülers, denn es wird auch Mobbing unter Schülern thematisiert. Gerade im Zeitalter der neuen Medien kommt es immer häufiger vor, dass Gerüchte im Netz verbreitet werden. So auch hier. Gerade für junge Leser ist es also sehr interessant.

Für Jugendliche ist auch der Schreibstil sehr ansprechend. Es ist sehr flüssig geschrieben, es gibt viele Dialoge und insgesamt sehr anschaulich.

Punktabzug gibt es allerdings von mir, weil mich das Ende nicht wirklich überraschen konnte. Zwar legt das Buch viele Fährten und so macht man sich während des Lesens doch immer wieder Gedanken, wer hinter allem stecken könnte - und vor allem, wer so grausam ist. Allerdings bleibt, wenn man zwischen den Zeilen liest, nur eine einzige Möglichkeit, die mir schon ab ca. der Hälfte des Buches kam. Und meine Vermutung hat sich dann auch als richtig herausgestellt. Allerdings muss ich auch zugeben, dass es bestimmt nicht jedem so geht und der Schluss doch sehr schlüssig ist.

Insgesamt hat mir das Buch und die Story sehr gut gefallen, deswegen gibt es von mir 4 Sterne.

Veröffentlicht am 15.01.2019

Moral und Schuld

Zebraland
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Dieses Buch haben sich meine Schüler als Klassenlektüre gewünscht und ich finde, es war eine gute Wahl.
Der Klappentext verrät noch nicht so viel, deshalb wird man während des Lesens oft überrascht und ...

Dieses Buch haben sich meine Schüler als Klassenlektüre gewünscht und ich finde, es war eine gute Wahl.
Der Klappentext verrät noch nicht so viel, deshalb wird man während des Lesens oft überrascht und es bleibt spannend. Geschrieben ist das Buch aus zwei Perspektiven, die von Ziggy und die von Judith. Das hat mir gut gefallen, weil sie ganz unterschiedlich ticken.
In dem Buch dreht es sich viel um Moral und Schuld, ohne dass dabei der Zeigefinger die ganze Zeit gehoben wird. Das ist ansprechend.
Insgesamt eine schöne Lektüre, die sich auch gern mal wieder eine Klasse aussuchen darf.

Veröffentlicht am 31.12.2018

Auf in die 20er

Mord nach Strich und Faden
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Das Buch habe ich mir nicht nur ausgesucht, weil es ein Cosy-Krimi ist und mich der Klappentext sehr angesprochen hat, sondern weil ich die Zeit, in der er spielt, sehr interessant finde. Krimis aus dem ...

Das Buch habe ich mir nicht nur ausgesucht, weil es ein Cosy-Krimi ist und mich der Klappentext sehr angesprochen hat, sondern weil ich die Zeit, in der er spielt, sehr interessant finde. Krimis aus dem Mittelalter gibt es ja viele, aber einen aus den 20er Jahren habe ich noch nicht gelesen. Das Buch ist nach dem Ende des Ersten Weltkriegs angesiedelt. Als Protagonistin steht Kate Shackleton im Mittelpunkt. Ihr Ehemann ist im Krieg verschollen, sie aber gibt die Hoffnung nicht auf und sucht nach verlorenen Ehemännern, Söhnen und Brüdern für andere Frauen. Alles eher ehrenamtlich, bis sie den im Klappentext angesprochenen Auftrag erhält...

Ich fand das Setting spannend, nicht nur zeitlich, sondern auch dass es in England spielt hat mir sehr gut gefallen. Ich bin ein großer England-Fan, auch wenn es ruhig noch etwas landestypischer hätte sein können.
Ansonsten wurde man sehr schön in eine Zeit ohne Handys und mit nur wenigen Autos zurückversetzt, in der Frauen am besten jung heiraten und dadurch die Protagonistin noch mehr auffällt, weil sie eben so selbstständig ist. Dadurch war sie mir sofort sympathisch.

Die Geschichte an sich ist an einigen Stellen etwas verwirrend. Es kommen sehr viele Personen vor, die Namen waren nicht unbedingt einfach und auch wenn ich das Buch fast an einem Stück durchgelesen habe, musste ich doch öfter wieder zurückgehen, um eine Person genau einordnen zu können. Hier hätte ich mir einen Personenregister gewünscht.

Nichtsdestotrotz wurde ich gut unterhalten. Wenn man sich nämlich erstmal in die Handlung hineingefuchst hat, wird es richtig spannend. Jeder scheint etwas zu verbergen und Kate merkt schnell, dass Privatdetektivin sein nicht so leicht ist, wie es klingt. Mit ihrem Durchhaltevermögen beißt sie sich aber durch und so erfährt der Leser auch Stück für Stück, was hinter dem Verschwinden des Webereibesitzers stecken könnte, ohne zu viel zu verraten. Es gibt viel Raum für eigene Theorien.

Die Sprache war teilweise etwas "altmodisch", vor allem in den Dialogen, was super zum Buch passt. Trotzdem ist es leicht verständlich. Auch die Überschriften der einzelnen Kapitel, die sich alle mit dem Weben beschäftigt, passen gut - auch wenn ich es nicht unbedingt gebraucht hätte.

Insgesamt wurde ich zum Jahresabschluss gut unterhalten und ich denke, ich werde die Reihe weiterverfolgen. Von mir gibt es 4 Sterne!