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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.01.2019

An den Haaren herbeigezogen

Der Verfolger
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Ich weiß nicht, wie viele Anläufe ich gemacht habe, dieses Buch zu lesen. Es hat mich einfach nur gelangweilt. Die Geschichte ist sowas von konstruiert, dass man sie gar nicht ernst nehmen kann. Das geht ...

Ich weiß nicht, wie viele Anläufe ich gemacht habe, dieses Buch zu lesen. Es hat mich einfach nur gelangweilt. Die Geschichte ist sowas von konstruiert, dass man sie gar nicht ernst nehmen kann. Das geht schon mit der Zusammenfassung des Vorgängerbands „Der Psychiater“ los: ein mörderisches Geschwistertrio trachtet dem Psychiater Frederick Starks nach dem Leben, was die Schwester nicht davon abhält, sich (aus welchen Gründen auch immer) vor dem Arzt auszuziehen. Jetzt werden die Geschwister selbst von einem Mörder bedroht und ausgerechnet der Mann, den sie eigentlich gerne umgebracht hätten, soll ihnen dabei behilflich sein, den Mörder zu finden...
Es gab in dem ganzen Buch keine einzige Person, mit der ich mich identifizieren oder für die ich Empathie empfinden konnte.
Die Dialoge sind in die Länge gezogen, die Handlung hanebüchen und nicht glaubhaft. Die Spannung, die ich mir von dieser Lektüre erwartet hatte, blieb trotz einiger überraschender Wendungen aus.
In der Vergangenheit habe ich zwei oder drei Bände des Autors gelesen, die recht spannend waren, aber nach diesem Buch werde ich mit Sicherheit keinen Katzenbach-Roman mehr lesen. Ich bin total enttäuscht.

Veröffentlicht am 01.03.2018

Leben in Schweden eigentlich auch normale Menschen?

Böse Schwestern
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Ellen Tamm ist 35 und Kriminalreporterin für einen schwedischen Fernsehsender. Schwer traumatisiert nach dem Mord an einem kleinen Mädchen war sie einige Monate unfähig zu arbeiten. Weil sie immer noch ...

Ellen Tamm ist 35 und Kriminalreporterin für einen schwedischen Fernsehsender. Schwer traumatisiert nach dem Mord an einem kleinen Mädchen war sie einige Monate unfähig zu arbeiten. Weil sie immer noch nicht allein leben kann, kehrt sie jetzt in ihr Elternhaus zurück, obwohl sie kein gutes Verhältnis zu ihrer Mutter hat. Vor 27 Jahren ist dort ihre Zwillingsschwester Elsa im Alter von 8 Jahren ertrunken. Elsas Tod bestimmt nach wie vor ihr Leben, zumal bis heute nicht klar ist, was damals wirklich passiert ist.
Auf der Fahrt nach Hause erfährt Ellen zufällig, dass ganz in der Nähe ihres Heimatortes eine junge Frau ermordet wurde. Sie fängt an, Informationen zu sammeln. Wer war die Tote? Was hatte sie in Stentuna zu suchen? Warum musste sie sterben?

Zu Beginn ist das Buch sehr verwirrend. Man weiß nicht, was es mit den einzelnen Handlungssträngen auf sich hat und wie sie zusammenhängen. Bis man dann endlich erfährt, was Hanna und Alexandra verbindet, zieht sich die Geschichte wie Kaugummi. Es scheint, dass ganz Schweden von bösen und gewalttätigen oder zumindest gestörten Personen bevölkert ist. Ein Polizist, der übelst frauenfeindliche Bemerkungen macht, eine brutale Jugendgang, die untere anderem ein junges Mädchen fast in den Selbstmord treibt (wobei dies einfach nur ohne weitere Erklärungen in den Raum gestellt wird), eine bösartige Schwiegermutter, eine Mutter, die vor ihrer eigenen Tochter Angst hat, seltsame Familienkonstellationen, gewalttätige und außereheliche Beziehungen, vernachlässigte Kinder, die Liste ließe sich endlos fortsetzen. Und dann ist da natürlich Ellen selbst, die ein ziemlich gestörtes Verhältnis zu Männern hat und immer wenn sie eine Panickattacke nahen fühlt, ihr Mantra „der Tod, der Tod, der Tod“ aufsagt...

Allerdings passt dieses Buch perfekt in unsere Zeit. So wie sich der Fernsehzuschauer angesichts Kakerlaken verzehrender und in den intimsten Momenten gefilmter D-Promis gemütlich im Fernsehsessel zurücklehnen kann, so kann sich der Leser hier angesichts dieses Sodom und Gomorrha seiner voyeuristischen Neigung hingeben und sich seines durch und durch normalen Lebens erfreuen.

„Böse Schwestern“ wird als Psychothriller beworben, doch von einem Thriller erwartet man, dass er spannend ist, und das kann man von diesem Buch wahrhaftig nicht behaupten. Es hat Passagen, die interessant zu lesen sind, aber alles in allem ist die Geschichte total konstruiert und an den Haaren herbeigezogen. Auch dass Ellen sich nach fast 30 Jahren nun plötzlich erinnert, was damals mit ihrer Schwester geschah, ist wenig glaubhaft. Den ersten Band der Reihe, „Glücksmädchen“, fand ich noch einigermaßen spannend, aber dieses Buch ist ein Ärgernis und reine Zeitverschwendung.

Veröffentlicht am 18.04.2017

Verlangt dem Leser einiges ab

In jedem Augenblick unseres Lebens
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Tom erlebt den schlimmsten Albtraum, den man sich vorstellen kann. Seine hochschwangere Partnerin Karin wird mit vermeintlichen Grippesymptomen ins Krankenhaus eingeliefert und erhält die Diagnose Leukämie. ...

Tom erlebt den schlimmsten Albtraum, den man sich vorstellen kann. Seine hochschwangere Partnerin Karin wird mit vermeintlichen Grippesymptomen ins Krankenhaus eingeliefert und erhält die Diagnose Leukämie. Innerhalb kürzester Zeit stirbt sie, das Baby wird gerettet.
Die Leseprobe hatte mein Interesse geweckt. Womit ich nicht gerechnet hatte, ist der atemlose Schreibstil des Autors. Er schreibt ohne Absätze, ohne Anführungszeichen für wörtliche Rede, einfach einen Satz nach dem nächsten. Selbst wenn er zu völlig anderen Episoden seines Lebens wechselt, wird dies dem Leser oft nicht durch Absätze angezeigt, der Fließtext geht einfach weiter. Der Leser wundert sich nur, warum Tom, der doch eben noch Krankenhausflure entlanggegangen ist, nun plötzlich beim Sporttraining ist. Ein Buch, bei dem man sich die einzelnen Puzzleteile zusammensuchen muss. Was passiert wann? Redet er von der Vergangenheit, der Gegenwart, von Karins erster oder zweiter Operation? Der längste Satz, der mir auffiel, erstreckte sich über sage und schreibe 42 Zeilen! Das macht das Lesen wirklich sehr mühsam.
Das erste Drittel des Buchs liest sich teilweise wie ein Arztbericht, da jedes medizinische Detail in lateinischen Fachausdrücken beschrieben ist. Tom besteht nämlich darauf, von den Ärzten in medizinischen Fachtermini informiert zu werden, obwohl er das meiste nicht versteht. Was mich auch ziemlich irritiert hat, ist, dass dieses Buch vollkommen ohne Emotionen auskommt. Nie erfährt man, wie Tom sich fühlt, er beschreibt selbst hochemotionale Szenen lediglich in sachlichen Worten, aus der Warte eines unbeteiligten Beobachters. Dies hat es mir sehr schwer gemacht, Empathie zu fühlen.
Trotz seines schweren Schicksalsschlags ist mir Tom nicht sehr sympathisch. Dass er Karins Eltern zunächst nicht erlaubt, sie im Krankenhaus zu sehen, obwohl sie schon längst im Koma liegt, fand ich ganz furchtbar. Es ist ihre Tochter! Auch wenn Karin, als sie noch bei Bewusstsein war, den Wunsch geäußert hat, dass nur er an ihrem Bett sein soll, so ändert sich doch alles im Angesicht des Todes.
Ich habe das Buch zu Ende gelesen, aber es war bestimmt kein Buch, bei dem ich über das Ende traurig war.

Veröffentlicht am 04.02.2024

Abstruse und unausgegorene Geschichte

Zimmer 55
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Die junge Psychologin Anna erfährt von ihrer Freundin von einer freien Stelle in der renommierten Klinik für forensische Psychiatrie in Säter, in der Lina als Ärztin arbeitet. Anna ist überglücklich, als ...

Die junge Psychologin Anna erfährt von ihrer Freundin von einer freien Stelle in der renommierten Klinik für forensische Psychiatrie in Säter, in der Lina als Ärztin arbeitet. Anna ist überglücklich, als sie die Stelle bekommt. Von Anfang an geschehen merkwürdige Dinge. Sie erhält krypische Nachrichten über eine verschwundene Frau, auf dem Spiegel ihres Arbeitszimmers wird eine Botschaft hinterlassen und ein Polizist meldet sich bei ihr, sie könne sich jederzeit an ihn wenden. Angeblich gibt es in der Klinik ein „Zimmer 55“, doch niemand will davon gehört haben. Der Polizist gibt ihr einen Hinweis, wo sie danach suchen soll, und Anna, die erst seit ein paar Tagen in der Klinik arbeitet, findet dieses geheime Zimmer auf Anhieb.
Die Geschichte hörte sich durchaus spannend an, und von der Tatsache, dass die Autorin ausgebildete Psychologin ist, habe ich mir Einblicke in die Behandlung der Patienten, bei denen es sich allesamt um Schwerverbrecher handelt, versprochen. Leider wurde ich auf ganzer Linie enttäuscht. Die Geschichte dümpelt so vor sich hin und viele Seiten werden mit vollkommen unwichtigen Nebensächlichkeiten gefüllt, die keinen anderen Zweck haben, als Seiten zu generieren: „"Die Pfifferlinge köchtelten in der Pfanne und schwitzten alles Wasser in einem dichten Dampf aus, und Lina gab etwas Butter dazu, so dass sie gelbbraun wurden. Anna suchte nach einem Toaster, den sie irgendwo tief hinten in einem Schrank gesehen hatte. Dann kippte sie ihn über der Spüle aus, schüttelte alte Brotkrümel heraus und steckte zwei Scheiben Toastbrot hinein."
Über mehr als 250 Seiten geht es in diesem Stil weiter, erst kurz vor Schluss wird im Schnelldurchlauf geklärt, was es mit Zimmer 55 und den ominösen „Anderen“ auf sich hat, die von Anfang an immer wieder erwähnt werden. Der unbeholfene Schreibstil mutet zuweilen an wie dem Aufsatz eines Sechstklässlers entnommen: „Anna war sehr traurig, und ihr flossen sogar Tränen die Wange hinab.“ Die Wange? Weint Anna einseitig?
Das Buch lebt von vagen Andeutungen, doch irgendwann hatte ich diese immer gleichen Andeutungen und Fragen so satt, dass ich nur noch zum Ende kommen wollte. Wenn ich nicht Teil einer Leserunde gewesen wäre, hätte ich diesen unglaublich langweiligen und abstrusen „Thriller“ längst zur Seite gelegt.
Bei „Zimmer 55“ handelt es sich um den ersten Band einer geplanten Reihe um die Psychologin Anna Varga. Um weitere Bände werde ich mit Sicherheit einen großen Bogen machen.

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Veröffentlicht am 05.02.2021

Wirkt besser als jede Schlaftablette

Perfect Secret – Hier ist Dein Geheimnis sicher
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Die Geschichte spielt in dem kleinen Küstenort Littleport in Maine, der in den Sommermonaten alljährlich von Touristen überlaufen ist. Zum Ende der Saison veranstalten die Einheimischen eine große Party ...

Die Geschichte spielt in dem kleinen Küstenort Littleport in Maine, der in den Sommermonaten alljährlich von Touristen überlaufen ist. Zum Ende der Saison veranstalten die Einheimischen eine große Party – die Plus-Ohne Party -, bei der viel getrunken und noch mehr geklatscht wird.
Im Sommer 2018 verschwindet an diesem Abend Sadie, Tochter einer wohlhabenden Familie und beste Freundin der Protagonistin Avery. Es sieht so aus, als ob Sadie sich von den Klippen gestürzt hätte. Avery glaubt von Anfang an nicht an Selbstmord, doch hat sie keine Beweise dafür, dass Fremdverschulden vorliegt.
Erst ein Jahr später stößt sie zufällig auf das Handy der Toten sowie auf Ungereimtheiten, denen Sadie anscheinend kurz vor ihrem Tod auf die Spur gekommen ist...

„Perfect Secret“ wird von Verlag als „Thriller“ bezeichnet, außerdem sticht der rote Aufkleber „Spiegel Bestseller-Autorin“ sofort ins Auge. Ich hatte mich daher auf eine spannende Lektüre gefreut, doch meine Erwartungen wurden keineswegs erfüllt. Das Buch ist äußerst ausschweifend und langatmig. Der Schreibstil der Autorin ist ermüdend, jede Menge verkürzte Sätze, Andeutungen, Gedankensprünge. Zu allem Überfluss lässt die Übersetzung sehr zu wünschen übrig. Es finden sich Sätze wie „Ich ließ die Spannung mich strammziehen wie einen Draht“ oder „...ihre Wange und ein hellbraunes Auge, gerunzelt vom Lachen“. Werden Bücher heutzutage nicht mehr Korrektur gelesen?!
Die Handlung zieht sich wie Kaugummi, nur die letzten 50 Seiten sind spannend. Alles in allem eher eine Lektüre für Leute, die an Einschlafstörungen leiden, als ein Thriller. Muss man definitiv nicht gelesen haben.

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