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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.01.2019

Schwächelnder Mittelteil

Ich bringe dir die Nacht
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Es ist zehn Jahre her, seit Alison aus Dublin weggezogen ist. Seit ihre erste grosse Liebe, Will, 5 junge Frauen umgebracht hat und sie weit weg von Dublin flüchtete. Seit zehn Jahren sitzt Will nun im ...

Es ist zehn Jahre her, seit Alison aus Dublin weggezogen ist. Seit ihre erste grosse Liebe, Will, 5 junge Frauen umgebracht hat und sie weit weg von Dublin flüchtete. Seit zehn Jahren sitzt Will nun im Gefängnis, Alison hat jeden Kontakt zu ihm abgebrochen. Nachdem wieder Frauen auf die gleiche Art und Weise ermordet werden, versuchen die Ermittler mit Will zusammen zu arbeiten. In der Hoffnung, dass er ihnen bei den Ermittlungen zu den neuen Mordfällen helfen kann. Will weigert sich mit der Polizei zu sprechen, will seine Informationen nur mit Alison besprechen.

Hier wird thematisiert, was auch im realen Leben zu Schwierigkeiten führen kann. Erschreckend, wie viele Menschen ihr ganzes Leben in den sozialen Medien ausbreiten. Wie schnell hier ein Täter, die für ihn wichtigen Informationen herausfiltern und für seine Zwecke verwenden kann.
Der Täter schnappt sich Opfer, die am College studieren und ahnungslos ihrer Wege gehen. Gerade diese Tatsache hat mich schon sehr gegruselt, und hier habe ich auch Spannung und Thriller gespürt.
Es gibt regelmässige Perspektiv und Zeitenwechsel. Im Mittelpunkt steht vor allem Alison, die in der Gegenwart erzählt. Abgewechselt von Perspektiven von Alison vor zehn Jahren. Den Strang in der Gegenwart, empfand ich als sehr spannend. Denn sehr lange weiss man nicht genau, was zwischen ihr und dem Serientäter Will geschehen ist. Etwas weniger hat mir der Strang in der Vergangenheit gefallen. Dieser rutschte doch sehr in eine typische Teeniegeschichte, mit Freundschaftsgeschichten, erster Liebe, Intrigen und Studium, ab. Es ist zwar nicht so, dass ich es direkt als uninteressant empfand. Doch in diesem Thriller nahm es doch Etliches an Spannung raus.
Der Stil der Autorin hat mir gut gefallen. Sie hat bei der Charakterisierung sehr grosses Gewicht auf die Figur "Alison" gelegt. Diese Figur ist wirklich gut gelungen und hat mich in der Gegenwart, wie auch in der Vergangenheit überzeugen können. Will fand ich etwas blass. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand, der zehn Jahre lang und vielleicht unschuldig im Gefängnis sitzt, so ruhig und locker ist und bleibt. Hier hätte ich mir ein paar "Ausraster " gewünscht, damit Will authentischer daher kommt. Eigentlich ist er bis auf ein einziges Mal, nachdem er etwas Schwerwiegendes über die Vergangenheit von Alison erfahren hat, immer lieb und nett.
Mir hat die Geschichte um Alison gut gefallen, ein paar überraschende Wendungen sind gut gemacht und überbrücken einen schwächeren Mittelteil, der sich etwas zieht.

Veröffentlicht am 19.01.2019

Kein Einheitsbrei!

Fremd
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Joanna erschrickt zu Tode, als plötzlich ein fremder Mann in ihrer Wohnung steht. Noch unglaublicher wird die Geschichte, als der Fremde behauptet ihr Freund Erik, mit dem sie in der Wohnung zusammenlebt, ...

Joanna erschrickt zu Tode, als plötzlich ein fremder Mann in ihrer Wohnung steht. Noch unglaublicher wird die Geschichte, als der Fremde behauptet ihr Freund Erik, mit dem sie in der Wohnung zusammenlebt, zu sein. Joanna sucht Rat bei Ela, einer Freundin. Doch warum kann Joanna sich zwar an Ela, jedoch nicht an Erik erinnern? Erik versucht alles, um die Erinnerungen von Joanna zurückzuholen. Was ihm schwer fällt, denn die Wohnung ist so eingerichtet, als ob nur Joanna dort lebt. Wo sind all die Sachen von Erik? Und warum bestreitet Joannas Vater, dass seine Tochter einen Freund hat?

Der Start in die Geschichte ist sehr spannend. Dies wohl auch, weil ein fremder Mann in der Wohnung, wenn ich alleine zu Hause bin, eine meiner ganz persönlichen Horrorvorstellungen bedeuten würde. Leider nimmt danach die Spannung rapide ab. In wechselnden Kapiteln, erzählen Joanna und Erik in Ich Perspektive, was sie denken und fühlen. Da oft eine Szene, von beiden Figuren erzählt wird, enthalten diese ersten Kapitel, des öfteren Wiederholungen. Zudem geht es hauptsächlich um Gefühle, Gedanken und Zweifel. Damit kommt die Handlung leider zu kurz und bei mir kam doch ein Gefühl von Ungeduld auf. Ich wollte endlich erfahren, wer denn nun recht hat. Spielt Erik ein falsches Spiel mit Joanna? Oder hat Joanna Amnesie und Wahnvorstellungen und erkennt ihren Freund nicht wieder? Zum Glück verschiebt sich der Blickpunkt von den persönlichen Befindlichkeiten nach 150 Seiten und die Handlung nimmt an Fahrt zu. Die Geschichte entwickelt sich zwar in eine total andere Richtung, als gedacht … und schon findet man sich mitten im Verfolgungsthriller. Mir gefallen solche unvorhersehbaren und überraschenden Wendungen sehr und damit hatte mich das Autorenduo am Wickel. Von da an, war ich sehr gefesselt und habe das Buch praktisch inhaliert!
Den Schreibstil habe ich als sachlich, jedoch klar und präzise empfunden. Damit werden auch einschneidende Erlebnisse, wie ein Bombenattentat in einem Bahnhof eher sachlich und oberflächlich gehalten. Die Hauptfiguren, Erik und Joanna, sind gut charakterisiert. Da man im ersten Drittel des Buches sehr viel über ihre Aengste, Gedanken und Gefühle erfährt, konnte ich mich bestens in sie hineinversetzen. Was es zugleich schwierig macht, zu entscheiden, wem man denn glauben soll.
Die Idee der Story finde ich wohltuend anders und so hebt sich dieser Thriller vom Einheitsbrei ab.

Veröffentlicht am 16.01.2019

Aus dem Leben...

Läuft da was?
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Beruflich läuft es bei Annabel Förster gerade nicht so richtig rund. Als Moderatorin dümpelt sie in einer Sendung herum, die nachts ausgestrahlt wird. Da kommt ihr das Casting für eine Abendsendung zur ...

Beruflich läuft es bei Annabel Förster gerade nicht so richtig rund. Als Moderatorin dümpelt sie in einer Sendung herum, die nachts ausgestrahlt wird. Da kommt ihr das Casting für eine Abendsendung zur besten Sendezeit gerade recht. Doch Annabel ist mit ihren 39 Jahre laut Absage zu alt. Deprimiert fragt sie sich, ob das beruflich schon alles war? Soll sie von nun an nur noch als Mutter mit drei Kindern und Ehefrau von Tom in ihrem Hexenhäuschen den Haushalt besorgen? Nein, denkt sich Annabel und sucht nach Bestätigung in ihrem Leben.

Wie Annabel geht es wohl so vielen Frauen um die 40. Nach einigen Jahren als Familienfrau wird die Diskussion um die berufliche Perspektive neu überdacht. Bitter für Annabel, dass Frauen um die 40 in ihrem Job schon zum Alteisen gehören. Ich denke, hier hat die Autorin, durch einen nicht gängigen Beruf, schon gezielt gewählt. Normalerweise und in vielen Berufen ist es ja so, dass Frauen um die 40 noch mal richtig durchstarten können. Sehr authentisch und toll hingegen ist der Spagat zwischen Familienleben und Beruf beschrieben. Überhaupt ist das Familienleben in diesem Buch keineswegs "Friede- Freude- Eierkuchen" mässig beschrieben. Sondern genau so, wie es halt sein kann. Mit nörgelnden Kindern, Diskussionen, wer was im Haushalt erledigt und Töpfe, die sich in der Spüle stapeln. Wie in vielen Haushalten warten diese auch im Hause Förster darauf, dass "man" die abwäscht und wegräumt.
Sehr viele Alltagssituationen kamen mir vertraut vor. Und ein paar Situationen, in denen sich Annabel manövriert, überzogen. Annabel hat zwei gute Freundinnen, die auch eine andere Lebenssituation, als glücklich verheiratet, präsentieren. Eine wird von ihrem Mann mit einer Geliebten von knapp 20 Jahren, betrogen. Die andere ist reich - geschieden mit Dachterrasse und Vollbeauty - Programm.
Der Schreibstil ist teilweise etwas langatmig. Wenn ich da an den Start ins Buch denke…da wird sehr zäh ein Casting beschrieben, das sich ordentlich in die Länge zieht. Danach wird es besser, wenn es auch immer noch einzelne Passagen gibt, die sich ziehen. Ich musste ab und zu schmunzeln, der Schreibstil ist humorvoll.

Veröffentlicht am 15.01.2019

Witzig!

Coffeeshop
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Sandra hat seit kurzem ein eigenes Geschäft. Sie sucht und findet Sachen und Menschen. Ihre Arbeitgeber nach einem Duplikat einer zerbrochenen Urne, nach dorischen Säulen oder nach einem im Krieg verschwundenen ...

Sandra hat seit kurzem ein eigenes Geschäft. Sie sucht und findet Sachen und Menschen. Ihre Arbeitgeber nach einem Duplikat einer zerbrochenen Urne, nach dorischen Säulen oder nach einem im Krieg verschwundenen Foto. Mit Zielstrebigkeit und Geduld kommt Sandra immer ans Ziel und macht ihre Kunden glücklich.Ihr Büro befindet sich aus finanziellen Nöten im Szene Café ihres homosexuellen besten Freundes. Doch ihren Eltern gaukelt sie ein Büro an bester Lage vor, damit diese Geld locker machen. Doch Sandra hat nicht nur finanzielle Sorgen...Ihre Eltern träumen von Hochzeit und Enkelkindern.Nur findet Sandra nicht was sie sucht: ihren Traummann. Und merkt plötzlich, dass sie gar nicht lange suchen muss, da der Traummann schon lange direkt vor ihrer Nase ist.

Coffeshop ist aus der Sicht der Protagonistin Sandra geschrieben und wird immer wieder ergänzt von schmackhaften Rezepten ihres besten Freundes. Kurze Facebook Einträge von Klaudi, der besten Freundin von Sandra inklusive!
Der Schreibstil witzig, spritzig, ohne in das "gewollt lustige " zu kippen.
Die Szenen mit den Eltern von Sandra sind wahnsinnig lustig, so manches mal habe ich laut gelacht.
Ein Buch, das "trotz " Liebesgeschichte hervorragend unterhält und trotzdem keine seichte Story ist.

Veröffentlicht am 13.01.2019

Solider, wenn auch ausschweifender Krimi

Doggerland. Fehltritt (Ein Doggerland-Krimi 1)
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Doggerland feiert das Austernfest, das jeweils viele Besucher anzieht. Kommissarin Karen Eiken Hornby feiert das Ende des Austernfestes mit einem One - Night - Stand … und zwar im Bett, mit ihrem Vorgesetzten, ...

Doggerland feiert das Austernfest, das jeweils viele Besucher anzieht. Kommissarin Karen Eiken Hornby feiert das Ende des Austernfestes mit einem One - Night - Stand … und zwar im Bett, mit ihrem Vorgesetzten, Jounas Smeed. Am nächsten Morgen wird sie zu einem Tatort gerufen. Ausgerechnet die Exfrau von Smeed, wurde ermordet aufgefunden. Eine verzwickte Situation für Karen. Denn einerseits muss sie die Ermittlungen leiten, da ihr Chef verdächtigt und vom Fall abgezogen wird. Andererseits kann und will sie sein Alibi nicht bestätigen, da niemand wissen soll, dass sie die Nacht zusammen verbracht haben.


Als sehr detailliert habe ich den Schreibstil empfunden. Wobei es detailliert wohl nicht ganz trifft. Ausschweifend wäre wohl die genauere Bezeichnung. Denn, wenn die Autorin an einem Tatort sogar das Geschirr, bis zum letzten Kupfertopf (Seite 41) beschreibt. Oder einfliessen lässt, was es im Krähennest, der örtlichen Dorfkneipe, alles zu essen gibt, ist detailliert der Beschreibung nicht wirklich angepasst. Man hätte locker 100 Seiten und nicht relevante Informationen streichen können. Und so, hätte man wohl nach dem Lesen nicht das Gefühl, sich durch die ganze Geschichte sämtlicher Dorfbewohner und der Umgebung von Doggerland, gelesen zu haben. Mich hat dieses gedankliche Trennen von Unnötigem und Relevantem ab und zu ermüdet.
Wo der Schreibstil so ausufernd ist, ist meist das Ermittelteam auch relativ gross. Das ist hier zwar auch so, doch immerhin hat die Autorin zwei Ermittler, Karen und Karl, klar in den Mittelpunkt gestellt. Die anderen Ermittler haben nur Statistenrollen inne.
Die Geschichte wird in zwei Zeitebenen eingeteilt. In der Gegenwart und 1970. Die Stränge um 1970 sind jedoch sehr kurz und werden wenig thematisiert. Und trotzdem haben gerade diese Rückblicke meine Spannung angestachelt. Handeln sie doch rund um eine Kommune, die in Doggerland gelebt hat. Man erkennt sehr schnell, dass der Grund für den Mord in dieser Zeit seinen Ursprung hatte. Und das ist sehr fesselnd. Die Mordermittlungen sind sehr anschaulich und gut ausgearbeitet. Die Figuren sowieso. Man hat das Gefühl, die Protagonisten schon ewig zu kennen. Dies vielleicht auch, weil Maria Adolfsson "weitreichend" erzählt. Die Einführung Karens, reicht zum Beispiel bis zu ihren Grosseltern zurück.
Die Idee, einen Krimi auf Doggerland spielen zu lassen, gefiel mir sehr gut. Denn Doggerland war eine Inselgruppe in der Nordsee, die vor 8000 Jahren versunken ist. So konnte die Autorin eine Region neu entstehen lassen und mit ihrem Leben füllen. Und dies sehr authentisch!
Geplant als Trilogie, bin ich gespannt, was denn da noch kommt. Den Auftakt empfinde ich als gelungen. Der zweite Teil ist für Dezember 2019 und der dritte Teil für September 2020 geplant. Schon hier in "Fehltritt" wird für den zweiten Teil " Tiefer Fall" vorbereitet, in dem der zweite Fall schon aufgebaut und angerissen wird. Ich werde ganz bestimmt weiterlesen!