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Veröffentlicht am 02.03.2019

Ein Buch, das mich hin- und hergerissen zurücklässt

Cows
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Tara ist Anfang vierzig und versucht, ihre Rollen als erfolgreiche Dokumentarfilmerin und alleinerziehende Mutter unter einen Hut zu bekommen. Dabei merkt sie an ihrem männerdominierten Arbeitsplatz und ...

Tara ist Anfang vierzig und versucht, ihre Rollen als erfolgreiche Dokumentarfilmerin und alleinerziehende Mutter unter einen Hut zu bekommen. Dabei merkt sie an ihrem männerdominierten Arbeitsplatz und dem Warten am Schultor immer wieder, wie schwer es ist, den Erwartungen der anderen gerecht zu werden. Dass man auf die Meinung der anderen jedoch nicht viel geben sollte propagiert die Mittdreißigerin Cam auf ihrem populären Blog. Cam lebt allein, will keine Kinder und hat gelegentlich Sex mit einem jüngeren Mann – ein Lebenswandel, an dem sie ihre Leser teilhaben lässt und der bei ihrer Mutter und ihren Schwestern seit Jahren auf Unverständnis stößt. Stella, Ende zwanzig, spürt beim Lesen von Cams Artikeln vor allem Wut. Sie hat das Brustkrebsgen und die Rückmeldung der Ärzte für sich so interpretiert, dass sie sofort schwanger werden muss oder es zu spät ist. Doch ihr Freund reagiert zurückhaltend auf ihren Wunsch. Schließlich gerät Tara in eine pikante Situation, die sie über Nacht zum Gespött der Nation macht. Ihr Leben scheint zerstört, und in den Medien gibt es nur eine Person, die zu ihr hält: Cam.

Zu Beginn des Buches lernt der Leser die drei Protagonistinnen kennen. Sie stehen mitten im Leben, müssen aber mit ganz unterschiedlichen Herausforderungen kämpfen: Tara arbeitet mit Männern zusammen, deren Verhalten man nur als frauenfeindlich bezeichnen kann. Obwohl sie früher als alle anderen anfängt erntet sie missbilligende Blicke, wenn sie zeitig geht, um ihre Tochter von der Schule abzuholen, nur um dort als Alleinerziehende ähnlichen Blicken der anderen Mütter ausgesetzt zu sein. Cams Lebenswandel stößt hingegen bei vielen ihrer Leserinnen auf positive Resonanz, nur ihre Mutter und ihre Schwestern wollen ihr Bekenntnis zur Kinderlosigkeit nicht verstehen. Und Stella fühlt sich wie eine tickende Zeitbombe, nachdem ihre Zwillingsschwester und ihre Mutter an Krebs gestorben sind und auch sie das Brustkrebsgen trägt. Obwohl es verschiedene Optionen für sie gibt kommt bei ihr nur eines an: Sie muss sich einer Operation unterziehen und davor schnellstmöglich ein Kind bekommen.

Die drei Frauen haben sich nie gesehen, das verbindende Element ist zu Beginn nur die Tatsache, dass Tara und Stella den Blog von Cam lesen. Die Perspektive wechselte jeweils nach wenigen Seiten und so tauchte ich schnell in die drei gänzlich unterschiedlichen Leben ein. Ich wurde ins Nachdenken gebracht darüber, dass eine Frau zwar die Wahl hat, was sie mit ihrem Leben anstellen will, aber es immer jemanden gibt, der mehr oder weniger explizit und lautstark andere Erwartungen an sie heranträgt.

Schließlich kommt es in Taras Leben zu einer katastrophalen Entwicklung. Sie ist über Nacht mit einer pikanten Story in allen Medien vertreten. Kann sie sich überhaupt noch in die Öffentlichkeit wagen? Was denken nun alle anderen über sie? Wie soll sie reagieren? Sie ist gänzlich mit der Situation überfordert, ihr Leben ist völlig aus den Fugen geraten. Auch Cam und Stella bekommen die ganze Geschichte mit und reagieren jeweils auf ihre spezielle Weise. Mit diesem ungewöhnlichen, provokativen Twist stieg mein Neugier auf den weiteren Handlungsverlauf zunächst an. Doch im Laufe des Romans wird das Thema so lang und breit diskutiert, dass es für mich irgendwann seinen Reiz verloren hatte, Tara beim Aufarbeiten des Geschehens zu begleiten.

Auch in Cams Abschnitten hatte ich irgendwann das Gefühl, dass die Diskussion rund um ihre bewusste Entscheidung zur Kinderlosigkeit sich im Kreis dreht und zu wenig Neues geschah. Tara und Cam blieben mir trotzdem weiterhin sympathisch, ganz im Gegensatz zu Stella. Ihre Geschichte ist wirklich traurig und hart, doch ihre Entscheidungen entsetzten mich ab einem gewissen Punkt nur noch und sie hätte meiner Meinung nach dringend psychologische Betreuung gebraucht, um ihre Situation aufzuarbeiten. Die Reaktionen ihres Umfelds hingegen… nun ja. Zum Ende hin kommt schließlich rasant Bewegung ins Geschehen. Ich fand die Entwicklungen dabei zu überzogen und den Abschluss irgendwie erzwungen.

„Cows. Folge nicht der Herde“ vermittelt die wichtige Nachricht, dass es völlig okay ist, als Frau mit dem eigenen Leben zu machen, was man will, dafür aber nicht immer Applaus erhalten wird. Der Autorin gelingt es gut, drei verschiedene Lebensentwürfe und Lebensgefühle darzustellen und verschiedene Reaktionen des Umfelds darauf. Das Buch lässt mich hin- und hergerissen zurück, denn trotz vieler guter Appelle hatte ich irgendwann das Gefühl, dass manche Themen zu sehr ausgewalzt wurden und die Handlung zunehmend effekthascherisch wurde. Was der Geschichte auf jeden Fall gelingt ist, Redebedarf zu erzeugen. Lest den Roman am besten selbst, um euch ein Bild zu machen.

Veröffentlicht am 17.02.2019

Was verbergen die Menschen hinter ihren Masken?

Deine kalten Hände
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Die Schriftstellerin H. besucht die Premiere des neuen Dramas einer Studienfreundin. Doch sie kann der Handlung nicht mehr folgen, nachdem sie auf der Bühne eine besondere Skulptur entdeckt: Den Abdruck ...

Die Schriftstellerin H. besucht die Premiere des neuen Dramas einer Studienfreundin. Doch sie kann der Handlung nicht mehr folgen, nachdem sie auf der Bühne eine besondere Skulptur entdeckt: Den Abdruck eines Menschen. Werke dieses Künstlers konnten sie schon in der Vergangenheit fesseln. Auf der Premierenfeier begegnet H. dem Bildhauer Jang Unhyong zum ersten Mal und wechselt ein paar Worte mit ihm. Monate später meldet sich dessen Schwester bei ihr: Jang ist verschollen, und H. ist die einzige in seinen Aufzeichnungen erwähnte Person, mit der sie noch nicht gesprochen hat. Trotz ihrer ausweichenden Reaktion hat H. kurze Zeit Jangs Manuskript im Briefkasten. Ihre Neugier siegt, und sie taucht ein in seine Erinnerungen.

Zu Beginn lernt der Leser den Bildhauer Jang Unhyong aus der Perspektive der Schriftstellerin H. kennen. Sie ist fasziniert von seinen Werken, menschlichen Abdrücken, bei denen einige Stellen abgerissen wurden und den Blick ins hohle Innere freigeben. Deshalb erkennt sie sofort, dass es sich um eine weitere Skulptur von Jang Unhyong handelt, als sie diese auf der Bühne erblickt. Die anschließende Begegnung mit ihm ist kurz und für sie nicht von weiterer Bedeutung. Doch ihre Frage an ihn, warum er solche Werke schafft, scheint etwas in ihm ausgelöst zu haben. Er erwähnt diese Situation in seinem Manuskript, das er vor seinem Verschwinden hinterlassen hat und das nun H. in die Hände fällt.

Nach diesem kurzen Intro wechselt die Perspektive und besagtes Manuskript ist abgedruckt. Es nimmt den Großteil des Buches ein und endet erst wenige Seiten vor dessen Ende. Es beginnt mit H.s Frage nach dem Warum, die Jang ins Grübeln bringt und ihn zu einem Rückblick anregt. In seiner Kindheit suchte er als einziger Sohn von drei Kindern nach Anerkennung und Zuneigung von seinen Eltern. Doch insbesondere sein Vater ist ihm gegenüber kühl und streng. Diverse Szenen beleuchten Jangs Position in der Familie und in der Schule. In dieser Zeit entwickelt sich auch eine erste Faszination für von der Norm abweichende Körperteile: Immer wieder versucht er, einen Blick auf die durch einen Unfall verstümmelten Finger seines Onkels zu erhaschen.

Als Leser verfolgt man Jangs Entwicklung und erlebt mit, wie er zum ersten Mal Gipsabdrücke von L. nimmt. Diese ist stark übergewichtig, doch ihre Hände findet Jang besonders schön und engagiert sie als Modell. Nach anfänglichen Bedenken von L.s Seite verbringen zunehmend Zeit miteinander. Ihre Beziehung ist kompliziert und wird Jang nachhaltig prägen. Aber findet sich darin auch eine Antwort auf sein Verschwinden?

Jangs Faszination für Körperteile und dessen Entschluss, sie als Gipsabdrücke in unterschiedlichen Haltungen festzuhalten, wird mit poetischer Sprache gelungen beschrieben. Sein Schaffen ist voller Symbolik. Wie viel Mensch fängt ein Abdruck ein? Was verbirgt sich hinter ihren Masken? Wer ist bereit, sie abzulegen? Der Leser begegnet Charakteren, die ihre wahren Gefühle nicht nach außen tragen können oder wollen. Der Künstler Jang hat derweil immer wieder den Eindruck, selbst hohl zu sein. Er sehnt sich danach, hinter die Maske eines anderen zu blicken. Das Buch lässt den Leser tief blicken und begreifen, was in ihm vorgeht. Trotzdem gelang es mir nie, seinen Charakter in Gänze zu fassen. So blieben bei mir am Ende viele Fragezeichen, an denen das kurze Outro aus H.s Perspektive nichts änderte.

„Deine kalten Hände“ ist ein Künstler- und Gesellschaftsroman, der starke Bilder schafft und Raum zur Interpretation gibt. Er brachte mich ins Nachdenken, konnte mich auf der emotionalen Ebene aber nicht packen. Ein Buch für alle, die gern symbolträchtige Werke lesen.

Veröffentlicht am 29.01.2019

Kann Max seine Schwester und sich selbst retten?

Im Kopf des Mörders - Toter Schrei
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Kommissar Max Bischoff ist es gerade erst gelungen, eine Mordserie zu beenden, da erreicht ihn eine schockierende Nachricht: Seine Schwester Kirsten wurde entführt. Der Täter nimmt Kontakt zu Max auf und ...

Kommissar Max Bischoff ist es gerade erst gelungen, eine Mordserie zu beenden, da erreicht ihn eine schockierende Nachricht: Seine Schwester Kirsten wurde entführt. Der Täter nimmt Kontakt zu Max auf und droht damit, ihm Kirsten stückweise zurückzuschicken, wenn er nicht seine Anweisungen befolgt. Als Beweis, dass es ihm erst ist, schickt er Max den kleinen Finger von Kirsten. Auf die Hilfe der Polizei muss er verzichten, nur zu einer Kollegin darf er Kontakt aufnehmen und soll sich mit ihr treffen. Das stellt sich jedoch als Falle heraus. Während für Max die Zeit tickt, um Kirsten zu finden, wird er selbst zum Gejagten…

Das Buch startet mit einem erschreckenden Prolog, in dem sich Max‘ Schwester Kirsten gefangen in einem Keller wiederfindet und der Entführer ihr mitteilt, dass das alles wegen ihres Bruders geschieht. Dieser findet gleich darauf heraus, was mit Kirsten passiert ist, denn der Entführer nimmt Kontakt mit ihm auf. Wer hat es auf Max abgesehen? Er weiß, dass es nur Alexander Neumann sein kann: Ein ehemaliger Polizist, den er überführte, vom Selbstmord abhielt und dann dafür sorgte, dass er ins Gefängnis und nicht in die forensische Psychiatrie kommt. Scheinbar ist dieser nun auf freiem Fuß und startet einen Rachefeldzug.

Die Ereignisse überschlagen sich in den ersten Kapiteln geradezu und dem Leser wird keine Verschnaufpause gegönnt. Verzweifelt versucht Max, mehr herauszufinden, und nimmt Kontakt zu seinem Partner Böhmer auf. Doch das wird direkt bestraft. So folgt Max erst einmal den Anweisungen des Entführers, um Schlimmeres zu verhindern. Doch damit gerät er in eine schreckliche Falle, die ihn zum Gejagten macht. Welche Optionen bleiben ihm nun? Kann er sich den Anweisungen des Entführers widersetzen oder irgendetwas tun, mit dem er einen Vorsprung erlangt, ohne dass dieser es mitbekommt? Allein eher nicht – aber wem kann er dazu vertrauen?

Das Tempo der Reihe war auch in den beiden Vorgängern schon hoch, doch diesmal wurde ich beinahe abgehängt. Dieser letzte Teil der Trilogie will noch spektakulärer, erschreckender und dramatischer sein. Dabei fand ich es schade, dass Max mehr oder weniger auf sich allein gestellt ist und das Szenario keine Polizeiarbeit im engeren Sinne erlaubt, die mir bei den Vorgängern gefallen hat. Auch Max‘ titelgebende Fähigkeit, sich in den Kopf von Mördern hineinversetzen zu können, kommt nicht mehr richtig zu Zuge.

Nachdem Max zu Beginn ratlos ist, wo er bei seiner Suche nach Kirsten ansetzen kann, ergibt sich schließlich ein allererster Anhaltspunkt. In dieser Hinsicht ähnelt das Buch dann doch den Vorgängern: Es setzt stark auf Dialoge, in denen schrittweise neue Informationen ans Licht kommen, die den Protagonisten von A nach B führen. Dabei ist die Zahl der Charaktere, mit denen er interagiert, aus naheliegenden Gründen eingeschränkt. Mehrfach werden dieselben Personen befragt, was auch für mich als Leserin zu einer zählen Angelegenheit wurde.

Auch wenn ich immer mehr in die Geschichte hineinfand, wurde ich mit ihr nicht so richtig warm. Zum Ende hin gibt es schließlich mehrere überraschende Entwicklungen, die das Buch gelungen abrundeten und mich versöhnlich stimmten. Mir haben die Vorgänger aber besser gefallen. Ohne Vorkenntnisse wird man sich mit diesem Buch eher schwer tun. Wer aber die ersten beiden Teile der Trilogie gelesen hat, der sollte „Toter Schrei“ eine Chance geben.

Veröffentlicht am 20.01.2019

Ein magisches Abenteuer

Der Welten-Express 1 (Der Welten-Express 1)
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In „Der Welten-Express“ von Anca Sturm kehrt Flinn Nachtigall immer wieder zu dem Bahnhof zurück, an dem zwei Jahre zuvor ihr Bruder Jonte verschwunden ist. Er war die einzige Person, bei der sie das Gefühl ...

In „Der Welten-Express“ von Anca Sturm kehrt Flinn Nachtigall immer wieder zu dem Bahnhof zurück, an dem zwei Jahre zuvor ihr Bruder Jonte verschwunden ist. Er war die einzige Person, bei der sie das Gefühl hatte, verstanden zu werden. Eines Abends hält plötzlich ein merkwürdiger Zug am Bahnhof an, und Flinn steigt ein. Schnell muss sie feststellen, dass es sich um einen magischen Zug handelt, in dem Jugendliche ausgebildet werden, die eines Tages zu Helden werden. Doch sie hat kein Ticket! Als blinder Passagier räumt man ihr zwei Wochen an Bord ein, bevor man sie wieder zu Hause absetzt. Zwei Wochen, in denen sie die Chance hat, etwas über Jontes Verbleib herauszufinden. Dabei kommt sie jedoch nur langsam voran, da sie die Personen, die etwas wissen könnten, nicht einfach fragt. Stattdessen sucht sie bevorzugt zur Schlafenszeit nach Hinweisen und wird dabei ständig erwischt. Zum Glück findet sie bald Freunde, die ihr zur Seite stehen. Bei diesen hätte ich mir aber noch mehr Tiefe gewünscht, denn so viel erfährt man leider nicht darüber, was in ihnen vorgeht. Das Verhalten der Erwachsenen an Bord fand ich schließlich auch für ein Kinderbuch oft unglaubwürdig. So gelingt es dem Buch zwar, eine magische Atmosphäre zu schaffen, in die ich gerne eintauchte, die Umsetzung konnte mich jedoch nicht richtig fesseln.

Veröffentlicht am 20.01.2019

Der WItz ist da, die Spannung fehlt

Silber - Das zweite Buch der Träume
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Liv ist nun schon seit achteinhalb Wochen mit Henry zusammen. Obwohl ihnen die Gefahr durch Anabel vor Augen geführt wurde, treffen sich die beiden fast jede Nacht in den Korridoren mit den Traumtüren. ...

Liv ist nun schon seit achteinhalb Wochen mit Henry zusammen. Obwohl ihnen die Gefahr durch Anabel vor Augen geführt wurde, treffen sich die beiden fast jede Nacht in den Korridoren mit den Traumtüren. Dort treffen sie allerdings auf eine merkwürdige Gestalt – was führt sie im Schilde? Hat sie etwas damit zu tun, dass Mia neuerdings schlafwandelt? Liv ist außerdem zunehmend unzufrieden, dass Henry sie auf Abstand hält und nie über seine Familie spricht. Und auch Ernest Mutter sorgt für Probleme…

Nachdem ich den Reihenauftakt im letzten Jahr innerhalb eines einzigen Tages gelesen habe, war ich gespannt, wie es für Liv und ihre Freunde weitergehen wird. Das Buch beginnt mit Livs halbherzigem Versuch, die Träume von Lotties Verehrer auszuspionieren und machte große Lust auf erneute Streifzüge durch Korridore voller Traumtüren.

Im zweiten Buch der Träume muss Liv sich den im Inhalt erwähnten Problemen stellen. Henry, Mia und Secrecy wirbeln ihr Leben genauso durcheinander wie die neuen Charaktere Senator Tod Nord und das Biest in Ocker. In der Zusammenfassung des Inhalts wirken all diese Themen aber spannender, als ich sie beim Lesen tatsächlich empfunden habe. Mir fehlte eine richtige Spannungskurve, die Geschichte plätschert mit kleinen und mittelgroßen Alltagsproblemen die meiste Zeit über vor sich hin.

Das Buch überzeugte mich vor allem durch seinen Sprachwitz. Hier konnten Mia und Lottie bei mir Punkten, und auch Liv selbst hat mich wieder unterhalten können. Henry hingegen bleibt eher distanziert und es nervte mich, dass er und Liv so lange nicht über ihre Beziehung reden. Auch von Grayson hätte ich gerne noch mehr gelesen.

Die Beiträge des Tittle-Tattle Blogs waren erneut kleine Highlights, und die Spekulationen über die Identität von Secrecy gehen weiter. Die Tatsache, dass Secrecy Dinge über Liv weiß, die eigentlich keiner wissen kann, facht die Suche nochmals an. Auch als Leser spekuliert man zwangsläufig mit und ich habe meinen Kreis der Verdächtigen deutlich eingrenzen können.

Bei der Beschreibung der Traumszenen beweist Kerstin Gier erneut große Kreativität. Liv durchschreitet erneut einige Traumtüren und landet in den verrücktesten Träumen. Auch ihre Versuche, ihre Verwandlungsfähigkeit zu verbessern, waren lustig. Ich hätte mir aber noch mehr Szenen außerhalb der Träume gewünscht.

„Silber: Das zweite Buch der Träume“ beweist Wortwitz und Kreativität. Mit Liv, Mia und Lottie hat Kerstin Gier sympathische und lustige Charaktere geschaffen, die man einfach mögen muss. Die mangelnde Spannung und die Beziehungsprobleme zwischen Liv und Henry, die sich einer Lösung hartnäckig entziehen, machen dieses Buch für mich jedoch zu einem typischen, eher ereignislosen Mittelteil. Ich freue mich jetzt auf den Abschluss der Trilogie, der hoffentlich noch einmal spannender wird.