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Veröffentlicht am 08.02.2019

Eine lustige und hübsch bebilderte Weihnachtsgeschichte

Der kleine Drache Kokosnuss feiert Weihnachten
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"Der kleine Drache Kokosnuss feiert Weihnachten" ist der zweite Band einer inzwischen 36 teiligen Buchreihe um den kleinen Drachen von Ingo Siegner. Dieses Vorlesebuch erschien früher unter dem Titel "Kokosnuss ...

"Der kleine Drache Kokosnuss feiert Weihnachten" ist der zweite Band einer inzwischen 36 teiligen Buchreihe um den kleinen Drachen von Ingo Siegner. Dieses Vorlesebuch erschien früher unter dem Titel "Kokosnuss besucht den Weihnachtsmann". Die Neuauflage aus dem cbj Verlag von 2017 trägt den oben genannten neuen Titel.


Kokosnuss ist ein schlauer und vor allem sehr neugieriger kleiner Drache, der auf einer bisher unentdeckten Dracheninsel lebt. Im Winter gibt es dort reichlich Schnee und als Kokosnuss und das Stachelschwein Matilda gerade spielen, tauchen zwei Tiere im schwarzen Frack auf. Sie fragen nach dem Weg zum Südpol. Die Freunde fragen bei Yeminee um Rat, der schickt die Pinguine zum Weihnachtsmann, denn der kennt sich durch seine Reise zu Weihnachten auf der ganzen Welt aus.

Kokosnuss und Matilda kennen kein Weihnachten und als Yeminee ihnen begeistert von Heiligabend erzählt, wollen sie auch dieses Fest erleben. Also suchen sie gemeinsam mit den Pinguinen den Weihnachtsmann. Schliesslich soll er sie zu Weihnachten auch mal besuchen.


Wer freut sich nicht auf Weihnachten? Zu Weihnachten gehört die Geschichte vom Jesuskind, viele schöne Lieder, das Krippenspiel, Plätzchen backen und natürlich Geschenke. Alle Kinder bekommen leuchtende Augen, wenn sie davon nur hören. Als der kleine Drache und Matilda von Yeminee von diesem Fest erfahren, möchten sie es unbedingt auch erleben. Der Weihnachtsmann bringt auch Geschenke, hören sie erstaunt. Das möchten sie auch! Und weil der Weihnachtsmann den Pinguinen den Weg zum Südpol verraten soll, suchen sie ihn gleich mit auf.


Welche Abenteuer sie auf ihrer Reise erleben, wie ihr Ballon fliegen kann, wie sie das Weihnachtsdorf erreichen und ob sie den Weihnachtsmann überzeugen können, sie auf der Dracheninsel zu besuchen, ist mit vielen tollen Erlebnissen verbunden.


Mit diesem Buch wächst die Vorfreude auf das Weihnachtsfest und für kleine Kinder ist es durch die Abenteuer und die Suche nach dem Weihnachtsmann auch ein großer Spaß.

Die Texte sind kindgerecht und für die Altersklasse von 4-6 Jahren geeignet.

Nur die Namen Yeminee und Proselinde finde ich merkwürdig und welchen Sinn die Färbung von Yeminees Nase für diese Handlung haben soll, erschliesst sich mir aus diesem Buch nicht.


Die bunten Bilder sind hübsch anzuschauen, die Figuren sind sehr fantasievoll und die Geschichte von Weihnachten bringt Kinderherzen zum Frohlocken. Die Vorfreude auf das Fest des Jahres steigt mit diesem Buch auf alle Fälle.

Veröffentlicht am 01.02.2019

Eine großartige Idee und fesselnde Lektüre für Fans amerikanischer Gegenwartsliteratur und Kunst Hoppers

Nighthawks
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Lawrence Blocks Sammlung von 17 Kurzgeschichten in "Nighthawks" erschien bereits 2017 im Droemer Verlag.



In Nighthawks hat Lawrence Block namhafte US-Autoren Geschichten zu berühmten Gemälden des Malers ...

Lawrence Blocks Sammlung von 17 Kurzgeschichten in "Nighthawks" erschien bereits 2017 im Droemer Verlag.



In Nighthawks hat Lawrence Block namhafte US-Autoren Geschichten zu berühmten Gemälden des Malers Hopper gesammelt. Sie ließen sich von Gemälden zu kriminalistischen Stories inspirieren und hauchen so den Bildern neues Leben ein.


Der amerikanische Maler Edward Hopper (1882 - 1967) gilt als eine Ikone des modernen Amerikanischen Realismus. Er zeigt Momentaufnahmen vom Alltagsleben und seine überwiegend in kühlen Farben dargestellten realistischen Bilder weisen auf die Einsamkeit des modernen Menschen hin. Er gilt als Chronist der amerikanischen Zivilisation.


Gemälde haben immer eine besondere Aussage, Wirkung oder eine Geschichte, die jeder Betrachter ganz individuell empfindet.

Die Portraits von Edward Hopper zeigen Menschen, die in ihre Einsamkeit versunken scheinen. Das regt die Phantasie beim Betrachter an und lässt siebzehn namhafte US-Autoren ihre persönliche Geschichte schreiben.

Wie diese Gemälde von amerikanischen Autoren empfunden werden, haben sie in ihren Geschichten auf vielfältige Weise zum Ausdruck gebracht.

Dabei ist es interessant zu sehen, wie sich die Autoren die Story hinter dem Bild vorstellen. Da werden besondere Existenzprobleme oder einfach nur alltägliche Vorgänge beschrieben, die Figuren bekommen spezielle charakterliche Züge verpasst oder es gibt Einsichten in Schicksale oder Schauplätze, die man sich in Verbindung zu dem jeweiligen Gemälde gut vorstellen kann.


"Familiengeschäfte" heißt der Titel von Craig Ferguson zum Bild South Truro Church von 1930.


Intensiv und sehr gelungen ist "Das Musikzimmer" von Stephen Kind zum Bild "Room in New York" (1932).


Joyce Carol Oates Geschichte "Die Frau am Fenster" zu Eleven A.M. von 1926 passt inhaltlich perfekt.


Ganz besonders eindrucksvoll finde ich hier die großartige Idee, der engen Verknüpfung von Malerei und Literatur. Da entstehen ganz eigene Geschichten, die das weiter erzählen, was auf dem Bild nur als Momentaufnahme zu sehen ist. Die Autoren setzen sich mit den Bildern intensiv auseinander und machen lesbar, was noch nicht sichtbar ist. Da gibt es Auftritte in Nachtclubs, man beobachtet New Yorker Stadtszenen oder erlebt emotionale Erlebnisse unterschiedlicher Personen.


Hoppers Gemälde waren mir fast gänzlich unbekannt, sie haben mich aber überwiegend angesprochen und ich habe mir meine eigenen Gedanken dazu machen können. Dagegen hat mir nicht jeder Erzählstil zugesagt, bei einigen verliert man sich in manche Stories und genießt einfach nur, andere konnten mich nicht so erreichen. Insgesamt hat man hier einen Querschnitt durch Hoppers Werke und einen Überblick verschiedenster Autoren, die man neu für sich entdecken kann. Das gefällt mir an Anthologien so sehr.


Wer die Werke von Hopper kennt, sollte sich dieses Buch näher ansehen, es ist die perfekte Verbindung zwischen bildender Kunst und fiktiver Geschichte. Eine großartige Idee und fesselnde Lektüre für Fans amerikanischer Gegenwartsliteratur und Kunst Hoppers.


Veröffentlicht am 28.01.2019

Als Urlaubslektüre genau richtig: leichte und lustige Unterhaltung

Oma tanzt auf Wolke 7
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Oma Jette hat mit ihrem kleinen Bernsteinlädchen ihr Hobby zum Beruf gemacht und liebt ihr Leben auf Langeoog. In den Herbstferien werden ihre drei Enkel zu Besuch kommen und darauf freut sie sich besonders. ...


Oma Jette hat mit ihrem kleinen Bernsteinlädchen ihr Hobby zum Beruf gemacht und liebt ihr Leben auf Langeoog. In den Herbstferien werden ihre drei Enkel zu Besuch kommen und darauf freut sie sich besonders. Ihr Lebensgefährte Günther möchte ihr einen Heiratsantrag machen, doch auf einmal hat er einen Nebenbuhler, der sich um Jette bemüht. Er zieht die Enkel ins Vertrauen. Doch es geht in Jettes Haus zu wie in einem Taubenschlag. Denn auch Walburga, Horsti und Nachbarin Grete sorgen für Neuigkeiten, sodaß Jette vielbeschäftigt ist.



Mit diesem Roman bekommt man neben einer quirligen Familiengeschichte auch reichlich Humor geboten. Das fängt schon bei der Namenswahl der Figuren an, sie sind überspitzt und damit echt lustig. Wer heißt schon Zwiebell, Walburga, Blümerant und Horsti von Hinten?


Die Charaktere sind liebevoll mit reichlich Ecken und Kanten ausgestattet, das verleiht ihnen einen hohen Wiedererkennungswert und beim Lesen läuft ein buntes Kopfkino. Besonders Walburga hat sich mir mit ihrem pinken Outfits und ihrer Vorliebe für bunte Fruchtkaugummis ins Hirn gebrannt.


Jette ist eine echte Frohnatur, gutmütig und hilfsbereit. Ihr wird einiges abverlangt, denn ihr Haus gleicht in den Ferien einem vollbelegten Hotel. Doch sie kann niemandem etwas abschlagen, besonders ihrem Günther nicht. Als Julius Zwiebell mit Jette anbandelt, wird Günther eifersüchtig, eine Flasche Küstennebel soll sein Leid mindern, allerdings endet das als Zeltaktion in Jettes Garten.


Wie soll Günther das nun mit dem Heiratsantrag auf die Reihe kriegen? Oder hat Jette ihn jetzt leid?



Auch wenn dieser Band eine Fortsetzung der Oma Jette-Reihe ist, hat man keine Verständnisprobleme. Man wächst schnell in die Familie hinein und erlebt trubelige und humorvolle Szenen. Zusätzlich sorgt das eingebaute Nordsee-Insel-Flair für Urlaubsstimmung, es gibt sogar einen schweren Herbststurm und man kann sich auf eine quirlige Unterhaltung freuen.


Diese humorvolle und turbulente Familiengeschichte hat reichlich Unterhaltungscharakter und das Nordseeflair sorgt für Urlaubsgefühle. Ein Roman zum Abschalten und Entspannen.


Veröffentlicht am 26.01.2019

Ein authentischer Blick macht das Grauen dieser Zeit erkennbar

Trümmerkind
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Der Roman "Trümmerkind" von Mechthild Borrmann erschien 2017 im Droemer Verlag.

Hamburg, 1946/47. Nach dem 2. Weltkrieg ist Hamburg zerstört, Tausende Menschen kämpfen einen täglichen Überlebenskampf. ...

Der Roman "Trümmerkind" von Mechthild Borrmann erschien 2017 im Droemer Verlag.

Hamburg, 1946/47. Nach dem 2. Weltkrieg ist Hamburg zerstört, Tausende Menschen kämpfen einen täglichen Überlebenskampf. Als der 14jährige Hanno neben einer nackten Frauenleiche einen kleinen Jungen findet, nimmt er ihn mit. Seine Mutter Agnes nimmt ihn wie ein eigenes Kind auf und sie nennen ihn Joost.


"Das war eine andere Zeit,..., da denkt man nicht über Tage und Wochen hinaus, sondern nur daran, ob es am Abend etwas zu essen gibt und ob im Ofen ein Feuer brennt. Da muss man die Dinge vergessen, sonst ist man verloren." Zitat Seite 223


Als historischen Schauplatz hat Mechthild Borrmann Hamburg im Jahrhundertwinter 1946/47 gewählt. Es ist die Zeit des Mangels, des Schwarzhandels und des Steineklopfens, die Zeit der Trümmerfrauen und -kinder. Dort trieb ein sogenannter Trümmermörder sein Unwesen.

Borrmann nimmt diesen authentischen Fall auf und konstruiert daraus einen fiktiven Roman.

Besonders bedrückend schildert sie die missliche Lage der Menschen in der Nachkriegszeit. Viele Menschen wurden von ihren Gütern vertrieben, landeten als Flüchtlinge bei anderen Familien, wurden dort aufgenommen oder auch nur geduldet. Die Zeiten waren hart, Lebensmittel und Kleidung knapp, die Städte zerbombt, die Väter im Krieg vermisst oder verstorben.


Die Handlung ist in drei Erzählstränge unterteilt, zwei ordnen sich direkt nach dem 2. Weltkrieg an, ein weiterer zeigt die 90er Jahre.

In Hamburg bringt Agnes 1947 ihre beiden Kinder und Findelkind Joost im zerbombten Hamburg mit Näharbeiten durch die schwere Zeit. Joost ist traumatisiert, doch allmählich gesundet seine Seele und er hält Agnes für seine eigene Mutter.

In der Uckermark rücken im April 1945 die russischen Besatzer immer näher und die Familie von Clara Anquist, die auf ihrem Gut lange Zeit Flüchtlinge beherbergt hat, muss fliehen.


In den 90er Jahren macht sich die Lehrerin Anna auf die Suche nach ihren Vorfahren, die einstmals ein Gut in der Uckermark besassen, ihre Mutter ist eine geborene Anquist. Dabei entdeckt sie ein lange gehütetes Familiengeheimnis.

Diese drei Handlungsebenen verknüpfen sich allmählich zu einer zusammenhängenden Geschichte, bei der mir die realistischen Schilderungen der Wirren der Nachkriegszeit sehr zugesetzt haben. Mechthild Borrmann macht hier das Zeitgeschehen so glaubhaft sichtbar und lässt den Leser einen ungetrübten Blick auf die schwierigen Zustände der Zeit werfen. Absolut realistisch zeigt sie Flucht, Vertreibung, Schwarzmarkt und die Rückkehr von Vermissten in ihrer Geschichte und lässt ihre Leser die Schicksale und ihre existentiellen Nöte betroffen miterleben.

Dagegen wirkt der Gegenwartsteil merkwürdig unausgeschmückt und blaß. Es mag sein, dass die Autorin damit die Diskrepanz zwischen den verschiedenen Lebensumständen darstellen wollte, mit Anna und ihrem Mann konnte ich allerdings keine Nähe aufbauen.


Der Schreibstil ist klar und sehr flüssig, absolut lebendig und bildhaft und es gelingt der Autorin immer wieder die Stimmungen der Figuren authentisch abzubilden und die Szenen wie ein Kopfkino beim Leser ablaufen zu lassen.

"Trümmerkind" verknüpft menschliches Leid der Nachkriegsjahre mit der Einforderung von Besitzansprüchen aus der Neuzeit. Dabei wirkt der Roman wie ein Mix aus Historie, Unterhaltung und Krimi.

Veröffentlicht am 23.01.2019

Toller Band der Steirerkrimireihe

Steirerquell
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LKA-Ermittlerin Sandra Mohr ist durch ihren Beruf einiges gewohnt, doch als ihre Freundin Andrea sie am Handy um Hilfe anfleht, ist sie erst einmal völlig schockiert. Gemeinsam mit ihrem Vorgesetzten Sascha ...

LKA-Ermittlerin Sandra Mohr ist durch ihren Beruf einiges gewohnt, doch als ihre Freundin Andrea sie am Handy um Hilfe anfleht, ist sie erst einmal völlig schockiert. Gemeinsam mit ihrem Vorgesetzten Sascha Bergmann startet sie die Suche und beginnt zu ermitteln. Die erste Anlaufstelle ist ein Wellness-Hotel, dort wollte sich Andrea ein Wochenende in der Thermenlandschaft vergnügen. Kurz darauf wird eine verkohlte Frauenleiche gefunden, Sandra befürchtet das Schlimmste.

Regionalkrimis lese ich immer gern und mit dem sympathischen Duo Sandra und Sascha bin ich der Handlung gern gefolgt und habe sie bei diesem sehr persönlichen Fall begleitet.

Im Laufe der Ermittlungen gelangen einige Geheimnisse an die Oberfläche, die Sandra durchaus so nicht erwartet hätte, obwohl ihr bewusst war, dass ihre Freundin Andrea eine Vorliebe für verheiratete Männer hat. Es ist ein sehr emotionaler Fall, die persönliche Betroffenheit von Sandra und die Sorge um ihre Freundin springen regelrecht auf den Leser über. Es wird schwierig, weil Sandra professionelles Arbeiten über ihre persönliche Befangenheit stellen muss. Doch das gelingt ihr recht gut.

Gleichzeitig sorgen Einblicke in Andreas Gefangenschaft für dramatische Momente, man kann ihrer scheinbar ausweglosen Situation nur tatenlos zusehen. Können Sandra und Sascha sie aus den Händen dieses Psychopathen befreien oder wird Andrea als Brandopfer enden?



Im Verlauf der Handlung zeichnen sich einige Verdächtige ab, doch man tappt im Dunkeln, weil man das Motiv des Täters nicht fassen kann. Auch Sandra und Sascha stochern recht lange ziemlich erfolglos nach einer hilfreichen Spur. Allerdings sind ihre Ermittlungen durch ihre persönlichen Wortspielchen und Neckereien auch sehr unterhaltsam zu lesen.

Dieses Mal erfährt man auch von Sascha Bergmann einige Neuigkeiten aus seinem Privatleben, die ihn in einem besonderen Licht erscheinen lassen. Er ist doch mehr Herzensmensch, als man es bisher vermuten konnte.

Claudia Rossbacher stellt ihren Krimi wieder mit lokalen Besonderheiten detailreich vor die Kulisse der Steiermark und man kann sich die Gegend gut vorstellen. Dieses Mal zeigt sie das Thermenland genauer. Einige österreichische Begriffe sorgen zusätzlich für Lokalkolorit, sie werden in einem Glossar am Ende des Buches näher erklärt.



Der Krimi zeigt alltägliche Ermittlerarbeit, unwillige Zeugen und lässt durch einige private Einblicke reichlich Spannung und Unterhaltung zu. Aber am meisten konnten mich die Einschübe von Andreas "Behandlung" fesseln, dort liegen die Nerven durch die Ungewissheit förmlich blank.

Nur das Ende wird dann allerdings recht unspektakulär und schnell abgehandelt und wirkt damit nicht sehr überzeugend.



Insgesamt hat mich dieser Steirerkrimi gut und spannend und mit einem genauen Blick auf die Gegend unterhalten. Auch die Weiterentweicklung der Ermittler hat dazu beigetragen.