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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.03.2019

Wenn das Ende nicht wäre, ein 5 Sterne Buch

Liebes Kind
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INHALT:
Eine fensterlose Hütte im Wald. Lenas Leben und das ihrer zwei Kinder folgt strengen Regeln: Mahlzeiten, Toilettengänge, Lernzeiten werden minutiös eingehalten. Sauerstoff bekommen sie über einen ...

INHALT:
Eine fensterlose Hütte im Wald. Lenas Leben und das ihrer zwei Kinder folgt strengen Regeln: Mahlzeiten, Toilettengänge, Lernzeiten werden minutiös eingehalten. Sauerstoff bekommen sie über einen »Zirkulationsapparat«. Der Vater versorgt seine Familie mit Lebensmitteln, er beschützt sie vor den Gefahren der Welt da draußen, er kümmert sich darum, dass seine Kinder immer eine Mutter haben. Doch eines Tages gelingt ihnen die Flucht – und nun geht der Albtraum erst richtig los. Denn vieles deutet darauf hin, dass der Entführer sich zurückholen will, was ihm gehört.

MEINUNG:
Liebes Kind erinnert mich sofort an Raum von Emma Donoghue, vermutlich weil, die erste Erzählerstimme die kleine Hannah ist. Ich hatte fast befürchtet, dass es komplett aus Hannahs Sicht geschrieben ist, aber es gibt auch noch die Sicht von Lenas Vater und von einer Frau, die für Lena gehalten wird, denn Hannah bezeichnet sie als ihre Mutter. Durch einen Zufall können beide fliehen und werden in einen Autounfall verwickelt, der alles ins Rollen bringt. Die Geschichte setzt nach der Entführung ein und deren Aufarbeitung an.

Relativ schnell merkt man, dass vieles nicht so passiert sein kann, wie es die Beteiligten schildern. Die drei Erzähler haben auch ganz unterschiedliche Formen, um mit dem Geschehenen umzugehen. Hannah fand ich dabei besonders speziell, denn sie leidet wohl an einer Form des Asperger-Syndroms und reagiert auf alles sehr nüchtern und sehr pragmatisch. Für sie war die Hütte ihr Zuhause und der familiäre Ablauf ganz normaler Alltag. Mir stellten sich immer wieder die Nackenhaare auf, wenn den angedeuteten Grausamkeiten folgt, aber Hannah kommt außerhalb der Hütte nicht besonders gut zurecht und versteht auch vieles nicht. Das liegt aber nicht an ihrem Alter, sondern eben an ihrer speziellen Persönlichkeit. Ich fand Hannah oft auch ein wenig unheimlich und gerade dadurch so grandios geschrieben von der Autorin.

Matthias hat seine Tochter nie aufgegeben und in ihm entfacht nach der Nachricht, dass man Lena gefunden hat, eine große Hoffnung. Er ist in seinem Eifer auch kaum zu bremsen und häufig sehr ungeduldig, was die Ermittlungsstände der Polizei angeht und tut das Falsche aus den richtigen Gründen, in dem er sich auch an die Presse wendet. Auch seine Frau, Lenas Mutter, kann häufig nicht zu ihm durchdringen. Ich fand es natürlich zum Teil nachvollziehbar, aber manchmal auch etwas unheimlich, weil er schnell auch zu Überreaktionen neigte.

Spannend war auch Lenas, die als Opfer eine Entführung, dann wieder zurück ins Leben finden muss, was ohne professionelle Hilfe, die sie aber verweigert, nicht möglich ist. Obwohl sie eigentlich frei ist, ist sie es doch nicht, denn Entführer ist immer noch in ihrem Kopf und in ihren Gedanken. Auch in einen freibestimmten Tagesablauf findet sie nur schwer zurück. Man spürt, dass einfach ein Teil von ihr zerbrochen ist, dass sie unfrei ist, obwohl sie eigentlich frei ist. Auch diese Passagen waren sehr intensiv zu lesen.

Der Spannungsbogen konnte konstant gehalten werden. Gleich zu Beginn gibt auch so viele Ungereimtheiten und Widersprüche, dass ich das Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen konnte. Ich habe auch so viele Theorie entwickelt, wer und was dahinterstecken könnte und wie es wirklich alles war. Genau aus diesem Grund war ich dann etwas ernüchtert von der Auflösung, denn darauf wäre ich nie gekommen und dafür gab es eben auch in der Fülle von Anhaltspunkten keinerlei Hinweise. Das hat mich persönlich nicht wirklich zufrieden gestellt, aber das mag Geschmackssache sein. Trotzdem war alles in sich schlüssig erklärt und es blieben keine Fragen offen.

FAZIT:
Liebes Kind war, bis auf das für mich nicht richtig runde Ende, ein absoluter Pager Turner, den ich innerhalb von ein paar Tagen verschlungen habe. Der Spannungsbogen ist die ganze Zeit vorhanden. Für mich ein bemerkenswertes Debüt, auch was den Erzähl- und Schreibstil angeht.

Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 26.02.2019

Rasanter Start

Cainstorm Island – Der Gejagte
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INHALT:
Emilios Welt ist geteilt. Auf der einen Seite das reiche Asaria. Auf der anderen Seite Cainstorm Island, überbevölkert, arm und von Gewalt zerfressen. Dort kämpft der 17-Jährige, umgeben von brutalen ...

INHALT:
Emilios Welt ist geteilt. Auf der einen Seite das reiche Asaria. Auf der anderen Seite Cainstorm Island, überbevölkert, arm und von Gewalt zerfressen. Dort kämpft der 17-Jährige, umgeben von brutalen Gangs, gegen die Schulden seiner Familie. Eines Tages spricht ihn ein Mitarbeiter von Eyevision an und bietet Emilio einen Deal. Emilio willigt ein, sich einen Chip in den Kopf implantieren zu lassen. Dieser Chip ist an seinen Sehnerv angeschlossen und überträgt jeden Tag eine halbe Stunde lang, was Emilio sieht. Seine Videos, waghalsige Kletter- und Trainsurf-Aktionen, kommen an, die Zuschauerzahlen steigen langsam. Bis sein Leben eine unvorhergesehene Wendung nimmt: Emilio gerät in das Gebiet einer Gang und tötet einen der Anführer in Notwehr. Live und auf Sendung. Das Video verbreitet sich rasend schnell und Emilio wird zum Gejagten. Und zwar nicht nur von der Gang, sondern auch von Eyevision, die sehr eigene Pläne mit Emilio haben.

MEINUNG:
Cainstorm Island – Der Gejagte beginnt gleich sehr rasant mit der Tötung des Gangmitgliedes aus Notwehr durch Emilio. Wie das Ganze mit dem Chip, den Videos und Eyevision funktioniert, musste ich erstmal ein wenig für mich sortieren. Der Chip ist direkt in Emilios Kopf implantiert und ermöglicht ihm direkt über den Sehnerv Videos zu übertragen, quasi eine moderne Version des heutigen Youtubers. Eyevision ist die Firma dahinter. Emilio muss schnell lernen, dass Eyevision kein Erbarmen kennt und auch vor Gewalt und Mord nicht zurückschreckt, nur damit die Zuschauerzahlen hoch sind. Hier wird Geschäftsmodell daraus, dass auf Emilio ein Kopfgeld ausgesetzt wird und er zum Gejagten wird.

Recht schnell lernen wir auch die Welt kennen, die sich in Cainstorm Island und Asaria teilt. Das sind für mich klassischen dystopischen Elemente. Cainstorm Island ist Emilios Heimat und von Armut geprägt. Ich habe mir auf Grund der spanisch klingen Bezeichnungen der Wohnviertel beim Lesen südamerikanische Favelas vorgestellt. Über Asaria erfährt man nur, dass im Gegensatz zu Cainstorm reich und perfekt ist. Zwischen den beiden Gebieten liegen Welten.

Trotz des sehr rasanten Erzähltempos und der Kürze des Buches werden hier nicht Emilios familiärer Hintergrund und seine Beweggründe außer Acht gelassen, warum er sich für Implantierung des Chips entschieden hat. Diese Tatsache versorgt seine Familie, kann die horrenden Schulden tilgen und die Ausgaben für die Erkrankung seines kleinen Bruders denken. Cainstorm ist eine Welt, die Emilio keine Wahl lässt zu solchen Maßnahmen zu greifen.

Emilio macht sich durch seine Tat sehr viele Feinde, auch andere Videostars, die perfiderweise neidisch sind auf seine sehr hohen Klickzahlen, die er als Gejagter erreicht. Für Emilio ist allerdings nur wichtig, dass seine Familie nicht gefährdet wird. Auf der anderen Seite hat Emilio auch Freunde, die zu ihm halten, auch wenn sie sich damit selbst in Gefahr bringen. Am Rand gibt es auch eine kleine Liebesgeschichte, die hier gut mit reinpasst, ohne im Fokus zu stehen. Die Handlung entwickelt eine große Sogwirkung und ließ mich das Buch kaum bei Seite legen. Nur am Ende fängt es ein wenig an zu schwächeln. Als man dachte, es ist doch jetzt alles gelöst, tat sich immer noch eine neue Jagd bzw. ein neuer Konflikt auf. Das Ende dagegen entspricht einem klassischen Cliffhanger und lässt auf Band 2 hoffen.

FAZIT:
Cainstorm Island – Der Gejagte besticht durch eine äußerst rasanten und vor allem bildhaften Erzählweise gepaart mit viel Action, spannenden Wendungen und einer Fülle futurisch-dystopisch inspirierten Ideen. Das Ende lässt einen nervös auf Band 2 warten, der im Herbst 2019 erscheinen wird unter Cainstorm Island – Der Gefangene.
Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 20.02.2019

Sebastian Bergman is back

Die Opfer, die man bringt
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INHALT:
Kriminalpsychologe Sebastian Bergman hat sich damit abgefunden, dass er Kommissar Höglunds Team bei der Reichsmordkommission verlassen musste. Er widmet sich seinem Buchprojekt und hält Vorträge, ...

INHALT:
Kriminalpsychologe Sebastian Bergman hat sich damit abgefunden, dass er Kommissar Höglunds Team bei der Reichsmordkommission verlassen musste. Er widmet sich seinem Buchprojekt und hält Vorträge, einzig zu Tatortanalytikerin Ursula hat er noch Kontakt. Seine Tochter Vanja will ihn weder sehen noch sprechen. Vanja arbeitet inzwischen bei der Polizei in Uppsala, sie ermittelt in einer perfiden Vergewaltigungsserie. Als die Reichsmordkommission eingeschaltet und auch Sebastian Bergman hinzugezogen wird, trifft das Team von einst wieder zusammen: Alte Konflikte drohen zu eskalieren. Und der brutale Vergewaltiger schlägt weiter zu. Bei der Suche nach ihm verdichten sich die Hinweise, dass er seine Opfer nicht zufällig auswählt. Doch gleich mehrere Personen scheinen verhindern zu wollen, dass die Verbindung zwischen den Frauen ans Licht kommt und der Täter gefasst wird.

MEINUNG:
Die Opfer, die man bringt ist der sechste Fall vom Kriminalpsychologen Sebastian Bergmann. Ich habe die Reihe nicht absolut konstant verfolgt. Der Fall ist in sich abgeschlossen, aber ich habe gemerkt, dass in der Vergangenheit, sprich in voran gegangen Büchern sehr viel bei den Charakteren passiert ist. Man spoilert sich hier definitiv, aber mir macht es nichts aus, dass dann nochmal im Nachgang zu erfahren.

Sebastian Bergman musste die Reichsmordskommission verlassen, aber natürlich wird er dann für den aktuellen Fall doch wieder hinzugezogen. Ich war mal wieder überrascht, wie egoistisch und von Sex geradezu besessen der Mann ist. Interessanterweise kennt ihn sein ganzes Umfeld schon sehr gut und kann ihn äußerst präzise einschätzen. Es scheint allen klar zu sein, dass Sebastian Dinge nur zu seinem eigenen Vorteil tut. Trotzdem ist er genialer Psychologe. In diesem Fall hält er sich aber relativ viel im Hintergrund. Grund dafür ist, dass auch seine Tochter Vanja an den Ermittlungen beteiligt ist.

Doch das Verhältnis zwischen den beiden ist sehr schlecht. Vanja möchte ihn am liebsten nie wiedersehen und er würde sich wohl schon so eine Art Vater-Tochter-Beziehung wünschen. In der aktuellen Serie an Vergewaltigungen arbeiten das Team aus Uppsala, dem auch Vanja angehört, mit der Reichsmordkommission aus Stockholm zusammen und das bietet sehr viele Konfliktpotential. Dieser sechste Teil lässt wirklich sehr tief blicken. Gefühlt gibt es in jeder Konstellation Konflikte, Geheimnisse und Altlasten, die eigentlich auch lieber geheim bleiben sollten.

Normalerweise ist für mich immer der Fall und die Ermittlung darum wichtig, aber hier ist es dem Autorenduo gelungen, dass auch dies nicht zu kurz kommt. Man muss sich bei dieser Reihe auch darauf einstellen, dass die Charaktere und ganz besonders deren Beziehungen zueinander deutlich im Fokus stehen und das allein bietet auch schon unheimlich viel Spannungspotential. Der Fall an sich ist zunächst auch recht verworren. Es werden einige falsche Fährten ausgelegt und am Ende war es doch anders als gedacht.

FAZIT:
Das Ende von diesem Band ist äußerst vielversprechend und ich würde am liebsten gleich den nächsten Band lesen. In dieser Reihe stehen eindeutig die Charaktere und deren Beziehung im Vordergrund, die zum Teil sehr verzwickt sind. Dadurch werden minimale Längen erzeugt, aber im Großen und Ganzen ist der Fall wirklich spannend und lädt zum Miträtseln ein. Hoffentlich müssen wir auf den nächsten Band nicht so lange warten. ?
Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 06.02.2019

Solide Unterhaltung

Anatomie eines Skandals
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INHALT:
Sophie ist glückliche Ehefrau des charismatischen Parlamentspolitikers James. Bis er ihr eine Affäre mit seiner Assistentin gesteht. Die ihn nun wegen Vergewaltigung verklagt. James leugnet und ...

INHALT:
Sophie ist glückliche Ehefrau des charismatischen Parlamentspolitikers James. Bis er ihr eine Affäre mit seiner Assistentin gesteht. Die ihn nun wegen Vergewaltigung verklagt. James leugnet und setzt auf die Loyalität des Premierministers, der ihm noch einen Gefallen schuldet. Staatsanwältin Kate sieht die Anklageschrift mit großem Interesse auf ihren Schreibtisch flattern. Aus Gründen, die in ihre Zeit in Oxford zurückreichen. Ein Prozess mit unerwartetem Finale stellt Loyalitäten auf den Prüfstand. Und verändert nicht nur Sophies und James' Leben ...

MEINUNG:
Bei Anatomie eines Skandals haben ich eine Mischung aus Gone Girl und der Serie Scandal erwartet, also Geheimnisse und Wahrheiten unter der Oberfläche, die man erst herausfinden muss. Auf jeden Fall handelt es sich hier nicht um einen Thriller, aber doch um einen Roman mit Spannungselementen.

Die Autorin erzählt aus den Sichten von Sophie, James und einer weiteren dritten Person namens Holly. Von Holly steht nichts im Klappentext und ich war zunächst irritiert, aber in Bücher geschieht bekannterweise nichts ohne Grund und man bekommt mit der Zeit eine Ahnung, wer Holly sein könnte. Anfangs nahm ich auch an, dass der Fokus deutlich mehr auf Sophie liegt, aber Holly nimmt einen recht großen Teil ein.

Beide Frauen lernt der Leser sehr gut kennen. Besonders bei Holly nimmt sich die Autorin viel Zeit. Als ungeduldiger Thrillerleser, will ich natürlich immer Spannungselemente, aber man muss sich hier in Geduld üben und sich die Zeit nehmen die Charaktere im vorgegebenen Tempo kennenzulernen.

Besonders interessant sind natürlich James und Sophie. Beide führen im Prinzip nach außen hin eine Vorzeigeehe. Sophie steht hinter ihrem Mann und für sie ist die Familie, zu der auch zwei Kinder gehören das Wichtigste. Sophie hat James zu Liebe ihren Job aufgegeben, das Übliche also. Die Ehe bekommt ein paar Risse als James der Vergewaltigung bezichtigt wird. Die Affäre scheint noch nicht einmal das Schlimmste zu sein, was ich absolut nicht nachvollziehen konnte, wie sie da so ruhig bleiben konnte. Am schlimmsten ist eigentlich James selbst, der keine wirkliche Reue zeigt.

James ist praktisch mit dem goldenen Löffel groß geworden und hat sich ganz selbstverständlich seinen Platz im Leben gesichert, an dem es so läuft, wie er es möchte. Er verfügt auch über keinerlei Selbstreflexion. Was er macht, das ist richtig. James sammelt da bei mir absolut null Sympathiepunkte und wieder mal habe ich mich gefragt, warum die Öffentlichkeit so einem Mann mehr glaubt, nur weil er der Staatssekretär des Premiers ist. Das zu lesen, hat mich wirklich wütend gemacht.

Den Prozess fand ich sehr eindringlich geschildert. Die Autorin lässt hier kein Detail aus und vieles geht wirklich unter die Haut. Man hofft natürlich auf Gerechtigkeit, aber auch hier landet man schnell auf dem Boden der Tatsachen. Ich fand das zum Schreien ungerecht, aber auch realistisch und damit authentisch. Ein paar Geheimnisse bleiben auch bis zum Schluss verborgen für einige Beteiligte.

Das große Geheimnis zwischen James und Andrew wird erst ganz am Ende aufgedeckt und spielt für den Prozess nicht wirklich eine Rolle, was ich wirklich schade fand, denn das habe ich schon anders erwartet. Das Ende an sich ist relativ offen und lässt Platz für Hoffnung, dass gewisse Personen doch noch eine Strafe erwartet. Natürlich weiß man nicht, ob es so kommen wird.

FAZIT:
Der Roman zeigt auf, wie eine Vergewaltigung eine Frau für immer verändern kann und auch wie leicht man damit sprichwörtlich davonkommen, wenn man eine gute Reputation hat. Die Geschichte ist damit in meinen Augen sehr nah an der Realität, leider. Bis auf ein paar Punkte ist der Roman gut konstruiert. Der Fokus liegt hier eindeutig auf den Charakteren und deren Entwicklung.
Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Atmosphäre
  • Spannung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.01.2019

Vielversprechender Auftakt

Doggerland. Fehltritt (Ein Doggerland-Krimi 1)
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INHALT:
Es ist der Morgen nach dem großen Austernfest. Kommissarin Karen Eiken Hornby, Ende 40, wacht betrunken neben ihrem arroganten Chef in einem Hotelzimmer auf. Etwa zur gleichen Zeit wird eine Frau ...

INHALT:
Es ist der Morgen nach dem großen Austernfest. Kommissarin Karen Eiken Hornby, Ende 40, wacht betrunken neben ihrem arroganten Chef in einem Hotelzimmer auf. Etwa zur gleichen Zeit wird eine Frau brutal in ihrem Haus erschlagen. Das Opfer ist ausgerechnet die Ex-Frau des Mannes, mit dem Hornby gerade die Nacht verbracht hat. Ihr Chef kann den Fall nicht übernehmen, da er zu den potentiellen Verdächtigen gehört. Hornby wittert eine große Chance – sie soll den Fall übernehmen und kann endlich zeigen, dass sie mehr draufhat. Zuvor muss sie jedoch noch ein anderes Alibi für ihren Chef finden. Hornby beginnt zu suchen. Das Mordopfer kam in einem Kollektiv zur Welt. Nahm dort das Unheil seinen Anfang? An der rauen Küste Doggerlands deckt Karen Eiken Hornby eine alte Lüge auf, die das ganze Land erschüttern wird.

MEINUNG:
Doggerland -Fehltritt ist der erste Band der Doggerland Trilogie. Bevor ich mir dem Buch begonnen habe, musste ich erstmal nach Doggerland googeln, denn bisher hatte ich davon nichts gehört. Dabei stellt es sich heraus, dass Doggerland eine Inselgruppe in Nordsee zwischen England und Dänemark ist, die vor etwa 8000 Jahren dem Anstieg des Meeresspiegels zum Opfer fiel.

Maria Adolfsson lässt diese Inselgruppe und das Leben auf ihr wiederaufleben. Gut, dass eine Karte hinten im Buch abgebildet ist, so dass man sich orientieren kann, welcher Ort und welche Insel wo liegt. Das Leben auf den Inseln und deren Kultur und Eigenheiten machen für u.a. das Besondere der Geschichte aus. Das Gute daran ist, dass sich jeder Leser sein eigenes geistiges Bild von Geographie der Inseln machen kann, denn es gibt ja nun kein reales Bild. Die Autorin bietet dafür einen exzellenten Rahmen.

Neben der geschilderten Atmosphäre von Doggerland stehen auch deren Bewohner im Mittelpunkt. Allen voran Karen Eiken Hornby, ihres Zeichen Kommissarin auf Doggerland. Sie ist der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte, aber auch die viele, viele andere Charaktere lernen wir gut bis sehr gut kennen. Karen ist etwas eigen. Zunächst kann man sie nicht so richtig einschätzen. Es gibt immer mal wieder Andeutungen, dass in ihrer Vergangenheit etwas Schreckliches vorgefallen sein muss, denn sie führt ein sehr eigenbrötlerisches Leben und lässt nicht allzu viele Leute an sich. Mir hat gefallen, dass Karen eine vielschichtige Person mit Ecken und Kanten ist, aber ihre persönliche Geschichte steht hier nicht im Mittelpunkt und sie behindert auch nicht massiv den Fall.

Der Fall ist schon recht besonders, vor allem mit dem voran gegangen Techtelmechtel zwischen Karen und ihrem Chef Jounas. Als beide wieder nüchtern sind und einen Eindruck bekommt, wie sie sonst miteinander umgehen, bleibt es äußerst schwer vorstellbar, wie die beiden miteinander im Bett landen konnten. Neben der Gegenwartshandlung werden auch Kapitel aus der Vergangenheit eingestreut, die man zunächst nicht so wirklich einordnen kann. Hierzu muss man wirklich bei den Namen aufpassen, um die richtigen Schlüsse zu ziehen. Nicht geschieht ohne Grund und so sind diese Kapitel natürlich wichtig für die Handlung. Der Fall bewegt sich nur gemächlich weiter und es gibt keine so richtigen Spuren. Hier hätte es gut und gerne ein bisschen mehr Tempo sein können. In diesem Fall ist ein Ende, mit dem der Leser definitiv nicht rechnet und die Auflösung kommt wirklich ganz zum Schluss.


FAZIT:
Eigentlich fehlt es der Geschichte schon ein wenig an Spannung, was den zu lösenden Fall angeht und dafür ziehe ich auch einen Stern ab. Dennoch hat mich hier einfach die Beschreibung der Atmosphäre, der Leute und der Inseln sehr gefallen, so dass sich das Buch einfach so weg gelesen hat. Möglicherweise erwartet uns im nächsten Teil mehr Fokus auf den Fall, denn nun kennt die Gemeinschaft auf Doggerland schon. Ich bin gespannt auf Band 2!
Ich vergebe 4 von 5 Sternen.