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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.02.2019

Reisegeschichten vom Feinsten

Mit kleinem Gepäck
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Tamina Kallert ist den meisten, so auch mir, durch die Reisesendung "Wunderschön!" bekannt, wo sie in sämtlichen Ländern und Regionen moderiert, Einheimische regionale Spezialitäten und sehenswerte Orte ...

Tamina Kallert ist den meisten, so auch mir, durch die Reisesendung "Wunderschön!" bekannt, wo sie in sämtlichen Ländern und Regionen moderiert, Einheimische regionale Spezialitäten und sehenswerte Orte zeigt. Mit ihrem ersten Buch "Mit kleinem Gepäck" gewährt sie dem Leser einen Blick hinter die Filmkulissen. Schnell wird klar, dass sie nicht nur vor der Kamera lebensfroh, herzlich und kommunikativ ist, sondern diese Charakterzüge zu ihrem Wesen gehören. Zwischen den Zeilen wurde das Gefühl der aktiven Lebensart ebenfalls vermittelt.

So berichtet Tamina Kallert nicht nur von idyllischen Landschaften, einem ungeplanten Absturz in einen französischen Fluss oder einer beschwerlichen Wanderung über die Alpen, sondern erzählt sowohl von ihrem beruflichen Werdegang als auch von ihrem Privatleben. Es wird schnell klar, dass hinter der Kamera so einiges schief läuft, es oftmals mehrere Anläufe braucht, bis alles wie geplant im Kasten ist und vor allem Tiere nicht immer nach Plan handeln. Eingerahmt werden die einzelnen Reiseerzählungen durch Reflektionen der eigenen Charakterzüge, dem Umgang mit verschiedensten herausfordernden Situationen, den Prozessen sich die Zeit für sich zu nehmen und zur Ruhe zu kommen, oder den Prioritäten, die gesetzt werden müssen.

Nicht nur für Fans der "Wunderschön!"-Reihe empfehlenswert, sondern für alle reisebegeisterten Leser, die gern mal hinter die Fassaden schauen.

Veröffentlicht am 09.02.2019

Emotional, mitreißend und authentisch

Alles Glück eines Lebens
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Karen Neulander ist politische Beraterin in New York und alleinerziehende Mutter. Ihre Karriere läuft bestens und ihren sechsjährigen Sohn Jacob liebt sie über alles. Doch die Diagnose, dass sie bald ...

Karen Neulander ist politische Beraterin in New York und alleinerziehende Mutter. Ihre Karriere läuft bestens und ihren sechsjährigen Sohn Jacob liebt sie über alles. Doch die Diagnose, dass sie bald an Eierstockkrebs sterben wird, rüttelt ihre kleine perfekte Familienwelt durcheinander, denn sie will für Jacobs Zukunft vorsorgen und organisiert alles, was sie als wichtig erachtet. Doch Jacob hat einen sehnlichen Wunsch: Er will seinen Vater kennenlernen. Kann Karen sich überwinden, Kontakt zu dem Mann aufnehmen, der sie einst so stark verletzt hat und ihn in Jacobs Leben lassen?

Lauren Grodstein hat für den Plot ein hervorragendes Erzählformat ausgewählt: Karen schreibt an ihren Sohn Jacob. So erfährt der Leser auf ganz natürliche Art und Weise, wie es Karen geht, welche Gefühle sie hat, wie stark die Liebe zu ihrem Sohn ist, wie sehr sie mit dem Krebs kämpfen muss und welche Sorgen sich bilden. Diese Unmittelbarkeit eröffent einen direkten Zugang zu der Mutter-Sohn-Beziehung und nimmt den Leser mit auf Karens emotionale Reise einiger Monate ihrer Erkrankung.
Der Schreibstil ist sanft und zärtlich, wenn es um die positiven Gefühle und die starke Zuneigung zu Karens Sohn oder ihrer Schwester geht, erbost und aufgeregt an anderen Stellen. Die Gefühlsschwankungen, Gedankengänge und Handlungen werden durch den Schreibstil unterstützt und dadurch noch authentischer als der Plot und die Figuren ohnehin sind.

Lauren Grodstein hat einen mitfühlenden Roman geschaffen, der emotional mitreißt, dennoch nicht beschönigt und den Fokus auf die Liebe der Mutter zu ihrem Sohn legt, und durch das gewählte Format einen schönen Schluss findet!

Veröffentlicht am 09.02.2019

Ein Briefroman, der berührt

Das Versprechen, dich zu finden
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Tina, Landfrau aus England, erinnert sich an den Tollund-Mann, der in einem dänischen Museum ausgestellt ist. Professor Glob, der ihn damals im Moor gefunden hat, beeindruckte sie und ihre Schulfreundin ...

Tina, Landfrau aus England, erinnert sich an den Tollund-Mann, der in einem dänischen Museum ausgestellt ist. Professor Glob, der ihn damals im Moor gefunden hat, beeindruckte sie und ihre Schulfreundin Bella so sehr, dass sie beschlossen haben, den Tollund-Mann eines Tages gemeinsam anzuschauen. Doch dazu kam es bis zu Bellas Tod nicht. In Erinnerung an diesen gemeinsamen Traum schreibt Tina einen Brief an Professor Glob. Statt ihm antwortet jedoch der dänische Kurator Anders. Langsam entsteht eine Brieffreundschaft zwischen den Beiden, wechselt der Ton vom Förmlichen ins Persönliche und die Geschichten von der Oberflächlichkeit in die Tiefe.

Anne Youngson kann mich mit den langsamen und leisen Tönen, mit denen sie die Briefe von Tina und Anders schreiben lässt, berühren. Es wird schnell klar, dass Anders und Tina sich trotz ihrer unterschiedlichen Herkunft und ihres Lebensstils dieselben Fragen stellen. Fragen an sich selbst und an das Leben. Haben sie die richtigen Entscheidungen getroffen? Leben sie das Leben, das sie sich vorgestellt haben? Haben sie sich ihre Träume erfüllt?
Von Brief zu Brief kann sich der Leser den beiden nähern, lesen, wie sich beide öffnen und Fragen aufgeworfen werden, die sich der Leser vielleicht selbst stellt.

Die Geschichte von Anders und Tina ist bewegend und berührt durch ihre Intensität. Anne Youngson hat einen wunderbaren Schreibstil, indem sie sehr malerisch und anschaulich schreibt. Viele Lebensweisheiten verpackt sie punktgetreu in einem knappen Bild.

Veröffentlicht am 09.02.2019

Solider Krimi

Kälter als die Angst
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Carla Delbrück wird mit einem Zimmermannshammer erschlagen aufgefunden. Zunächst gehen die Ermittler von einer Beziehungstat aus und nehmen den Ehemann ins Visier der Ermittlung. Schnell erfahren die ...

Carla Delbrück wird mit einem Zimmermannshammer erschlagen aufgefunden. Zunächst gehen die Ermittler von einer Beziehungstat aus und nehmen den Ehemann ins Visier der Ermittlung. Schnell erfahren die Ermittler Charlotte Schneidmann und Peter Käfer, dass Carla Delbrück Drohbriefe bekam, die ihr Angst gemacht und zu einem Umzug bewogen haben.
Charlotte Schneidmanns Bekannte Katrin Ortrup, die nach der Scheidung mit ihren zwei Söhnen in Delbrücks ehemalige Wohnung gezogen ist, bekommt nun auch Drohbriefen, die auf einen vermeintlichen Mord anspielen, der sich im Keller des Hauses abgespielt hat.

Für mich war "Kälter als die Angst" der erste Krmi von Christine Drews, sodass ich mit den Verweisen auf denn alten Fall um Katrin Ortrup nichts anfangen konnte. Das störte mich jedoch nicht und hatte keinerlei Auswirkung auf das Verständnis der Handlung.
Die Figuren sind alle gut gezeichnet und entfalten sich entsprechend innerhalb des Falls. Gerade die Momente der Angst werden deutlich und für den Leser und die Auswirkungen auf die Figuren nachvollziehbar.
Christine Drews hat einen sehr flüssigen Schreibstil, baut früh Spannung auf, die sich kontinuierlich bis zum überraschenden Ende hält. Die Kapitel sind kurz, werden aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt und sorgen so für einen flotten und dynamischen Lesefluss.
Ein spannender Krimi, der unabhängig von der Kenntnis der Vorgänger absolut empfehlenswert ist!

Veröffentlicht am 09.02.2019

Ruft sowohl Tränen als auch Schmunzler hervor

Unter uns nur Wolken
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Bei Florian wird Alzheimer diagnostiziert. Das macht nicht nur ihm zu schaffen, weil er immer mehr vergisst und sich selbst fremd wird, sondern auch seinem Enkel Tom. Der springt zwischen Florian in der ...

Bei Florian wird Alzheimer diagnostiziert. Das macht nicht nur ihm zu schaffen, weil er immer mehr vergisst und sich selbst fremd wird, sondern auch seinem Enkel Tom. Der springt zwischen Florian in der Wohnung und der eigenen Bar hin und her. Die Pflegerinnen, die einziehen um Florian zu betreuen, vergrault dieser erfolgreich auf perfide Art. Auch Anika versucht ihr Glück: gepeinigt von Liebeskummer, ohne Bleibe und Geld auf dem Konto scheint der Job ihr bester Ausweg. Sie ist keine gelernte Pflegerin und hat es mit dem grummeligen Florian und seinen fiesen Attacken daher umso schwerer als ihre Vorgängerinnen.

Das Autorenduo, das hinter dem Pseudonym "Anna Pfeffer" steckt, hat eine wundervolle, zarte Geschichte geschaffen, die sowohl die Ernsthaftigkeit und Tragik der Krankheit verarbeitet, als auch die Komik einzelner Momente, die Angst, Überforderung und vor allem das Bedürfnis nach Liebe, das in jedem Menschen zu stecken scheint.
Der Schreibstil ist flüssig, locker und unterhaltsam, sodass die Seiten nur so durch die Finger fliegen. Anika, Tom und Florian sind tolle Figuren, scharf gezeichnet und mit großem Entwicklungspotential, das sie im Verlauf der Handlung zu nutzen wissen.

Mich hat "Unter uns nur Wolken" oftmals zum Schmunzeln und Lachen gebracht, jedoch auch die eine oder andere Träne aufkommen lassen. Ein berührender Roman, der das Thema Alzheimer gut umsetzt und für unterhaltsame Lesestunden sorgt!