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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.11.2016

Geistreich,philosopisch, direkt und modern

Weihnachts-Sehnsucht
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Wer mal raus möchte aus der Hetze, dem Liedergedüdel, dem Lichterwahnsinn, dem Geschenkeplanen und nebenher noch den ganz alltäglichen Alltag bewältigen, dem würde ich empfehlen mal Pause zu machen mit ...

Wer mal raus möchte aus der Hetze, dem Liedergedüdel, dem Lichterwahnsinn, dem Geschenkeplanen und nebenher noch den ganz alltäglichen Alltag bewältigen, dem würde ich empfehlen mal Pause zu machen mit diesem Büchlein. Sich einfach mal eins, zwei Stunden frei nehmen und sich der Weihnachtssehnsucht widmen.
Es lohnt sich absolut. Jeder kann etwas mitnehmen aus diesem Buch.
Ein wirklich schönes Cover!
Schon von außen kriegt man Sehnsucht nach Licht in der Dunkelheit, nach Weihnachten!
Bernhard Meuser regt ganz behutsam das Nachdenken an.
Die Kapitel sind kurz, der Schreibstil nicht schwierig. Manchmal ist es etwas mehr philosophisch, manchmal recht real, auch kleine Begebenheiten aus seiner Kindheit erzählt er uns. indirekt hält er uns auch unseren eigenen Konjunktivstil vor Augen, ichwürde ja glauben, wenn... und empfiehlt ruhig mal den Indikativ zu versuchen, einfach machen! Die Kapitel verweisen auch ganz oft auf Bibelsprüche, die man durchaus nachgoogeln kann, sollte man keine Bibel zuhause haben. Die Kapitel mit Sartre und Friedrich von Spee haben mich stark beeindruckt. Auch ich werde in Zukunft "Zu Bethlehem geboren, ist uns.." viel bewußter singen und ich hoffe, daß ich zu Weihnachten, dieses Licht im Herzen habe und Nähe spüren darf.
Für mich habe ich einiges mitgenommen, das Büchlein hat mich persönlich bereichert.
Es ist sicher auch ein wertvolles Weihnachtsgeschenk.

Veröffentlicht am 10.11.2016

Bronia und Waslaw, Genie und Wahnsinn

Die Schwester des Tänzers
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Ich bin schwer beeindruckt! Ich habe ein interessantes Buch gelesen!
Es wurde alles geboten, tiefe Einblicke in die knallharte Welt des Balletts, Bruder- und Schwesterliebe, auch die Politik der Jahre ...



Ich bin schwer beeindruckt! Ich habe ein interessantes Buch gelesen!
Es wurde alles geboten, tiefe Einblicke in die knallharte Welt des Balletts, Bruder- und Schwesterliebe, auch die Politik der Jahre bis 1939 hatte einiges zu bieten und die Liebe zum Heimatland Russland wurde immer wieder klar. Im bewährten Stachniak-Stil geschrieben hätte man immer weiter lesen können und ich hätte auch ein doppelt so dickes Buch gerne gelesen. Auch die Entwicklung von Bronia zur stärksten Geschwisterfigur war klasse, wie sagte ihre Mutter am Ende ihres Lebens...und ich wollte nicht, daß du geboren wirst...Wahrscheinlich ist sie ja grade wegen der Abtreibungsverusche ihrer Mutter, die sie alle überstanden hat, so stark geworden. Am Beispiel ihres Bruders kann man sehr schön beobachten, wie es gehen kann, wenn der Ruhm einen Menschen zu sehr belastet. Es ist auch unglaublich welche Wandlung die Form des Balletts genommen hat, was allerdings in Russland zuerst nicht möglich war.Sehr schön fand ich auch die polnischen Satzeinstreuungen, besonders zu Anfang, dadurch wird der eigentlich polnische Ursprung der Familie immer wieder betont.Von Bronia wird erzählt, daß sie drei Pässe besaß, einen polnischen, einen russischen und den Nansen-Pass für Emigranten.
Eine Empfehlung, wenn man googelt, kriegt man noch einiges mehr Wissen und sieht etliche Fotos von Bronia, ihrem Bruder und den anderen berühmten Charakteren, denen sie begegnet ist, wie zum Beispiel Strawinsky.
Zur Geschichte:
Waslaw, Stassik und die Jüngste Bronislawa sind die Kinder eines polnischen Tänzerehepaars, sie wachsen um 1900 in St. Petersburg auf und geraten früh in die Welt des Balletts.
Erzählt wird die Geschichte von Bronia, die sich im Oktober 1939 mit ihrem Mann und ihrer Tochter auf einem Schiff befindet, daß sie zuerst einmal nach New York bringen soll. Sie sind aus England geflüchtet, nachdem Großbritannien dem Deutschen Reich den Krieg erklärt hat und die Theater geschlossen wurden. Eigentlich wollen sie sich einer Tourneegruppe nach Australien anschließen. Ob es soweit kommt, bezweifelt sie, denn wie sagt Mamusia, wir machen Pläne und Gott lacht! So ganz ungefährlich ist die Reise auch nicht, das Schiff wird abgedeckt, damit es aus der Luft nicht so leicht erkennbar ist. Um sich abzulenken schreibt sie ihre Geschichte auf.
Sie erzählt von einer bedingungslosen Liebe zu Waslaw, dem Strahlekind und Ballettkünstler der Familie. Sie schafft es, ihn zu ihrem Trainer zu machen indem sie viel aushält. Er hat ein aufbrausendes, überschäumendes Wesen und er kann sehr ausfällig werden, wenn man ihm nicht gerecht wird. Als Bronia ihren ersten richtigen Freund hat, kann er die Heirat aber nicht verhindern. Die unvorhergesehene Schwangerschaft läßt sie einige Zeit zweifeln, was wichtiger sei.
Durch ihr Kind und die Krankheit Waslaws ist sie gezwungen Geld zu verdienen und wird eine berühmte Choreographin. Fjodor Schaljapin verehrt sie, sie lernt Strawinsky und Tschaikowsky kennen. Leider erleidet sie das Schicksal ihrer Eltern in ihrer ersten Ehe!
Ab jetzt sollten sie unbedingt alleine lesen! Es sind noch soviel Fragen da. Welche Krankheit hat Waslaw, was passiert in ihrer ersten Ehe, wer ist Kolja und wer Lewjuschka. Zudem gibt es sehr tiefe Einblicke in die Politik und in die Welt des Balletts und ja, die russisch-polnische Seele habe ich auch gefunden. Danke Eva Stachniak.
Eine unbedingte Leseempfehlung nicht nur für Ballettliebhaber, St. Petersburg um 1920 ist einfach interessant.

Veröffentlicht am 27.10.2016

Geschichte hautnah erlebbar gemacht

Bombennacht
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Wieder hat es Roman Rausch geschafft mir Geschichte unter die Haut zu bringen. Mir fallen garnicht genug Adjektive ein, eindrucksvoll, berührend, authentisch und und und. Gekonnt verknüpft er die Geschichten ...

Wieder hat es Roman Rausch geschafft mir Geschichte unter die Haut zu bringen. Mir fallen garnicht genug Adjektive ein, eindrucksvoll, berührend, authentisch und und und. Gekonnt verknüpft er die Geschichten von realen und fiktiven Personen!
Man konnte sich in jeden einzelnen Charakter hinein fühlen und in seinem Leben direkt dabei sein, auch wenn es der Nerenheilanstaltsleiter Professor Werner war. Es ist ein Buch zum Nachlesen, Nachdenken und zur Information für die jüngere Generation. Angefangen von der Lagemeldung bis zum Epilog stimmt einfach alles. Was Winston Churchill am 28.3.45 seinen Stabschefs geschrieben hat, das sollten sich so einige Staatschefs von heute mal überdenken.
Es wird einem der Wahnsinn von Krieg, Bombardierung, Behandlung der Juden und der Nervenkranken brutal hart vor Augen geführt!
Geschichte:
Die Lagemeldung führt sehr schön ein. Der 16. März 1945 ist der erste wirkliche Frühlingstag. Überall hoffen die vom Krieg gebeutelten Menschen auf Frieden.
So ruhig ist es aber garnicht, wie die weitere Geschichte zeigt. In der Nervenheilanstalt regiert ein ziemlich selbstherrlicher Professor, der ganz schön ins Schwitzen gerät, als später ein tot geglaubtes Mädchen wieder auftaucht.
In England wird derweil die Rache für Coventry, das von den Deutschen niedergebombt wurde, geplant.
Was Henry und Paul damit zu tun haben, was eine Symphonie von Mozart für eine Rolle spielt, was Elsa so alles weiß, wer sind Julius und Eugen, wer wird wohl überleben? Das sollten sie lieber Leser unbedingt! selber lesen!
Leider kann man nur 5 Sterne geben, ich hätte gerne verdoppelt!

Veröffentlicht am 29.09.2016

Ein lange gehütetes Geheimnis

Das Geheimnis der Mittsommernacht
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Wieder hat es Christine Kabus geschafft mich tief nach Norwegen zu führen. Die Gegend um Roros, ein Bergstädtchen im Jahre 1895 ist Ort der Handlung. Es gibt herrliche Landschaftsbeschreibungen, dazu kriegt ...

Wieder hat es Christine Kabus geschafft mich tief nach Norwegen zu führen. Die Gegend um Roros, ein Bergstädtchen im Jahre 1895 ist Ort der Handlung. Es gibt herrliche Landschaftsbeschreibungen, dazu kriegt man das politische Geschehen zu dieser Zeit sehr gut mit, auch die damaligen Glaubenshaltungen. Ja, ich konnte sogar ein bißchen Norwegisch lernen, Land und Leute wurden authentisch geschildert. Die Kapitel sind sehr schön unterteilt in Sofie und Clara, die Hauptpropagandisten der Geschichte.Ich habe mich dank ihres Schreibstils sofort an den Ort des Geschehens versetzen können.
Zur Geschichte:
Olaf Ordal ist gerade dabei mit seiner Frau Clara undseinem Sohn Paul nach Samoa überzusiedeln, da erreicht ihn eine Nachricht aus Norwegen von seinen Eltern.. Er reist sofort mit seiner Familie nach Norwegen. Bevor er sich mit den Eltern versöhnen kann, passiert leider ein Unglück. Clara und Paul sind alleine. Der kleine Paul will nicht weg vom Grab seines Vaters. So beschließt Clara vorerst zu bleiben. Paul wird schnell ein kleiner Norweger, geht in die Schule, spricht Norwegisch einigermaßen, findet eine Freundin und gilt zuletzt als Wunderkind. Clara findet Arbeit und lernt Sofie kennen. Wer ist Sofie? Findet Clara eine neue Liebe? Wer ist Siru? Was ist das Geheimnis?
Das und noch viel mehr sollten sie liebe Leserin selber herausfinden. Es lohnt sich! Eine absolute Leseempfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Atmosphäre
  • Charaktere
  • Gefühl
  • Handlung
  • Cover
Veröffentlicht am 15.09.2016

Familiengeschichte über 100 Jahre

Die langen Tage von Castellamare
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Beeindruckend, Catherine Banner ist es gelungen mich voll in die Geschichte von Amadeo und seinen Kindern und Kindeskindern zu ziehen.
Ausgehend vom Cover erwartet man zwar eher eine "Freundschaftsgeschichte" ...


Beeindruckend, Catherine Banner ist es gelungen mich voll in die Geschichte von Amadeo und seinen Kindern und Kindeskindern zu ziehen.
Ausgehend vom Cover erwartet man zwar eher eine "Freundschaftsgeschichte" oder ähnliches, aber vom Inhalt ist man schnell überzeugt.
Es ist alles drin, der erste und der zweite Weltkrieg, die Ermordung J.F. Kennedys, die Mondlandung und die Weltwirtschaftskrise, ja sogar,die Einführung des Euros.
Unterteilt ist das Buch sehr schön in Kapitel, die immer mindestens 10Jahre abdecken, zum Beispiel 1914-1921, das 1. Kapitel. Im letzten Kapitel bis 2009 wird auch von Maddalena erzählt. Wer das ist müssen sie unbedingt selber herausfinden.
Zur Geschichte:
Im 1.Kapitel geht es vor allem um Amadeo, das Findelkind, daß hauptsächlich im Waisenhaus groß wird. Schon rein äußerlich ist er nicht sehr ansprechend. Was soll er werden? Dank der Fürsorge eines alten Professors schafft er es Dottore zu werden.
Leider klappt es mit der Anstellung lange nicht und so nimmt er ein Angebot an, auf eine Miniinsel vor Sizilien zu kommen.
Trotz aller Umstände, es gibt nur einen Ort, die Einwohner sind abergläubisch und verehren eine Heilige, es gibt viel Tratsch und ein Conte hat hier noch das Sagen, fühlt er sich schnell wohl. Auch die Insulaner kann er dank seiner Qualitäten überzeugen. Wenn er grade nicht Arzt sein muß sammelt er gerne die alten Geschichtenund Märchen, die noch erzählt werden, in einer kleinen Kladde. Er schafft es sogar eine Frau zu kriegen und selber in einen großen Verdacht zu kommen. Eines Nachts werden nämlich zwei Kinder geboren, daß von Pina seiner Ehefrau und das seiner Geliebten der Frau des Conte. Daraufhin verliert er seinen Arztposten und um auf der Insel bleiben zu können, eröffnen Pina und er eine Bar im "Haus der Nacht".
Das nächste Kapitel umschließt die Jahre 1922-1943 und erzählt die Geschichte von Maria Grazia, der Tochter von Amadeo und Pina und dem Mann aus dem Meer.
Wie die Familie, die Bewohner der Insel alle großen Ereignisse die die Welt bewegen verarbeiten, lohnt sich zu lesen. Auch die teils sehr originellen Charaktere machen Eindruck. Es kommt viel auf sie zu. Der erste Fernseher, die Musikbox, der Computer, geliebte Familienangehörige müssen in den Krieg ziehen, Totschlag, die erste Bank, Touristen, die die Insel mit einem Schlag bekannt machen, Einheimische ziehen aufs Festland und kommen doch immer wieder zurück.
Es ist sehr italienisch geschrieben, man kann die Bougainville riechen und das Rauschen des Meeres hören und geht mit bei der Prozession für Sankt Agata.

Für mich eine absolute Leseempfehlung!