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Veröffentlicht am 21.02.2019

Dieses Buch erklärt Mitgefühl und Freundschaft

Alles würd ich für dich tun!
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Paul ist ein großer Braunbär und liegt mit einer verletzten Pfote und Schmerzen im Bett. Er tut seinen Freunden leid, sie besuchen ihn und versuchen, ihn aufzumuntern, doch der Bär bleibt grummelig. Dem ...

Paul ist ein großer Braunbär und liegt mit einer verletzten Pfote und Schmerzen im Bett. Er tut seinen Freunden leid, sie besuchen ihn und versuchen, ihn aufzumuntern, doch der Bär bleibt grummelig. Dem Schaf gelingt es schliesslich, dem Bären klar zu machen, dass sie sich alle um ihn sorgen und sich wünschen, dass er schnell wieder gesund wird. Am Ende liegen sich die Freunde in den Armen.


Dieses Bilderbuch ist für Kinder ab 3 Jahren geeignet und macht deutlich, wie man als Kranker schon recht unleidlich sein kann und die Hilfsangebote und guten Wünsche seiner Freunde einfach nicht annehmen möchte. Die Freunde sind besorgt und auch hilflos, denn sie können dem Bären ja seine Schmerzen nicht nehmen. Aber sie bemühen sich und würden alles für Paul tun. Dieses Bemühen und das Mitgefühl sind schliesslich auch ein Trost für den Bären, eine Seelenmassage, die ihm gut tut.



Jedes Tier hat hier eine besondere Idee, wie es den Bären aufmuntern möchte. Aber nur das Schaf überzeugt mit seiner Berührung den Bären und zeigt so liebevoll sein Mitgefühl. Das wirkt und der Bär fühlt sich schon etwas besser und hofft, bald wieder gesund zu sein.



Die Illustrationen sind ausdrucksstark, bunt und die Figuren der Tiere wirken durch ihre Mimik fast schon menschlich. Für mich erscheinen die Bilder durch den unruhigen Hintergrund zu wild. Der Text ist gut verständlich und Kinder fühlen sich in die Situation gut ein, schliesslich waren sie auch schon einmal krank und haben sich schlecht gefühlt.




Ein hübsches Bilderbuch über Kranksein und Leiden und wie Mitgefühl und Zuspruch von Freunden gut tun können.


Veröffentlicht am 19.02.2019

Ein unterhaltsamer Urlaubskrimi im malerischen Piemont

Lago Mortale
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Mit ihrem Piemont-Krimi "Lago Mortale" startet die Autorin Giulia Conti ihre Krimireihe um Simon Strasser. Der este Band erscheint am 5. 3. 2019 im Atlantik Verlag.


Es ist August am Lago D´Orta und die ...

Mit ihrem Piemont-Krimi "Lago Mortale" startet die Autorin Giulia Conti ihre Krimireihe um Simon Strasser. Der este Band erscheint am 5. 3. 2019 im Atlantik Verlag.


Es ist August am Lago D´Orta und die große Hitze macht allen zu schaffen. Der ehemalige Polizeireporter Simon Strasser entdeckt auf einer Segelyacht die Leiche eines jungen Mannes, der Sohn einer bekannten Fabrikantenfamilie. Das weckt gleich seine Instinkte als Reporter und er macht sich an die Ermittlungen und stößt dabei auf so manch gehütetes Geheimnis.


"Auf der östlichen Seeseite angekommen, fuhren sie in eine andere, glanzvollere Welt. Hochgewachsene Palmen, rosa und blaue Hortensien, Oleander und Magnolien, hier und da säumten Bananen die in sanften Kurven entlang des Sees verlaufende Straße;..." Zitat Seite 49


Simon Strasser lebt als halber Italiener seit 5 Jahren in Italien am Lago d’Orta. Auch wenn er von den Einheimischen immer noch als Deutscher angesehen wird, fühlt er sich in dieser schönen Gegend wohl. Er ist ein introvertierter Typ, und doch würde er gern die Beziehung zu seiner Freundin Luisa in Frankfurt intensivieren.

Als er einen Toten entdeckt siegt seine journalistische Neugier und es gelingt ihm, neben den offiziellen Ermittlungen der Polizei durch Carla Moretti, sich auf eigene Faust daran zu beteiligen. Dabei stösst er auf Widerstand und kommt selbst in Gefahr.

Doch bis es soweit ist, hat man mehr Urlaubsromantik als Krimi vor Augen.

Mir gefällt diese Mischung, denn dieser Krimiauftakt bringt reichlich italienisches Flair mit sich. Der Autorin ist es wunderbar gelungen, die Schönheit der Landschaft, wie das wilde Naturschutzgebiet des Val Grande, den Segelsport auf dem Lago D´Orta und die Ess- und Trinkkultur des Piemont deutlich werden zu lassen. Selbst der rosa Valtoce, der besondere Marmor für die wunderschöne Fassade des Mailänder Doms, wird hier vorgestellt.


Hinzu kommen die eingängig beschriebenen Charaktere Simons und dessen Ziehtochter Nicola, deren Wohngemeinschaft sich gerade neu entwickelt. Außerdem bekommt man Einblicke in die Strukturen von alteingesessenen einflussreichen Familien von Fabrikanten und erlebt Steinmetze bei der Arbeit in den nahe gelegenen Marmorbrüchen. Auch die Stellung der katholischen Kirche spielt eine besondere Rolle in der Handlung, die ich nicht näher kommentieren möchte.


Die Krimihandlung lebt hauptsächlich von reiner Ermittlungsarbeit und man spürt das untrügliche Bauchgefühl von Strasser. Er geht schon einmal unkonventionelle Wege und scheut kein Risiko. Man kann bei diesem Krimi nicht unbedingt von großer Spannung reden, doch das tut dem Lesevergnügen keinen Abbruch. Wer cosy-crime liebt, wird hier ein wundervolles Urlaubsparadies entdecken und dazu einen neuen Ermittler.


Die Auflösung des Falles findet nach einem gefährlichen Einsatz Simons dann ein logisches Ende, bei dem auch alle offenen Fragen geklärt werden. Obwohl ich eher erwartet hatte, dass die Polizei die Sache aufklärt, bin ich mit diesem Schluss zufrieden.


Ich freue mich auf weitere Krimis dieser Reihe und sehe besonders den Unterhaltungscharakter mit Urlaubsstimmung als Empfehlung.

Veröffentlicht am 16.02.2019

Ein solider und sehr unterhaltsamer Krimi

Strandbudenzauber
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Zum zehnten Mal lässt Autorin Ella Danz ihren fränkischen Kommissar Georg Angermüller in ihrem neuen Krimi "Strandbudenzauber" ermitteln. Die Krimireihe erscheint im Gmeiner Verlag.

Der fränkische Kommissar ...

Zum zehnten Mal lässt Autorin Ella Danz ihren fränkischen Kommissar Georg Angermüller in ihrem neuen Krimi "Strandbudenzauber" ermitteln. Die Krimireihe erscheint im Gmeiner Verlag.

Der fränkische Kommissar Georg Angermüller hat eine berufliche Auszeit genommen, doch schon nach ein paar Wochen Müßiggang macht sich gähnende Langeweile breit. Erfreut nimmt er deshalb das Angebot seiner Freundin Derya an für ihre Freundin Wiebke undercover zu arbeiten. Wiebke führt das gut gehende Restaurant "Die alte Strandbude" direkt am Ostseestrand mit exquisiter Küche. Doch ein Unbekannter stört sich an ihrem Erfolg und sabotiert sie. Angermüller tritt als Kellner auf und will den Bösewicht enttarnen. Als es nebenan beim Italiener einen Mordfall gibt, sieht sich Georg seinen Kollegen vom K1 gegenüber. Eine missliche Situation.

Angermüller möchte er die Sabotagefälle in Wiebkes Restaurant aufklären, sein Kellnerjob ist dafür die beste Tarnung. Er fühlt sich hier an der Lübecker Bucht rundum wohl, Polettes Küche sei Dank und auch Wiebke wird ihm sympathisch. Als ein Mord geschieht, zeigt sich, das Georg mit ganzer Seele Polizist ist und sich trotz Auszeit sofort ans Ermitteln macht.

Bei diesem Krimi sorgt ein unaufgeregter Erzählstil und eine ruhige Handlung für eine entspannte Atmosphäre. Hier stehen mehr die mitmenschlichen Beziehungen und die Sorge um die Angriffe auf die Strandbude im Vordergrund und es geht recht beschaulich und gelassen zu. Verfolgungsjagden und blutige Szenen wird man hier nicht finden. Der Mordfall wird eher zweitrangig geschildert, mehr Aufmerksamkeit bekommen die persönlichen Sorgen und Probleme der Figuren und natürlich die Genusswelt von Polette. Dank der von ihr gezauberten Gerichte wünscht man sich ständig in ihr kleines Restaurant. Auch Georg Angermüller fühlt sich hier wohl und wird kulinarisch gut umsorgt. Da stört es ihn wenig, wenn er ein wenig in der Strandbude" mitarbeiten muss.


Wer gerne kocht, findet am Ende die Rezepte für die leiblichen Genüsse aus der Handlung des Buches zum Nachkochen. Tante Illes Ostseetorte, Geschmorte Ochsenbäckchen und Steirisches Apfelhuhn oder doch lieber Tafelspitz, da hat man die Qual der Wahl.


In diesem Krimi habe ich die unterhaltsame Stimmung genossen, ich fühlte mich mit den Köstlichkeiten in der Strandbude sehr wohl und habe mitgeraten, wer hinter der Sabotage und dem Mord stecken könnte.



Ein solider Krimi, der sich im Mittelteil etwas zieht, aber ansonsten gut unterhalten hat.

Veröffentlicht am 16.02.2019

Es lebe das belegte Brot!

Dick aufgetragen: Neue Ideen für belegte Brote
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Trine Hahnemann stellt in ihrem Buch "Dick aufgetragen" über 60 Rezepte für Stullen, Schnitten, Sandwiches, Vesperbrot und Pausenbrote vor. Das Buch erscheint im Bassermann Verlag.


Man nehme ein kerniges ...

Trine Hahnemann stellt in ihrem Buch "Dick aufgetragen" über 60 Rezepte für Stullen, Schnitten, Sandwiches, Vesperbrot und Pausenbrote vor. Das Buch erscheint im Bassermann Verlag.


Man nehme ein kerniges Brot, etwas Butter und kröne das Ganze mit einem köstlichen Belag. Das darf auch gern dick aufgetragen sein. Man kann es mit Fleisch, Fisch, Käse, Gemüse oder Gewürzpasten kombinieren, die Auswahl ist groß. Das gute alte Butterbrot hat noch lange nicht ausgedient. Ob als Frühstück oder als kalorienhaltige Mittagsmahlzeit, mit einem Brot wird man nicht nur satt, es ist vor allem so ungemein vielfältig durch die Wahl des Belags.

Auch wenn Kohlenhydrate zur Zeit sehr im Verruf stehen, Brot kommt nicht aus der Mode und ist vom täglichen Esstisch nicht wegzudenken. Dank der vielen verschiedenen Brotsorten, ob mit knuspriger Körnerkruste oder mit saftigem Inhalt, werden Brote nie langweilig.

Trine Hahnemann legt in ihrem Buch ihren Schwerpunkt allerdings nicht so sehr auf die Art des Brotes, sondern auf den Belag. Denn da gibt es so viele Möglichkeiten, die in ihrer Zubereitungszeit und Kalorienzahl variieren oder aber auch mal schlichte Resteverwertung sein können. Sie stellt uns 60 Rezepte vor, die für jeden Geschmack etwas anbieten.

Dieses Buch ist sehr handlich, hübsch und anschaulich bebildert, zu (fast) allen Rezepten gibt es ein Foto. Jedes Rezept beginnt mit einer kurzen Anmerkung der Autorin zu Besonderheiten mit Angabe der Personenzahl, es folgt die Zutatenliste und dann die Erklärung der Zubereitung.

Mit diesem Buch kann man ohne Probleme in der Küche arbeiten.
Auf Kalorienangaben und einer Gesamtzubereitungszeit wird hier verzichtet. Die Zeit kann man sich selbst aus der Zubereitung errechnen.
Der Aufbau der Rezepte erfolgt ohne erkennbare Einordnung der Zutaten. Die "Stullen" werden der Reihe nach ohne Sortierung vorgestellt, dort gibt es herzhaften Belag, kreative Dipps und leckere und raffinierte Kombinationen. Alle hier versammelten "belegten Brote" sorgen für Abwechslung!

Während Eiersalat und Salami noch ganz gewöhnlich klingen, bringen Rote-Bete-Salat und der Mix aus Tomate, Avocado und Hüttenkäse schon etwas mehr Kreativität aufs Brot. Auch fürs Auge! Käse- und Eiervariationen lassen auch Klassiker mal wieder in einem neuen Licht erscheinen.

Brot mit Spiegelei ist eine der schnellsten und immer leckeren Mittagessen. Der gedünstete Spinat sorgt für Vitaminschub. Waldorfsalat ist ein Klassiker, der irgendwie in Vergessenheit geraten ist, doch nicht mit diesem Rezept.

Ich zähle man einige Rezepte auf, damit man einen Eindruck bekommt:

Hüttenkäse mit Gemüse, Hähnchen und Pesto oder Hähnchen mit Minz-Erbsenpüree.

Schinken und Rührei auf dänische Art.

Makrelenpaté und Bratfisch mit Remoulade sind deftig und sättigend.

Hummus und Tomaten passen auch wunderbar auf Brot und sind dazu noch vegetarisch.

Lachs und Krabben sind für mich die Highlights des Buches. Die gehen immer.

Rahmpilze auf Toast, nicht nur im Herbst zur Pilzzeit köstlich.

Schweinebauch mit Äpfeln ist nicht nur eine deftige Sache, es ist auch ein skandinavisches Weihnachtsessen.

Unter der Rubrik: Besonderes für obendrauf stellt die Autorin auch gezuckerte Johannisbeeren und Rhabarberkompott vor. Außerdem einige Varianten von selbst gemachter Mayonnaise, Meerrettichcreme und Senfgemüse.

Ein nach Zutaten geordnetes alphabetisches Register schliesst das Buch ab.


Wenn man diese Rezepte anschaut, erkennt man wie wandlungsfähig Brotbelag sein kann und wie sehr ein Brot ein eigenständiges Gericht darstellt. Es eignet sich für das Büro als Frühstück oder Mittagsmahlzeit, für die Einladung von guten Freunden oder als Partyfood oder zur Vesper. Je nachdem, für welchen Anlass, wieviel Zeit man für die Zubereitung investieren kann oder wie die Geschmacksvorlieben sind, findet man hier vielfältige Möglichkeiten für eine Mahlzeit mit Brot und einem köstlichen Belag. Mit relativ kleinem Aufwand lassen sich so auch Reste aus dem Kühlschrank schnell verarbeiten und aufbrauchen


Diese Kreationen sind nicht alle neu, trotzdem zeigen sie das breite Spektrum des belegten Brotes, ob deftig, pikant, exklusiv und raffiniert bis hin zu ungewöhnlichen Kombinationen. Es lebe das belegte Brot!

Veröffentlicht am 14.02.2019

Ausdrucksvoller und interessanter Debütroman

Wenn Martha tanzt
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Im List Verlag erschien am 9.3.2018 Tom Sallers Roman Wenn Martha tanzt".


Thomas Wetzlaff findet in den Hinterlassenschaften seiner Großmutter, Hedi Wetzlaff, ein altes Tagebuch. Es enthält die interessante ...

Im List Verlag erschien am 9.3.2018 Tom Sallers Roman Wenn Martha tanzt".


Thomas Wetzlaff findet in den Hinterlassenschaften seiner Großmutter, Hedi Wetzlaff, ein altes Tagebuch. Es enthält die interessante Geschichte von Martha Wetzlaff, seiner Urgroßmutter. Diese wächst in Türnow im Pommern auf, anders als die Familie besitzt sie kein musikalisches Talent, doch sie kann Musik in geometrischen Formen fühlen und tanzen. In Weimar erhält sie im Bauhaus bei Walter Gropius eine Ausbildung, wird Tänzerin und trifft viele Künstler, die sich auch in ihrem Tagebuch verewigen. Dieses Buch wird bei Sotheby´s in New York zu einem enormen Betrag versteigert. Die Käuferin bittet Thomas Wetzlaff um einen Kontaktbesuch und dort erfährt er die Hintergründe und Wahrheit über seine Familie.


Tom Saller erzählt diese Familiengeschichte in zwei Handlungsebenen. Die aktuelle dreht sich um Thomas Wetzlaff und seine Reise nach New York, die andere bringt Licht ins Dunkel des Lebens seiner Urgroßmutter Martha ab 1900.



Das Tagebuch enthält eine Geschichte, die mit Marthas Geburt im Jahr 1900 beginnt und die damit endet, als sie 1945 für immer verschwand und ihre Tochter Hedi zurückließ. Thomas Wetzlaff hat sie also nie gekannt und auch nie etwas durch seine Großmutter von dieser Martha erfahren. Das Bindeglied zu diesem Tagebuch sind besondere Briefe, die erst die genauen Verbindungen der Hintergründe offenlegen. Gemeinsam mit der Käuferin des Tagebuchs kann Thomas das Geheimnis enthüllen.


Durch Marthas Lebensweg landet man nach ihrer glücklichen Kindheit in Pommern direkt in der Zeit der Weimarer Republik und bekommt einen genauen Eindruck über die Entwicklung des Bauhauses und der damaligen Kunstszene und dem allmählichen Erstarken der Nationalsozialisten. Dabei benutzt Saller eine Sprache, die uns in kurzen, fast abgehackten Sätzen die Ereignisse schildert. Das wirkt fast wie Informationen aus den Nachrichten und man hängt gebannt an den einzelnen Sätzen. Durch diese Sachlichkeit erfährt man zwar die Gegebenheiten und Vorgänge, lernt aber die Person Martha nur ungenau kennen. Die Charakterzüge sind erkennbar, ihre Gedanken und Gefühle bleiben geheimnisvoll und verblassen vor der umtriebigen und besonderen Zeit. Nicht nur die Kunst änderte sich, auch die Lebenstile der Menschen.



An diesem Roman haben mir neben dem besonderen und ausdrucksstarken Schreibstil die wechselnden Erzählperspektiven gut gefallen. Mit den erhellenden Einblicken in die Kunstszene, durch die Lebensumstände und Zeitschilderungen konnte ich mich wie bei einer Zeitreise zu den Orten des Geschehens führen lassen und erlebte die Atmosphäre des Bauhauses authentisch mit. Es ist Aufbruch in ein anderes Zeitalter mit neuen Kunstformen, bei dem auch Frauen ihren Stellenwert in der Kunst erhielten. Doch mit der Schliessung des Bauhauses durch die Nationalsozialisten wurde dieser emanzipatorische Schritt wieder zunichte gemacht.



Etwas störend finde ich, dass Martha von ihrem toten Bruder Heinz begleitet wird, er ist ihr Engel und irgendwie hält sie mit ihm eine dauerhafte Verbindung, die der Geschichte einen unnötigen mystischen Eindruck verleiht.


Seinen gebührenden Abschluß findet der Roman mit der Offenlegung der wahren Geschichte von Martha und Hedi. Hier schliesst sich ein Kreis, von dem man manches ahnte, aber die Zusammenhänge nicht klar sehen konnte. Mit dieser Auflösung zeigt Saller, wie Frauen in dieser Zeit ungewöhnliche Wege gehen mussten, auch wenn ihr Herz ihnen andere vorschlug. Man kann sich gut vorstellen, dass sich diese Geschichte wirklich so abgespielt haben könnte. Das Leben schreibt schliesslich selbst die besten Geschichten.


Mit diesem lesenswerten Roman macht man nicht nur eine Zeitreise in die Bauhaus-Kunstszene, man entdeckt durch ein Tagebuch verschlungene Lebenswege, wie sie das Leben selbst schreibt.