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Veröffentlicht am 20.02.2019

Die Rose des Herzogs

Die Rose des Herzogs
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Marita Spang hat sich in den letzten Jahren als Autorin historischer Romane etabliert und in die Riege derjenigen eingereiht, die den Hintergrund mit bewundernswerter Ernsthaftigkeit recherchieren und ...

Marita Spang hat sich in den letzten Jahren als Autorin historischer Romane etabliert und in die Riege derjenigen eingereiht, die den Hintergrund mit bewundernswerter Ernsthaftigkeit recherchieren und eine gelungene Mischung aus Wahrheit und Fiktion präsentieren.

Nun hat sie zum zweiten Mal einen Stoff mit einem wirklichkeitsnahen Geschehen gewählt. Denn „Die Rose des Herzogs“ – Charlotte de Rohan-Rochefort – lebte tatsächlich, genauso wie ihre große Liebe Louis-Antoine, Herzog von Enghien, und jene anderen Persönlichkeiten, die neben einigen erdachten Figuren in diesem geschichtsträchtigen Roman eine Rolle spielen.

Es kommt damit einem kleinen Denkmal gleich, das Marita Spang dieser in der Historie eher unbekannten Frau setzt, während ihr Geliebter zu sehr traurigem Ruhm gelangte. Mit außerordentlichem Gespür für feine Nuancen in der Sprachfindung der damaligen Zeit schildert sie unter anderem das Schicksal eines Paares, welches eng mit dem seines Heimatlandes und dessen Bevölkerung verbunden ist.

Im Frankreich des ausgehenden Jahrhunderts brodelt es. Die Unterschiede zwischen herrschender Klasse und den einfachen Menschen treten immer deutlicher zutage. Während die einen auf Kosten der anderen Unsummen verprassen und zudem ein dekadentes Leben führen, wissen viele nicht, wovon sie sich und ihre Familien ernähren sollen. So nimmt die Geschichte ihren Lauf: Die Menschen gehen auf die Barrikaden und setzen mit dem Sturm auf die Bastille, dem Beginn der Französischen Revolution, 1789 dem Königtum von Ludwig XVI. und dem Ancien Régime ein Ende.

In den Wirren des Septembermassaker von 1792 verliert die hübsche Prinzessin Charlotte de Rohan-Rochefort ihren Verlobten Vincent und flieht wie viele andere Adelige ins Exil nach Ettenheim im Badischen.

Obwohl Charlotte geschworen hat, sich niemals wieder zu verlieben, gelingt es dem fünf Jahre jüngeren Louis-Antoine von Enghien, durch hingebungsvolle Hartnäckigkeit ihr Herz zu erobern. Doch der Großvater des Herzogs lehnt es ab, einer Heirat der beiden zuzustimmen und versucht mehrmals, seinen Enkel aus politischen Kalkül und zur Sicherung der Stammeslinie zu verheiraten.

Trotzdem können die beiden ihre Liebe und die Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft über viele Jahre zu bewahren...

Marita Spangs Darstellung des Geschehens folgt im Großen und Ganzen der Geschichte und ist glaubwürdig sowie mit vielen kleineren Details ausgeschmückt, die das Bild stimmig abrunden. Dazu tragen ein umfassendes Personenregister sowie ein ausführliches Nachwort mit Zeittafel, Karten, Glossar und Quellenverzeichnis ebenfalls bei.

Im ersten Drittel des Romans erlaubt sich die Autorin ein paar Freiheiten, wenn sie Vincent, den Geliebten von Charlotte, „erfindet“. Dieser Teil ist für die Entwicklung von Charlotte von Bedeutung, die Schilderung der revolutionären Ereignisse erfolgt emotional und sehr deutlich. Allerdings ist er ein wenig weitschweifig erzählt, wodurch der Lesefluss stockt.

Ihre Protagonisten versieht die Autorin mit ausgefeilten Charakteren, die Stärken aufweisen, gleichwohl Schwächen nicht vermissen lassen.

Während bei Charlotte Warmherzigkeit Offenheit und Beharrlichkeit auf Nachgiebigkeit treffen, prägen Louis-Antoine Unerschrockenheit, Mut, Loyalität und eine gewisse Unbedenklichkeit. Aber der junge Herzog ist niemand, der sein Mäntelchen in den Wind hängt.

Beide sind sich ihrer gesellschaftlichen Stellung durchaus bewusst und halten an ihren Idealen von Ehre und Treue fest, wissen dabei indes auch die „einfachen“ Menschen zu schätzen. Sie sind zudem in der Lage, sich mit den nach der auf die Revolution folgende Schreckensherrschaft, den Auseinandersetzungen zwischen der Revolutionsarmee und den Royalisten, den nach der Machtergreifung von Napoleon Bonaparte eintretenden Umbrüchen und neuen Gegebenheiten auseinanderzusetzen und im Rahmen der Möglichkeiten anzupassen.

Im Gesamtergebnis bietet Marita Spang die Beschreibung einer wahrhaftigen Liebe, die sich in der Tiefe und Tragik mit jeder erdichteten messen kann.

Veröffentlicht am 31.12.2018

Mörderisches Kroatien II

Mord im Olivenhain
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Ein neuer Fall für Sandra Horvat und ihre Kollegen: Der bekannte und erfolgreiche Wunderheiler Damjan Martinović ist in dem in der Nähe von Rijeka gelegenen Dorf Malnari ermordet worden. Für Sandra gestalten ...

Ein neuer Fall für Sandra Horvat und ihre Kollegen: Der bekannte und erfolgreiche Wunderheiler Damjan Martinović ist in dem in der Nähe von Rijeka gelegenen Dorf Malnari ermordet worden. Für Sandra gestalten sich die Ermittlungen schwierig, hat sie doch so gar nichts für Menschen wie Damjan übrig, die mit Handauflegen und anderen angeblichen Heilkünsten viel Geld verdienen.

Zwar hat Damjan diversen Mitbewohnern in seinem Haus ein kostenfreie Unterkunft gewährt, sich aber andererseits nicht nur Freunde gemacht, weil sich einige seiner Versprechungen als falsch erwiesen. Auf sein Konto scheint sogar ein Toter zu gehen, weil dieser die Schulmedizin ablehnte und den Heilmethoden von Damjan vertraute, der tatsächlich geglaubt hat, er könne Menschen durch Berührung heilen.

Da Damjan eine lokale Berühmtheit ist, interessiert sich die Presse außerordentlich für den Fall. Der Druck, der dadurch entsteht, erschwert die Ermittlungen für Sandra, zumal auch die Beziehung zu ihrem Kollegen Danijel Sedlar zu keiner Klarheit gefunden hat.


In „Mord im Olivenhain“ wird dem Leser der Einstieg in das Geschehen im kroatischen Rijeka mit einem Stadtplan und einem Personenregister erleichtert. Ranka Nikolić knüpft an die Handlung von „Mord mit Meerblick“ an und behält ihre Grundlinie bei: Sie bietet dem Leser eine atmosphärische Darstellung der kroatischen Gegebenheiten in einer geruhsam, schnörkellos erzählten Geschichte, in der neben bekannten nun neue Protagonisten agieren, deren Zahl an Umfang zugenommen hat

Ranka Nicolić hat nicht nur die neu auftretenden Personen mit unterschiedlichen Wesenszügen ausgestattet, sondern auch ihre Hauptfiguren weiterentwickelt. Besonders Zelinka fällt auf. Er ist seit ein paar Wochen trockener Alkoholiker, woraus manchmal extreme Stimmungsschwankungen und Kratzbürstigkeit resultieren, die er an seinem Kollegen Milić auslässt. Auf den überempfindlichen Sarkasmus von Zelenika reagiert Milić mit derben Humor. Nach wie vor verbindet die beiden eine Art Hassliebe, was sie natürlich niemals zugeben würden. Erneut bringen die Dispute der beiden Männer eine heitere Leichtigkeit in die Geschichte, die die Ernsthaftigkeit bei den Mordermittlungen allerdings nicht unterläuft.

Sandra Horvat und ihre männlichen Kollegen arbeiten intensiv und effektiv zusammen. Das müssen sie auch, da die Liste der Verdächtigen umfangreich ist. Danijel Sedlar fügt sich inzwischen besser in die Gruppe, macht aber immer noch typische Anfängerpatzer. Allerdings bringen seine nicht im konformen Denkansätze die Ermittlungen durchaus voran. Indes sind die unterschwelligen Gefühle zwischen ihm und Sandra nach wie vor vorhanden, doch Sandra möchte keine Flirtereien mehr.

Die Beschäftigung mit Wunderheilern nutzt die Autorin zudem zur Thematisierung von Glaubensfragen – Sandra beispielsweise ist „mittelgläubig“, keine Atheistin, eher eine ewig Suchende – und zudem Einblicke in Familienkonstellationen.

Insgesamt überzeugen die Schilderung des lokalen Umfeldes und der darin handelnden Personen auf angenehme Art und Weise und verführen den Leser dazu, den Ort des Geschehens einmal selbst aufzusuchen.

Veröffentlicht am 25.11.2018

Der falsche Geist an der Schlei

Die Schleifüchse und der falsche Geist
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Das neue Schuljahr im Internat am Ufer der Schlei, einem Meeresarm der Ostsee in Schleswig-Holstein, bringt ein paar Aufregungen in das Gleichmaß der Routine.

Da ist zum einen Tristan, der neue Schüler ...

Das neue Schuljahr im Internat am Ufer der Schlei, einem Meeresarm der Ostsee in Schleswig-Holstein, bringt ein paar Aufregungen in das Gleichmaß der Routine.

Da ist zum einen Tristan, der neue Schüler in der Klasse. Schwer einzuschätzen, und ein paar Geheimnisse hat er wohl auch. Irgendwie macht er (gerade deswegen?) Eindruck. Besonders Anna-Livia, die von ihrem Prinzen träumt, ist von ihm angetan, obwohl sie auch ein wenig in Falk verliebt ist. Der wiederum sieht seine selbsternannte Position als Anführer in Gefahr. Dana, Anna-Livias Freundin, zu guter Letzt, hofft darauf, dass endlich mal etwas los ist.

Und ihr Wunsch wird Realität.

Da stürzt ein fremder Mann vom Fahrrad, und kaum wird ihm geholfen, verschwindet er spurlos, um bei seinem erneuten Auftauchen zu erklären, dass er auf dem Friedhof wohne. Und was hat es mit dem Paket auf sich, das Tristan zur alten Fischerkate an der Schlei bringt? Werden im angrenzenden Schuppen wirklich Krebse gezüchtet, die so empfindlich sind, dass niemand sie sehen darf?

Bleibt noch die Frage, wie die grausige Geschichte vom „irren Momme“ einzuschätzen ist, von der der Koch des Internats berichtet. Treibt Momme wahrhaftig im Wald von Schobylund sein Unwesen? Zugegeben gespenstig ist es dort schon, und besonders Anna-Livia fattern eins um andere Mal die Nerven. Doch wie ihre Freunde will sie das Geheimnis lösen. Und so gründen die vier den Detektivclub „Die Schleifüchse“ und verfolgen vehement die Spuren, die ins nahe gelegene Schleswig und ins ferne Berlin führen...


Gea Nicolaisen gelingt es in „Die Schleifüchse und der falsche Geist“, eine packende Geschichte zu erzählen, die entspannt und friedlich beginnt, sich aber im Verlauf der Handlung mit kindgerechter Dramatik und Mystik zu steigern vermag. Mit feinem Gespür porträtiert sie ihre jugendlichen Protagonisten und wird dabei von der Illustratorin Isabel Kaboth unterstützt.

Anna-Livia, Dana, Falk und Tristan sind als Zwölfjährige reif für ihr Alter, weil sie ihre Probleme alleine lösen müssen. Ihre Eltern haben keine Zeit für sie, vieles im Alltag als Internatsschüler organisieren sie selbst.

Allesamt sind auf ihre eigene Art durchaus mutig, indes keine Superhelden, und sie lassen daher ebenso Ängste nicht vermissen. Denn was zunächst eher harmlos beginnt, erweist sich zunehmend als gefährliches Unterfangen. Ihre „Gegner“ kämpfen mit harten Mitteln. Sie wirken nicht nur bedrohlich, tatsächlich ist mit ihnen nicht zu spaßen.

Ein Zusammenfinden zu einer Gemeinschaft braucht seine Zeit. Immer wieder kommt es zu Spannungen innerhalb der Gruppe und zu verbalen Rangeleien, besonders zwischen Falk und Tristan, die sich gegenseitig für Angeber halten und jeweils Führungsansprüche geltend machen. Allerdings behaupten sich auch Anna-Livia und Dana. Sie erwarten nämlich Gleichberechtigung in einem Detektivclub. Sie sehen nicht ein, dass die Jungen die Anführer und die Mädchen die Chefsekretärinnen sind.

Manchmal tauchen angesichts dieser pubertären Verhaltensweisen Zweifel auf, ob die vier das Ruder noch herumreißen können. Jedoch wenn es darauf ankommt, treten sie an die Seite ihrer Freunde und stehen füreinander ein.


Gea Nicolaisen hat mit „Die Schleifüchse und der falsche Geist“ einen kurzweiligen und lebhaften Kinderkrimi geschrieben, der, ergänzt durch die ansprechenden Illustrationen von Isabel Kaboth, nicht nur die jungen Lesefreunde ab 10 Jahren, sondern auch Erwachsene gut unterhält.

Veröffentlicht am 11.09.2018

Die Saphirtür

Die Saphirtür
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England, 1957: Isla Hall, eine hübsche junge Frau ist bei dem reichen Ehepaar Alan und Victoria Austin auf dem exklusiven Landsitz Silverton House als Lehrerin für deren sechsjährige Tochter Ruby eingestellt. ...

England, 1957: Isla Hall, eine hübsche junge Frau ist bei dem reichen Ehepaar Alan und Victoria Austin auf dem exklusiven Landsitz Silverton House als Lehrerin für deren sechsjährige Tochter Ruby eingestellt. Schnell schließt sie das kleine Mädchen ins Herz und entdeckt, dass dieses sorgenfreie Leben für Ruby aus Regeln und Vorschriften besteht, denen sie ohne nennenswerten Widerspruch folgt, und welches mit Mauern aufwartet, die sie nicht zu durchbrechen versucht.

Aber das ist nicht das eigentliche Problem. Vielmehr ist Ruby in sich gekehrt und will nicht schlafen. Ihre Träume sind verschwunden, und Isla ist die einzige, der sie sich anvertraut, zumal das Interesse der Eltern, die mit Strenge agieren, auf ein Mindestmaß reduziert scheint. Nachdem Isla ihren Schützling beim Schlafen beobachtet hat, bestätigt sich deren Behauptung: Das Mädchen ist von geisterhafter Blässe und liegt wie leblos in ihrem Bett.

Hingegen sind Islas eigene Träume intensiv und verstörend, seit sie auf Silverton House lebt. Dazu kommen weitere rätselhafte und merkwürdige Ereignisse. In Rubys Zimmer taucht plötzlich eine in sanftem Blau schimmernde Tür auf, mit unzähligen Funken auf der Oberfläche, die an Saphire erinnern. Sie entpuppt sich als Zugang zu einer anderen Welt. Es ist eine magische Welt, in der Islas Träume real werden.

Als Isla bei Victoria Austin hinsichtlich der fehlenden Träume und der zu denken gebenden Entwicklung von Ruby auf taube Ohren stößt, versucht sie auf eigene Faust, das Geheimnis zu entschlüsseln, um Ruby zu helfen und um ihrem eigenen Seelenfrieden Genüge zu tun…


Mit ihrem Roman „Die Saphirtür“ führt Stefanie Lasthaus in das Jahr 1957, vermittelt ein anschauliches und reelles Bild dieser Zeit und verleiht dadurch der Handlung eine interessante Note. Denn ihre Protagonistin Isla, die mit mysteriösen Ereignissen konfrontiert wird, kann nicht mal eben im Internet nachlesen. Sondern sie muss in Büchern nachschlagen und auf die Hilfe ihres besten Freundes Andrew, eines Medizinstudenten, zurückgreifen, um sich das Geschehen erklären zu können. So erhält mit ihr auch der Leser einen Exkurs in das komplexe Thema Hypnose, Träume und Traummanifeste, muss hier jedoch konzentriert bei der Sache bleiben, um zumindest grundlegende Zusammenhänge zu begreifen.

Stefanie Lasthaus gelingt es, eine gespenstisch-unheimliche und teilweise bedrohliche Atmosphäre zu kreieren, die einen das eine oder andere Mal frösteln lässt. In der Düsternis der Traumwelt ist gut nachzuvollziehen, dass Isla sich beobachtet fühlt. Für sie ist das, was sie erlebt, zunächst nur ein Traum, und mit ihr tappt der Leser im Dunkeln, das sich im Verlauf lichtet...

Zum Gelingen der Geschichte tragen auch die hinsichtlich ihrer Bedeutung und Position unterschiedlich ausgestatteten Charaktere bei. Unbestreitbar steht Isla im Mittelpunkt. Und während es einigen Figuren – wie dem Ehepaar Austin – an Emotionen mangelt, hat Stefanie Lasthaus ihrer Heldin Isla eine Menge Gefühl verpasst.

Isla ist zunächst eher zurückhaltend und folgsam, sie beugt sich dem Druck der Austins. Allerdings nimmt sie von Anfang an ihre Fürsorgepflicht gegenüber Ruby sehr ernst. Mit der Zeit fällt es ihr immer schwerer, Abstand zu dem aufgeweckten und bezaubernden Mädchen zu wahren. Bedauerlicherweise mangelt es in Silverton Hall in hohem Maße an Zuneigung, vielmehr stehen Etikette und der Rosengarten mehr im Mittelpunkt. Das gesamte Leben des Ehepaars Austin ist ein einziger Plan. Sie reagieren allergisch auf Unregelmäßigkeiten, können mit den Gedanken, Wünschen und Träumen ihrer Tochter nichts anfangen und halten eine gewisse Distanz zu Ruby. Genau diese Distanz verbindet Isla mit dem kleinen Mädchen, denn in Bezug auf ihre Eltern teilen Ruby und Isla gewissermaßen dasselbe Schicksal.

Dagegen lehnt sich Isla zwar nicht offen auf, durch ihre Erlebnisse in der Traumwelt festigt sich indes ihr Charakter und sie reagiert selbstbewusster und weniger ängstlich.

Obwohl die Rollen von Gut und Böse auf den ersten Blick klar verteilt sind, verschwimmen die Grenzen durchaus. Vor allem mittels des Prologs ist es möglich, einer vermeintlich bösen Figur nahe zu kommen und die Handlungsweise ansatzweise zu verstehen.

Stefanie Lasthaus' Roman ist lebendig erzählt und mit ansprechender Dramatik ausgestattet, auch wenn zwischendurch der Spannungsfaktor abflacht. Sie verknüpft gelungen fantastische mit kriminalistischen Elementen. Sogar an eine Liebesgeschichte hat die Autorin gedacht, diese jedoch erfreulich zurückhaltend und divergierend von der Norm dargestellt. Hierzu passt das relativ offene Ende, das so manchen Leser unbefriedigt zurücklassen mag, gleichwohl aber einer eventuellen Fortsetzung Raum bietet.

Veröffentlicht am 22.07.2018

Die Gaben des Todes

Die Gaben des Todes
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Marie Winter lebt in Frankfurt am Main und ist alleinerziehende Mutter einer vierjährigen Tochter. Obwohl es auch in ihrem Leben bereits harte Einschnitte gegeben hat, geht sie in ihrem Beruf auf und übt ...

Marie Winter lebt in Frankfurt am Main und ist alleinerziehende Mutter einer vierjährigen Tochter. Obwohl es auch in ihrem Leben bereits harte Einschnitte gegeben hat, geht sie in ihrem Beruf auf und übt ihren Dienst als Oberkommissarin der Mordkommission mit Engagement aus.

Als in einem Kaufhausfenster eine in Szene gesetzte Leiche und die mit roter Schrift gemalte Aufforderung „Holt Daniel Parkov“ gefunden wird, ahnt Marie Winter, dass etwas Großes, ja etwas Ungewöhnliches geschieht. Und die junge Frau sieht sich bald ihrer bisher größten Herausforderung gegenüber, die sie nicht allein meistern kann. Ihr zur Seite steht der BKA-Ermittler Daniel Parkov, der seit dem Mord an seiner Frau zurückgezogen lebt und sich erst von Marie überzeugen lässt, sich an der Aufklärung des Verbrechens zu beteiligen...


Mit „Die Gaben des Todes“ offeriert Martin Krüger eine gut durchdachte, in sich schlüssige Geschichte, die unvorhersehbar ist und über ein enormes Potential an Spannungsmomenten verfügt und nur im geringen Maße ein wenig über das Ziel hinausschießt. Sprachlich fordert sie keine Höchstleistung, wenngleich Martin Krüger keineswegs vor deutlichen Beschreibungen Halt macht, und einige Wortwiederholungen seien ebenfalls verziehen. Insgesamt gelingt es dem Autor durchaus, den Leser in das Geschehen und damit in den Bann zu ziehen. So stehen die ganze Zeit die Fragen im Raum, wer hinter dem rätselhaften „Dezembermann“ und den Morden steckt und was dieser damit bezweckt. Wie eigentlich zu erwarten, belässt es auch Martin Krüger nicht bei einem Todesfall, den Marie, Daniel & Co. aufzuklären haben.

Mit Marie Winter und Daniel Parkov hat Martin Krüger ein ungewöhnliches, gleichwohl bemerkenswertes Ermittlerteam erschaffen, das nach dem Tod ihrer Partner ihr Päckchen zu tragen hat und wegen der jeweiligen Charakterzüge realistisch ist. Während beiden eine gewisse Eigenwiligkeit zu eigen ist, wirkt Marie daneben äußerst geradlinig und emotional. Sie versucht, sowohl ihrer an Leukämie erkrankten Tochter als auch ihrem Job gerecht zu werden, nicht immer funktioniert dies zu ihrer Zufriedenheit. Daneben zeigt sich Daniel charismatisch, aber auch ein wenig exaltiert und ist vor allem tief in seinem Inneren mit einer Dunkelheit versehen, die leicht an den Abgrund führen kann.

Im Verlauf des Geschehens müssen die beiden lernen, einander blind zu vertrauen. Denn dieser Fall verlangt beiden Figuren einiges ab, sie werden mit den Dämonen ihrer Vergangenheit konfrontiert. „Der Dezembermann“ scheint es darauf angelegt zu haben, das Leben von Marie und Daniel zu beeinflussen, mit ihnen zu spielen, ohne sich selbst in die Karten schauen zu lassen oder nur in dem Rahmen, den er sich vorstellt.

Mit einer spürbaren Ungeduld des Täters nimmt zum Ende hin auch das Tempo zu, als könne er es gar nicht erwarten, enttarnt zu werden. Und die Auflösung überrascht, wenngleich ein paar Fragen offen bleiben und die Vorfreude auf den Folgeband steigern. Von daher: Alles richtig gemacht!