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Lainybelle

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.04.2019

Eine Nymphe & ein Hadessohn = eine unschlagbare Kombi!

Gold und Schatten
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Worum geht's?

„Er pflegte seine Geheimnisse, er hütete die Abgründe, die ihn zu dem machten, der er wirklich war. Und irgendwie hatte all das mit mir zu tun. Die schrecklichen Dinge aus seiner Vergangenheit, ...

Worum geht's?

„Er pflegte seine Geheimnisse, er hütete die Abgründe, die ihn zu dem machten, der er wirklich war. Und irgendwie hatte all das mit mir zu tun. Die schrecklichen Dinge aus seiner Vergangenheit, seine Pläne für die Zukunft, sogar das Hier und Jetzt schienen darauf ausgerichtet, dass ich an seiner Seite war." (S. 327f.)

Livia (16) ist eine Diplomatentochter und gerade erst ein weiteres Mal umgezogen - von Korea nach Paris. Bereits kurz nach ihrer Ankunft lernt sie Maél kennen, der etwas verboten Düsteres an sich hat und sich gern in den Katakomben unter der Stadt herumtreibt. Könnte es sein, dass er Antworten für sie hat? Darauf, warum sie seit ihrem Geburtstag Pflanzen sprechen hören kann? Oder sollte Livia sich besser von ihm fernhalten? Denn irgendwie spürt sie, dass neben der Anziehung, die er auf sie ausübt, auch eine gewisse Gefahr von ihm auszugehen scheint ...

Was mich neugierig gemacht hat:

Ich habe eine Schwäche für griechische Mythologie, besonders wenn es um Romantasy geht. Auch wenn ich finde, dass Paris in Jugendbüchern wirklich sehr häufig als Schauplatz genutzt wird (neben London und New York natürlich), wollte ich daher gern noch einmal eine literarische Reise dorthin unternehmen - denn in der Götterkombi ist es mir bisher tatsächlich noch nicht begegnet.

Wie es mir gefallen hat:

In diesem Buch stecken viele schöne und auch witzige Einfälle, liebenswerte Charaktere, das Flair von Paris und seinen Katakomben und natürlich so einige Gestalten und Geschichten aus der griechischen Götterwelt.
Besonders über Livia als Protagonistin habe ich mich gefreut, denn sie bedient zwar das übliche Schema der Unwissenden mit gerade erst erwachenden Fähigkeiten, die sie zunächst nicht einordnen kann, ist daneben aber definitiv eine authentische und realistische Persönlichkeit - sie ist nicht makellos und unbesiegbar, dafür steht sie mit beiden Füßen auf dem Boden und ist auch nicht auf den Kopf gefallen.
Maél grenzt sich ebenfalls vom typischen Bad Boy ab und hat noch einiges mehr zu bieten als nur seine geheimnisvolle Aura.

Obwohl ich vieles an der Geschichte sehr gelungen finde, sehe ich Luft nach oben.
Ich habe einige Längen wahrgenommen. Die Neckereien zwischen Livia und Maél sind an und für sich süß gemacht, aber insgesamt sehr ausgedehnt. An Stellen, wo sie gekürzt wurden, wird hin und wieder zusammenfassend erzählt, was noch gesagt wurde, was mich persönlich immer etwas aus dem Lesefluss reißt, weil ich das Gefühl habe, in dem Moment von der Ich-Erzählerin auf Abstand gehalten zu werden.
Aufgefallen ist mir zudem, dass Livias Erzählstimme nicht ununterbrochen auf ihre jeweilige Situation abgestimmt wurde - zum Beispiel beschreibt sie in einer Szene, in der sie entsetzliche Schmerzen hat und praktisch um ihr Leben fürchten muss, noch detailliert, wie die Anwesenden aussehen, was sie tragen und worüber sie sprechen.

Als schwierig empfunden habe ich außerdem, dass die Grundstimmung eigentlich eher humorvoll ist. Die „Anpassungen" der griechischen Götter und ihrer Eigenheiten für die moderne Zeit sind originell, nehmen der Handlung aber auch ein Stück weit ihre Ernsthaftigkeit. Ein Stück weit ist es sicherlich Geschmackssache. Mich hat das Nebeneinander von Witz und Spannung ein wenig irritiert. Actionreichere Szenen konnten mich nicht so ganz gefangennehmen, weil für mich keine richtige bedrohliche Gefahr transportiert wurde.

(Für wen) Lohnt es sich?

Diesen Reihenauftakt kann ich Jugendlichen ab ca. 13 Jahren empfehlen, die gern Fantasy mit einem Fokus auf die Liebesgeschichte und auf Humor lesen.

In einem Satz:

„Gold & Schatten - Das erste Buch der Götter" ist ein durchaus unterhaltsamer Auftakt mit einigen bekannten Elementen, Längen und kleineren erzähltechnischen Schwächen aber auch einer ordentlichen Portion Prickeln, Raffinesse und Witz.

Veröffentlicht am 06.04.2019

Zwischen Liebesbedürfnis und Verlustängsten ...

So sieht es also aus, wenn ein Glühwürmchen stirbt
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Worum geht's?

Leon ist schon lange in seine beste Freundin Viola verliebt - dass nach einem gemeinsamem Konzertbesuch mehr daraus wird und sie die Nacht bei und mit ihm verbringt, ist für den ersten Moment ...

Worum geht's?

Leon ist schon lange in seine beste Freundin Viola verliebt - dass nach einem gemeinsamem Konzertbesuch mehr daraus wird und sie die Nacht bei und mit ihm verbringt, ist für den ersten Moment das Beste, was ihm hätte passieren können. Doch am nächsten Morgen verschwindet Viola, distanziert sich, macht dicht.
Wird, was zwischen ihnen vorgefallen ist, ihre Freundschaft zerstören? Oder gibt es vielleicht noch Hoffnung, dass sie wieder zueinanderfinden, vielleicht sogar als Paar?

Was mich neugierig gemacht hat:

Zum einen gefällt mir das Konzept des neuen Verlagsimprints sehr gut, sodass ich gleich einige der ersten Titel unbedingt lesen und rezensieren wollte. Speziell bei diesem Buch war es die Freundschaftsthematik, die mich neugierig gemacht hat: Ich war gespannt, wie die Autorin die Beziehung zwischen Leon und Viola ausgestaltet hat und wohin sie die Freundschaft-vs.-Liebesbeziehung-Frage führen würde.

Wie es mir gefallen hat:

Dieses Buch habe ich nach dem Lesen erst mal ein wenig nachwirken lassen, bevor ich mich an diese Rezension gesetzt habe. Hier eine Bewertung vorzunehmen, selbst eine subjektive, finde ich außergewöhnlich schwierig. Beim Lesen war ich gleichermaßen gebannt und ... irgendwie enttäuscht. Ich werde versuchen, das im Folgenden deutlich zu machen.

Die Art, wie die Geschichte erzählt wird, hat mich insgesamt beeindruckt. Sie hat eine melancholische Atmosphäre und übt einen ganz eigenen Sog auf einen aus. Es gibt eine leichte Tendenz zum Poetischen, der Stil hat etwas Rauschartiges, Schweres, aber auch Träumerisches.
Im Wechsel erhalten wir Einblicke in Leons und Violas Gedanken. Der Klappentext war für mich hier etwas irreführend, da ich davon ausgegangen war, dass es vor allem um Leons Suche nach Viola und nach Antworten geht (was nur teilweise der Fall ist).

Ich finde grundsätzlich Charaktere spannend, die nicht unbedingt Sympathieträger sind, und sowohl Leon als auch und vor allem Viola hatten da in meinen Augen, was ihre Anlagen und Entwicklungen angeht, viel Potenzial. Was mich gestört hat, sind allerdings die vielen krassen Erfahrungen (unterschiedlicher Abstufungen), die beide gemacht haben und im Laufe des Buches machen; gerade mit der Enthüllung am Ende war es einfach ein bisschen zu viel Drama (wobei ich die Art, wie das Ende vermittelt wird, dennoch sehr raffiniert fand).
Hinzu kommen die Zufälle - an dieser Stelle möchte ich nichts vorwegnehmen, aber so viel sei gesagt: Alles passt genauso, dass Leon immer jemanden kennt, der mit Violas Vergangenheit zu tun hat oder ihn in der Gegenwart wieder zu ihr führt. Die Nebencharaktere erschienen mir daher oft als Mittel zum Zweck. Natürlich gibt es auch den obligatorischen schwulen besten Freund (an und für sich nichts dagegen, aber diese Rolle wird einfach sehr häufig so besetzt, um möglichst noch etwas Diverses zur Zufriedenheit aller einzubringen).

Was mich geärgert bzw. traurig gestimmt hat, ist die Darstellung von Freundschaft. Es wird zwar erzählt, dass Leon und Viola eine besondere Verbindung haben, viel Zeit zusammen verbringen usw., doch sie kamen mir wie Fremde vor. Zum Teil ist das sicher dem Verlauf der Geschichte geschuldet, da ja hier zunächst eine Entfernung stattfindet, doch sie haben sich einander kaum anvertraut, haben nicht verstanden, wie der andere denkt, was ihn wirklich bewegt, ... Dieser Punkt ist nur eingeschränkt eine Kritik an diesem Buch, denn er steht und fällt mit der Frage, was wahre Freundschaft eigentlich ist und wie sie heute gelebt wird. Mag sein, dass Leons und Violas Beispiel da (leider) nur allzu realistisch ist. Trotzdem hätte ich ein etwas hoffnungsvolleres Bild gewünscht; nach meinen eigenen Vorstellungen hätte ich die beiden nicht als Freunde, geschweige denn beste Freunde bezeichnet.

Passagenweise werden die Gedankenkarusselle von Leon und Viola sehr ausgereizt. Nach meiner Einschätzung hätten sie sich auch etwas weniger drehen dürfen. Die innere Entwicklung steht ganz klar im Vordergrund der Geschichte, und darauf muss man sich einlassen.
Obwohl ich einiges negativ empfunden habe, hat das Buch mich auf besondere Weise gefesselt, aufgerüttelt und sehr nachdenklich gestimmt - und solche Bücher empfinde ich, unabhängig von konkreten Umsetzungspunkten, als eine Bereicherung, für mich persönlich und auch im Blick auf den Buchmarkt.

(Für wen) Lohnt es sich?

Ich bin mir unsicher, wem ich dieses Buch empfehlen würde. Ich glaube, es trifft den Zeitgeist der Generation Y in einigen Punkten sehr gut, aber gleichzeitig vermittelt es Botschaften und Vorstellungen von Freundschaften und Beziehungen, die sicher nicht jeder vertreten möchte.
Ich fasse es mal so zusammen: Für kritische LeserInnen ab ca. 16 Jahren, die Geschichten mögen, in denen der Schwerpunkt nicht auf einer romantischen Handlung, sondern mehr auf dem Innenleben der Figuren liegt, könnte „So sieht es also aus, wenn ein Glühwürmchen stirbt" etwas sein.

In einem Satz:

„So sieht es also aus, wenn ein Glühwürmchen stirbt" ist authentisch, auf jeden Fall keine 0-8-15-Geschichte und bietet ein interessantes Leseerlebnis, hat aber auch den einen oder anderen Schwachpunkt und hinterlässt einen recht schalen Nachgeschmack.

Veröffentlicht am 21.02.2019

Gute Unterhaltung, aber Kami Garcia kann es noch besser

Broken Beautiful Hearts
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Worum geht's?

Am einen Tag noch glücklich vergeben und eine glänzende Zukunft mit einem Fußballstipendium vor sich, am nächsten getrennt, verletzt und am Boden zerstört - Peyton kann nicht fassen, dass ...

Worum geht's?

Am einen Tag noch glücklich vergeben und eine glänzende Zukunft mit einem Fußballstipendium vor sich, am nächsten getrennt, verletzt und am Boden zerstört - Peyton kann nicht fassen, dass ihr das passiert ist. Ob ihr großer Traum noch erreichbar ist, steht in den Sternen.
Weil selbst Peytons Freundinnen ihr nicht glauben, was passiert ist, und sie sogar Drohanrufe bekommt, schickt ihre Mutter sie nach Black Water zu ihrem Onkel und seinen beiden Söhnen.
Dort trifft Peyton auf Owen - und obwohl das das Letzte ist, was sie jetzt gebrauchen kann, verliebt sie sich in ihn. Dabei ist er Kampfsportler, genau wie Peytons Exfreund, und steckt damit genau in der Szene, mit der Peyton auf keinen Fall mehr in Berührung kommen will ...

Was mich neugierig gemacht hat:

Die Kurzzusammenfassung der Geschichte klang jetzt nicht unbedingt originell, aber da ich die Autorin und z.B. ihr Buch „I Knew U Were Trouble" sehr mag, war ich gespannt, was sie aus dieser Geschichte gemacht hat. Ich habe mich auf eine warmherzige und romantische Story eingestellt, bei der die Seiten beim Lesen nur so dahinfliegen.

Kurze Anmerkung zum Optischen: Ich finde die geometrischen Elemente und den Buchrücken sehr schön (auch wenn Rosa nicht wirklich meine Lieblingsfarbe ist), über das Pärchen ärgere ich mich allerdings ein bisschen. Gleich zu Beginn des ersten Kapitels gibt es eine Beschreibung von Peyton, die Halbkubanerin mit schwarzen krausen Haaren ist - und später von Owen, der Locken hat. Bestimmt hätte man hier ohne großen Aufwand das Bild eines passenderen Pärchens finden können.

Wie es mir gefallen hat:

Auf dieses Buch blicke ich etwas zwiegespalten zurück. Wieder einmal hat Kami Garcia es geschafft, mich sehr gut zu unterhalten, gleichzeitig hatte ich aber in mancher Hinsicht mehr erwartet.

Besonders positiv ist hervorzuheben, dass die Geschichte nicht nur nach Schema F konzipiert ist, sondern viel Eigenes mitbringt. Peytons Liebe zum Fußball wird spürbar, die Kampfsportszene auch für Laien überzeugend dargestellt, die Liebesgeschichte entwickelt sich im perfekten Tempo und Peyton entwickelt sich merklich im Laufe des Geschehens.
Im Großen und Ganzen sind es drei Kritikpunkte, hinsichtlich derer aus meiner Sicht Potenzial verschenkt worden ist:

1) Ich hatte das Buch gedanklich eher als New Adult eingeordnet und nicht damit gerechnet, dass es so sehr im klassischen Highschool-Setting verankert sein würde. Auch wenn die Autorin grundsätzlich viele Klischees vermieden hat, sind dadurch doch einige eher einfallslose Elemente ins Spiel gekommen wie die typische Cheerleader-Zicke und kindische Streiche und Prügeleien in der Schule. Viele Szenen, wie bspw. die obligatorische Partnerarbeit von Peyton und Owen, sind überflüssig und/oder überdramatisiert.

2) Auch wenn die Charakterkonstellation an und für sich gut zusammengestellt ist, werden z.B. die anfangs witzigen und liebenswerten Zwillinge auf Dauer etwas anstrengend. Außerdem werden einige Nebenfiguren einfach „fallengelassen" und am Ende nicht mehr erwähnt; das betrifft u.a. Peytons Freundinnen Lucia und Gwenn und auch Owens Freund Tucker und dessen Schwarm Nathalie.

3) Leider erkennt man beim Lesen sehr klar, was die Autorin wie geplant hat. Das macht vieles vorhersehbar, manches auch tendenziell unrealistisch. Man gewinnt das Gefühl, dass die Geschichte aus einzelnen Bausteinen zusammengesetzt ist, statt richtig in einen Fluss zu kommen.
Owens Geheimnis als einer der Hauptkonflikte trägt nicht wirklich und hat mich zudem stark an eine bestimmte Nebenhandlung aus „Pretty Little Liars" erinnert (was aber wahrscheinlich Zufall ist).
Auch die Drohungen gegenüber Peyton und die Spannung, die dadurch erzeugt werden sollte, hat mich nicht überzeugen können.

Das Nachwort der Autorin hat meine Gesamtsicht auf das Buch noch einmal ein bisschen verändert. Dass sie hier eigene Erlebnisse eingebracht hat, hat mich schockiert und auch beeindruckt.

Insgesamt würde ich als Note eine 3+ bis knappe 2- vergeben, was 3,5 Sternen entspricht.

(Für wen) Lohnt es sich?

Wer Lust auf eine gut geschriebene, kurzweilige Sport-Romance mit einigen emotionalen Themen hat und keine allzu hohen Ansprüche an den Handlungsverlauf und die Charaktere stellt, wird mit dem Buch seine Freude haben.
Meiner Meinung nach nicht Kami Garcias bestes Werk, aber dennoch gut (das oben schon erwähnte „I Knew U Were Trouble" würde ich aber mehr empfehlen).

In einem Satz:

„Broken Beautiful Hearts" ist mit der von Kami Garcia gewohnt leichten, unterhaltsamen Art ein gelungenes Buch, in dem die Autorin mutig eigene Erfahrungen verarbeitet hat; allerdings wirken Plot und Charaktere an vielen Stellen deutlich zu konstruiert.

Veröffentlicht am 08.10.2018

Einfallsreich & spannend

Du oder ich
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Inhalt:

"Aber das ist der Grund, warum Kersh so stark ist. Weil man die Schwachen eliminiert."
"Es ist stark in Bezug auf Kämpfer und Krieg. Doch was ist mit den Dingen, die mehr aus uns machen als Maschinen, ...

Inhalt:

"Aber das ist der Grund, warum Kersh so stark ist. Weil man die Schwachen eliminiert."
"Es ist stark in Bezug auf Kämpfer und Krieg. Doch was ist mit den Dingen, die mehr aus uns machen als Maschinen, die uns menschlich bleiben lassen?" (S.85)


Die fünfzehnjährige West ist in Kersh aufgewachsen, der letzten kriegsfreien Zone der Welt. Doch die Stadt steht unter einer großen Bedrohung von außen. Die Lösung: Schon die Kinder werden zu Soldaten herangezogen.
Jeder Mensch hat einen Doppelgänger mit identischem Erbmaterial. Zwischen dem zehnten und zwanzigsten Lebensjahr erhält man den Auftrag, Jagd auf ihn zu machen. Ihn zu töten. Denn das ist der einzige Weg, um zu überleben.


Meine Meinung:

zum Cover:

Bei diesem Buch, gab es für mich eine Art Premiere: Mir gefällt sowohl das englische Original- als auch das deutsche Cover sehr.
Ersteres hat zwar einen stärkeren Bezug zur Geschichte und man kann sich sehr gut vorstellen, dass das Mädchen West ist, die durch eine Straße ihres Bezirks läuft. Letzteres spiegelt dafür mit dem starken Schwarz-Rot-Kontrast und den beiden gleichen Gesichtern meiner Meinung nach noch intensiver die düstere Stimme wider.

Während der kurze Text auf dem Buchrücken neugierig macht und viel Spannung verspricht, verrät die Zusammenfassung auf der Innenklappe für meinen Geschmack mal wieder ein bisschen zu viel.


zur Geschichte:

Obwohl auf dem Schutzumschlag "Thriller" zu lesen ist, wird schon nach wenigen Seiten klar, dass es sich bei dem Buch um eine waschechte Dystopie handelt. Nach meiner Beurteilung ist es beides und in jedem Fall außergewöhnlich.

Der Schauplatz ist eine Stadt inmitten einer Zukunftswelt, die von Kriegen zerrüttet ist. Doch Kersh ist keineswegs die Oase in der Wüste. Innerhalb ihrer Grenzen herrschen Gewalt und Misstrauen, besonders unter den Unvollendeten, jenen Bürgern, die ihren Auftrag noch nicht erhalten haben.
Im Laufe des Buches nimmt West den Leser in alle vier Bezirke mit: Jethro, Gaslight, Calden und Leyton. Jedes Viertel ist eine Welt für sich und der Autorin ist es gelungen, sie alle in ihrer Einzigartigkeit zu zeigen.
Die Hintergründe der Geschichte fand ich stimmig und ausreichend erklärt. Im Vordergrund stand jedoch mehr die Entwicklung der Protagonistin.

Der Plot besteht aus einem einzigen Strang, der zielstrebig auf das Ende zusteuert. Auch wenn ich selten das Gefühl hatte, unbedingt erfahren zu müssen, was auf der nächsten Seite geschehen wird, brannte ich doch darauf zu erfahren, worauf alles hinauslaufen würde.

Die Idee mit den Substituten (Doppelgängern), die sich gegenseitig jagen müssen, was eine Art natürliche Selektion herbeiführen soll, fand ich sehr originell und interessant. Wie sich das auf die Gesellschaft und das Leben der Individuen auswirkt, war überzeugend dargestellt.
Was mich ein wenig verwirrt hat, ist, dass die für Dystopien sonst so typische Erkenntnis der Protagonistin ausbleibt. Sie ergibt sich in das System, auch wenn sie damit alles andere als glücklich ist. Was ich davon halten soll, weiß ich noch nicht so recht. Ich habe aber gehört, dass es eine Fortsetzung geben soll. Vielleicht ist da ja noch etwas Rebellionsmäßiges in Aussicht.

Der Schreibstil zeichnet sich vor allem durch ungewöhnliche Bilder aus (z.B. werden alte Autos in einer Gasse als "ganz orange vom Rost, ausladende, städtische Sonnenuntergänge im Betondschungel" (S.134) beschrieben).
Zudem fand ich die Dialoge, vor allem zwischen West und Chord, sehr gelungen.

zur Protagonistin:

"Ich dachte, es wäre, als würde ich in einen Spiegel blicken und mich selbst ansehen, aber so ist es nicht. Nicht ganz. Der Unterschied ist so gering wie der zwischen dem eigenen Spiegelbild, das man betrachtet, und der Art, wie andere einen sehen. Es ist, als wären beide Gesichtshälften verkehrt zusammengesetzt, so dass kein Anblick der richtige ist. Als ich sie entdecke, denke ich: So also sehen mich die anderen." (S. 173)


Die Ich-Erzählerin West habe ich als sehr starken Charakter empfunden. Ihre Kaltblütigkeit zeugt von den Verlusten, die sie verkraften musste, und ihrer insgesamt schweren Vergangenheit sowie den Missständen der Gesellschaft. Ihre Bindungsängste wirkten sehr realistisch und die eher im Hintergrund stehende Liebesgeschichte authentisch.
Allerdings verstehe ich nicht, warum ihr das Töten so leicht fällt und sie nur vor ihrer eigenen Doppelgängerin zurückschreckt.
Außerdem hätte ich sie ohne die Altersangabe auf jeden Fall älter als fünfzehn eingeschätzt.

Fazit:

"Du oder ich" überzeugt durch Spannung, Einfallsreichtum, eine starke Protagonistin und einen schönen Schreibstil.
Auch wenn es sich zwischendurch ein kleines bisschen zieht, hat mir das Buch insgesamt sehr gut gefallen.
Ich weiß nicht genau, ob es eine Fortsetzung geben wird, aber falls nicht, wäre die Botschaft eher kritisch zu betrachten.
Von mir gibt es eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 08.10.2018

Gute Unterhaltung mit einigen inhaltlichen und spannungstechnischen Schwächen

Kirschroter Sommer
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Inhalt

Emely ist 23, studiert Literaturwissenschaften und endlich passiert in ihrem Leben auch mal etwas Erfreuliches: Ihre beste Freundin Alex zieht zu ihr nach Berlin! Blöd nur, dass Emely dadurch auch ...

Inhalt

Emely ist 23, studiert Literaturwissenschaften und endlich passiert in ihrem Leben auch mal etwas Erfreuliches: Ihre beste Freundin Alex zieht zu ihr nach Berlin! Blöd nur, dass Emely dadurch auch ihrem Bruder Elyas wiederbegegnet, dessen Existenz sie in den letzten Jahren mehr oder weniger erfolgreich verdrängen konnte. Offenbar will er sie unbedingt rumkriegen, doch da spielt Emely natürlich nicht mit... oder?
Als sie dann auch noch E-Mails von einem mysteriösen Verehrer bekommt, der ihr sehr schnell ans Herz wächst, ist das Gefühlschaos perfekt...

Wie ich auf das Buch kam

In diesem Fall ist die Geschichte, wie das Buch in mein Regal wanderte, ganz interessant :) Irgendwann im letzten Jahr hatte es begonnen, sich mir quasi aufzudrängen, da ich überall auf begeisterte Bewertungen stieß und meine Neugier war geweckt.
Ich hatte ein Verzeichnis entdeckt, das versprach, "Kirschroter Sommer" würde auch auf der Frankfurter Buchmesse vertreten sein. Da habe ich es dann schließlich auch gefunden - da es ein Ausstellungsstück war, musste ich zwar gut drei Stunden warten, bis ich es mitnehmen durfte, dafür bekam ich es aber zum halben Preis.
Da wusste ich natürlich noch nicht, dass es wenige Monate später als Taschenbuch bei Rowohlt erscheinen würde. Aber so spielt das Leben eben... :D

Meine Meinung

Wenn ich jetzt nach dem Lesen auf das Buch blicke, fühle ich mich ein wenig zwiegespalten. Für mich hat es auf der einen Seite einen sehr positiven Eindruck gemacht, konnte mich auf der anderen aber auch nicht vollkommen überzeugen.

zur Umsetzung:
Was mir sehr gut gefallen hat, ist der Schreibstil. Ich habe selten ein Buch in Händen gehalten, das mit so viel Wortwitz, Raffinesse und Humor aufwarten konnte.
Hinzu kommen eine köstliche Situationskomik sowie Dialoge, die an Schlagfertigkeit und Unterhaltungswert kaum zu überbieten sind.
Abgesehen davon, dass Elyas mir zu häufig als "arroganter Fatzke" betitelt wurde, bin ich von der authentischen Sprache des Buches wirklich begeistert.

zur Handlung und zu den Charakteren:
In Bezug auf den Handlungsverlauf habe ich da weitaus mehr zu kritisieren. Die Geschichte plätschert vor sich hin und kreist prinzipiell nur um die Begegnungen zwischen Emely und Elyas. Darauf läuft alles hinaus und der Rest ist eher Beiwerk. Da ihre Schlagabtäusche allerdings immer wieder herrlich mitzuverfolgen sind, ist das nicht unbedingt als Nachteil zu sehen.

Sehr geschickt fand ich, dass man als Leser recht lange darüber nachgrübelt, was in der Vergangenheit zwischen Emely und Elyas vorgefallen ist und die Auflösung erst spät und unerwartet kommt.
In Bezug auf die E-Mails, die Emely von einem gewissen Luca bekommt, stellt sich sehr schnell ein Verdacht ein, der auch durch mehrere Anspielungen verstärkt wird. Da in diesem Teil nicht aufgelöst wird, was es mit dieser Sache auf sich hat, möchte ich kein vorschnelles Urteil fällen, aber wenn sich mein Verdacht bestätigen sollte, wäre mir dieser Aspekt doch deutlich zu vorhersehbar.

Die Entwicklungen zwischen Emely und Elyas sind überzeugend dargestellt und unterhaltsam zu lesen. Dennoch ging es meiner Meinung nach zu schleichend voran und nach der Hälfte des Buches gingen mir Emelys Starrköpfigkeit und ihre Art, voreilige Schlüsse zu ziehen und jedes Gefühl im Keim zu ersticken, doch ein bisschen auf die Nerven.
Elyas hingegen habe ich als Charakter sehr gemocht mit seinem (gespielt) großen Selbstbewusstsein und seinem Durchhaltevermögen.

Alle anderen Figuren spielten zwar eher Nebenrollen - selbst Alex -, sind in meinem Kopf aber dennoch sehr lebendig geworden.

Fazit

Vielleicht liegt es daran, dass ich das Genre nicht gewohnt bin, aber die große Begeisterung für "Kirschroter Sommer" kann ich nicht vollkommen nachvollziehen.
Es ist durchaus lesenswert und besticht vor allem durch seine Umsetzung, auf der Handlungsebene passiert allerdings nichts Weltbewegendes. Die Liebesgeschichte entwickelt sich eher schleppend bzw. wird durch die Protagonistin, die als Ich-Erzählerin schließlich großen Einfluss auf das Leseerlebnis nimmt, geleugnet.
Unerwartete Wendungen hat es für mich nicht wirklich gegeben und ich befürchte, dass das "Hauptgeheimnis" der Geschichte sehr simpel zu lösen ist - das kann jedoch nur das Lesen der Fortsetzung bestätigen. Ich wäre auf jeden Fall bereit, "Türkisgrüner Winter" eine Chance zu geben.

Kurz: Ich verstehe, warum das Buch gut ankommt, bin aber auch der Meinung, dass es einige (inhaltliche und spannungstechnische) Schwächen hat. Zugute halten muss man ihm jedenfalls, dass es sich gut lesen lässt.
Mit den Noten tu ich mich in diesem Fall etwas schwer. Sagen wir 2- mit leichter Tendenz zur 3+