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Veröffentlicht am 04.03.2019

Gut recherchierter historischer Roman, der mich jedoch nicht völlig überzeugt hat

Café Engel
1

Der Zweite Weltkrieg ist fast vorbei und Hilde und ihre Mutter Else müssen zusehen, wie sie sich mit ihrem Café Engel in Wiesbaden durchschlagen, während Vater Heinz an der Front oder in Kriegsgefangenschaft ...

Der Zweite Weltkrieg ist fast vorbei und Hilde und ihre Mutter Else müssen zusehen, wie sie sich mit ihrem Café Engel in Wiesbaden durchschlagen, während Vater Heinz an der Front oder in Kriegsgefangenschaft ist. Hildes Cousine Luisa erlebt das Ende des Krieges in ihrer Heimat Ostpreußen, wo sie auf einem adeligen Landsitz aufgewachsen ist.
In den Wirren der letzten Kriegsmonate und danach schlägt sich Luisa auch nach Wiesbaden durch und taucht plötzlich im Café Engel auf…

Meine Meinung:
Aufgrund des Untertitels „Eine neue Zeit“ hatte ich angenommen, der Roman spiele nur kurz nach Kriegsende und würde zeitlich bis in die Zeit des Wiederaufbaus hineinreichen. Dem war allerdings nicht so; er spielte wirklich nur zu Kriegsende und kurz nach dem Krieg und thematisierte Flucht aus dem Osten ebenso wie Hunger nach Kriegsende, das Leben mit den Besatzern und Auswirkungen der Bombennächte.
All diese Themen hat die Autorin sicherlich sehr fundiert und sorgfältig recherchiert und im Roman gut wiedergegeben. Man merkt deutlich, welche Themen zu Kriegsende und direkt danach dominant waren, und hat viel Neues gelernt. Auch Beschreibungen aus der Kriegsgefangenschaft fehlten nicht, die für mich sehr neu waren.
Neben den historisch gut recherchierten Gegebenheiten, die sehr gelungen dargestellt sind, hatte ich mir von der Handlung allerdings etwas mehr versprochen. Es kommen unglaublich viele Personen im Roman vor und mit jedem Kapitel wechselt die Perspektive – von Hilde zu ihrer Cousine Luisa zu Vater Heinz zu dem Zwangsarbeiter Jean-Jacques zu… Ich weiß nicht, ob es an der so oft wechselnden Perspektive lag, aber ich bin leider mit den handelnden Personen bis zum Schluss nicht richtig warm geworden. Es blieb immer eine gewisse Distanz.
Außerdem gab es am Ende einige Entwicklungen, z.B. im Verhältnis der beiden Cousinen zueinander, die ich nicht ganz glaubwürdig fand. Da ging einiges zu schnell oder war nicht motiviert.
Schade! Der Stoff hat grundsätzlich sehr viel Potential geboten, da hätte man deutlich mehr draus machen können.

Fazit:
Das Motiv und das Setting sind toll gewählt, die Recherchen sind wahnsinnig gut gemacht und die Zeit gut dargestellt. Leider hat mich der Roman trotzdem nicht berühren können und meine Erwartungen leider nicht ganz erfüllt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Authentizität
  • Figuren
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 01.03.2019

Kurzweiliges Buch über eine Vater-Tochter-Beziehung

Läuft bei uns
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Sebastian ist der Vater der 14jährigen Mathilda, mit der er seit dem Tod seiner Frau vor zehn Jahren allein lebt.
Er ist ein richtiger Helikoptervater und verfällt in Aktionismus, als seine Tochter zum ...

Sebastian ist der Vater der 14jährigen Mathilda, mit der er seit dem Tod seiner Frau vor zehn Jahren allein lebt.
Er ist ein richtiger Helikoptervater und verfällt in Aktionismus, als seine Tochter zum ersten Mal mit einer schlechten Note nach Hause kommt. Schnell liegt für ihn der Verdacht nahe, dass Mathilda hochbegabt sein könnte. Aber ist sie vielleicht doch einfach ein ganz normaler Teenager…?


Meine Meinung:
Dank der flüssigen, humorvollen und teilweise sogar recht flapsigen Erzählweise bin ich sehr gut in die Geschichte hineingekommen und hatte das Buch auch insgesamt sehr schnell ausgelesen.
Das Buch ist unterhaltsam und lässt sich durch die kurzen Kapitel sehr angenehm lesen.
Ich fand die Geschichte sehr vielversprechend und gut angelegt und das Thema sehr ergiebig. Es sind auch sehr viele gute Ideen in die Erzählung eingeflossen, die wirklich sehr aktuell und auf der Höhe der Zeit ist.

Zum Ende hin ging mir die Entwicklung dann allerdings ein bisschen zu schnell und blieb auch nicht immer glaubwürdig. Einige Szenen waren schon sehr überzogen.


Fazit:
Auch wenn man aus dem Thema sicherlich noch mehr hätte machen können, ist das Buch sehr kurzweilig und unterhaltsam.

Veröffentlicht am 28.02.2019

Gut recherchierter historischer Roman mit viel Potential

Die Villa an der Elbchaussee
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Gerade ist der erste Weltkrieg zu Ende und die Menschen leiden immer noch an Hunger. Die junge Frieda möchte nichts lieber, als im Handelshaus ihres Vaters arbeiten und sich dort um die Produktion leckerer ...

Gerade ist der erste Weltkrieg zu Ende und die Menschen leiden immer noch an Hunger. Die junge Frieda möchte nichts lieber, als im Handelshaus ihres Vaters arbeiten und sich dort um die Produktion leckerer Schokoladenspezialitäten kümmern.
Eigentlich soll ihr Bruder die Firma übernehmen, doch der kommt als gebrochener Mann aus dem Krieg zurück…
Und dann ist da auch noch die Erwartung ihrer Eltern, dass Frieda vorteilhaft heiratet, um der Firma zu nützen.


Meine Meinung:
„Die Villa an der Elbchaussee“ ist ein gut recherchierter historischer Roman zu einem sehr ergiebigen und vielversprechenden Thema. Die Figuren sind nett angelegt, die Zeit ist sehr gut ausgewählt und die Geschichte hat viel Potential.
Ich bin dank der leichten und flüssigen Erzählweise auch sofort gut in die Handlung gekommen und habe mich in Frieda gut hineinversetzen können.
Besonders schön fand ich die Beschreibung der Hamburger Schauplätze – sehr interessant waren zum Beispiel Besuche in der Speicherstadt.
Auch die Beschreibungen der Köstlichkeiten aus Schokolade, die Frieda mit viel Hingabe und Liebe gestaltet, haben mir sehr gut gefallen.

Allerdings hätte man meines Erachtens noch ein bisschen mehr aus der vielversprechenden Geschichte machen können. Ich bin mit den Figuren leider bis zum Ende nicht ganz warm geworden, auch nicht immer fand ich ihre Motivation und Handlungen nachvollziehbar. Und auch die Handlung an sich hätte ich mir an mancher Stelle stringenter und spannender gewünscht.


Fazit:
Ich habe das Buch gerne gelesen, weil es sehr fundiert recherchiert war, hätte mir aber von der Geschichte noch etwas mehr versprochen.

Veröffentlicht am 09.11.2018

Netter, wenn auch etwas vorhersehbarer Weihnachtsroman

Dünenwinter und Lichterglanz
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Alida muss kurz vor Weihnachten mit zwei Schicksalsschlägen klarkommen: Erst wird ihre Fernsehsendung (zum Thema Dekorieren) vom Sender abgesetzt und dann stirbt ganz plötzlich ihre geliebte Oma.
Als ...

Alida muss kurz vor Weihnachten mit zwei Schicksalsschlägen klarkommen: Erst wird ihre Fernsehsendung (zum Thema Dekorieren) vom Sender abgesetzt und dann stirbt ganz plötzlich ihre geliebte Oma.
Als sie in deren alten Unterlagen Liebesbriefe von einem Mann aus St. Peter-Ording findet, überlegt sie nicht lange und bricht dorthin auf, um mehr über diese verflossene unerfüllte (?) Liebe herauszufinden.
Da es kurz vor Weihnachten ist, schreibt sie auch für sich einen Wunschzettel mit all ihren Wünschen – beruflich und privat.


Meine Meinung:
Das wirklich bezaubernde Cover hat mich zum Lesen dieses Weihnachtsromans eingeladen. In der Tat lässt sich das Buch auch sehr flüssig und schnell lesen und der Inhalt ist so, wie man es sich aufgrund des Covers und der Inhaltsangabe versprochen hat.
Highlight waren für mich die schönen Beschreibungen aus St. Peter-Ording, zum Beispiel zu reizenden kleinen Läden und Cafés. Auch die friesischen Traditionen speziell zur Weihnachtszeit finden ihren Platz in dem Roman, so dass man sich wirklich wie im Urlaub fühlt.

Die Geschichte an sich ist zwar etwas dünn und es geht immer alles – für meinen Geschmack – viel zu glatt und viel zu schnell, aber als nette Lektüre für zwischendurch (gerade zur Weihnachtszeit) eignet sich der Roman auf jeden Fall.


Fazit:
Wer eine leichte Lektüre zur Weihnachtszeit sucht mit friesischem Lokalkolorit, ist bei diesem Roman genau richtig.

Veröffentlicht am 10.10.2018

Trostlosigkeit tropft aus den Seiten – ein wichtiges Thema sehr eindringlich dargestellt

Mit der Faust in die Welt schlagen
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Das Buch spannt einen Bogen über einen längeren Zeitraum, der bis in die Gegenwart heranreicht.
Wir verfolgen die Brüder Philipp und Tobias, die in der Nähe von Dresden aufwachsen, praktisch vom ersten ...

Das Buch spannt einen Bogen über einen längeren Zeitraum, der bis in die Gegenwart heranreicht.
Wir verfolgen die Brüder Philipp und Tobias, die in der Nähe von Dresden aufwachsen, praktisch vom ersten Schultag an bis ins Alter als junge Erwachsene.
Während um sie herum gefühlt immer mehr Menschen wegziehen, Schulen schließen etc., rutschen sie – mehr oder weniger – in die Nähe eines Neonazi-Umfelds…


Meine Meinung:
Der Roman schafft es von Anfang an eine sehr trostlose Atmosphäre rüberzubringen, so dass man sich zunehmend beklemmt fühlt beim Lesen.
Die Gegend in kleinen Orten in der Nähe von Dresden wird sehr plastisch und authentisch geschildert und auch die Lebensumstände der Familie von Philipp und Tobi kommen sehr plastisch zur Geltung.
Man lernt die Brüder ein wenig kennen und begleitet sie bei ihren Freizeitbeschäftigungen, die ebenfalls eine ziemliche Leere und Trostlosigkeit widerspiegeln. Sehr deutlich werden Tobis Gefühle am Ende, der immer meint, dass er zu kurz kommt, und es einfach nicht ertragen kann, wenn Dinge sich ändern.


Fazit:
Ein Buch zu einem wichtigen Thema, das man sehr ernst nehmen sollte. Aufgrund der Trostlosigkeit war mein Lesevergnügen allerdings begrenzt. Daher insgesamt 3,5 Sterne.