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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.05.2019

guter erster Teil

Witchmark. World Fantasy Award für den besten Fantasy-Roman des Jahres 2019
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Witchmark ist ein sehr kreativer Fantasyroman. Auch wenn die Zutaten altbekannt sind. es bis auf Hexer wenig Ungewöhnliches gibt, vor allem die Magie sehr dosiert eingesetzt wird und man sich die meiste ...

Witchmark ist ein sehr kreativer Fantasyroman. Auch wenn die Zutaten altbekannt sind. es bis auf Hexer wenig Ungewöhnliches gibt, vor allem die Magie sehr dosiert eingesetzt wird und man sich die meiste Zeit eher in einem historischen denn einem phantastischen Roman fühlt, so ist das Buch doch neu in seiner Grundidee. Miles Singer versteckt sich vor seiner Familie, da diese seine Fähigkeiten zu Gunsten der begabteren Schwester missbrauchen will. Als diese ihn aber findet und um Hilfe bittet, kann er doch nicht widerstehen und begibt sich mit dem Weltenwanderer Tristan auf die Suche nach einem Mörder und dem Geheimnis der kranken Soldaten.

Eine spannende Geschichte, voll überraschender Wendungen und einer ungewöhnlichen Liebesgeschichte, die zwar die Würze macht aber nicht zu dick aufgetragen ist und der magischen Story nicht den Rang ablaufen will. Auch der Schreibstil hat mir gut gefallen und passte zu dem leicht historischen Setting. Nicht ganz klar wurden mir teilweise die gesellschaftlichen Strukturen und die politischen Verwinkelungen dieser Welt. Da könnte man noch etwas daran arbeiten. Besonders umfangreich war dieser erste Band ja auch nicht. Im Juni geht es weiter. Ich bin gespannt.

Veröffentlicht am 03.05.2019

Psycho-Thrill

Liebes Kind
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„Liebes Kind“ von Romy Hausmann ist ein Psychothriller, der eher leise und gemächlich daherkommt. Eine Frau wir angefahren und ihre kleine Tochter verhält sich ungewöhnlich und erzählt seltsame scheinbar ...

„Liebes Kind“ von Romy Hausmann ist ein Psychothriller, der eher leise und gemächlich daherkommt. Eine Frau wir angefahren und ihre kleine Tochter verhält sich ungewöhnlich und erzählt seltsame scheinbar unzusammenhängende Sachen. Die Polizei vermutet schnell, dass es sich um die vor 13 Jahre verschwundene Lena Beck handelt. Wurde sie wirklich so lange in einer Hütte gefangen gehalten? Hast sie dort Kinder bekommen? Was ist wirklich geschehen?

Durch Rückblicke aber vor allem durch die Erzählungen des Kindes und später der Frau wird klar, dass ein grausames Verbrechen geschehen ist. Einer jener Fälle, von denen man immer wieder mal liest, die aber die eigene Vorstellungskraft sprengen. Das Buch gibt hier die Möglichkeit rein zu fühlen, in das Leben der Opfer. Man erfährt wie die Frau und das Kind versuchen zur Normalität zurückzufinden und wie die Familie um Fassung und ein Verstehen ringt.

Natürlich wird auch Stück für Stück der Täter entlarvt. Tatsächlich fand ich diesen Teil etwas zäh und gar nicht so spannend. Die Psychologie steht eindeutig im Vordergrund bei diesem Buch. Der Erzählstil ist nah dran an den Personen.

Veröffentlicht am 23.04.2019

unterhaltsames Kopfkino

Großes Sommertheater
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Ich schätze die Krimis von Frank Goldammer sehr und war gespannt auf "Das große Sommertheater". Es ist eine kleine feine Mischung zwischen Komödie und Tragödie. Der Erzählstil passt sich der Geschichte ...

Ich schätze die Krimis von Frank Goldammer sehr und war gespannt auf "Das große Sommertheater". Es ist eine kleine feine Mischung zwischen Komödie und Tragödie. Der Erzählstil passt sich der Geschichte an. Sehr oft heiter aber auch sarkastisch und bitterböse wird hier das verzwickte Konstrukt der Familie des Patriarchen Joseph aufgedröselt. Der alte Herr sieht seinen nahen Tod kommen und möchte noch einmal seine Söhne sehen. Diese reisen mit ganzer Familie an, obwohl sie sonst eigentlich so gar nichts mit dem Vater und den Brüdern am Hut haben. Neid und Missgunst, aber auch alte, lange verdrängte Streitigkeiten machen dieses Familientreffen zu einer lauten und für alle Beteiligten aufwühlenden Angelegenheit.

Mir gefiel vor allem der Ton der Geschichte und die Charaktere der Darsteller, die allesamt ambivalent beschrieben waren und im Leser widersprüchliche Gefühle freisetzten. Erst nach und nach erkennt man die Verletzungen unter all dem Lack und der Patriarch Joseph ist daran nicht unschuldig.

"Das große Sommertheater" schreit für mich nach einer Verfilmung. In meinem Kopf lief es als Film schon mal sehr gut. Unterhaltsam mit einer Spur Tiefgang. Das Buch hat mir die Wartezeit auf den nächsten Goldammer-Krimi ein bisschen verkürzt.

Veröffentlicht am 04.03.2019

graue Zukunftsaussicht

Die Mauer
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John Lanchester beschreibt in seinem neuen Roman eine dystophische Welt. Rund um eine große Insel – vermutlich England – wurde eine hohe für Menschen unüberwindliche Mauer aus Beton gezogen. Auf der patrouillieren ...

John Lanchester beschreibt in seinem neuen Roman eine dystophische Welt. Rund um eine große Insel – vermutlich England – wurde eine hohe für Menschen unüberwindliche Mauer aus Beton gezogen. Auf der patrouillieren die zum Mauerdienst eingezogenen Rekruten in langen Tages- und Nachtschichten. Sie sollen verhindern, dass die Anderen über die Mauer kommen.

Aus der Ich-Perspektive erzählt Joseph Kavanagh von seinem ersten Tag und wie er danach Stunde für Stunde seine zweijährige Dienstzeit abarbeitet. Militärische Disziplin, Furcht vor Angriffen aber auch vor den Vorgesetzten und ihrer Willkür, bestimmen den Alltag ebenso wie Eintönigkeit und die Frage nach dem Sinn der Mauer und der Bewachung.

Lanchester nimmt sich viel Zeit für dafür, den Leser in diese düstere und graue Welt einzuführen. Dabei legt er sich aber weder fest, wo seine Geschichte angesiedelt ist noch was genau zu dieser Abschottung geführt hat. Er belässt es bei Andeutungen. Das war auch der größte Kritikpunkt an „der Mauer“, denn für mich wurden ziemlich viele Fragen aufgeworfen, die bis zum Ende nur unzureichend erklärt wurden. Allerdings hatte ich deutlich das Gefühl, dass dies Absicht war, denn der Schwerpunkt lag wohl vielmehr auf dem menschlichen Aspekt. Wie geht der Einzelne und das System mit einer Bedrohung um, wie mit der Entmenschlichung und der Militarisierung, wenn alles Fremde als feindlich eingestuft wird.

Ein bedrückendes Buch welches Versatzstück der Gegenwart – Flüchtlingskrise, Mauerbau in den USA, Brexit – aufgreift und daraus einen deprimierenden Ausblick auf eine mögliche Zukunft gibt.

Veröffentlicht am 01.03.2019

Das Leben der Dietrich

Marlene und die Suche nach Liebe
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C.W. Gortner wagt sich in seinem Buch „Marlene und die Suche nach Liebe“ an eine der großen Schauspielerikonen Deutschlands. Marlene Dietrich war viele Jahrzehnte eine berühmte Frau. Ein Sinnbild für Schönheit, ...

C.W. Gortner wagt sich in seinem Buch „Marlene und die Suche nach Liebe“ an eine der großen Schauspielerikonen Deutschlands. Marlene Dietrich war viele Jahrzehnte eine berühmte Frau. Ein Sinnbild für Schönheit, ein Vamp, scheinbar immer im Zentrum der Öffentlichkeit aber auch voller Geheimnissen. Ihr Leben war aufregend und spannend, ein Wechselbad von Hochs und Tiefs. Gortner versucht hinter die Fassade zu schauen und wagt sich mit seiner Interpretation mutig ganz nah an die private Dietrich. Die, die viele Männer und Frauen liebte, die den Nazis einen Korb und Hollywood ihren Körper gab. Die für ihre Leidenschaft und ihre Arbeit lebte und doch ständig auf der Suche nach mehr war, nach mehr Intensität, mehr Liebe, mehr Nähe.

Gortner bedient sich einer sehr kraftvollen und deutlichen Sprache. Schnörkellos und sehr modern. Marlene wird bei ihm lebendig und in jeder Zeile der Geschichte spürbar. Vor dem inneren Auge sieht man diese Diva der Leinwand mit ihrer kühlen Präsenz aber auch mit der inneren Sehnsucht, die sie immer weitergetrieben hat. Durch die Ich-Perspektive wird eine Intimität suggeriert, die gut zur Story passt. Manchmal wünschte ich mir vielleicht einen Blick von außen und etwas Abstand, da es sich ja um keine Autobiographie handelt und ich die dritte Person lieber mag bei solchen Romanen.

Sehr unterhaltsam ist natürlich, dass viele Personen des öffentlichen Lebens, Schauspieler, Regisseure, Politiker usw. hier ihren Auftritt haben. Ein Buch, welches sich schnell lesen lässt und Marlene Dietrichs Leben gut widergibt. Ob alles genau so gewesen ist, bedürfte genauerer Recherche. Ich vertraue hier Gortner und seiner Intention.