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Veröffentlicht am 18.03.2019

Verzwickt und verzwackt

Rosalie und das Land des Lichts
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Es ist September in Vasserols. Die Schulferien sind zu Ende und die Winzer hoffen auf eine gute Ernte, damit bald guter Wein in den Fässern reifen kann.

Doch dann wird auf einem Weingut in einem Fass ...

Es ist September in Vasserols. Die Schulferien sind zu Ende und die Winzer hoffen auf eine gute Ernte, damit bald guter Wein in den Fässern reifen kann.

Doch dann wird auf einem Weingut in einem Fass eine Leiche entdeckt. Maurice Viale, der gerade erst aus dem Urlaub mit seiner Tochter Cathérine heimgekehrt ist, hat keine Sekunde Zeit, sich zuhause um die Familie und Gastschüler Tim zu kümmern. Er muss sich um die Mordermittlung kümmern; dazu kommt ein Tankstellenüberfall, bei dem Rosalie und Vincent Zeugen waren.

Die an Trisomie 21 erkrankte Schwester des Toten verfrachtet Maurice kurzerhand zu Rosalie, die wenig begeistert darüber ist. Sie hat ja noch ihren Friseursalon zu führen und keine Lust zu babysitten, auch wenn es nur für ein paar Tage ist. Philine ist sich aber gewohnt alleine zu sein, daher gestaltet sich das Zusammenleben doch nicht so schlimm - ausser dass Philine Vincent nicht mag, der immer häufiger bei Rosalie zu Besuch ist.

Vincent kann das verkraften, er freut sich gerade riesig, dass Maurice nun endlich etwas auf seine Meinung als ehemaliger Gerichtsmediziner legt, und darf halboffiziell bei der Mordermittlung helfen. Natürlich können Vincent und Rosalie es nicht lassen und "besuchen" einige Personen aus dem Umfeld des toten Patrice Meunier auf eigene Faust.

Dieser dritte Teil der Rosalie-Serie ist enorm spannend! Der Mordfall ist Teil eines perfiden Plans, das merkt man erst als die Ermittlungen auf Hochtouren laufen. Daneben kommen einige häusliche Probleme der Hauptfiguren zum Vorschein, die mindestens so fesselnd sind. Nicht zu vergessen die Nachforschungen zu den Überfällen, die ein mit einer Clownmaske maskierter Töfflifahrer verübt.

Es passiert so viel und alles ist derart spannend, so dass man den Krimi einfach in einem Schnurz durchlesen muss, um möglichst schnell mit den Ermittlern die diversen Spuren richtig einordnen und kombinieren zu können. Allerspätestens das brisante Finale am Schluss bringt alle zum mitfiebern.

"Rosalie und das Land des Lichts" von Julie Lescault hat mir richtig gut gefallen. Der Krimi bietet interessante Verstrickungen, viel Regionalkolorit und einen hohen Spannungsbogen. Tolle Charaktere, deren Beziehungen oft für Konflikte sorgen und die sich in Gesprächen nichts schenken, runden das Gesamterlebnis ab.

Einziger Wermutstropfen: Rachid, der fast während der ganzen Zeit in Paris weilt, habe ich vermisst.

Fazit: Zwei verzwickte und bis zum Ende fesselnde Fälle für Rosalie und ihre Familie - echt gut!
5 Punkte.

Veröffentlicht am 17.03.2019

Die Weltschmerzheulsuse

Madame Piaf und das Lied der Liebe
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Wer sich für französische Musik interessiert, kommt an Edith Piaf nicht vorbei. Wer kennt nicht ihr trotziges "No, je ne regrette rien", welches sie am Ende ihres Lebens aus tiefstem Herzen in die Welt ...

Wer sich für französische Musik interessiert, kommt an Edith Piaf nicht vorbei. Wer kennt nicht ihr trotziges "No, je ne regrette rien", welches sie am Ende ihres Lebens aus tiefstem Herzen in die Welt heraus schmetterte?

In "Madame Piaf und das Lied der Liebe" geht es aber um ein anderes Lied. Eines, das Edith enorm am Herzen lag, das ihre Liebe zu Yves Montand ausdrücken sollte. In Michelle Marlys Roman wird erzählt, wie Edith Yves kennenlernte. Edith reizte es, dass Yves nicht so vorhersehbar reagierte - alsbald legen beide ihre Vorurteile dem anderen gegenüber ab, Edith wird Yves Lehrerin, wenig später verlieben sie sich.

Voller Liebe zu Yves hat Edith bald die Melodie und einige Textfetzen von "La vie en rose" im Kopf. Aber niemand in ihrem Umfeld glaubt, dass daraus ein Hit werden kann. Doch sie bleibt dran, auch wenn Edith ganz andere Sorgen hat: als Kollaborateurin angeklagt, bangt sie um die Freiheit.

Die Autorin bringt die Leser dazu, mit beiden mitzufiebern. Oft möchte man Edith auf die Seite nehmen und ihr gut zureden. Denn Ediths mangelndes Vertrauen in andere Menschen hindert sie daran, sich vollumfänglich auf Yves einzulassen. Sie glaubt leider auch mehr an die Kraft des Weines als an die Kraft der Liebe. Die Piaf hat ihren eigenen Kopf, dagegen kommen nicht mal ihre lebenslange Freundin Simone Berteaut und ihre Sekretärin Andrée Bigard an.

Die "Weltschmerzheulsuse" - wie Yves Edith im Roman nannte - führte ein tragisches Leben. Michelle Marly legt uns einen Ausschnitt daraus vor, so leidenschaftlich und innig geschildert, dass man sich Ediths Leben nach 1947 sehr gut vorstellen kann.

Der starke Glauben der Sängerin, den sie laut Autorin hat, berührte mich sehr. In der deutschsprachigen Welt ist die heilige Therese von Lisieux wenig bekannt, umso mehr bei den Katholiken Frankreichs und den Romands. Ich war selbst einmal an der Grabstelle und kann die Faszination dieser französischen Heiligen zwar nicht nachvollziehen aber verstehen. Besonders, da die heilige Therese von Lisieux solch eine grosse Rolle in Ediths Leben spielt - wieso das so ist, wird im Roman erklärt.

Wer sich nicht mehr an die Lebensdaten von Edith Piaf erinnern kann, dem empfehle ich, sie erst nach dem Lesen von "Madame Piaf und das Lied der Liebe" nachzuschlagen. So bleibt die Spannung konstant erhalten.

"No, je ne regrette rien" - nach der Lektüre dieses Romans, der nur eine Handvoll Jahre ihres Lebens wiedergibt, glaubt man Madame Piaf jedes einzelne Wort dieses Chansons und bedauert, trauert fast, dass das einzigartige Liebeslied "La vie en rose" erst auf den letzten Seiten von diesem schönen und hochinteressanten Romans den verdienten Erfolg hat. Ein Kompliment an Michelle Marly, die uns nach Coco Chanel auch den Spatz von Paris, die bemerkenswerte französische Sängerin Edith Piaf, näher brachte.

Fazit: Nein, ich bedauere nichts, vor allem nicht das Lesen dieser aussagekräftigen Geschichte!
5 Punkte.

Veröffentlicht am 13.03.2019

Dynamisch erzählte Familiengeschichte vor einer wundervollen Kulisse

Die Stunde der Inseltöchter
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Von Sarah Morgan sind wir uns Freundinnen-Serien gewöhnt. Nun hat sie einen neuen Weg eingeschlagen und einen Einzelband herausgebracht.

Schon das Cover lässt ahnen, dass die Geschichte ein wenig anders ...

Von Sarah Morgan sind wir uns Freundinnen-Serien gewöhnt. Nun hat sie einen neuen Weg eingeschlagen und einen Einzelband herausgebracht.

Schon das Cover lässt ahnen, dass die Geschichte ein wenig anders verläuft, als bisherige Sarah-Morgan-Romane. Dem Cover mit dem eher grauen, bewölkten Himmel und dem leicht unruhigen Meer fehlt die Leichtigkeit und macht nachdenklich. Und tatsächlich, von Anfang liegt etwas in der Luft auf der Insel vor Massachusetts. Es sind Geheimnisse, ganz viele, die endlich ans Tageslicht kommen wollen.

"Die Stunde der Inseltöchter" handelt von zwei Schwestern. Die eine wohnt in London mit Mann und Kind, die andere auf der amerikanischen Insel mit Mann und Kinderwunsch.

Lauren freut sich, bald als Innendekorateurin tätig zu sein. Gerade bereitet sie in London gerade das Geburtstagsfest für ihren Mann vor. Schon seit einigen Wochen scheint Tochter Mack komisch drauf zu sein, auch Ed ist anders als sonst, müde und reizbar.

Jenna ist jünger als Lauren, heiratete ihre erste und grosse Liebe Greg und blieb auf der Insel sesshaft, arbeitet als Lehrerin und mag ihren Job. Sie hat einen unbändigen Kinderwunsch, der ihr Leben extrem belastet.

Nancy hat keine gute Beziehung zu ihren beiden Töchtern. Als Malerin war sie oft unterwegs, zuhause war sie beschäftigt. Spass hatten ihre Kinder nur mit ihrem Vater. Auch Jahre später ist der Besuch der Mutter eher ein Muss als ein Vergnügen.

Jede der Frauen erzählt ihre Geschichte selbst, abwechselnd kommen sie in den Kapiteln zu Wort. Sie kennen sich sehr gut, und doch gelang es allen Geheimnisse voreinander zu haben. Als das Schicksal unverhofft zuschlägt, vereint es die Frauen in ihrem Elternhaus, einem Kapitänshaus auf Martha's Vineyard. Wie in einem Dominospiel werden, kaum wird das erste Geheimnis gelüftet, weitere Dominosteine zu Fall gebracht.

Wie die einzelnen Familienmitglieder und das nähere Umfeld damit umgehen, hat die Autorin schön geschildert. Die Verletzlichkeit der Charaktere, den Mut mit allem Neuen von vorne zu beginnen, zwischen Neuem und Alten zu stehen, zweite Chancen zu packen - das alles bringt Sarah Morgan enorm gut aufs Papier.

Während das, was bisher verschwiegen wurde und nun ans Licht kommt, Dramatik bietet, sorgt das Setting auf der Insel mit Strand, Meer und Schiffen für eine gewisse Heiterkeit und versteckten Optimismus. Für mich ist es der intensivste Sarah-Morgan-Roman bisher, ich habe ihn regelrecht verschlungen.

Fazit: Mit Leidenschaft erzählte dynamische Familiengeschichte vor einer wundervollen Kulisse.
5 Punkte.

Veröffentlicht am 05.03.2019

Der Praktikant

Spanische Delikatessen
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Barcelona habe ich bereits vier Mal besucht. Ich mag die Stadt und freute mich deshalb sehr, diesen Krimi, der in der spanischen Hafenstadt zuhause ist, zu entdecken.

Karl Lindberg arbeitete als Kriminalkommissar ...

Barcelona habe ich bereits vier Mal besucht. Ich mag die Stadt und freute mich deshalb sehr, diesen Krimi, der in der spanischen Hafenstadt zuhause ist, zu entdecken.

Karl Lindberg arbeitete als Kriminalkommissar in Berlin, bevor er vor einigen Monaten seiner Frau Alba zuliebe nach Barcelona zog, wo sie die Apotheke ihrer Eltern weiterführt. Sein junger Schwager Alex wurde kürzlich zum Kommissar der katalonischen Polizei, der Mossos d'Esquadra, ernannt. Für Karl total unverständlich. Deshalb wundert er sich auch nicht, dass Alex ihn bei seinem erstem Fall gleich um Hilfe bittet und mit einbezieht.

Im Quartier, in dem Alex und Karl wohnen, ruft Dolores, die Besitzerin des Delikatessengeschäfts Alex an. Auf einem Schinken klebt eine Etikette, auf dem steht, dass es sich um Menschenfleisch handelt. Dolores gruselt es, Alex weiss nicht was tun, erst Karl kümmert sich und beginnt zu ermitteln. Offiziell als Praktikant - eine Bezeichnung, die der erfahrene Karl gar nicht mag.

Der Krimi erinnert ein wenig an das "Kommando Abstellgleis", denn auch in Barcelona setzt sich das Ermittlerteam aus unbeliebten Mitarbeiter zusammen. Mit viel Liebe, Humor und Ironie werden die Figuren gezeichnet. Man stösst auf nette Charakter wie Karl und seine Familie, schwierige wie Karls Schwiegermutter oder die Leiterin von Alex Einheit Maria Arbol, clevere wie Rafa, solche die man nicht mag wie Polizist Dominguez und Charmeure wie Alex oder schrullige wie Chi Yung, Marla oder Iris Ramirez - die man einfach gern haben muss.

Wer schon in Barcelona war, wird sich in "Spanische Delikatessen" sehr wohlfühlen. Die Schauplätze in den Hafenviertel der Stadt lassen an eigene Erkundungstouren durch die Stadt erinnern. Wer seine Stadtreise erst plant, packt diesen Krimi unbedingt ins Reisegepäck und liest ihn vor Ort bei einem Café Cortado oder bei herzhaften Speisen.

Gutes Essen ist für Spanier wichtig, ebenso für unsere beiden Ermittler. Somit ist es nicht verwunderlich, dass man beim Lesen Hunger auf Tapas versprüht. Wer diese selbst zubereiten mag, dem werden am Ende des Buches einige Rezepte geboten, wie auch einige wichtige spanische Wörter.

Catalina Ferrera ist das Pseudonym für Eva Siegmund. Die Autorin legt hier einen lässigen Serienauftakt vor, der zu hundert Prozent überzeugt. Der Fall um den mysteriösen Schinken ist spannend, witzig und überrascht immer wieder. Die Figuren bieten Potential für viele weitere Folgen, auf die ich mich jetzt schon freue.

Fazit: Toller Plot, tolles Setting, tolles Team - lese ich gerne wieder.
5 Punkte.

Veröffentlicht am 28.02.2019

Macht Lust auf Sangria und Tomatenbrot

Das kleine Sommerhaus am Meer
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Von "Das kleine Sommerhaus am Meer" versprach ich mir eine nette sommerliche Wohlfühllektüre. Doch ich bekam viel mehr.

Als Ava vom Tod ihrer Grossmutter unterrichtet wird, baut sie einen Unfall, doch ...

Von "Das kleine Sommerhaus am Meer" versprach ich mir eine nette sommerliche Wohlfühllektüre. Doch ich bekam viel mehr.

Als Ava vom Tod ihrer Grossmutter unterrichtet wird, baut sie einen Unfall, doch sie hat nochmals Glück gehabt. Noch mit schmerzendem Kopf fliegt sie mit ihrem älteren Bruder Rory nach Spanien zur Beerdigung. Dabei merkt Ava, wie glücklich sie im Sommerhaus ihrer flippigen Grossmutter Valentina war. Sie nimmt den Unfall als Zeichen, gönnt sich eine Auszeit um - als Ausrede - das Haus auszuräumen. Sie findet nicht nur viele Erinnerungen an ihre Grossmutter, sondern auch Erinnerungen an ihre Mutter, die für ihre Karriere als Opernsängerin die Familie verliess.

Doch der Mittelpunkt der Geschichte ist nicht das Sommerhaus im fiktiven Mariposa in der Nähe von Valencia, sondern das Café Estrella in Strandnähe, das auch schon bessere Zeiten sah. Besitzerin Flora hat nach der Trennung von ihrem Ex-Partner und Koch Ricardo keinen Elan mehr, um das Café weiterzuführen. Sie hängt in der Vergangenheit fest. Ausserdem ist die neue Konkurrenz nebenan viel hipper und zieht alle Touristen an. Im Estrella treffen sich leider nur noch die Dorfbewohner regelmässig.

Plus Thomas King - ein bekannter Schauspieler, der in seiner Glanzzeit auch von Ava angehimmelt wurde. Mittlerweile hat er sich aus dem Rampenlicht zurück gezogen und bewirtschaftet ein Weingut im Dorf. Ava beginnt sich mit ihm zu unterhalten und merkt, dass sie ähnliche Erinnerungen ans Showbiz haben.

Währenddessen läuft es für Rory nicht so gut. Er streitet sich mit seiner Frau Claire, sein neuer Film könnte zu langweilig werden und dann muss er sich noch einem Shitstorm auf Social Media beugen. Kurzerhand reist er mit seinem zehnjährigen Sohn Max nach Mariposa um eine "digitale Nulldiät" einzulegen. Die klappt anfänglich mehr schlecht als recht...

Sommer in Spanien, Schwimmen im Meer, Sonne pur - "Das kleine Sommerhaus am Meer" bringt den Leser unweigerlich in Urlaubsstimmung. Wer nach einem Buch für den nächsten Strandurlaub sucht, dem empfehle ich den Roman unbedingt mit einzupacken. Wer ihn zuhause liest, sorgt mit einem Glas Sangria und einem Teller voll "pan con tomate" für die passende Lesebegleitung.

Doch in dieser Wohlfühlatmosphäre geht es auch um die Aufarbeitung der komplizierten Kindheit von Ava und Rory. Die gemeinsamen Wochen in Mariposa werden nicht nur für die Geschwister richtungsweisend.

Für die Nebenfiguren wird sich ebenfalls einiges ändern, vor allem die Stammgäste im Café Estrella spielen eine wichtige Rolle und sorgen für viel Schmunzeln. Den Oscar als bester Nebendarsteller hat hier klar Gabriella verdient!

Fazit: Nicht nur das tolle Setting, auch die bemerkenswerte und kurzweilige Geschichte überzeugt. Lesen!
5 Punkte.