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Veröffentlicht am 03.05.2018

Im Schatten der Selbstzweifel blitzt ein Hoffnungsschimmer ...

Der letzte erste Kuss
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Inhalt

Beste Freunde – mehr nicht. Für Luke und Elle steht fest, dass sie ihre Freundschaft nicht aufs Spiel setzen wollen. Viel zu oft haben sie bereits Verlust erfahren, doch ihre Frühstücksrituale ...

Inhalt

Beste Freunde – mehr nicht. Für Luke und Elle steht fest, dass sie ihre Freundschaft nicht aufs Spiel setzen wollen. Viel zu oft haben sie bereits Verlust erfahren, doch ihre Frühstücksrituale und die Filmabende dürfen nicht an einem einfachen One-Night-Stand zerbrechen. Doch als Elles Familie sie wieder einholt und auch Luke mit seiner Vergangenheit zu kämpfen hat, wird ihnen klar, wie sehr sie sich gegenseitig brauchen. Doch hält ihre Freundschaft auch über den letzten ersten Kuss hinaus?

Meine Bewertung

Mein zehntes Buch von Bianca Iosivoni, das ich mit einer Rezension beglücken darf – vor anderthalb Jahren begann die Sucht. Dementsprechend konnte ich natürlich auch nicht die Finger vom zweiten der „Firsts“-Reihe lassen. Elle habe ich bereits in „Der letzte erste Blick“ kennen- und lieben gelernt, somit war ich sehr gespannt auf ihre und Lukes Entwicklung in „Der letzte erste Kuss“.

Dass Elle und Luke das perfekte Paar sind, ist von Anfang an klar. Ihre Freunde schließen sogar Wetten darauf ab, wann sie endlich miteinander im Bett landen. Auch ich habe wirklich mitgefiebert, wann es endlich so weit sein würde, aber leider passte das Lied „Wrecking Ball“ von Miley Cyrus wirklich so gut zu dem Buch, dass es kein Wunder ist, dass es so oft darin auftaucht. Immer, wenn man denkt, jetzt passiert es, jetzt ist der Funke da, sie können ihn nicht länger ignorieren – puff. Elle und Luke haben es einfach nicht leicht, aber gerade das hat ihre Beziehung auch so prickelnd gemacht – diese Anspannung, während man auf die Erlösung wartet, die stellenweise wirklich zunichte gemacht scheint.

Wie schon im ersten Teil fand ich besonders die Hintergrundgeschichten der Protagonisten besonders gut ausgearbeitet, wobei ich mir von Elle sogar noch einen Ticken mehr gewünscht hätte. Durch beider Leben zieht sich der Begriff des Verlusts – Elle verliert ihre Familie und ihren besten Freund aus der alten Heimat auf ganz andere Weise als Luke. Doch trotzdem ist es diese Gemeinsamkeit, die die beiden fast zerstört. Gerade Lukes Geschichte ist mir sehr nahe gegangen, trotzdem konnte ich mich mehr mit Elle identifizieren. Bei manchen Szenen, in denen ihre Familie und insbesondere ihre herrschsüchtige Mutter vorkommt, hatte ich so ein beklemmendes Gefühl, dass ich das Buch für mindestens ein paar Minuten pausieren musste. Hier wurden die Emotionen und Elles Selbstzweifel, die von ihrer Mutter befeuert werden, so realistisch rübergebracht, dass man wirklich starke Nerven braucht, um das zu ertragen.

Auch die Nebencharaktere haben mich hier stärker überzeugen können als im ersten Band. Gerade auf Tate, Elles Mitbewohnerin, bin ich total heiß geworden. Ihre Art hat mich sehr fasziniert und ich bin mir sicher, dass ihre Geschichte, die im nächsten Band („Die letzte erste Nacht“, ET: 25.05.18) thematisiert wird, auch noch einige Überraschungen bereithält. Außerdem gab es natürlich auch mit der restlichen Clique ein Wiedersehen, und Dylan und Emery haben natürlich auch wieder mit ihren Streichen gepunktet. Es war einfach spitze zu sehen, wie gut die Charaktere interagieren. Ein besonderes Highlight für mich war aber auch die Begegnung mit Charakteren, die man aus „Was auch immer geschieht“ schon kannte. Ein Hoch auf Callie und Keith! Gerade diese kleinen Szenen haben der Geschichte noch viel Gutes getan und auch Elles Vergangenheit mehr Leben gegeben.

Dass ich vollkommen im Schreibstil der Autorin versinken kann, ist beim 10. Buch noch auch nichts Neues mehr. Doch gerade die Chemie zwischen Elle und Luke fand ich sehr gut dargestellt, die Gefühle waren nachvollziehbar, aber auch die einzelnen Ängste der Charaktere haben mich stärker als gewohnt berührt und mitgerissen. Gerade Elle hat mich einfach dermaßen berührt, dass ich ihr gern zwischendurch geholfen hätte – wie auch immer. Hier sind die Emotionen in jedem Gedankengang zu spüren, und durch den klaren, gefühlvollen Schreibstil werden sie direkt zum Leser transportiert.

Alles in allem muss ich sagen, dass „Der letzte erste Kuss“ sich langsam, aber sicher in mein Herz gekämpft hat und ein klares Highlight von der Autorin war. Noch bin ich unschlüssig, ob es das Lieblingsbuch von Bianca Iosivoni ist, doch ich kann mit Sicherheit sagen, dass Elle und Luke mich noch lange begleiten werden und ich nun noch gespannter auf TNT bin – Tate und Trevor, die den nächsten Band erhalten werden.

Veröffentlicht am 05.03.2019

Von der Spitze ist der Fall tiefer ...

Beautiful Liars, Band 3: Geliebte Feindin
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Inhalt

Ein Jahr ist seit den tragischen Ereignissen auf dem Tower und in Dubai vergangen. Die Polizei steht vor einem Rätsel: Die Frauenleiche, die sie gefunden haben, wurde nicht durch einen Unfall in ...

Inhalt

Ein Jahr ist seit den tragischen Ereignissen auf dem Tower und in Dubai vergangen. Die Polizei steht vor einem Rätsel: Die Frauenleiche, die sie gefunden haben, wurde nicht durch einen Unfall in New York gefunden. Alle Anzeichen des Mordes deuten auf die ungleiche Clique hin, die nur durch ihre Geheimnisse miteinander verbunden ist. Doch wie lange können sie ihr Spiel noch treiben, bis sie auffliegen? Und wer wird schließlich auf dem Dach des Towers stehen, bereit, das Leben hinter sich zu lassen?

Meine Bewertung

Wie sehnsüchtig habe ich auf den Abschlussband der „Beautiful Liars“ gewartet und ihn herbeigesehnt. Und dann hatte ich, als ich ihn in der Hand halt, furchtbare Angst. Angst, dass diese tolle Reihe vorbei sein wird, dass meien Lieblinge nicht überleben werden, dass das Ende schwächeln und mir damit alles verderben könnte – alles unbegründete Ängste, denn auch das Finale konnte mich trotz kleinerer Schwächen wieder richtig überzeugen. Vieles habe ich vorausgesehen, doch wie die Fäden wieder einmal zusammengelaufen sind, war bezeichnend für Katharine McGees hervorragenden Stil.

Im dritten Teil der Reihe gab es viele verschiedene Irrungen und Wirrungen, während sich die Schlinge immer weiter zuzieht. Die Clique rund um Avery, Leda, Watt, Calliope und Rylin war so unterschiedlich und cool wie in den ersten beiden Teilen, aber man hat deutlich die Anspannung unter ihnen gemerkt. Allerdings waren auch einige Liebesgeschichten dabei, die jetzt größere Bedeutung bekommen haben. So waren Atlas und Avery wieder einmal ein Fokuspunkt der Geschichte, ebenso wie Watt und Leda und Brice und Calliope. Gerade letztere haben mir sehr gut gefallen, auch wenn sie mir teilweise etwas zu kurz kamen und manche Fragen unbeantwortet blieben.

Diesmal fand ich die Geschichte, vor allem zum Ende hin, etwas vorhersehbarer als die anderen Teile. Manche Rätsel haben mich echt grübeln lassen, aber spätestens 100 Seiten vor Schluss wusste ich dann auch, was passieren und wie alles ausgehen würde. So hat das Buch zum Ende hin für mich nicht mehr viel Spannung geboten, aber gut geschrieben war es dennoch, sodass ich das Lesen sehr genossen habe. Interessant fand ich auch die Charakterentwicklungen, wenn man sie vom ersten bis zum letzten Teil der „Beautiful Liars“ betrachtet. Jeder Charakter hat eine große Entwicklung hinter sich und wurde gewissermaßen zum Besseren verändert, auch wenn es Reue und Schuld zu tragen gibt.

Alles in allem war der Abschluss der „Beautiful Liars“ sehr überzeugend und für mich wieder ein richtiges Highlight. Ich bin durch die 500 Seiten geflogen, als wäre es nichts, und war begeistert von der Spannung, den Intrigen und der Auflösung, die die meisten Fragen geklärt hat. Diese Reihe war wirklich grandios und ich kann sie jedem weiterempfehlen, der auf futuristische Jugendromane mit Thrill-Elementen steht!

Veröffentlicht am 11.02.2019

Zwischen Zähnen und Wunschmagie ...

Daughter of Smoke and Bone
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Karou ist für die Menschen in ihrem Leben ein Mysterium. Blaue Haare, das verschmitzte Lächeln, ihre seltsamen Zeichnungen von Monstern und die Geschichten, die sie passend dazu mit aller Ernsthaftigkeit ...

Karou ist für die Menschen in ihrem Leben ein Mysterium. Blaue Haare, das verschmitzte Lächeln, ihre seltsamen Zeichnungen von Monstern und die Geschichten, die sie passend dazu mit aller Ernsthaftigkeit erzählt: Niemand weiß so recht, wie man sie einschätzen soll. Doch was, wenn ihre Geschichten keine Märchen sind? Wenn die Monster aus ihrem Skizzenblock reale Vorbilder haben – ihre Familie, versteckt hinter Portalen? Als Karou auf einer Mission dem flammenden Feind Akiva begegnet, wendet sich ihr Schicksal von Grund auf. Und das Geheimnis um ihre Herkunft, das nicht einmal sie selbst ergründen konnte, wird ins Licht gerückt …

Nur ein Satz: Ava ist schuld! „Daughter of Smoke and Bone“ geisterte schon lange in meiner Wunschliste herum, aber so richtig Lust hatte ich nie darauf. Wie auch, wenn der Klappentext der Verlage so rein gar nichts über all die großartigen Dinge verrät, die dieses Buch enthält? Als ich es schließlich auf Ava Reeds Tisch im Hugendubel Frankfurt entdeckt habe, war mir klar: Wenn Ava es empfiehlt, musst du es lesen. Nun kam ich endlichd dazu und bin heilfroh, Karous Welt entdeckt zu haben, auch wenn das Buch nicht durchgehend positiv bei mir abgeschnitten hat.

Beim Lesen hat mich direkt der mystische, geheimnisvolle Schreibstil von Laini Taylor eingefangen. Es wird viel Drumherum beschrieben, viele kleine Details werden gezeigt, die sich nur langsam zu einem großen ganzen Bild zusammensetzen. Aber Karou und ihre Denkweise, ihr Leben, stehen im Mittelpunkt und können durch den Nebel der Geheimnisse langsam aufgedeckt werden. Ich habe mich mit Karou als Protagonistin sofort wohl gefühlt, hatte allerdings so meine Schwierigkeiten mit ihr und dem Verlauf ihrer persönlichen Geschichte, die an zwei Punkten in der Umsetzung stark gemangelt hat.

Der erste Punkt ist der Love-Interest Akiva. Wo ich in Karou viel Potenzial zur Entwicklung sehe, eine starke Persönlichkeit zu sehen mit klaren Weltanschauungen und teils skrupellosen, aber auch nachvollziehbaren Handlung, ist Akiva … einfach da. Zu schnell wendet sich „Er will mich töten“ in „Wow, ist er nicht perfekt? Alles an ihm ist perfekt!“ Und das hat mir den Spaß an der gesamten Liebesgeschichte verdorben. Wo Karou anfangs noch selbstbestimmt und cool ist, sich schwört, nicht denselben Fehler wie bei ihren Ex-Freund zu machen, wird sie doch zum liebeskranken Hündchen, sobald Akiva sie nur einmal schmachtend ansieht. Mehr als einmal wollte ich die beiden anschreien, ihren Shit zusammenzukriegen. Akivas Charakter besteht quasi nur aus seiner unendlichen Liebe zu Karou und daraus, wie verdammt heiß er ist – im wahrsten Sinne des Wortes. Sonst kam bei mir nicht viel von ihm an. Ja, seine Vorgeschichte ist tragisch und irgendwie traurig, aber ich habe kaum mitfühlen können, weil er für mich einfach zu perfekt war. Jeder andere Seraphim war bei weitem spannender als er, vor allem seine Mitstreiter Hazael und Liraz.

Und dann gibt es da noch die Vorgeschichte, die Karou und Akiva miteinander verbindet. Man muss dazu sagen: Das Buch ist schon älter, und was 2011 noch romantisch, schön und neuartig war, ist jetzt eher ausgelutscht und hat mich nicht fesseln können. Nicht, dass das Geheimnis um Karou nicht spannend gewesen wäre: Das ist es. Und ich liebe ihre Vorgeschichte. Aber ich mag erstens die vorherbestimmte Insta-Love einfach nicht mehr so gern und zweitens war die Art, wie alles aufgedeckt wurde, plump. Anders kann ich es nicht beschreiben, denn so hat es sich für mich angefühlt. Fast 30 Prozent des E-Books waren ein reiner Rückblick. Das hat mich dermaßen aus Karous Story gerissen, dass ich wirklich Probleme hatte, mich nach dem mehrere Kapitel langen Rückblick zu erinnern, wo wir denn stehen geblieben sind und wieso ich Karou so toll fand. Sie war mir nicht mehr präsent genug durch gewisse Umstände, die mit der Geschichte in Beziehung hängen. Und das Geheimnis einfach als extrem lange Rückblende reinzupacken, war für mich kein guter Stil von Seiten der Autorin. Das hätte man geschickter und eleganter lösen können, um den Leser nicht vollständig vom „heutigen“ Stand der Geschichte zu lösen.

Warum ich trotzdem unbedingt weiterlesen will, obwohl sich meine Kritik so harsch anhört? Weil die Geschichte es wert ist. Manche Aspekte mögen nicht gut ausgeführt sein, aber trotzdem gibt es so viele unglaublich gute Ideen und Ansätze in der Story, die mich sehr, sehr tief in die Welt hineingezogen haben. Ich liebe die Nebencharaktere, vor allem Zuzanna, Karous beste Freundin in Prag. Ich liebe die Monster, besser gesagt Chimären, und ihre Feinde, die Seraphim. Ich liebe die wunderschönen Entstehungsgeschichten der anderen Welt, die von Seraphim und Chimären immer anders erzählt werden. Und vor allem liebe ich das extrem gute Worldbuilding, das hier betrieben wird. Wie die Magie funktioniert, woher sie ihre Kraft bezieht, was es mit Wünschen und Krieg, Zähnen und Seelen auf sich hat … Es gab ganz viel an diesem Buch, das anfangs so im Dunklen liegt und sich langsam, aber immer spannender und mit größerer Sogwirkung entfaltet. Einmal in Karous Welt gefangen, kommt man als Leser nicht mehr los.

„Daughter of Smoke and Bone“ macht vieles richtig, auch wenn ich hoffe, dass sich die Folgebände nicht solche stilistischen Patzer leisten und vor allem Akiva endlich mal Charakterzüge abseits seiner extremen Liebe bekommt. Denn dann kann die Reihe wirklich zu einem Highlight werden, das ich nicht mehr vergesse.

Veröffentlicht am 22.10.2018

Auf dem Eis des Lebens ...

Pirouetten
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Schon von klein auf besteht Tillies Leben aus dem Eiskunstlauf. Wettbewerbe, tägliches Training, kaum Freunde, dafür aber Mobbing: Ihr Leben ist nicht nur eitel Sonnenschein. Als Tillie die Schule und ...

Schon von klein auf besteht Tillies Leben aus dem Eiskunstlauf. Wettbewerbe, tägliches Training, kaum Freunde, dafür aber Mobbing: Ihr Leben ist nicht nur eitel Sonnenschein. Als Tillie die Schule und ihr Team wechseln muss, macht ihr auch die neue Atmosphäre zu schaffen. Zwischen dem Leistungsdruck, den sie sich selbst auferlegt, und dem Aufwachsen in Texas ist es nicht leicht, zu sich selbst zu finden – vor allem als lesbische Eiskunstläuferin. Doch Tillie gibt nicht auf und kämpft dafür, ihre Ketten zu sprengen, die sie am Boden halten.

„Pirouetten“ von Tillie Walden ist ein autobiografisches Werk, das ich einfach lesen musste. Angezogen haben mich daran vor allem zwei Punkte: Die LGBT-Thematik und der Leistungssport, die ich beide ziemlich stark verfolge, vor allem, wenn sie auch noch in eine Graphic Novel verpackt werden. Früher habe ich mir unheimlich viele Eiskunstlauf-Videos angesehen, vor allem von Kim Yuna, und da der Sport auch so viele Ähnlichkeiten zum Ballett beinhaltet, habe ich auch davon geträumt, mal so professionell auf dem Eis zu stehen. Tillie Walden hat mich vor allem mit ihrer Geschichte berühren können, weil sie auf die Gefühlsebene ihres jüngeren Ichs eingeht und dabei viele Probleme ihrer Kindheit und Jugend aufarbeitet, die ich sehr gut nachvollziehen konnte.

Überrascht hat mich, dass sie tatsächlich gar nicht so sehr auf konkrete Ereignisse eingeht. In ihrem Nachwort ist zu lesen, dass „Pirouetten“ auch nicht in allen Details genau sein sollte – es ging ihr mehr darum, das Gefühl rüberzubringen, wie man sich in einer langen Phase der Selbstfindung in einem Sport verliert, der das Einzige ist, was einem Anerkennung einbringt. Ihre Sehnsucht nach Liebe und Zuneigung, die sie von ihrer Mutter nie erfuhr, haben sie im Sport durchhalten lassen, immer auf der Suche nach einem Menschen wie ihrer ersten Trainerin, die sie unterstützt und gefördert hat. Man spürt tatsächlich auch durch die Illustrationen Tillies Hunger nach Liebe und die toxischen Muster, die sie in ihren Freundschaften immer wieder aufgreift. Deshalb fand ich es beeindruckend zu sehen, dass sie am Ende auch allein zu der Erkenntnis gelangen kann, dass ihr Verhalten sie zu keiner guten Freundin gemacht hat.

Beeindruckt hat mich auch die Episode, in der sie von ihrer ersten Freundin erzählt. Während Tillie unabsichtlich geoutet wird und ohnehin schon unter dem Mobbing an ihrer Schule leidet, muss sie sich auch noch für ihre Gefühle rechtfertigen und bekommt einiges an Hass und Unverständnis ab. Gerade diese Szenen haben mich sehr nachhaltig getroffen, weil ich mich noch so klar an mein eigenes Coming Out erinnere. Ich verstehe Tillies Suche nach sich selbst, ihre Gefangenheit in den Mustern, die ihr wenigstens etwas Struktur und auch irgendwie Geborgenheit geben, wenn sie schon in anderen Bereichen so viel Angst hat. Gleichzeitig ist da auch dieser Wunsch nach Freiheit, den sie sich im Eiskunstlauf nicht erfüllen kann, weil sie vor dem Publikum immer eine Maske aufsetzen muss.

Auch der Zeichenstil war sehr einprägsam und transportiert die Gefühle in „Pirouetten“ sehr gut zum Leser. Ich möchte die Illustrationen sehr gern, fand auch die Mimiken der Charaktere sehr klar, allerdings hatte ich in Tillies Freundesgruppe manchmal das Problem, einzelne Mädchen auseinanderzuhalten. Auch die Zeitsprünge waren sehr klar und die Trennungen der Abschnitte gut gesetzt und mit verschiedenen Figuren aus dem Eiskunstlauf versehen, um sie deutlich zu machen.

Trotz der vielen guten Punkte muss ich aber zugeben, dass ich „Pirouetten“ als sehr oberflächlich empfand. Wichtige Themen wie Sexualität, Belästigung, Mobbing, Freundschaft und Gefahren des Leistungssports werden zwar angeschnitten, aber nicht wirklich behandelt, obwohl man merkt, dass sie Tillie in ihrer Entwicklung stark beschäftigen. Ich hätte mir hier eine stärkere kritische Auseinandersetzung gewünscht, um noch tiefer eintauchen zu können. So blieben die Probleme zwar greifbar und präsent, aber für mich nicht ausreichend stark behandelt.

Alles in allem war „Pirouetten“ trotzdem eine Graphic Novel, die ich sehr empfehlen kann. Sie ist auch für Einsteiger geeignet, schneidet wichtige Themen an und stellt vor allem Gefühle sehr offen und verständlich dar. Daher gibt es eine klare Leseempfehlung von mir.

Veröffentlicht am 20.10.2018

Auf der Suche nach Rache ...

Mondlichtkrieger
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Gesucht und gefunden: Lynn und Juri hatten eine Zukunft vor sich, in der ihre Liebe aufgeblüht wäre. Doch nach den verheerenden Ereignissen im Schloss muss Juri sich einer Zukunft stellen, die ganz anders ...

Gesucht und gefunden: Lynn und Juri hatten eine Zukunft vor sich, in der ihre Liebe aufgeblüht wäre. Doch nach den verheerenden Ereignissen im Schloss muss Juri sich einer Zukunft stellen, die ganz anders aussieht, als er sie sich erträumt hat. Nur sein Versprechen an Lynn und der Wunsch nach Rache geben ihm genug Kraft, um sich den Schrecken zu stellen, die auf ihn warten. Doch kann er sein Wort der Mondprinzessin gegenüber wirklich halten – oder reißt ihn sein Rachewunsch in neue Abgründe?

Gut zwei Jahre ist es nun her, dass ich „Mondprinzessin“ von Ava Reed gelesen habe. Daran erinnere ich mich so genau, weil ich in der Zeit zurück nach Hause gefahren bin und es direkt meiner Mitbewohnerin in die Hand gedrückt habe. Nun wurde es endlich Zeit, auch mal „Mondlichtkrieger“ zu lesen, damit ich den Abschluss der Dilogie kennenlernen konnte. Dazu sollte ich aber sagen: Für mich war das Ende der Geschichte rund um Juri und Lynn immer klar. Ich hatte ein festes Bild im Kopf, wie es nach Band eins weitergehen würde, und bis auf ein paar Kleinigkeiten hat sich das auch erfüllt. Ich denke aber, dass mit dem zweiten Band vor allem diejenigen auf ihre Kosten kommen, die sich ein befriedigenderes Ende als das des ersten Teils gewünscht haben, das viel Raum für eigene Fantasie lässt.

Der zweite Teil ist mit seinen rund 200 Seiten recht kurz, und das war auch mein größter Kritikpunkt dran. Mir ging die Storyline teilweise etwas zu schnell, beziehungsweise wurde der Fokus manchmal auf Plotpunkte wie Hochzeiten gelegt, die ich jetzt persönlich nicht so wichtig fand. Stattdessen hätte ich gern mehr Entwicklung auf Juris Seite gesehen und vor allem für den finalen Showdown mehr Raum gelassen. Das war für mich dann zu schnell abgehandelt.

Was Ava Reed aber definitiv beherrscht und auch in diesem Buch wieder gezeigt hat, ist ihr Händchen für Emotionen. Da braucht es auch keine großen Worte zu: Juris Schmerz nach dem Ende des ersten Teils ist überall fühlbar, und auch die kleinen Kapitelchen aus Lynns Sicht tragen eine solche Zerrissenheit in die Geschichte hinein, dass man sofort mit den Charakteren mitfühlen kann. „Mondlichtkrieger“ ist emotional und aufwühlend. Und die Autorin macht auch nicht Halt davor, wieder einige Charaktere zu opfern. Dessen sollte man sich bewusst sein, denn in einem Krieg egal welcher Art wird es immer Opfer geben, ob man nun will oder nicht.

Gut gefallen haben mir aber auch die Kampfszenen, die aus Juris Sicht wirklich schön gelungen sind und die man direkt vor Augen hatte. Generell merkt man, dass hier ein sehr bildhafter Schreibstil am Werk ist, bei dem das Kopfkino sofort anspringen kann. Wie bereits erwähnt war die Geschichte und vor allem das Ende genau meinen Erwartungen entsprechend – damit habe ich gerechnet. Allerdings gab es immer mal wieder ein paar kleine Überraschungen und Anlass für Tränchen. Trotzdem finde ich, dass „Mondlichtkrieger“ ebenso wie sein Vorgänger gut gelungen ist, in seiner Kürze noch viel Spannung besitzt und den Leser emotional mitnehmen kann.