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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.03.2019

Zwischen Klischee und Pointe

Mami muss mal raus. (Die Mami-Reihe 2)
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Zwar gehöre ich nicht zur Zielgruppe, aber da das Buch beim Eisele-Verlag erschienen ist wollte ich mal einen Blick riskieren. Es ist die Fortsetzung von Mami braucht nen Drink, den ich nicht gelesen habe.
Geschrieben ...

Zwar gehöre ich nicht zur Zielgruppe, aber da das Buch beim Eisele-Verlag erschienen ist wollte ich mal einen Blick riskieren. Es ist die Fortsetzung von Mami braucht nen Drink, den ich nicht gelesen habe.
Geschrieben ist das Buch in einer Art Tagebuchform, die aber eher an Blog erinnert. Naja!
Anfangs hat mich das Buch nicht überzeugt. Viele Klischees (die ja zutreffend sein können), einige Gags, die nicht zünden, Leerlauf im Plot.
Es funktioniert für mich erst dann, wenn wichtige Themen behandelt werden. Natürlich mit Humor.
Aber die Wiedereingliederung in den Beruf und Karriere nach mehrjähriger Pause und das ohne viel Verständnis oder Unterstützung des Ehemanns ist nicht einfach. Ellen verschweigt ihre Kinder sogar im Büro.
Schwierig wird es auch, wenn ihr Mann beruflich ins Ausland muss und sie alleine auf die Kinder aufpassen muss, obwohl vereinbart wurde, sich die Pflichten zu teilen.
Die Autorin hat ihre stärksten Momente, wenn sie die Streitereien und Auseinandersetzungen beschreibt. Da steckt viel Energie dahinter und ist glaubwürdig. Hinzu kommt die Ironie, die mal platt, mal gelungen wirkt.

Veröffentlicht am 10.03.2019

Tief im Spessart

Zornfried
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Der Bremer Autor und Journalist Jörg-Uwe Albig thematisiert in seinem schmalen Roman Zornfried den Umgang des Journalismus mit den neuen Rechten. Einerseits kann ich etwas damit anfangen, dass Albig das ...

Der Bremer Autor und Journalist Jörg-Uwe Albig thematisiert in seinem schmalen Roman Zornfried den Umgang des Journalismus mit den neuen Rechten. Einerseits kann ich etwas damit anfangen, dass Albig das Verhalten dieser Leute auf den Boden holt und ihr lächerliches Auftreten zeigt, aber für harmlos sollte man sie auch nicht halten. Zum Beispiel Reichsbürger sind offen gewaltbereit, andere auf versteckte Art auch.

Es bleibt ein Versagen der Presse und die Hauptfigur, der Icherzähler, der Journalist Jan Brock und andere Reporter stehen dem Verhalten der neurechten Bewegungen irgendwie hilflos entgegen.
Immerhin fährt Jan zur Burg Zornfried, die mitten im Wald liegt und in der rechte Denker wie der Burgherr Hartmut Freiherr von Schierling einen merkwürdigen Lebensstil pflegt. Junge Neonazis machen hier Übungen. Auch der Dichter Storm Linné lebt auf der Burg und produziert fleißig grauenvolle martialische Gedichte, die Jörg-Uwe Albig in pathetischen Ton nachbildet.

Ich würde das Buch nicht als Satire abtun, einige Verhaltensweisen sind sehr realistisch.
Der Roman hat gute Ansätze, macht aber zu wenig um wirklich eine Wirkung zu entfalten.

Veröffentlicht am 24.02.2019

Übermäßig durchkomponiert

Wir, die wir jung sind
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Der bei C.H.Beck erschienene, umfangreiche Roman „Wir, die wir jung“ sind gibt aus der Sicht eines Heimkehrers einen tiefen Einblick in Indien und seine Kultur. Jivan kommt nach Jahren des Studiums in ...

Der bei C.H.Beck erschienene, umfangreiche Roman „Wir, die wir jung“ sind gibt aus der Sicht eines Heimkehrers einen tiefen Einblick in Indien und seine Kultur. Jivan kommt nach Jahren des Studiums in den USA zurück und hofft auf eine Position im Familienunternehmen The Company.
Zunächst ist Jivan orientierungslos, fühlt sich sich mit westlicher und östlicher Prägung zwischen allen Stühlen. Mit seinen alten Freunden Sita oder Gargi versteht er sich aber noch gut.

In den folgenden Teilen wechseln die Figuren, die im Blickpunkt stehen, aber alle stehen sie im Zusammenhang mit dem Unternehmen und der Familie. Es sind insgesamt Jivan – Gargi – Radha – Jeet – Sita.
Durch diese Erzählmethode erhält der Leser einen guten Überblick.
Leider empfinde ich die Figuren nach gutem Anfang mit der Zeit nicht unbedingt als sympathisch, aber das soll kein wertendes Urteil sein. Dennoch hapert es nach meinem Empfinden an der Figurenentwicklung.

Sprachlich ist das Buch nicht schlecht gemacht. Manchmal sind aber auch verunglückte Sätez dabei, wobei ich nicht soweit gehen will, von schiefen Bildern zu sprechen. Dennoch ...

Preti Taneja spinnt diese Familiengeschichte kühl durchkalkuliert und auf komplexe Art. Sie ist an König Lear angelehnt, was man meiner Meinung nach nicht unbedingt wissen muss. Ein wenig stört es, dass vom Verlag und sogar von der Autorin damit geprotzt wird.
Wenn man als Shakespeare-unkundiger Leser einige Anspielungen nicht versteht? So what!

Veröffentlicht am 17.02.2019

Der brennende Hund

Die Leben danach
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Das Buch beginnt dramatisch. Nachdem der Protagonist nach einem Herzstillstand fast gestorben wäre, beschäftigt er sich verständlicherweise mit der Frage, was nach dem Tod kommt. Anscheinend gibt es mehrere ...

Das Buch beginnt dramatisch. Nachdem der Protagonist nach einem Herzstillstand fast gestorben wäre, beschäftigt er sich verständlicherweise mit der Frage, was nach dem Tod kommt. Anscheinend gibt es mehrere Möglichkeiten, die sich aus Spiritualität und Religion speist, sogar Wiedergeburt, Hologramme oder Geister sind möglich.
Bei all dem bedient der Autor dennoch keine esoterischen Ansätze.

Man muss sich auf den Stoff einlassen, das ist nicht leicht, denn der amerikanische Autor Thomas Pierce schreibt eigenwillig. Schwer zu lesen ist der Stil aber nicht. Dennoch weiß man oft nicht, worauf es hinauslaufen soll. Es gibt einiges rätselhaftes, wie zum Beispiel den brennenden Hund.

Mich störte ein wenig, dass auf die Durchschnittlichkeit von Jim Byrd beharrt wurde.
Eine berührende Liebesgeschichte, wie vom Klappentext versprochen, habe ich nicht gesehen. Die Beziehung zwischen Jim und Annie strahlt leider auch Durchschnittlichkeit aus.

Das Buch erweckt durch Klappentext und Cover den Eindruck, etwas anderes zu sein, als es ist. Es würde mich nicht wundern, wenn viele Leser daher eine Weile brauchen, mit dem Roman warm zu werden. Hinzu kommt, dass der Roman in meinen Augen zu lang ist.
Es ist immerhin ein außergewöhnliches Buch und ich würde gerne noch etwas anderes von Thomas Pierce lesen, vielleicht eine seiner vielen Kurzgeschichten, die in verschiedenen Magazines erschienen sind.

Veröffentlicht am 14.02.2019

Ahnenchronik

Wo wir zu Hause sind
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Man geht mit falschen Erwartungen an das Buch heran, wenn man es für erzählerisch gestaltet hält. Es ist ein sorgfältig gemachtes Sachbuch über die Familie des Autors Maxim Leo. Dabei geht er in die Vergangenheit ...

Man geht mit falschen Erwartungen an das Buch heran, wenn man es für erzählerisch gestaltet hält. Es ist ein sorgfältig gemachtes Sachbuch über die Familie des Autors Maxim Leo. Dabei geht er in die Vergangenheit weit zurück bis in die Zeit vor dem Krieg. Schon früh musste die Familie aus Deutschland fliehen und verstreute sich weit: Israel, England, Chicago.

Die Geschichte der einzelnen Familienmitglieder wird durch Fotos unterstützt, z.B. Irmgard und Hans,1932 in Berlin. Hilde 1929. Fritz und sein Sohn Andre 1935. Ilse in Rheinsberg, Andre 1950 im Kibbuz etc.
Fränkel wurde von der SA verhaftet. Das war der Ausgangspunkt für die Flucht der ganzen Familie. 1935 kamen sie in Frankreich am Jardin de Luxembourg noch einmal kurz zusammen, bevor sie sich in alle Winde zerstreuen.
Maxim Leo nutzt die Fotos als Ausgangspunkt, er schätzt sie aufgrund ihres Aussehens und Ausdrucks gut ein, glaube ich. Man erfährt so einiges über sie.
Maxim Leos Reflexionen wechseln von Erkenntnissen heute und Geschehnisse damals.

Eine ausgiebig gestaltete Ahnenchronik, kein Roman. Manches war mir im Detail zu ausführlich, aber vieles war auch interessant.