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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.03.2019

Macht richtig Spaß. Sehr schön illustriert

Schaukel das Schaf - Ein Mitmachbuch zum Schütteln, Schaukeln, Pusten, Klopfen und sehen, was dann passiert. Von 2 bis 4 Jahren
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Mit "Schaukel das Schaf - Ein Mitmachbuch" bringt der Autor Nico Sternbaum ein Buch in die Kinderzimmer, welches zum Agieren auffordert und somit die Kinder mit ins Geschehen einbezieht.

Das Buch selbst ...



Mit "Schaukel das Schaf - Ein Mitmachbuch" bringt der Autor Nico Sternbaum ein Buch in die Kinderzimmer, welches zum Agieren auffordert und somit die Kinder mit ins Geschehen einbezieht.

Das Buch selbst hat einen dicken Pappeinband. Perfekt für kleine Hände, um das Buch zu schütteln, ohne dass man danach Einzelseiten in der Hand hält. Auf den dünneren Seiten dazwischen darf - beziehungsweise muss - mitgemacht werden.

Es ist keine ganze Geschichte, sondern es sind einzelne Situationen die zum Pusten, Kratzen, Schütteln, Drehen, Singen, Bellen animieren.

Liebevoll illustriert, sind die Kleinen fasziniert und gespannt. Man merkt ihnen richtig den Spaß an, wenn ihr Tun zu einem Ergebnis führt.

Sehr schön finde ich persönlich auch die letzten Seiten, wo die Kinder die Kerze auspusten dürfen, damit Manfred Maulwurf schlafen kann. Anschließend soll man das Buch gaaaanz leise wegstellen, damit er nicht mehr aufwacht. Klappt aber nicht immer, denn mit einem lauten Klopfen auf dem Buchdeckel, einem Lächeln im Gesicht und den Worten, ‚er ist wieder wach‘ geht es des Öfteren in eine weitere Leserunde.

Fazit: Ein rundum gelungenes Mitmachbuch, dass allen beteiligten Personen ein Lächeln ins Gesicht zaubert.

Veröffentlicht am 11.03.2019

6 Minuten und dein Leben ist nicht mehr das, was es einmal war

Crimson Lake
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6 Minuten und dein Leben ist nicht mehr das, was es einmal war

„Hier war eine Stadt, in der jede Schuld, die ein Mensch auf sich geladen haben mochte, mit der Zeit unter einer grünen Decke verschwinden ...

6 Minuten und dein Leben ist nicht mehr das, was es einmal war

„Hier war eine Stadt, in der jede Schuld, die ein Mensch auf sich geladen haben mochte, mit der Zeit unter einer grünen Decke verschwinden würde.“ [23f.]

Detective Ted Conkaffey – aus Mangel an Beweisen frei – verschlägt es, auf der Suche nach Ruhe, Frieden und Abgeschiedenheit, in den Norden Australiens. Genauer gesagt nach Crimson Lake, einer Kleinstadt. Dort trifft er auch Amanda Pharrell, die wegen angeblichen Mordes ins Gefängnis musste. Zusammen arbeiten beide fortan als Privatdetektive. Quasi, zwei Außenseiter unter sich.

Die Autorin Candice Fox zeichnet in dem Roman „Crimson Lake“ (Band 1 einer Reihe) einen perfekten Schauplatz in dem die beiden Protagonisten mit ihrer Vergangenheit konfrontiert werden und trotzdem weiter in die Zukunft blicken.

„Je abgelegener der Ort, desto geringer war das Interesse der Leute an fremden Angelegenheiten.“ [23]

Wie man sich doch irren kann. Was am Anfang nach einem ruhigen Ort aussieht, wird Zusehens zu einem Höllentritt. Conkaffey erfährt dabei, was es heißt, gesellschaftlich geächtet zu sein, und dass man sich selbst vor der Polizei in Acht nehmen muss.
Ted ist ein Charakter, der mit Rückblicken auf jene 6 verhängnisvolle Minuten und die Zeit im Gefängnis glänzt, Gedankengänge reflektierend darstellt.

„Besser, die gebrochene Seele oder die Stimme des Teufels für seine Taten verantwortlich zu machen als eine Fehlfunktion des Frontallappens.“ [118]
„Ein neuer Typ des raffinierten Perversen, der die Gesellschaft das Fürchten lehrte.“ [312]

Amanda ist ein sehr interessanter Charakter, zeigt immer wieder neue Facetten, ist vorwitzig und frech und hat einen guten Riecher. Beide Charaktere ergänzen sich hervorragend und bilden ein perfektes Team.

Fox hat einen angenehmen Schreibstil, schreibt bildgewaltig, so dass man die australische Atmosphäre richtig gut spüren kann. Die Handlungsstränge führt sie zu einem Großen und Ganzen zusammen und lässt die Spannungskurve stetig steigen. Man taucht sehr schnell in die Welt von Crimson Lake ab, spürt förmlich den Hass der Bevölkerung, die Angst, die Ted begleitet, die „verschlungene Vegetation der Feuchtgebiete“ [24], die Fox, passend zum tollen Cover auch als „rotes Auge im blutverschmierten Wasser“ [24] darstellt.

Fazit:
Spannung, gut durchdachte Handlungsstränge und mal etwas andere Protagonisten machen das Buch zu einem Leseerlebnis.

Veröffentlicht am 07.03.2019

Der etwas andere Krimi

Januarrot
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„Leichen bringen Farbe ins Leben.“ [40] Und das Buch bringt diese Farben zum Leser, lässt ihn an dieser spritzigen, amüsanten Geschichte teilhaben.

Deborah, die Protagonistin im Roman „Januarrot“ von ...

„Leichen bringen Farbe ins Leben.“ [40] Und das Buch bringt diese Farben zum Leser, lässt ihn an dieser spritzigen, amüsanten Geschichte teilhaben.

Deborah, die Protagonistin im Roman „Januarrot“ von Martina-Marie Liertz,
hat zwei Leidenschaften: Schuhe und Frauen. Aufgrund ihrer Beobachtungsgabe bleibt es dann auch nicht aus, dass sie sich wegen gerade dieser zwei Leidenschaften in einem Mordfall wieder findet.
Das Buch ist ein sprachlicher, angenehm zu lesender Ausflug in die Nachwendezeit, als noch rusende, röchelnde Trabants durch Berlin fuhren und Kohleöfen zum Alltag gehörten, die ganze Welt sich noch etwas langsamer gedreht hat.
In zwei Handlungssträngen lässt die Autorin die vorwitzige, neugierige Protagonistin herumschnüffeln und ihre Gefühlswelt erkunden und verwebt beides zu einem Großen Ganzen.
Dass das Buch das Krimigenre ironisiert, macht es so lesenswert. Es ist durchdacht und ansprechend geschrieben, und erzeugt eine Leichtigkeit beim Lesen.
Eigentlich würde ich das Buch nicht als Thriller bezeichnen, sondern mehr als Krimi in dem sich die Charaktere entfalten dürfen, denen man gerne und aufmerksam folgt und sich dabei erwischt, dass man oft mitschmunzelt, wenn Deborah sich zwischen zwei Frauen entscheiden muss, und dabei feststellt, dass jede von ihnen Leichen im Keller hat.
Auch wenn das Buch nur knapp 118 Seiten hat, so gelingt es der Autorin, eine gelungene Atmosphäre zu schaffen, den Schauplatz - oder sollte man besser Tatort sagen – zum Leben zu erwecken und bildhaft zu beschreiben.

Die Farbe rot zieht sich durch das Buch und findet sich auch auf dem Cover wieder, welches schlicht aber ansprechend gestaltet ist. Auch schafft die Farbe die Verbindung zum demnächst erscheinenden Buch "Julipläne". Man darf sich auf eine weitere Geschichte mit Deborah freuen.

Fazit: Ein besonderes Lesevergnügen für jederfrau und jedermann.

Veröffentlicht am 20.02.2019

Großartige Literatur

Der Trafikant
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„Ein guter Trafikant verkauft Genuss und Lust – und manchmal Laster.“ [33]

Österreich 1937: Robert Seethaler zeichnet einen Schauplatz vergangener, dunkler Tage in seinem Roman „Der Trafikant“.

Die Geschichte ...

„Ein guter Trafikant verkauft Genuss und Lust – und manchmal Laster.“ [33]

Österreich 1937: Robert Seethaler zeichnet einen Schauplatz vergangener, dunkler Tage in seinem Roman „Der Trafikant“.

Die Geschichte handelt vom Erwachsenwerden, vom Durchleben der Gefühlswelt - nicht nur in Bezug auf die Liebe des Protagonisten Franz zur Böhmin Anezka – von den politisch-gesellschaftlichen Verhältnissen der damaligen Zeit, von der Eingliederung des Bundesstaates Österreich in das nationalsozialistische Deutsche Reich.

Mit einem unaufgeregten aber dennoch fesselnden, interessanten Schreibstil erzählt Seethaler vom heranwachsenden Burschi Franz, seinen Unterhaltungen mit Freud und der Liebe. Gekonnt vollzieht der Autor mit der Geschichte eine Wandlung zu etwas ganz Großem, gibt Einblicke, lässt den Leser eintauchen, konfrontiert und hinterfragt.

Die Szenen mit dem bekannten Sigmund Freud sind ein wahrer Genuss. So glaubhaft beschrieben, als wären sie Wirklichkeit. Die Charaktere wurden sehr gut ausgearbeitet. Besonders Franz weist eine enorme Wandlung auf, wächst zu wahrer Größe heran.

„An den Klippen zum Weiblichen zerschellen selbst die Besten von uns.“ [77]

Fazit: Großartige Literatur. Still. Präzise.

Veröffentlicht am 13.02.2019

Der Anfang vom Ende

Die Mauer
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„Es ist kalt auf der Mauer.“ [9] Einfach grandios wie John Lanchester schreibt. Es liest sich so angenehm, so spannend, so aktuell. In seinem Roman geht Lanchester die Themen unserer Zeit an: Flüchtlinge, ...

„Es ist kalt auf der Mauer.“ [9] Einfach grandios wie John Lanchester schreibt. Es liest sich so angenehm, so spannend, so aktuell. In seinem Roman geht Lanchester die Themen unserer Zeit an: Flüchtlinge, Klimawandel, wachsende politische Differenzen, Brexit. Zu viele Themen für ein Buch? Nein, geschickt setzt der Autor diese Themen zu einer spannenden Geschichte zusammen, die einen durchgängig begeistert. Besonders das Ende hat es mir angetan.

"Man sucht nach Metaphern." [9] und man findet sie. Teils poetisch geschrieben, zeichnet Lanchester einen realen Schauplatz, wie er in der Zukunft zu finden sein könnte. England schottet sich ab. In diesem Fall mit einer Mauer. Und genau wie die Charaktere im Buch, welche eben diese Mauer gegen die ‚Anderen‘ verteidigen, ist man auf das Äußerste gespannt, denn die Feinde können jederzeit angreifen.

Der Leser begleitet den Protagonisten Joseph „Yeti“ Kavanagh – berichtet wird aus der Ich-Perspektive - beim Dienst auf der Mauer. Die Charaktere sind nicht wirklich tief ausgearbeitet, was diesem Werk aber auch nicht schadet. Natürlich könnte man sagen, dass die vorkommenden Personen vieles, um nicht zu sagen alles, einfach als gegeben hinnehmen, nichts hinterfragen und in diesem Roman als ziemlich einfach gestrickt dargestellt werden, aber gibt es nicht immer fragliche Loyalitäten?

„Die Diagnose ist nicht schwer – sie ist nicht einmal kontrovers. Sie lautet: Schuld. Die Schuld von Massen. Die Schuld von Generationen.“ [72]

Das Buch gliedert sich in 3 große Teile: Die Mauer, die Anderen, das Meer. Die einzige Charakterentwicklung findet bei Kavanagh statt, wobei sich auch der Erzählstil mit zunehmender Seitenzahl mehr Richtung Abenteuer entwickelt.
Die Geschichte kommt düster daher, ein Kampf ums Überleben. „Ein weiterer Kampf auf ‚Leben und Tod‘.“ [122]

Fazit:
Eine anspruchsvolle Dystopie und ein Lesehighlight in 2019.
Auch das Cover sticht aus der Masse hervor. Eigentlich minimalistisch gestaltet. Aber eben nur eigentlich. Man kann viel mehr sehen.