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Veröffentlicht am 23.08.2019

Ophelia wird erwachsen

Die Spiegelreisende 2 - Die Verschwundenen vom Mondscheinpalast
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Die Spiegelreisende Ophelia lebt nun auf der Arche Pol und lernt, sich zu behaupten gegen all die, die ihr nicht wohlgesonnen sind. Als Verlobte von Thorn hat sie keinen leichten Stand und eigentlich ist ...

Die Spiegelreisende Ophelia lebt nun auf der Arche Pol und lernt, sich zu behaupten gegen all die, die ihr nicht wohlgesonnen sind. Als Verlobte von Thorn hat sie keinen leichten Stand und eigentlich ist sie ja voll und ganz damit beschäftigt ihren Zukünftigen kennenzulernen und sich als neue Vizeerzählerin zurecht zu finden. Aber schon bald verschwinden wichtige Persönlichkeiten und sie muss diese so schnell wie möglich finden, denn die Vermutung liegt nahe, dass es sich um Verbrechen handelt, die die Arche bedrohen.

Band zwei schließt ohne zeitlichen Abstand an Band eins an. Schön fand ich, dass man immer deutlicher die Entwicklung von Ophelia bemerkt. Auch wenn sie immer noch etwas zerstreut und unsicher ist, so gewinnt sie auch dadurch, dass sie fort von ihrer sicheren Heimat ist, an Selbstbewusstsein. Was anfangs eine auferzwungene Veränderung war, entwickelt sich zu einer guten Sache. Wohl auch, weil langsam klarer wird, dass Thorn kein schlechter Kerl ist und sich zu ihr hingezogen fühlt.

Die Autorin Christelle Dabos schwelgt in ihrer magischen Welt und sie tut dies mit einer malerischen, ausschmückenden Sprache. Ihre Darsteller gilt es erst nach und nach zu entdecken, denn keine der Personen ist eindimensional auf schnelle Weise zu erfassen. Sowohl die Eltern, die Ophelia besuchen, als auch die mitgereisten Getreuen, zeigen neue Facetten und man muss erste Eindrücke überdenken. Es scheint, als habe jeder ein Geheimnis oder eine ungewöhnliche Vergangenheit. Götter und Geister bevölkern das Buch auf interessant handfeste und oft ziemlich intrigante Weise und die Magie, die um die Arche Pol errichtet wurde ist ungewöhnlich und selbst für Fantasy-Vielleser etwas Neues.

An der ein oder anderen Stelle hätte ich mir wohl etwas mehr Spannung gewünscht aber mir ist auch klar, dass die Geschichte nicht durch ein hohes Tempo, sondern die verträumte Art des Erzählens bestechen möchte, die perfekt zur Hauptdarstellerin passt.

Ein sehr schönes Cover, welches zur Geschichte und zum ersten Band hervorragend passt. Überhaupt ein schönes Buch und wer es nicht selber lesen möchte kann es getrost und guten Gewissens verschenken.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Figuren
  • Originalität
  • Amtosphäre
Veröffentlicht am 01.04.2019

Kommt auf leisen Sohlen daher

Der Wal und das Ende der Welt
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Das Buch von John Ironmonger "Der Wal und das Ende der Welt" ist ein rundum gelungenes Buch. Beginnend bei dem wunderschönen Einband, der happtisch ein warmes Gefühl gibt und optisch durch eine ungewöhnliche ...

Das Buch von John Ironmonger "Der Wal und das Ende der Welt" ist ein rundum gelungenes Buch. Beginnend bei dem wunderschönen Einband, der happtisch ein warmes Gefühl gibt und optisch durch eine ungewöhnliche Farbgebung besticht, denn der blaue Wal schwimmt aus dem blauen in ein auffälliges Orangen. Auf jeden Fall auf jedem Büchertisch und in jedem Bücherschrank ein Hingucker. Natürlich soll man sich nicht auf so etwas alleine verlassen beim Kauf eines Buches. Aber es erregt die Aufmerksamkeit und beim zweiten Blick ist man weiter positiv eingestimmt.

Ein Zitat aus dem Leviathan steht dem Roman voran. Die Kapitel haben eingängige Überschriften, die Augenblicke der Abschnitte wiedergeben. Der Schreibstil macht schnell klar, dass der Tenor der Geschichte durchaus Märchenhaft und überspitzt ist. Gleichzeitig mochte ich die feine Ironie und das Augenzwinkern, mit dem der Autor erzählt. Er spricht damit den Leser direkt an, reflektiert und stupst in die richtige Richtung. Ich fühlte mich schnell wohl in dem kleinen Dorf am Meer, in dem ein nackter Mann und ein Wal angeschwemmt werden und die Dorfgemeinschaft durcheinanderwirbeln.

Der Roman wird mit ziemlich großen Worten und Versprechungen beworben. Das hat er aber eigentlich nicht nötig und finde ich schade. Die Stärke des Buches ist nämlich der leise und kluge Ton, der ohne erhobenen Zeigefinger und wirklichen Weltuntergang auskommt. Und gerade durch sein unspektakuläres eher ruhiges Tempo verfehlt der Plot nicht sein Ziel den Leser zu unterhalten und dennoch die Augen für die Umweltproblematik zu öffnen und nachdenklich zu machen.

Ein ganz eigenes Leseerlebnis abseits vom Mainstream. Ich kann es aus ganzem Herzen empfehlen.

Veröffentlicht am 13.03.2019

4,5 Sterne

Das Herz des Löwen
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Richard Löwenherz spielt in diesem zweiten Robin Hood Abenteuer eine zentrale Rolle. Anhand seines Lebens hangelt sich Mac P. Lornes Geschichte entlang. Im Gefolge seinen Lehensmann Robin of ...


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Richard Löwenherz spielt in diesem zweiten Robin Hood Abenteuer eine zentrale Rolle. Anhand seines Lebens hangelt sich Mac P. Lornes Geschichte entlang. Im Gefolge seinen Lehensmann Robin of Loxley, den der König im Wald von Sherwood mehr unfreiwillig trifft und dessen Begnadigung er dem Vogelfreien nur dann in Aussicht stellt, wenn er mit ihm ins Heilige Land in den Heiligen Krieg zieht.

Mir gefällt einfach der Schreibstil des Autors. Er ist unterhaltsam, temporeich, nah dran an den Figuren – den historischen wie den erfundenen – und transportiert eine Geschichte so glaubwürdig und lebensnah, wie ich es mir für einen guten Histo wünsche. Wie nebenbei lernt man ein bisschen etwas über die Geschichte aber der Fokus liegt eindeutig auf der Unterhaltung des Lesers und das finde ich genau die richtige Mischung.

Das Buch ist wohl der Erstling und hat die ein oder andere Ecke oder auch mal eine kleine Länge in der Handlung. Aber das war nie so, dass es meinem Vergnügen geschadet hätte oder gar Langeweile aufgekommen wäre.

Von mir 4,5 Sterne – hier aufgerundet und mit Vorfreude auf die Fortsetzung.

Veröffentlicht am 13.03.2019

tolle Histo-Reihe

Die Schwestern vom Ku'damm: Jahre des Aufbaus
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Die Frauen einer Berliner Kaufmannsfamilie stehen im Mittelpunkt des neuen Romans von Brigitte Riebe. Der Krieg hat ihnen so viel genommen. Das Kaufhaus zerstört, der Bruder vermisst, die Stadt ein Trümmerfeld, ...

Die Frauen einer Berliner Kaufmannsfamilie stehen im Mittelpunkt des neuen Romans von Brigitte Riebe. Der Krieg hat ihnen so viel genommen. Das Kaufhaus zerstört, der Bruder vermisst, die Stadt ein Trümmerfeld, das Haus von den Russen besetzt. Dennoch geben sie nicht auf und kämpfen Tag für Tag. Erst auf den Schuttbergen als Trümmerfrauen aber bald auch mit dem Wunsch, das Bekleidungsgeschäft wieder aufzubauen und in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. Bewunderswert, welche Zähigkeit und Kreativität die Menschen damals an den Tag gelegt haben, um die Schrecken der Nazi-Herrschaft und die Wunden des Weltkrieges hinter sich zu lassen.




Schnell erobern die Charaktere das Herz des Lesers, zieht die Geschichte einen in ihren Bann. Man merkt, dass hier gründlich recherchiert wurde. Aber auch die Liebe für die Figuren und ihre Entwicklung sind zu spüren und gerne folgt man ihnen durch eine eigentlich gar nicht so leichte Zeit.




"Jahre des Aufbaus" ist der erste Band einer vielversprechenden Reihe. Brigitte Riebe lässt die Fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts eindringlich und hautnah wieder aufleben . Ich habe das Buch mit Freude gelesen und kann es sehr empfehlen. Ungeduldig warte ich, wie es mit den Mädels weitergeht.

Veröffentlicht am 18.02.2019

Mein Echo der Wahrheit

Das Echo der Wahrheit
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Bei der Aufgabe eine Rezension über „Das Echo der Wahrheit“ von Eugene Chirovici zu schreiben, stösst man bereits bei der Wahl eines Genres an seine Grenzen. Trotz des großen Suspense und einem der Geschichte ...

Bei der Aufgabe eine Rezension über „Das Echo der Wahrheit“ von Eugene Chirovici zu schreiben, stösst man bereits bei der Wahl eines Genres an seine Grenzen. Trotz des großen Suspense und einem der Geschichte vorausgegangenen Todesfall ist es kein Krimi und auch kein Thriller. Aber dennoch ist die Suche nach der Wahrheit und einem möglichen Tathergang das wichtigste Motiv für all die Dinge, die hier ins Rollen geraten.

Der Plot, der im Klappentext angerissen wird, entwickelt sich auch so vielschichtig und überraschend, dass eine Zusammenfassung sowohl schwer fällt als auch dem Leser, der erst am Anfang der Lektüre steht, die Überraschungen nehmen würde.
Also nur so viel. Der Psychater James Cobb macht sich auf die Suche nach den wahren Geschehnissen, die einen Patienten kurz vor dessen Tod in großer Verzweiflung zu ihm geführt haben. Dabei wird zwar immer aus der Perspektive des Arztes berichtet, aber der erhält von verschiedenen Personen verschiedene Geschichten aufgetischt. Nebenbei wird die Suche auch für Cobb immer persönlicher und verwirrender.

Der Autor versteht es, ein höchst unterhaltsames, überraschendes Verwirr- und Versteckspiel mit dem Leser zu inszenieren. Hinter jeder Ecke lauert eine neue Wendung, eine neue Facette, ein neues Puzzleteil. Dabei sind es nicht Lügengeschichten, die die Wahrheit überlagern, sondern vielmehr wird klar, dass jeder Mensch jede Erfahrung anders aufnimmt, erfährt, verarbeitet und in der Erinnerung für sich ablegt. Diese Erinnerungen sind ein Echo der Wahrheit. Vielleicht verfärbt, im Nachhall blasser oder mit einem Unterton, der der Wahrheit nahe aber auch ganz fern sein kann.

Ein Buch welches mich fasziniert hat durch die Frage, gibt es nur eine Wahrheit oder gibt es für jeden tatsächlich eine eigene Wahrheit?