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Veröffentlicht am 09.04.2019

Der Gesang der Bienen

Der Gesang der Bienen
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Schwarzwald 1152: Der Zeidler Seyfried führt mit seiner Familie ein zufriedenes Leben im Schwarzwald – bis seine Frau zum Tode verurteilt wird. Seyfrieds letzte Hoffnung ist die Fürsprache der berühmten ...

Schwarzwald 1152: Der Zeidler Seyfried führt mit seiner Familie ein zufriedenes Leben im Schwarzwald – bis seine Frau zum Tode verurteilt wird. Seyfrieds letzte Hoffnung ist die Fürsprache der berühmten Hildegard von Bingen, daher macht er sich auf den Weg zu ihrem neu gegründeten Kloster auf dem Rupertsberg. Hildegard knüpft ihre Hilfe jedoch an schier unerfüllbare Bedingungen und für Seyfried und seine Frau beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit.

Die Arbeit mit Bienen im Mittelalter sowie die Tatsache, dass die berühmte Hildegard von Bingen in dem vorliegenden Buch eine Rolle spielt, haben mich zu meinem ersten Roman von Ralf H. Dorweiler greifen lassen. Und es wird nicht das letzte Buch sein, denn die Mischung aus historischen Fakten und spannender Fiktion konnte mich fesseln und überzeugen.

Ein Zeidler bestritt im Mittelalter seinen Lebensunterhalt mit dem gewerbsmäßigen Sammeln von Honig und Wachs wilder oder halbwilder Bienenvölker. Wachs war zur damaligen Zeit ein wichtiger Rohstoff, denn mit ihm konnte man u.a. wertvolle Kerzen herstellen, die Licht in dunkle Nächte und Räume brachten.

In Seyfrieds Familie fällt sofort ihr liebevoller und zwangloser Umgang miteinander auf, man muss die einzelnen Familienmitglieder einfach in sein Herz schließen. Elsbeth ist eine Heilkundige, was zur damaligen Zeit Fluch und Segen bedeuten konnte. In ihrem Fall wird es ihr zum Verhängnis, als ihre Patientin Fronika. die Tochter des ministerialen Marschalls Gottfried von Staufen, verstirbt und sie daraufhin zum Tode verurteilt wird.

Seyfried selbst trägt ein dunkles Geheimnis mit sich, das sich vor allem durch seinen Zorn auf und seine Abkehr von Gott bemerkbar macht. Auch die Äbtissin Hildegard von Bingen erkennt das und versucht, dem Geheimnis auf die Spur zu kommen.

An Hildegard von Bingen muss man sich erst gewöhnen: sie kann stellenweise sehr ruppig und direkt sein und macht sich damit nicht nur Freunde innerhalb und außerhalb der Klostermauern. Aber ich denke, zur damaligen Zeit durfte man als Frau nicht allzu zimperlich sein, wollte man sich in einer männerdominierten Welt behaupten. Und je mehr man von ihr während des Romans kennenlernt, umso faszinierender wird sie, auch wenn man sie anfangs am liebsten schütteln möchte, weil ihr nicht bewusst zu sein scheint, dass Seyfried die Zeit davonläuft.
Erstaunt hat mich vor allem, wie vielseitig Hildegards Forschungen waren, sie hatte keinerlei Berührungsängste oder Vorbehalte, um sich Wissen anzueignen.

Überhaupt gibt es einige starke Frauenfiguren in dem Roman: Anna, die vierzehnjährige Tochter von Seyfried und Elsbeth, zieht mit ihrem kleinen Bruder Jasper während der Abwesenheit ihres Vaters in die Burg von Gottfried. Dabei lässt Anna nichts unversucht, um mit ihrer Mutter im Kerker sprechen zu können. Zudem gerät sie in den Fokus des undurchsichtigen und gefährlichen Ritters Theobald von Molsheim.

In Hildegards Kloster auf dem Rupertsberg lernt der Leser die junge Novizin Adelheyd kennen, die von Hildegard gerne als Schreiberin in Anspruch genommen wird. Adelheyd hat das Herz am rechten Fleck, hütet aber auch ein dunkles Geheimnis.

Starke Charaktere, viele interessante historische Fakten, tolle Beschreibungen und spannende Wendungen – das sind die Zutaten dieses historischen Romans, bei dem die Seiten nur so dahin fliegen. Der Autor hat eine Vorliebe für dramatische Höhepunkte, was die Spannung nochmal steigert, jedoch war es mir zum Ende des Buches hin fast schon zu viel Dramatik. Ansonsten fand ich das Ende des Buches jedoch absolut gelungen und raffiniert.

Was mir ebenfalls gut gefallen hat, ist das Personenverzeichnis und die sehr schön gestaltete Karte am Ende des Buches.

Veröffentlicht am 13.03.2019

Von Menschen, Zatarsi und der Liebe zur Musik

Blutgesang
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In der Stadt Midea leben Menschen und die stolzen Zatarsi, die musikalisch hochbegabt sind, nebeneinander, seit die Drachen von den Hütern ausgerottet wurden. Inzwischen sorgen diese ehemaligen Drachenjäger ...

In der Stadt Midea leben Menschen und die stolzen Zatarsi, die musikalisch hochbegabt sind, nebeneinander, seit die Drachen von den Hütern ausgerottet wurden. Inzwischen sorgen diese ehemaligen Drachenjäger für Recht und Ordnung in Midea, wobei der Hüterin Adorata auffällt, dass die Zatarsi oftmals mit Samthandschuhen angefasst werden, wenn ein Rechtsverstoß vorliegt. Die Hüter sorgen auch dafür, dass Menschen mit verfluchtem Blut eingefangen und gekennzeichnet werden. Das gleiche Schicksal droht dem reichen Sprössling Valerian Morena, der seine Wut aufgrund des verfluchten Bluts immer schlechter im Zaum halten kann. Auf seiner Flucht begegnet er der Zatarsi Elezei, die noch eine Rechnung mit den Hütern offen hat.

Man fragt sich als Leser ziemlich schnell, wer sind die Zatarsi genau? Dieses stolze Volk lebte früher mit den Drachen zusammen und seit deren Ausrottung in Midea mit den Menschen. Sie lieben abgöttisch die Musik und rohes Fleisch. Das alles sorgt bei den Menschen in Midea nicht immer für Verständnis, sondern führt vielfach zu Misstrauen und Vorurteilen. Warum also haben die Zatarsi damals beschlossen, überhaupt nach Midea zu ziehen? Was hat es mit ihrer Begabung und Liebe für die Musik auf sich? Und warum gibt es Ausnahmeregelungen, was die Rechtssprechung in Bezug auf die Zatarsi angeht? Wo liegt die Ursache für das verfluchte Blut bei manchen Menschen von Midea, das zu unkontrollierten und zerstörerischen Wutausbrüchen führt.

Das und noch weitere Fragen werden in dem zweiten Buch von Julia Lange beantwortet. Dabei nimmt sie den Leser auf eine spannende Reise nach Midea mit seinen unterschiedlichen Bewohnern.

Valerian Morena ist ein reicher Schnösel, der nichts mit sich und seiner Zeit anzufangen weiß, der aber verfluchtes Blut in den Adern hat. Da er weiß, was ihm bevorsteht, wenn das bekannt werden würde, versucht er verzweifelt, es geheim zu halten. Val war mir anfangs nicht allzu sympathisch mit seinem verwöhnten Gehabe, aber je mehr er in die Ecke gedrängt wird, kann er zeigen, was wirklich in ihm steckt.

Elezei, eine Zatarsi, gerät unter Verdacht, einen Mideaner mit dem Messer angegriffen zu haben. Obwohl sie den Hütern und ihrem Oberhaupt versichert, nichts mit dem Angriff zu tun zu haben, gerät sie anschließend in immer größere Schwierigkeiten. Mit ihr und überhaupt mit den Zatarsi muss man sich erstmal vertraut machen, vieles in ihrer Lebensart mutet fremdartig an.

Die Hüterin Adorata hat mir von Anfang sehr gut gefallen, sie ist neugierig und bereit, über den Tellerrand hinauszusehen. Sie will dem Geheimnis auf den Grund gehen, warum es für die Zatarsi Ausnahmeregelungen gibt und ist bereit, dafür auch nicht ganz legale Wege einzugehen. Jedoch erregt ihre Neugier das Missfallen ihrer Meister. Bewundert habe ich bei Adorata vor allem, dass sie in emotionalen Situationen meist sehr rational entscheiden konnte.
Die Autorin setzt diese unterschiedlichen drei Figuren in den Mittelpunkt ihres Romanes und man ist gespannt darauf, was geschehen wird, wenn sie sich begegnen.

Mir hat auch das zweite Buch von Julia Lange wieder spannende Lesestunden beschert und ich freue mich auf ihr nächstes Werk.

Veröffentlicht am 03.02.2019

Anwalt Nicholas Meller ermittelt wieder

Blutacker
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Für den Anwalt Nicholas Meller läuft es beruflich richtig gut, nachdem er im Vorjahr den Angstmörder zur Strecke bringen konnte. Dann jedoch wird ganz in der Nähe seiner Kanzlei ein Postbote ermordet und ...

Für den Anwalt Nicholas Meller läuft es beruflich richtig gut, nachdem er im Vorjahr den Angstmörder zur Strecke bringen konnte. Dann jedoch wird ganz in der Nähe seiner Kanzlei ein Postbote ermordet und das einzige Paket, das fehlt, war an Nicholas adressiert.

Ein Jahr ist vergangen, seit Nicholas Meller und seine Partnerin Nina Vonhoegen dafür gesorgt haben, dass der Angstmörder überführt wurde. Der Erfolg für den Anwalt ist ein Jahr nach den schrecklichen Geschehnissen deutlich sichtbar: Umzug in eine schickere und größere Kanzlei, die Beschäftigung einer weiteren Anwältin und einer kompetenten Büroleiterin. Privat wohnen Nina und Nicholas inzwischen zusammen, allerdings hat sich Nina aus der Kanzlei zurückgezogen und bereitet sich auf ihr Examen vor. Zudem befindet sie sich aufgrund der traumatischen Ereignisse des Vorjahres immer noch in Therapie. Damit wurde recht schnell deutlich, dass Nina in diesem zweiten Band womöglich keinen so großen Raum einnehmen wird, was ich persönlich schade fand. Am Ende des Buches wird aber klar, warum sich der Autor für diesen Weg entschieden hat.

Ich habe mich gefreut, dass es für Nicholas Meller und seine Kanzlei inzwischen aufwärtsgegangen ist, aber ein wenig habe ich auch das Chaos des alten Büros und den alten legeren Meller vermisst. Aber immerhin gibt es noch seine russischen „Freunde“ und Mandanten von früher, zuverlässig, zwielichtig und gefährlich, und dennoch habe ich mich über ihre Auftritte gefreut.

Als Nicholas Meller von dem toten Zusteller und dem verschwundenen Paket erfährt, versucht er mehr über den nichtexistenten Absender in Erfahrung zu bringen. Gleichzeitig gewinnt er einen Adeligen als Mandanten, der ihn um Mithilfe bittet, um einen Freund aus russischer Untersuchungshaft freizubekommen. Als der Baron ihn und Nina aus Dankbarkeit zu einem seiner exklusiven Wochenenden einlädt, sieht Nicholas die Chance, an noch betuchtere Mandanten zu kommen. Ich war mir nicht sicher, ob mir diese Entwicklung von Nicholas gefällt – und ich habe mich gefragt, wie Nina dazu steht.

Und dann gibt es noch diesen ominösen Acker, direkt am Rhein und in einem Überschwemmungsgebiet gelegen und damit scheinbar wertlos, an dem jedoch ein großes Interesse besteht. Ich hatte lange Zeit überhaupt keine Ahnung, was es mit diesem Acker auf sich haben bzw. in welcher Verbindung er mit dem verschwundenen Paket in Verbindung stehen könnte. Ebenso habe ich mich von dem Autor immer wieder auf falsche Fährten schicken lassen und das bis zum Schluss. Lorenz Stassen liefert damit eine raffinierte und spannende Handlung ab, deren Auflösung am Ende dann recht überraschend, aber überzeugend war.

Nun heißt es warten auf den dritten Band – ich freue mich jedenfalls sehr auf das Wiedersehen mit den bekannten Charakteren.

Veröffentlicht am 17.10.2018

Ein Neuanfang in der Provinz mit mörderischem Auftakt

Alles ist lebend tot
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Nach dem Verkauf ihres Wiener Softwareunternehmens erfüllt sich Barbara Aubert einen langgehegten Traum und investiert in eine Gärtnerei samt Blumenladen – und zieht dafür in das beschauliche Tulln, der ...

Nach dem Verkauf ihres Wiener Softwareunternehmens erfüllt sich Barbara Aubert einen langgehegten Traum und investiert in eine Gärtnerei samt Blumenladen – und zieht dafür in das beschauliche Tulln, der Heimatstadt von Egon Schiele. Die Idylle währt jedoch nicht lange, als ein Kunstsammler erschlagen und ein Bild von Schiele geraubt wird. Während die Ermittlungen in Gang kommen und prominente Bürger von Tulln unter Verdacht geraten, entdeckt Barbara in ihrem Haus Hinweise auf die Jugend des berühmten Malers.

Alles ist lebend tot ist mein erster Roman von Natalie Mesensky, der mich aufgrund des ungewöhnlichen Titels sowie der Tatsache, dass der Krimi in der Umgebung von Wien spielt, direkt angesprochen hat. Und es ist der Autorin sehr gut gelungen, Tulln mit reichlich liebevollem Lokalkolorit und abwechslungsreichen Charakteren darzustellen.

Das Buch beginnt zwar direkt mit dem Todesfall eines bekannten Kunstsammlers, danach geht es aber erstmal ruhiger zu, es werden die mehr oder weniger schrägen Figuren mit ihren Eigenarten vorgestellt. Und wie man das in der Provinz erwartet, gibt es natürlich auch jede Menge Klatsch und Tratsch.

Barbara als Zugezogene wird jedoch recht schnell in den illustren Kreis der Tullner Prominenz aufgenommen, unterstützt sie doch mit ihrer Beteiligung an der Gärtnerei die örtliche Wirtschaftskraft. Ihre Teilhaberschaft in einem alten Familienunternehmen geht nicht ohne Reibereien ab: ihre Partnerin Leonie Bogner war gezwungen, eine Investorin von außen mit an Bord zu holen, um die Gärtnerei vor der Insolvenz zu bewahren, möchte sich jedoch ungern in die Geschäfts- und Ladenführung reinreden lassen.
Mir hat es gefallen, dass Barbara so mutig war und ihr erfolgreiches Wiener Unternehmen verkauft hat, um sich einen Traum zu erfüllen und daher habe ich mir natürlich gewünscht, dass sie und Leonie sich zusammenraufen werden.

Als es zu einem weiteren Mord kommt, nimmt der Krimi immer mehr Fahrt auf, zumal die Autorin sehr geschickt falsche Fährten legt und ich mir bis beinahe zum Schluss nicht sicher war, wer der oder die Täter sein könnten. Am Ende habe ich beinahe jeden verdächtigt – das war clever gemacht.
Bei der einen oder anderen Figur lag ich auch mit meinem ersten Eindruck völlig daneben, was zu weiteren überraschenden Wendungen führte.

Sehr geschickt baut Natalie Mesensky in diese Handlung einen Abriss des Lebens des Tullner Malers Egon Schiele mit ein, indem Barbara in ihrem Haus Hinweise auf dessen Kindheit entdeckt. Ich muss gestehen, mir war der Maler zwar ein Begriff, jedoch wusste ich über ihn so gut wie nichts, da mich auch seine Bilder nicht so sehr ansprechen. Aber dennoch finde ich es immer spannend, wenn solche wissenswerten Details in einem Buch verarbeitet werden, zumal es im vorliegenden Buch perfekt zum Handlungsort passt.

Der Schreibstil ist flott und leicht zu lesen, durchsetzt mit Dialektwörter, welche das Buch noch authentischer machen. Gut gefallen hat mir auch der Humor, der immer wieder durchblitzt. In der Handlung finden sich ab und an Hinweise auf einen früheren Fall (und den ersten Krimi der Autorin), die jedoch nicht für das Verständnis dieser Handlung weiter notwendig sind, mich aber neugierig auf die früheren Bücher gemacht haben.

Das Buch ist ein solider Krimi, der mir spannende und unterhaltsame Stunden bereitet hat und bei dem ich nebenbei noch etwas über Egon Schiele gelernt habe.

Veröffentlicht am 17.10.2018

Auf den Spuren des verlorenen Vaters

Die vergessene Burg
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1868: Durch ihre Arbeit als Gesellschafterin für die kranke Verwandte Harriet Farley führt Paula Cooper ein ziemlich zurückgezogenes Leben. Als sie einen Brief von ihrem Onkel Rudy aus Bonn erhält und ...

1868: Durch ihre Arbeit als Gesellschafterin für die kranke Verwandte Harriet Farley führt Paula Cooper ein ziemlich zurückgezogenes Leben. Als sie einen Brief von ihrem Onkel Rudy aus Bonn erhält und dazu noch erfährt, dass das Grab ihres Vater leer ist, macht sie sich auf die Reise an den Rhein, um dort mehr über ihren Vater zu erfahren, der seit ihrer frühesten Kindheit tot ist. In Bonn lernt sie den Fotografen Benjamin Trevor kennen, der sie bei ihrer Spurensuche unterstützen möchte.

Mit diesem Buch nimmt die Autorin die Leser auf eine Reise zu den malerischen Landschaften des Rheins, so dass man danach richtig Lust bekommt, ein Schiff zu besteigen, um all die Orte zu besuchen, denen Paula bei der Suche nach Hinweisen auf ihren Vater begegnet.

Paula Cooper ist eine alleinstehende Frau Anfang Dreißig, die jahrelang von ihrer Mutter eingetrichtert bekommen hat, dass eine Frau in ihrer Position nicht viel vom Leben zu erwarten hat und froh sein kann, sich als Gesellschafterin um Cousine Harriet zu kümmern. Dabei fesselt Harriet Paula mit ihren eingebildeten Krankheiten regelrecht an sich und unterbindet damit jegliche persönliche Entfaltung der jungen Frau.

Diese Einengung von Paulas Persönlichkeit, der Brief von Onkel Rudy aus Bonn und der Erkenntnis, dass ihre Mutter sie jahrelang über das Schicksal ihres Vater im Unklaren gelassen hat, sind der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt: Paula beschließt, sich alleine auf die Reise nach Bonn zu machen, um den schwer kranken Bruder ihres Vaters zu besuchen.

Rudy Cooper ist ein toller und moderner Mensch, der schnell erkennt, dass Paula in ihrem bisherigen Leben nicht viel erlebt und kennengelernt hat. Entsprechend möchte er sie und ihre Talente fördern und sie davon überzeugen, dass ihr das Leben durchaus mehr zu bieten hat.
Dabei ist es sehr schön zu beobachten, wie Paulas Selbstbewusstsein wächst und sie endlich ihre Persönlichkeit entfalten kann und bereit ist, auch Träume für die Zukunft zuzulassen. Paula ist ein ganz lieber und toleranter Mensch, außerdem ist sie eine mutige Frau, was sie selbst am meisten überrascht. Als sie den Fotografen Benjamin Trevor kennenlernt, hat sie schnell das Gefühl, endlich einen Menschen gefunden zu haben, mit dem sie sich austauschen kann.

Ein Ziel verliert Paula jedoch nicht aus den Augen, nämlich die Suchen nach Hinweisen auf den Verbleib ihres Vaters, auch wenn die Ereignisse bereits dreißig Jahre zurückliegen. Was weiß ihre Mutter darüber, sagt sie Paula die ganze Wahrheit über ihre Zeit damals am Rhein? Je mehr Paula nachforscht, umso deutlicher wird es, dass sie einem dunklen Familiengeheimnis auf der Spur ist.

Die Charaktere werden von Susanne Goga wieder liebevoll und detailliert dargestellt. Spannend war auch die widersprüchliche Darstellung von Paulas Mutter, bei der ich mir lange nicht sicher war, aus welcher Motivation sie so gehandelt hat, wie sie es getan hat. Dazu kommen die lebendigen Landschaftsbeschreibungen, die den besonderen Zauber dieser Gegend gekonnt einfangen. Was mir völlig unbekannt war, dass zu der damaligen Zeit viele Briten am Rhein gelebt haben, die des milden Klimas wegen in diese schöne Landschaft gezogen sind.

Mich konnte das Buch mit seiner Mischung aus faszinierenden Beschreibungen, interessanten Figuren und einem dunklen Familiengeheimnis, dem Paula und die Leser Schritt für Schritt auf die Spur kommen, wieder überzeugen.