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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.04.2019

Der Zorn der Frauen

Golden Cage. Trau ihm nicht. Trau niemandem. (Golden Cage 1)
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Wenn man Faye und Jack ansieht, könnte man an die schöne neue Welt glauben. Sie haben aus dem Nichts eine Megafirma aus dem Boden gestampft, mit der sie Millionen scheffeln, sie gehören zu Stockholms High ...

Wenn man Faye und Jack ansieht, könnte man an die schöne neue Welt glauben. Sie haben aus dem Nichts eine Megafirma aus dem Boden gestampft, mit der sie Millionen scheffeln, sie gehören zu Stockholms High Society und sie haben eine süße, vierjährige Tochter. Doch hinter den Kulissen sieht es anders aus. Jack betrügt seine Frau permanent, demütigt sie und verachtet sie. Schließlich lässt er sich scheiden und sie steht dank Ehevertrag ohne eine Krone da. Und dann verschwindet auch noch ihre Tochter, lediglich Blutspuren lassen sich finden ...

Ganz zu Beginn: Dieses Buch ist zehnmal besser als das letzte der Autorin, das zur Reihe um Fjällbacka gehört. Leider muss man trotzdem Durchhaltevermögen beweisen, die ersten 175 Seiten, also knapp die Hälfte, erweisen sich als zäh und typischer "Psychothrillerfamilienhintergrund", der mich persönlich meistens langweilt, nervt oder beides. Hier ging es noch, obwohl ich echt auf die abtörnenden Szenen, in denen es getrieben wird, verzichten könnte. Interessant wurde es dann endlich, als Jack Faye einen Tritt verpasst. Endlich passiert was, geht es voran, auch wenn man sich fragen darf, ob es wirklich so einfach ist, a) Geld zu verdienen und b) die Polizei an der Nase herumzuführen.
Trotzdem. Im Vergleich zur Fjällbacka-Reihe direkt ein Pageturner!

Veröffentlicht am 07.04.2019

Wo ist die Zeitreise-App?

Das Herz der Zeit: Die unsichtbare Stadt
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Lena hat bei einem Unfall ihre Eltern verloren, als sie klein war, und wächst bei ihrer Tante auf. Sie ist ein typischer, fünfzehnjähriger Teenager, glaubt sie. Bis sie eines Tages in der Hinterlassenschaft ...

Lena hat bei einem Unfall ihre Eltern verloren, als sie klein war, und wächst bei ihrer Tante auf. Sie ist ein typischer, fünfzehnjähriger Teenager, glaubt sie. Bis sie eines Tages in der Hinterlassenschaft ihrer Eltern eine seltsame Uhr findet, aus der sie nicht schlau wird. Sie scheint Jahreszahlen zu zeigen, keine Uhrzeiten. Als sie versucht, mit Hilfe ihrer besten Freundin Bobby herauszufinden, was es mit dieser Uhr auf sich hat, macht sie einen seltsamen Jungen auf sich aufmerksam, der sie nicht nur zu verfolgen scheint, sondern sie auch in eine Welt bringt, die sie nicht kennt. In der unsichtbaren Stadt leben Zeitreisende - und was hat es mit dem Unfall ihrer Eltern auf sich?

Es gibt so Bücher, die haben einen fesselnden Klappentext und eine Idee, die man unbedingt lesen möchte. Dazu gehört auch dieses hier. Anfangs kommt die Geschichte arg kindlich daher, sodass man eher das Gefühl hat, es mit 11jährigen, statt vollpubertierenden Teenagern zu tun zu haben. So zügig und auch durchaus unterhaltsam sich das Ganze liegt, kränkelt es doch auch arg an vielen logischen Einzelheiten. Auch ist das Verhalten der meisten Personen selten nachvollziehbar, ganz sicher nicht derjenigen aus der unsichtbaren Stadt. Das Lektorat/Korrektorat arbeitete recht schlampig, was schade für die Autorin ist und zumindest in der nächsten Auflage, falls es dazu kommt, erneuert werden sollte. Da ich nicht gänzlich abgeneigt bin, den nächsten Teil zu lesen, schon allein, weil ich wissen möchte, ob mehr und logischere Erklärungen kommen, gebe ich äußerst schwachbrüstige drei Sonntagspunkte für die Geschichte.

Veröffentlicht am 15.03.2019

Die Gefährten des Siegels

Das gefälschte Siegel
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Prinz Tymur war schon als Kind ein seltsamer Kerl, der unbedingt Dinge tun musste, die eigentlich verboten waren. Zum Beispiel die steinernen Wächter stören, zu denen Lorcan gehört, der mehr Zuneigung ...

Prinz Tymur war schon als Kind ein seltsamer Kerl, der unbedingt Dinge tun musste, die eigentlich verboten waren. Zum Beispiel die steinernen Wächter stören, zu denen Lorcan gehört, der mehr Zuneigung zu Tymur verspürt, als ihm eigentlich zusteht. Dann ist da noch der versoffene, heruntergekommene, aber einstmals geniale Fälscher Kevron und die junge Magierin Enidin. Diese vier haben eine klassische Heldenreise vor sich, denn sie müssen herausfinden, ob das Siegel, in das vor langer Zeit ein Dämon eingesperrt war, noch intakt ist oder nicht und dafür müssen die Zauberin von Alfeyn aufsuchen, das geheimnisumwitterte Nebelvolk.

Der Einstieg war fesselnd und man merkt auch gleich, dass es keine Helden im Sinne von edel, gut und immer bereit, das Richtige zu tun, ist. Mir gefiel der etwas undurchsichtige, ewig plappernde Prinz mit der eigenen Agenda, der ständig trunkene Fälscher mit schwerer Vergangenheit, der "junge" Wächter, der sich Gefühle erlaubte und die Magierin, die anfangs so frisch daherkam. Das Problem mit dieser Art von Fantasy ist, dass wir nicht mehr in der Zeit von Tolkien leben, und was bei ihm noch klassisch wirkte, ist jetzt einfach nur langatmig. Dieses Buch wurde immer zäher, weil auch nicht wirklich was voranging, ständig die Reibereien der einzelnen "Gefährten", dazu die Verliebtheit, die besser zu einem Jugendbuch gepasst hätte. So gab es zwar zum Ende hin einen krassen Cliffhanger, der auch neugierig gemacht hat, aber meine ursprüngliche Begeisterung ist ziemlich verhallt.

Veröffentlicht am 15.03.2019

Fallen kann man nur allein

Stella
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Friedrich ist nicht einmal zwanzig, als er mitten im Kriegsjahr 1942 aus seinem beschaulichen Heimatort in der ach so neutralen Schweiz nach Berlin kommt. Er hält sich für mutig, weil er die Wahrheit über ...

Friedrich ist nicht einmal zwanzig, als er mitten im Kriegsjahr 1942 aus seinem beschaulichen Heimatort in der ach so neutralen Schweiz nach Berlin kommt. Er hält sich für mutig, weil er die Wahrheit über den Krieg und die Juden kennenlernen will, und vielleicht ist er das auch, doch in erster Linie ist er naiv. Berlin ist eine andere Welt, mit anderen Leuten, wie er sie nie kennengelernt hat. Zum Beispiel Kristin, dieses Mädchen, das ihn küsst und in Clubs mitnimmt. Doch eines Tages taucht sie bei ihm auf, nichts ist mehr geblieben von dieser souveränen, stolzen Frau, geschlagen ist sie, in jeder Hinsicht, und erst jetzt erzählt sie ihm die Wahrheit. Ihr Name ist Stella und sie ist Jüdin. Um ihre Eltern zu retten, tut sie das Schrecklichste, was man sich vorstellen kann, sie verrät andere Juden.

Ich habe Vorwürfe gelesen, dieses Buch sei nazifreundlich und antisemitisch. Wie sie auf nazifreundlich kommen, weiß ich nicht, vielleicht wegen Tristan? Auch kultivierte Nazis sind Nazis, und nur weil einer elegant und eloquent daherkommt, muss er doch weder Gewissen haben noch muss der Autor Sympathie für ihn hegen. Bei Inglourious Basterds waren auch alle von der Darstellung des Hans Landa durch Christoph Waltz begeistert, deshalb würde sie niemand für Nazisympathisanten halten. Nein, ich kann diese Vorwürfe alle nicht nachvollziehen, meine Schwierigkeiten mit diesem Buch lagen einfach im Schreibstil begründet. Ich kam und kam nicht rein, diese dünne Lektüre zog sich für mich wie Kaugummi, trotz der dramatischen Ereignisse und der wahren Ereignisse, die immer zu Beginn eines Kapitels angeführt wurden. So bleibt für mich nur zu konstatieren, dass es ein wichtiges Thema ist, mit dem man sich beschäftigen sollte, aber wahrscheinlich nicht mein Autor.

Veröffentlicht am 12.03.2019

Gütiger Funken!

Das schwarze Uhrwerk
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Mit diesem Buch begibt man sich in eine komplexe Welt aus Steampunk und Magie. Magie nicht im Sinne von alberner Zauberstabfuchtelei, aber Gestaltwandeln oder Lebensenergie entziehen, um selbst fast unsterblich ...

Mit diesem Buch begibt man sich in eine komplexe Welt aus Steampunk und Magie. Magie nicht im Sinne von alberner Zauberstabfuchtelei, aber Gestaltwandeln oder Lebensenergie entziehen, um selbst fast unsterblich zu werden, ist möglich. Hier regiert das Uhrwerk mit seinen Stunden, bezahlt wird mit Knochenmünzen aus der Knochenbank und die Menschen (und Nichtmenschen) leben auf Inseln, zumindest die hier Erwähnten. Taiden stammt aus einer Adelsfamilie, ist aber verkrüppelt und deshalb verbittert. Sein einziges Ziel ist es, den Schatten zu fangen, einen berüchtigten Rebellen, dafür tritt er sogar in die Garde ein. Doch je länger er Mitglied der Exekutive ist und mitbekommt, was diese im Auftrag des Uhrwerks den Menschen antut, und dann auch noch den Schatten persönlich kennenlernt, desto weniger überzeugt ist er. Und dann treten Ereignisse ein, die ihn dazu bringen, sich abzuwenden ...

Wirklich, wirklich mega Ideen und ein mitreißender Schreibstil. Ginge es nur darum, hätte das Buch ein großer Wurf werden können. Es gibt sehr gut entwickelte Nebenprotagonisten, die das Zeug hatten, eine krasse Geschichte zu erzählen. Der eigentliche Held, Taiden, gehört leider nicht dazu, obwohl gerade er das Potenzial gehabt hätte. Verkrüppelt, verbittert, anfangs sogar recht witzig - gerade im Zusammenspiel mit Aryon - reißt er die ganze Geschichte schlimmer in den Abgrund als er seine Revolution versaut. Er ist wankelmütig, aber dumm, eine fatale Kombination, besonders für seine Leute. Warum solche Männer und Frauen wie gerade seine beiden Berater ausgerechnet ihm folgen, blieb bis zum Schluss ein Rätsel. Die nicht erkennbaren Zeitsprünge im Buch und viele unlogische Handlungen (im Prinzip wussten die Gegner ständig, wo sich die Rebellen aufhielten, schickten aber immer nur wenige Soldaten los für kleinere Geplänkel anstatt einfach mal eine umfassende Offensive zu starten) ließen den Spaß am Buch stetig sinken. Meiner Meinung nach ist hier allerdings der Lektor zur Verantwortung zu ziehen, der das Ganze strukturierter hätte gestalten müssen, dass für einen Autor im Kopf alles klar und einleuchtend erscheint, ist schließlich logisch. Schade, großes Potenzial verschwendet.