Profilbild von jasbr

jasbr

Lesejury Star
offline

jasbr ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit jasbr über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.03.2019

Verschwundene Kinder

Ohne Spur
0

Ohne lange Vorgeschichte steigt man in das Buch ein: Die Protagonistin Audra wird auf der Flucht von ihrem Ehemann und wird von der Polizei angehalten. Weil sie angeblich Drogen im Wagen hat wird sie verhaftet, ...

Ohne lange Vorgeschichte steigt man in das Buch ein: Die Protagonistin Audra wird auf der Flucht von ihrem Ehemann und wird von der Polizei angehalten. Weil sie angeblich Drogen im Wagen hat wird sie verhaftet, ihre Kinder an einen "sicheren Ort" gebracht. Es hat mir sehr gut gefallen, dass es direkt losging, denn der Klappentext hat hier schon einiges verraten. Dadurch, dass man aber direkt einsteigt, hat mich das nicht gestört.

Für schwache Nerven ist das Buch aber trotzdem nichts. Und obwohl ich eigentlich kein Problem mit heftigen Thrillern habe, ist es doch etwas anders, wenn es um Kinder geht. Wie es ihnen geht und was mit ihnen geschieht bekommt man hautnah mit, da hier die Perspektive zwischen der Mutter und den Geschwistern wechselt. Und obwohl es nicht zum Äußersten kommt, habe ich kurz überlegt, das Buch abzubrechen, denn es wurden einige Andeutungen gemacht von denen ich wusste, dass ich gar nicht mehr Details lesen will. Im Nachhinein bin ich allerdings froh weitergelesen zu haben - denn es lohnt sich.

Die eigentliche Handlung geht nur über einige wenige Tage, die allerdings sehr ereignisreich sind. Dadurch hatte ich nie das Gefühl, die Geschichte würde sich im Kreis drehen oder Dinge künstlich in die Länge gezogen. Auch die Verzweiflung der Mutter wurde richtig gut beschrieben. Dass man jederzeit weiß, was mit den Kindern passiert und was der Hintergrund dieser Entführung ist, hat der Spannung keinen Abbruch getan. Man hat beim Lesen einen inneren Countdown, man fiebert mit und hofft, dass sich alles noch zum Guten wendet.

Der Thriller ist ganz schön brutal. Auch wenn es sich hier nicht um einen Serienkiller handelt, der reihenweise Menschen umbringt, ist die Geschichte doch ganz schon blutig und vor roher Gewalt wird nicht zurückgeschreckt. Hier hätte es aber auch ruhig ein bisschen weniger sein dürfen, es hätte die Story nicht schlechter gemacht.

Am Ende kommt es zu einem richtigen Showdown und die komplette Handlung spitzt sich zu. Hier legt man das Buch garantiert nicht mehr aus der Hand. Der Schluss ist glaubwürdig und eine Mischung aus abgeschlossen und offen. Denn alles wird nicht verraten, was ich etwas schade fand.

Wer kein Problem mit Gewalt hat und mal einen Thriller lesen möchte, der nicht nach dem klassischen Schema aufgebaut ist, der macht hier sicher nichts falsch. Von mir gibt es 5 Sterne!

Veröffentlicht am 16.03.2019

Sehr spannend

Der Pakt – Bis dass der Tod euch scheidet
0

Es geht ganz harmlos los: Alice und Jake heiraten und erhalten als Hochzeitsgeschenk die Möglichkeit, dem "Pakt" beizutreten. Natürlich wollen sie, wie auch viele andere Paare, eine glückliche Ehe führen ...

Es geht ganz harmlos los: Alice und Jake heiraten und erhalten als Hochzeitsgeschenk die Möglichkeit, dem "Pakt" beizutreten. Natürlich wollen sie, wie auch viele andere Paare, eine glückliche Ehe führen und nehmen die Einladung an, ohne wirklich zu wissen, was sie erwartet.

Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht von Jake. Das hat mich anfangs etwas irritiert, da ich irgendwie damit gerechnet hatte, dass es aus Frauensicht erzählt wird. Allerdings nur ganz kurz, denn die Erzählperspektive ist wirklich sehr gelungen. Man lernt Jake richtig gut kennen und er ist ein richtig toller Protagonist.

Obwohl es anfangs sehr locker losgeht, zeigt sich doch schnell, dass der "Pakt" nicht das ist, was er zu seien scheint. Es war richtig spannend, wie er in das Privatleben des Paares eingreift und wie die Vorschriften umgesetzt werden. Die Bestrafungen bei Nichteinhaltung sind ziemlich drastisch und ich habe beim Lesen immer darüber nachgedacht, welchen Ausweg es denn geben könnte.

An einigen Stellen fand ich es schon sehr krass, aber doch nicht unbedingt unglaubwürdig, da auch die Ausmaße des Einflusses des "Paktes" gut dargestellt werden. Es wird eine regelrechte Gehirnwäsche betrieben und man scheint sein eigenes Leben aufgegeben zu haben. Immer wieder habe ich mir die Frage gestellt, ob man denn wirklich zu seinem Glück gezwungen werden kann.

Der Schreibstil war sehr fesselnd. Obwohl das Buch mit 560 Seiten nicht gerade schlank ist, habe ich es an zwei Tagen verschlungen, weil ich einfach wissen wollte, was als nächstes passiert und ob es Jake schafft, einen Ausweg zu finden.

Teilweise war es etwas schwierig, die vielen Personen auseinander zu halten. Das Buch ist hier wirklich komplex. Trotzdem lernt man die wichtigen Figuren sehr gut kennen, sodass es hier keine Verständnisprobleme gab.

Am Ende gibt es eine Wendung, die ich so nicht erwartet hätte. Ich gestehe, dass ich hier zum ersten Mal etwas das Gefühl hatte, es wäre etwas konstruiert. Hier hätte ich mir einfach gewünscht, es wäre etwas ausführlicher gewesen. Meinen Spaß an dem Buch hat es allerdings keinen Abbruch getan.

Weil mich das Buch wirklich gefesselt hat und ich vor allem Jake sehr gern gemocht habe, gibt es von mir 5 Sterne!

Veröffentlicht am 09.02.2019

Tödliches Paket

Blutacker
0

Gleich zu Beginn begegnet man Nicholas Meller wieder, der Strafverteidiger, der mittlerweile eine recht erfolgreiche Kanzlei führt und auf der Karriereleiter immer weiter nach oben steigt. Auch privat ...

Gleich zu Beginn begegnet man Nicholas Meller wieder, der Strafverteidiger, der mittlerweile eine recht erfolgreiche Kanzlei führt und auf der Karriereleiter immer weiter nach oben steigt. Auch privat läuft es gut, denn Nina, seine ehemalige Referendarin, ist seine Freundin und die beiden sind zusammengezogen.

Aber die Ruhe währt nur kurz, denn anscheinend ist Nicholas in etwas so pikantes verwickelt, dass selbst vor einem Mord nicht zurückgeschreckt wird - auch wenn er gar nicht weiß, wieso und weshalb.

Auch der Leser kennt die Hintergründe nicht und so hat man während des Lesens Zeit, mitzurätseln und sich seine eigenen Gedanken zu machen. Denn Nicholas lässt nicht locker. Auch wenn er aufgrund seiner Erfahrung aus dem ersten Teil etwas vorsichtiger geworden ist, möchte er doch gerne wissen, was der Mord an einem Paketboten gerade mit ihm zu tun hat.

Dabei überschreitet er wieder Grenzen, was ihn sehr sympathisch macht und dem Buch das gewisse Etwas gibt. Man möchte schreien "Lass es lieber", feuert ihn aber dann innerlich doch an, immer weiter in das vermeintliche Wespennest zu stechen. Dabei bewegt er sich in ganz anderen Kreises als noch im ersten Buch, was für zusätzliche Abwechslung sorgt.

Manchmal wird aber die Perspektive gewechselt. Da ist man mit Auftragskillern unterwegs, die Spaß am Foltern haben und ihr Opfer nicht aus den Augen lassen. Diese Passagen sind etwas brutaler und wirken sehr nüchtern, allerdings so geschildert, dass man sie gut lesen kann, ohne Albträume zu bekommen. Weniger ist hier mehr.

Etwas verwirrend sind die vielen verschiedenen Personen, die man im Buch kennenlernt und die alle wichtig sind. Hier habe ich das ein oder andere Mal zurückgeblättert, um sicher zu gehen, dass ich auch den bzw. die richtige vor Augen habe. An sich war das aber auch kein Problem und zum Ende hin waren mir alle sehr vertraut.

Je mehr es auf das Ende zugeht, desto mehr lichtet sich der Nebel und nicht nur Nicholas, sondern auch der Leser, erkennt immer mehr, welche Intrigen hier gesponnen werden. Ich fand es klasse, dass alles in sich schlüssig und gut nachvollziehbar war - soweit man einen Mord als nachvollziehbar bezeichnen kann.

Gut gefallen hat mir auch der Schreibstil. Er ist sehr realitätsnah, manchmal sehr sachlich, dann wieder emotional. Die kurzen Kapitel und unterschiedlichen Sichtweisen sorgen für Abwechslung und bauen zusätzlich Spannung auf.

Obwohl ich jetzt öfter auf den ersten Teil hingewiesen habe, muss man ihn nicht kennen, um "Blutacker" genießen zu können. Der Fall an sich ist nämlich abgeschlossen und hat nichts mehr mit "Angstmörder" zu tun. Wer es aber mag, die Entwicklung der Hauptfiguren mitzuverfolgen, dem lege ich ans Herz, zuerst den ersten Fall zu lesen.

Ich habe das Buch an einem Tag ausgelesen, weil ich es nicht aus der Hand legen konnte. Deswegen gibt es von mir 5 Sterne und ich hoffe, dass es nicht zu lange dauert, bis ich wieder etwas Neues über Nicholas Meller und seine Kanzlei lesen kann.

Veröffentlicht am 02.02.2019

Wer ist der Wanderer?

Tannenstein
0

Der Thriller ist nichts für schwache Nerven, denn schon zu Beginn begegnen wir dem "Wanderer", der ohne die geringste Gefühlsregung elf Menschen erschießt. Aufgeklärt wird dieses Verbrechen aber nicht, ...

Der Thriller ist nichts für schwache Nerven, denn schon zu Beginn begegnen wir dem "Wanderer", der ohne die geringste Gefühlsregung elf Menschen erschießt. Aufgeklärt wird dieses Verbrechen aber nicht, der Wanderer bleibt ein Phantom.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht allerdings Alexander Born, der damals in diesem Fall ermittelt, aber mittlerweile die Seiten gewechselt hat und gerade aus dem Gefängnis entlassen wird. Sein einziger Antrieb ist jetzt Rache - denn der Wanderer hat seine Freundin getötet.

Spannung ist hier wirklich vorprogrammiert, vor allem weil die Story aus unterschiedlichen Perspektiven geschrieben ist, Mal schaut man dem Wanderer über die Schulter, mal driftet man ins Milieu der Russenmafia ab und dann ist da natürlich noch Alexander Born, der nun auf eigene Faust auf die Jagd geht.

Am Anfang ist alles etwas verwirrend, da sehr viele Orte und Personen auftauchen, doch durch die gute Strukturierung der Kapitel findet man sich schnell hinein.

Was mich aber am meisten begeistert, ist, dass es in diesem Buch nicht nur schwarz oder weiß gibt. Man kann seine Sympathien nicht wirklich verteilen, denn kaum eine Figur ist entweder gut oder schlecht. Ich war beim Lesen permanent hin- und hergerissen. Auch mein Vertrauen konnte keine der Personen schnell gewinnen, weil immer auch ein bisschen Skepsis mitgeschwungen ist. Wer also auf das klassische Gut oder Böse verzichtet kann, liegt mit diesem Buch richtig.

Allerdings ist es auch wirklich brutal. An einigen Stellen hätte ich am liebsten die Augen zu gemacht und eine Verfilmung wäre mir wahrscheinlich zu hart, denn die Russenmafia und ihre Killer haben Spaß am Foltern und Töten - und das wird eben auch beschrieben. Dass es solche Netzwerke wahrscheinlich wirklich gibt, ist wirklich gruselig.

Überzeugen konnte mich auch das Ende: Es ist total schlüssig, realistisch und weicht vom gern verwendeten Happy End ab. Trotzdem - oder gerade deswegen - fand ich es äußert passend.

Alexander Born habe ich während des Lesens wirklich schätzen gelernt, auch wenn ich es am Anfang nicht gedacht hätte. Deswegen würde ich mich sehr über einen neuen Fall freuen, in dem er seine unkonventionellen Ermittlungsmethoden zeigen kann.

Von mir gibt es für diesen Lesespaß 5 Sterne!

Veröffentlicht am 15.01.2019

Lesen!

Ihr Scheinheiligen!
0

Das Buch ist eine Abrechnung. Eine Abrechnung der Autorin an die in Deutschland lebenden Türken, die sich nicht als Teil der Gesellschaft sehen. Das ist natürlich sehr provokativ und ich denke, wenn es ...

Das Buch ist eine Abrechnung. Eine Abrechnung der Autorin an die in Deutschland lebenden Türken, die sich nicht als Teil der Gesellschaft sehen. Das ist natürlich sehr provokativ und ich denke, wenn es nicht von einer "Betroffenen" geschrieben worden wäre, hätte ich es wahrscheinlich nicht angefasst. Denn schließlich will ich niemanden diskriminieren oder mir meine Meinung bilden, wenn ich nicht direkt dabei bin.

Umso interessanter war es, Tuba Saricas Eindrücke zu lesen. Sie schreibt sehr offen und ehrlich darüber, wie sie sich fühlt, zwischen den Kulturen zu stecken. Sie wächst in Deutschland auf, aber die Türkei ist immer präsent. Sie spricht von einer Parallelgesellschaft, die gern unter sich bleibt - und bestätigt damit natürlich auch Vorurteile, die man hat.

Deswegen habe ich das Buch etwas mit Magengrummeln gelesen. Trotzdem klingt vieles, was sie sagt, schlüssig: Warum dürfen junge deutsche Mädchen andere Sachen als türkische? Sie beschreibt den Einfluss, den die Community auf sie hatte: Nichts tun, was andere missbilligen könnten, auch wenn man dadurch selbst eingeschränkt wird. Sie untermauert das mit sehr vielen persönlichen Beispielen, die es sehr überzeugend wirken lassen. Ich kann mir vorstellen, dass sie damit manch einem auf die Füße getreten ist.

Die Autorin schreibt aber nicht nur das auf, was sie selbst erlebt hat, sondern gibt auch Fakten wieder. Etwas erschreckend war das für mich schon. Denn dadurch wird die "Doppelmoral" doch sehr greifbar.

Etwas zu kurz kommt mir aber die andere Seite, nämlich die ich auch aus der Familie meines Freundes kenne. Man darf trotz allem nicht vergessen, dass es auch anders geht.

Alles in allem hat mich das Buch sehr zum Nachdenken gebracht, vor allem darüber, was ich persönlich unternehmen kann, um das zu ändern. Die Erkenntnis: Nichts. Am Ende bin ich zwar schlauer, aber eine Lösung habe ich nicht gefunden. Die gibt auch die Autorin nicht - denn sie sagt, es muss von den Deutschtürken selbst kommen. Ob, wann und in welchem Maße das geschieht, steht in den Sternen.

Insgesamt ist es ein sehr interessantes Buch, das man lesen sollte - egal welcher Nationalität man angehört oder welcher Kultur man sich mehr zugehörig fühlt. Eine Bewertung in Sternen fällt trotzdem schwer. Da es aber eine Leseempfehlung ist: 5 Sterne!