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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.05.2019

Faszinierende Atmosphäre, originelles Worldbuilding und überraschende Twists - ein gelungenes Debüt!

Witchmark. World Fantasy Award für den besten Fantasy-Roman des Jahres 2019
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Worum geht es?

Miles Singer ist Arzt, aber er verfügt auch über magische Fähigkeiten, die er nutzt, um seine Patienten zu heilen. Damit begibt er sich auf dünnes Eis: Keiner darf von seinen Kräften erfahren, ...

Worum geht es?

Miles Singer ist Arzt, aber er verfügt auch über magische Fähigkeiten, die er nutzt, um seine Patienten zu heilen. Damit begibt er sich auf dünnes Eis: Keiner darf von seinen Kräften erfahren, sonst droht ihm die Einweisung in ein Sanatorium. Als die Soldaten Aelands nach einem großen Krieg mit Laneer von der Front zurückkehren und dabei eine mysteriöse Krankheit im Gepäck haben, nimmt sich Miles der Sache an. Schon bald steht ihm aber schon die nächste Aufgabe bevor: Ein Sterbender, der seiner eigenen Aussage nach vergiftet wurde und nicht nur Miles‘ wahre Identität kennt, sondern auch selbst eine Hexe ist, nimmt ihm das Versprechen ab, seinen Mörder zu finden. Das Wissen darum, dass die Angelegenheit mit den kranken Soldaten in Verbindung steht, reicht ihm, um der Sache auf den Grund zu gehen, und ehe er sich versieht, versucht er an der Seite eines schönen, aber mindestens genauso gefährlichen Amaranthines herauszufinden, welches Wissen Nick Elliot das Leben gekostet hat.



Meine Meinung

Auf das Buch aufmerksam geworden bin ich zu allererst durch das Cover. Es wirkt magisch und versprüht gleichzeitig die Atmosphäre eines Englands, das in der Vergangenheit liegt. Exakt diese Atmosphäre wird auch während des Lesens vermittelt. Obwohl sich die Handlung in dem fiktiven Aeland abspielt, fühlt man sich in ein altes (magisches!) England zurückversetzt: So wird beispielsweise mit Kutschen und Fahrrädern gefahren, während Automobile äußert selten sind, und statt Strom gibt es den sogenannten Aether. Ich fühlte mich von der Atmosphäre sofort eingenommen, hatte gleichzeitig aber auch Schwierigkeiten, mich in der Geschichte und dem Worldbuilding einzufinden.

Hier liegt für mich auch der einzige Schwachpunkt des Buches: Es wird so gut wie nichts erklärt und der Leser muss sich das meiste durch Andeutungen erschließen. Nun ist das ja bei Fantasy-Geschichten oft so, worin meistens auch gerade der Reiz besteht, jedoch hält sich diese Eigenart hier bis zum Schluss aufrecht. Zwar habe ich mich mit der Zeit immer besser in der Welt zurechtgefunden, gleichzeitig konnte ich aber den Eindruck eines undurchsichtigen Schleiers, der sich über der Story hält, nicht abschütteln. Vor allem im großen Showdown war aufmerksames Lesen angesagt, da einiges Schlag auf Schlag passierte und man sich auch hier viel selbst zusammenreimen musste.

Genretechnisch ist „Witchmark“ zwischen Fantasy und Krimi angesiedelt – eine für mich sehr spannende Mischung, die mich trotz gelegentlicher Verwirrung stetig gefesselt hat. Sowohl die Magie ist ein großer Bestandteil der Handlung als auch die nötige Detektivarbeit, um dem Mörder Nick Elliots und dem Geheimnis um die mysteriöse Krankheit der Kriegssoldaten auf die Spur zu kommen. Die Handlung lebt von unterschwelliger Spannung und hält einiges an Überraschungen bereit, die ich bis zuletzt nicht kommen gesehen habe. Für mich wurde es zu keinem Zeitpunkt langweilig – ruhige Sequenzen wurden von den interessanten und unterhaltsamen Protagonisten aufgefangen.

Dies war auch der zweite Grund, aus dem ich das Buch lesen wollte: zwei männliche Protagonisten, zwischen denen sich auch eine Liebesgeschichte entwickelt. Das liest man (leider) nicht so häufig und war hier ein weiteres Detail, das der ohnehin schon originellen Story einen besonderen Charme verliehen hat. Obwohl die Anziehung zwischen Miles und Tristan durchaus präsent ist, hält sich die Liebesgeschichte angenehm im Hintergrund, sodass die Haupthandlung zu keinem Zeitpunkt zurückstecken muss. Hier gibt es definitiv kein lästiges Schmachten, während anderes gerade eigentlich wichtiger wäre. Die Autorin hat diesbezüglich eine wirklich gute Balance gefunden.

Besonders gut gefallen haben mir tatsächlich Miles und Tristans Begegnungen am Anfang, in denen nicht nur die beiden einander, sondern wir auch unsere beiden Charaktere kennenlernen. Wie auch manche Details etwas undurchsichtig bleiben, bleibt auch Tristan ein kleines Mysterium. Nicht zu sehr, als dass man ihn nicht sympathisch finden könnte, aber genug, um seinem Wesen als geheimnisvollem Amaranthine treu zu bleiben. Mir hat es tatsächlich gut gefallen, dass man gar nicht mal so viel über ihn erfährt. Vielleicht bleibt hier ja auch Stoff für die Fortsetzung.
In Miles dagegen erhält man einen sehr viel tieferen Einblick, schließlich verfolgt man das Geschehen auch aus seiner Sicht. Durch seine empathische, aufopfernde Art, die er vor allem seinen Patienten entgegenbringt, war er mir schnell sympathisch. Ich konnte in eher traurigeren Momenten mit ihm mitfühlen und mich in anderen gemeinsam mit ihm ärgern. Und von letzteren gab es gar nicht mal so wenige, weil es neben den beiden vielleicht eineinhalb andere sympathische Charaktere gibt (Randfiguren mal ausgenommen). Die restlichen bieten genug Stoff, um sich mit Miles zusammen aufzuregen.

Ungefähr zwanzig Seiten vor Schluss habe ich mich gefragt, wie die Autorin diese doch recht gewaltige Story zu einem zufriedenstellenden Ende führen will, und schon befürchtet, dass alles viel zu schnell gehen könnte. Das Ende hat mir aber tatsächlich gut gefallen – in dem jetzigen Wissen, dass es noch eine Fortsetzung geben soll. Es bleibt nämlich noch einiges offen, was für den Folgeband aber eine interessante Ausgangssituation schafft. Ich bin jetzt schon gespannt, wie es weitergeht.


Fazit

Trotz leichter Orientierungsschwierigkeiten bin ich von „Witchmark“ positiv überrascht. Ein faszinierendes Setting, ein originelles Worldbuilding, eine spannende Handlung, unvorhersehbare Twists und zwei (bis dreieinhalb) sympathische Charaktere ergeben ein absolut gelungenes Debüt. Ich freue mich auf den Folgeband und spreche eine klare 4 Sterne-Leseempfehlung aus.

Veröffentlicht am 30.03.2019

Das Herz braucht keinen Beweis, um zu wissen, dass es etwas gibt.

Nichts als Liebe im Universum
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Worum geht es?

Es ist ein schwüler Sommertag, als Matty feststellt, dass sein Vater ihn und seine Mom verlassen hat. Ein dämlicher Zettel ist alles, was er zurückgelassen hat. Doch Matty ist nicht traurig, ...

Worum geht es?

Es ist ein schwüler Sommertag, als Matty feststellt, dass sein Vater ihn und seine Mom verlassen hat. Ein dämlicher Zettel ist alles, was er zurückgelassen hat. Doch Matty ist nicht traurig, nicht wirklich, er hat es schon fast erwartet.

Am gleichen Tag kommt es zu einer mysteriösen Begegnung. Auf dem Feld vor ihrem Haus soll vor Jahren ein Ufo gelandet sein … und jetzt steht dort ein weißhaariges, dürres, wunderschönes Mädchen, das doch tatsächlich behauptet, eine Außerirdische zu sein. Aber der Astronomie, mit der ihn sein Vater früh in Berührung gebracht hat, ist er entwachsen. Er glaubt nicht an Außerirdische. Aber je mehr Zeit er mit der geheimnisvollen Priya verbringt, je besser er sie kennenlernt, je heftiger er sich in sie verliebt, desto mehr … möchte er glauben.



Meine Meinung

»Wir sind wie die Sterne. Wir explodieren zum Leben und verglühen dann langsam. Es ist an dir, das Licht besonders hell und lang leuchten zu lassen.« (S. 322)

Ich wollte dieses Buch lesen, weil ich mich ein bisschen für Astronomie interessiere und eine Schwäche für besondere Liebesgeschichten habe. Die Liebesgeschichte zwischen einem normalen Jungen und einem Mädchen, das glaubt (oder weiß?), dass es eine Außerirdische ist, ist definitiv besonders – und diesen Eindruck hatte ich auch beim Lesen.

Schon gleich mit Priyas erstem Auftritt fühlte ich mich wie in einem Sog und war von der Atmosphäre des Buches eingenommen: Es ist mystisch, geheimnisvoll, ein bisschen merkwürdig und faszinierend. Da ist dieses Mädchen, das voll und ganz davon überzeugt ist, nicht von dieser Welt zu stammen und bald von einem Raumschiff abgeholt zu werden. Ein Mädchen, das sich merkwürdig verhält, „Daten“ in einem Notizbuch festhält und normale Dinge wie Hunde und Pizza nicht kennt. Da kann Matty sich noch so sicher sein, dass sie verrückt sein muss, weil es keine Außerirdischen gibt, mit der Zeit zweifelt auch er – und mit ihm wir Leser. Das Rätsel um Priya ist der Spannungsträger der Handlung, man stellt Vermutungen an, ist verwirrt, hat eine Ahnung und dann sind da doch wieder Zweifel. Erlöst wird man erst am Schluss.

Die ruhige, aber faszinierende Handlung, die größtenteils aus dem Kennenlernen von Matty und Priya besteht, liest man gänzlich aus der Sicht des männlichen Protagonisten Matty. Das ist für einen Liebesroman gar nicht mal so gewöhnlich und stellt für mich einen Aspekt dar, der das Buch so bezaubernd macht. Denn Matty ist ein unglaublich lieber, süßer und ehrlicher Kerl, der sich Sorgen um eine völlig Fremde macht, dieser hilft, ohne zu viele Fragen zu stellen, obwohl er so unglaublich viele hat, und dabei unglaublich authentisch wirkt. Man spürt durch jede Zeile, wie sehr Priya ihn fasziniert und verwirrt, wie er sich aber gleichzeitig auch immer mehr in sie verliebt. Das ist wirklich schön.

Richtig gecatcht hat mich aber dieses Ende, das mich sogar zu Tränen gerührt hat. Das Ende ist der Kern des Buches und die Message, die das Buch überbringen möchte. Es wird traurig, schockierend, bedrückend – und doch klappt man das Buch mit einem Lächeln im Gesicht zu. Wie das geht? Lest selbst.

»Ob es um das Leben auf einem anderen Planeten geht, den Glauben an einen Gott, den wir nicht sehen können, oder einfach die Liebe – das Herz braucht keinen Beweis, um zu wissen, dass es etwas gibt.« (S. 330)



Fazit

Ein wirklich wundervolles Buch mit einer berührenden Aussage, die zum Nachdenken anregt. Die Handlung ist ruhig, aber trotzdem mysteriös und spannend. Es gibt keine actionreiche Story, aber das braucht dieses Buch auch gar nicht, denn es catcht auf emotionaler Ebene. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung und 4 Sterne.

Veröffentlicht am 18.03.2019

Lockerleichte, fesselnde und witzige Wohlfühllektüre - perfekt für zwischendurch.

Playing it cool
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Klappentext

Harper Nugent ist von einer Size Zero mehr als nur ein paar Pfunde entfernt, und ihr Stiefbruder nutzt jede Gelegenheit, sie deswegen bloßzustellen. Als der heiße Rugby-Spieler Dexter Blake ...

Klappentext

Harper Nugent ist von einer Size Zero mehr als nur ein paar Pfunde entfernt, und ihr Stiefbruder nutzt jede Gelegenheit, sie deswegen bloßzustellen. Als der heiße Rugby-Spieler Dexter Blake Zeuge dieser Sticheleien wird, fragt er Harper prompt nach einem Date. Harper weiß, dass Dexter nur höflich sein will. Und das Letzte, was Dexter in seinem Leben gebrauchen kann, ist eine Frau an seiner Seite. Doch auf das erste Date folgt ein zweites und auf das zweite ein drittes. Und plötzlich fühlen sich die vorgetäuschten Gefühle ganz schön echt an ...



Meine Meinung

Ich gestehe: Allein aufgrund des Covers hätte ich dieses Buch nicht gelesen. Es vermittelt zwar sofort, in welchem Genre sich der Inhalt bewegt, gleichzeitig suggeriert es aber auch Körperlichkeit und im schlimmsten Fall: Oberflächlichkeit. Aufgrund dessen hatte ich ein wenig die Befürchtung, dass die Gefühlsentwicklung hier auf der Strecke bleiben könnte und hinter zahlreichen Erotikszenen zurückstecken müsste. Letztendlich fand ich Klappentext und Leseprobe aber so interessant und unterhaltsam, dass ich dem Buch eine Chance gegeben habe. Und ich wurde nicht enttäuscht.

Tatsächlich hat sich schon auf den ersten Seiten herausgestellt, dass die Story besser ist, als es im Klappentext angedeutet wird, denn Dexter bittet Harper nicht nur aus Mitleid um ein Date oder weil er nur höflich sein möchte. Er hat von Anfang an Interesse, gleichzeitig aber auch seine Gründe, warum er aus Prinzip keine Dates hat. Die widerliche Art von Chuck bringt ihn jedoch dazu, diese Prinzipien kurzerhand über den Haufen zu werfen – zumindest zum Schein. Er schlägt ihr vor, hin und wieder miteinander abzuhängen – insgeheim ganz platonisch –, um Chuck einen Dämpfer zu verpassen. Dabei entwickelt sich eine unerwartete Freundschaft, weil die beiden sofort auf einer Wellenlänge sind, einen ähnlichen Humor haben und unbefangen miteinander reden können. Nur die Sache mit der platonischen Ebene stellt sich als unfassbar schwer heraus, denn neben der Tatsache, dass sie sich super verstehen, fühlen sie sich auch noch stark zueinander hingezogen.

Das ist ein Aspekt, der der Geschichte eine gewisse Tiefgründigkeit hätte verleihen können, denn Harper hat trotz unverkennbarem Selbstbewusstsein ein paar Komplexe wegen ihres Aussehens, die Dex sie aber (meist) vergessen lässt. Mir war schon gleich zu Beginn klar, dass dieser unglaublich sympathische und einfühlsame Rugby-Spieler mehr als gut für Harpers Ego sein wird, und ich habe mich darauf gefreut, mitzuverfolgen, wie er ihr im Verlauf des Buches zeigen wird, dass sie eine schöne und begehrenswerte Frau ist. Das tut er zwar auch, aber dieser Teil stand tatsächlich nicht so stark im Mittelpunkt, wie ich es erwartet habe. Harpers Unsicherheit in Bezug auf ihr Aussehen ist zwar immer wieder präsent, aber nur dezent. Die Stimmung ist leicht gehalten und Harpers Einsicht, trotz höherem Gewicht schön zu sein, steht weniger im Vordergrund als die Liebesgeschichte an sich. Wer eine lockerleichte Lektüre für zwischendurch lesen möchte, ist hier also richtig.

Wo die Story in etwa hinführt, ist klar. Die Geschichte ist nicht sonderlich unvorhersehbar und sobald ein gewisser Punkt in der Geschichte erreicht ist, kann man sich denken, was als nächstes kommt. Das fand ich aber nicht so tragisch, weil mir die humorvollen Schlagabtäusche zwischen Harper und Dex so gut gefallen haben und ich fast dauerhaft am Grinsen war. Zudem konnte ich in den Momenten, in denen die beiden auf scherzhafte oder ernste Weise miteinander geredet haben, nachvollziehen, warum sie sich miteinander so wohlfühlen und sich langsam aber sicher ineinander verlieben. Insofern waren meine Befürchtungen aufgrund des Covers auch weitestgehend unbegründet.

Nicht abzustreiten ist jedoch, dass es bei den beiden recht schnell zur Sache geht und das Miteinander-Reden dann doch immer seltener wird, um am Ende fast vollständig zu versiegen. Da die Gefühle aber in meinen Augen nachvollziehbar aufgebaut wurden und nicht mehr jede einzelne Sexszene ausgeschrieben wurde, fällt dieser Kritikpunkt klein aus.

Bedauerlicher fand ich es, dass der „Bösewicht“ Chuck (und auch die „böse“ Stiefmutter Anthea) irgendwann wie vom Erdboden verschluckt war(en) und bis zum Ende nicht mehr auftauchte(n), obwohl ich mich eigentlich ein wenig darauf gefreut hatte, dessen/deren Reaktionen auf Harper und Dex zu sehen. Stattdessen bekommen wir ein zweifelsfrei sehr süßes Happy End mit großer Liebeserklärung, die ein kleines Bisschen dick aufgetragen ist. Nichtsdestotrotz fühlte ich mich durchgängig gut unterhalten und wurde für den ersten und dritten Band der Reihe, deren Charaktere man auch in diesem Band kennenlernt, angefixt. Diese werde ich definitiv auch noch lesen.



Fazit

Bei Harpers und Dex‘ Liebesgeschichte handelt es sich um leichte, witzige und unterhaltsame Kost zwischendurch, die mich für ein paar Stunden sehr gut zu unterhalten wusste. Ich freue mich auf die Geschichten der anderen Charaktere aus der Reihe und vergebe 4 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Gefühl
Veröffentlicht am 05.03.2019

Eine authentische, ehrliche und süße Liebesgeschichte - das Ende ging mir etwas zu flott.

I love you heißt noch lange nicht Ich liebe dich
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Klappentext

Lilly träumt von der großen, ewigen Liebe, so perfekt wie in einem Hollywood-Film. Als sie die weibliche Hauptrolle in einem Hollywood-Blockbuster synchronisieren darf, ist sie überglücklich. ...

Klappentext

Lilly träumt von der großen, ewigen Liebe, so perfekt wie in einem Hollywood-Film. Als sie die weibliche Hauptrolle in einem Hollywood-Blockbuster synchronisieren darf, ist sie überglücklich. Wenn da bloß nicht ihr Synchronpartner Ben wäre! Denn für ihn ist das Ganze nur ein Job, und gegen romantische Liebe ist er allergisch. Zu dumm, dass er mit Lilly eine leidenschaftliche Liebesszene nach der anderen einsprechen muss. Es knallt und knistert gewaltig zwischen den beiden und am Ende sieht auch Lilly ein, dass das echte Leben viel mehr zu bieten hat als Hollywood.



Meine Meinung

Ich habe wegen einiger mittelmäßiger Bewertungen meine Erwartungen an das Buch etwas heruntergeschraubt und war infolgedessen wirklich positiv überrascht.

Schon nach wenigen Seiten befand ich mich in einem Sog, da recht schnell angedeutet wurde, dass es auf eine Art Hassliebe-Geschichte hinausläuft. Überraschend war jedoch – das hatte ich in anderen Büchern bisher noch nicht –, dass es für Ben sowas wie Liebe auf den ersten Blick ist und er Lilly trotzdem von Anfang an abweisend gegenübertritt. Normalerweise finde ich Instant Love in Büchern fürchterlich, aber hier war das so dezent, authentisch und bodenständig beschrieben, dass ich es den Autorinnen sofort abgekauft habe. Ben sieht Lilly und es macht einfach Klick, das ist unglaublich schön.

Auch die restliche Liebesgeschichte lädt einfach zum Genießen und Wohlfühlen ein. Ein spannender Bonus sind dabei die Filmszenen, die die beiden zusammen synchronisieren müssen, denn dabei knistert es nicht nur zwischen ihren Filmrollen. Ihre Annäherungen wirken nicht unrealistisch, sie könnten sich tatsächlich so in der Wirklichkeit zutragen. Es gibt sehr viele Missverständnisse, Vorurteile, Eltern und Vermieter, die den beiden während ihrer Annäherung ein bisschen das Leben schwermachen, aber ohne je in Drama oder Kitsch abzudriften. Ich hatte beim Lesen manchmal ein richtig breites Grinsen auf dem Gesicht, beispielsweise dann, wenn Ben beiläufige Fragen fallen lässt, weil er eifersüchtig ist, oder in den Raid-Modus schaltet, wenn er unsicher ist und Hilfe von seiner selbstbewussten Filmrolle braucht, um Lilly gegenüber cool aufzutreten. Die beiden sind einfach so herrlich echt, dass ihre Liebesgeschichte einfach nur verzaubern kann. Besonders Ben fand ich in seiner unsicheren, „um sich schlagenden“ Art sehr überzeugend und obwohl ihn gerade das liebenswert macht, war das aber auch der Aspekt, der alles so verkompliziert und manchmal auch ein bisschen anstrengend gemacht hat.

Was mir auch tatsächlich nicht so gut gefallen hat, war das Ende. Nach den ganzen Missverständnissen, den verletzenden Äußerungen, die aus verletzenden Äußerungen des anderen resultieren ist etwas passiert, das ich recht grenzwertig fand und mich ziemlich runtergezogen hat. Und gerade das – nachdem so viele Kleinigkeiten das Happy-End hinausgezögert haben – wurde dann am Ende so unspektakulär, ohne groß darüber zu sprechen und – in meinen Augen – dem Ernst der Angelegenheit nicht angemessen abgehakt. Vielleicht sehe ich das aber auch einfach ein bisschen enger als andere … Insofern hat mich das langersehnte Happy-End auch nicht ganz so glücklich machen können wie erhofft.



Fazit

Von dieser einen Aktion abgesehen hat mir das Buch unglaublich viel Spaß gemacht. Es ist eine authentische, ehrliche und süße Liebesgeschichte zwischen zwei Charakteren mit Ecken und Kanten, die echt und glaubwürdig wirken. Ich vergebe 4 Sterne.

Veröffentlicht am 28.02.2019

Nach anfänglicher Skepsis eine Achterbahnfahrt der Gefühle - schön!

Tote Poeten und Pickelstift
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Klappentext

Während sich die Mitschüler ins pralle Leben stürzen, verkriecht sich Erik in seinem Zimmer und schreibt erotische Liebesgedichte. Dass er im vergangenen Jahr vom kleinen Fettsack zum schönen ...

Klappentext

Während sich die Mitschüler ins pralle Leben stürzen, verkriecht sich Erik in seinem Zimmer und schreibt erotische Liebesgedichte. Dass er im vergangenen Jahr vom kleinen Fettsack zum schönen Schwan gereift ist, hat er noch nicht verinnerlicht. Den Blick gesenkt eilt er durch die Schulflure und hofft, unsichtbar zu sein – außer für Jonas, den coolen Typen mit dem Motorrad und der schwarzen Lederkluft. Seinetwegen tritt er der Theatergruppe bei und brilliert in der Rolle des Cyrano. Seinetwegen weiß er auch, wie es ist, sich nach jemandem zu verzehren, den er nicht kriegen kann. Denn Jonas ist Lehrer, mit Haut und Haar. Niemals würde er seine Karriere für eine Affäre mit einem Schüler aufs Spiel setzen. Allerdings hat Jonas eine Schwäche für Poeten und Erik ist ein Poet …



Meine Meinung

Wow. Was für ein Gefühlschaos. Was für eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Mittlerweile weiß ich schon ungefähr, was man sich von Kooky Roosters Geschichten erwarten kann – eine perfekte Balance aus prickelnden Szenen, großen Gefühlen und ernsten wie lockerleichten Tönen –, und doch war „Tote Poeten und Pickelstift“ überraschend. Nicht, weil ich nicht genau das bekommen habe, was ich mir mit Kaufen des Buches erwartet habe, sondern weil ich es bekommen habe, obwohl der Anfang mich daran hat zweifeln lassen.

Zu Beginn des Buches kam ich nämlich überhaupt nicht mit Eriks Art klar. Er bekommt in Jonas‘ Gegenwart nicht einmal den Mund auf – und Jonas verfällt ihm trotzdem? Das wirkte zu dem Zeitpunkt für mich nicht nachvollziehbar. Erik hatte außerdem eine weinerliche, unsichere Art an sich, die ich leider sehr anstrengend und bedrückend fand.

Zudem häuften sich am Anfang so viele Fremdschäm-Momente, dass ich mehrmals das Buch zur Seite legen musste, um wieder emotionale Distanz zu gewinnen und mich durch die peinlichen Szenen durcharbeiten zu können. Es wurde sogar so schlimm und unangenehm, dass ich zwischenzeitlich mit dem Gedanken gespielt habe, das Buch abzubrechen. Und da hatte ich das Buch noch nicht mal zu einem Drittel durch – so viele Fremdschäm-Momente gab es da schon. Aber die Handlung hatte etwas von einem Autounfall – schrecklich, aber fesselnd – und trotz enormer Anhäufung peinlicher Szenen hatte die Handlung doch irgendwie Sogcharakter, weil der Lehrer-Schüler-Aspekt interessant genug war, um wissen zu wollen, wie es weitergeht.

Ein weiterer Aspekt, der mich skeptisch gemacht hat, war die erste Annäherung, die mich mehr irritiert als begeistert hat, da ich Jonas‘ Handeln absolut nicht nachvollziehen konnte. Erst verklickert er Erik noch, dass zwischen ihnen nichts laufen kann, und im nächsten Moment geht die Annäherung sogar von ihm aus – ohne dass auch nur ansatzweise Zweifel bei ihm aufkommen oder er sein Gehirn einschaltet.

Aber sämtliche Kritikpunkte lösen sich mit der Zeit in nichts auf. Erik macht eine enorme Charakterentwicklung durch und reift zu einem erwachsenen jungen Mann, der für sich und seine Liebe einsteht, der in Jonas endlich den Menschen findet, der ihm wirklich zuhört und ihm das Gefühl gibt, dass seine Worte einen Wert haben, und der trotz zahlreicher Hindernisse (sei es Mobbing oder unfaire, ja fast schon boshafte Aktionen der Eltern) nicht seine Stärke verliert. Ich habe ihn als Protagonisten unglaublich liebgewonnen, was ich zu Beginn wirklich nicht gedacht hätte. Im Rückblick ist sein anfänglich zurückhaltendes, scheues Wesen absolut verständlich, wenn man erst einmal sein näheres Umfeld kennengelernt hat. Mit Eriks Charakterentwicklung gehen schließlich auch die Fremdschäm-Momente drastisch zurück – oder man nimmt sie wegen Eriks neugewonnenem Selbstbewusstsein nicht mehr als so unangenehm wahr.

Und zu guter Letzt: Jonas und sein Umgang mit der Gesamtsituation. Nach der ersten – für mich unverständlichen – Annäherung wird sein unbedachtes Handeln nach und nach verständlich gemacht und – zu meiner großen Überraschung – verhält er sich auf den kommenden Seiten vorbildlich. Selten habe ich den Lehrer-Schüler-Aspekt so geschickt aufgelöst und so drastisch, aufwühlend und zwiespältig reflektiert und diskutiert in einem Buch vorgefunden. Keine der betroffenen Personen geht mit der Situation leicht um, es wird sich mit möglichen Konsequenzen auseinandergesetzt und Gefühle werden unterdrückt und auf der anderen Seite kämpferisch verteidigt – die gesamte Handlung war ein Kampf, ein Gefühlskarussell: In dem einen Moment freut man sich für die beiden, grinst breit, schmachtet lächelnd, weil Jonas und Erik so süß sind, im anderen prasselt die unschöne Realität auf die Figuren und den Leser ein, ein Hindernis folgt auf das andere und man schlägt sich mit bedrückenden, traurigen und wütenden Gefühlen herum und möchte manche Figuren einfach nur aus der Geschichte kicken. Andere wiederum – hier muss ich einerseits Jonas und Erik einfach nochmal hervorheben, die sich gegenseitig so sehr den Rücken stärken und so schöne Worte füreinander finden, und andererseits Eriks wundervolle Oma Selma erwähnen, bei der mir wirklich das Herz aufging – möchte man einfach nur in den Arm nehmen.

Nach einem wirklich schweren Start bin ich restlos begeistert. Das Buch ist unglaublich schön, authentisch, realistisch (wenn man auch von der Verhaltensweise mancher Personen hofft, dass sie nicht realistisch ist) und voller Gefühle, sowohl positiver als auch negativer Art. Aber das Ende macht, wie alle Bücher von Kooky Rooster, glücklich.



Fazit

Wieder ein wundervolles Buch aus der Feder von Kooky Rooster – ich glaube, ich werde nach und nach alles lesen, was es von ihr zu lesen gibt. Absolute Leseempfehlung und 4 Sterne.