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Veröffentlicht am 24.03.2019

In den Wirren der Nachkriegszeit ...

Deutscher Frühling
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Dieses Buch spielt zwischen März 1945 und September 1949 und im Mittelpunkt stehen der ehemalige Wachtmeister Hadrian (genannt "Hardy") Schmittgen und die junge Luisa Porovnik.

Die Berlinerin Luisa hat ...

Dieses Buch spielt zwischen März 1945 und September 1949 und im Mittelpunkt stehen der ehemalige Wachtmeister Hadrian (genannt "Hardy") Schmittgen und die junge Luisa Porovnik.

Die Berlinerin Luisa hat mit nur 14 Jahren ihre Eltern verloren und schlägt sich auf eigene Faust nach Berlin durch, um dort vielleicht bei Verwandten unterkommen zu können.
Doch ihre Tante und ihr Onkel sind einem Verbrechen zum Opfer gefallen und Hardy hat die Leichen gefunden, begraben und sich daraufhin in der Wohnung eingenistet.
Das erste Aufeinandertreffen der beiden verläuft nicht sehr harmonisch, aber nachdem sie zusammen einem englischen Offizier das Leben retten, wachsen sie zu einem unschlagbaren Team zusammen.
Der Offizier ist nämlich so beeindruckt von Luisa und Hardy, dass er ihnen gegen beste Bezahlung und viele Vergünstigungen immer wieder ganz spezielle Aufträge erteilt, die zu geheim oder irgendwie heikel sind, um offizielle Stellen damit zu betrauen.
Unter anderem sollen die beiden im Krieg von den Nazis gestohlene Kunstschätze wiederfinden.

Der Schreibstil ist sehr flüssig, eindrücklich und auch die Charaktere wirken echt glaubwürdig und lebendig.
Mit Hardy hatte ich anfangs kleine Probleme, denn er befand sich in einer anstrengenden Phase, aber so nach und nach taute er auf und wurde immer sympathischer.
Luisa ist ein ganz starkes Mädchen, das so viel durchmachen musste. Ihr Verhalten ist sehr geprägt von ihren Kriegserlebnissen und ich mochte sie gleich recht gern.

Alles wirkt authentisch und gut recherchiert... die Not der Menschen, die politischen Verwirrungen und die zwischenmenschlichen Beziehungen. Das Buch liest sich sehr fesselnd und wie ein Krimi.
Da immer wieder größere Zeitsprünge gemacht werden, kam es mir stellenweise wie mehrere Kurzkrimis hintereinander vor.
Man kann so die persönliche Entwicklung von Hardy und Luisa gut verfolgen und ich habe mich gefreut, wie sie immer mehr zusammenwachsen und gemeinsam ihren Weg gehen.

Ein spannendes, interessantes Buch mit sympathischen Charakteren, vielen Überraschungen und einem stimmigen Ende!

Veröffentlicht am 17.03.2019

Ein absolutes Herzensbuch ...

Niemand weiß, dass du hier bist
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Dieses Buch ist ein richtiges Herzensbuch, das eigentlich mehr als 5 Sterne verdient hätte.
Es hat mich bestens unterhalten, zutiefst berührt und mehrfach zum Weinen gebracht.

Alles dreht sich um den ...

Dieses Buch ist ein richtiges Herzensbuch, das eigentlich mehr als 5 Sterne verdient hätte.
Es hat mich bestens unterhalten, zutiefst berührt und mehrfach zum Weinen gebracht.

Alles dreht sich um den zwölfjährigen Lorenzo, der von seiner Mutter im August 1942 aus Tripolis (der italienischen Kolonie Libyen) in die ruhigere Toskana nach Siena geschickt wird. Dort soll er bei seiner Tante Chiara, seinem Großvater und deren Haushälterin Cesarina vor dem sich ausbreitenden Krieg in Sicherheit gebracht werden.
Lorenzos Vater dient trotz einer alten Verletzung an der Front und die Mutter versucht, ihn mithilfe eines Verwandten von dort wegzuholen.
Zunächst ist Lorenzo sicher, dass er nur die Sommerferien in Siena verbringen würde, doch daraus sollen mehrere Jahre werden, die ihn verändern und für sein gesamtes weiteres Leben prägen.
Er freundet sich mit dem Nachbarsjungen Franco an, der – genau wie Lorenzo – ein überzeugter Faschist ist. Man ist stolz auf Uniform, Zusammengehörigkeit und Angehörige, die ihren Dienst an der Front leisten.
Doch trotzdem sind auch zwischen den beiden Kindern und ihren Familien Standesunterschiede bemerkbar: während Francos Eltern einen Krämerladen führen, hat Lorenzo einen Adelstitel.

Wir dürfen hautnah und extrem berührend miterleben, wie aus dem kleinen Faschisten Lorenzo ein mutiger Held des Widerstands wird. Erste Zweifel an der Gesinnung, die ihm jahrelang eingeimpft wurde, zeigen sich, als die Durchsetzung der Rassengesetze immer strenger wird und ein kleines Mädchen brutal der Schule verwiesen wird, nur weil sie Jüdin ist. Spätestens hier merkt Lorenzo auch, dass seine Tante Chiara wohl auch keine so überzeugte Faschistin ist, wie er zunächst dachte. Die Lehrerin kündigt nach diesem Vorfall kurzerhand ihre Arbeit.
Die absolute Wende folgt, als Lorenzo auf Daniele trifft: er ist Jude – und die beiden werden zu besten Freunden.
Eines Nachts werden plötzlich alle jüdischen Einwohner der Stadt deportiert. Einigen gelingt die Flucht, was auch daran liegt, dass viele Soldaten großzügig wegsehen und damit zeigen, dass auch sie mit den Gesetzen nicht wirklich einverstanden sind. Doch für Danieles Eltern kommt die Einsicht zu spät, dass so etwas Unfassbares tatsächlich eintreffen könnte. Sie werden nach Deutschland gebracht, während es Lorenzo in letzter Sekunde gelingt, Daniele aus dem Transporter zu retten. Unerwartete Hilfe leistet ihm dabei ein deutscher Offizier, der Mitleid mit dem Kleinen hat.
Was dann folgt, ist eine extreme Belastung für Lorenzo. Obwohl er selbst nicht genug zu essen bekommt, versorgt er ab sofort noch seinen Freund mit der mageren Verpflegung. Niemand darf wissen, dass er ihn heimlich im Haus versteckt hat und die beiden beweisen einen enormen Einfallsreichtum, um irgendwie an Nahrung zu kommen in den harten Zeiten. Werden sie ihr Geheimnis bis zum rettenden Kriegsende bewahren können?

Der Schreibstil von Nicoletta Giampietro ist einfach wunderbar zu lesen: so atmosphärisch, lebendig, berührend und eindrücklich. Ihren sympathischen Protagonisten haucht sie so glaubwürdiges Leben ein, dass man gar nicht anders kann, als sie sofort ganz fest ins Leserherz zu schließen.
Ihr ist es sehr realistisch gelungen, die widersprüchlichen Gefühle Lorenzos immer genau auf den Punkt zu bringen. Oft kann man richtig mitfühlen, wenn quasi zwei Herzen in seiner Brust schlagen. Einerseits sind da die alten Werte, die ihm von Kindesbeinen an eingetrichtert wurden, andererseits hat er Augen und Ohren und sieht die Realität um sich herum und was der Krieg mit den Menschen wirklich anrichtet.
Überhaupt beweisen in dieser Geschichte viele Menschen, dass es doch noch Mitgefühl gibt, obwohl man es oft erst im Nachhinein erfährt und von Leuten, denen man dies niemals zugetraut hätte. Nicht nur Lorenzo ist zwiegespalten und so kommt es zu zahlreichen Situationen, die einfach nur herzerwärmend sind. Überraschungen und schicksalhafte Begegnungen sind an der Tagesordnung und sorgen für durchgehende Spannung.

Das Buch hat mich absolut gefesselt, man mag es gar nicht mehr aus der Hand legen und gleichzeitig möchte man eigentlich nicht, dass es irgendwann endet. Es gibt durchaus erheiternde Szenen, aber größtenteils sind es die emotionalen und tragischen Momente, die einem oft schier den Atem rauben. Je mehr es auf den Schluss zuging, desto weniger konnte ich mich zurückhalten und irgendwann flossen zwangsläufig die Tränen. Vor allem, als wir im letzten Kapitel noch einen Zeitsprung von 21 Jahren machen dürfen, um zu erfahren, was aus all den lieben Figuren geworden ist.
Ein absolutes Herzensbuch, das ich Lesern jeden Alters nur wärmstens empfehlen kann.

Veröffentlicht am 17.03.2019

Ein toller Mann ...

Der Junge muss an die frische Luft
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Hans Peter Kerkeling, der im Übrigen mit seinem Namen nicht wirklich glücklich ist, aber diesen Umstand wohl seinem großen Bruder zu verdanken hat, schreibt sich hier seine Kindheit von der Seele.
Es war ...

Hans Peter Kerkeling, der im Übrigen mit seinem Namen nicht wirklich glücklich ist, aber diesen Umstand wohl seinem großen Bruder zu verdanken hat, schreibt sich hier seine Kindheit von der Seele.
Es war keine leichte Zeit für ihn, denn seine Mutter erkrankte nach dem Tod der Oma an einer schweren Depression, was zum damaligen Zeitpunkt noch ein absolutes Tabuthema war. Er schildert, wie die Familie damit umging, wie er Höhen und Tiefen erlebt hat und oft zum Clown mutiert ist, um seine Mutter irgendwie aufzuheitern.
Nach ihrem viel zu frühen Tod zogen die Eltern seines Vaters bei ihnen ein und zogen ihn und seinen Bruder quasi auf. Seine Oma war eine fast hellsichtige Frau, sehr sympathisch, patent und liebenswürdig.
Die Episoden, die Hape schildert, sind manchmal furchtbar traurig und tragisch, aber auch oft unfreiwillig urkomisch und immer sehr berührend.
Man kann sich schon denken, dass diese Kindheit ihn unheimlich geprägt hat und ohne das, was er damals erlebt hat, wäre er vielleicht nie auf der Bühne gelandet. Wir erfahren auch, dass er seinen Weggefährten Achim Hagemann schon sehr früh kennen gelernt hat: eine Freundschaft fürs Leben.

Ein unheimlich berührendes, tolles Buch, das man nur empfehlen kann. Unbedingt lesen oder hören!

Veröffentlicht am 10.03.2019

Willis Rückkehr in die Heimat ... tiefgekühlt!

Rückwärtswalzer
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2019 scheint ein gutes Lesejahr zu werden, denn schon wieder habe ich ein echtes Spitzenbuch entdeckt, obwohl ich es in der Buchhandlung wohl niemals beachtet hätte. Das Cover und der Titel verraten nicht, ...

2019 scheint ein gutes Lesejahr zu werden, denn schon wieder habe ich ein echtes Spitzenbuch entdeckt, obwohl ich es in der Buchhandlung wohl niemals beachtet hätte. Das Cover und der Titel verraten nicht, welch wunderbare, emotionale und anrührende Geschichte sich dahinter verbirgt.

Es geht um die österreichische Familie Prischinger, die wir auf einer abenteuerlichen Reise begleiten dürfen. Aber zunächst erfahren wir vieles aus der Vergangenheit der Figuren.
Die Geschwister Mirl, Wetti, Hedi und Sepp haben früh in ihrem Leben einen großen Verlust erlitten: ihr Bruder Nenerl ist in der Nachkriegszeit verstorben. Die Mutter hat sich niemals so richtig von diesem Schicksalsschlag erholt und so mussten die Kleinen schon bald lernen, Verantwortung zu übernehmen. Alle sind ihren Weg gegangen und sie haben allerhand erlebt. Nun sind sie im Rentenalter und regelmäßig treffen sich Mirl und Wetti bei Hedi und ihrem Lebensgefährten Willi.
Auch Sepps Sohn Lorenz besucht seine Tanten gerne, vor allem, weil es dort immer deftiges Essen gibt und weil er als erfolgloser Schauspieler sowieso nichts Besseres zu tun hat. Als sich dann auch noch seine Freundin von ihm trennt und er seine Wohnung wegen drohender Pleite verlassen muss, sucht er kurzerhand bei Hedi Asyl.
Doch dann passiert etwas Schreckliches: Willi stirbt eines Nachts überraschend und stellt die Hinterbliebenen damit vor ein Problem.
Eigentlich wurde Willi nämlich vor vielen Jahren als Koviljo in Montenegro geboren und ist dort im Haus eines Bärenforschers aufgewachsen. Mit dessen Tochter verband ihn eine tiefe Freundschaft und er hatte der leider bereits Verstorbenen versprochen, später einmal im Grab neben ihr zu liegen und über sie zu wachen in der Dunkelheit.

Leider hat niemand in der Familie Prischinger genug Geld, um die Überführung des Toten in seine Heimat zu bezahlen. So beschließen die unerschrockenen Schwestern kurzerhand, dass Willi eben mit seinem Fiat Panda ans Mittelmeer gebracht wird – und Lorenz wird zum Fahrer bestimmt.
Der steckt gerade mitten in einer echten Krise und dann auch noch das … doch er kann Willi seinen letzten Wunsch nicht abschlagen, also geht die abenteuerliche Reise los!

Dieses Familienepos ist wirklich hochemotional und so witzig, dass man oft nicht weiß, ob man nun weinen oder lachen soll. Alles liegt so nah beieinander – eben wie oft im richtigen Leben.
In abwechselnden Kapiteln begleiten wir die durchgehend sympathischen, wenngleich nicht ganz einfachen Charaktere in der Gegenwart und in Rückblicken in die Vergangenheit, die so manches Geheimnis offenbaren. Ein extrem bewegtes Dasein mit unglücklichen Lieben, Anfeindungen, Entbehrungen und Täuschungen liegt hinter den Schwestern und Willi, aber immer wieder zog auch das Glück ein in Form von Kindern, Abenteuern und schicksalhaften Fügungen.

Man fiebert lebhaft mit, wenn der vollbesetzte Panda Grenze für Grenze passiert auf seinem über 1000 km langen Weg zum Ziel. Willi auf dem Beifahrersitz, die drei Schwestern auf der Rückbank. Der Schreibstil von Vea Kaiser ist einfach grandios: humorvoll, lebhaft, augenzwinkernd, mitreißend und emotional. Man kann sich der Geschichte nicht entziehen und sie fesselt von der ersten bis zur letzten Seite.
Dieses Buch kann ich nur wärmstens empfehlen und am liebsten würde ich es selbst gleich noch einmal lesen, denn der Abschied von den liebgewonnenen Figuren fällt wirklich schwer.

Veröffentlicht am 10.03.2019

Wie immer hochspannend ...

Stimme der Toten
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Nachdem ich vor einigen Jahren "Zeugin der Toten" gelesen hatte, wollte ich natürlich wissen, wie es mit der sympathischen Judith Kepler weitergeht. Das erfahren wir nun in "Stimme der Toten" und bald ...

Nachdem ich vor einigen Jahren "Zeugin der Toten" gelesen hatte, wollte ich natürlich wissen, wie es mit der sympathischen Judith Kepler weitergeht. Das erfahren wir nun in "Stimme der Toten" und bald auch im dritten Teil der Reihe: "Schatten der Toten".

In "Stimme der Toten" trifft Judith wieder auf alte Bekannte. Sechs Jahre sind vergangen, seit sie mit dem Ex-Agenten Quirin Kaiserly die Mörderin ihres Vaters zur Strecke gebracht hat.
Immer noch ist sie als Tatortreinigerin bei ihrem Gönner Dombrowski angestellt und wird zu einem Auftrag in eine Liechtensteiner Bank gerufen. Der Tote ist anscheinend über eine Brüstung im siebten Stock gesprungen und hat Selbstmord begangen. Doch Judith findet beim Saubermachen seltsame Spuren, von denen sie der Polizei berichtet. Die Suizidtheorie bekommt Risse, vielleicht steckt doch mehr hinter der Sache.

Der Bankchef ist jedenfalls so beeindruckt von Judiths Arbeit, dass er ihr die Reinigung der Büroräume übertragen will. Ein lukrativer Auftrag für Dombrowski, aber Judith lehnt ab. Ihr Chef versteht die Welt nicht mehr, aber sie kann ihm leider auch ihre wahren Gründe nicht mitteilen: sie wird erpresst und soll dubiosen Menschen behilflich sein, die Bank zu hacken.

Wie immer ist die Story hochspannend und sehr undurchsichtig. Es wird auch wieder sehr emotional, zumal eine neue Person in Judiths Leben auftaucht, die ihr sehr viel bedeutet. So etwas macht leider angreifbar und das ist etwas, das sie in ihrer prekären Situation gar nicht gebrauchen kann.
Über ein Wiedersehen mit Quirin hab ich mich auch gefreut, wenngleich das Verhältnis zwischen den beiden nie wirklich harmonisch ist.
Jetzt bin ich sehr gespannt, wie es im dritten Teil weitergeht. Es wurde zwar inzwischen sehr viel aufgeklärt, aber für Judith beginnt eine weitere Reise auf der Suche nach der Wahrheit über ihre Vergangenheit.