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Veröffentlicht am 11.01.2020

Sommersonnenwende mit Eintrübungen

Johannisfeuer
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„Auf einer Wanderung in den Bergen nahe der südfranzösischen Küstenstadt Banyuls-sur-Mer entdeckt Perez den leblosen Körper einer jungen Frau, die seit vielen Jahren vermisst wird. Im Krankenhaus wacht ...

„Auf einer Wanderung in den Bergen nahe der südfranzösischen Küstenstadt Banyuls-sur-Mer entdeckt Perez den leblosen Körper einer jungen Frau, die seit vielen Jahren vermisst wird. Im Krankenhaus wacht sie auf, spricht aber nicht. Als kurz darauf um Umland von Montpellier ein Mädchen tot aufgefunden wird, glaubt Perez nicht an einen Zufall. Was verbindet die beiden? Haben sie etwas mit der ominösen Glaubensgemeinschaft zu tun, die auch an der Côte Vermeille ihr Unwesen treibt? Schnell merkt er: Dieser Fall ist viel zu groß für einen Hobbydetektiv wie ihn. Doch Perez wäre nicht Perez, würde ihn diese Erkenntnis von den Ermittlungen abhalten!“ – Zitat Buchrücken

Perez ist ein gemütlicher Genussmensch. Nun hat er seiner Ziehtochter Stéphanie versprochen, dieses Jahr mit ihr das Johannisfeuer oben auf dem Canigou zur Sommersonnenwende anzuschauen. Doch dazu muss er sich irgendwie in die Lage versetzen, den Ort in 3000 Metern Höhe überhaupt aus eigener Kraft erreichen zu können. So ist er auch heute wieder mit seinem treuen Beagle Hippy zum „Training“ unterwegs, als er eine scheinbar leblose Frau entdeckt. Perez kann sich in Zuge der eingeleiteten Hilfsmaßnahmen vage an einen zurückliegenden Vermisstenfall erinnern, dessen Opfer nun mehr oder weniger lebendig vor ihm liegt.

Als Perez vom Mord an einem Mädchen in Montpellier erfährt, stellt er einen Zusammenhang her, der ihn dazu antreibt herauszufinden, ob und was den jungen Frauen zugestoßen sein mag. Seine Ermittlungen übersteigen „natürlich“ die Kompetenzen eines Hobbydetektivs und bergen auch Gefahren, aber letztlich kann Perez zur Lösung der Fälle seinen Beitrag leisten.

„Johannisfeuer“ ist ein solider Krimi mit südfranzösischem Flair und Lokalkolorit. Perez ist eigenwillig, verschroben und manchmal unschlüssig bezüglich seines Vorgehens, findet jedoch bei Familie und Freunden hilfreiche Unterstützung. Der Autor lässt die Region Südfrankreichs vor meinem Auge erscheinen und auch der Rahmen, welcher für die Lösung des Falles vorgegeben ist, scheint mir gut recherchiert und schlüssig.

Dies ist mein erstes Buch der Perez-Reihe, was jedoch meinem Lesevergnügen nicht abträglich war.

Ein kurzweiliger, angenehmer Krimi, der verhältnismäßig gewaltfrei sowie ohne aufreibende Spannung insbesondere aufgrund des ungewöhnlichen Protagonisten sowie des Handlungsortes gut unterhält. Eine nette Lektüre für z. B. einen kleinen Sommerurlaub…



Yann Sola, Johannisfeuer, Taschenbuch, Kriminalroman, Verlag Kiepenheuer & Witsch, 10,00 €, 362 Seiten, Erscheinungstermin 09.05.2019

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.04.2019

Verwirrende Detektivgeschichte

Das Ende der Lügen
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Claire de Witt, selbsternannte beste Meisterdetektivin der Welt, entgeht knapp einem als Autounfall getarnten Mordanschlag. Anstatt ihre zahlreichen Blessuren verarzten zu lassen, stürzt sie sich auf zum ...

Claire de Witt, selbsternannte beste Meisterdetektivin der Welt, entgeht knapp einem als Autounfall getarnten Mordanschlag. Anstatt ihre zahlreichen Blessuren verarzten zu lassen, stürzt sie sich auf zum Teil äußerst unkonventionelle, gesetzwidrige Art in ihre Ermittlungen.

Schon als Kind begeistert sich de Witt, inspiriert durch die Comic-Heldin Cynthia Silverton, für die Detektivarbeit und löst zahlreiche Fälle gemeinsam mit ihren beiden Freundinnen. Als Leitfaden für Ermittlungen dient Claire der umstrittene Kriminalist Jaques Silette.

Im vorliegenden Buch löst Claire drei Fälle: 1986, 1999 sowie in der Gegenwart des Buches 2011.

Es gibt keine charmante Art, es zu beschreiben, aber mir hat dieses Buch überhaupt nicht gefallen. Teilweise habe ich mich richtig durch die Seiten gequält, war kurz davor, das Buch wegzulegen.

Am Anfang hatte ich den Eindruck, dieses Buch sei für Kinder oder Jugendliche geschrieben. Ähnlich wie die Detektiv-Geschichten meiner Jugend, nur erheblich verworrener. Sara Gran lässt ihre Protagonistin in den Zeiten hin und her springen, in gedanklichem Chaos ihrem Lieblings-Kriminalisten Silette huldigen und sich in Erinnerungen an souverän gelöste Fälle ergehen, die allesamt Namen tragen, die kindlichem Niveau entsprechen. Und dazu kommen dann noch die drei Fälle, welche im Rahmen des Buches ihrer Aufklärung zugeführt werden.

Lobenswert zu erwähnen ist, dass der Erzähl-Stil in dem Buch konsequent beibehalten wird. Im dritten Viertel der Geschichte gibt es sogar eine längere Sequenz mit fast kriminalistischer Ermittlungsarbeit, welche einen Hauch von Spannung erzeugen kann, mich beinahe versöhnt, bevor das Buch diesen Pfad leider wieder verlässt. Insofern vergebe ich großzügige drei von fünf möglichen Sternen..

„Das Ende der Lügen“ nennt sich selbst Kriminalroman; ist für mich allerhöchstens eine Detektivgeschichte. Die exorbitante Lobhudelei auf den Buchrücken ist für mich nicht nachvollziehbar; ein Vergleich mit Larssons großartiger Lisbeth Salander Lichtjahre danebengegriffen.

Veröffentlicht am 02.11.2018

Mittelmäßiger Spionagethriller

Wahrheit gegen Wahrheit
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Vivian ist als Spionageabwehr-Analystin bei der CIA tätig. Seit zehn Jahren ist sie glücklich mit Matt verheiratet; sie haben vier wunderbare Kinder. Nach zweijähriger Arbeit gelingt es ihr, eine russische ...

Vivian ist als Spionageabwehr-Analystin bei der CIA tätig. Seit zehn Jahren ist sie glücklich mit Matt verheiratet; sie haben vier wunderbare Kinder. Nach zweijähriger Arbeit gelingt es ihr, eine russische Schläfer-Zelle zu identifizieren. Dem ersten Stolz, dass ihr Algorithmus dies tatsächlich geschafft hat, folgt prompt die Ernüchterung; ihr ganzes Leben wird durch das Ergebnis, welches sie zunächst für sich behalten will, durcheinander gewirbelt. Und letztlich bleibt die Frage: Wem kannst Du trauen?

„Wahrheit gegen Wahrheit“ bedient sich relativ vieler Klischees, angefangen vom typischen „Feind“ Russland, bis hin zum letztlich doch „dummen, manipulierbaren Weibchen“. Dies macht die Handlung über weite Strecken vorhersehbar. Das Verhalten von Vivian, die hier immerhin als erfahrene CIA-Agentin präsentiert wird, ist für mich nicht wirklich schlüssig und nervt mich stellenweise sehr nach dem Motto "wie kann man nur so dumm sein!?!" Andererseits gibt es natürlich auch Wendungen, die überraschen.

Das Buch hat mich unterhalten. Von einem Thriller erwarte ich jedoch deutlich mehr Spannung. Ein wenig mehr Tiefe hätte dem ausbaufähigen Plot ebenfalls gut getan. Am Ende bleibt die Türe offen für einen zweiten Teil, den ich jedoch nicht lesen wollen würde.


Karen Cleveland, Wahrheit gegen Wahrheit, eBook, Thriller, btb Verlag, 9,90 €, 352 Seiten, Erscheinungstermin 10.04.2018

Veröffentlicht am 04.07.2018

Schwierige Zeiten in Paris

Die Toten von Paris
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1944 – Paris ist befreit; die Zeiten bleiben schwierig. Man weiß nicht, wem man nun trauen kann. Nicht alle, die mit den Nazis gerne verbunden waren, sind identifiziert. So wird Jean Ricolet, ein junger ...

1944 – Paris ist befreit; die Zeiten bleiben schwierig. Man weiß nicht, wem man nun trauen kann. Nicht alle, die mit den Nazis gerne verbunden waren, sind identifiziert. So wird Jean Ricolet, ein junger Inspektor aus dem Süden, nach Paris beordert, um dort die Polizeiarbeit zu unterstützen. Die Kunststudentin Pauline Drucat, Spionin der Résistance, musste als Expertin für die Nazis arbeiten. Aufgrund eines Mordes, welcher in Verbindung mit der Kunstszene zu stehen scheint, treffen Jean und Pauline aufeinander und begeben sich sowohl gemeinsam, als auch getrennt auf Spurensuche.

Im Rahmen dieses Kriminalromans lerne ich zunächst die Gegebenheiten in Paris zu jener Zeit und nach und nach die Biographien der Haupt-Protagonisten näher kennen. Die historischen Umstände erscheinen mir gut recherchiert; hinsichtlich der Kunstgeschichte wurde hier offensichtlich künstlerische Freiheit angewendet. Sprachlich ist der Text gut zu verfolgen. Michelle Cordier möchte scheinbar etwas französisches Flair einbinden, indem ab und an entsprechendes Vokabular zum Einsatz kommt, was mir zu bemüht erscheint und auch nicht konsequent stattfindet.

Im Grunde ist dieses Buch schon ein Kriminalroman, wobei es mehrere Handlungsstränge und Nebenschauplätze gibt, die an der einen oder anderen Stelle einem alternativen Genre Gewicht verleihen. Für mich kommt auch nicht wirklich Spannung auf, was natürlich auch daran liegen könnte, dass ich dieses Buch im Rahmen einer Leserunde (Lesejury Bastei-Lübbe-Verlag) in mehreren Abschnitten gelesen habe. Im Finale kommt irgendwie alles holterdiepolter zusammen, unerwartete Wendungen überschlagen sich und ein logischer Ausgang wird mir verwehrt. Für mich war das in dieser Ansammlung zu viel und erweckte den Eindruck, das Buch sollte nun endlich fertig sein.

Grundsätzlich hätte dieser Plot ein Potential für einen grundsoliden, historischen, richtig guten Kriminalroman geboten; eine Möglichkeit die m. E. verschenkt worden ist. Dadurch verliert dieses in den ersten zwei Dritteln doch gute Buch sehr. Vielleicht wollte die Autorin zu viel auf einmal; weniger hätte ich begrüßt.

Ein unterhaltsamer, mittelmäßiger Kriminalroman der – sofern man nicht in die Tiefe geht – eine angenehme Lektüre für zwischendurch darstellt.


Michelle Cordier, Die Toten von Paris, Taschenbuch, Kriminalroman, Bastei Lübbe Verlag, 9,99 €, 336 Seiten, Erscheinungstermin 25.05.2018

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Veröffentlicht am 22.11.2022

Kein wärmender Funke, der überspringt

Kalt und still
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Hanna steht vor den Trümmern ihres Lebens. Vom Partner verlassen, der Arbeitgeber wäre sie lieber heute statt morgen los. Zum Glück gibt es ihre Schwester Lydia, welche sie kurzerhand auf ihre Kosten in ...

Hanna steht vor den Trümmern ihres Lebens. Vom Partner verlassen, der Arbeitgeber wäre sie lieber heute statt morgen los. Zum Glück gibt es ihre Schwester Lydia, welche sie kurzerhand auf ihre Kosten in ihr Ferienhaus in den Bergen verfrachtet, damit sie wieder zu sich finden kann.

Kaum angekommen, ist nach dem Lucia-Fest-Abend Amanda verschwunden. Das ganze Dorf hilft mit, um in der Eiseskälte Amanda rechtzeitig finden zu können. Hanna schließt sich den Suchtrupps an und spürt ihre Instinkte als Polizistin erwachen. Problem: sie ist hier nur Gast und keine Polizistin mit Befugnissen.

„Kalt und still“ ist der Auftakt zu einer neuen Krimi-Serie aus der Feder der bekannten Autorin. Dazu gehört „natürlich“, dass die Protagonisten, insbesondere die Hauptdarstellerin, ausführlich vorgestellt werden, um im Idealfall auch eine Bindung zum Leser herzustellen. So ergeht sich Frau Sten in langen und detailreichen Ausführungen zur Person Hanna und es wird zu mehreren Themen gebetsmühlenartig darauf herumgeritten, z. B. wie minderwertig Hanna sich fühlt und nach Anerkennung von Mitmenschen lechzt, um nur eines zu nennen. Bei dem zuständigen Kommissar Daniel wiederholt sich das Muster.

Mir kommt die polizeiliche Ermittlungsarbeit, welche ich mir in einem Kriminalroman erhoffe, viel zu kurz. Es gibt für mich keine Spannung, ich gehe verloren, will nur noch der Ordnung halber wissen, wer den Tod verschuldet hat. Die Lösung an sich ist schlüssig, kommt mir aber zu konstruiert und Mainstream daher. Das Cover finde ich großartig.

Ein seichter Krimi, welcher zu Beginn scheinbar eher eine Herz-Schmerz-Geschichte sein möchte, die Kurve zum Kriminalroman dann nicht bekommt. Im Grunde ein guter Plot, allerdings durch andere Bücher schon ausgeleiert und sein Potential verschenkt.


Viveca Sten, Kalt und still, Krimi, Taschenbuch, dtv Verlagsgesellschaft, 16,95 €, 512 Seiten, Erscheinungstermin 19.10.2022

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