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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.07.2020

Erschreckend, fesselnd und intensiv - unbedingt lesen!

After the Fire - Ausgezeichnet mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2021
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Die 17-jährige Moonbeam gehört zu den wenigen Überlebenden nach der Brandkatastrophe auf dem Gelände der Gotteslegion. Moonbeam ist in der sektenartigen Gemeinschaft aufgewachsen und kennt die „äußere“ ...

Die 17-jährige Moonbeam gehört zu den wenigen Überlebenden nach der Brandkatastrophe auf dem Gelände der Gotteslegion. Moonbeam ist in der sektenartigen Gemeinschaft aufgewachsen und kennt die „äußere“ Welt kaum. Nach der Katastrophe landet sie in einer Kinder- und Jugendpsychiatrie, wo sie mit Hilfe eines Psychologen die schrecklichen Erlebnisse aufarbeiten soll. Gleichzeitig ist auch ein FBI-Agent bei den Gesprächen dabei, denn Moonbeam weiß mehr dazu, wie es zwischen der offenen Schießerei zwischen Polizei und den Gotteslegionären gekommen ist, als sie anfangs zugeben will. Doch nach und nach öffnet sie sich…

Ich hatte zwar schon hohe Erwartungen an das Buch, aber ich muss sagen, dass diese noch bei Weitem übertroffen wurden! Moonbeams Geschichte hat mich sehr gefesselt und berührt. Will Hill gelingt es unglaublich gut, den Leser in ihre Gedanken mitzunehmen und ich habe noch nie derart eindrücklich erleben können, wie schwer es sein muss, gegen jahrelang indoktrinierte Ansichten anzukämpfen. Das war wirklich toll und allein deshalb lohnt es sich, dieses Buch zu lesen!

Besonders interessant fand ich auch den Aufbau des Buches. Dabei wechselt sich die Vergangenheit mit der Gegenwart ab. Ausgehend von Moonbeams Gesprächen mit Psychiater und Agent erleben wir die Geschehnisse in der Gotteslegion mit und nähern uns so Stück für Stück der großen Katastrophe. Gleichzeitig bekommt man durch eine Gruppentherapie in der Gegenwart auch die Entwicklung der anderen Überlebenden mit. Das ist teilweise erschreckend und hart, aber immer respektvoll und sensibel erzählt.

Moonbeams Geschichte kann ich wirklich nur wärmstens weitererzählen. Es ist kein Buch zum Wohlfühlen, sondern zum Weiterdenken und das hat mir sehr gut gefallen. Selten konnte ich so fremde Gedanken, so intensiv erleben – unbedingt lesen!

Veröffentlicht am 28.05.2019

Herrlich unaufgeregt und einfach nur echt

Siebzehnter Sommer
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Angie hat die Schule abgeschlossen und verbringt den letzten Sommer zu Hause bei ihrer Familie, bevor sie in eine andere Stadt zieht, um aufs College zu gehen. Ausgerechnet jetzt lernt sie den Mädchenschwarm ...

Angie hat die Schule abgeschlossen und verbringt den letzten Sommer zu Hause bei ihrer Familie, bevor sie in eine andere Stadt zieht, um aufs College zu gehen. Ausgerechnet jetzt lernt sie den Mädchenschwarm Jack näher kennen und die beiden verlieben sich. Obwohl sie wissen, dass ihnen nicht viel Zeit zu zweit bleiben wird, wird der Sommer zu einem der schönsten ihres Lebens.

"Siebzehnter Sommer" gilt in den USA als ein Kultbuch und nachdem ich es jetzt gelesen habe, kann ich sagen, zurecht! Angie hat so einen bezaubernden Erzählstil, dass man beim Lesen ganz hingerissen ist. Ich muss zugeben, dass die Beschreibung der Geschichte für mich erst ein bisschen kitischig klang, aber das Buch ist einfach alles andere als kitschig und der Klappentext wird dieser bezaubernden Geschichte einfach nicht gerecht. Die Liebesgeschichte wird mit einem unglaublich echten Ton erzählt, unglaublich unaufgeregt und einfach nur echt. Ganz, ganz toll!! Es gibt wunderbare Beschreibungen wie sich die Vegetation über den Sommer verändert, selten habe ich die Beschreibung von Tomaten so genossen wie hier. Die Autorin ist eine unglaublich gute Beobachterin.

Es gibt keine Action in diesem Buch, die Liebesgeschichte ist ruhig, ich möchte fast schon sagen, plätschert dahin, aber das ist keinesfalls negativ gemeint. Sie ist einfach unglaublich realistisch. Auch die Beziehung zwischen Angie und Jack ist geprägt von kleinen Szenen und Beobachtungen, die einfach nur toll sind. Der Klappentext klingt so dramatisch, aber der Geschichte geht fast jede Dramatik ab, dafür ist Angie viel zu abgeklärt. Was mich beim Klappentext auch gestört hat, ist die Ankündigung, dass Angie sich zwischen der Liebe und der Freiheit entscheiden müsse - das stimmt einfach überhaupt nicht. Angie ist eine junge, emanzipierte Frau - lasst euch von dem Text nicht abschrecken.

Wie man vielleicht gemerkt hat, bin ich begeistert von diesem wunderbar unaufgeregten und echten Buch und kann es nur wärmsten empfehlen. Mir hat es ein paar sehr schöne Lesestunden bereitet.

Veröffentlicht am 02.04.2019

Zwischen Cafés, Literatur und Politik

An den Ufern der Seine
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"An den Ufern der Seine" erzählt von dem künstlerisch intellektuellen Millieu im Paris der 1940er/50er Jahre, das sich vor allem am linken Ufer der Seine abspielte. Die auftretenden Personen sind vor allem ...

"An den Ufern der Seine" erzählt von dem künstlerisch intellektuellen Millieu im Paris der 1940er/50er Jahre, das sich vor allem am linken Ufer der Seine abspielte. Die auftretenden Personen sind vor allem Literaten - Koestler, Sartre, de Beauvoire, Camus, etc. - und Künstler, wie Picasso. Wir begleiten sie in ihrem Arbeitsalltag, auf Lesereisen, in Cafés und Bars, in ihre Hotels und Wohnungen, lernen etwas über ihre Beziehungen untereinander und ihr Privatleben. Es ist ganz erstaunlich, wie eng das Geflecht hier ist und wer alles wen kannte und mit wem befreundet war, bzw. nicht. Alles spielt sich vor dem Hintergrund der Kriegs- bzw. Nachkriegsjahre ab.

Als ich das Buch zu lesen begann, hatte ich überhaupt keinen Bezug zum Paris der 1940er/50er Jahre. Ein paar Namen - Sartre oder de Beauvoire - kannte ich zwar, aber damit hörte es auch schon auf. Folglich hatte ich ein bisschen Bedenken, ob ich dem Buch so gut würde folgen können, aber alles, was mir an Vorwissen fehlte, wurde im Text erklärt. Zu Beginn des Buches gibt es noch eine Chronik und ein Personenverzeichnis zur besseren Orientierung, aber das hätte ich noch nicht einmal benötigt.

Die Autorin erzählt unglaublich lebendig und spannend. Obwohl es ein Sachbuch ist, habe ich mich an keiner Stelle gelangweilt, das Erzählte war niemals trocken, sondern immer sehr anschaulich. Ihr ist es gelungen, vor meinen Augen ein sehr lebendiges Paris der damligen Zeit heraufzubeschwören.

Ich muss sagen, dass ich richtig viel gelernt habe, beim Lesen und meine Lektüreliste um ein vielfaches angewachsen ist, weil ich so viele neue Autoren kennengelernt habe, auf die ich sehr neugierig bin. Das ist vielleicht das einzige Problem des Buches - dass es so spannend ist, dass man am liebsten an tausend Punkten gleichzeitig weiterlesen und recherchieren möchte, aber mir zumindest dafür leider die Zeit fehlt :)

Für alle Geschichts- und Literaturinteressierte kann ich sagen, es lohnt sich definitiv "An den Ufern der Seine" zu lesen. Ganz klare Empfehlung!!

Veröffentlicht am 22.01.2019

Aufwühlend und mitreißend

Sadie
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Die Geschichte setzt ein Jahr nach der Ermordung von Sadies kleiner Schwester Mattie ein. Jetzt ist auch Sadie verschwunden und ein Journalist versucht in einem Podcast ihr Verschwinden aufzuklären.

Als ...

Die Geschichte setzt ein Jahr nach der Ermordung von Sadies kleiner Schwester Mattie ein. Jetzt ist auch Sadie verschwunden und ein Journalist versucht in einem Podcast ihr Verschwinden aufzuklären.

Als Leser begleiten wir abwechselnd Sadie und "lauschen" dem True-Crime-Podcast, bei dem alle wichtigen beteiligten Personen zu Wort kommen. Dieses Format hat mir sehr gut gefallen, weil es sich spannend und locker liest. Gerade der Podcast-Stil ist mal was anderes. Besonders gut hat mir hier gefallen, dass wir die Geschichte so nicht nur aus Sadies Sicht erleben, sondern auch sehen, was verschiedene Handlungen bei anderen auslösen und wie sie aufgenommen werden.

Die Geschichte behandelt keine einfachen Themen - Mord, Kindesmissbrauch, zerrüttete Familienverhältnisse, Armut, Gewalt. Das sind harte Themen, aber das Buch schafft es ohne unnötig brutale oder reißerische Schilderungen auszukommen - die Autorin versteht es meisterhaft Szenen einzuläuten und aufzuhören, bevor es zu explizit wird und hat damit Bilder in meinem Kopf entstehen lassen, die mir an Eindrücklichkeit definitiv gereicht haben. Das Buch ist überhaupt nicht reißerisch geschrieben, sondern geht sehr behutsam mit dem Thema um.

Sadie ist eine unglaublich sympathische Protagonistin und ich habe wirklich sehr mit ihr mitgefiebert, gelitten und gehasst. Auch die anderen Personen waren sehr eindringlich und plastisch in ihrer Schilderung.

Ich kann "Sadie" wirklich weiter weiterempfehlen. Wenn man das Buch liest, sollte man mit beklemmenden Themen umgehen können, aber die Art wie das Buch mit ihnen umgeht ist sehr gelungen. Ein emotional aufwühlendes Buch, das stellenweise nur schwer zu ertragen ist,das zum Nachdenken anregt und mich stark berührt und mitgenommen hat, und es ist definitiv lesenwert!

Veröffentlicht am 06.01.2019

Hotel Winterhaus lädt zu einem wundervollen Leseabenteuer ein

Winterhaus
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Die junge Elizabeth wird von einem unbekannten Gönner eingeladen ihre Weihnachtsferien im Hotel Winterhaus zu verbringen. Schon auf der Anreise trifft sie ein mysteriöses Eheparr, das irgendetwas zu verbergen ...

Die junge Elizabeth wird von einem unbekannten Gönner eingeladen ihre Weihnachtsferien im Hotel Winterhaus zu verbringen. Schon auf der Anreise trifft sie ein mysteriöses Eheparr, das irgendetwas zu verbergen hat und auch das Hotel scheint voller Rätsel und Geheimnisse. Elizabeth findet schnell einen Freund mit dem zusammen sie sich daran macht, die Geheimnisse von Winterhaus zu lüften.

Diese Buch ist wirklich ein ganz besonderer Schatz. Die Geschichte ist nicht nur äußerst liebevoll geschrieben, sondern auch hinreißend illustriert. Durch die vielen Zeichnungen hat das Lesen noch einmal doppelt so viel Spaß gemacht, weil die Bilder toll zu betrachten sind und die gemütliche Winteratmosphäre perfekt transportieren.

Rätsel sind ein ganz großes Thema in "Winterhaus". Besonders gut hat mir hier gefallen, dass das Buch zum miträtseln einlädt und die Möglichkeit bietet, sich selbst an verschiedenen Codes zu probieren. Wer aber gerade keine Lust oder Zeit hat ein bisschen zu knobeln, der kann einfach weiterlesen, weil die Rätsel in den Text integriert sind ohne als Aufgaben hervorgehoben worden zu sein. Ich habe fast immer gerätselt und hatte daran meine wahre Freude :)

Elizabeth ist eine liebenswerte Protagonistin, die ich sofort ins Herz geschlossen habe. Manchmal ist sie ein bisschen altklug, aber das macht sie nur realistischer und passt perfekt zu ihr. Besonders gefallen hat mir, dass sie zwar wagemutig ist, aber kein übertriebens Risiko eingeht.

Das Buch besticht mit einer wundervollen Atmosphäre - Winterhaus ist ein toller Spielort und ich würde wahnsinnig gerne dort einmal selbst meine Ferien verbringen. Es gibt Kaminfeuer, verschlossene Zimmer, endlose Gänge, rauschende Feste, eine wundervolle Backstube, einen Swimmingpool und und und...

Das einzige Manko für mich ist - sofern man hier von einem Manko reden kann - dass ich mir nicht ganz sicher bin, ob die Geschichte jetzt realistisch ist oder nicht. Was ich damit meine, findet ihr am besten selbst heraus ;)

Insgesamt ein wundervoller Lesespaß für alle Altersstufen, perfekt für gemütliche Winternachmittage. Ich freue mich schon auf den zweiten Band!