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Veröffentlicht am 30.04.2019

Wütende Wölfe

Wütende Wölfe
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Im zehnten Band der Regionalkrimi-Reihe von Nicola Förg ist alles ein wenig anders als in den vorherigen Büchern. Irmi Mangold hat sich eine Auszeit genommen, die sie als Almhirtin verbringen möchte. Zusammen ...

Im zehnten Band der Regionalkrimi-Reihe von Nicola Förg ist alles ein wenig anders als in den vorherigen Büchern. Irmi Mangold hat sich eine Auszeit genommen, die sie als Almhirtin verbringen möchte. Zusammen mit der ehemaligen Landrätin Luise Manner und dem Doktoranden der Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege, Tobias Altendorf, möchte sie den Sommer über fünfzig Kühe beaufsichtigen und Käse herstellen, alles im Dienste der Wissenschaft. Ihr Ausstieg aus dem Beruf auf Zeit, der ihr Abstand von der belastenden Realität ihrer Arbeit als Kommissarin bieten sollte, ist nicht von langer Dauer, denn schon kurz nach ihrer Ankunft auf der Alm bricht nachts Panik unter den Tieren aus, und die beiden Sennerinnen finden Pfotenspuren, die von einem Wolf herrühren könnten. Wenig später findet Irmi einen Toten, der in einem Schlageisen gefangen ist. Bei einer Leiche bleibt es nicht, und die Umstände sind mehr als mysteriös. Ehe sie sich versieht, steckt Irmi schon wieder voll in den Ermittlungen.
Da wird es nichts mit ihrer Auszeit, worüber ihre Kollegen gar nicht böse sind. Besonders ihre forsche Partnerin Kathi, die gerne mal vorprescht und sich kein Blatt vor den Mund nimmt, die „Meisterin der Zusammenfassung“, wie Irmi sie gerne insgeheim nennt, ist froh, wieder mit Irmi zusammen zu arbeiten, die beiden ergänzen sich aber auch prächtig und sind ein unschlagbares Team.
Nicola Förgs Charakterisierungen der diversen Beteiligten sind wieder sehr interessant, und es gibt auch durchaus humorvolle Passagen, gerade wenn es um das Verhältnis der Kollegen untereinander geht. Im Team der polizeilichen Mitarbeiter, die ja größtenteils von Anfang an dabei und daher schon „alte Bekannte“ sind, gibt es auch einige Entwicklungen, die ich mit Interesse und manchmal auch mit einem leisen Schmunzeln verfolgt habe.
Aber auch die neuen Personen, die erstmals in diesem Band auftauchen, sind facettenreich dargestellt, und ganz besonders Luise fand ich sehr sympathisch. Sie und Irmi sind ein tolles Team auf der Alm, zwei Frauen, die mit beiden Beinen im Leben stehen und hier, auf dem Berg, den Kopf frei bekommen und ihren Weg in die Zukunft neu ausrichten wollen.

Nicola Förgs Alpenkrimis sind außergewöhnlich. Sie haben nichts mit manchen lustigen, eher gemütlichen Heimatkrimis gemein, denn sie haben alle einen ernsten Hintergrund. Das Engagement für den Tierschutz und die Liebe zur Natur spürt man in den Romanen der Autorin stets sehr deutlich. In jedem Band steht ein Naturschutz-Thema im Vordergrund, diesmal sind es die Wölfe, die lange Zeit in Europa verfolgt und fast ausgerottet wurden, sich in letzter Zeit aber wieder in einigen Gebieten, auch in Deutschland, angesiedelt haben. Das Thema polarisiert, sowohl im richtigen Leben als auch in diesem Roman.
Die Autorin kombiniert in ihren Krimis diese brisanten Themen stets mit einem packenden Kriminalfall, so auch diesmal wieder, und gerade die Kombination aus Spannung und sachlicher Information finde ich so reizvoll. Die Art, wie die Opfer ums Leben kommen bzw. vorgefunden werden, hat mir mehrfach eine Gänsehaut beschert, denn die Todesfälle haben gerade hier, in der wunderbaren Landschaft und der Stille der Berge, in der Nähe der sonst so friedlichen Alm etwas sehr Makabres.
Auch Irmis zehnter Fall hat mich wieder mitgerissen und letztendlich überzeugt, und das etwas undurchsichtige Ende lässt reichlich Platz für eigene Spekulationen.

Veröffentlicht am 28.04.2019

Der Lavendel tut einfach gut - und dieses Buch auch!

Lavendel
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Lavendel begleitet mich schon so lange ich denken kann. Schon als Kind war ich von dem frischen Duft begeistert und habe alljährlich die Blüten im Garten meiner Eltern geerntet und Duftsäckchen damit befüllt ...

Lavendel begleitet mich schon so lange ich denken kann. Schon als Kind war ich von dem frischen Duft begeistert und habe alljährlich die Blüten im Garten meiner Eltern geerntet und Duftsäckchen damit befüllt oder kleine Sträuße daraus gebunden. Leider habe ich keinen Garten mehr, aber auch auf meinem Balkon fühlt sich der Lavendel wohl, erfreut im Sommer die Bienen, Hummeln und Schmetterlinge und sät sich alljährlich selbst aus. Ein Fläschchen ätherisches Lavendelöl gehört fest zum Inhalt meiner Hausapotheke, weil es so vielseitig anwendbar und hilfreich ist. Auch liebe ich das Aroma des Lavendels sowohl im kulinarischen Bereich in Form von Tee, Lavendelhonig oder Sirup und auch in Kosmetik, denn hier rühre ich mir selbst gerne Cremes, Lotionen, Seifen etc. nach meinen Vorstellungen. Das erst kürzlich erschienene Buch von Henrike März hat mich daher gleich interessiert.
Schon die Gestaltung des Buches ist sehr schön und liebevoll gemacht, angefangen vom farblich passenden und mit Lavendelblüten bedruckten Vorsatzpapier bis hin zu den vielen brillanten und stimmungsvollen Fotografien, die man im ganzen Buch findet.
Der Untertitel „Die Heilpflanze für alle Sinne“ kommt nicht von ungefähr, sondern darf gerne wörtlich genommen werden.
Obwohl ich mich schon immer mit Lavendel befasst und auch schon einiges ausprobiert habe, gab es in diesem Buch noch viele neue Informationen und Erkenntnisse für mich. Bisher hatte ich mich mehr mit der Anwendung für den Körper befasst, innerlich und auch äußerlich, kulinarisch, kosmetisch und als Heilpflanze. Die Autorin informiert aber auch über die Wirkung des Lavendels auf Geist und Seele, sie stellt Atem- und Entspannungsübungen sowie Lavendel-Meditationen vor. Auch viele neue Anwendungsmöglichkeiten und Rezepte konnte ich in diesem wertvollen Büchlein entdecken. Bei den zahlreichen Empfehlungen für Teemischungen, Badesalze oder auch den Einsatz in der Küche hat es mir gleich in den Fingern gejuckt, und ich werde nach und nach viele Anregungen ausprobieren. Schon die Bezeichnungen der vorgestellten Rezepte lassen einem das Wasser im Mund zusammenlaufen, beispielsweise werde ich demnächst Avocado mit Lavendelhonig und Zimt zubereiten, das klingt sehr verführerisch. Den Mandel-Lavendel-Schlummertrunk habe ich mir kürzlich gemacht und fand ihn köstlich. Auch Pasta mit Lavendelsahne oder Heidelbeerparfait mit Lavendel stehen ganz oben auf meiner To-do-Liste, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Wer sich nicht sofort mit dem Geschmack des Lavendels anfreunden kann, sollte es vielleicht erst einmal äußerlich, mit einem Badesalz, einer Gesichtsmaske, einem Peeling oder einem Massageöl versuchen. Auch hier kann der Lavendel Großes leisten; seine Wirkung ist in vielen Bereichen geradezu grandios.
Alles in allem kann man bei Durchsicht dieses Büchleins aus einer Fülle von Vorschlägen und Rezepten wählen und sich mit selbst gemachten Lavendel-Produkten verwöhnen. Für mich ist dies kein Buch, das ich einmal durchlese und dann zur Seite lege, sondern es ist ein wertvoller Begleiter, den ich immer wieder gerne zur Hand nehme und ständig Neues darin für mich entdecke.

Veröffentlicht am 24.04.2019

Dieses Buch gehört in jeden Haushalt!

Plastiksparbuch
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Smarticular.net, das Ideenportal für ein einfaches und nachhaltiges Leben, ist mir schon länger ein Begriff. Ich habe den Newsletter abonniert und besuche die Website regelmäßig, denn es gibt dort so viele ...

Smarticular.net, das Ideenportal für ein einfaches und nachhaltiges Leben, ist mir schon länger ein Begriff. Ich habe den Newsletter abonniert und besuche die Website regelmäßig, denn es gibt dort so viele wertvolle Tipps zu vielen Lebensbereichen. Auch zwei Bücher von Smarticular habe ich schon länger und ziehe sie immer wieder gerne zu Rate.
Vor ungefähr vier Wochen ist das Plastik Sparbuch erschienen und bei mir eingezogen, und seitdem liegt es ständig griffbereit. Es ist kein Buch, das man von der ersten bis zur letzten Seite durchliest, sondern es ist ein hilfreicher Ratgeber und ein Arbeitsbuch. Die ersten vierzig Seiten informieren erst einmal grundlegend über das Problem mit dem Plastik(müll). Man erfährt einiges über die Geschichte der Kunststoffe, über die Arten und über mögliche Zusatzstoffe und Zusammensetzungen. Auch erste Tipps zur Vermeidung von Plastikmüll findet man schon hier am Anfang. Hinweise zur bestmöglichen Benutzung dieses Buches gibt es ebenso wie auch die Anleitung zum Führen eines Plastiktagebuchs. Bis hierher ist alles theoretisch, wenn auch höchst interessant und anschaulich dargestellt. Beispielsweise findet man hier auch einige Bilder von Strandfunden an der Nordsee. Es sind Relikte aus früheren Jahrzehnten, und wenn man die Sonnenmilch-Flasche aus den 70ern oder die Bonbontüte aus den 80ern betrachtet, erhält man einen kleinen Eindruck, wie lang sich solche weggeworfenen Plastikverpackungen in der Natur halten, denn sie verrotten nicht oder nur sehr, sehr langsam.
Ist man am Ende dieses theoretischen Teils angelangt, kann man es vermutlich gar nicht mehr erwarten, endlich etwas zu tun! Zumindest mir ging es so. Mir war das Problem schon vorher bewusst, und in vielen Bereichen habe ich mich schon seit Jahren nach besseren Alternativen umgesehen. Das Plastiksparbuch hat quasi bei mir offene Türen eingerannt. Aber nachdem ich mir die 285 Seiten zu Gemüte geführt hatte, war mir doch noch einiges klarer, und die Umsetzung mit Hilfe der enthaltenen Tipps fällt entschieden leichter. Auf manche Idee bin ich vorher einfach noch nicht gekommen, aber dazu gibt es ja dieses tolle Buch. Mit mehr als 300 nachhaltigen Ideen und Alternativen gegen die Plastikflut ist man quasi schon auf dem richtigen Weg. Vieles lässt sich so einfach umsetzen, dass es schon fast lächerlich ist, wieso man es nicht schon viel länger so gelöst hat. Alle Anregungen sind übersichtlich nach Themen geordnet. Das beginnt beim Wocheneinkauf, setzt sich in der Küche, bei der Ernährung und der Körperpflege, bei Wäsche und Haushalt fort und bietet auch Lösungen für unterwegs und für das Leben mit Kindern. Man findet jede Menge DIY-Tipps, beispielsweise wie man ganz einfach ein Einkaufsnetz häkelt oder Kosmetikpads selber herstellt (häkelt oder näht). Kosmetikrezepte sind im Buch reichlich enthalten, ebenso wie
Putz- und Waschmittel. Auch eine Fülle von Koch- und Backrezepten sowie Ratschläge für optimales Konservieren und Aufbewahren sind hier zusammengefasst.
Ich habe schon einiges aus dem Buch umgesetzt, beispielsweise kaufe und verwende ich keine Wattepads mehr, sondern habe aus alten Handtüchern und Shirts waschbare Pads genäht. Die Reinigungsmittel, beispielsweise das Zauberspray oder der Badreiniger, funktionieren besser als jeder gekaufte Reiniger, und ich kann sie guten Gewissens anwenden. Zwar habe ich keinen Unverpackt-Laden in meiner Nähe, aber vieles gibt es alternativ auch in einer Pappverpackung. Bei Getränken, Essig und Öl etc. kann man auf Glasflaschen umsteigen. Frischhaltefolie und Alufolie sind unnötig, denn man kann das Pausenbrot, Lebensmittelreste, Obst und vieles mehr auch in Wachstücher einwickeln bzw. damit abdecken. Diese Tücher lassen sich aus schönen Stoffresten so einfach herstellen, dass ich mir gleich mal einen kleinen Vorrat produziert habe.
Es gibt so vieles, was man selber machen kann und was schöner aussieht und auch besser ist als alles Gekaufte in Plastik, dass ich hier nur Andeutungen machen und Beispiele aufzeigen kann. Alles aufzuzählen wäre nicht möglich, denn der Inhalt des Buches ist sehr umfangreich und vielfältig. In jedem Kapitel findet man ergänzend auch zahlreiche Lesertipps sowie Links zu interessanten und hilfreichen Internetangeboten und Apps.
Für mich ist das Plastiksparbuch unverzichtbar, denn damit kann jeder sein Konsumverhalten in Sachen Plastik und Müll Schritt für Schritt zum Besseren ändern. Man muss nicht von jetzt auf gleich sein ganzes Leben radikal umkrempeln, denn auch kleine Veränderungen in die richtige Richtung können langfristig schon viel bewirken. Ich finde, das Buch gehört in jeden Haushalt.

Veröffentlicht am 04.04.2019

Eine wunderbare, warmherzige, mal etwas andere Liebesgeschichte mit tollen Charakteren

Love to share – Liebe ist die halbe Miete
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Der Plan ist außergewöhnlich, und ich war sehr gespannt, ob er sich verwirklichen lässt. Tiffy und Leon haben sich noch nie gesehen. Die Mietvereinbarungen mit Tiffy wickelt Leons Freundin Kay ab, denn ...

Der Plan ist außergewöhnlich, und ich war sehr gespannt, ob er sich verwirklichen lässt. Tiffy und Leon haben sich noch nie gesehen. Die Mietvereinbarungen mit Tiffy wickelt Leons Freundin Kay ab, denn so ganz einerlei ist es ihr nicht, dass sich künftig eine fremde Frau mit ihm das Bett teilen soll, wobei ja jeder seine zugewiesene Betthälfte hat und sie nicht gemeinsam, sondern abwechselnd, zu unterschiedlichen Zeiten, dort wohnen und schlafen. Tiffy hat, was Kleidung und Interieur betrifft, einen ausgefallenen Geschmack, der stark von Leons Vorstellungen abweicht. Als dieser das erste Mal nach Tiffys Einzug seine Wohnung betritt, findet er einige Veränderungen vor, die ihm gar nicht behagen. Die Situationen sind so lebendig und amüsant beschrieben, dass ich ständig schmunzeln musste. Überhaupt prallen da zwei grundverschiedene Charaktere aufeinander, denn Leon ist ein eher ruhiger, zurückhaltender und sachlicher, dabei sehr sympathischer Mensch, während Tiffy schon ein klein wenig chaotisch ist, aber auf sehr liebenswerte Art. Ich mochte beiden Protagonisten von Anfang an, und auch die meisten weiteren Charaktere, insbesondere Tiffys Freunde, Leons Bruder und seine Lieblings-Patienten, sind überzeugend dargestellt, und man muss sie einfach gern haben. Zwischen Tiffy und Leon kommt es zu einem regen Schriftverkehr, den sie über Post-its abwickeln, die sie überall in der Wohnung platzieren.
Man ahnt sehr bald, dass dieses Arrangement nicht dauerhaft gut gehen kann, und es kommt auch im Lauf der Zeit zu einigen sehr amüsanten Situationen. Anfangs hätte ich nicht erwartet, dass sich dieser Roman für mich derartig zum Pageturner entwickelt. Leons und Tiffys Geschichte ist so kurzweilig und interessant geschrieben, dass man ständig weiter lesen möchte. Bei allem Humor und der Romantik, die sich im Laufe der Geschichte einstellt, spricht das Buch jedoch auch ernste Themen an, denn sowohl Tiffy als auch Leon haben private Probleme, die sie belasten und mit denen sie sich ständig auseinandersetzen müssen. Hier erweisen sich die beiden Protagonisten als starke Charaktere, die jede Menge Empathie aufbringen, auch müssen beide über ihren Schatten springen, um letztendlich ihr Glück zu finden.
Beth O‘Leary hat hier einen eindrucksvollen Debütroman geschrieben. Die Geschichte, die sie erzählt, ist herzerwärmend und besonders, ein wundervoller Liebesroman mit Höhen und Tiefen und tollen, glaubwürdigen Charakteren.

Veröffentlicht am 18.03.2019

Am Anfang des Weges

Die Fotografin - Am Anfang des Weges
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Alles beginnt am 11. Februar 1905 damit, dass Mimi den Heiratsantrag ihres Verehrers ablehnt. Je besser man die Pfarrerstochter Minna Reventlow , von allen liebevoll Mimi genannt, kennenlernt, umso stärker ...

Alles beginnt am 11. Februar 1905 damit, dass Mimi den Heiratsantrag ihres Verehrers ablehnt. Je besser man die Pfarrerstochter Minna Reventlow , von allen liebevoll Mimi genannt, kennenlernt, umso stärker kann man ihre Beweggründe verstehen. Die sympathische junge Frau möchte durch ihren Beruf Freude bereiten und den Menschen mit ihren Fotografien Schönheit schenken. Um als Wanderfotografin arbeiten zu können, braucht sie ihre Freiheit. Ein Besuch bei ihrem geliebten Onkel Josef, der ihr berufliches Vorbild ist, führt sie in den kleinen Leinenweberort Laichingen auf der Schwäbischen Alb. Als sie feststellen muss, dass ihr Onkel schwer krank ist, beschließt sie zu bleiben, sein Atelier weiter zu führen und ihn zu pflegen. Aber schnell merkt sie, dass das Leben in dem kleinen Ort alles andere als leicht ist. Die meisten Menschen, die in Laichingen leben, sind arme Weber. Obwohl die Männer zum Teil der Schwermut anheim fallen, weil sie ihre Familien nicht richtig ernähren können, tun sie nichts, um ihr Schicksal zu ändern. Im Gegenteil, ihre Kinder sollen in ihre Fußstapfen treten, einfach weil es schon immer so war. Mimis Fotos werden von den meisten als unnötiger Luxus angesehen. Zudem hat sie sich mit dem Laichinger Fabrikanten Gehringer einen mächtigen Feind geschaffen, da sie mehrfach seine Pläne durchkreuzt.
Gehringer ist einer der unsympathischen Charaktere im Roman, denn auch wenn er sich nach außen hin jovial zeigt, beutet er doch seine Arbeiter in unverantwortlicher Weise aus, auch ist er der Meinung, er hätte sie alle in der Hand.
Die Autorin hat das Kolorit des kleinen Weberortes zum Beginn des 20. Jahrhunderts sehr lebendig und anschaulich eingefangen. Man erfährt viel über die Lebensumstände der einfachen Menschen, und man lernt einige interessante Charaktere kennen. Da ist einmal Eveline, die „der Liebe wegen“ nach Laichingen gekommen ist, hier aber ein ganz und gar nicht glückliches Leben führt. Auch wenn dies nicht auf den ersten Blick ersichtlich ist, so kann man sie doch auch als starken Charakter bezeichnen. Für ihre Kinder würde sie alles tun, und vor allem ihrem Sohn Alexander, der eine künstlerische Begabung hat und sich nicht mit dem Gedanken anfreunden kann, sein Leben lang am Webstuhl zu stehen, würde Eveline wünschen, dass er seinen eigenen, ganz individuellen Weg einschlagen könnte. Neben Alexander ist da auch noch Anton, der Gastwirtssohn, der ebenfalls von einem anderen Leben träumt. Mimis Ankunft in Laichingen ist etwas Besonderes für die beiden jungen Männer, und sie suchen ihre Nähe, weil sie die unabhängige Fotografin bewundern und sich wünschen, ebenso frei zu sein.
Wenn man die bisherigen Romane von Petra Durst-Benning kennt, stellt man schnell fest, dass Mimi hervorragend in die lange Reihe starker weiblicher Protagonisten passt, wie sie in allen Romanen der Autorin vorkommen. Hier habe ich mich besonders gefreut, als Mimi, während eines beruflichen Aufenthalts am Bodensee, dort der Protagonistin aus einem früheren Roman begegnet. Für mich war es ein wenig, als hätte ich eine „alte Bekannte“ getroffen. Die Art und Weise, wie die Autorin ab und zu kleine Verbindungen zu ihren anderen Romanen schafft, gefällt mir ausgesprochen gut.
Petra Durst-Benning schreibt kurzweilig, einfühlsam und herzlich und hat auch hier wieder einen Pageturner geschaffen, den man nicht mehr weglegen möchte. Nicht nur die Fotos und Erklärungen im Anhang, sondern der ganze Roman zeugt davon, dass sich die Autorin sehr ausführlich mit der Fotografie zur damaligen Zeit befasst hat und davon fasziniert ist, und wie sie selbst sagt, hat sie sich mit dem Umsetzen der Fotografinnen-Saga einen Kindheitstraum erfüllt. Das spürt man auf jeder Seite, die man liest.
Viel zu schnell war ich am Ende des Buches angelangt, und eigentlich hatte ich das Gefühl, jetzt geht es erst so richtig los mit Mimis Geschichte, denn ist sie auch noch so stark, mutig und unabhängig, so hat sie doch auch eine romantische Ader. Mehr will ich dazu aber noch gar nicht verraten. Darum freue ich mich sehr, dass der zweite Band bald erscheint, denn ich kann es kaum erwarten, zu erfahren, wie es für die Protagonistin und für alle Laichinger weiter geht.