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Veröffentlicht am 09.04.2019

Eine zauberhafte Geschichte mit kleinen Schwächen

Victoria Street No.17 – Das Geheimnis der Schildkröte
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Sieben Jahre ist es her, seit Toms Mutter spurlos verschwand und niemand weiß, was mit ihr geschehen ist. Aber anstatt darüber zu reden, hüllt sich Toms Vater in Schweigen und so sieht sich der Elfjährige ...

Sieben Jahre ist es her, seit Toms Mutter spurlos verschwand und niemand weiß, was mit ihr geschehen ist. Aber anstatt darüber zu reden, hüllt sich Toms Vater in Schweigen und so sieht sich der Elfjährige in der Pflicht, den mysteriösen Dingen selbst auf den Grund zu gehen. Heimlich sucht er seine Großmutter auf, die in der Victoria Street No. 17 zu Hause ist, und muss erfahren, dass sich seine Mutter ganz aus Versehen in eine Schildkröte verwandelt hat und er, genau wie sie, über Zauberkräfte verfügt. Die setzt er auch gleich bei der Suche nach ihr ein und prompt steckt er gemeinsam mit seiner Großmutter und seiner Cousine Rike in einem Abenteuer fest, das es in sich hat.

"Victoria Street No. 17: Das Geheimnis der Schildkröte" ist ein geheimnisvoller Roman für junge Leser, die magische Abenteuergeschichten mögen. Denn kaum hat der mit seinem Vater alleinlebende Tom erfahren, dass seine Vorfahren Zauberer sind, geht es auch schon los und Wahrheitstees, Unkrautsuppen und fliegende Teppiche sind an der Tagesordnung. Schließlich gilt es Toms Mutter zu finden, die als Schildkröte ihr Dasein fristet und nur noch wenige Tage für ihre Rückverwandlung zur Verfügung hat. Vor allem deshalb ist eine Menge Einfallsreichtum und Mut von den Figuren gefragt und natürlich eine ordentliche Portion Magie, damit Tom bald wieder seine Mutter in die Arme schließen kann.

Janet Foxleys Kinderroman zeichnet sich vor allem durch sympathische Hauptcharaktere und durch ein turbulentes Miteinander zwischen ihnen aus. Denn vor allem die kleinen Neckereien und Dispute zwischen Tom und seiner Cousine Rike sind amüsant, während die Enthüllungen von Toms Großmutter ein ordentliches Durcheinander nach sich zieht. Hinzu kommt eine in die Handlung integrierte Spannung, die aus dem vorgegeben Ultimatum resultiert, das nur noch 7 Tage und 7 Stunden Zeit für die Rückverwandlung von Toms Mutter lässt. Doch trotz dieser gut erdachten Elemente fehlt der Geschichte das gewisse Etwas, das sie zu einem mitreißenden Abenteuer werden lässt. Hier wäre etwas mehr besser gewesen. Mehr dramatische Momente, mehr magische Turbulenzen, mehr Spannung zum Schluss.

Fazit:
Eine zauberhafte Geschichte, die sich trotz einiger Mankos gut lesen lässt und Kinder gewiss viel Spaß bereiten wird.

Veröffentlicht am 07.04.2019

Ein wunderbar atmosphärischer und unterhaltsamer Sylt-Krimi

Dünengeister
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Auf dem Grundstück einer alt eingesessenen Sylter Familie werden in den Dünen zwei Leichen gefunden, die Jahrzehnte zuvor dort verschüttet worden sind. Ein Fall für die Flensburger Polizei, die auch gleich ...

Auf dem Grundstück einer alt eingesessenen Sylter Familie werden in den Dünen zwei Leichen gefunden, die Jahrzehnte zuvor dort verschüttet worden sind. Ein Fall für die Flensburger Polizei, die auch gleich am nächsten Tag ein Spezialistenteam auf die beliebte Ferieninsel schickt. Doch kaum wurden erste Untersuchungen angestellt, gibt es einen aktuellen Fall, der ihre Aufmerksamkeit verlangt. Denn im Haus der Melanders hat eine Zugehfrau die junge Schwiegertochter mitsamt ihrem kleinen Sohn tot auf dem Boden liegend entdeckt, die mit einem Giftcocktail ermordet worden sind. Kein Zufall, wie der auf Sylt Urlaub machende Kommissar John Benthin feststellen muss. Denn ein altes Familiengeheimnis hat die Nachfahren des einstigen Deichgrafen Haie Melander voll im Griff und sorgt dafür, dass es immer wieder rätselhafte Todesfälle unter ihnen gibt.

„Dünengeister“ ist der 6. Fall mit dem Flensburger Hauptkommissar John Benthin, der sich rund um die Familiengeschichte einer Sylter Familie rankt. Angefangen im Jahr 1778, in dem der Deichgraf Haie Melander einen gut gehenden Leichenhandel betreibt, über das Jahr 1915, als die Verlobte des Industriellen Wilhelm Melander plötzlich spurlos verschwunden ist, bis hin zur heutigen Zeit, in der gleich mehrere Morde geschehen, scheint die Familie der Melanders von einem alten Fluch besessen zu sein. So werden immer wieder Mitglieder von ihr durch einen unnatürlichen Tod dahingerafft und niemand kann erklären, warum das so ist. Ein Jahrhunderte altes Martyrium, dem der Flensburger Kommissar gemeinsam mit seinen Kollegen auf den Grund zu gehen versucht und dabei in ein Wespennest voller unaufgearbeiteter Gefühle und verbrecherischer Machenschaften sticht.

Nina Ohland hat es auch diesmal wieder verstanden, ihre Leser mit einem vielseitigen Plot, einer geschickt arrangierten Mordserie und interessanten Figuren zu fesseln, während eine ganze Reihe an alten und neuen Geheimnissen zu lüften ist. Deshalb haben John Benthin und seine Freundin und Kollegin Lilly auch alle Hände voll zu tun, um Licht in das Durcheinander zu bringen. Vor allem die Anzahl der beteiligten Figuren ist opulent, was von Beginn an eine enorme Aufmerksamkeit von Ermittlern und Lesern gleichermaßen verlangt und auch Verdächtige gibt es wie Sand am Meer. Doch zum Glück wurde ein Personenregister beigefügt, das bei längeren Lesepausen Hilfe verspricht, während das Motiv der Taten bis zum Schluss rätselhaft ist. Dafür aber darf sich der Leser während der gesamten Ermittlung an wissenswerten Informationen und einer unnachahmlichen Atmosphäre erfreuen sowie an einem Handlungsverlauf, der wunderbar undurchsichtig ist.

Fazit:
Ein toller Krimi, der mich trotz des manchmal verwirrenden Plots und der enorm vielen Figuren gut unterhalten hat und durch seinen faszinierenden Blick in die Vergangenheit und durch die Aufarbeitung einer ganzen Familiengeschichte ungemein vielschichtig in Erscheinung tritt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Geschichte
  • Figuren
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 30.03.2019

Ein düsterer Thriller

Böser als du denkst
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Nach einem Autounfall wird die Sozialarbeiterin Andrea Boudreaux mit einer Nachricht konfrontiert, die ihr Leben auf den Kopf zu stellen droht. Ihr Zwillingsbruder Eli, der 15 Jahre wegen Mordes an ihren ...

Nach einem Autounfall wird die Sozialarbeiterin Andrea Boudreaux mit einer Nachricht konfrontiert, die ihr Leben auf den Kopf zu stellen droht. Ihr Zwillingsbruder Eli, der 15 Jahre wegen Mordes an ihren Eltern im Gefängnis gesessen hat, ist wieder frei. Nun aber steht er unter Verdacht, eine junge Frau getötet zu haben. Ein Schock für Andrea, den sie nur schwer verwinden kann. Denn als Zwölfjährige wurde sie bei einem Brand verletzt, während ihre Eltern starben und Eli als Brandstifter verhaftet worden ist. Seit dem hat sie Angst vor ihm und dem Bösen, das sich seiner bemächtigt hat. Und dann gibt es da noch ein Geheimnis aus der Vergangenheit, das Andreas Zukunft zu zerstören droht und das, koste es, was es wolle, niemals ans Licht kommen darf.

„Böser als du denkst“ ist nach „Escape – Wenn die Angst dich einholt“ der zweite Psychothriller der kanadischen Schriftstellerin Nina Laurin, die mit einer wunderbar fesselnden Schreibweise von den Monstern in den Köpfen ihrer Figuren erzählt. Dabei stempelt sie diese nicht etwa als bösartig oder gefährlich ab, sondern berichtet aus ihrer Sicht heraus, was in ihrem Leben nicht gelaufen ist und wie sie versuchen, damit umzugehen. Wie Andrea, die im Schatten ihres unwiderstehlichen Zwillingsbruders aufgewachsen ist und wenig mit seinen merkwürdigen Verhaltensweisen anfangen kann oder Andreas Mutter, die immer nur mit sich und ihren Problemen beschäftigt war, anstatt nach ihren noch minderjährigen Kindern zu sehen.

Voll gepackt mit Problemen, die nur schwer einzuordnen sind und mit Handlungsweisen, deren verheerenden Folgen bis zum äußersten führen, werden die Ereignisse rund um das inzwischen erwachsen gewordene Zwillingspaar aus verschiedenen Sichtweisen und Zeitebenen heraus erzählt. So taucht der Leser zum einen in die Vergangenheit ein und beobachtet, wie die fatalen Beziehungen der Mutter entscheidend für die frühkindlichen Fehlentwicklungen von Andrea und Eli sind. Zum anderen begleitet er Andrea in der Gegenwart und ist dabei, während sie versucht, den Mord an der jungen Frau aufzuklären und dabei in ein Geflecht von Lügen und Vertuschungsaktionen gerät. Und dann gibt es noch Auszüge aus einem Buch, das der Journalist Jonathan Lamb unter dem Titel „Zu Asche verbrannt: Der erschütternde Doppelmord am Stadtrand“ geschrieben hat und in dem er von den Hintergründen des damaligen Flammeninfernos und das dazu geführte Interview mit Eli erzählt. Eine Fülle an Informationen, deren Wahrheitsgehalt kaum zu durchschauen ist und den Leser gleichermaßen verwirrt und entsetzt.

Fazit:
„Böser als du denkst“ ist ein düsterer Thriller, der zwar nicht immer glaubwürdig ist, sich aber insgesamt wendungsreich und undurchsichtig präsentiert.

Veröffentlicht am 05.03.2019

Ein düsterer Thriller, der trotz seines streckenweise ruhigen Verlaufs zu fesseln versteht

Vanitas - Schwarz wie Erde
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Die Blumenhändlerin Carolin Bauer liebt es, auf dem Wiener Zentralfriedhof spazieren zu gehen. Vor allem Ludwig van Beethovens Grab hat es ihr angetan, weil sie dort neben einer für sie notwendigen Ruhe ...

Die Blumenhändlerin Carolin Bauer liebt es, auf dem Wiener Zentralfriedhof spazieren zu gehen. Vor allem Ludwig van Beethovens Grab hat es ihr angetan, weil sie dort neben einer für sie notwendigen Ruhe auch die in ihrem Alltag vermisste Sicherheit spüren kann. Denn nur ein Jahr zuvor wurde sie bei einem Einsatz gegen das organisierte Verbrechens als Polizeispitzel enttarnt, weswegen sie nun, nach ihrem fingierten Tod, ein Dasein unter falschem Namen fristen muss. Doch die Angst, entdeckt zu werden, ist immer da, wie auch der Kontaktbeamte der Polizei, der sie völlig unverhofft für einen neuen Auftrag nach München schickt. Eine Routineangelegenheit, wie er meint, die sich aber viel zu schnell als gefährlich entpuppt und ihre lange Zeit gut funktionierende Tarnung viel zu sehr auf den Prüfstand stellt.

Die aussagekräftige Sprache der Blumen hat Ursula Poznanski für ihren ersten Fall mit einer untergetauchten Polizeiinformantin genutzt, die auf diese ungewöhnliche Weise mit ihrem Auftraggeber kommuniziert. Eine weiße Rose für das Schweigen, eine Distel für die Kraft oder eine Studentenblume, die den Tod symbolisiert. Doch trotz dieser nur für Eingeweihte funktionierenden Verständigung ist die in Wien untergetauchte Carolin Bauer während ihres neuen Auftrages in der bayerischen Landeshauptstadt ganz allein. Deshalb sieht sie sich regelmäßig auf der Straße um, verkleidet sich, damit sie niemand erkennt und lebt mit einem Gefühl von Misstrauen und Angst, das sie die Aussicht auf ein normales Leben vergessen lässt. Und genau dieser Zwiespalt, der sie einerseits ungemein tough erscheinen lässt und andererseits eindrucksvoll beweist, dass sie nervlich völlig am Ende ist, nimmt den Leser jederzeit für sie ein und sorgt dafür, dass er gemeinsam mit ihr hofft und bangt.

„Vanitas - Schwarz wie Erde“ ist ein Thriller, dessen Plot viele interessante Aspekte und handfeste Verbrechen enthält, der aber in Sachen Spannung zu seicht geraten ist. Angefangen mit einem Polizisten, der stets seine schützenden Hände über die ermittelnde Blumenhändlerin hält, über eine Nachbarin, die erst viel zu spät verrät, wer sie wirklich ist, bis hin zu einer erst am Ende auftauchenden Gefahr, schleppt sich die Handlung ohne den erwarteten nervenaufreibenden Kampf ums Überleben dahin, was angesichts der Vorgeschichte von Carolin Bauer enorm schade ist. Hier wurde Einiges an Potenzial verschenkt, obwohl die Autorin die auftretenden Flauten durch ihren ungemein fesselnden Schreibstil gut kompensieren kann. Auch sorgt ein, lange Zeit ungewisser Verlauf in Zusammenhang mit einer Reihe an Tötungsdelikten sowie einer pikanten Familiengeschichte dafür, dass die Neugier des Lesers nicht zum Erliegen kommt.

Fazit:
Ein düsterer Thriller, der trotz seines streckenweise ruhigen Verlaufs mit einer interessanten Ermittlerin, ungewöhnlichen Kommunikationsmethoden und einer verzwickten Mordserie zu fesseln versteht.

Veröffentlicht am 28.02.2019

Ein vielschichtiger Regiokrimi mit passendem Humor

Ostfriesenmoor
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Der Journalist Holger Bloom ist im Uplengener Moor unterwegs, als er mitten in einem Gebüsch ein brütendes Graukranichpärchen entdeckt. Voller Begeisterung macht er sich daran, Fotos von ihnen zu schießen. ...

Der Journalist Holger Bloom ist im Uplengener Moor unterwegs, als er mitten in einem Gebüsch ein brütendes Graukranichpärchen entdeckt. Voller Begeisterung macht er sich daran, Fotos von ihnen zu schießen. Dabei wird er von einem Anblick überrascht, der ihn das Blut in den Adern gefrieren lässt. Denn gerade, als einer der Kraniche versucht, einen Ast aus dem Wasser zu ziehen, wird ein Gegenstand freigelegt, der sich bei näherer Betrachtung als ein menschlicher Arm entpuppt. Wenige Tage nach dem merkwürdigen Fund wird in Norddeich ein 4 Monate altes Baby aus einem Zwillingskinderwagen entführt, während dessen pubertierende Schwester mit einem Jungen beschäftigt ist. Ein Schock für die Familie und ein neuer Fall für Ann Kathrin Klaasen, die schon bald die Vermutung hegt, dass es zwischen den beiden Fällen einen Zusammenhang gibt.

In "Ostfriesenmoor" ermittelt Ann Kathrin Klassen bereits zum siebenten Mal und erneut gibt es eine ganze Menge an privaten Problemen, die ihr neben ihrem nervenaufreibenden Fall ordentlich zu schaffen machen. Denn ausgerechnet zu der Zeit, als eine ungewöhnlich hergerichtete Kinderleiche im naheliegenden Moor gefunden wird, kämpft ihre Mutter mit den Folgen eines Schlaganfalls. Eine prekäre Situation, bei der ihr Klaus Weller tatkräftig zur Seite steht und ihre Beziehung damit auf eine völlig neue Stufe stellt. Dabei sie ist nicht die Einzige im Team, deren Privatleben im Fokus der Handlung steht. Auch Rupperts Liebesbeziehung zu einer Putzfrau, die in der Gerichtsmedizin ihren Job versieht, bleibt den Kollegen nicht verborgen und sorgt neben ausreichend Gesprächsstoff, auch für eine ungeahnte Wendung bei der Klärung des Falls.

Basierend auf einem ungewöhnlichen Fall, mit viel Lokalkolorit und einer wunderbar authentischen Atmosphäre versehen, versteht es Klaus-Peter Wolf gut zu unterhalten. Dabei sind es nicht die eingebauten Wendungen und kriminellen Details allein, die den Leser in den Sog der Ereignisse ziehen, sondern vor allem die in ihm agierenden Menschen, deren verschiedenartigen Probleme ungemein vielfältig sind. So lernt der Leser neben einem rachsüchtigen Vater eine nach Liebe suchende Jugendliche kennen oder stolpert neben einem machohaften Polizisten über eine vom Leben gebeutelte Mörderin. Figuren, die mit passenden Dialogen in Szene gesetzt wurden und deren Verhalten trotz einiger Merkwürdigkeiten jederzeit nachvollzogen werden kann.

Fazit:
"Ostfriesenmoor" ist ein Regionalkrimi, der von seinen gut gezeichneten Figuren, glaubwürdigen Dialogen und regionalen Bezügen lebt und der neben einem interessanten Fall, auch den ostfriesischen Humor nicht vermissen lässt.