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Veröffentlicht am 11.04.2019

Ein himmlisches Lesevergnügen

Jubilate!
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Jubilate – endlich ist er da, der neue Fall für Papst Petrus.
Seine sommerliche Auszeit verbringt Papst Petrus auf Bitten seines Freundes, des Kardinals Federico, auf dessen Landschloss. Dort verkündet ...

Jubilate – endlich ist er da, der neue Fall für Papst Petrus.
Seine sommerliche Auszeit verbringt Papst Petrus auf Bitten seines Freundes, des Kardinals Federico, auf dessen Landschloss. Dort verkündet dieser auf einer Familienfeier, dass Contessa Giulia, die Pressesprecherin Petrus‘, das Familienvermögen erben soll – unter der Bedingung, dass sie innerhalb einer Woche heiraten wird. Guter Rat ist teuer, hat Giulia doch schon seit Langem ihr Herz an den Privatsekretär Petrus‘, Padre Francesco verloren. Doch Papst Petrus findet wie so oft einen Ausweg.
Dem handfesten Skandal folgt ein Mordanschlag auf Giulia und im Laufe der Ermittlungen decken die 3 noch eine Reihe dunkler Familiengeheimnisse auf.

Ich finde es immer wieder schön, in Reihen auf bereits lieb gewonnene Charaktere zu stoßen, sie wieder oder völlig neu zu entdecken und mich von ihnen mitziehen zu lassen. Bei dem dreamteam Petrus, Giulia und Francesco fällt das sowieso nicht schwer, aber selbst bei Schwester Immaculata habe ich ihrem ersten Auftritt entgegengefiebert. Ihren ständigen Übergriffigkeiten stehen nämlich die schlitzohrigen und innovativen Ideen Papst Petrus gegenüber und ich ertappe mich öfter bei einem doch sehr schadenfrohen Grinsen. Diese kleinen Episoden haben für mich bereits einen großen Unterhaltungswert und werden durch die amüsant gestalteten Dialoge noch ergänzt. Der Schreibstil ist flüssig, hat Humor und ist so lebendig, dass das ländliche Ambiente Gestalt annimmt und ich mich sehr schnell von der Rolle der Leserin in der der Zuschauerin wiedergefunden habe. Und das mit viel Vergnügen!
Was für eine traumhafte Kulisse – ein Schlösschen mit einer traumhaften Parkanlage, der es an nichts fehlt – lauschige Plätzchen und dunkle Ecken und viel Platz für die eigene Phantasie zum Weiterträumen.
Raum genug für die Liebesgeschichte wäre also gewesen. Trotzdem ist es dem Autorenpaar
gelungen, sie dezent im Hintergrund zu halten, da es ja vordergründig immer noch um die kriminalistischen Ermittlungen geht. Und die nehmen wieder in verschiedene Richtungen Fahrt auf. Es gibt zahlreiche Verdächtige, etliche Motive und ein allabendliches kulinarisches Highlight der päpstlichen Kochkünste beim brainstorming, das ich sehr genossen habe.
Dabei wird die Spannung durch das Legen falscher Fährten bis zum Schluss konstant gehalten – und dann folgen der große Knall und Petrus‘ meisterliche Schlussfolgerungen.


Jubilate – ein himmlischer Lesespaß und vergnügliche Lesestunden sind hier garantiert.


Veröffentlicht am 09.04.2019

Eine ganz besondere Freundschaft

Meine Königin
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Irgendwo im provencalischen Nirgendwo lebt der 12-jährige Shell mit seinen Eltern auf deren Tankstelle. Buchstaben und Zahlen verwirren ihn nur, so dass er die Schule abgebrochen hat und stattdessen auf ...

Irgendwo im provencalischen Nirgendwo lebt der 12-jährige Shell mit seinen Eltern auf deren Tankstelle. Buchstaben und Zahlen verwirren ihn nur, so dass er die Schule abgebrochen hat und stattdessen auf der Tankstelle mithilft. Besonders gut polierte Zapfsäulen machen ihn glücklich. Als er erfährt, dass seine Eltern ihn auf eine weit entfernte Sonderschule schicken wollen beschließt er, in den Krieg zu ziehen, da das nach seinem Verständnis nur richtige Männer tun. Auf einem nahe gelegenen Hochplateau stößt er dann auf Viviane und fühlt sich zum ersten Mal in seinem Leben richtig verstanden.

Shell erzählt ganz schnörkellos von seiner kleinen überschaubaren Welt rund um die Tankstelle seiner Eltern, in der er sich geborgen fühlt. Kontakt zu Gleichaltrigen hat er nicht mehr und bisher aber auch nicht vermisst, da er viel zu oft Opfer ihrer Hänseleien aufgrund seiner offensichtlichen Andersartigkeit war.

Durch seine Freundschaft zu Viviane lernt er viele Dinge auch durch ihre Augen zu sehen und wie schön es sein kann, besondere Dinge miteinander teilen zu können.

Shell hat sich ganz schnell einen Platz in meinem Herzen erobern können, da er ein sehr sympathischer Junge ist und andere Fertigkeiten entwickelt hat, die ihn liebenswert machen. Faszinierend fand ich den Gegensatz zwischen der Unfähigkeit bzw. Überforderung, sich selbständig um Nahrung und Getränke zu kümmern, andererseits aber tiefgründig über Gott und die Welt zu philosophieren.

Auch Viviane, die die Königin des Hochplateaus sein möchte, scheint eine Einzelgängerin zu sein. Leider sind mir bei dieser Figur zu viele aufgeworfene Fragen unbeantwortet geblieben.

Der wundervolle Schreibstil hat mich von Beginn der Geschichte an gefesselt und es war leicht, Shell bei seiner „Reise“ zu begleiten. Allerdings ist es kein Buch, das man so nebenbei mitlesen kann.

Lediglich mit dem Ende kann ich mich immer noch nicht anfreunden. Es ist mir zu offen, lässt zu viele Möglichkeiten zu und mich am Ende etwas unbefriedigt zurück. Aber vielleicht hat der Autor ja gerade das bezweckt, die Fantasie der Leserschaft anzukurbeln, damit sich jede/r ein Ende ganz nach dem eigenen Geschmack ausdenken kann.


Trotzdem 5 verdiente Sterne

Veröffentlicht am 26.03.2019

Thriller mi t Suchtfaktor

Sündenkammer: Thriller
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Nachdem ich bereits die Rechtsmedizinerin Julia Schwarz und die Spezialermittlerin Laura Kern lesend beim Lösen ihrer Fälle begleitet habe und mich beide Frauen gleichermaßen begeistern konnten war ich ...

Nachdem ich bereits die Rechtsmedizinerin Julia Schwarz und die Spezialermittlerin Laura Kern lesend beim Lösen ihrer Fälle begleitet habe und mich beide Frauen gleichermaßen begeistern konnten war ich neugierig auf die Zons-Reihe.
Dieses war mein erstes Buch daraus. Ich mag Bücher mit zwei parallel verlaufenden, zeitversetzten Handlungssträngen, kenne dies bisher aber nur aus Romanen. Daher war ich umso neugieriger, wie sich das in einem Thriller umsetzen lässt.

Bereits während des Prologes zog mir eine leichte Gänsehaut die Arme hinauf, ließ er doch schon ein schreckliches Ende des Opfers erahnen.

Sowohl im gegenwärtigen als auch im 500 Jahre zurückliegenden Handlungsstrang gibt es sehr sympathische Ermittler. Während Kommissar Oliver Bergmann sich auf die Suche nach einem Serientäter machen muss, der junge Frauen auf dem Scheiterhaufen einen schrecklichen und qualvollen Tod erleiden lässt, hat der städtische Wachsoldat Bastian Mühlenberg im mittelalterlichen Zons mit einer Reihe junger Novizen zu tun, die vergiftet worden sind.

Im geschickten Wechsel der Geschehnisse in Vergangenheit und Gegenwart enden nicht wenige Abschnitte mit einem perfekt gesetzten Cliffhanger, der mich manchmal schier zur Verzweiflung gebracht hat, wenn die Zeit zum Weiterlesen fehlte. Die Geschichte hat bei mir einen Sog entwickelt, dem ich mich nur sehr schwer entgegensetzen konnte.

Sowohl Oliver als auch Bastian habe ich gerne auf ihrer Spurensuche begleitet und dabei die Spannung genossen, die durchgehend hoch war. Gerade die Klosteratmosphäre in der Vergangenheit, dieser leichte Gruselfaktor, der beim Durchqueren der verwinkelten Gänge und vor allem des düsteren Kellergewölbes aufkam, hat mir sehr gut gefallen. Auch die Informationen zum kargen, durchregulierten Klosterleben der Franziskaner zur damaligen Zeit waren sehr interessant und haben mir ein sehr lebhaftes Kopfkino beschert, was allerdings auch an den sehr realistisch beschriebenen Mitbrüdern und Novizen lag.

Wie ich es bereits aus anderen Büchern von Catherine Shepherd kenne ist es ihr ein weiteres Mal gelungen, durch klitzekleine Äußerungen oder Bemerkungen oder gut positionierte Ereignisse quasi im Vorbeigehen falsche Spuren zu legen. Und immer wieder saß ich im Tal der Ahnungslosen und das so ziemlich bis kurz vor Schluss. Das Ende hat mich dann auch wieder überraschen können. Genau so liebe ich Thriller. Danke dafür, Catherine Shepherd.

Veröffentlicht am 10.03.2019

Fredenbüll ermittelt in Hamburg

Mörder mögen keine Matjes
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Ein nicht alltäglicher Fund am Fredenbüller Strand, der es in sich hat – Leiche in Elektroschrott verpackt in einem Hamburger Container. Dorfpolizist Thies macht sich auf den Weg in den Großstadtdschungel, ...

Ein nicht alltäglicher Fund am Fredenbüller Strand, der es in sich hat – Leiche in Elektroschrott verpackt in einem Hamburger Container. Dorfpolizist Thies macht sich auf den Weg in den Großstadtdschungel, arbeitet doch dort seine ehemalige Kollegin Nicole in der Mordkommission.
Aber was wäre Thies ohne seine Hidde-Kist-Freunde. Auch sie finden einen Grund zum Ortswechsel, denn Piet braucht dringend moralische Unterstützung bei seiner Reha.
Und so treffen bald alle wieder aufeinander, erklären Mannis Matjeshalle zum Treffpunkt und stecken bald wieder mitten drin in aberwitzigen Ermittlungen.

Das Schöne an Serien ist ja, dass man immer wieder mit lieb gewonnenen Charakteren zusammentrifft. Das ist immer so ein bisschen wie Kaffeeklatsch unter alten Freunden. Damit es nicht langweilig wird gibt es immer einige mitunter sehr skurrile bösen Buben oder Mädchen. Gewürzt wird das Ganze in diesem Fall mit einem Familiengeheimnis. Im Rahmen der Ermittlungen gibt es jede Menge Verdächtige und mögliche Motive – Drogenschmuggel, Sonderabfälle oder doch vielleicht etwas ganz Anderes? Vieles erscheint möglich, wird aber doch schnell wieder verworfen. Wer kann der Täter/die Täterin bloß sein? Bei mir ging das Licht ziemlich spät auf, denn das Ende kam dann doch sehr überraschend.
Aber so soll es ja auch sein.

Als Fredenbüll-Fan und Liebhaberin des mitunter sehr drögen Friesencharmes war die Stippvisite nach Hamburg natürlich wieder viel zu schnell „Geschichte“. Sie hat mich wie immer bestens unterhalten und für einige Lacher gesorgt, und ich freue mich schon auf den nächsten Fall. 5 Sterne

Veröffentlicht am 08.03.2019

Ein bewegendes Stück deutsch-deutscher Geschichte

Was uns erinnern lässt
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Das Hotel Waldeshöh, idyllisch gelegen am Rennsteig mitten im Thüringer Wald, befindet sich seit Generationen im Besitz der Familie Dressel. Um diesen Ort ranken sich die zwei Handlungsstränge des Romans, ...

Das Hotel Waldeshöh, idyllisch gelegen am Rennsteig mitten im Thüringer Wald, befindet sich seit Generationen im Besitz der Familie Dressel. Um diesen Ort ranken sich die zwei Handlungsstränge des Romans, die in der Vergangenheit sowie der Gegenwart spielen.
Milla, alleinerziehende Mutter ohne familiäre Bindungen, liebt ihr Hobby: das Ausspüren von sogenannten „lost places“ , über die sie in ihrem blog berichten will. Beim Streifen durch den Thüringer Wald entdeckt sie eher zufällig die Falltür zu einem Keller, in dem die Zeit scheinbar eingefroren worden ist. Dabei fällt ihr auch ein Tagebuch eines Mädchens mit Namen Christine Dressel in die Hände. Es muss ein einschneidendes Erlebnis vorgefallen sein, dass Millas Neugier weckt.
Sie sucht und findet Christine Dressel, begibt sich mit ihr auf Spurensuche und deckt auch ein lange gut gehütetes Familiengeheimnis auf. Ab diesem Zeitpunkt beginnt der Gegenwartspart, der mir bis dahin zeitweise etwas langatmig vorkam, spannend zu werden. Durch Christines Erinnerungen kann man leicht an der Familiengeschichte teilhaben, da sie realistisch beschrieben und dadurch leicht nachvollziehbar sind.
In den Rückblenden erfährt man zunächst viel über das Leben im Hotel Waldeshöh ab 1945 und lernt dabei auch Hildes Großmutter Johanna kennen, die über die Kriegszeiten bis hin zur Teilung Deutschlands und Einrichtung der Sperrzone immer die Fäden in der Hand hatte und nie die Hoffnung aufgab, dass der Hotelbetrieb wieder aufgenommen werden würde.
Christines Kindheit und Jugend in den 60-er und 70-er Jahren ist so lebendig beschrieben, dass man sie fast miterleben kann. Vieles, was einem heute merkwürdig vorkommt, war für sie Alltag: das Leben in der Sperrzone war mitunter sehr einsam, für Christine und ihre Geschwister war es aber Heimat und der Ort für viele Erinnerungen. Umso härter hat die Familie dann die Zwangsumsiedlung getroffen.
Kati Naumann hat hier ein Stück deutscher Geschichte sehr detailliert und einfühlsam wiedergegeben. Ich habe doch einige neue Informationen zu Zwangsumsiedlungen und dem Leben in Sperrgebieten erfahren. Das vorangestellte Interview zeigt gleich zu Beginn, warum die Autorin so viel Herzblut in diesen Roman gesteckt hat.
Milla und Christine, diese 2 starken, aber so unterschiedlichen Frauen, habe ich sehr gerne auf ihrer Reise in die Vergangenheit begleitet und miterlebt, wie beide ihr Seelenheil finden, jede auf ihre ganz eigene Weise, aber doch zusammen.
Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung und *****