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Veröffentlicht am 16.04.2019

Tolle Science Fiction!

Die Reise
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Marina Lostetter nimmt uns mit auf die Reise. Im wahrsten Sinne des Wortes. Wir begleiten den Konvoi sieben, der sich auf den Weg macht um einen Stern namens LQ Pyx zu erforschen. Nachdem diese Reise in ...

Marina Lostetter nimmt uns mit auf die Reise. Im wahrsten Sinne des Wortes. Wir begleiten den Konvoi sieben, der sich auf den Weg macht um einen Stern namens LQ Pyx zu erforschen. Nachdem diese Reise in Erdenjahren aber mehr als zwei Jahrtausende dauern wird, wird die Mannschaft sehr sorgfältig ausgesucht und regelmässig geklont. Allerdings entwickeln sich auch Klone anhand ihrer selbst erlebten Erfahrungen und sind daher nicht einer wie der andere. Die einzige Konstante im Konvoi für all diese Zeit ist K.I.C., eine künstliche Intelligenz, die dem Konvoi auf Wunsch des Entdeckers von LQ Pyx mitgegeben wird.

Wir begleiten die Crew nun also über die gesamte Zeit ihrer Mission und noch ein wenig darüber hinaus.
Dabei gelingt es der Autorin anschaulich darzustellen, wie sich eine solche Gesellschaft über die Jahrhunderte weiterentwickelt. Von der ersten Euphorie des Aufbruchs, über die Zweifel am Ziel, die einige unterwegs überfällt bis zur Ankunft am eigentlichen Ziel, wo es dann in einer vorgegebenen Zeit viel zu erforschen gibt. Die Konflikte die auf der Rückreise entstehen, auch weil größere Unglücke den Zeitplan zurückwerfen. Und immer mittendrin K.I.C., der versucht die Menschlichkeit in der Crew aufrecht zu erhalten, auch als es so aussieht, als wäre genau diese nicht mehr zu retten.

Ich war das ganze Buch über sehr fasziniert von dieser Idee einer Gesellschaft. Der Autorin gelingt es mit ihrem Schreibstil immer wieder schnell einen Draht zu den jeweiligen Hauptprotagonisten der jeweiligen Geschichte aufzubauen, was nicht so einfach ist, da doch immer wieder gleich mehrere Jahrhunderte zwischen den einzelnen Kapitel liegen. Trotzdem habe ich immer wieder schnell in das Geschehen eintauchen können. An manchen Stellen hat es mich vor der Entwicklung regelrecht gegruselt. Selbst die beste Gen-Auswahl verhindert nicht, das gelegentlich das Tier im Menschen überhand nimmt.

Ich habe das Buch am Ende mit Bedauern zugeklappt. Ich hätte den Konvoi gerne noch weiter begleitet.
Von daher gibt es von mir eine volle Leseempfehlung für alle, die auf gut geschriebene Science Fiction stehen.

Veröffentlicht am 11.04.2019

Hyggelig

Mühle mit Meerblick
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Line kommt nach Strynø um dort nach ihrer Mutter zu suchen. Das Bild ihrer Mutter vor der dortigen Mühle ist der einzige Anhaltspunkt, den Line hat, um ihre Familie zu finden. Als sie dort ankommt, findet ...

Line kommt nach Strynø um dort nach ihrer Mutter zu suchen. Das Bild ihrer Mutter vor der dortigen Mühle ist der einzige Anhaltspunkt, den Line hat, um ihre Familie zu finden. Als sie dort ankommt, findet sie zwar nicht ihre Mutter, aber ihre Großmutter, die sie mit offenen Armen bei sich aufnimmt. Auch der Rest der Inselbewohner nimmt sie in ihre Gemeinschaft auf.
Auf der Insel lebt auch Adam, zurückgezogen und misstrauisch beäugt von den restlichen Bewohnern, hat er sich doch nie in das Leben dort integriert. Doch Line schafft es zu ihm vorzudringen und ihn hinter seinem Schutzwall hervorzuholen.

Mühle mit Meerblick ist ein wirklich wundervolles Buch. Line ist total unglücklich und auf Krawall gebürstet, als sie auf Strynø ankommt und verwandelt sich durch die Liebe ihrer Großmutter und der Unterstützung von Adam und den Inselbewohnern in eine selbstbewusste junge Frau. Was wie ein kitschiger Liebesroman klingt ist aber so toll geschrieben, dass man das breite Lächeln während des Lesens gar nicht aus dem Gesicht kriegt. Zwischendrin gibt es immer wieder Rückschläge, aber Line meistert die Aufgaben, die ihr das Leben stellt nicht ohen Selbstzweifel aber am Ende doch mit großem Selbstbewusstsein. Sie auf ihrem Weg zu begleiten hat wirklich Spaß gemacht. Und auch Adam entwickelt sich ganz toll von einem eigenbrötlerischen Griesgram zu jemanden, der Wissen weitergibt und andere dazu ermutigt, sie selbst zu sein, egal was andere dazu sagen.

Das Buch war das zweite Buch der Autorin, das ich gelesen habe und es hat mir um Welten besser gefallen als das erste, das ich auch gerne gelesen habe.
Daher von mir eine volle Leseempfehlung für dieses hyggelige Buch!

Veröffentlicht am 04.04.2019

eine wunderbare Familiengeschichte!

Die Fliedertochter
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In "Die Fliedertochter" begleiten wir zwei Frauen auf ihrer Reise von Berlin nach Wien. 1936 beschließt die Halbjüdin Luzie Berlin zu verlassen und in Wien ein neues Leben als Künstlerin zu beginnen. Sie ...

In "Die Fliedertochter" begleiten wir zwei Frauen auf ihrer Reise von Berlin nach Wien. 1936 beschließt die Halbjüdin Luzie Berlin zu verlassen und in Wien ein neues Leben als Künstlerin zu beginnen. Sie findet dort Freunde, Familie und die Liebe, aber auch unendliches Leid.
2018 macht sich Paulina dann auf den Weg nach Wien um dort für ihre großmütterliche Freundin Antonia ein Tagebuch in Empfang zu nehmen und auf den Spuren Luzies Wien zu erkunden. Auch für sie ändert sich durch diese Reise vieles im Leben.
Teresa Simon nimmt uns mit, und das im doppelten Sinn. Einmal begleiten wir Paulina und Luzie durch das Wien ihrer Zeit und zusätzlich leiden wir mit Luzie unter den Umständen und Grausamkeiten, die Wien während der Nazizeit beherrscht haben.

Cover und Klappentext versprechen einen Familienroman, in dem diverse Geheimnisse aufgedeckt werden. Das Buch ist jedoch viel mehr. Es ist ein Zeichen gegen das Vergessen. Es zeigt wie schlimm die Judenverfolgung in Wien losbrach, als Österreich "heim ins Reich" geholt wurde. Und wie es trotzdem möglich ist, in dieser Zeit seine Menschlichkeit zu behalten. Luzie trifft auf Menschen, die sie hassen und quälen, aber sie hat auch Menschen an ihrer Seite, die unbedingt für sie da sind und ihr helfen.
Paulinas Geschichte bringt Licht ins Dunkel von Luzies Geschichte. Mit ihr erleben wir das moderne Wien, das mit kulinarischen Köstlichkeiten, einer wunderbaren Stadt und tollen Plätzen zum Verweilen einlädt. Paulina orientiert sich hier neu, findet die Liebe und auch ihre Familie neu.

Mir hat das Buch ausgesprochen gut gefallen. Der Wechsel zwischen hell und dunkel, fröhlichem hier und jetzt und der bedrohlichen Vergangenheit ist der Autorin ganz hervorragend gelungen. Durch die Zeitsprünge hat man immer wieder die Möglichkeit, das Gelesene sacken zu lassen.
Der Schreibstil ist einfach toll, ich hatte Wien und auch Berlin sofort vor Augen. Die handelnden Personen waren gut ausgearbeitet und auch die Nebenfiguren hatten ein Gesicht und eine Geschichte.
Für mich ist dieses Buch auf jeden Fall eines meiner Jahreshighlights. Da ich von der Autorin sonst noch nichts gelesen habe, wandern ihre weiteren Bücher auf meine to-read-Liste.

Von mir eine absolute Leseempfehlung für dieses berührende Buch!


Veröffentlicht am 18.03.2019

Was im Leben wichtig ist

Mein Jahr mit Dir
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Endlich Oxford! Ella hat sich ihren Traum erfüllt und wird für ein Jahr in Oxford ein Aufbaustudium machen. Gleich am ersten Tag wird sie fast überfahren und dann noch mit Fish and Chips Soßen übergossen. ...

Endlich Oxford! Ella hat sich ihren Traum erfüllt und wird für ein Jahr in Oxford ein Aufbaustudium machen. Gleich am ersten Tag wird sie fast überfahren und dann noch mit Fish and Chips Soßen übergossen. Und beide Male hat Jamie Davenport an den Missgeschicken mit Schuld. Daher kann sie ihn auch nicht richtig leiden. Allerdings stellt sich schnell heraus, dass er einer ihrer Dozenten ist und sie daher noch öfter mit ihm zu tun haben wird.

Nach einem gemeinsamen Abend in einem typischen Pub kommen die beiden sich näher und die beiden gehen eine Beziehung auf Zeit ein. Dass die zeitliche Begrenzung aber nicht nur von ihrem Aufenthalt abhängt, findet Ella erst heraus, als sie sich in Jamie verliebt hat.


Was wie ein schnöder Liebesroman klingt entpuppt sich als ein Buch, das durchaus Tiefgang hat und einen gefühlsmäßig doch beansprucht. Die Schreibweise hat mich sehr an JoJo Moyes erinnert, und dass obwohl die Autorin Amerikanerin ist. Sie schafft es die Personen genau zu zeichnen und den Engländern einen typisch britischen Humor mitzugeben. Man hat von Anfang an das Gefühl mitten dabei zu sein und Ella dabei zu begleiten, wie sie sich ihren Traum von Oxford erfüllt, Freunde und dann auch die Liebe findet.


Auch die Nebenfiguren sind ausdrucksstark gezeichnet und man hat viel Vergnügen, wenn Ella mit ihren Freunden unterwegs ist. Anfangs kommt das Buch sehr heiter daher, man hat wirklich einen Heidenspaß beim Lesen und ich musste ein paar mal kräftig lachen. Zur Mitte hin gibt es dann eine Entwicklung, die die Leichtigkeit ein wenig aus dem Buch nimmt und Ella vor einige schwerwiegende Entscheidungen stellt. Aber auch hier konnte mich Julia Whelan mitnehmen und überzeugen. Trotz aller Widrigkeiten, die das Leben Ella in der zweiten Hälfte des Buches vor die Füße wirft, möchte man das Buch nicht mehr aus der Hand legen um zu erfahren, wie denn nun alles endet. Das einzige was ich teilweise etwas schade fand war, dass Ellas Job, den sie nebenbei für eine Senatorin in Amerika macht, komplett ignoriert wird und erst gegen Ende des Buches wieder eine Rolle spielt.


Julia Whelan hat zu diesem Buch auch die Drehbuchfassung geschrieben, leider habe ich auf die Schnelle nicht herausfinden können, wie weit die Verfilmung bis jetzt gediehen ist.

Ich kann mir das Buch aber sehr gut als Film vorstellen, hat es doch alles in sich, was man von einem guten Film erwartet.

Mich konnte das Buch auf jeden Fall begeistern und ich werde die Autorin und ihre weiteren Bücher im Auge behalten.


Von mir daher eine absolute Leseempfehlung für alle, die gute Liebesromane á la JoJo Moyes mögen.

Veröffentlicht am 09.03.2019

vielschichtiges Buch

Die verborgenen Stimmen der Bücher
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Emmet Farmer war schwer krank und kann jetzt seinen Eltern auf der Farm nicht mehr wirklich helfen. Da kommt den Eltern das Angebot einer Buchbinderin, ihn in die Lehre zu nehmen, eigentlich ganz recht.
Was ...

Emmet Farmer war schwer krank und kann jetzt seinen Eltern auf der Farm nicht mehr wirklich helfen. Da kommt den Eltern das Angebot einer Buchbinderin, ihn in die Lehre zu nehmen, eigentlich ganz recht.
Was wie ein Buch über einen Farmerssohn klingt, der einen neuen Beruf finden muss, stellt sich bald als deutlich vielschichtigeres Buch heraus. Bücher haben in dieser Welt eigentlich keinen Platz. Sie dienen nicht der Unterhaltung, sondern der Befreiung von unangenehmen Erinnerungen. Die Buchbinder sind auch nicht Menschen, die Bücher handwerklich herstellen, sie sind diejenigen, die die Erinnerung binden. Das alles muss Emmet erst noch lernen, haben seine Eltern ihm doch nie etwas über die Buchbinderei und deren Folgen erzählt.

Das Buch ist in drei Teile aufgeteilt. Im ersten begleiten wir Emmet zur Buchbinderin Seredith und lernen grob die Regeln dieser Welt kennen. Der zweite Teil erzählt dann wie es zu Emmets Krankheit kam. Im letzten wiederum wechselt dann die Perspektive.
Mehr möchte ich dazu gar nicht erzählen, man sollte sich hier wirklich überraschen lassen.
Das Buch ist toll geschrieben, ich hatte von Anfang an Bilder vor Augen. Auch sind in der Handlung zarte Andeutungen verborgen, die den aufmerksamen Leser auf manche Überraschung vorbereitet. Gerade der Schreibstil hat mich sehr berührt und begeistert.

Die Idee, dass Menschen ihre Erinnerungen an ein Buch abgeben und dann ohne diese oft unangenehmen Erinnerungen weiterleben können, fand ich hoch interessant. Die Autorin zeigt aber auch die Nachteile und Gefahren, die diese Möglichkeit birgt. Da verkaufen Menschen ihre Erinnerungen an unlautere Buchbinder um damit Geld zu machen. Da aber jede Sitzung dem Menschen auch etwas des eigenen Ichs beraubt, ist genau das nicht ungefährlich. Und auch manch scheinbar freundlicher Arbeitgeber nutzt die Gelegenheit um Missbrauch der Angestellten zu verbergen.

Ich kann dieses Buch nur empfehlen. Es entführt in eine Welt, die wir uns so nicht vorstellen können. Ein etwas anderes Fantasybuch!