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Veröffentlicht am 15.04.2019

Folgenschwere Familienlüge

Gelateria Paradiso
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2 sehr unterschiedliche Frauen, eine Eisdiele, ein Familiengeheimnis
Bei der Auflösung der von ihren Eltern betriebenen Eisdiele trifft Francesca auf Susanne, die ihr irgendwie bekannt vorkommt. Beim ...

2 sehr unterschiedliche Frauen, eine Eisdiele, ein Familiengeheimnis
Bei der Auflösung der von ihren Eltern betriebenen Eisdiele trifft Francesca auf Susanne, die ihr irgendwie bekannt vorkommt. Beim Blick auf ein altes Familienfoto wird deutlich, dass Susanne eine frappierende Ähnlichkeit mit Luciano, Francescas Vater, hat. Sollten die so unterschiedlichen Frauen Halbschwestern sein?
Beide haben eine weitere Gemeinsamkeit, denn sie haben als junge Frauen den Kontakt zu ihren Eltern bzw. Adoptiveltern abgebrochen. Susanne ist seit diesem Zeitpunkt auf der Suche nach ihren Wurzeln und macht sich sofort auf den Weg nach Italien, wo Luciano wieder lebt. Francesca, die gerade vor einem Schuldenberg steht und um ihr Erbe fürchtet, folgt ihr.
Am Krankenbett des Vaters erfahren beide dann nicht nur die Geschichte von Luciano, der als Gastarbeiter nach Deutschland kam sondern auch die Wahrheit über geplatzte Träume und eine Lebenslüge.
Der Schreibstil ist angenehm zu lesen. Es gibt einen ständigen Perspektivwechsel zwischen Lucianos Erzählungen aus den 60er Jahren und der Gegenwart von Susanne und Francesco. Auf diese Weise erfährt man einerseits viel über die traurige Kindheit der beiden und auch die Gründe, die zum Bruch mit der Familie geführt haben; andererseits gibt es interessante Einblicke in das Leben eines Gastarbeiters.
Nach der Verlagsankündigung hatte ich einen Roman erwartet, in dem das italienische Lebensgefühl eine Rolle spielt. Dies hatte ich mit italienischer Leichtigkeit und dolce vita verbunden. Leider hat die düstere Grundstimmung von Lucianos Lebensbeichte nicht zu diesem Gefühl beigetragen.
Ein Highlight war aber auf jeden Fall die Figur des Lennart, ein I-di-ot, wie er sich selbst beschreibt, dem in seiner offenen und ehrlichen Art mein Herz gleich zugeflogen ist und natürlich die Beschreibung von la famiglia, die offene Arme für jeden Neuzugang hat.
Das Ende hat mich dann doch wieder etwas versöhnt.

Veröffentlicht am 05.03.2019

Teil I hat mich enttäuscht

Café Engel
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Schon als Kind ist Hilde klar, dass sie einmal das von ihren Eltern geführte Wiesbadener Cafe´Engel weiterführen wird. Nach Kriegsende verfolgt Hilde daher nur ein Ziel: ihr geliebtes Cafe´mit Hilfe ihrer ...

Schon als Kind ist Hilde klar, dass sie einmal das von ihren Eltern geführte Wiesbadener Cafe´Engel weiterführen wird. Nach Kriegsende verfolgt Hilde daher nur ein Ziel: ihr geliebtes Cafe´mit Hilfe ihrer Mutter und guten Freunden wieder zu einem beliebten Treffpunkt nicht nur für Künstler und Schauspieler zu machen.
Während Hilde sich mit Feuereifer um die Wiedereröffnung des Cafe´´s kümmert befindet sich ihre Cousine Luisa auf der Flucht vom Gestüt aus Ostpreußen zu ihrem ihr noch unbekannten Onkel Heinz, Hildes Vater.
Nach der Beschreibung des Klappentextes bin ich davon ausgegangen, dass die beiden jungen Frauen im Mittelpunkt des Geschehens stehen, musste mich aber schon sehr schnell vom Gegenteil überzeugen lassen.
In ständigen Perspektivwechseln werden parallel zu den Ereignissen im Leben von Hilde und Luise auch die Erlebnisse anderer Personen beschrieben. So gibt es Einblicke in das Soldatenleben und die Kriegsgefangenschaft von Hildes Vater Heinz; den Alltag und die Flucht des französischen Zwangsarbeiters Jean-Jacques sowie die Überlebensgeschichte der Jüdin Julie, die im Hause Engel versteckt worden ist.
Dadurch erhält man zwar jede Menge gut recherchierter Informationen zu Themen wie Flucht, Vertreibung, Zwangsarbeit, Kriegsgefangenschaft und dem Leben in der Nachkriegszeit, allerdings besteht bei der kurzen Verweildauer bei einer Person kaum eine Gelegenheit, sich näher mit ihr zu befassen. Für mich hat sich dadurch eine Distanz aufgebaut, so dass ich mit den Protagonisten nicht richtig warm werden konnte.
Es haben zwar alle Personen irgendeine Verbindung zum Freundeskreis des Cafe Engel, aber auf mich hat der Perspektivwechsel insgesamt sehr unruhig und störend gewirkt.
Auf den letzten Seiten ist dann endlich das passiert, worauf ich schon die ganze Zeit gewartet habe. Luisa und Hilde treffen aufeinander. Für Rivalität zwischen beiden bleibt dann aber nicht wirklich viel Zeit, denn auf den letzten Seiten wirkt die Handlung doch sehr komprimiert. Und das Lüften der Geheimnisse geht irgendwie im Gedränge der vielen Ereignisse unter. Dazu gibt es dann noch ein großes Happy end auf allen Seiten unterm Tannenbaum – das war mir dann doch zu viel Zuckerguss auf dem Kuchen.
Gut gefallen hat mir allerdings der flüssige Schreibstil und die realistische Darstellung des Cafes und der jeweiligen Handlungsorte, so dass ich mir recht schnell ein Bild davon machen konnte.
Ich habe erst während des Lesens erfahren, dass dieser Band Teil 1 einer Trilogie ist, was einiges erklärt, mich aber dennoch recht enttäuscht zurück lässt, denn der Roman hat leider nicht gehalten, was mir der Klappentext versprochen hat und worauf ich mich gefreut habe.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Authentizität
  • Figuren
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 06.11.2018

Unterhaltsame Inselgeschichte auf Föhr

Das Haus auf Föhr
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Marina ist frustriert von ihrem Mann, der sie scheinbar nur noch als Servicekraft ansieht. Sie nimmt sich kurzentschlossen eine Auszeit auf der Insel Föhr, um Klarheit in ihr Gefühlsleben zu bringen. Auf ...

Marina ist frustriert von ihrem Mann, der sie scheinbar nur noch als Servicekraft ansieht. Sie nimmt sich kurzentschlossen eine Auszeit auf der Insel Föhr, um Klarheit in ihr Gefühlsleben zu bringen. Auf ausgedehnten Inselspaziergängen lernt sie nicht nur die Schönheit der Insel kennen, sondern wird auch von einem heruntergekommenen alten Haus nahezu magisch angezogen. Mit Greta, ihrer Pensionswirtin, verbindet Marina bald eine herzliche Freundschaft und lernt auch andere Insulaner kennen, darunter auch die schrullige Astrid, die nebenan wohnt. Der Inselaufenthalt verlängert sich immer wieder und als sich die Gelegenheit zum Hauskauf bietet schlägt Marina zu, träumt sie doch schon länger davon, auf Föhr sesshaft zu werden und eine Senioren-WG im eigenen Haus anzubieten.

Doch das „Haus auf Föhr“ ist nur Thema am Rande, denn es geht um sehr viel mehr. Alte Familiengeheimnisse werden nach Jahrzehnten gelüftet und es kommt zu einigen – auch schmerzhaften – Überraschungen.

Marina und Greta sind sehr sympathische Protagonistinnen, die mit beiden Beinen im Leben stehen. Die Beschreibung der Insel Föhr ist stimmig und fügt sich gut in die Handlung ein.
Die Inselgeschichte hat mir eigentlich auch gut gefallen. Leider hat es aber 200 Seiten gedauert, bis ich mich nicht mehr als Beobachterin auf Distanz gefühlt habe, denn bis dahin konnte mich die Handlung nicht so recht berühren. Die letzten 100 Seiten haben aber einiges wieder gut machen können.
Die Geschichte ließ sich flüssig lesen, allerdings haben mich die zeitlichen Sprünge zwischen einigen Kapiteln gestört. Das Ende war mir dann auch zu komprimiert und abrupt, ein paar Seiten mehr hätten da sicher gut getan.

Trotzdem eine unterhaltsame Inselgeschichte, die von mir 3 Sterne bekommt

Veröffentlicht am 30.10.2018

Eine ganz besondere Freundschaft

Die wundersame Mission des Harry Crane
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Harry und Oriana teilen ein Schicksal – sie haben beide einen geliebten Menschen verloren.

Harry gibt sich die Schuld am Tod seiner Frau Beth und flüchtet sich in den Wald, um sich dort zu erhängen. Dort ...

Harry und Oriana teilen ein Schicksal – sie haben beide einen geliebten Menschen verloren.

Harry gibt sich die Schuld am Tod seiner Frau Beth und flüchtet sich in den Wald, um sich dort zu erhängen. Dort trifft er auf ein kleines Mädchen, Oriana, dessen Vater gestorben ist. Sie glaubt in Harry denjenigen gefunden zu haben, der ihr helfen kann, ihren Vater aus seiner Verzauberung zu retten. Denn für Oriana lebt er als geflügeltes Wesen in einer Märchenwelt weiter.
Dies ist der Beginn einer besonderen Freundschaft, die sich auch bald auf Amanda, Orianas Mutter ausdehnt. Trauer und Verzweiflung haben viele Gesichter und daher gibt es auch verschiedene Arten, damit umzugehen. Dieses Thema wird einfühlsam und behutsam beschrieben und es fällt nicht schwer, mit den Protagonisten mitzufühlen.
Harry, Oriana und Amanda haben aber noch eine Gemeinsamkeit: sie lieben alle den Wald.
Gerade für Harry und Oriana bedeuten Bäume Sicherheit und Geborgenheit. Gerade die Waldszenen hatten für mich eine nahezu magische Atmosphäre und waren einfach zauberhaft und berührend.
Auch die Bibliothekarin Olivia habe ich sofort ins Herz geschlossen. Ihre Liebe zu Büchern war greifbar, und die Idee zum Buch im Buch hat mir sehr gut gefallen.

Die Geschichte lässt sich flüssig lesen, leidet aber zunehmend unter ständigen Unterbrechungen durch für meinen Geschmack völlig überflüssige Nebenhandlungen, die nur unnötige Länge erzeugen. Dabei bleibt die eigentliche märchenhafte Leichtigkeit auf der Strecke, denn auch die Protagonisten spielen nur noch eine untergeordnete Rolle.

Ein bisschen versöhnt hat mich dann in den letzten Abschnitten, dass doch noch ein Spannungsbogen aufgebaut werden konnte und die wundersame Mission des Harry Crane noch äußerst erfolgreich war.


Veröffentlicht am 25.10.2018

Solider Dorfkrimi

Nur Gisela sang schöner
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Jupp, ein Dorfpolizist in der saarländischen Provinz, hat's nicht leicht. Abwechslung vom täglicher Einerlei bringt nicht mal mehr die dauernd nervende Nachbarin, die den bestellten Dachdecker schnell ...

Jupp, ein Dorfpolizist in der saarländischen Provinz, hat's nicht leicht. Abwechslung vom täglicher Einerlei bringt nicht mal mehr die dauernd nervende Nachbarin, die den bestellten Dachdecker schnell mal mit einem Einbrecher verwechselt und auch sonst ständig Hilferufe absetzt.

Aber auch zu Hause von Entspannung keine Spur. Die Gattin Inge hält eine Paar-Therapie für angebracht und die für lau wohnende Schwiegermutter Käthe nervt durch ihre bloße Anwesenheit.

Ja, ein Dorfpolizist hat schon einiges auszustehen. Der täglich Trott ändert sich schlagartig, als plötzlich die Nachbarin tot in der Badewanne liegt. Was wie Selbstmord aussieht, könnte doch auch Mord sein?? Mit Inge im Schlepptau ermittelt Jupp auf seine ganz eigene Art - entgegen alle gängigen Vorschriften - und bedient sich auch noch der Hilfe von Oma Inge.

Die Geschichte ist insgesamt witzig geschrieben und hat viele kleine amüsante und unterhaltsame Episoden. Leider gibt es aber auch, besonders Richtung Ende des Buches, viele Wiederholungen. Die saarländischen Begriffe sind im laufenden Text immer gleich ins Hochdeutsche übersetzt, was mich in meinem Lesefluss etwas gestört hat, zumal sich am Ende des Buches noch eine Gesamtauflistung befindet.

Mit Jupp und Inge bin ich nicht so recht warm geworden. Vielleicht liegt mir auch der saarländische Humor nicht, aber ich habe beide als recht anstrengend empfunden. Oma Käthe war dagegen für mich das absolute Highlight des Buches, eine echt "wilde Alte".

Insgesamt handelt es sich um einen soliden Dorfkrimi, den man gut zwischendurch lesen kann.