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Veröffentlicht am 21.04.2019

Mailer um Mailer

Das Verschwinden der Stephanie Mailer
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Die junge Journalistin beginnt für ein Buch zu recherchieren nachdem sie ihre Stelle in New York verloren hat. Sie sieht das Offensichtliche, das alle übersehen haben. Und bald darauf ist sie selbst verschwunden. ...

Die junge Journalistin beginnt für ein Buch zu recherchieren nachdem sie ihre Stelle in New York verloren hat. Sie sieht das Offensichtliche, das alle übersehen haben. Und bald darauf ist sie selbst verschwunden. Der kurz vor der Pensionierung stehende mittvierziger Jesse Rosenberg, der bereits vor zwanzig Jahren in dem vierfach Mord von Orphea ermittelte, rollt den alten Fall wieder auf. Gemeinsam mit seinem damaligen Partner Derek Scott beginnt er nach der Journalistin zu suchen und gleichzeitig startet der Versuch, herauszufinden, wieso sie vor so langer Zeit möglicherweise etwas übersehen konnten.

Orphea war ein beschauliches Städtchen in den Hamptons. Seine relative Bekanntheit erreichte es durch das alljährliche Theaterfestival, seine größere Bekanntheit durch den spektakulären Vierfachmord an dem damaligen Bürgermeister, seiner Familie und einer Joggerin. Und wieder naht das Festival heran als Stephanie Mailer mit ihren Nachforschungen beginnt. Sie ahnt nicht, dass sie nach so langer Zeit in Gefahr geraten könnte. Ihr Wunsch ist es, eine mitreißende True Crime Reportage zu schreiben, durch die sie vielleicht wieder eine Festanstellung erlangen kann. Zunächst erlangt sie nur ihr Verschwinden und eine Reaktivierung von Detectives Rosenberg und Scott, deren Dasein vor zwanzig Jahren auf den Kopf gestellt wurde und deren Leben nie wieder sein konnte wie zuvor.

Kennt man die vorherigen Bücher des Autors, geht man mit einigen Erwartungen an die Lektüre seines mit Spannung ersehnten neuesten Werks. Nach einigen Kapiteln kommt man nicht umhin, eine kleine Enttäuschung zu erleben. Im Gegensatz zu den virtuos komponierten Vorgängerromanen wirkt dieser Roman etwas grob geschnitzt. Die Charaktere sind teilweise so überzeichnet, dass sie hölzern und nicht sehr glaubhaft rüberkommen. Erst wenn man sich von seiner Erwartungshaltung befreit, kann man einigen Gefallen an dieser Kriminalfarce finden. Die Story scheint zwar an den Haaren herbeigezogen, ist aber doch schlüssig. Und auch wenn manchmal das Gefühlt entsteht, einige Ideen seien aus Roman, Film, etc. vertraut, so sind sie doch neu gewandet und in eine durchaus fesselnde Geschichte gekleidet. Es ist als habe der Autor ohne große Planung frisch von der Leber weg geschrieben und dabei zwar kein hochklassiges aber möglicherweise gerade deswegen mitreißendes irrwitziges Buch geschaffen.

Man weiß nicht, ob das Buch als Trash gemeint war. Wenn dies aber der Fall ist, so ist dem Autor ein wahrer Schelmenstreich gelungen.

Veröffentlicht am 20.04.2019

Wem glaubt man

Vier.Zwei.Eins.
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Vor fünfzehn Jahren beobachtete Laura die Tat, es kam zu einem Prozess und einer Verurteilung. Doch auch heute noch leben Laura und ihr Lebenspartner Kit in Angst. An einem anderen Ort, unter anderem Namen ...

Vor fünfzehn Jahren beobachtete Laura die Tat, es kam zu einem Prozess und einer Verurteilung. Doch auch heute noch leben Laura und ihr Lebenspartner Kit in Angst. An einem anderen Ort, unter anderem Namen wollten sie glücklich werden. Doch das Unbehagen lebt mit ihnen. Nun ist Laura schwanger und mit dem Kind soll alles besser werden. Allerdings scheint es so als würde die Vergangenheit sie einholen. Und gerade jetzt ist Kit unterwegs, um eine Sonnenfinsternis zu beobachten.

Die Fahrten zu den Plätzen, von welchen man eine Sonnenfinsternis am besten beobachten kann, waren ihr großes Hobby. Bei einer solchen Gelegenheit haben sie sich auch kennengelernt. Während eines solchen Festivals, auf dem weniger los war als erhofft, begann das Elend. Laura sah wie einer jungen Frau etwas angetan wurde, der mutmaßliche Täter konnte zunächst fliehen. Mit Hilfe von Lauras Aussage konnte ein Urteil gefällt werden. Doch in den folgenden Wochen nahm das Opfer Beth immer mehr Raum in Kits und Lauras Leben ein. Dies führte schließlich dazu, dass die beiden woanders hinzogen und ihre Namen änderten. Beginnt nun alles von vorn? Irgendetwas ist in den ganzen Jahren nicht ausgesprochen worden und gerade von dem Ungesagten scheint eine Gefahr auszugehen.

Auf zwei Zeitebenen spielen sich die Ereignisse ab. Zum einen erfährt man nach und nach, was im Jahr 1999 geschah und zum anderen erlebt man die Sorge Lauras in der Gegenwart. Sie ist hochschwanger und ihr Mann zu einer Sonnenfinsternis unterwegs. Auch wenn man Mühe hat, eine der handelnden Personen wirklich sympathisch zu finden, hört man doch eine spannende Geschichte mit überraschenden Entwicklungen. Häppchenweise bekommt der Leser die nötigen Informationen serviert, wodurch ein neuer Blick auf die Ereignisse gewonnen wird. Von Vanida Karun und Robert Frank gelesen bietet dieser Gedankendialog einen guten Thrill.

Veröffentlicht am 11.04.2019

Spieglein

Winterkind
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Sehnsüchtig wartet Blanka von Rapp darauf, dass ihre kleine Tochter Johanna, ihr Mann und das Kindermädchen Sophie zurückkehren. Seit langem schon kann Blanka das Haus nicht mehr verlassen und so konnte ...

Sehnsüchtig wartet Blanka von Rapp darauf, dass ihre kleine Tochter Johanna, ihr Mann und das Kindermädchen Sophie zurückkehren. Seit langem schon kann Blanka das Haus nicht mehr verlassen und so konnte sie nicht einmal der Bestattung ihrer Mutter beiwohnen. Es ist kalt, es ist Winter. Endlich kommen sie und sie bringen das einzige Erbe, einen Spiegel. Obwohl Blanka erfreut ist, dass ihre Familie endlich um sie vereint ist, herrscht doch eine gedrückte Stimmung. Und bald schon muss ihr Mann wieder fort. Der Zahltag für die Arbeiter der Glashütte naht und noch steht das Geld nicht parat.

Ein Winterroman, den man lieber in der helleren Jahreszeit liest. Zu düster ist die Stimmung, die verbreitet wird. Es steht nicht gut um die Familie von Rapp, sowohl was das zwischenmenschliche angeht als auch, was die finanzielle Seite anbetrifft. Der von Rapp war einmal ihr Traummann, für ihn ist sie andere Wege gegangen. Doch was ist geblieben, nach den Ehejahren. Nur ihr liebstes und einziges Kind. Als Johanna nach der Fahrt durch die Winterluft schwer erkrankt, ist ihre Mutter untröstlich. Gemeinsam mit Sophie versucht sie alles, um dem Kind zu helfen. Nicht immer allerdings ist gut gemeint auch gut gemacht. So bringt Blanka ihre Tochter in noch größere Gefahr.

Erinnert an das Märchen vom Schneewittchen wird man bei der Lektüre dieses Buches. Doch die Vorstellung von einem happily ever after sollte man beim Lesen dieses Romans nochmal überdenken. Man muss damit rechnen, aus seinen romantischen Vorstellungen gerissen zu werden. Nach dem Happy End geht das Leben erst los. Und nicht immer schwebt man auf rosa Wolken. Blanka jedenfalls ist in ihrer Vergangenheit gefangen und sie kann sich nur mit ihrer Fowlerschen Lösung aufrecht halten. Doch Blanka kämpft gegen die Dunkelheit in ihrem Inneren und für ihre Tochter. Und damit nährt sich auch der Glaube, dass es wieder aufwärts geht, wenn ein Tal durchwandert ist.

Ein spannender, düsterer Roman, der in einer alten Zeit spielt, in welcher schon der Umbruch in die Moderne zu spüren ist.

Veröffentlicht am 16.03.2019

Wirtschaftswunder

GIER - Wie weit würdest du gehen?
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In Berlin entkommt der junge Pfleger Jan Wutte nur knapp einen Unfall. Eine Limousine kommt von der Straße ab und landet kopfüber auf dem Seitenstreifen. Jan versucht, zu helfen, doch zu spät. Er muss ...

In Berlin entkommt der junge Pfleger Jan Wutte nur knapp einen Unfall. Eine Limousine kommt von der Straße ab und landet kopfüber auf dem Seitenstreifen. Jan versucht, zu helfen, doch zu spät. Er muss mit ansehen wie das Wrack verbrennt. Mord. Doch keiner will Jan glauben, er gerät sogar selbst unter Verdacht. Die einzige Möglichkeit, die Wahrheit ans Licht zu bringen, besteht erstmal in einer Flucht. Derweil bereitet sich Berlin auf den großen Gipfel vor. Eine Wirtschaftskrise droht und unter anderem das hat viele Demonstranten an den Ort des Treffens gelockt. Von diesen sind die Teilnehmer des Gipfels gut abgeschirmt.

Widmet man sich nach der Lektüre auch dem Nachwort, so wird man feststellen, dass hier eine Wirtschaftstheorie in Romanform vorgestellt wird, wobei der Autor eng mit den Wissenschaftlern zusammengearbeitet hat. Bestimmt nicht so einfach, ein Theorem in eine so einfache und auch spannende Handlung zu kleiden, dass es vom Leser verstanden wird und der Leser gleichzeitig gut unterhalten wird. Nach den Wünschen des Autors kann man dieses Buch als Thriller oder auch als Utopie betrachten. Sicherlich ist es auch eine hervorragende Anregung, nachzudenken, über das, was schiefläuft in der heutigen Zeit und es gibt eine Anregung, wie man es besser machen könnte, bestünde nur die Möglichkeit viele Menschen von der Idee zu überzeugen.

Allerdings sind die erklärenden Ausflüge in die Wirtschaftstheorie und verschiedene andere mathematischen und anderen Erläuterungen schon manchmal etwas trocken. Auch wenn die Bauernfabel mit ihren in eine kleine Geschichte verpackten Erklärungen sehr plastisch ist, fragt man sich doch, ob die Sache eine Chance hätte. Tatsächlich ist der Thrillerteil der Handlung sehr spannend und gekonnt rasant geschrieben, während man der Utopie einer gerechteren Wirtschaft, einer gerechteren Verteilung, tatsächlich das Gelingen wünscht, beim Blick in die Zeitung oder ins TV-Programm aber eher trübe Gedanken aufkommen. Sicher bleibt jedem nur, bei sich selbst anzufangen. Geben ist seliger denn Nehmen heißt es schon in der Bibel und manchmal waren die Alten nicht so dumm. Es scheint eher als sei die heutige Gesellschaft auf den Hund gekommen.

Ein Buch mit einer Mission, das wohl eher bei denen etwas erreichen kann, die sowieso schon ihr Denken in sinnvolle Bahnen lenken.

Veröffentlicht am 17.02.2019

Siegler

Der wilde Detektiv
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Weil die Tochter ihrer Freundin verschwunden ist, reist Phoebe Siegler nach Kalifornien, um die junge Frau zu suchen. Hilfe bekommt sie von dem Detektiv Charles Heist, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, ...

Weil die Tochter ihrer Freundin verschwunden ist, reist Phoebe Siegler nach Kalifornien, um die junge Frau zu suchen. Hilfe bekommt sie von dem Detektiv Charles Heist, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Verschwundenen zu finden. Es ist die Zeit nach dem Wahlsieg des kleinen Turms und Phoebe fühlt sich nicht mehr gut in Brooklyn. Daher ist es ihr zwar ein Anliegen die junge Arabella zu finden, aber auch eine Gelegenheit wegzukommen. Im fernen Kalifornien taucht sie ein in Kolonien ehemaliger Hippies und anderer Aussteiger, die am Rande der Gesellschaft leben. Diese Menschen haben eine eigene Welt kreiert, die zu verstehen nicht leicht für Phoebe ist.

Der wilde Detektiv Charles Heist ist eine ungewöhnliche Persönlichkeit. Sein Name könnte beinahe als Programm gedeutet werden, bedeutet Heist doch so viel wie Überfall oder Raubüberfall und wie ein Überfall bricht er über Phoebe hinein und sie hat Mühe, beim Thema der Suche nach Arabella zu bleiben. Doch Heist ist auch ein geheimnisvoller Typ, der sich nur ungern in die Karten schauen lässt. Immer wieder verschwindet er und Phoebe ist unsicher, ob seine Art der Arbeit hilfreich bei der Suche nach Arabella sein kann. Doch meist schafft Phoebe, sich dem Detektiv anzuschließen und lernt sie eine Parallelwelt in den Bergen Kaliforniens kennen, die rau und ursprünglich und manchmal auch gewalttätig ist.

Leicht zu lesen ist dieser Detektivroman, aber nicht in allen Teilen leicht zu verdauen. Schließlich finden Phoebe und Charles schon zu Beginn zwei tote Jugendliche, deren Sterben geheimnisvoll bleibt. Auch die Begegnungen mit den Aussteigern gestalten sich schwieriger und gefährlicher als man vermuten könnte, wenn man den Begriff Aussteiger hört. Hier scheinen sich in langen Jahren hauptsächlich zwei Gruppen gebildet zu haben, die sich nicht nur wohlgesinnt sind. Man hofft, dass solche abgeschiedenen Gruppen eher in den großen Weiten Amerikas zu finden sind. Nichtsdestotrotz ist dieser Roman sehr spannend, auch wenn er manchmal wie ein Trip durch ein Amerika wirkt, das durch die politischen Umstände auch nicht besser geworden ist. Manchmal sind Phoebes Handlungen nicht leicht nachvollziehbar und manchmal meint man, sie könnte eine Schwester im Geiste sein.