Ein leider sehr enttäuschender, trivialer Roman der Autorin, der weder Romantik noch Tiefgang aufweist
Rhode Island, 1961:
Elena ist ein Glückskind. Zumindest wird das von aller Welt behauptet. Ihre Eltern sind steinreiche Upper Class Mitglieder und zudem wird Elena jeder (materielle) Wunsch von den Augen ...
Rhode Island, 1961:
Elena ist ein Glückskind. Zumindest wird das von aller Welt behauptet. Ihre Eltern sind steinreiche Upper Class Mitglieder und zudem wird Elena jeder (materielle) Wunsch von den Augen abgelesen. Auch die Party, die ihr zu Ehren gegeben wird, könnte glamouröser nicht sein. Und obwohl sich das junge Mädchen sehr langweilt, lernt sie dennoch ausgerechnet dort ihren ersten Mann kennen in den sie sich Hals über Kopf verliebt. Doch Elena, die bislang nicht viel Liebe in ihrem Leben kennen lernen durfte, verwechselt allzu schnell Schwärmerei und sexuelle Anziehungskraft mit tieferen Gefühlen. Diese schmerzhafte Lektion wird sie mehrfach in ihrem weiteren Leben erfahren. Einige Männer später, trifft sie dann aber doch auf einen italienischen Prinzen, der sie im Sturm erobert. Einen attraktiven Burschen, der dazu auch noch einen ebenfalls interessanten Zwillingsbruder hat, welcher ebenfalls Interesse an Elena zu haben scheint…
Rom, 2017:
Die quirlige Cesca scheint eine wahre Lebenskünstlerin zu sein. Sie liebt ihre neue Heimat sehr und hält sich derweil mit Touristenführungen über Wasser. Ihre neuen Freunde lieben sie, dennoch ahnen sie gleichfalls, dass Cesca etwas vor ihnen verbirgt. Und in der Tat sind es wahrlich traumatische Erfahrungen der Vergangenheit, die ihr das Leben auch heute noch schwer machen und schließlich zu einem Orts und Jobwechsel führten.
Als Cesca eines Tages eine Haute Couture Handtasche in der Mülltonne vor ihrem Haus, in dem sie zur Miete wohnt, findet, ist sie irritiert. Sie ahnt gleich, dass diese, ein Dieb auf Beutezug, hineingeworfen haben muss. Die Besitzerin ist dennoch schnell ausgemacht, da sich ein ungeöffneter Brief in der Tasche findet. Und Cesca staunt nicht schlecht als sie, nur wenig später, vor einer waschechten Viscontessa steht, die sie kurzerhand in ihren atemberaubenden Palazzo einlädt. Cescas Glückssträhne scheint nicht abzureißen, denn Elena, die Viscontessa, bietet ihr nach einem anregenden Plausch tatsächlich einen Job an. Sie soll die Biografie dieser schillernden Persönlichkeit schreiben, die einst mit allen Berühmtheiten dieser Welt auf freundschaftlichem Fuße stand. Cesca nimmt das Angebot bereitwillig an, denn die Bezahlung ist ebenso fürstlich.
Doch schon nach kurzer Zeit kommen ihr Bedenken. Kann es sein, dass die Viscontessa wichtige Lebensdetails auslässt, bzw. sogar falsch wiedergibt? Welche dunklen Geheimnisse verbirgt sie vor Cesca?
Im vergangenen Lesejahr 2021 entdeckte ich Karen Swans Weihnachtsromane für mich und da sie mir so gut gefielen, deckte ich mich, in Folge, dazu mit ihren älteren Romanen ein, die ich zum Teil sogar auf Remittendentischen entdeckte. „Sterne über Rom“, erschien bereits im Jahre 2019 und erzählt diesmal eine Geschichte auf zwei Zeitebenen dargeboten. Elena und Cesca sind zwei Frauen, unterschiedlichen Alters, die auch sonst nicht viel gemeinsam haben. Abgesehen vielleicht von ihrer Naivität, die sie in manchen Lebenslagen an den Tag legen. Während Elena einst zu den ersten, reichen „It-Girls“ der Society gehörte, lebt Cesca, seit ihrer beruflichen Veränderung beinahe von der sprichwörtlichen Hand im Mund. Und so kann man gut nachvollziehen, wieso sie sich auf Elenas verlockendes Angebot einlässt.
Eigentlich fand ich das Grundkonstrukt, das Karen Swan um Elenas Geheimnis gestrickt hat, interessant. Allerdings muss ich aber auch zugeben, dass es leider nur mäßig spannend umgesetzt wurde. Kommen wir aber erst zu den Akteuren. Ein guter Roman steht und fällt mit seinen Hauptfiguren. Zwar müssen sie nicht durchweg sympathisch sein, doch sollten sie Ecken und Kanten, aber vor allem Tiefgang aufweisen. Das ist hier bedauerlicherweise nicht der Fall. Während Elenas Naivität immerhin noch zu erklären ist, durch ihre Erziehung und Verhaltenskodexe der damaligen Zeit, gilt diese Ausrede leider nicht für Cesca. Ich konnte zu keinem Zeitpunkt Zugang zu ihr finden und fand ihre pubertär wirkenden Anfälle, gelinde gesagt, seltsam. Warum sie sich überhaupt für einen Mann zu interessieren scheint, der nicht nur extrem unhöflich ist, sondern sie dazu, beinahe, auch noch mit seinem Motorroller über den Haufen fährt (und diesen Vorfall auch noch abstreitet) konnte ich sowieso nicht nachvollziehen. Die nichtssagenden Dialoge, die sie mit ihm führt, sorgen allerdings noch für einen zusätzlichen Tiefpunkt. Romantik Fehlanzeige! Dazu ist Nico ein Unsympath auf zwei Beinen, der eigentlich nur ein interessantes Merkmal aufweist- er hat einen spannenden Beruf.
Dazu hält sich die Autorin zu sehr mit banalen Nebensächlichkeiten auf und dass sie etwa berühmte Modeschöpfer/Schauspieler etc. einflicht oder berühmt berüchtigte Lokalitäten von einst namentlich erwähnt, reicht nicht aus, um das nötige Sixties Flair heraufzubeschwören. Elenas Werdegang, obwohl man zumindest zeitweilig Mitleid mit ihr entwickelt, wird recht oberflächlich und knapp erzählt, so dass ihr und den übrigen Akteuren kaum Raum zur charakterlichen Entfaltung geboten wird. Man fühlt sich als Leser immer etwas außen vor, statt mit dabei zu sein, weil sämtliche Emotionen, Gefühlswelten, unter Verschluss gehalten werden und so bleibt man eigentlich lediglich am Ball, weil man Elenas Geheimnis ergründen möchte. Was Cescas dunkles Geheimnis angeht, das wird sehr stiefmütterlich behandelt und wirkt eher wie ein kleiner Aufhänger, der jedoch für den Verlauf des Romans keinerlei Rolle spielt und irgendwann gegen Ende dann aufgedeckt wird. Eine richtige Aufarbeitung des Traumas findet dagegen nicht statt.
Immerhin ist es Karen Swan zumindest gelungen, Rom, mit seinen zahlreichen Sehenswürdigkeiten bildhaft vor den Augen ihrer Leserschaft entstehen zu lassen. Es behagt mir zwar nicht wirklich, einen Roman einer Lieblingsautorin schlecht zu bewerten, doch leider komme ich in diesem Fall nicht umhin. Wer sich einfach nur unterhalten lassen möchte, okay, aber wer sich Liebe, Romantik und Tiefgang erhofft, sollte lieber die Finger von diesem Buch lassen.
Kurz gefasst: Ein leider sehr enttäuschender, trivialer Roman der Autorin, der weder Romantik noch Tiefgang aufweist.